Wer trägt die meiste Schuld?

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SkyDiver
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Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von SkyDiver »

Guten Tag Freunde,

ich hatte vor paar Tagen eine hitzige Diskussion mit einem Freund, über das Thema, wer die meiste Schuld trägt, bei illegalen oder dubiosen Geschäften/Taten.

Schauen wir uns mal 3 Szenarien an:
1. Uploader oder Downloader? (Illegaler Content)
2. Käufer oder Verkäufer? (Waffenexporte aus Deutschland nach beispielsweise Saudi Arabien und Drogenverkauf)
3. Unternehmen oder das Land das die rechtlichen Rahmenbedingungen regelrecht für diese Art von Beschäftigungen auslegt?
(Unternehmen die Menschen regelrecht ausbeuten in Armen Ländern mit Outsourcing und Dumpinglöhnen)

Jeder Einzelne Teilnehmer trägt natürlich eine gewisse Art von Schuld, uns hat es interessiert wer die meiste Schuld trägt. Unsere Meinungen gingen sehr weit auseinander, deshalb war ich so überrascht und wollte euch mal fragen.
Hochrechnungen sagen die Zukunft voraus,
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Alexander Eilers
zackzackab
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Re: Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von zackzackab »

Im Strafrecht spielt die Quantifizierung der Schuld bei der Strafzumessung die dominante Rolle. Das Ausmaß der Schuld erhält man dort, indem man das Ausmaß des verursachten Unrechts (Ausmaß des Unwerts der Handlungsweise, des Unwerts des Taterfolgs und des Unwerts der aus der Tat sprechenden Gesinnung) zum Ausmaß der Vorwerfbarkeit ins Verhältnis setzt.

Z.B. könnten man den Erfolgsunwert beim illegalen Filesharing beim Uploader mit dem Argument hoch ansiedeln, er habe dafür gesorgt, dass mehr als nur eine illegale Kopie bei diversen Downloadern entstanden sei, die möglicherweise ihrerseits weiter verbreitet werden. Dadurch wird dem Inhaber des Urheberrechts gleich in unzähligen Fällen die Monetarisierung des Produkts verwehrt. Hat er es nur passwortgeschützt mit einem Freund geteilt, wiegt die Schuld weniger schwer. Wenn der Uploader finanziellen Gewinn unter rechtswidrigem Eingriff in fremder Rechte sucht (Werbung vor den Download schalten, direkter Verkauf, etc.), wöge die Schuld schwerer, als wenn er den Content z.B. kostenfrei weiterverbreitet, weil er der Meinung ist, endlos kopierbares Kulturgut sollte frei verfügbar sein, damit es möglichst viele Menschen zu weiteren Werken inspirieren kann.

Soll heißen, man muss zur Quantifizierung der Schuld immer alle Umstände des Einzelfalls berücksichtigen. Bei den von Dir beschriebenen Konstellationen kann das Ausmaß der Schuld stark variieren. Deswegen gibt der Gesetzgeber den Strafgerichten ja auch Strafrahmen zur Hand und überlässt es ihnen, das konkrete Ausmaß der Schuld im Einzelfall zu bestimmen, um auf dessen Basis eine dem Einzelfall angemessene Strafe aus dem Strafrahmen auszuwählen.

Soweit von Dir angesprochene Konstellationen strafbar sind, kannst Du herausfinden, was der Gesetzgeber zum Ausmaß der Schuld gedacht hat, indem Du die Strafrahmen der Delikte vergleichst. Wenn man die Strafrahmen im StGB miteinander vergleicht, wundert man sich da häufig.

Zur Orientierung, worauf der Richter u.a. schaut, die gesetzliche Grundlage:
§ 46
Grundsätze der Strafzumessung

(1) 1Die Schuld des Täters ist Grundlage für die Zumessung der Strafe. 2 [...]

