Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

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mausdoadschmatza
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Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von mausdoadschmatza »

Anscheinend hatte Sledgehammer ursprünglich eine Fortsetzung zu CoD Advanced Warfare geplant und das Top Management hat dann entschieden den 2. Weltkrieg als Setting zu wählen.
http://www.newsweek.com/new-call-duty-w ... nds-705567

Im Zuge des aktuellen Skandals um Kevin Spacey mit den den Missbrauchsanschuldigungen, frage ich mich, was passiert wäre, wenn man tatsächlich eine Fortsetzung, wieder mit Kevin Spacey als Bösewicht gemacht hätte. (Ob das ganze mit der Geschichte vom ersten Teil Sinn machen würde sei einmal ausgeklammert.)

Zur Einordnung der Skandal ist etwa eine Woche vor dem Release vom aktuellen CoD aufgekommen und wäre dann wohl auch für ein AW2 zeitgleich gewesen.

Wie hätte Activision hier reagiert? Theoretisch könnte man natürlich das Modell im Spiel verändern und die Synchro mit einem Patch austauschen. Effektiv wäre das Spiel zu der Zeit aber bereits fertig gewesen und die Konsolenfassungen in der Auslieferung. Das ganze Marketing war auf ihn zugeschnitten. Man hätte aber vermutlich noch die Möglichkeit gehabt den Verkauf weitestgehend zu verhindern. Die Frage wäre halt, ob Activision es sich leisten könnte so spät, kurz vor dem Weihnachtsgeschäft seine Cashcow zu verschieben. Hollywood reagiert ja ziemlich hart auf diese Situation, aber hier reden wir von einem Milliardenprojekt, von denen der Publisher nicht zu viele hat.

Da man im Spiel ja Spacey als Gegner hätte, wäre das vielleicht eine denkbare Erklärung, warum man es trotzdem verkaufen könnte.

Das Szenario ist diesmal konstruiert, hat aber meines Erachtens nach durchaus einen realistischen Hintergrund und etwas vergleichbares gab es meiner Erinnerung nach auch noch nicht in der Gaming Industrie. Was meint ihr so, wie sich die Situation entwickeln würde?
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Nachtfischer
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Nachtfischer »

So sehr ich den momentanen "Trend" zur Aufdeckung all dieser Fälle begrüße, so treffend fand ich doch diesen Kommentar zur Entfernung Spaceys aus der Medienwelt: http://www.sueddeutsche.de/kultur/us-sc ... -1.3742514" onclick="window.open(this.href);return false;
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Leonard Zelig
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Leonard Zelig »

Ich glaube es wäre den meisten Gamern egal. Nur weil er diese Sachen gemacht hat, macht das ja seine Arbeit nicht wertlos. Er spielt den Bösewicht in einem Computerspiel, diese Rolle funktioniert auch noch nach den Enthüllungen. Man kann doch einen Künstler mögen, obwohl er menschlich ein Arsch ist. Oder darf man auch "Der Pianist" und "Mission Impossible" nicht mehr gut finden?
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Heretic
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Heretic »

Ist es zynisch, wenn ich glaube, dass Spacey nicht allein aus aufrichtiger Empörung, sondern auch mit einem Seitenblick auf das Einspielergebnis aus dem Film herausgeschnitten werden soll..?

Ich habe keine Probleme, Filme mit ihm auch weiterhin anzuschauen. Oder mit Mel Gibson. Oder Filme von Polanski. Oder Weinstein-Produktionen. Auch Hitchcock soll ein Arschloch gewesen sein. Die Liste könnte man wohl endlos fortsetzen. Ich kann leicht einen Trennstrich ziehen zwischen realer Person und fiktivem Charakter. Ich kann allerdings auch nachvollziehen, wenn einem das nicht gelingt.

Genauso ätzend finde ich es, wenn den Opfern vorgehalten wird, dass sie die Vorfälle erst Jahre später an die Öffentlichkeit gebracht haben. Oder man ihnen gar eine Mitschuld in die Schuhe schiebt (siehe aktuell Asia Argento). Es fällt garantiert keinem Menschen leicht, sich als Missbrauchsopfer zu "outen". Und wenn dann noch die eigene Existenzgrundlage mit dranhängt...
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Flo
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Flo »

Nachtfischer hat geschrieben:So sehr ich den momentanen "Trend" zur Aufdeckung all dieser Fälle begrüße, so treffend fand ich doch diesen Kommentar zur Entfernung Spaceys aus der Medienwelt: http://www.sueddeutsche.de/kultur/us-sc ... -1.3742514" onclick="window.open(this.href);return false;
Habe eben den Kommentar überflogen und finde ihn sehr unschlüssig. Der Vorspann beginnt mit dem Satz "Keiner ist gezwungen, die Arbeit eines Menschen anzuschauen, den er verabscheut. " und im Text wird sich dann darüber muckiert, dass Ridley Scott in seinem aktuellen Projekt alle Szenen in denen Spacey vorkam mit einem anderen Schauspieler neu drehen wird.

