Game of Thrones sexistisch?

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Marius
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Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Marius »

Ja, ich mache das nächste Sexismus-Thema auf, weil es so viel Spaß macht. :D
Ich hoffe aber, dass es hier nicht um die grundsätzlichen Dinge geht, sondern konkret um Game of Thrones.

Bin ich eigentlich der einzige hier, der Game of Thrones zutiefst sexistisch findet?

Ja, ich weiß, die Diskussion hat einen langen Bart, aber sie ist deshalb nicht uninteressant. Aufhänger ist, dass im Hauptforum im Thread zur Sexismus-Folge Game of Thrones als positives Beispiel erwähnt wurde für eine nicht sexistische Serie oder jedenfalls eine mit positiven Frauenfiguren. Und das lese ich oft: Game of Thrones als "progressive" Fantasy. Und da muss ich hier mal heftig widersprechen.

Ich habe den ersten deutschen Roman gelesen (also den halben ersten englischen), habe die ersten zwei englischen Bücher als Hörbücher gehört und die ersten zwei oder drei Staffeln der TV-Serie angeschaut.

Mich stört gar nicht an sich, dass ständig vergewaltigt und sexuelle Gewalt vorkommt. Mich stört, dass es meinem Empfinden nach lüstern und voyeuristisch geschildert wird, oder, um mal einen feministischen Ausdruck zu benutzen: mit einem "männlichen Starren" / "male gaze", und dass es außer diesem Voyeurismus meines Empfindens oft keinen erzählerischen Zweck verfolgt und die Darstellung der Bedeutung des Themas nicht gerecht wird. Mein Problem ist also oft nicht, was dargestellt wird, sondern wie es dargestellt wird.

Ich will und kann jetzt nicht jeden Fall aufzählen, der mich gestört hat.

Der krasseste Fall war für mich aber die "Beziehung" zwischen Daenerys und Drogo. Sie wird Zwangsverheiratet, in Ordnung, die Hochzeitsnacht ist halbfreiwillig, wird mir etwas zu erotisch geschildert für "halbfreiwilligen" Sex mit einem Kind, aber was ich wirklich schlimm finde: Drogo vergewaltigt sie danach regelmäßig, und irgendwann genießt sie es und verliebt sich in ihren Vergewaltiger. Diese "Legende", dass eine Frau Spaß an der Vergewaltigung hat und sich auch noch in ihren Peiniger verliebt, und der Autor diese "Beziehung" dann auch noch positiv darstellt, das finde ich - vorsichtig formuliert - sehr irritierend; und es war einer der Gründe für meine Abneigung für die Buch- und TV-Serien (und ich habe es weiß Gott versucht, siehe oben).

Deshalb finde ich es erstaunlich, dass viele Frauen und Männer, die sich für progressiv und feministisch halten, diese Buch- und TV-Serie so sehr mögen.

Siehe auch den Artikel hier: http://www.huffingtonpost.com/rebecca-b ... 31462.html

Was meint ihr?
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Walter ODim
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Walter ODim »

Finde ich überhaupt nicht, weil in Staffel 7, durch die Bank weg, Frauen an den höchsten Machtpositionen sind und sie am Ende den Krieg entscheiden werden, während Männer fast ausschließlich nur noch die Diener, Zuträger und Berater sind.
Die Frauen haben, in der Serie, die größten und bemerkenswertesten Entwicklungen durchgemacht. Siehe Daenerys in Staffel 1, 4 und jetzt. Oder Arya, oder Sansa, oder Brienne, Elaria Sand, Olenna Tyrell, Cersei usw. Ich finde, man muss das große Ganze sehen und sich nicht an einzelnen Szenen aufhängen.
An Deanerys fällt es am meisten auf, vor allem wenn man die Begleitliteratur liest. Einfach mal nach der Geschichte von Aegon dem Eroberer googeln und dann die Geschichte der Sturmtochter anschauen. Hier nimmt eine Frau nämlich den gleichen, mehr oder weniger glorreichen Weg, wie ihr männlicher Vorfahre.

