Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

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Desotho
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Desotho »

Vor ner Weile waren noch alle Podcasts umsonst. Was ist nun unverschämt? Darüber entscheiden letztendlich die Kunden.
Ich halte z.B. auch ein Sky-Abo in der heutigen Zeit für unverschämt, aber es gibt genug Leute die da freudig zahlen. Es ist deren Geld, nicht meins.

Eigentlich ist es doch eher eine positive Entwicklung wenn Leute bereit sind für Content im Netz zu zahlen.
El Psy Kongroo
Nebhotep
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Nebhotep »

Angebote die nicht genutzt werden, werden eingehen oder der Preis wird angepasst. Wenn Leute 7 Euro zahlen dann bleibt es so. Wenn nicht wird der Preis runtergehen oder das Modell angepasst. Der Markt reguliert sich selber. Wenn man der Meinung ist das etwas zu teuer ist dann nutzt man es nicht. Das ist die Macht des Users.
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W8JcyyU
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von W8JcyyU »

Die Online-Berichterstattung versucht durch Bilderlisten und Werbung Geld einzuspielen. Angebot vielleicht gratis, aber scheisse. Beauty-Kanäle auf Youtube betreiben munter Product Placement und Schleichwerbung und werden per Provision an den Verkäufen beteiligt. Hier sind die beworbenen Produkte scheisse. Und das Format ebenso. Gleiches in grün bei den Fitness-Youtubern, nur mit mehr Testosteron.

Geld und Vermarktung sind Online seit Jahren ein heisses Thema. Nicht umsonst hat sich Mathias Döpfner eine zeitlang regelmäßig zu Paywalls, Adblocker und Google geäußert. Persönlich gefällt mir eine "transparente" Patreon-Kampagne der jeweiligen Podcaster mehr als die erwähnten Negativbeispiele.
Ubique
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Ubique »

Axel hat geschrieben:Aber ist es positiv, wenn seitens von Medienmachern alle Leute, die vielleicht nicht zahlen können, geradezu verachtet werden?
Will man wirklich ein Internet haben, wo Grundfunktionen gesperrt sind, alles und jedes Angebot werbeverseucht daherkommt? Macht man damit das Internet als Informationsmedium nicht überflüssig? Und zündelt man da nicht auch mit demokratischen Grundwerten?

Ich führe mal als weiteres Beispiel für Deine These die Auftritte der Tageszeitungen an. Kaum noch bekommt man dort lokale Nachrichten. Gleichzeitig wundert man sich aber, dass immer mehr Verschwörungstheorien und dergleichen Zulauf bekommen. Oder das sich Menschen garnicht mehr für Poltik und Gesellschaft interessieren, wie auch wenn der Zugang zu Informationen immer weiter eingeschränkt wird?

Aber zurück zu Podcasts: Wenn man, wie hier bei The Pod, verschiedene Formate hat die entweder frei oder gebührenpflichtig sind, dann ist das transparent und fair. Dann hat man einen Mehrwert. Ich finde es aber absurd Grundfunktionen hinter Paywalls zu verstecken. Das grenzt für mich an Abzocke.
Der Zugang zum Internet war noch nie kostenlos, dessen Inhalte mögen es in den Anfängen teils vielleicht gewesen sein. Tatsache ist doch das alle Menschen die an unserer Gesellschaft teilhaben finanziele Mittel zum Leben benötigen. Es gibt ein Angebot im Internet für das du nicht bezahlen möchtest, dann tu es nicht. Kostenpflichtige Angebote in einem Medium machen dies nicht überflüssig. Information werden nie frei zugänglich sein. Das sterben des klassischen Printjournalismus ist doch Ergebnis deiner "alles muss für jeden frei zugänglich sein" Aussage.

