Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

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meisterlampe1989

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von meisterlampe1989 »

Stuttgarter hat geschrieben:Dir ist aber schon klar, dass Stars vom Kaliber eines Spacey nicht nur ihre Gagen, sondern oft auch Prozente an den Einnahmen bekommen? Insofern ist das Boykottargument durchaus nicht unerheblich.
Wie gesagt: Jeder kann boykottieren, was er will. Allerdings kann ich den konkreten Nutzen nicht erkennen, ausser dem Nebeneffekt, dass Kunstwerke bestraft werden. In Bezug auf Filme übrigens auch die Arbeit anderer Schauspieler, der Regisseur, der Drehbuchautor, der Kameramann etc., die sich alle nichts getan haben.

Dieses flächendeckende sexielle Fehlverhalten ist ein gesellschaftsstrukturelles Problem. Es heht um Macht etc..
Und: 1. Ist es ein Triebverhalten und 2. Geht jeder erst einmal davon aus, dass er nicht erwischt wird und 3. Geht es hier um Menschen, die unfassbar viel Held haben.
Denen sind die paar Tantiemen, die ihnen durch einen eventuellen Boykott durch die Lappen gehen herzlich egal und abschreckend, also dass sie aus Angst Geld zu verlieren sich sexuell plötzlich zusammenreißen, glaube ich auch nicht.
Stuttgarter hat geschrieben:Außerdem ist mir irgendwie die Forderung entgangen, dass Spaceyfilme jetzt "weg" müssten. Genauso ist mir entgangen, dass jemand einen Spacey-Film-Gucker für einen "Verhöhner der Opfer" hält.
Dann les mal im Feuilleton in amerikanischen Zeitungen. Oder in den sozialen Medien oder Foren. In Deutschland wird meistens noch sachlich darüber diskutiert. In den USA ist es hysterisch.
Zuletzt geändert von meisterlampe1989 am 17. Nov 2017, 15:15, insgesamt 1-mal geändert.
Stuttgarter
Beiträge: 1634
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Stuttgarter »

meisterlampe1989 hat geschrieben: Wie gesagt: Jeder kann boykottieren, was er will. Allerdings kann ich den konkreten Nutzen nicht erkennen, ausser dem Nebeneffekt, dass Kunstwerke bestraft werden. In Bezug auf Filme übrigens auch die Arbeit anderer Schauspieler, der Regisseur, der Drehbuchautor, der Kameramann etc., die sich alle nichts getan haben.

Dieses flächendeckende sexielle Fehlverhalten ist ein gesellschaftsstrukturelles Problem. Es heht um Macht etc..
Und: 1. Ist es ein Triebverhalten und 2. Geht jeder erst einmal davon aus, dass er nicht erwischt wird und 3. Geht es hier um Menschen, die unfassbar viel Held haben.
Denen sind die paar Tantiemen, die ihnen durch einen eventuellen Boykott durch die Lappen gehen herzlich egal und abschreckend, also dass sie aus Angst Geld zu verlieren sich sexuell plötzlich zusammenreißen.
Dabei geht es auch um gesellschaftliche Ächtung. Abgesehen davon, dass Menschen mit viel Geld in der Regel auch einen höheren Lebensstandard haben (Extrembeispiel: Die Rolling Stones mussten eine Zeitlang alle paar Jahre auf Tournee gehen), der dann doch eingeschränkt wird, ist es ein Signal, wenn der neue Film von Superstar XY an der Kasse floppt. Ich kann Dein Argument durchaus nachvollziehen - dem entgegne ich halt, "Wenn der Klempnerbetrieb ums Eck einen bekennenden NPDler beschäftigt, muss er auch damit klarkommen, dass ich mir einen anderen Klempner suche". Damit will ich weiß Gott nicht jedem x-beliebigen Boykottaufruf rechtgeben - tatsächlich widerstrebt mir das sogar oft. Im Konflikt um S21 hat mir mal einer gesagt, "Dort kannsch net dein Kaffee kaufe - der isch für S21!" Wo ich dann auch nur sarkastisch rückgefragt habe, " 'Deutsche, kauft nicht bei Befürwortern'?". Es gibt aber Themengebiete, wo ich diese soziale Ächtung für sehr angebracht halte. Und das sind eben jene, wo die Menschenwürde dritter verletzt wurde, sei es nun aus sexuellen, rassistischen oder was auch immer für Gründen. Letztlich laufen die Diskussionen zu dem Thema oft auf "Ja, was kann man denn dagegen tun?" raus. Mit den Füßen abstimmen ist zumindest ein Teil der Antwort.
meisterlampe1989 hat geschrieben: Dann les mal im Feuilleton in amerikanischen Zeitungen. Oder in den sozialen Medien oder Foren. In Deutschland wird meistens noch sachlich darüber diskutiert. In den USA ist es hysterisch.
Okay, dass die Amerikaner eine Macke haben, überrascht mich jetzt nicht - dann hatte ich Dich falsch verstanden, sorry. Ich hatte Dich so verstanden, dass Du hier wegen Deiner Meinung ins Eck der Verharmloser gestellt worden wärst. Was ich so nicht entdeckt habe - tatsächlich beim nochmals überfliegen habe ich hier auch keinen entdeckt, der Spaceys bisheriges Werk "verbrennen" will. Es haben nur ein paar drauf hingewiesen, dass "American Beauty" mit dem heutigen Wissen beim Wiederanschauen eine Metaebene bekommen wird. Das ist im Rahmen der Kunstinterpretation aber auch völlig normal und statthaft. Einen "Don Karlos" von Schiller ("Geben Sie Gedankenfreiheit, Sire") les ich ja auch mit anderen Augen, wenn ich weiß, dass er ihn im Exil geschrieben hat.
Peninsula
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Peninsula »

