Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Wenn es nicht um Spiele und / oder den Podcast geht, dann stehen die Chancen gut, dass dein Thema hier richtig ist.
WARNUNG: Gerade bei Politik & Co. geht's gerne hoch her. Auch hier gelten die Benimmregeln. Behandelt andere Foren-User immer mit Respekt, selbst wenn ihr deren Meinung nicht respektieren könnt!
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9845
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Andre Peschke »

Decius hat geschrieben:"Bitte Protest nur nett und unterwürfig, nicht so, dass ich mich meines Verhaltens wegen schlecht fühlen muss und am besten dort, wo ich ihn ignorieren kann".
Ich halte den Mechanismus des Beschämens für nicht optimal wenn das Ziel sein soll, Menschen zum Umdenken zu bewegen. Wäre er darin effektiv, hätten wir in Deutschland das extrem-rechte Gedankengut inzwischen ausgerottet. Einen beschämenderen Titel, als Nazi/Rassist etc kann ich mir hierzulanden kaum vorstellen. Wir sehen aber: Das Denken verschwindet nicht, sondern es taucht ab.

Abgesehen davon, dass ich Vinter zustimme, dass das ein falsches Dilemma ist und es zwischen "Draufschlagen" und "Demut" noch eine breite Spielwiese gibt, würde ich es auch schlicht für sinnvoller halten zu diskutieren als nur emotionale Entladung zu betreiben.

Andre
Benutzeravatar
Naitomea
Beiträge: 184
Registriert: 30. Jul 2016, 09:43

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Naitomea »

Andre Peschke hat geschrieben:Abgesehen davon, dass ich Vinter zustimme, dass das ein falsches Dilemma ist und es zwischen "Draufschlagen" und "Demut" noch eine breite Spielwiese gibt, würde ich es auch schlicht für sinnvoller halten zu diskutieren als nur emotionale Entladung zu betreiben.
Wie würde sich diese Taktik denn im Szenario des Eingangsposts auswirken?
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9845
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Andre Peschke »

Peninsula hat geschrieben:Natürlich muss vor Gericht die Unschuldsvermutung gelten - immer und für jeden, aber das ist selbstverständlich! Wieso muss man das ausgerechnet bei sexueller Gewalt immer wieder betonen?
Mein Eindruck war, das Meisterlampe möchte, dass die Unschuldsvermutung eben nicht nur vor Gericht gilt und die Bewertung von Spacey und den ihn betreffenden Konsequenzen anhand der gesicherten Fakten erfolgt. Bekannt hat sich Spacey halbwegsundselbstdasnichtsorichtig ("Ich erinnere mich nicht, aber wenn, dann tut es mir leid") AFAIK zur sexuellen Nötigung eines 14 Jährigen, die viele Jahre zurück liegt. Ich glaube, den Rest bestreitet er via Anwalt bislang?

Das mal als Grundlage zu nehmen, schadet der Diskussion ja auch wenig - kann sogar ganz interessante Fragen aufwerfen. Mal schnell runtergetippt und hoffentlich nicht ohne haarsträubendste Denkfehler ^^:

- Der Netflix-Bann macht zumindest geschäftlich Sinn. Streng genommen, da Spacey AFAIK keine Anschuldigung wirklich eingestanden hat, ist es vielleicht im Lichte der Unschuldsvermutung unfair. Aber aus reiner Business-Sicht rechtfertigt sich seine hohe Gage u.a. darüber, dass er Fans zur Kasse treibt, als Sympathiefigur mit Sender und Werk assoziiert wird etc. Wissen wir überhaupt sicher, dass Spacey jetzt nicht auch ganz zufrieden ist, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen?
- Vermutlich macht es auch Sinn den Film mit ihm erstmal in den Giftschrank zu sperren. Sogar für Spacey, wenn ihm an der Rezeption seines Werks gelegen ist. Wenn der wirklich fertig durchproduziert ist, wird er später sowieso veröffentlicht, IMO. Netflix will das nur nicht im derzeitigen Klima tun und auch das ist ja ihr gutes Recht. Genauso liegen Werke ja manchmal jahrelang auf Eis, weil im Portfolio des Vertriebs gerade kein passendes Fenster verfügbar ist, man auf günstigere Marktsituationen wartet etc.
- Kann man Ridley Scott einen Vorwand machen? Sprich: Wenn Spacey zu Unrecht beschuldigt wäre, könnte man von Scott verlangen das er das kommerziell an der Kinokasse ausbadet? Oder ist es sein gutes Recht neu zu besetzen? Als Insider hat er vielleicht auch einfach ein höheres Informationsniveau als wir und ist sich deutlich sicherer, dass da ein substanzieller wahrer Kern existiert?