Aber: Genauso wenig wie jemand dazu gezwungen ist die Arbeit von Person Soundso anzuschauen, ist auch ganz bestimmt niemand gezwungen Person Soundso Teil seines Projektes haben zu müssen. Oder etwa nicht? Ich finde es ziemlich albern, wie der Autor des Kommentars seine Argumentation auf die Mündigkeit des Publikums aufbaut, Stalinvergleiche und Zensurwarnungen durch den Raum wirft, aber ganz nebenbei aber dem Regisseur seine Mündigkeit abspricht.

Wenn ich an einem Film arbeiten würde, dann hätte ich womöglich auch keinen Bock mehr Person Soundso drinnen haben zu wollen, wenn sich herausstellt, dass sie Dinge getan hat, die ich verabscheue. Der Film ist mein Baby. Ich möchte den später noch angucken können ohne das ich bei irgendeinen der Nebencharaktere ständig an Missbrauch denken muss.
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Vinter
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Vinter »

Nachtfischer hat geschrieben:So sehr ich den momentanen "Trend" zur Aufdeckung all dieser Fälle begrüße, so treffend fand ich doch diesen Kommentar zur Entfernung Spaceys aus der Medienwelt: http://www.sueddeutsche.de/kultur/us-sc ... -1.3742514" onclick="window.open(this.href);return false;
1984 fällt einem da ein. Da werden auch Unpersonen aus allen Aufzeichnungen getilgt. Und auch ich fühle mich an eine Hexenjagd erinnert, bei der schon der bloße Vorwurf genügt, um Leben und Karriere zu vernichten.

Und bevor jetzt wieder jemand aufschreit, warum ich alter Sexist nicht einfach mal den Frauen glauben würde: Wenn man mal für drei Sekunden innehält und nachdenkt, stellt man fest, dass diese Problematik vollständig davon entkoppelt ist, ob die betreffenden Anschuldigungen wahr sind. Wenn wir in der Gesellschaft ein Klima schaffen, in dem die bloße Anschuldigung eines bestimmten Verbrechens genügt, um jemandes Leben zu zerstören, haben wir schlicht den Boden des Rechtsstaates verlassen. Und ein Rechtsstaat, der auch nur für eine einzige Person nicht gilt, gilt für niemanden.

Dieses ganze Thema kocht vorallem emotional hoch und man ist gerne bereit, sich dem Mob abzuschließen. Es trifft ja die richtigen, irgendwelche widerlichen alten Grapscher. Aber gerade weil es emotional wird, sollte man besonders gut darüber nachdenken.
Zuletzt geändert von Vinter am 12. Nov 2017, 10:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Andre Peschke
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Andre Peschke »

Vinter hat geschrieben:Und bevor jetzt wieder jemand aufschreit, warum ich alter Sexist nicht einfach mal den Frauen glauben würde.
Typisch, dass du alter Sexist denkst, es geht um Frauen. ;)

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Vinter
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Vinter »

Okay, Spacey ist da jetzt ein denkbar ungünstiges Beispiel :D Zudem er die Vorwürfe eingeräumt hatml. Aber er steht ja auch nur exemplarisch für die Vielzahl ähnlicher Anschuldigungen und "Vergeltungsmaßnahmen".
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meisterlampe1989

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von meisterlampe1989 »

Mir ist wirklich unwohl dabei, wenn ich höre, dass Spacey jetzt aus einem Film komplett herausgeschnitten wird. So ein Vorgehen hat enorme Fallstricke. Wo hört denn das dann auf? Es gibt Schauspieler, die wesentlich schlimmere Sachen gemacht haben und wesentlich komischere Ansichten vertreten; ohne jetzt die Sachen zu verharmlosen, die ihm vorgeworfen werden.Verändert man jetzt auch ältere Filme? Oder strahlt sie gar nicht mehr aus?
Es gibt ja jetzt schon Forderuneng z.B. House of Cards von Netflix zu entfernen. Ein Film den Netflix mit Spacey gedreht hat wird nicht veröffentlicht.

