meisterlampe1989 hat geschrieben:
Wie gesagt: Jeder kann boykottieren, was er will. Allerdings kann ich den konkreten Nutzen nicht erkennen, ausser dem Nebeneffekt, dass Kunstwerke bestraft werden. In Bezug auf Filme übrigens auch die Arbeit anderer Schauspieler, der Regisseur, der Drehbuchautor, der Kameramann etc., die sich alle nichts getan haben.
Dieses flächendeckende sexielle Fehlverhalten ist ein gesellschaftsstrukturelles Problem. Es heht um Macht etc..
Und: 1. Ist es ein Triebverhalten und 2. Geht jeder erst einmal davon aus, dass er nicht erwischt wird und 3. Geht es hier um Menschen, die unfassbar viel Held haben.
Denen sind die paar Tantiemen, die ihnen durch einen eventuellen Boykott durch die Lappen gehen herzlich egal und abschreckend, also dass sie aus Angst Geld zu verlieren sich sexuell plötzlich zusammenreißen.
Dabei geht es auch um gesellschaftliche Ächtung. Abgesehen davon, dass Menschen mit viel Geld in der Regel auch einen höheren Lebensstandard haben (Extrembeispiel: Die Rolling Stones
mussten eine Zeitlang alle paar Jahre auf Tournee gehen), der dann doch eingeschränkt wird, ist es ein Signal, wenn der neue Film von Superstar XY an der Kasse floppt. Ich kann Dein Argument durchaus nachvollziehen - dem entgegne ich halt, "Wenn der Klempnerbetrieb ums Eck einen bekennenden NPDler beschäftigt, muss er auch damit klarkommen, dass ich mir einen anderen Klempner suche". Damit will ich weiß Gott nicht jedem x-beliebigen Boykottaufruf rechtgeben - tatsächlich widerstrebt mir das sogar oft. Im Konflikt um S21 hat mir mal einer gesagt, "Dort kannsch net dein Kaffee kaufe - der isch für S21!" Wo ich dann auch nur sarkastisch rückgefragt habe, " 'Deutsche, kauft nicht bei Befürwortern'?". Es
gibt aber Themengebiete, wo ich diese soziale Ächtung für sehr angebracht halte. Und das sind eben jene, wo die Menschenwürde dritter verletzt wurde, sei es nun aus sexuellen, rassistischen oder was auch immer für Gründen. Letztlich laufen die Diskussionen zu dem Thema oft auf "Ja, was kann man denn dagegen tun?" raus. Mit den Füßen abstimmen ist zumindest ein Teil der Antwort.
meisterlampe1989 hat geschrieben:
Dann les mal im Feuilleton in amerikanischen Zeitungen. Oder in den sozialen Medien oder Foren. In Deutschland wird meistens noch sachlich darüber diskutiert. In den USA ist es hysterisch.
Okay, dass die Amerikaner eine Macke haben, überrascht mich jetzt nicht - dann hatte ich Dich falsch verstanden, sorry. Ich hatte Dich so verstanden, dass Du hier wegen Deiner Meinung ins Eck der Verharmloser gestellt worden wärst. Was ich so nicht entdeckt habe - tatsächlich beim nochmals überfliegen habe ich hier auch keinen entdeckt, der Spaceys bisheriges Werk "verbrennen" will. Es haben nur ein paar drauf hingewiesen, dass "American Beauty" mit dem heutigen Wissen beim Wiederanschauen eine Metaebene bekommen wird. Das ist im Rahmen der Kunstinterpretation aber auch völlig normal und statthaft. Einen "Don Karlos" von Schiller ("Geben Sie Gedankenfreiheit, Sire") les ich ja auch mit anderen Augen, wenn ich weiß, dass er ihn im Exil geschrieben hat.