(2) 1Bei der Zumessung wägt das Gericht die Umstände, die für und gegen den Täter sprechen, gegeneinander ab. 2Dabei kommen namentlich in Betracht:

die Beweggründe und die Ziele des Täters, besonders auch rassistische, fremdenfeindliche oder sonstige menschenverachtende,

die Gesinnung, die aus der Tat spricht, und der bei der Tat aufgewendete Wille,

das Maß der Pflichtwidrigkeit,

die Art der Ausführung und die verschuldeten Auswirkungen der Tat,

das Vorleben des Täters, seine persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse sowie

sein Verhalten nach der Tat, besonders sein Bemühen, den Schaden wiedergutzumachen, sowie das Bemühen des Täters, einen Ausgleich mit dem Verletzten zu erreichen.

(3) Umstände, die schon Merkmale des gesetzlichen Tatbestandes sind, dürfen nicht berücksichtigt werden."
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NobodyJPH
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Re: Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von NobodyJPH »

Ad-hoc könnte ich zu den drei sehr unterschiedlichen Szenarien überhaupt keine Antwort liefern. Gerade im zweiten Szenario, gibt es dann doch einen deutlichen Unterschied zwischen der Verwendung von Waffen und dem daraus entstehenden Schaden für Unbeteiligte auf der einen Seite und dem Kosum von Drogen mit ganz konkreten Folgen für den Käufer und dessen direktes Umfeld auf der anderen Seite. Gerade beim Ankauf von Waffen lässt sich das Rad noch weiter drehen, indem man die Schuld zwischen Einkäufer, Befehlshaber und Anwender aufteilt.

@SkyDiver: Jetzt wäre es natürlich auch interessant, deinen eigenen Standpunkt zu erfahren. Im besten Fall natürlich mit ein paar Argumenten, dann fällt der Einstieg in die Diskussion auch leichter.

@zacktackab: Grundsätzlich sollte wohl auch zwischen der moralischen und der rechtlichen Dimension unterschieden werden. Nicht alles, was rechtlich erlaubt ist, ist auch moralisch vertretbar und ein weltweites einheitliches Strafrecht existiert ebenfalls nicht.
zackzackab
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Re: Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von zackzackab »

NobodyJPH hat geschrieben:Grundsätzlich sollte wohl auch zwischen der moralischen und der rechtlichen Dimension unterschieden werden.
Nicht alles, was rechtlich erlaubt ist, ist auch moralisch vertretbar [...]
Deshalb habe ich ja auch "im Strafrecht" geschrieben und schlicht eine systematische Herangehensweise an die Quantifizierung von Schuld vorgestellt. Die Systematik lässt sich auch verwenden, um bei nach geltendem Recht legalen Waffenexporten über die Legitimität der Legalität zu diskutieren.
NobodyJPH hat geschrieben: [...] und ein weltweites einheitliches Strafrecht existiert ebenfalls nicht.
Hab ich das behauptet? Da wir wohl größtenteils in Deutschland sind, hielt ich es für unnötig, klarzustellen, dass ich vom deutschen Strafrecht spreche. ;)
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Scipio
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Re: Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von Scipio »

Das ist wirklich eine schwierige Frage. Waffenexporteure tragen immer eine Mitschuld und gerade die, welche an Länder verkaufen, welche den Ruf haben diese nicht für Verteidigungszwecke einzusetzen, sondern um zu unterdrücken und zu morden.

Natürlich kann man sagen, dass die die morden wollen auch ohne diese Waffen gemordet hätten, so wie es Mitte der neunziger in Ruanda mit einfachen Macheten geschehen ist. Dennoch ist die Tötungsrate mit modernen Waffen eine wesentlich höhere.

Wenn ich sehe das die Golfstaaten alle mit westlichen Waffen aufgerüstet worden sind, muss man doch stark an den Verstand der Waffenindustrie zweifeln, welcher wohl bei den hohen Summen ausgesetzt hat. Eventuell sieht man durch den Konflikt Saudi Arabiens und Katar bald einen Schlagabtausch zwischen deutschen Leopard Panzern und amerikanischen Abrahams Panzern.

Aber diese Deals währen letztendlich nicht ohne die Einwilligung der beteiligten Staaten zustande gekommen. Um blasphemisch zu dein Punkt 3 zu kommen, die Staaten sind doch inzwischen viel zu eng mit den Konzernen zusammengewachsen, sodass eine Trennung wirklich schwierig ist.
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DerSpieler
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Re: Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von DerSpieler »

Am Ende sind das natürlich alles moralische Fragen wo es kein richtig oder falsch gibt.

