Kreatives Schreiben - Feedback erwünscht!

[MrSnibbles]

Hi liebe Pod Community!
Nachdem mir die Zeit zum Musik machen etwas ausgegenagen sit, war ich auf der Suche nach einem neuen kreativen Hobby. Nachdem Wolfgang Walk dann zum wiederholten Male klargestellt hat, dass "jeder schreiben lernen kann" habe ich mir ein Herz gefasst und angefangen. Ich habe gestern Abend meinen ersten Text mit Clustering verfasst. In der Methode geht es darum, dass man in 10 Minuten eine Mind Map zu einem Begriff erstellt und dann darüber maximal 10 Minuten schreibt (daher die Länge des Textes) und anschließend maximal 3 Minuten überarbeitet.

Ich würde euch mein Resultat hier genre vorstellen und bin für jede Art von ernst gemeintem Feedback dankbar. Bitte ehrlich und respektvoll kritisieren - wie gesagt, es ist mein erster nicht technischer Text seit dem Abitur.
Ihr könnt gerne auch eure Texte in diesen Thread stellen und wir können gemeinsam diskutieren. Ich hoffe, es findet sich eine Gruppe interessierter Vielen Dank im Voraus an jeden, der sich Zeit nimmt.
Hier mein Text zum Cluster Wort Abschied:

Vielleicht wäre es besser, alles hinter sich zu lassen. Einfach fliehen. Auf eine einsame Insel, auf einen hohen Berg - irgendwo hin, wo man wieder atmen kann. Es ist einfach nicht genug Platz auf dieser Welt. Welche Nische soll man füllen zwischen "mach deinen Job" und "sei für deine Familie da"? Die Ritze zwischen "kümmer dich um deine Freunde" und "ruf mal wieder deine Oma an" ist auch schon viel zu klein geworden. So steht man in der Ecke bedrängt von "treib mal wieder Sport", während "Reisen! Du musst die Welt sehen!" schwer auf den Schultern sitzt. Ist man noch zwischen diesen Dingen oder ist man längst nur noch die Summe dieser Dinge?
Vielleicht wäre es besser, einfach "auf Wiedersehen" zu sagen. Wie viele ungelebte Abenteuer warten vor der Tür? Wie viel leichter ist das Leben auf dem grüneren Gras? Frei von allen Lasten, frei von Druck, von Schmerz und Stress. Doch ist man nicht auch wundervoll geborgen? Sieht man wirklich tief hinein, ist es tatsächlich so vertrackt?
Vielleicht reiß' ich einfach aus, ohne Rücksicht auf was bleibt. Vielleicht mach' ich's. Vielleicht morgen.

[Don Mchawi]

Du sagst, du möchtest schreiben, um dich in einem Hobby kreativ ausleben zu können. Ich glaube, es ist schwer, dir ein Feedback zu geben, ohne zu wissen, wohin du mit dem Schreiben möchtest
Willst du einfach deine Gefühle für dich ausdrücken, dich vom Augenblick leiten lassen? Wie eine Art Tagebuch oder der Versuch, für sich selbst geschriebener Poesie? Dann gibt es finde ich gar kein richtiges Feedback, denn in dem Fall ist das Schreiben dann gut, wenn es deine Gefühle widerspiegelt - und das tut es ohnehin, kommt es ja von dir und der Situation. In der Form kann Schreiben super sein, um sich selbst zu sortieren und manchmal auch reflektieren. Oder auch Gedanken auf Papier zu bannen und Ruhe im Kopf zu bekommen.
Dein Text liest sich ja auch dann sehr persönlich. Wenn du so fühlst, gibt es an dem Text nichts zu kritisieren. Höchstens inhaltlich könnte man darüber sprechen, beispielsweise warum du einen solchen Leistungsdruck verspürst und ob das vielleicht der Fluch unserer Zeit und Gesellschaft ist - der Fluch der vielen Möglichkeiten.

Oder möchtest du etwas anderes durch schreiben erreichen, vielleicht veröffentlichen, Geschichten erschaffen, die andere lesen wollen sollen?
Sprich geht es dir mehr um das Handwerk als weniger um die Verarbeitung?
Dann wäre es gut zu wissen, wo du einmal hin möchtest.
Schreiben kann so vieles sein, daher ist es schwer, dir einen allgemeinen Hinweis zu geben.

Falls du dich für Schreibtechniken etc interessierst, früher habe ich mal regelmäßig den Tempest gelesen, ein Newsletter zum Thema Schreiben, der manchmal ganz nette Anregungen hat und sonst auch viele Tipps zB zum Thema Verlage. Ein monatlich (oder einmal alle paar Monate?) erscheinender Rundbrief von Autoren für Autoren (oder die, die es werden wollen) quasi.
https://www.autorenforum.de/the-tempest" onclick="window.open(this.href);return false;

[MrSnibbles]