Man gehe mal auf den Wikipedia Eintrag von Harvey Weinstein und schaut sich mal an, bei welchen Filmen der Executive Producer war. Sollen die jetzt alle in den Giftschrank kommen? Ist es unmoralisch sich jetzt noch Pulp Fiction anzugucken? Das wird gerade alles diskutiert.

Sexismus zu thematisieren ist so wahnsinnig viel wichtiger als Filme, Serien und Videospiele, aber die totale Verachtung, dass das für sich stehende Kunstwerke sind, die stört mich dann doch auch ein wenig.

Ich trenne strikt zwischen Privatperson und Kunstwerk. Andere können das nicht und das muss man respektieren und die sollen dann auch so viel boykottieren, wie sie wollen. Aber generell zu sagen "Das muss weg". Schwierig.
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Flo
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Flo »

Vinter hat geschrieben:Okay, Spacey ist da jetzt ein denkbar ungünstiges Beispiel :D Zudem er die Vorwürfe eingeräumt hatml. Aber er steht ja auch nur exemplarisch für die Vielzahl ähnlicher Anschuldigungen und "Vergeltungsmaßnahmen".
Das tut er eben nicht. Dieser Threat heißt "Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte".

meisterlampe1989 hat geschrieben:Mir ist wirklich unwohl dabei, wenn ich höre, dass Spacey jetzt aus einem Film komplett herausgeschnitten wird. So ein Vorgehen hat enorme Fallstricke. Wo hört denn das dann auf?
Im Schnittraum hört es auf. Neue Szenen werden gedreht, das Material kommt zu dem anderen Material, es gibt einen Rohschnitt, ein Grading, einen Feinschnitt und schließlich wird der Film distribuiert. Spaceys beruflicher Werdegang bekommt vermutlich einen Knick, das heißt jedoch nicht, dass er in naher Zukunft unter der Brücke leben wird. Niemand wird alte Filme nehmen und Kevin Spacey raus retuschieren. Davor brauchst weder du noch irgendjemand anderes sich Sorgen machen.
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Vinter
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Vinter »

Ich beziehe mich hier auf den von Nachtfischer verlinkten Kommentar, der sich am Beispiel Kevin Spacey an der momentanen Tendenz abarbeitet, Menschen zur persona non grata zu erklären. Das betrifft zwar Kevin Spacey, aber auch andere Schauspieler und Prominente. Der Akteur ist hierbei meiner Ansicht nach austauschbar nicht mehr zentral für meine Argumentation.

Das Ding ist: Wir waren da schon. Sei es nun in der DDR, dem dritten Reich, der Sowjetunion oder dem heutigen China. Und wir haben aus gutem Grund dazu einen Gegenentwurf entwickelt. Dass nun ein Ridley Scott seinen Film (wie ich vermute) aus wirtschaftlichem Interesse nachdreht ist eine Sache. Über die unscharfe Grenze von Kunst und Kommerz haben wir uns im anderen Thread ja schon unterhalten. Aber dass wir am Rand stehen und klatschen, oder sogar erst dazu aufrufen, ist bedenklich.

Es scheint, wir könnten nicht leben ohne immer wieder eine neue Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Und es ist ja auch eine spannende Erzählung: Der Promi, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere ganz tief fällt - ein zeitloser Klassiker.

Und damit will ich ausdrücklich nicht die Taten von Kevin Spacey relativiert wissen. Aber das Leben ist nicht schwarz/weiß, und unser Verhalten wird nicht unhinterfragt zum rechtschaffenen Zorn wird im Angesicht des Bösen in Form von Kevin Spacey. Wir können uns, TROTZDEM die Taten von Spacey widerlich sind, unklug und falsch verhalten. Wir retten Kunstfreiheit und Rechtsstaat nicht für Kevin Spacey. Sondern für uns.
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Peninsula
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Peninsula »

Flo hat geschrieben:...
Ich stimme Flo ausdrücklich zu.

Niemand will rückwirkend das filmische Schaffen von Kevin Spacey, Harvey Weinstein usw. ungeschehen machen oder vertuschen. Da ist der Vergleich mit Diktaturen, die die betreffenden Personen mitunter nicht bloß aus Bildern und Filmaufnahmen haben verschwinden lassen IMO völlig unangemessen - sowohl den Opfern dieser Diktaturen als auch den Opfern von Weinstein und Konsorten gegenüber.