Beim Uploaden von illegalen Inhalten gibt mein Bauchgefühl dem Uploader mehr Schuld mit der gleichen Begründung wie auch der juristischen, also der Downloader hat eine Kopie für sich gemacht, der Uploader hat dafür gesorgt, dass potentiell tausende Leute Kopien machen können. Es braucht für jede Kopie in dem Fall einen Up- und einen Downloader und die Downloader sind viele verschiedene und der Uploader immer der gleiche.

Bei den Drogen kommt es nach meinem Ermessen darauf an was "die Schuld" ist: Geht es um den körperlichen und emotionalen Schaden den die Drogen bei einer Einzelperson anrichten? Dann würde ich der konsumierenden Person mehr Schuld geben als dem Verkäufer (was natürlich nicht heißt, dass dieser keine Schuld hat), da der Konsument immer die Möglichkeit hat "Nein" zu sagen. Natürlich kann man sich im Drogenmilieu auch Fälle von Leuten die nicht mehr "Nein" sagen können vorstellen aber so im Durchschnitt und nach meinen Erfahrungen mit weichen und/oder legalen Drogen geht das schon.

Geht es um eine gesamtgesellschaftliche Drogenproblematik und ggf. die Kosten die für die Gesellschaft entstehen? Da sehe ich die Schuld eher bei Produzenten und Verkäufern. Denn ähnlich wie die Uploader beim Filesharing braucht es immer einen Verkäufer und einen Käufer (und ggf. einen Produzenten), der Verkäufer kann aber immer der gleiche sein und die Käufer viele verschiedene.


Bei den anderen Sachen wie Waffenexporten oder Ausbeutung von Arbeitern bin ich einfach zu wenig schwarz/weiß-Denker als das ich mir da eine eindeutige Meinung drüber bilden könnte. Da spielen so viele Faktoren zusammen und es ist so eine Anhäufung von Einzelfällen und guten wie schlechten Argumenten, das ich da die Schuld nicht klar gewichten kann und will.
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W8JcyyU
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Re: Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von W8JcyyU »

Aufsichtsbehörden und Kontrollinstanzen, siehe Bankenkrise, Eurokrise, Dieselskandal, Waffenexporte nach Mexiko oder Saudi-Arabien, Berliner Flughafen, ...

Warum über moralische Verpflichtungen von Käufern / Verkäufern oder Konsumenten / Produzenten philosophieren. Zwangsläufig wird vorsätzlich, aus Unkenntnis oder schlicht wegen Fehlern gegen Regelungen verstoßen. Warum unabhängige Kontrollorgane fehlen oder die Unabhängigkeit durch massive Interessenskonflikte aufgehoben wird, ist mir allerdings ein Rätsel.
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Brahlam
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Re: Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von Brahlam »

Jede Diskussion die nur nach Schuldigen sucht ist für mich eine Grundlose. Es sollte im Idealfall immer darum gehen Lösungen zu suchen, wer schuld an einem Problem hat ist in erster Linie egal. Wichtig ist es das jeweilige Problem möglichst effizient zu lösen.
Zumal "Schuld" selten auf einzelnen Personen, Firmen, oder Behörden lastet. Gerade Raubkopien, Drogen und Billiglohnarbeiter sind einfach Ergebnisse des westlichen Lebensstils.

Stell dir mal vor China würde Arbeitsgesetze und Löhne wie in Deutschland einführen, die Weltwirtschaft würde zusammenbrechen.

Und Drogen wird es geben so lange es Bedarf danach gibt, also immer, für die einen reichen die "Seichten" wie Alkohol und Tabak, für andere muss es härter Stoff sein. Was das angeht wäre es eher spannend was passieren würde wenn Kokain und Co. legalisiert werden würden, würde dann ein ganzer "Industriezweig" im Organisierten Verbrechen wegfallen? Was wären die Auswirkungen auf die Pharma Industrie und die Westliche Welt im Allgemeinen.