meisterlampe1989 hat geschrieben:Dann les mal im Feuilleton in amerikanischen Zeitungen.
Das tue ich eigentlich ziemlich regelmäßig und mir kommt da keine solche Hysterie unter, wie du sie beschreibst. Hättest du da ein Beispiel?
Dass in Foren und sozialen Medien teilweise hitzig diskutiert wird - geschenkt. Ist aber bei allen möglichen Themen der Fall. Es wundert mich außerdem etwas, diese Kritik ausgerechnet von jemandem zu lesen, der sich hier im Forum so vehement für einen rustikaleren Umgangston einsetzt.

Nochmal zum amerikanischen Feuilleton: Der Artikel How the Myth of the Artistic Genius Excuses the Abuse of Women von Amanda Hess in der New York Times ist IMO sehr lesenswert und spricht viele relevante Facetten des hier von uns diskutierten Themas zur Trennbarkeit von Kunst und Künstler an.
Ein bemerkenswertes - und mir bisher unbekanntes - Stück Trivia liefert der Artikel nebenbei auch noch:
Those offended by the opportunities artists have lost in recent weeks should know that casting choices that feel like artistic decisions have almost always been economic ones. After Ridley Scott chose to cut Mr. Spacey from his already completed film “All the Money in the World” and reshoot his scenes with Christopher Plummer, The Associated Press reported that Mr. Plummer was actually Mr. Scott’s first choice for the role. The studio, however, had demanded a bigger name — until that big name became a big liability.
Wenn das stimmen sollte, hätte dann der Skandal um Spacey es Ridley Scott paradoxerweise nicht erst ermöglicht, seine künstlerische Vision zu verwirklichen?
Stuttgarter
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Stuttgarter »

Auch, wenns jetzt bissl arg weit weggeht - beim Thema "künsterlische Vision" muss natürlich der Springsteen-Somg "Born in the USA" erwähnt werden. Dessen zuerst veröffentliche Fassung außer dem Text praktisch gar nichts mehr mit dem zu tun hatte, was Springsteen eigentlich wollte. Was dazu führte, dass das Lied zu einem der missverstandensten Songs überhaupt wurde. Springsteen hat die ursprünglich geplante Version später veröffentlicht - da ist das ganze sehr viel düsterer (und passender zum Text!). Anfang der 80er hat sein Management sehr darauf Wert gelegt, dass doch bitte etwas chartkompatibles produziert werden solle. Springsteen war zu dem Zeitpunkt durchaus schon ein Star - und trotzdem war seine künstlerische Vision nix wert.
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bluttrinker13
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von bluttrinker13 »

@Stuttgarter: Nur aus Interesse, könntest du den ursprünglichen thrust des Songs kurz wiedergeben?

Ich hatte schon immer den Eindruck, dass das sarkastisch gemeint war, aber jeder einfach stumpf mitgröhlt (wie ich hier am 4. Juli auch erleben konnte).
Stuttgarter
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Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Stuttgarter »

bluttrinker13 hat geschrieben:@Stuttgarter: Nur aus Interesse, könntest du den ursprünglichen thrust des Songs kurz wiedergeben?

Ich hatte schon immer den Eindruck, dass das sarkastisch gemeint war, aber jeder einfach stumpf mitgröhlt (wie ich hier am 4. Juli auch erleben konnte).
Der Text ist wie geschrieben unverändert - es geht darum, wie die US-Regierung mit den Vietnamveteranen umgeht. Nur geht das in der Hymnenversion halt irgendwie unter.

Das war Springsteens eigentliche Idee: https://www.youtube.com/watch?v=3UBei3n4FOY" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich denke, besser kann man die Kluft zwischen "künstlerischer Vision" und "Management, das Geld verdienen will" nicht aufzeigen.
toxic_garden

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von toxic_garden »

Der von mir sehr geschätzte Youtube-Kanal "Walulis" hat nun auch eine Folge zu dem Thema. Neben den bereits hier im Thread angesprochenen Vergleichen zu Polanski und anderen, noch lebenden Personen wird auch die Parallele zu Künstlern gezogen, die vor mehreren hundert Jahren lebten und deren Kunst heute Millionenbeträge erzielt. Und die Frage, in wiefern die Kunst tatsächlich Ausdruck des Schaffenden und seines Fehlverhaltens ist, kommt auch nicht zu kurz. Ziemlich sehenswert und so knackig komprimiert, dass es wahrscheinlich weniger Zeit zum ansehen in Anspruch nimmt als mein Text darüber. :D
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