Ich wüsste auch nicht wo das Angebot von The Pod nicht zahlende Hörer oder besser gesagt "nicht Hörer" nicht weniger ausgrenzt oder wie du es beschreibst "geradezu verachtet" als andere kostenplichtige Angebote.
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NobodyJPH
Quantifier of Virtues
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von NobodyJPH »

Axel hat geschrieben:Dass diese neoliberale "Weisheit" nicht stimmt, kann ich Dir definitiv an mindestens 200 Beispielen klar machen.
Da es sich bei Podcasts tendenziell um eine Freizeitbeschäftigung bzw. ein Luxusgut handelt, würde ich Nebhoteps Aussage nicht grundsätzlich ablehnen. Ein Podcast kann nur (finanziell gesund) überleben, wenn das Preis-Leistungs-Verhältnis allgemein als angemessen angesehen wird. Ob das jetzt der Tatsache geschuldet ist, dass die Qualität wirklich stimmt oder der Tatsache, dass die Zuhörer dumm genug sind, spielt im Ergebnis keine Rolle. Und ob du selbst den Preispunkt angemessen findest, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt. Grundsätzlich gebe ich dir aber recht, denn die Errichtung von Paywalls ohne entsprechende Gegenleistung hat auch meinem Empfinden nach stark zugenommen.
Ubique hat geschrieben:Ich wüsste auch nicht wo das Angebot von The Pod nicht zahlende Hörer oder besser gesagt "nicht Hörer" nicht weniger ausgrenzt oder wie du es beschreibst "geradezu verachtet" als andere kostenplichtige Angebote.
Bei The Pod ist die Vorgehensweise meiner Meinung nach absolut vorbildlich, gerade auch weil nicht minutenlang um Geld gebettelt wird. Besonders hervorzuheben ist hier auch die Möglichkeiten, sich vorab über die Qualität der Premium-Inhalte und die Weiterentwicklung des Projekts informieren zu können. Natürlich gibt es auch andere Podcasts mit fairem Bezahlmodell, aber ich habe da auch schon ganz andere Varianten erlebt.
Ubique
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Ubique »

NobodyJPH hat geschrieben:
Ubique hat geschrieben:Ich wüsste auch nicht wo das Angebot von The Pod nicht zahlende Hörer oder besser gesagt "nicht Hörer" nicht weniger ausgrenzt oder wie du es beschreibst "geradezu verachtet" als andere kostenplichtige Angebote.
Bei The Pod ist die Vorgehensweise meiner Meinung nach absolut vorbildlich, gerade auch weil nicht minutenlang um Geld gebettelt wird. Besonders hervorzuheben ist hier auch die Möglichkeiten, sich vorab über die Qualität der Premium-Inhalte und die Weiterentwicklung des Projekts informieren zu können. Natürlich gibt es auch andere Podcasts mit fairem Bezahlmodell, aber ich habe da auch schon ganz andere Varianten erlebt.
ich habe lediglich die "Ausgrenzug" nicht zahlender Menschen bewertet aufgrund der Aussage von Axel. Es geht nicht um Vorbildlichkeit. Es ist ein Paywall ob mit oder ohne "Schnupperepisode". Ich finde da auch nichts verwerfliche dran, ich empfinde Werbung aber auch nicht verwerflich. Verwerflich empfinde ich aber das Kritisieren von kostenplichtigen oder werbefinzierten Luxusgütern für die man nicht bezahlen möchte.
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Blaight
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Blaight »

Das Internet ist dermaßen voller Gratis-Unterhaltung. Wenn die meinen ein solches Angebot ist angemessen und lohnenswert, dann kann ich daran nicht Schlechtes sehen. Finde die Anspruchshaltung befremdlich. Ich schaue relativ viel Profi-Matches auf Twitch (CS:GO, falls sich jemand wundert), wenn das auf einmal kostenpflichtig würde, würden die mich vermutlich einfach verlieren. Woher kommt der Anspruch, dass andere Menschen Ihre Zeit investieren müssen und man das Recht hat die Früchte dieses Investments kostenfrei zu bekommen. Nee nee. Ich kaufe ja auch Dan Carlin HH Folgen ab, wenn mir der Kontext gefällt.
Auch die Lage der Nation macht jetzt einen auf Premium. Ist doch ok.
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Peter
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Peter »

Ich kann auch überhaupt nicht nachvollziehen, was hier jetzt "pervers" oder "absurd" sein soll. Es gibt nun wirklich genügend Dinge auf dieser Welt, die ich mit diesen Begriffen bezeichnen würde, aber Podcasts, mit denen Leute ihren Lebensunterhalt verdienen möchten? Nee, beim besten Willen nicht.
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Heretic
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Heretic »

Wenn die Qualität stimmt, ist ein kostenpflichtiger Podcast besser als überhaupt kein Podcast. Ich würde allerdings keine 7 € pro Folge auf den Tisch legen. Für den Preis hole ich mir lieber eine gute alte Zeitschrift.
5of3
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von 5of3 »

heyho,

wow richtig gutes Thema!!!! Danke an Axel hierfür!