Und Waffenexporte gehören zur Wirtschaft einfach dazu. Menschen finden immer einen Grund sich gegenseitig umzubringen, das bekommt man auch nicht aus uns raus, dafür sind wir zu "menschlich". Warum dann nicht diesen Bedarf mit effizientem Werkzeug stillen? So krank es auch ist, der Tod ist ein Geschäft. Eine heile Welt wie in diversen Utopien werden wir nie erreichen, eher Bomben wir uns zurück in die Steinzeit.
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SkyDiver
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Re: Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von SkyDiver »

zackzackab hat geschrieben:Im Strafrecht
Es ist interessant diese Thematik im strafrechtlichen Zusammenhang zu betrachten, zumal meine eigene Meinung, in gewissen Teilen, hier Bestätigung erfährt.
NobodyJPH hat geschrieben:@SkyDiver: Jetzt wäre es natürlich auch interessant, deinen eigenen Standpunkt zu erfahren. Im besten Fall natürlich mit ein paar Argumenten, dann fällt der Einstieg in die Diskussion auch leichter.
Ich bin kein Fan von Schwarz-Weiß-Denken, alle Parteien haben eine gewisse Art von Schuld zu tragen, aber in meiner Weltanschauung gewichte ich die Schuld, um ein bisschen Ordnung in alle Thematiken einzubringen.

Zu Punkt:
1.) Der Uploader nutzt hier meiner Meinung nach eine Nachfrage im Markt aus, um daraus entweder Profit oder Anerkennung zu gewinnen, mit Werken die er in keinster Weise unterstützt oder produziert hat. Man muss bedenken das "Cracken" von, vor allem Spielen, kein einfaches Unterfangen ist und nur ein kleiner Prozentsatz der Menschen überhaubt dessen Mächtig oder die Zeit dafür haben dessen Mächtig zu sein sind. Das Argument "Wenn es CPY oder Skidrow nicht machen würde, würden andere ihre Plätze einnehmen" finde ich daher ein bisschen verwerflich, da der Markteintritt, wie es Ökonomen so gerne nennen, sehr schwierig ist. Zumal diese "Cracker-Organisationen" sich regelrecht als "White-Hats" der Hackercommunity sehen und Ideologien wie "Spiele, Filme etc. sind Kunst und müssen für alle zugänglich gemacht werden" vertreten. Manche Menschen, vor allem Downloader und Uploader sollten einfach verstehen, das Spiele und Filme Luxusgüter sind. Wenn du es dir nicht leisten kannst, findest du auf keiner moralischen Instanz Rückendeckung dafür, diesen Content für diese Leute zu verbreiten oder zu Downloaden. Für mich sind das niedere Gründe verpackt in einem schönen Korsett!

2.) Bei den Waffenexporten nach Saudi Arabien habe ich eine klare Meinung, für mich haben die Verkäufer eine größere Schuld zu tragen!
Als Verkäufer sollte man hier eigentlich den Staat sehen. Wenn man davon ausgehen kann, das der Käufer (Saudi Arabien) mit diesen Waffen immer noch den blutigen Krieg mit seinem Nachbarstaat Jemen führen wird, oder seine Bevölkerung damit unterdrücken wird, aber trotzdem den Verkauf genehmigt, sehe ich aus moralischer Sicht äußerst verwerflich. Ich habe manchmal das Gefühl, das wir Europäer uns als die letzte Bastion der Demokratie sehen, aber viele unserer Handlungen sind komplett konträr zu den Werten die wir eigentlich vertreten.
Ich habe vor etwa 5 Jahren als Ferienjobber in einem Unternehmen gearbeitet, das spezialisiert in thermische Regelungstechnik war. Diese Regelungstechnik könnte man mit ein bisschen Modifikation in Waffen einsetzen, deshalb war es für dieses Unternehmen sehr schwer, nach Iran, Güter zu exportieren, da damals ein Teil-Handelsembargo für Iran vorlag, aber was die Verkäufe nach Saudi Arabien angingen war alles erlaubt. Die Mitarbeiter machten sogar Scherze über diesen Umstand und konnten es selber nicht verstehen, da flogen damals Sätz wie "Ich geh mal die Unterdrückung weiter unterstützen" :D :think:
Was ich damit sagen möchte ist, das hier Zweigleisig gefahren wird und scheinheilig gehandelt wird. Am liebsten soll weder Iran noch Saudi Arabien von uns Waffen bekommen, aber mir geht um das Prinzip und die Intention die hinter den Verkäufen liegt. Für mich ist profit aus Kriegen zu schlagen so oder so das letzte, aber leider ist es in unserer jetzigen Zeitgeschichte unmöglich davon wegzukommen.