Die passende Analogie sind Politiker, Manager oder andere Menschen, die aufgrund nachweislich unethischen bzw. sogar kriminellen Verhaltens - Spacey hat afaik eingeräumt, sich als erwachsener Mann an einem Vierzehnjährigen vergangen zu haben! - eine Führungsposition aufgeben müssen - und das ist IMO weiterhin wünschenswert. Man kann sich weigern, Kevin Spacey in Zukunft eine Bühne zu bieten, ohne sein bisheriges Werk totzuschweigen.

Bei einem Ridley Scott, der jetzt vor der Veröffentlichung Kevin Spacey aus seinem Film schneidet, die Kunstfreiheit in Gefahr zu wähnen und an Diktaturen zu denken, ist IMO so ähnlich, wie von "Zensur" zu sprechen, wenn Filme nach Fokusgruppentests o.ä. aus wirtschaftlichen oder inhaltlichen Gründen umgeschnitten werden.
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Terranigma
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Terranigma »

Vinter hat geschrieben:Wir retten Kunstfreiheit und Rechtsstaat nicht für Kevin Spacey. Sondern für uns.
Die Kunstfreiheit ist aber nicht tangiert, wenn ein Verantwortlicher entscheidet, nach diesen Enthüllungen die besagte Person nicht mehr in seinem Werk sehen zu wollen. Weder wird ein Film durch den Staat verboten, noch wird Kevin Spacey nachträglich aus einem fertigen Film gestrichen, sondern die laufenden Dreharbeiten werden mit ihm beendet und in der Konsequenz das bisherige Material mit ihm nachgedreht. Hier agiert kein Staat, sondern ein Privatmann, der die Verfügungsgewalt über seinen Film besitzt.

Die Tangente zum Nationalsozialismus oder Stalinismus empfinde ich als geschmacklos.
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meisterlampe1989

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von meisterlampe1989 »

Das mit dem Nationialsozialismus, Stalinismus und der DDR ist absolut überzogener Käse.

Aber dieses Anwaltsargument: "Es kann keine Zensur sein, weil es steht ja im Gesetz, dass die nur vom Staat ausgehen kann", kann ich auch langsam nicht mehr hören. Rechtlich ist es keine Zensur, aber es gibt eine gesellschaftlich forcierte Selbstzensur. Die mag zwar weniger problematisch sein, als eine staatliche Zensur, dass es da aber kein Problem gibt... das ist doch Augenwischerei.

Sehen wir uns doch mal die Sache mit dem Netflix-Film an: In dem Film geht es nicht um die Person Kevin Spacey und in dem Film spielen auch noch andere Schauspieler mit. Netflix hat aber Angst, dass es angeprangert wird und als "Verharmloser von sexueller Gewalt" in die Schlagzeilen kommt. Und deswegen werden wir jetzt diesen Film nie zu Gesicht bekommen.
Ridley Scott wollte seinen Film mit Kevin Spacey machen. Er hat ihn engagiert, den Film mit ihm im Hinterkopf geschrieben. Jetzt hat er aber Angst, dass er dafür Ärger bekommt, wenn Spacey mitspielt und muss jetzt in einer Nacht und Nebel Aktion den ganzen Film ändern. Wir bekommen nicht mehr das ursprünglich intendierte Werk.

Das Stichwort ist hier: Angst. Und wenn Künstler "Angst" haben müssen, ihre Werke so zu veröffentlichen, wie sie es wollen, gibt es ein Problem. Egal ob das vom Staat ausgelöst wird oder nicht.

Und natürlich wird Spacey nicht aus alten Filmen retuschiert, was ja oft auch gar nicht möglich ist. Aber natürlich geraten jetzt TV-Sender, Streaming-Dienste, Kaufhausketten, Internet-Shops usw. unter Rechtfertigungsdruck, wenn sie Filme mit seiner Beteiligung zeigen bzw. vertreiben.
Ich glaube manche haben hier gar nicht im Blick, wie heiß das Thema gerade besonders in den USA ist.
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Terranigma
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Terranigma »

meisterlampe1989 hat geschrieben:Das Stichwort ist hier: Angst.
Das wissen wir nicht. Es ist ebenso denkbar, dass Scott auf Grundlage des aktuellen Kenntnisstandes tatsächlich nicht weiter mit Spacey arbeiten will, eben weil er mit “so jemanden“ kein gemeinsames Projekt betreiben will. Wir kennen die Motivation von Scott nicht.
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Vinter
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Vinter »

meisterlampe1989 hat geschrieben:Das mit dem Nationialsozialismus, Stalinismus und der DDR ist absolut überzogener Käse.
Ich vergleiche hier nicht, sondern leite lediglich her, woher unsere moderne, liberale Auffassung von Kunstfreiheit historisch stammt.