Andre
toxic_garden

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von toxic_garden »

Peninsula hat geschrieben:Wenn Kevin Spacey sich öffentlich zu einer rassistischen Gewalttat bekannt hätte, hätten wir dann hier auch Beiträge im Thread, die darauf hinweisen, dass man - unabhängig vom konkreten Fall Spacey - doch bitte bedenken müsse, dass die Unschuldsvermutung zu gelten habe und ja auch immer mal Menschen fälschlicherweise einer rassistischen Gewalttat beschuldigt würden?
also von mir zumindest ziemlich sicher, ja. Insbesondere bei scheinbar rassistischen Taten ist der Kontext, in dem sie getätigt wurden, verdammt wichtig. Ich erinnere mich da an einen Auszug aus einem Frei.Wild*-Song, der von vielen Leuten aus Facebook geteilt wurde und eindeutig belegen sollte, wie unglaublich rechts diese Band doch sei. Nach kurzer Recherche zeigte sich, dass dieser Text-Ausschnitt das genaue Gegenteil war. Es war also korrekt, dass (sinngemäß) gesungen wurde "ich schnappe mir meine 9mm und mache alle platt, die nicht von meinem Blut sind". Was dabei unterschlagen wurde: der Text ging weiter mit "ist es das, was ihr uns in den Mund legen wollt? Dann habt ihr nicht kapiert, wer wir überhaupt sind".

Was ich damit ausdrücken möchte: ja, die sofortige Vorverurteilung ist auch bei rassistischen Aussagen scheiße und abzulehnen. Der Kontext einer Tat ist immer wichtig. Womit nicht gesagt ist, dass es nie "so schlimm ist wie es sich im ersten Moment anhört". Es kann sogar noch viel schlimmer sein. Hat nicht vor einigen Jahren Mel Gibson im Suff mal eine ziemlich heftig antisemitische Rede gehalten? Da konnte sich auf Youtube jeder ein Bild vom Kontext machen. Warum er trotzdem seit dem in neun Filmen mitgespielt hat und bis heute große Rollen bekommt, unterstreicht ein bisschen meine Theorie der Verlogenheit diverser Filmstudios und Regisseure, die jetzt in blindem Aktionismus Kevin Spacey überall raus haben wollen. In 3-4 Jahren ist das Thema sowieso wieder vergessen und alles bleibt beim alten.
Natürlich muss vor Gericht die Unschuldsvermutung gelten - immer und für jeden, aber das ist selbstverständlich! Wieso muss man das ausgerechnet bei sexueller Gewalt immer wieder betonen?
weil dank "Man-Spreading", "stare-rape" und anderen Stilblüten der Begriff der sexuellen Übergriffigkeit inzwischen so verwaschen wurde, dass die Grenze, in der man einen Sexualdelikt als "ernsthaft" bezeichnet, ständig neu definiert werden muss. Damit hat man dem Rechtsempfinden einen Bärendienst erwiesen, inzwischen gibt es für jede Form der Handlung, die einem "irgendwie unangenehm" ist, einen völlig überzogenen Ausdruck, der hashtag-kompatibel zusammengedampft wird. Und entsprechend schnell setzt sich der shitstorm in Bewegung, wenn dieser hashtag dann auch mal auf eine Person des öffentlichen Lebens zutrifft. Du kannst mir nicht erzählen, dass eine Person, der so etwas ein mal vorgeworfen wurde, die nächsten 12 Monate ein normales Leben führen kann, selbst wenn die Unschuld bewiesen wurde.