3.) Hier bin ich gleicher Meinung mit den letzteren Posts.
Brahlam hat geschrieben:Jede Diskussion die nur nach Schuldigen sucht ist für mich eine Grundlose. Es sollte im Idealfall immer darum gehen Lösungen zu suchen, wer schuld an einem Problem hat ist in erster Linie egal. Zumal "Schuld" selten auf einzelnen Personen, Firmen, oder Behörden lastet. Gerade Raubkopien, Drogen und Billiglohnarbeiter sind einfach Ergebnisse des westlichen Lebensstils
Ich suche hier nicht den einzigen Schuldigen, die Fragestellung war eher eine moralische wer die meiste Schuld trägt. Zumal habe ich auch geschrieben das es niemals einen einzigen Schuldigen geben kann. Ich muss zugeben es ist unmöglich mit ein paar Zeilen diese Fragestellung komplett zu beantworten, weil einfach viele Faktoren eine Rolle spielen, die zu der Konstellation geführt haben.
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Alexander Eilers
AutAd
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Re: Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von AutAd »

Brahlam hat geschrieben:Jede Diskussion die nur nach Schuldigen sucht ist für mich eine Grundlose. Es sollte im Idealfall immer darum gehen Lösungen zu suchen, wer schuld an einem Problem hat ist in erster Linie egal. Wichtig ist es das jeweilige Problem möglichst effizient zu lösen.
Zumal "Schuld" selten auf einzelnen Personen, Firmen, oder Behörden lastet. Gerade Raubkopien, Drogen und Billiglohnarbeiter sind einfach Ergebnisse des westlichen Lebensstils.

Stell dir mal vor China würde Arbeitsgesetze und Löhne wie in Deutschland einführen, die Weltwirtschaft würde zusammenbrechen.

Und Drogen wird es geben so lange es Bedarf danach gibt, also immer, für die einen reichen die "Seichten" wie Alkohol und Tabak, für andere muss es härter Stoff sein. Was das angeht wäre es eher spannend was passieren würde wenn Kokain und Co. legalisiert werden würden, würde dann ein ganzer "Industriezweig" im Organisierten Verbrechen wegfallen? Was wären die Auswirkungen auf die Pharma Industrie und die Westliche Welt im Allgemeinen.

Und Waffenexporte gehören zur Wirtschaft einfach dazu. Menschen finden immer einen Grund sich gegenseitig umzubringen, das bekommt man auch nicht aus uns raus, dafür sind wir zu "menschlich". Warum dann nicht diesen Bedarf mit effizientem Werkzeug stillen? So krank es auch ist, der Tod ist ein Geschäft. Eine heile Welt wie in diversen Utopien werden wir nie erreichen, eher Bomben wir uns zurück in die Steinzeit.
Grundsätzlich mag ich deine Einstellung nach der Lösungssuche und nicht nach der Suche nach dem Problem. Aber wie begründest du es, dass wenn China die Lohne anpassen würde die Weltwirtschaft zusammenbrechen würde und es nicht ein paar Millionen Menschen besser gehen würde als vorher? Und Raubkopien, Drogen und Billiglohnarbeiter sind doch auch weltweit sehr beliebt und haben in dem Sinne nichts mit westlichen Lebensstil zu tun, oder? Ich bin übrigens der festen Überzeugung, dass der Mensch nicht durch töten zum Menschen wird, sondern dadurch, dass er es sein lassen kann.
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Brahlam
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Re: Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von Brahlam »