Das aber nur zur Einordnung, ansonsten sind wir ja eh der selben Meinung.
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meisterlampe1989

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von meisterlampe1989 »

Terranigma hat geschrieben:
meisterlampe1989 hat geschrieben:Das Stichwort ist hier: Angst.
Das wissen wir nicht. Es ist ebenso denkbar, dass Scott auf Grundlage des aktuellen Kenntnisstandes tatsächlich nicht weiter mit Spacey arbeiten will, eben weil er mit “so jemanden“ kein gemeinsames Projekt betreiben will. Wir kennen die Motivation von Scott nicht.
Das kann durchaus sein. Es kann aber auch nicht so sein. Man kann an der Entscheidung eh nichts ändern, weil sie ja eben privat getroffen wird und nicht wie bei der echten Zensur vom Staat. Ich verspüre da allerdings immer so ein kleinen Geschmäckle.

Und vor allen Dingen wird sich gar nicht damit beschäftigt, ob eine eventuelle Angst denn wirklich begründet ist. Die Frage stellt nämlich momentan keiner: Heiße ich es wirklich gut, was jemand getan hat, wenn ist seine Kunst veröffentliche? Wenn man die Frage bejaht, dann kommt man in mächtige Fallstricke, wenn man nicht in einen Schlingerkurs kommen will. Die Kunst-und Kulturgeschichte ist voll von ziemlich zwielichtigen Personen, die aber auch ziemlich großes erschaffen haben.
Hier geht es auch gar nicht darum, was man jetzt noch mit Spacey macht. Der ist verbrannt. Aber das, was er geschaffen hat, muss man schützen.Das steht für sich.
Mich beschleicht einfach die Angst, dass man jetzt versucht immer wenn ein Skandal rauskommt die Kunst-und Kulturgeschichte zu korrigieren, indem es "Pfui" wird bestimmte Werke zu zeigen.
"American Beauty" ist durch den Skandal kein schlechterer Film geworden und es ist auch nicht anstößig den jetzt zu zeigen. Aber wenn der das nächste Mal gezeigt wird, dann wird der TV-Sender der es tut unter Druck geraten. Da wette ich drauf.

Ich war auch einer dieser Leute, die sich darüber aufgeregt haben, dass man aus Pippi Langstrumpf "Negerkönig" raus gestrichen hat. Ich bin was Kunst angeht ziemlich radikal. Ich halte es für Verbrechen stehende Kunstwerke zu verändern, damit sie sich anpassen.
Peninsula
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Peninsula »

meisterlampe1989 hat geschrieben: Ich bin was Kunst angeht ziemlich radikal. Ich halte es für Verbrechen stehende Kunstwerke zu verändern, damit sie sich anpassen.
Hast du nicht den Eindruck, dass du hier einen Strohmann aufbaust? [Den Satz links dieser Klammer bitte gedanklich in freundlichem Tonfall lesen :mrgreen:] Wer möchte denn bisherige Filme verändern?
Dass sich die Wahrnehmung dieser Werke in der Öffentlichkeit ein Stück weit ändert, ist vielleicht schade, aber IMO dem Fehlverhalten von Spacey, Weinstein usw. zuzuschreiben. Natürlich wirkt ein OJ Simpson in "Die nackte Kanone" inzwischen anders als noch vor seinem Mordprozess.

Aber was wäre denn die Alternative? Soll man die Übergriffe verschweigen? Die Opfer mundtot machen? Es geht bei den Vorwürfen wohlgemerkt nicht einfach um Gerüchte oder Hexenjagden in Boulevarblättern und auf Klatschportalen, sondern um seriösen investigativen Journalismus - inklusive teilweise geständiger Täter.

Natürlich kann man ganz grundsätzlich damit anfangen, die "Celebrity Culture" zu kritisieren - sich darüber empören, dass solche von vielen Menschen gemeinsam geschaffenen Kunstwerke überhaupt so sehr von einzelnen "großen Namen" mit ausreichender Star Power abhängen. Aber das ist IMO ein ganz anderes Thema und die Schlussfolgerung aus solchen Überlegungen kann doch nicht sein, sexuell übergriffige Menschen, einfach gewähren zu lassen.

