Die Generation der nach 1998 geborenen wird krass

[Klagsam]

Ich bin gestern auf einen hochspannenden Artikel im Atlantic gestossen: https://www.theatlantic.com/magazine/ar ... on/534198/

Der Artikel ist von einer Forscherin, die sich seit 20 Jahren damit beschäftigt, Generationen zu erfassen und zu beschreiben. In dem Artikel beschreibt sie sehr eindrucksvolle Daten, die zeigen, dass jene Generation
1. weniger raus geht und extrem viel Zeit am Smartphone verbringt
2. später und weniger Beziehungen hat
3. später und weniger Sex hat
4. von ihren Eltern genötigt werden muss endlich mal den Führerschein zu machen
5. sich deutlich weniger gegenseitig umbringt, als die Generationen vorher
6. sich dafür deutlich häufiger suizidiert
7. und insgesamt deutlich depressiver ist.
8. In der Schule schlechtere Leistungen zeigt
9. kein Interesse an Alkohol und Drogen hat
10. usw.

Die Kurven, die sie über die Zeit zeigt sind wirklich eindrucksvoll und zeigen einen deutlichen und harschen Knick kurz nach der Einführung des iphone.

Ich glaube, dass da eine sehr spannende Generation heranwächst, die das gesellschaftliche Zusammenleben unter Umständen in Rekordzeit radikal verändern wird. Es drängen sich mir sogar diverse Dystopiaszenarien a là Otherland auf. Wie sehr ihr das?

[TechniKadger]

Wen's interessiert: Der Podcast von The Atlantic, Radio Atlantic, hatte vor ein paar Wochen eine Folge über den Artikel, wozu sie auch den Autor einluden.
https://www.theatlantic.com/technology/ ... ds/537981/" onclick="window.open(this.href);return false;

[wudu]

Ich finde man sollte diese Thesen mit Vorsicht genießen. Da wird aus komplexen Sachverhalten mit vielen Einflussfaktoren eine monokausale Erklärung zusammengeschraubt, wo ich mir etwas mehr wissenschaftliche Unterfütterung gewünscht hätte. Auch die Plots finde ich da wenig aussagekräftig, die einzige Kurve die stark ihren Trend nach Einführung des iPhones verlässt, ist die von Plot #5 "More Likely to Feel Lonely". Das Einzeichnen der Einführung des iPhones suggeriert da einfach eine starke Kausalität, die man beim Anschauen der Kurven durchaus hinterfragen kann.

Ich denke schon, dass er in einigen Punkten richtig liegt, mich stört aber etwas die Art der Argumentation.

[bluttrinker13]

Interessanter Artikel. Aber hier muss man die ganze Zeit im Hinterkopf behalten, dass das nur deskriptive Statistiken und willkürliche Korrelationen sind. Erklärt wird da nichts, zumindest sehe ich davon nach dem ersten Überfliegen nichts!

Und allein das Smartphone im Titel ist schon tendenziös und misleading, suggeriert es doch eine Kausalität die rein oberflächlich und illusorisch scheint. Genausogut könnte man die heutige Arbeitswelt oder das Internet allgemein verantwortlich machen, genauso "aussagekräftig", aber natürlich schwerer zu fassen als so ein kleines Gerät dem einige immer noch kritisch gegenüberstehen.

Dennoch, interessante Daten und thought-provoking.

[TechniKadger]

https://twitter.com/thisbemesara/status ... 1049484288" onclick="window.open(this.href);return false;

[lolaldanee]

https://twitter.com/thisbemesara/status ... 1049484288

@Axel, vergiss nicht, dieses Bild von den Helikoptereltern, das bezieht sich doch auch nur auf die typische weiße Vorstadtsiedlung, in den Ghettos schaut das bissl anders aus

[DerSpieler]

Puh, ganz schwieriges Ding. Ja, es sind ein paar interessante Zahlen und Korrelationen dabei und Dinge die zum Denken anregen. Ja, jede Generation ist erstmal anders als die letzten und die nachfolgenden. Ja, das kann und wird bestimmt auch irgendwie mit Medien/Technologie zu tun haben. bluttrinker und wudu haben hier aber meiner Meinung nach schon richtige Kritikpunkte genannt.

Die Autorin sieht ganz renommiert aus, meine erste Befürchtung, dass es eine "Forscherin" ist, die ihr Geld mit Pop-Science Büchern aus dem Psychologie-Bereich verdient hat glücklicherweise nicht gehalten, sie hat schon auch einige sehr renommierte wissenschaftliche Veröffentlichungen.