Danke für deine Antwort! Ich weiß glaube ich selbst noch gar nicht, wo ich genau hin will. Neben Job und anderen Hobbys wird der Zeitrahmen, den ich mit schreiben verbringe vermutlich relativ limitiert bleiben, aber mich reizt eigentlich sowohl die Reflexion persönlicher Gedanken und der damit einhergehende geschärfte Blick auf einen selbst und die Welt, als auch das Handwerk des Schreibens. So ist der obige Text zum Beispiel zwar inspiriert von persönlichen Gedanken, aber entspricht nicht eins zu eins meinen Auffassungen.
Ich wollte also einfach mal anfangen und sehen, wo mich der Wind hinweht. Dafür eigenen sich kurze Texte natürlich gut, langfristig möchte ich es aber mindestens zu Kurzgeschichten bringen, weil mich wie gesagt reizt, mit welchen Mitteln man Charaktere einführt und glaubwürdig macht oder eine Geschichte entwickelt. Kommerzielle Absichten habe ich nicht - ich merke jetzt schon, dass das Schreiben nur funktioniert, wenn mein Geist frei genug ist - ich will also niemals schreiben MÜSSEN.
Vom Feedback hatte ich mir eigentlich erst mal nur generelle Dinge verprochen wie zb "Passage A klingt etwas nach Holzhammer" o.ä. sowie Eindrücke, die beim Lesen des Textes entstehen (bringe ich das rüber, was ich rüber bringen will; was gibt der Text interpretatorisch her).
Jedenfalls nochmal besten Dank, ich freue mich, dass auch nach der langen Zeit noch jemand geantwortet hat

[Don Mchawi]

Schau dir wirklich mal den Tempest an, glaube der kann dir genau bei dem helfen. In jeder Ausgabe werden Schreibmethoden besprochen, Beispieltexte analysiert und häufige Stilblüten herauskristallisiert. Passt wirklich gut zu dem, was du hier für die beschreibst.

Feedback zu deinem kurzen Text im Eingangspost. Der grundlegende Stil ist natürlich immer Geschmackssache, mich würde interessieren, was du in deinen drei Minuten Nachbearbeitung verändert hast? Auch wenn du sagst, dass der Text nicht zwingend deine eigene Haltung widerspiegelt, ist das grundlegende Motiv ja ein persönliches. Für mich dürfte es daher etwas kantiger sein, so wirkt der Text auf mich sehr durchstrukturiert, was bei einem Fachartikel gut wäre, bei einer intimen Note aber etwas beliebig wirkt. Wie gesagt, auf mich
In jedem Fall würde ich dir empfehlen, von dem 'man' wegzukommen. 'Man' ist kraftlos, ein kurzer Text muss aber kraftvoll sein. Und letzten Endes ist 'man' immer ein Platzhalter, bei dem man Ross und Reiter nicht nennt.
So wie ich gerade, ich nutzte in dem Satz 'man' und meinte damit entweder dich oder allgemein den Author. Beides wäre präziser und kraftvoller in der Aussage gewesen - und damit besser
Das waren jetzt nur zwei kleine Punkte, aber generell würde ich immer dabei bleiben: Solange du persönlich schreibst, für dich, von dir und nicht mit dem Ziel von Unterhaltung oder Mehrwert für andere ist das, was du schreibst, immer so richtig, wie es aus deinen Fingern fließt. Ist ja das Schöne an Kunst, sie ist immer individuell (Auge des Betrachters und so).

Ich finde es übrigens echt mutig, deinen Text hier öffentlich zugänglich zu machen. Also positiv gemeint, nicht aus Furcht vor Hohn oder was auch immer sich zu verstecken ist gut und wichtig.

[MrSnibbles]

Sorry, hat jetzt etwas gedauert - die letzten Tage waren etwas zu sehr wie der Text in meinem Eingangspost

Ich werde in die Newsletter mal rein schauen - über die Feiertage habe ich sicher Zeit. Vielen Dank!

Zu deinem Feedback: Ich habe in den 3 Minuten tatsächlich nichts mehr verändert - mir hat der Text so gefallen wie er war, er ist auch mehr oder weniger flüssig aus mir heraus gesprudelt (war übrigens ein tolles Gefühl). Die Strukturierung kann wirklich ein "Problem" sein - ich bin Doktorand im Ingenieurwesen, d.h. ich schreibe normalerweise Berichte und wissenschaftliche Paper. In diesen Dokumenten ist die Struktur sehr wichtig, deswegen habe ich mir diesen Stil vielleicht unbewusst angewöhnt. Ich habe es beim Schreiben allerdings nicht bemerkt und werde versuchen, auch mal kantigere Texte zu schreiben um herauszufinden, was mir besser gefällt - vielen Dank dafür also Auf die Verwendung von "man" werde ich auch in Zukunft achten.

Klar du hast natürlich recht - wenn es nur für mich ist, ist es so richtig, wie ich es für richtig halte. Allerdings geht es mir ja auch darum, das Schreiben zu lernen - einfach aus Neugierde. Dabei helfen mir natürlich kleine Kniffe wie das schwache "man" oder Ähnliches. Im Endeffekt geht es mir darum, Sprache, ihre Wirkung und ihren Einsatz zu erlernen, um... Gefühle und Stimmungen zu erzeugen? Glaubwürdige Geschichten zu erzählen (vielleicht damit sogar mehr Empathie für mein Umfeld zu entwickeln)? Was auch immer da heraus kommt