* disclaimer: ich finde Frei.Wild scheiße, ihre "Blut und Boden"-Rhetorik zum kotzen und musikalisch können die eh nix. Genau deswegen nervt es mich so sehr, wenn man ihnen Wasser auf die Mühlen kippt, indem man ihre Zitate aus dem Kontext reißt.
Peninsula
Beiträge: 665
Registriert: 16. Jun 2016, 21:56
Wohnort: Berlin

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Peninsula »

Andre Peschke hat geschrieben:Bekannt hat sich Spacey halbwegsundselbstdasnichtsorichtig ("Ich erinnere mich nicht, aber wenn, dann tut es mir leid") AFAIK zur sexuellen Nötigung eines 14 Jährigen,
Stimmt, da habe ich mich geirrt. :oops:

EDIT: bzw. es in dem Vergleich mit dem (fiktiven) Bekenntnis zu einer rassistischen Tat ungenau ausgedrückt
Zuletzt geändert von Peninsula am 14. Nov 2017, 01:25, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Flo
Beiträge: 427
Registriert: 5. Jun 2016, 11:57
Wohnort: Leipzig

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Flo »

Ich hätte einen Vorschlag für diese Debatte, der die Sache womöglich einfacher macht. Ich denke man sollte die reale Person 'Kevin Spacey' und den 'Ruf von Kevin Spacey' unterscheiden.

Die Gage einer Hollywood Darstellerin der A Garde leitet sich nicht mehr aus ihrer Schauspielerischen Leistung ab, sondern aus ihren Ruf. Das macht marktwirtschaftlich insofern Sinn, da man ja das Geld für einen Film ausgibt, bevor man ihn sieht und nicht erst danach, sofern die schauspielerische Leistung eine Investition rechtfertigt. Wenn eine Person eine Kinoverstellung besucht, weil sie Schauspielerin X toll findet, dann bezieht sich das auf den 'Ruf von Schauspielerin X', nicht auf die erbrachte Leistung oder ihrer Rechtschaffenheit.

Ein Filmstudio versucht daher sowohl den Ruf seiner Schauspielerinnen auszubauen, zum Beispiel durch diese seltsamen Pressetouren, als auch diesen Ruf zu monetarisieren, zum Beispiel indem man den Film mit dem Namen der Schauspielerin bewirbt. Eine DOP hat in der Regel erheblich mehr Einfluss auf die Qualität eines Films, trotzdem wird ihr Name nicht groß aufs Filmplakat geschrieben. Ihr Ruf ist nicht so groß aufgebauscht. Es ist nämlich erheblich effizienter den Ruf der Personen vor der Kamera aufzubauen, als den der Personen hinter der Kamera.


Ein Studio bezahlt Millionengagen für den Ruf einer Schauspielerin. Der Ruf einer AAA Schauspielerin ist das Kapital aus dem sie finanziellen Gewinn erzielen kann, nichts anderes. Und das ist ihr auch vollkommen bewusst. In der Causa Spacey hat nicht die Person Kevin Spacey gelitten, sondern Spaceys Ruf. Für die Person Kevin Spacey gilt die Unschuldsvermutung. Für Spaceys Ruf gilt sie nicht, den ein Ruf ist keine Person und unterliegt anderen juristischen Regeln. Man kann einen Ruf zum Beispiel Schädigen. Und Rufschädigung ist ein wohletablierter und vielgenutzter juristische Angelegenheit.

Und ich denke darauf müsste so eine Diskussion hinaus laufen. Sind die juristischen Möglichkeiten eine potentielle Rufschädigung zu ahnden ausreichend, übertrieben oder genau richtig?
meisterlampe1989

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von meisterlampe1989 »

Andre Peschke hat geschrieben:
Mein Eindruck war, das Meisterlampe möchte, dass die Unschuldsvermutung eben nicht nur vor Gericht gilt und die Bewertung von Spacey und den ihn betreffenden Konsequenzen anhand der gesicherten Fakten erfolgt. Bekannt hat sich Spacey halbwegsundselbstdasnichtsorichtig ("Ich erinnere mich nicht, aber wenn, dann tut es mir leid") AFAIK zur sexuellen Nötigung eines 14 Jährigen, die viele Jahre zurück liegt. Ich glaube, den Rest bestreitet er via Anwalt bislang?
Mir geht es eigentlich gar nicht mehr so um Kevin Spacey. Das, was er zugegeben hat, ist schon genug um ihn als nicht mehr "gesellschaftversträglich" zu kategorisieren. Vielleicht kommt das auch falsch rüber, mir ist Kevin Spacey herzlich egal. Ich will ihn auch gar nicht verteidigen. Es geht hier um das "bigger picture".