AutAd hat geschrieben: Aber wie begründest du es, dass wenn China die Lohne anpassen würde die Weltwirtschaft zusammenbrechen würde und es nicht ein paar Millionen Menschen besser gehen würde als vorher?
Das ist ein rein Hypothetisches Argument, da es nie passieren wird. Aber wenn dem so wäre würde alles was momentan "Made in China" als Stempel trägt von heute auf Morgen ein vielfaches in der Produktion kosten, und somit entweder teurer werden müssen, oder die Produktion auf andere Länder in denen Arbeitsstunden nichts wert sind umgelagert werden (Indien, Südamerika, etc.). Die westliche Konsumsucht wird von den gebeugten Rücken der Billiglohnländer getragen. Das wird sich erst ändern wenn Automation billiger wird.
AutAd hat geschrieben: Und Raubkopien, Drogen und Billiglohnarbeiter sind doch auch weltweit sehr beliebt und haben in dem Sinne nichts mit westlichen Lebensstil zu tun, oder?
Sicher sind die nicht auf die Westliche Welt begrenzt. Aber Drogen verkaufen sich am teuersten in Ländern mit einem höheren Lebensstandard, dort wo die Leute viel Geld zu verprassen haben (oder glauben es zu haben) kann man natürlich Preise anders gestalten. Mich würde aber viel mehr interessieren was passiert wenn man Drogen legalisiert. Rein als Gedankenexperiment. Wie würde sich das auf Kriminalität im Allgemeinen oder die Wirtschaft auswirken?
AutAd hat geschrieben: Ich bin übrigens der festen Überzeugung, dass der Mensch nicht durch töten zum Menschen wird, sondern dadurch, dass er es sein lassen kann.
Habe ich nicht behauptet, aber Hass und Gewalt gehört einfach zum Mensch sein dazu. Da kann man noch so viel Pazifismus predigen, das bekommt man nicht aus uns raus.
AutAd
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Re: Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von AutAd »

Das ist ein rein Hypothetisches Argument, da es nie passieren wird. Aber wenn dem so wäre würde alles was momentan "Made in China" als Stempel trägt von heute auf Morgen ein vielfaches in der Produktion kosten, und somit entweder teurer werden müssen, oder die Produktion auf andere Länder in denen Arbeitsstunden nichts wert sind umgelagert werden (Indien, Südamerika, etc.). Die westliche Konsumsucht wird von den gebeugten Rücken der Billiglohnländer getragen. Das wird sich erst ändern wenn Automation billiger wird.
Automation würde aber auch wieder viel mehr Arbeitsplätze auflösen und die begehrtere Arbeit wieder billiger machen. Ohne an globale Möglichkeiten fairer Bedingungen und Regulierungen zu denken kommt man da nicht raus.
Sicher sind die nicht auf die Westliche Welt begrenzt. Aber Drogen verkaufen sich am teuersten in Ländern mit einem höheren Lebensstandard, dort wo die Leute viel Geld zu verprassen haben (oder glauben es zu haben) kann man natürlich Preise anders gestalten. Mich würde aber viel mehr interessieren was passiert wenn man Drogen legalisiert. Rein als Gedankenexperiment. Wie würde sich das auf Kriminalität im Allgemeinen oder die Wirtschaft auswirken?
Zumindest würden die ganzen grauenhaften Morde und Verbrechen z.B. im Zusammenhang mit dem globalen Kokainhandel aufhören. Und es würde sich ein legaler florierender Wirtschaftszweig bilden. Die Frage die sich hier aber wiederum stellt, ist, ob es deshalb mehr Drogenabhängige und mehr Leid bei Süchtigen geben würde, also der Effekt auf die gesellschaftliche Veränderung. Und da gebe ich dir Recht, was die westliche Welt betrifft: Hier sind Drogen so leicht zu bekommen, dass ich rein hypothetisch nicht von einer Verschlimmerung ausgehe, sondern von einer Verbesserung, da Süchtige nicht mehr den Weg in die Kriminalität gehen müssen.
Habe ich nicht behauptet, aber Hass und Gewalt gehört einfach zum Mensch sein dazu. Da kann man noch so viel Pazifismus predigen, das bekommt man nicht aus uns raus.
Mir ist nur die Haltung Waffen werden verkauft, weil es eh immer Krieg geben wird zu zynisch. Ich denke, tatsächlich sind ein wirklich kleiner Teil der Menschheit Mörder. Und ohne Pazifismus zu predigen, ich bin kein Pazifist, denke ich doch, dass man die Waffenfirmen anders behandeln könnte, wenn man denn auf den Profit verzichten wollen würde.
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Brahlam
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Re: Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von Brahlam »