Zumal eine fiktive Welt sexistisch sein darf, sogar rassistisch (wenn sie diesen nicht verherrlicht), unmenschlich usw.
Die zugrunde liegende Quelle, also die Bücher "A song of Ice and Fire" orientieren sich, als Vorbild, an real existierenden mittelalterlichen Begebenheiten.
Zum Beispiel an den Rosenkriegen. Dazu empfehle ich folgendes Video, indem die realen Vorbilder beleuchtet werden:

https://www.youtube.com/watch?v=cwkC7dNYuYY" onclick="window.open(this.href);return false;

Natürlich wirkt all das auf unsere heutigen Gewohnheiten verstörend und falsch, denn wir haben uns glücklicherweise weiterentwickelt.
Aber damals ist es so gewesen und genau das bildet die Serie ab. Und das darf sie auch, da ich nicht sehe, dass die Serie dies alles irgendwie verherrlicht, oder als toll beschreibt, oder als erstrebenswert.
Krieg wird als etwas schreckliches dargestellt und ebenso wie eben Zwangsheiraten und all die anderen Dinge. Und auch Männer kommen nicht gerade glimpflich davon.
Deswegen finde ich es zwar gut das Dir dies auffällt, sehe aber das Problem nicht. Zumal man sagen muss, dass es auch in unserer heutigen Welt leider noch Sklaverei, Zwangsheirat, Zwangsbeschneidungen, Rassismus und Sexismus gibt.
So viel besser ist die Menschheit nämlich auch nicht geworden, auch wenn wir das gerne denken. Wir haben einiges erreicht, aber noch viel Arbeit vor uns.
Marius
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Marius »

Walter ODim hat geschrieben:Zumal eine fiktive Welt sexistisch sein darf, sogar rassistisch (wenn sie diesen nicht verherrlicht), unmenschlich usw.
Absolut, da stimme ich zu. Ich finde aber, so heikle Themen sollten einen erzählerischen Zweck verfolgen und nicht einfach nur reißerisch zur Ausschmückung und "voyeuristischen" Unterhaltung dienen. Dem wir das Lied von Eis und Feuer meines Erachtens oft nicht gerecht.

Ich behaupte ja auch nicht, dass es keine guten Frauenfiguren gibt, nur gibt es halt auch viel, was mich persönlich (also ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit) stört.

Ein anderer Punkt, der mich stört, ist, wie Prostitution als harmlos, ja teilweise glamourös dargestellt wird, wobei das vor allem auch die TV-Serie betrifft: Prostituierte sehen gesund, gutaussehend und glücklich aus und haben Spaß am bezahlten Sex, und die Perspektive ist meist eine von außen. Nicht, dass das in der Realität nie vorkommen würde, aber es ist sicherlich nicht der Normalfall, und erst recht in einer "mittelalterlichen", dreckigen, brutalen Fantasy-Welt wirkt das auf mich verherrlichend.
(Und dass in der TV-Serie alle jungen gutaussehenden Frauen irgendwann zur Unterhaltung des Zuschauers nackt zu sehen sind, ist ja kaum noch der Erwähnung wert.)
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Walter ODim
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Walter ODim »

Mir ist, ehrlich gesagt, sowieso zu viel Sex in der ganzen Serie. So schlimm ist das in den Büchern nicht. Wobei es auch nachlässt, in den letzten Staffeln.
Was Deine Einwände angeht: Diese Szenen sind nicht schön, aber in meinen Augen oft auch erzählerisch notwendig, um die Wandlung der Figuren zu begreifen.
Siehe Daenerys, die selbst sagt, man habe sie verkauft, wie eine Zuchtstute. Und nun ist sie die mächtigste Frau in Westeros, mit der größten Armee und 3 Drachen.
Wo Prostitution verherrlicht wird, kann ich, ehrlich gesagt, nicht nachvollziehen.

Und was den "Normalfall" angeht, da muss ich ebenfalls widersprechen. Gerade in Kriegen sind Frauen immer die gewesen, die die schlimmsten Kriegsverbrechen über sich ergehen lassen mussten.
Dies war vor allem ein gutes und beliebtes Mittel, um den Feind zu verhöhnen und bis ins Mark zu treffen. Ich spreche hier natürlich aus Sicht der Täter, wenn ich von "gut" rede, im Sinne von "effektiv".
Auch in der modernen Zeit ist dies immer noch Usus. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die Nazis, die sich ja immer als edle Recken dargestellt haben, Vergewaltigungen verübt haben, genau wie später die Russen, als sie gegen die Nazis marschiert sind.
Die IS Mörder haben es praktiziert usw.