Zur Unschuldsvermutung habe ich in einem anderen Forum geschrieben:
Nach den Skandalen um Harvey Weinstein und der darauf folgenden #MeToo-Welle in den sozialen Netzwerken und nachdem jetzt einer meiner liebsten Schauspieler, Kevin Spacey, in einen Skandal um sexuelle Belästigung verwickelt ist, treibt mich eine Sache in der letzten Zeit wirklich um: Die Unschuldsvermutung.

Bei dem Thema setzt man sich unglaublich schnell in die Nesseln, deswegen brauche ich einige Disclaimer.

1. Missbrauchsopfer sollen immer im Mittelpunkt der Debatte stehen.
2. Anschuldigungen sollte man sich immer anhören und niemals auf die leichte Schulter nehmen.
3. Pauschal zu sagen, dass Frauen solche Anschuldigungen machen, um im Rampenlicht zu stehen oder abzukassieren, ist sexistische Kackscheiße.
4..Opfer sind niemals selber schuld daran, wenn sie Opfer werden (z.B. durch sexy Kleidung). Victim Blaming ist inakzeptabel.
5. Mir geht es nicht um aktuelle Fälle, ich verteidige weder Weinstein noch Spacey oder sonst wen.

Allerdings finde ich es erschreckend, wie schnell aus einer Anschuldigung in der Gesellschaft eine Verurteilung wird. Dabei scheint der juristische Part für viele Menschen absolut keine Rolle zu spielen. Die Unschuldsvermutung scheint es nur noch im Gerichtsgebäude zu geben.

Im Fall um Jörg Kachelmann beispielsweise, haben mich Aussagen von ARD-Offiziellen damals regelrecht erschüttert. Die sind in einer Live-Sendung gefallen und das Zitat kann ich nicht mehr genau zuordnen oder belegen, aber sinngemäß ist dort gefallen: Ob Kachelmann im juristischen Sinne schuldig sei, spielt keine Rolle, entscheidend sei, welche Gedanken die Menschen haben, wenn er in den Tagesthemen weiter das Wetter vortragen würde.
Juristisch ist Jörg Kachelmann vollständig rehabilitiert, aber seine Karriere im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist irreparabel zerstört. Allein mit der Begründung, dass viele Menschen sich selbst ihr Urteil gebildet haben.
Das lässt sich auf viele Fälle anwenden.

Das bedeutet im Umkehrschluss: Eine Anschuldigung reicht, um eine Karriere zu beenden. Wer behauptet, dass das von manchen Menschen nicht auch taktisch gegen unliebsame Personen eingesetzt wurde und wird, lebt meiner Meinung nach in einer Traumwelt. Und genau deswegen muss die juristische Abhandlung solcher Fälle wieder in den Mittelpunkt der Debatte um solche Fälle rücken und aus der juristischen Unschuldsvermutung muss auch eine gesellschaftliche werden.

Man versetze sich nur mal in die Lage der Person, der so ein Vorwurf gemacht wird und die unschuldig ist. Du schaffst es vielleicht juristisch sauber da raus zu kommen, aber deine Karriere und dein öffentliches Ansehen ist zerstört, auf Basis einer reinen Behauptung,
Wenn öffentliche Personen aus ihren Positionen (z.B. als Schauspieler einer Serie) oder Ämtern (z.B. Politikern) aufgrund eines Vorwurfs, bei dem noch nicht einmal juristische Ermittlungen anberaumt sind, raus geworfen werden, verfolgt mich grundsätzlich ein unbehagliches Gefühl.

Ich spreche hier weder gegen Opfer noch für die Täter, sondern setze mich für Gerechtigkeit ein. Ob jemand schuldig ist oder nicht, entscheidet sich im Gericht und nicht beim Stammtisch oder bei Twitter.
(auch hier wieder schön zu bemerken, dass ich die Äußerungen nur tätigen konnte, wenn ich Disclaimer benutze)

Und das ist auch nach wie vor meine Meinung. Die Opfer ernst zu nehmen und gleichzeitig aber auch keine Prangergesellschaft zuzulassen, schließt sich nicht aus.
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Stuttgarter »

Das Problem bei sexueller Belästigung ist allerdings, dass vieles gar nie vor Gericht kommen wird. Da nicht strafrechtlich relevant. Bei den strafrechtlich relevanten Dingen ist es oft schwierig, Beweise zu erbringen - vor allem, wenn es schon Jahre her ist. Jetzt kann man natürlich sagen, "Ja wärn die Frauen halt gleich zur Polizei gegangen" - da erzählen einem aber viele Frauen sehr unschöne Geschichten, was die Polizei ihnen da so geantwortet hat in der Vergangenheit.