AutAd hat geschrieben: Automation würde aber auch wieder viel mehr Arbeitsplätze auflösen und die begehrtere Arbeit wieder billiger machen. Ohne an globale Möglichkeiten fairer Bedingungen und Regulierungen zu denken kommt man da nicht raus.
Gibt ein interessantes Video zu Kurzgesagt dazu: Was dann mit den Leuten passieren soll die jetzt noch diese Jobs ausfüllen... keine Ahnung. Vielleicht bilden sich ja andere Jobs daraus, aber diese erfordern dann eine höhere Ausbildung. Theoretisch gibt es außer im Kreativem Bereich keinen Job der nicht durch Automation gelöst, oder vereinfacht werden kann um so Personal zu sparen. Sicher dauert das noch Jahrzehnte, aber mit was will man die dann frei gewordenen Leute beschäftigen? Woher sollen die ihre Kaufkraft nehmen? Ein Teufelskreis.
AutAd hat geschrieben: Mir ist nur die Haltung Waffen werden verkauft, weil es eh immer Krieg geben wird zu zynisch. Ich denke, tatsächlich sind ein wirklich kleiner Teil der Menschheit Mörder. Und ohne Pazifismus zu predigen, ich bin kein Pazifist, denke ich doch, dass man die Waffenfirmen anders behandeln könnte, wenn man denn auf den Profit verzichten wollen würde.
Ich finde gerade keine aktuellen Zahlen wie viel vom BIP Deutschlands den Waffenexporten zugeschrieben werden kann, zuletzt 2015 jedenfalls geschätzte 4 Mrd. Euro. Und Deutschland ist oder war immerhin am 3. Platz der Waffenexporteure Weltweit. Natürlich die USA an der Spitze, mit ca. 30% des Weltweiten Waffenhandels. Und wie glaubwürdig die Zahlen sind ist zumindest fragwürdig. Inoffiziell verkaufen Waffenexporteure genauso an Länder die sie eigentlich nicht beliefern dürften, alle paar Monate gibt es da gefühlt einen "Skandal", ändert aber nichts. Und Munitionshandel scheint aus diesen Statistiken auch raus zu fallen... oder um es anders zu sagen, wirklich exakte Zahlen gibt es wohl nur Inoffiziell. Aber es ist ein Milliarden Geschäft. Das zu regulieren oder einzuschränken... quasi unmöglich. Man schneidet sich nur ins eigene Fleisch, dann übernimmt man die Aufträge eben unter der Hand, oder über Zwischenhändler, oder ein anderer Exporteur freut sich über mehr Nachfrage.
Und man muss kein "Mörder" sein um Waffen zu "brauchen". Schau dir die Amerikaner an, dort gehört es für viele zum gutem Ton eine Waffe im Haus zu haben, ob die dann tatsächlich je benutzt werden ist eine andere Frage. Aber die meisten Waffen gehen ohnehin in bekannte Krisengebiete.
AutAd
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Re: Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von AutAd »

Ich sehe das alles sehr ähnlich. Danke, dass du auf meine Gedanken mit eingestiegen bist, und genau auf diese Dillemma wollte ich hinaus. Um zum Ausgangsposting zurückzukommen: Die Fragen sind Fragen nach der Henne und dem Ei, lösen kann man sie nur, wenn man das Dillemma dahinter auflöst.
WyverTrim
Beiträge: 122
Registriert: 19. Feb 2017, 13:35

Re: Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von WyverTrim »