Schau einfach mal in die Geschichtsbücher, da wirst Du hunderte Beispiele finden. Und ich sehe einfach nicht, wieso eine Fantasy Welt nicht abbilden sollte bzw. warum das nicht plausibel sein soll.
Im Übrigen werden Vergewaltigungen doch nicht als schön dargestellt. Da finde ich andere Filme bedenklicher.
Schau Dir mal den MTV Horrorfilm I spit on yor grave an, wo die Frau, bevor sie vergewaltigt wird, noch in aufreizender Wäsche durch das Bild tanzt und so dem Ganzen ein erotischer Touch gegeben wird. Das ist Verherrlichung, wie ich finde.

Oder liegt es evtl. einfach an der Schonungslosigkeit der Darstellungen?
Ich finde nämlich gerade die gut. Man zeigt es als das was es ist: widerwärtig. Viele Horrorfilme tun das auch und verherrlichen die Gewalt.
Nämlich indem man immer wenn es zur Sache geht wegblendet, damit es für den Zuschauer ja nicht so schlimm wird.
Filme die voll drauf halten, sind dagegen verpönt und es wird nicht selten nach Zensur gerufen. Eben weil ihnen der Wohlfühlmechanismus genommen wird.
Ist in Spielen auch so. Ein Hatred löst lächerliche Diskussionen aus und dann kommen sie alle mit erhobenen Zeigefingern.
Dabei ist ein GTA genau das Gleiche, aber dort wird die Gewalt eben als cool dargestellt und es gibt Mechanismen, die dem Zuschauer einen Vorwand liefern, um eben jene Gewalt auszuüben.
Ich halte Hatred übrigens für grottenschlecht, es ging mir nur um die Gewalt an sich.
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Heretic
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Heretic »

Walter ODim hat geschrieben:Ein Hatred löst lächerliche Diskussionen aus und dann kommen sie alle mit erhobenen Zeigefingern.
Dabei ist ein GTA genau das Gleiche, aber dort wird die Gewalt eben als cool dargestellt und es gibt Mechanismen, die dem Zuschauer einen Vorwand liefern, um eben jene Gewalt auszuüben.
Ich halte Hatred übrigens für grottenschlecht, es ging mir nur um die Gewalt an sich.
War es bei "Hatred" nicht eher die bewusste Provokation seitens des Entwicklers, die für Aufregung gesorgt hat? Da wurde doch offensichtlich das Thema Amoklauf genutzt, um ein allenfalls mittelmäßiges Spiel in die Schlagzeilen zu kriegen, das sonst gnadenlos untergegangen wäre.
Maschendraht
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Maschendraht »

Marius hat geschrieben: Der krasseste Fall war für mich aber die "Beziehung" zwischen Daenerys und Drogo. Sie wird Zwangsverheiratet, in Ordnung, die Hochzeitsnacht ist halbfreiwillig, wird mir etwas zu erotisch geschildert für "halbfreiwilligen" Sex mit einem Kind, aber was ich wirklich schlimm finde: Drogo vergewaltigt sie danach regelmäßig, und irgendwann genießt sie es und verliebt sich in ihren Vergewaltiger. Diese "Legende", dass eine Frau Spaß an der Vergewaltigung hat und sich auch noch in ihren Peiniger verliebt, und der Autor diese "Beziehung" dann auch noch positiv darstellt, das finde ich - vorsichtig formuliert - sehr irritierend; und es war einer der Gründe für meine Abneigung für die Buch- und TV-Serien (und ich habe es weiß Gott versucht, siehe oben).
Ich muss zugeben, dass ich die Serie nicht geschaut habe und nur einzelne Szenen von Youtube und vom Hörensagen kenne (ja, sowas gibt es). Aber was ist sie denn für ein Charakter? Ist sie selbstbewusst und steht sie im Leben, ist also eine Art "Vorbild"? Oder ist sie eher "schwach", instabil und orientierungslos und traumatisiert, sodass ihre Verliebtheit im Grunde nur zeigt, wie kaputt sie ist/ wie sehr sie zerstört wurde? Das macht nämlich einen entscheidenden Unterschied für die "Botschaft", die der Zuschauer mitnehmen könnte.
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Nachtfischer
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Nachtfischer »