Es mag hart klingen - aber solang es sich bei dem Thema um ein derartiges gesellschaftliches Tabu handelt, müssen Fälle wie Weinstein, Spacey etc. vermutlich öffentlichkeitswirksam bearbeitet werden. Mit dem Resultat, dass auch viele schmutzige Geschichten aus der Vergangenheit hochkommen, die heutzutage nicht mehr einwandfrei belegbar sind.

Sarkastisch gesehen - Täter hatten jahrzehntelang das Glück, vom System geschützt zu werden. Es mag für sie Pech sein, dass jenes System zu ihren Lebzeiten noch ins Wanken gerät, aber bei sowas gibts nunmal keine Garantie, dass es für alle Zeiten geheim bleibt.
Rince81
Beiträge: 8751
Registriert: 21. Dez 2015, 04:30

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Rince81 »

Nachtfischer hat geschrieben:So sehr ich den momentanen "Trend" zur Aufdeckung all dieser Fälle begrüße, so treffend fand ich doch diesen Kommentar zur Entfernung Spaceys aus der Medienwelt: http://www.sueddeutsche.de/kultur/us-sc ... -1.3742514" onclick="window.open(this.href);return false;
Was dabei - und auch bei der Diskussion der Unschuldsvermutung - übersehen wird, ist dass man Spacey, Weinstein, Rattner und Co. nicht vorwirft privat Arschlöcher zu sein die ein Nein nicht akzeptieren, sondern man ihnen ganz explizit vorwirft ihre Macht durch den Job ausgenutzt zu haben. Nach Weinstein weiß jeder, dass Trumps “And when you’re a star, they let you do it, You can do anything. [...]Grab them by the pussy, You can do anything.” offensichtlich der Hollywood-Realität entspricht - und es anscheinend fast jeder wusste. Ich habe damals bei dieser Szene von 30 Rock gelacht: https://www.youtube.com/watch?v=0ceNfXrccbQ" onclick="window.open(this.href);return false; :doh:
Hier sind jetzt tatsächlich die Arbeitgeber gefragt und die haben anscheinend seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten weggeschaut und eventuelle Beschwerden unter den Tisch gekehrt. Jetzt stehen sie unter dem öffentlichen Druck ihre Mitarbeiter zu schützen - vor den Weinsteins, Rattners und Spaceys. Natürlich "entfernt" man sie jetzt.

Hier fand man es auch noch lustig - MacFarlane schaut aber als wenn er es sehr ernst meint...
https://www.youtube.com/watch?time_cont ... CNvREKTnQc" onclick="window.open(this.href);return false;
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
Benutzeravatar
MrSnibbles
Beiträge: 589
Registriert: 18. Nov 2016, 14:13

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von MrSnibbles »

Stuttgarter hat geschrieben:Sarkastisch gesehen - Täter hatten jahrzehntelang das Glück, vom System geschützt zu werden. Es mag für sie Pech sein, dass jenes System zu ihren Lebzeiten noch ins Wanken gerät, aber bei sowas gibts nunmal keine Garantie, dass es für alle Zeiten geheim bleibt.
Habe nicht den ganzen Thread im Detail gelesen, also sorry, wenn du darauf schon eingegangen bist aber was ist mit potenziellen Nicht-Tätern? An den Anschuldigungen scheint ja grundsätzlich was dran zu sein - rein aus der schieren Masse an Dingen die aufgedeckt werden. Aber wäre jemand, der zu unrecht beschuldigt wird - aus welchen Gründen auch immer von Verwechslung bis Rachsucht - ein zu akzepteirender Kollateralschaden? Ich will dir nichts in den Mund legen, mir ist die Frage nur beim Lesen gekommen.
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Stuttgarter »