AutAd hat geschrieben:
Sicher sind die nicht auf die Westliche Welt begrenzt. Aber Drogen verkaufen sich am teuersten in Ländern mit einem höheren Lebensstandard, dort wo die Leute viel Geld zu verprassen haben (oder glauben es zu haben) kann man natürlich Preise anders gestalten. Mich würde aber viel mehr interessieren was passiert wenn man Drogen legalisiert. Rein als Gedankenexperiment. Wie würde sich das auf Kriminalität im Allgemeinen oder die Wirtschaft auswirken?
Zumindest würden die ganzen grauenhaften Morde und Verbrechen z.B. im Zusammenhang mit dem globalen Kokainhandel aufhören. Und es würde sich ein legaler florierender Wirtschaftszweig bilden. Die Frage die sich hier aber wiederum stellt, ist, ob es deshalb mehr Drogenabhängige und mehr Leid bei Süchtigen geben würde, also der Effekt auf die gesellschaftliche Veränderung. Und da gebe ich dir Recht, was die westliche Welt betrifft: Hier sind Drogen so leicht zu bekommen, dass ich rein hypothetisch nicht von einer Verschlimmerung ausgehe, sondern von einer Verbesserung, da Süchtige nicht mehr den Weg in die Kriminalität gehen müssen.
Bei einer Cannabis Legalisierung könnte man davon ausgehen dass, der Staat eine schöne Geldquelle über Steuern hätte, wenn er sie selbst verkaufen würde. Auch hätten die Konsumenten ein qualitativ hochwertiges Produkt zur verfügung und keine vermischte "Scheiße". Wie man in Colorado US sieht und in Teilen Spaniens kommt es da zu keinem nennenswerten Anstieg an Konsumenten. Es wäre ein Schritt in die richtige Richtung, da es zu keinen Vorstrafen etc. mehr kommt und Jugendliche Konsumenten ohne einen Antrag (deswegen) im Strafregister sich bewerben können.

(Ein Gedankenspiel)
Das Beispiel mit China und den Löhnen finde ich ja ganz witzig, natürlich hast du Recht mit den wirtschaftlichen Veränderungen, doch dabei ist das ganze Geld doch eigentlich nur fiktiv. Es existieren nicht irgendwo 16 Billionen USD, auch wenn die USA dieses Geld irgendjemanden schulden. Ob jetzt der Staat China die Löhne aus der eigenen Tasche anhebt und event. mehr Schulden auf einen Papier hat ist relativ egal. Spannend wirds natürlich wenn dann die Preise steigen und was dies für uns als Endkonsumenten bedeuten würde.

Bei den Waffenexporten sollte man doch die Waffenproduzenten ins Visier nehmen. Wenn keine Waffen produziert werden würden, könnte man diese gar nicht mehr verkaufen und es würden um einiges weniger Menschen sterben. Wie realistisch diese Sicht ist sei jetzt einmal dahingestellt. ;)
Marc8
Beiträge: 5
Registriert: 30. Jun 2017, 14:55

Re: Wer trägt die meiste Schuld?

Beitrag von Marc8 »

Also grundsätzlich würde ich jetzt sagen 3. es ist einfach dezent hirnrissig sich auf das gute im Menschen zu verlassen (sobald man davon profitieren kann, irgendetwas zu machen, was nicht unbedingt gut ist, wird es Menschen geben, die das machen (im kleinen: Als spieleentwickler pay2Win in vollpreis Titeln (fifa), im großen: Einen mannschaftsbus sprengen um Geld zu verdienen, im ganz großen: Eine Fabrik in Ostasien errichten (bei letzteren kaufen wir übrigens immer))). Und solange es außerdem in manchen situationen moralisch absolut richtig ist Straftaten zu begehen (bestes Beispiel immer : Im Supermarkt ist ein Produkt dass fast abgelaufen ist und am nächsten Tag aus dem Sortiment genommen wird, vor dem Supermarkt sitzt ein Obdachloser, Was spricht dagegen das Produkt zu klauen und dem Obdachlosen zu geben ?). Solange das System situationen wie letztere ermöglicht, ist es auch daran schuld dass es zu solchen Situationen kommt.
Ich hoffe ich habe das angesprochen, was du gemeint hast.
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