Zum Inhalt:

Ja ich beobachte diese Entwicklung als armer phd-student auch mit einem weinenden Auge. Das beginnt bei mir aber ganz ehrlich auch bei The Pod. Da würde ich mir auch gerne alles anhören, kann aber derzeit leider keinen Euro abgeben und muss daher bei den Sonntagsfolgen bzw. dem free-content bleiben.

Jedoch möchte ich mich nachdrücklich meinen Vorrednern anschließen. Der Markt regelt das. Und das als neo-liberales Gequatsche abzutun ist schlichtweg falsch und die weiteren Aussagen "absurd" und "pervers" sind doch auch wieder ein wenig zu hart. Man muss es doch einfach so sehen, das ganze beginnt frei vlt. als Hobby und wird von Privatpersonen (!!!!; welche nicht über GEZ oder sonstigen staatlichen oder öffentlichen Verteilungsmechanismen geförderten Mittel unterstützt werden) initiiert. Es kommt dann zu einer Professionalisierung und natürlich auch dem Gedanken diese Arbeit zu kommerzialisieren, wie das geschieht bleibt aber vollkommen frei dem Betreiber. Gute Mechanismen werden sich durchsetzen, schlechte Mechanismen verschwinden. Das hierbei Experimente stattfinden die weiterkommen bzw. auf der Strecke bleiben ist doch der natürliche Weg der Dinge. Als Kunde hat man daher schlichtweg die Wahl das Angebot anzunehmen bzw. nicht. Aber man hat kein Recht auf das private Gut des Produzenten, weder in Form in der zur Verfügungstellung von Content für Lau oder dem Einrichten eines Feedbackforums. Das sind alles private Leistungen des Produzenten. Ich habe ja auch kein grundgesetzgegebenes Recht auf bspw. meiner Meinung nach gute Spiele!

Soviel zunächst dazu, der weitere interessante Punkt ist diesem Fall jedoch auch, was Axel schon anspricht, das Phänomen "Podcast" bzw. das durch die Decke gehen von "The Pod" und die Imitation des Projekts. Während ich "in the long run" nachdrücklichst die obige Aussage "market rules" für die einzige adäquate Aussage halte, gibt es natürlich auch eine kurzfrist Betrachtung. Hier kann es eher zu Blasen, Verzerrungen und Hype-induzierten Zyklen kommen, welche ggf. für Produzenten und Konsumenten negativ sind. Bspw. Boom an temporären pledges welche den Podcastern zuviel Mittel zur Verfügung stellen und zu langfristigen Expansionsplänen verleiten, welche aber dann bei schlagartigem Abfall des Interesses nicht mehr bedient werden können bzw. auch Abschließen von Abo-Angeboten auf Hörerseite und (mentale) Investments der Zuhörer welche dann versanden. Aber das ist a) ein anderes Thema und b) eben eine kurzfrist Betrachtung.
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Blaight
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Blaight »

5of3 hat geschrieben:als armer phd-student
Keine Stelle? Nicht wenigstens 50%?
5of3
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von 5of3 »

lol touché

doch doch, nur der Anhang zum Durchfüttern frisst vieles davon auf (im wahrsten Sinne des Wortes). Das ist aber halt privates Pech/Glück :-) und sollte vor allem kein Jammern sein. Der punkt war ja nur, dass man sich selbst als Konsument halt immer irgendwie budgetieren muss und mein budget "Mediale-Unterhaltung" ist eh jeden Monat gefühlt zu hoch. Wie gesagt ist kein gejammer (wäre einfach zu absurd bei dem top Leistungsangebot hier; aber das zählt ja nicht, denn irgendeine Uhr mit nem gescheitem Mechanikwerk mag ja auch relativ sehr sehr günstig erscheinen und dementsprechend ein top preisleistungsverhältnis haben, leisten kann ich es mir trotzdem nicht)! :-)
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Desotho
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Desotho »

Man muss letztendlich bei den Angeboten schauen und ich denke kaum jemand kann/will alles unterstützen was unterstützenswert ist.
Für 4,99 bekomme ich auch ein Crunchyroll Abo, das vermutlich zig mal mehr Content als The Pod bietet.
Ist the Pod deswegen "perverse" Geldmacherei? Wohl nicht.