MrSnibbles hat geschrieben:
Stuttgarter hat geschrieben:Sarkastisch gesehen - Täter hatten jahrzehntelang das Glück, vom System geschützt zu werden. Es mag für sie Pech sein, dass jenes System zu ihren Lebzeiten noch ins Wanken gerät, aber bei sowas gibts nunmal keine Garantie, dass es für alle Zeiten geheim bleibt.
Habe nicht den ganzen Thread im Detail gelesen, also sorry, wenn du darauf schon eingegangen bist aber was ist mit potenziellen Nicht-Tätern? An den Anschuldigungen scheint ja grundsätzlich was dran zu sein - rein aus der schieren Masse an Dingen die aufgedeckt werden. Aber wäre jemand, der zu unrecht beschuldigt wird - aus welchen Gründen auch immer von Verwechslung bis Rachsucht - ein zu akzepteirender Kollateralschaden? Ich will dir nichts in den Mund legen, mir ist die Frage nur beim Lesen gekommen.
Nein, wäre er natürlich nicht.

Das kann aber nun wirklich kein Argument dafür sein, dass man das Thema weiterhin unter den Teppich kehrt und die betroffenen Frauen (und Männer, wie Spaceys Fall ja zeigt) doch wieder den Mund halten sollen.

Um es zu verdeutlichen: Wir leben in keiner perfekten Welt. Unbegründete Beschuldigungen wird es immer geben. Genauso, wie es auch immer sexuelle Übergriffe geben wird. Beides kann man nicht ändern.

Derzeit leben wir aber in einer Welt, in der Täter systemisch geschützt werden und das Gefühl haben, gefahrlos Machtpositionen ausnützen zu können, siehe auch Trumps Aussagen. Das kann man ändern.
Zuletzt geändert von Stuttgarter am 14. Nov 2017, 11:37, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
MrSnibbles
Beiträge: 589
Registriert: 18. Nov 2016, 14:13

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von MrSnibbles »

Stuttgarter hat geschrieben: Das kann aber nun wirklich kein Argument dafür sein, dass man das Thema weiterhin unter den Teppich kehrt und die betroffenen Frauen (und Männer, wie Spaceys Fall ja zeigt) doch wieder den Mund halten sollen.
Das meinte ich auch nicht. Ich habe nur vor Kurzem realisiert, dass ich für mch noch keinen Ausweg aus deisem Dilemma gefunden habe. Einerseits finde ich öffentliches Anprangern von Personen extrem verwerflich, völlig egal um welche Straftaten es geht. Andererseits schlägt die Schlagzeile "Anonyme Schauspielerin beschuldigt anonymen Schauspieler..." nahezu gar keine Wellen - und öffentliche Aufmerksamkeit ist für die Verbesserung der Umstände zwingend notwendig. Ich tue mich trotzdem schwer damit, öffentliche Beschuldigungen als notwendiges Übel hinzunehmen (mein Gedankengang, ich will damit nicht sagen, das das in irgendeiner Weise deine Meinung wäre).
Benutzeravatar
Vinter
Foul Tarnished
Beiträge: 5061
Registriert: 25. Jan 2016, 02:50

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Vinter »

Stuttgarter hat geschrieben: Das kann aber nun wirklich kein Argument dafür sein, dass man das Thema weiterhin unter den Teppich kehrt und die betroffenen Frauen (und Männer, wie Spaceys Fall ja zeigt) doch wieder den Mund halten sollen.
Auch das ist wieder nur ein falsches Dilemma, dass niemand gefordert hat. Jede Straftat sollte aufgeklärt werden und es ist tragisch und eine Schande, dass wir in einer Welt leben, in der dass Opfer sich aus Scham erst nach Jahren zu erkennen gibt. Das kollidiert aber nicht zwangsläufig mit den Grundrechten des Beschuldigten.

Mir ist auch völlig klar, dass dieses Thema emotional viel zu aufgeladen ist, als dass eine Gesellschaft dort ruhig und gesittet reagieren könnte. Aber genauso, wie man sexuellen Missbrauch anprangern muss, sollten auch andere Fehlentwicklungen angesprochen werden können. Nochmal: Es geht hier nicht darum, Kevin Spacey zu schützen oder Harvey Weinstein. Es geht darum, uns alle zu schützen und die liberale, offene Gesellschaft, in der wir leben.
Spieleankündigungen und - updates 2024

Alle Spiele
Alle Streams
Benutzeravatar
Naitomea
Beiträge: 184
Registriert: 30. Jul 2016, 09:43

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Naitomea »