Ebenso kann "Selbstzensur" ein Problem sein - sieht man ja aktuell an der übereifrig geschnittenen und damit entstellten Fassung von Wolfenstein 2. Aber mit dieser Art Selbstzensur hat es IMO nichts zu tun, wenn man sexuelle Gewalt ächtet und Tätern keine Bühne bieten möchte.
meisterlampe1989

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von meisterlampe1989 »

Peninsula hat geschrieben:
Aber was wäre denn die Alternative? Soll man die Übergriffe verschweigen? Die Opfer mundtot machen?
(...)

Aber das ist IMO ein ganz anderes Thema und die Schlussfolgerung aus solchen Überlegungen kann doch nicht sein, sexuell übergriffige Menschen, einfach gewähren zu lassen
(...)

Aber mit dieser Art Selbstzensur hat es IMO nichts zu tun, wenn man sexuelle Gewalt ächtet und Tätern keine Bühne bieten möchte.
Danke, dass du hier eines der Probleme hervorhebst. Ich sage: "Ich mache mir sorgen, dass das stehende Werk von Kevin Spacey jetzt in Verruf gerät". Daraus wird, dass ich fordere Übergriffe zu ignorieren, Opfer mundtot mache, den Tätern eine Bühne biete.

Dir muss doch klar sein, dass ich das Null intendiert habe. Was mit Kevin Spacey jetzt passiert ist mir egal, der Typ ist zurecht erledigt. Aber er hat Sachen abgeliefert, die über seiner Person stehen. Und die sind schützenswert und das darf ich sagen ohne immer einen Disclaimer zu gebrauchen, dass ich sexuelle Übergriffe verurteile.

Der Grundkonflikt ist hier, wie stark man Kunst vom Künstler trennen kann. Ich sehe, wenn ich einen Film schaue immer nur den Charakter darin und nicht die Privatperson.
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Stuttgarter »

Künstler müssen nunmal damit leben, dass auch ihre Kunstwerke, wenn sie Scheiße bauen, anders beurteilt werden. Man frage mal den ollen Richard W. zu dem Thema.

Speziell Spaceys Rolle in "American Beauty" bekommt dadurch nunmal noch eine Metaebene - die "üblichen Verdächtigen" hingegen bleiben unverdächtig. (Kleiner Scherz.)

Scotts Entscheidung muss man respektieren - da der Film noch nicht fertig ist. Bei Netflix sieht die Sache etwas anders aus - einen abgedrehten Film nicht zu veröffentlichen, ist zumindest fragwürdig - ich kann nur hoffen, dass dies keine alleinige Entscheidung von Netflix war, sondern zumindest der Kreativstab des Films diese Entscheidung einhellig getroffen hat. Dass "House of cards" nicht mit Spacey fortgesetzt wird, ist hingegen fast schon zwingend - wenn man weiß, dass in den USA ein Arbeitgeber gerichtlich belangt werden kann, wenn er seine Untergebenen nicht "schützt". Dass das groteske Züge annimmt, ist Thema ebenfalls toller Serien ("Ally McBeal", "Boston Legal") - aber nunmal Fakt. Netflix würde vermutlich seines Lebens nicht mehr froh, könnte während der Dreharbeiten zur nächsten Staffel auch nur ansatzweise jemand auf die Idee kommen, Spacey habe ihn unsittlich berührt.

Mal ganz grundsätzlich, ist es ein recht normaler Vorgang, dass Arbeitgeber sich von Arbeitnehmern trennen, wenn die irgend etwas tun, was die Firma in ein schlechtes Licht rückt - und zwar auch, wenn die das in ihrer Freizeit tun, aber mit dem Unternehmen in Verbindung gebracht werden. Ich wüsste keinen Grund, warum Künstler da anders behandelt werden sollten. (Zusatz: In Deutschland wäre wohl ein passendes Beispiel Pirincci, der sich auf einer Demo unsäglich daneben benommen hat und daraufhin seinen Verlag verloren hat. Und zwar auch für seine bisherigen Romane, soviel ich weiß.)

Zumal wir in diesen Fällen - Spacey und Co. - nun wirklich nicht von "unverschuldetem Pech" reden. Wer sich an anderen Menschen sexuell vergeht, ist. Nicht. Unschuldig. Sondern hat und hatte zu jeder Zeit die Verantwortung für sein Verhalten.
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