Walter ODim hat geschrieben:Finde ich überhaupt nicht, weil in Staffel 7, durch die Bank weg, Frauen an den höchsten Machtpositionen sind und sie am Ende den Krieg entscheiden werden
Wohlgemerkt den, angesichts der Klimaerwär... äh - weißen Wanderer, ziemlich irrelevanten Krieg. :P
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Lurtz
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Lurtz »

Heretic hat geschrieben:War es bei "Hatred" nicht eher die bewusste Provokation seitens des Entwicklers, die für Aufregung gesorgt hat? Da wurde doch offensichtlich das Thema Amoklauf genutzt, um ein allenfalls mittelmäßiges Spiel in die Schlagzeilen zu kriegen, das sonst gnadenlos untergegangen wäre.
Und die Presse hat nach allen Möglichkeiten geholfen, damit das auch gelingt ^^
Children are dying.
That's a succinct summary of humankind, I'd say. Who needs tomes and volumes of history? Children are dying. The injustices of the world hide in those three words.
Marius
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Marius »

Maschendraht hat geschrieben:Ich muss zugeben, dass ich die Serie nicht geschaut habe und nur einzelne Szenen von Youtube und vom Hörensagen kenne (ja, sowas gibt es). Aber was ist sie denn für ein Charakter? Ist sie selbstbewusst und steht sie im Leben, ist also eine Art "Vorbild"? Oder ist sie eher "schwach", instabil und orientierungslos und traumatisiert, sodass ihre Verliebtheit im Grunde nur zeigt, wie kaputt sie ist/ wie sehr sie zerstört wurde? Das macht nämlich einen entscheidenden Unterschied für die "Botschaft", die der Zuschauer mitnehmen könnte.
So wie ich es in Erinnerung habe (ist schon ein paar Jahre her) und verstanden habe ist sie anfangs sehr unterwürfig und macht, was die Männer in ihrem Leben ihr sagen, zunächst ihr Bruder, dann ihr Mann Khal Drogo. Nachdem sie Nacht für Nacht von diesem vergewaltigt wird, wird ihr von einer Dienerin gezeigt, wie Sex funktioniert, und fängt an, den Sex / die Vergewaltigungen zu genießen, und dann ist sie ziemlich schnell selbstbewusst und führungsstark. Ich fand diesen ganzen Handlungsstrang wie gesagt sehr problematisch.

[Die besagte Stelle in Kapitel 23 von Game of Thrones auszugsweise:
Yet every night, some time before the dawn, Drogo would come to her tent and wake her in the dark, to ride her as relentlessly as he rode his stallion. He always took her from behind, Dothraki fashion, for which Dany was grateful; that way her lord husband could not see the tears that wet her face, and she could use her pillow to muffle her cries of pain. When he was done, he would close his eyes and begin to snore softly and Dany would lie beside him, her body bruised and sore, hurting too much for sleep.
und ein paar Absätze später:
She began to find pleasure even in her nights, and if she still cried out when Drogo took her, it was not always in pain.]

Etwas böse und polemisch und vereinfacht geschrieben: Unter anderem dadurch, dass sie die Vergewaltigungen über sich ergehen lässt, sich erniedrigen lässt und daran Lust empfindet, wird sie zu einer starken Frau.

(Die Sprachbilder mit den ständigen Vergleichen zum Pferdereiten, was sich für mich liest wie ein billiger Porno, finde ich auch nicht so geschmackvoll, aber das sind vergleichsweise Kinkerlitzchen.)
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marabu
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von marabu »