Es gibt bei den Podcasts extrem viele Angebote die Gratis sind und jeder kann sich ein Micro schnappen und selbst einen Podcast machen. Ein kostenpflichtiges Angebot muss für das Geld auch was bieten, sonst ist es tototot. Und damit regelt sich der Markt ganz einfach selbst.
El Psy Kongroo
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Maxi
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Maxi »

Axel hat geschrieben:Ich finde es aber absurd Grundfunktionen hinter Paywalls zu verstecken. Das grenzt für mich an Abzocke.
Würde ich dir schon ein Stück weit zustimmen. Aber man darf nicht vergessen, dass die Podcasts meistens ja tatsächlich Privatprojekte sind. Somit kann jeder selbst entscheiden, was er dafür veranschlagt. Hört dann im Zweifel halt keiner. Aber weiß wirklich nicht, was in dem Zusammenhang gegen den sich selbst regulierenden Markt zu sagen ist.
Timba

Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Timba »

Interessantes Thema, danke an Axel für das Ansprechen.

Jedoch muss auch ich widersprechen und mich meinen Vorrednern anschließen, Podcasts sind Freizeitvergnügen und kein Grundrecht. Steam ist auch kostenlos, es sei denn man möchte vernünftige Inhalte nutzen.
AAA-Spiele gibts im Sale nur für 20€, das grenzt ja schon an Wucher, Feedback darf ich auch nur geben wenn ich es gekauft habe. Zustände wie in der neoliberalen Dystopie! Der nächste logische Schritt ist ein Entzug des Wahlrechts bei einem Einkommen von unter 120k€/Jahr.

Um noch einmal auf die unsichtbare Hand des Marktes zurück zu kommen, sie funktioniert hervorragend, wenn sie mal nicht funktioniert kommen einige Faktoren ins Spiel wie Marktmacht, Monopole oder Einmischung Dritter. Gegen die sollte man auch arbeiten (oder forcieren), je nach Agenda und Fall. Grundsätzlich empfinde ich es als positiv wenn Menschen von dem Leben können was ihnen Freude bereitet, die Welt wäre ein schönerer Ort wenn das bei allen so wäre.

Ansonsten gilt es wie in der Politik, Alternativen suchen und wenn es keine gibt selber welche schaffen (wenn es einem so wichtig ist).
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Vinter
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Vinter »

Ich sehe am aktuellen Podcast-Geschäftsmodell (Auch hier von AeB) sowieso einige Probleme.

Zum einen sind aktuell erfolgreiche Podcasts sehr nischig. Sie gehen in die Tiefe, aber nicht in die Breite. Das heißt, das Investment für den Zuhörer ist sehr hoch, sowohl zeitlich, als auch finanziell. Ich verbringe sehr viel Zeit damit, diesen Podcast über Videospiele zu hören und weiß dann noch rein gar nichts anderes von der Welt. Auf der anderen Seite wollen ALLE Podcasts so um die 5€ haben, noch dazu über ein (zwar kurzfristig kündbares, aber dennnoch) Abomodell - und ich sehe zum jetztigen Zeitpunkt nicht den Trend, dass sich selbst Enthusiasten idR mehr als drei unterschiedliche Podcasts abonnieren, weil spätestens dann der Punkt erreicht ist, wo die meisten Leute eh nicht mehr alles hören können und sich dann fragen, wofür sie nun noch mehr Geld ausgeben sollen.