Ich verstehe aber nicht wo sie hier halbwegs sauber Kausalität herstellt, ich kann nur hoffen, dass das im Buch oder einigen ihrer wissenschaftlichen Artikel ordentlich erklärt wird. Ihre Graphen bedeuten diesbezüglich wenig bis gar nichts. Erstmal könnte um 2007 auch was ganz anderes passiert sein (Finanzkrise z.B.). Die Graphen 1,2 und 3 waren vorher auch schon abnehmend, wenn auch teils nicht so stark. Graph 6 war ebenfalls im Trend steigend, wenn auch in den Jahren vor 2007 (und danach!) noch stagnierend. Graph 4 ist bei näherem Hinschauen fast stabil und der starke Anstieg in Graph 5 könnte auch von etwas im Jahr 2011 oder 2012 ausgelöst sein (oder auch nicht^^). EDIT: Das verändert natürlich nicht die Daten an sich, aber dieser Turning Point 2007, da bin ich mir sehr unsicher und eben ob Trends in den Graphen in allen Fällen echte Trends sind.

Des weiteren arbeitet sie viel mit Perspektive. Die Graphen sind ja nicht von 0% bis 100% skaliert in der Darstellung, grade bei Graph 5 ist die Bandbreite von oben bis unten grade mal 14 Prozentpunkte.

Ich selbst habe nicht so viel Kontakt mit Leuten aus der Generation, aber sehr viel mit Leuten die knapp älter sind. Dort kann ich keine so krassen Veränderungen sehen im Vergleich zu "früher" (so viel älter bin ich ja auch noch nicht). Aber das ist sicher auch abhängig von genauem Alter, Land, Bildungsstand, ländlicher Raum vs. Stadt, Vermögensverhältnisse etc.

[bluttrinker13]

Jetzt ist mir wieder eingefallen, woran der Artikel mich erinnert hat. An einen ZEIT Artikel von 2014 über Japans Jugend:

http://www.zeit.de/2014/24/japan-jugend-sex" onclick="window.open(this.href);return false;

Keinen Bock auf Karriere, romantische Bindungen oder Sex, mit 25 noch bei den Eltern im Kinderzimmer abasseln...
Klingelt da was? Dieser Artikel hat schon damals recht interessant thematisiert, ob Japan als hyper-industrialisierte und gleichzeitig krass überalterte Kultur so etwas wie eine Blaupause darstellt, an der man Entwicklungen absehen könnte (nicht muss), die bei uns in evt 10 Jahren relevant werden. Mir scheinen da ein paar Parallelen zu dem Atlantic-Artikel zumindest möglich.

Ansonsten würde ich aber Axel zustimmen, in D ist das noch einmal ein anderer Schnack. Jedoch weiterhin interessant und wichtig das im Auge zu behalten.

[Mr. Trombone]

Interessante Thesen, danke fürs Teilen. Die Kritikpunkte wurden ja schon erwähnt, aber die grundlegende Fragestellung bleibt ja interessant. Gibt es dazu Untersuchungen für Deutschland, weiß das jemand?

@bluttrinker: Schade, der Beitrag ist hinter einer Paywall. Das hätte mich auch interessiert.

[bluttrinker13]

@bluttrinker: Schade, der Beitrag ist hinter einer Paywall. Das hätte mich auch interessiert.

Echt?

Jetzt seh ich es auch gerade. So ein Mist. Hätte schwören können die war gestern noch nicht da, hatte aber evt auch nur Tomaten auf den Augen.

Sorry!

[biaaas]

Wenn ich solche Artikel lese, dann denke ich Ja Ja die Jugend von Heute... Früher war alles besser!
Vor 15 Jahren klang das z.B. so:
https://www.welt.de/welt_print/article1 ... nnten.html" onclick="window.open(this.href);return false;
Beide Texte reihen sie in eine Lange Tradition ein:
http://www.bildungswissenschaftler.de/5 ... beitswelt/" onclick="window.open(this.href);return false;

Es gibt uns immer noch. Da macht mir die aktuelle politische Situation viel mehr Bauchschmerzen.