Walter ODim hat geschrieben:Diese Szenen sind nicht schön, aber in meinen Augen oft auch erzählerisch notwendig, um die Wandlung der Figuren zu begreifen.
Siehe Daenerys, die selbst sagt, man habe sie verkauft, wie eine Zuchtstute. Und nun ist sie die mächtigste Frau in Westeros, mit der größten Armee und 3 Drachen.
Ich denke den ersten Staffeln der Serie kann man durchaus einen gewissen Sexismus bezüglich der Bilder vorwerfen. Die Nacktaufnahmen der Darstellerinnen sind, wie auch die explizitere Gewaltdarstellung, teil der ursprünglichen Vermarktung. Wenn in den ersten Staffeln eine Gelegenheit existierte eine Frau nackt darzustellen, dann wurde davon auch gerne gebrauch gemacht. Eine Szene wie mit Daenerys, die sich nackt waschend mit der Dienerin unterhält, wäre bei einem männlichen Darsteller an einen anderen Ort verlegt worden.
Mich hat das ganze jetzt weder sonderlich gestört noch möchte ich damit sagen, dass die Handlung als solche sexistisch ist. In den vorherigen Posts klang ja schon an, dass bei der Darstellung einer sexistischen Welt auch das Zeigen sexistischer Handlungen dazugehören kann. So mögen Szenen in Freudenhäusern den Sexismus in der Fantasy-Welt darstellen, die Gründe für dutzende Nah(!)aufnahmen von Brüsten und (Frauen-)Ärschen finden sich aber in unserer Welt - notwendig zum Verständnis sind sie sicher nicht.
Walter ODim hat geschrieben:Oder liegt es evtl. einfach an der Schonungslosigkeit der Darstellungen?
Ich finde nämlich gerade die gut. Man zeigt es als das was es ist: widerwärtig. Viele Horrorfilme tun das auch und verherrlichen die Gewalt.
Also findest du gut, dass GoT Gewalt verherrlicht?
Ich fand die unerwarteten Tode von Symphatieträgern und Hauptfiguren in den früheren Staffel war noch am ehesten ein Mittel um die Sinnlosigkeit von Krieg & Gewalt darzustellen. Die eigentlich dargestellte Gewalt war für mich dagegen nie mehr als Unterhaltung.
Auf die aktuellen Staffeln trifft das von mir Geschriebene übrigens nicht mehr zu, im positiven wie negativen.
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Brahlam
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Brahlam »

Wenn man will kann man alles als Sexistisch, Rassistisch oder sonstige "isms" betrachten... von daher bin ich diese Debatten eigentlich müde. Ja, wir müssen uns verbessern und ja es gibt Menschen die leben noch im Mittelalter was Gleichberechtigung von Frauen und Minderheiten angeht. Aber darüber mit gleichgesinnten zu debattieren wirkt eher wie verlorene Liebesmühe.

Wenn du in GoT nur anhand dieses einen Beispiel bewerten würdest könnte man das höchstens als eingeschränkte Betrachtungsweise sehen. Und wie du das Geschreibsel des Autors aufnimmst ist auch dir überlassen. Du magst es als Voyeuristisch betrachten, ich war davon größtenteils angewidert, eben weil sie so jung ist. Ich bin sehr froh das sie die Kinder daher in den Büchern alle etwas älter gemacht haben.
Und das sie trotzdem Lust dabei empfindet ist normal. Viele Vergewaltigungsopfer schämen sich gerade deswegen um so mehr weil ihr Körper ihnen trotz des geistigen Widerwillens auf die Stimuli entsprechend reagiert. Du wirst quasi von deinem eigenem Körper betrogen. Was das ganze noch schlimmer macht.
Und zu kritisieren das sich der Charakter der Situtation fügt und das ganze pragmatisch betrachtet und sich durch die "Liebe" zu Karl Drogo von einer "Sexsklavin" zu einer Machtposition über das größte je existierende Khalasar aufsteigt ist etwas kurzsichtig denn was wären ihre Alternativen? Selbstmord? Karl Drogo umbringen, auch Selbstmord...? Weglaufen, vor einer Reiterhorde, viel Spaß. Am ende kann man das Handeln dieses fiktiven Charakters durchaus logisch nachvollziehen. Aber egal was passiert wäre sie hätte das gemacht was der Autor wollte, und ihre "Heldenreise" mag eine schrecklich Schonungslose sein, aber am Ende ist sie die Mother of Dragons und einer der stärksten Herrscher in GoT und ein unglaublich Vielschichtiger und faszinierender Charakter.
Und das trotz der extremen längen im Buch. Die Kapitel mit den Harpien und der Belagerung haben sich echt wie Kaugummi gezogen. Was vermutlich aber gewollt war um dem Leser die Trockenheit und Problematiken von Politik und "Diplomatie" näher zu bringen.


Was sonstige Sexuelle und Physische Gewalt angeht ist doch gerade das GoT ausmacht. Niemand wird verschont, alles ist trotz Magie einem gewissem mittelalterlichem Pragmatismus unterworfen.
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garciiia
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von garciiia »

Ich bin mal in den Thread gestolpert wegen des Titels. Wirklich viel am Hut habe ich weder mit den Büchern, noch mit der Serie - grob weiß ich aber wovon die Rede ist.