Wenn man den Opfern rät, dass sie sich doch lieber den Rechtsweg suchen sollten und die Unschuldsvermutung gelten sollte, dann frage ich mich, wieso bei den unterstellten falschen Anschuldigungen nicht auch die Unschuldsvermutung zählt. Wenn es tatsächlich falsch ist, kann Kevin ja auch den Rechtsweg einschlagen. Wenn ich jedoch weiss, dass er mich sexuell belästigt hat, dann lasse ich mir das doch nicht erst von nem Gericht bestätigen, bevor ich dazu öffentlich was sage.
Benutzeravatar
Vinter
Foul Tarnished
Beiträge: 5061
Registriert: 25. Jan 2016, 02:50

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Vinter »

Ohne zu Googlen: Wie heißt die Frau, die Kachelmann beschuldigt hat?

Siehste.

Du tust so, als würde ich unterstellen, dass ein massiver Anteil der Vorwürfe falsch wären. Das tue ich nicht. Es spielt für dieses Problem überhaupt keine Rolle, wie viele Anschuldigungen falsch und richtig sind. Das hat mit dem Thema nur am Rand zu tun.

Und es geht auch nicht darum, dass das Opfer nichts sagen darf. Es geht um den gesellschaftlichen Umgang damit.
Spieleankündigungen und - updates 2024

Alle Spiele
Alle Streams
toxic_garden

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von toxic_garden »

ich empfehle in dem Zusammenhang das Buch "Rufmord und Medienopfer", in dem diverse Fälle von öffentlicher Berichterstattung aufgearbeitet werden.
Benutzeravatar
Naitomea
Beiträge: 184
Registriert: 30. Jul 2016, 09:43

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Naitomea »

Vinter hat geschrieben:Es geht um den gesellschaftlichen Umgang damit.
Ach na dann. Es klang so, als wenn du Leuten, die andere Leute öffentlich beschuldigen, vorwirfst, dass sie den Rechtsstaat underwandern wollen.

Aber gut, dass wir das geklärt haben. Es sind also alle öffentlichen Vorwürfe legitim, lediglich der gesellschaftliche Umgang damit nicht.
toxic_garden

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von toxic_garden »

Naitomea hat geschrieben:Wenn man den Opfern rät, dass sie sich doch lieber den Rechtsweg suchen sollten und die Unschuldsvermutung gelten sollte, dann frage ich mich, wieso bei den unterstellten falschen Anschuldigungen nicht auch die Unschuldsvermutung zählt. Wenn es tatsächlich falsch ist, kann Kevin ja auch den Rechtsweg einschlagen. Wenn ich jedoch weiss, dass er mich sexuell belästigt hat, dann lasse ich mir das doch nicht erst von nem Gericht bestätigen, bevor ich dazu öffentlich was sage.
das funktioniert aber leider nicht. Von wie vielen vermeintlichen Skandalen, die man in der jüngeren Vergangenheit mitbekommen hat, bleibt ausschließlich der geäußerte Verdacht übrig, selbst, wenn am Ende eindeutig die Unschuld bewiesen wurde? Wie oft werden Gegendarstellungen, Freisprüche usw. in der selben, medialen Breite an die Leute ran getragen wie die ursprüngliche Anklage? Zu sagen "wenn die Anschuldigung falsch ist, kann er ja klagen" dreht komplett die Beweislast um. Ich muss mir also einen Anwalt nehmen, mit Reportern quatschen und mich dem medialen Druck aussetzen, weil jemand Anderes mir Dinge vorwirft, die ich nicht getan habe? Warum?
Benutzeravatar
Naitomea
Beiträge: 184
Registriert: 30. Jul 2016, 09:43

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Naitomea »

Wieso sollte ich mich zurückhalten, weil du mir ne falsche Unterstellung vorwirst, die ich nicht getätigt habe?

Dass sich der gesellschaftliche Umgang mit Skandalen ändern sollte, sehe ich auch so.
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Was wäre, wenn Sledgehammer CoD Advanced Warfare 2 mit Kevin Spacey gemacht hätte

Beitrag von Stuttgarter »

Überspitzt formuliert könnte man manch Denkweise der letzten Wochen so zusammenfassen: "Liebe Frauen, leider können wir nichts dagegen machen, dass ihr systemisch belästigt werdet - unter dem Versuch, daran was zu ändern, könnten unschuldige Männer leiden".
Antworten