[bluttrinker13]

Wenn ich solche Artikel lese, dann denke ich Ja Ja die Jugend von Heute... Früher war alles besser!
Vor 15 Jahren klang das z.B. so:
https://www.welt.de/welt_print/article1 ... nnten.html" onclick="window.open(this.href);return false;
Beide Texte reihen sie in eine Lange Tradition ein:
http://www.bildungswissenschaftler.de/5 ... beitswelt/" onclick="window.open(this.href);return false;

Es gibt uns immer noch. Da macht mir die aktuelle politische Situation viel mehr Bauchschmerzen.

Najaaaa... die verlinkten Artikel sind ja aber eher pauschalisierende Pamphlete, keine Studien.

Und auch wenn ich, wie oben geschrieben, gerade der tendenziösen Smartphone-Interpretation von Frau Twenge nicht zustimme, ist es doch wichtig das zu erforschen und dass sie die Jugend an sich schlecht reden will, sehe ich bei ihr nicht.

Und zu "es gibt uns immer noch", ja, aber bald auch deutlich viel weniger -> siehe Bevölkerungspyramide und das absinken der Geburtenziffer pro Frau in den letzten 50 Jahren. Ist nicht so, als ob es da aufwärts ginge in den Industrieländern (von gewissen religiösen Gruppierungen mal abgesehen).

Also durchaus schon bemerkenswert und problematisch (bei uns in D noch nicht so sehr, allein durch die Zuwanderung, aber siehe Japan, die haben in 20-30 Jahren ein echtes Problem und investieren nicht umsonst so viel in Robotik), außer man ist mit Überalterung und Bevölkerungschrumpfung okay.

[DexterKane]

Ohne das Ding jetzt gelesen zu haben (paywall und so):

https://xkcd.com/1227/" onclick="window.open(this.href);return false;

oder auch:

https://xkcd.com/1601/" onclick="window.open(this.href);return false;

Bin bereit nen Fuffi drauf zu wetten, dass da der demographische Wandel nicht mit der Tatsache erklärt wird, dass heutzutage halt beide vernünftig verdienen müssen um sich ein Kind zu leisten. Nein, das pöse, pöse Smartphone ist schuld. Und überhaupt war, als ich jung war alles besser einself!!

Bitch please!

Bevölkerungsschwund ist nun wirklich, global gesehen, das Letzte worum wir uns Sorgen machen müssen.

[bluttrinker13]

Der Atlantic Artikel hat keine paywall.

Und er dreht sich auch nicht wirklich um Bevölkerungsschwund.

Und auch ich habe Bevölkerungsschwund nicht als globales Problem bezeichnet (das wäre ja auch recht seltsam), wohl aber eines für nationale Volkswirtschaften, die darüber hinaus ein Problem mit Zuwanderung haben (siehe Japan, auch Russland, und seit neuestem Deutschland).
Das meinte ich nicht politisch, ich bin für Zuwanderung bzw. sehe keinen anderen Ausweg wenn wir unsere Volkswirtschaft wie sie ist erhalten wollen (wenn nicht, noch mal gaaanz anderer Schnack).
Ich habe das als Argument gebraucht gegen die oben stehende Annahme dass diese Dinge gar keinen Effekt hätten im Sinne "uns gibt es immer noch" bzw. impliziert "uns wird es weiterhin geben", denn dem ist so nicht, bei Geburtenraten um die 1,4.

That being said, stimme ich beim smartphone und der isolation vollkommen zu.

[biaaas]

Wieso seht ihr eine Paywall? Ich kann den Artikel lesen.

Najaaaa... die verlinkten Artikel sind ja aber eher pauschalisierende Pamphlete, keine Studien.

Der Artikel ist aber auch keine Studie und auch nicht wissenschaftlich. Die Autorin nimmt die Ergebnisse einiger Studien und zeigt eine, wie ich finde fragwürdige Korrelation mit dem Erscheinen des Smartphones. Das ganze angereichert mit anekdotischen Beweisen und Episoden. Sie "verteufelt" das Smartphone und soziale Medien. Für mich ist das ganze auch ein pauschalisierendes und alarmistisches Pamphlet.
Um nur mal zwei Beispiele zu nennen: Der Trend im Führerscheinplot geht vom Anfang der Daten nach unten. Liegt das jetzt daran das die Eltern immer mehr Taxi spielen, oder am allgemeinen Verlust der Statussymbolwirkung eines Autos, oder leben immer mehr Menschen in Großstädten mit guten öffentlichen Verkehrsmitteln?
Die Korrelation von Depression und Zeit vorm Bildschirm. Erhöhen die Computer und Smartphones die Wahrscheinlichkeit für Depressionen, oder verbringen Depressive mehr Zeit zu Hause allein vor den Maschinen. Wurde vielleicht die Richtlinien geändert ab wann man als depressiv eingestuft wird?