Man liest eigentlich recht selten so eine erstmal ganz reflektierte Betrachtungsweise an das Thema. Wie du schon schreibst: Es ist etwas irritierend dass sich ein Kind in den Vergewaltiger verliebt.
Allerdings bin ich offen für diese Entwicklung der Geschichte, da das ganze in einem recht speziellem Umfeld spielt. Allerdings ergibt das ganze auch nur in meinem Kopf Sinn, in dem ich mir das alles so zusammen reime, damit es passt. Wie es formuliert wurde im Buch weiß ich ja nun nicht.

Um aber mal ganz Plump auf die Frage im Titel anzugehen: Selbst wenn ja, dann ist es halt so. Das Thema wird zwar gerne als bereits endlos durchgekaut betrachtet, allerdings herrschen noch viele Irrtümer in der vokalen Masse - imho.
Das wird sich aber wohl auch nicht ändern, und so dreht man sich bei dem Thema immer wieder im Kreis und beißt sich selbst in den Schwanz.
Stuttgarter
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Stuttgarter »

Was dieser Thread sehr deutlich zeigt - man(n?) redet bei dem Thema unglaublich gern aneinander vorbei.

An und für sich ist es kein Problem, dass die Welt von GoT sexistisch ist (bzw. sollte es keines sein). Entscheidend ist, was der Autor draus macht.

Dass eine Frau von ihrem (Zwangs-)Ehemann jede Nacht vergewaltigt wird - das ist leider nicht unrealistisch. Dass sie sich trotzdem irgendwann in ihn verliebt - könnte man als "Stockholmsyndrom" interpretieren. Für mich problematisch wird es an dem Punkt, an dem sie Mittel findet, die tägliche Vergewaltigung zu genießen. Nach dem Motto, "Du kannst eh nichts dran ändern, hab halt Spaß dran". Das ist schwierig. Fantasy wird überwiegend von (jungen) Männern gelesen - ich vermute mal, GoT macht da keine Ausnahme. Im schlimmsten Fall kommt als Botschaft an, "Du kannst mit einer Frau auch was gegen ihren Willen machen, früher oder später wird es ihr schon gefallen.".

Und das hat jetzt nichts mehr mit einer sexistischen Fantasywelt zu tun - sondern einzig und allein mit dem Umgang damit durch den Autor.

An der Stelle geb ich übrigens zu, dass ich GoT bislang weder gesehen noch gelesen habe. Insofern kann ich überhaupt nichts dazu sagen, ob Martin/die Serie so eine Botschaft in meinen Augen direkt oder latent verbreitet. :-D

Der Thread hier zeigt aber zumindest, dass man sowas wohl in GoT entdecken kann. Und das sollte man ernst nehmen.
Stein
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Stein »

Ich finde ja auch problematisch, wie von den vielen, vielen Vergewaltigungen (habe die ersten drei englischen Bücher gelesen) meiner Erinnerung nach keine einzige nennenswerte realistische negative psychische Auswirkungen auf die Opfer dargestellt wird, selbst wenn diese wie Dany Point-of-View-Charaktere sind, die sehr genau beschrieben werden. Ganz so als ob es kein großes Ding wäre für die Opfer. Das finde ich schon verharmlosend.
Zuletzt geändert von Stein am 4. Sep 2017, 00:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Heretic
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Heretic »

Ich habe die Romane nicht gelesen, sondern kenne bislang nur die Serie bis Staffel 6. Zudem ist es eine Weile her, dass ich die entsprechenden Folgen mit Daenerys und Khal Drogo gesehen habe. Ich meine mich aber dunkel zu erinnern, dass Drogo seiner Drachenlady am Ende quasi aus der Hand gefressen hat und sich von ihr nach Herzenslust manipulieren ließ. Sie wurde quasi vom Opfer zum Herrscher - ein Verhalten, dass sie seitdem nicht mehr wirklich abgelegt hat. :D.