Gleichzeitig sind 5€ pro Monat aber kein hoher Betrag und man fragt sich, wer davon Leben soll. Da braucht man schon sehr viel Reichweite (und AeB hat das) um damit einigermaßen über die Runden zu kommen. Aus dieser Perspektive sind 5€ geradezu selbstausbeuterisch - und dass Geschäftsfeld ist imho so eng, dass da kaum mehr als eine Handvoll Casts aus einem Ressort davon existieren können, für alle anderen bleiben nur Krümel. Insbesondere was die Menge an Content angeht, die man hier bekommt, sind 5€ geradezu lächerlich wenig. Mit Insert Moin und AeB ist dieses Feld im Grunde beackert, Stay Forever hat auch noch Platz, weil Sonderstellung aufgrund der Themenwahl - aber ich frage mich, wer jetzt noch zusätzlich einen Gamespodcast eröffnen sollte, mit dem Ziel, zumindest die Redakteure am Leben zu erhalten.

Das heißt, sowohl aus Konsumenten- als auch aus Betreibersicht, halte ich das aktuelle Geschäftsmodell von Podcasts für eine Sackgasse. Es schränkt die Vielfalt der verfügbaren Meinungen auf der Betreiberseite ein und zusätzlich verstärkt es die Filterblasen der Zuhörer.
Und was man dabei zusätzlich beachten muss: Podcasts stehen ja nicht allein auf weiter Flur. Sie konkurrieren z.B. direkt mit anderen individualjournalistischen angeboten, wie z.B. Übermedien oder Netzpolitik.org, die ebenfalls einen 5er von mir haben wollen.

Meine Idee einer Problemlösung wäre z.B. das akustische Äquivalent einer Wochenzeitung: Verschiedene Podcasts unterschiedlicher Ressorts schließen sich zu einem Paket zusammen. Jedes Ressort produziert weniger, dafür besser recherchierte und produzierte Inhalte. Damit wäre man in der Lage a) die Reichweite zu erhöhen und b) die Filterblasen der Zuhörer aufzubrechen, weil er trotzdem mal rechts und links etwas hören kann, von dem ihm vorher noch nicht klar war, dass es ihn überhaupt interessiert.
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Desotho
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Desotho »

Ganz ehrlich: würden 30 % der Podcasts von Auf ein Bier über Politik, Musik, Bücher, etc. gehen wäre das erste was ich machen würde das Patreon Abo zu kündigen :D
El Psy Kongroo
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Vinter
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Vinter »

Ich spreche ja nicht davon, dass es die selben Redakteure sind. Sondern dass es unterschiedliche Ressorts gibt.

Wenn man will, kann man aktuell seinen gesamten journalistischen Input mit einem Videospielpodcast, einen über Fußball und vielleicht noch einen über Wrestling sättigen, weil man mehr eh nicht aufnehmen kann. Dann weiß man darüber zwar bescheid, aber ob man dann klüger ist... und ob dass die Art von Journalismus ist, die uns gesellschaftlich weiterhilft, wenn wir alle anderen Formate verhungern lassen?
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monkeypunch87
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von monkeypunch87 »

Vinter hat geschrieben:Dann weiß man darüber zwar bescheid, aber ob man dann klüger ist... und ob dass die Art von Journalismus ist, die uns gesellschaftlich weiterhilft, wenn wir alle anderen Formate verhungern lassen?
Ehrlich gesagt kann dies nur ein erweitertes Angebot sein. Die Entwicklung geht nun mal immer weiter in diese Filterblasen und dies wird man mit "Zwang" nicht mehr umkehren, schon gar nicht wenn man an gesellschaftliche Relevanz appelliert.

Ich mag meine Blasen. :occasion-balloons:
Zuletzt geändert von monkeypunch87 am 31. Mär 2017, 14:59, insgesamt 1-mal geändert.
Ich drücke mich durchgehend unpräzise aus.
Dies ist ein Forum, welches ich in meiner Freizeit besuche, und nicht der wissenschaftliche Nabel der Welt.
Danke für das Verständnis, Goldwaagen bitte bei der Arbeit lassen. :mrgreen:
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Vinter
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Re: Die perverse Durchkommerzialisierung von Podcasts

Beitrag von Vinter »

Ich appelliere ja nicht an ein kollektives gesellschaftliches Bewusstsein, ich frage mich, ob so eine Art Zusammenschluss verschiedenster Ressorts ein tragfähiges Geschäftsmodell darstellen könnte. Darüber hinaus sehe ich da ein gesellschaftliches Problem, das idealerweise als Nebeneffekt abgeschwächt wird.
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