Und auch wenn ich, wie oben geschrieben, gerade der tendenziösen Smartphone-Interpretation von Frau Twenge nicht zustimme, ist es doch wichtig das zu erforschen und dass sie die Jugend an sich schlecht reden will, sehe ich bei ihr nicht.

Ich sage nicht das man das nicht erforschen soll, nur finde ich es bringt nichts solche monokausalen Erklärungen für komplexe gesellschaftlichen Entwicklungen zu bemühen. Und was das schlecht reden angeht, das ist natürlich nicht explizit wie in meinen Links aber es kommt an vielen Stellen im Text durch. Wenn es sie z.B. Verwundert darüber ist, das Leute ihr Smartphone als Wecker benutzen, oder sie schreibt das man sich früher häufiger mit Freunden getroffen hat.

[bluttrinker13]

@biaaas Eigentlich haben wir beide doch dieselbe Meinung, hinsichtlich der Aussagekraft ihrer Ergebnisse.

Ich wollte nur noch mal darauf hinweisen, dass ihre Datengrundlage schon echte Studien sind (welche man natürlich kritisieren kann), die sie seit ca. 10 Jahren macht (was in diesem Artikel aber evt auch nur unzureichend durchkommt). Habe da einige Paper in den letzten Jahren gelesen, und auch wenn ich bspw ihrer These einer "Narzißmus-Epidemie" nicht zustimme, wollte ich doch nur das Bild zurechtrücken. Wenn's publiziert ist, ist das automatisch Wissenschaft.

[derFuchsi]

Weil es gerade so schön passt. Gerade darüber gestolpert


Cleverer Mensch dieser Douglas Adams ^^

[Klagsam]

Ich kann die Kritik an ihrem Artikel und der dahinterliegenden Studie durchaus nachvollziehen und mir ist auch klar, dass hier keinesfalls eine Kausalität belegt ist. Letztere ließe sich aber sowieso nicht durch eine vernünftige Studie belegen - eine Smartphonenutzung ist ja viel zu komplex, als dass man sie mit Hilfe eines Experiments vernünftig operationalisieren könnte.
Und vor allen Dingen den von TechnikKadger geposteten link kann ich sehr gut nachvollziehen.
Nichts desto trotz bleibe ich dabei: Die Entwicklung dieser Generation mitzuverfolgen wird extrem spannend

[Dicker]

Bei der Diskussion muss ich an einen Artikel denken, der vor kurzem erschien und feststellte, dass die Generation Z doch nicht so anders ist. Grund für die ganzen falschen Prognosen sind zum einen die Leute, die die Studien erstellen und alle etwas älter sind und dass einfach das Verhalten von 20igjährigen mit dem von 40igjährigen Verglichen wird. Vergleicht man hingegen ältere Studien von vor 20 Jahren, dass ist das Verhalten der damals 20igjährigen dem heutigen gar nicht mal so unähnlich.

Oder wie alten Griechen sagen:

"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus.
Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor
älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten soll.
Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten.
Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die
Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."
Sokrates (470 - 399 v. Chr.)

[Siel]

Bei der Diskussion muss ich an einen Artikel denken, der vor kurzem erschien und feststellte, dass die Generation Z doch nicht so anders ist. Grund für die ganzen falschen Prognosen sind zum einen die Leute, die die Studien erstellen und alle etwas älter sind und dass einfach das Verhalten von 20igjährigen mit dem von 40igjährigen Verglichen wird. Vergleicht man hingegen ältere Studien von vor 20 Jahren, dass ist das Verhalten der damals 20igjährigen dem heutigen gar nicht mal so unähnlich.

Oder wie alten Griechen sagen:

"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus.
Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor
älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten soll.
Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten.
Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die
Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."
Sokrates (470 - 399 v. Chr.)

Hmm, die Griechische Hochkultur ist Untergegangen und nun wiederholt es sich!
Alarm, Chemtrails,Flache Erde, NWO ^^

Im Ernst, durch die Informationsflut der letzten Jahrzehnte, kann man alles mitbekommen dadurch wird der Eindruck erweckt das sich alles vermehrt hat. Ist zumindest mein Gedanke dazu ^^