Ich kann mich irren, aber als wahrlich aufrichtige Lovestory hab' ich das Verhältnis der beiden nie verstanden. Liegt vielleicht aber nur daran, dass mir Frau Sturmtochter mit ihrer Herrschsucht und ihrem pathetischem Getue richtig auf die Nerven geht. Bitte nicht steinigen... :mrgreen:
Stein
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Stein »

Hab noch was dazu gefunden: http://tafkarfanfic.tumblr.com/post/119 ... pe-problem

Dort wird kritisiert, dass Vergewaltigungen fast nur aus Sicht des Täters bzw. der Männer dargestellt werden und fast nie aus Sicht des Opfers. Vergewaltigungen hätten meistens den erzählerischen Zweck, den Täter zu charakterisieren. Ich weiß nicht, ob ich das selbst problematisch finde, wollte es aber mal erwähnt haben. Etwas einseitig ist es vielleicht schon, ich verstehe aber auch, dass Martin sich dafür entschieden hat, aus der Sicht nur bestimmter Charaktere zu schreiben.

Die Dany-Geschichte hat mich an eine Einstellung wie diese erinnert: „Eine Vergewaltigung ist nur am Anfang schlimm, aber dann beruhigt sich die Frau und es wird normaler Sex.“ Ist nicht 1:1 vergleichbar, aber geht in die Richtung. Finde schon problematisch, wenn ein Autor es so darstellt, als ob das wirklich so wäre und damit Vergewaltigung verharmlost.
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Desotho
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Desotho »

Marius hat geschrieben: Deshalb finde ich es erstaunlich, dass viele Frauen und Männer, die sich für progressiv und feministisch halten, diese Buch- und TV-Serie so sehr mögen.
Ich kann aber auch Dinge als sexistisch erkennen und sie trotzdem mögen. Zumindest ab und zu.
El Psy Kongroo
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Brahlam
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Brahlam »

Desotho hat geschrieben:
Marius hat geschrieben: Deshalb finde ich es erstaunlich, dass viele Frauen und Männer, die sich für progressiv und feministisch halten, diese Buch- und TV-Serie so sehr mögen.
Ich kann aber auch Dinge als sexistisch erkennen und sie trotzdem mögen. Zumindest ab und zu.
Das hab ich übersehen. Ja das halte ich auch für absoluten Schwachsinn. Wie man an meinem Avatar unschwer erkennen kann. Al Bundy ist jetzt ja nicht gerade ein Vorbild für Gleichberechtigung, trotzdem meine liebste Comedy Serie! Und bin trotzdem kein Chauvinist geworden! ;-)
Stuttgarter
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Stuttgarter »

Womit wir letztlich wieder bei der "Mir hats ja auch nicht geschadet"-Diskussion wären. Abgesehen davon, dass man selbst nie beurteilen kann, ob man sich durch etwas verändert hat, das kann nur das Umfeld - die moralische Frage ist nunmal, "Selbst wenn 99.000 etwas unbeschadet konsumieren, 1000 aber danach Frauen vergewaltigen mit der Überzeugung, 'Eigentlich will sie es doch auch' - ist das akzeptabel?".

Von weitaus schwammigeren Auswirkungen "gesellschaftliches Bild der Frau", das sich nicht auf eine Vergewaltigung runterbrechen lässt sondern sich in sexistischen/anzüglichen Bemerkungen, dem ungewollten Angrabschen in der Disco, schlechterer Bezahlung von typischen Frauenberufen etc widerspiegelt, gar nicht erst zu reden.

Edit: Speziell zu Al Bundy: Hinzu kommt natürlich, wie ein Werk mit einem sexistischen Charakter umgeht. Ob er glorifizierend dargestellt wird oder lächerlich gemacht wird.
Stein
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Re: Game of Thrones sexistisch?

Beitrag von Stein »

Mir nehmen sexistische oder rassistische Inhalte schlicht etwas vom Spaß und der Anerkennung für ein Werk, ohne es unbedingt gleich komplett abzulehnen. Denn natürlich ist es immer eine Abwägung zwischen den negativen und den positiven Aspekten. Wenn aber - nach subjektiver Wahrnehmung - bei vielen Konsumenten eine starke Diskrepanz zwischen den (vermeintlichen) eigenen Werten und den (vermeintlich) in einem Werk transportierten besteht, oder (vermeintliche) problematische Inhalte entweder nicht gesehen oder anders gesehen werden als man selbst, dann kann man das meiner Meinung nach schon legitimerweise - subjektiv! - "erstaunlich" finden. Wie andere das sehen, dafür ist so ein Diskussion ja da.
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