Die Genderdebatte

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Maulwuerfel
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von Maulwuerfel »

Stuttgarter hat geschrieben: Ja, das mögen Frauen total, wenn man(n) ihnen erklärt, dass ihre Empfindungen total unbegründet sind, weil sie einfach was nicht richtig verstanden haben. Diese liebenswerten Dummerchen. <3
Joa und nur weil es das Phänomen Mansplaining gibt, darf ab jetzt nie wieder ein Mann einer Frau etwas erklären? Nur weil er ein Mann und sie eine Frau ist? Das finde ich extrem sexistisch. Ich hatte es eher so gesehen, dass ein Mensch einem anderen Menschen etwas erklärt.
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Dr. Zoidberg [np]
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Maulwuerfel hat geschrieben:Wenn sie das so empfunden hat, muss man das erstmal akzeptieren und respektieren. Allerdings hat sie dann eben die deutsche Grammatik nicht verstanden. Das kann man ihr ja behutsam erklären und ihr klar machen, dass ihr Gefühl unbegründet war.
Ich finde das sehr anmaßend. Was hältst du denn davon, dass wir die Grammatik einfach mal ändernn und künftig die weibliche Form der Standard ist. Freust du dich dann auch darüber, wenn dir dann jemand sagt, dass deine Emotion unbegründet ist, weil "Liebe Zuhörerinnen" ja die grammatikalisch korrekte Form ist und damit per Definition alle mit einschließt?

Emotionen lassen sich nicht einfach wegargumentieren. Das ist auf der selben Ebene, wie einem Depressiven zu sagen, er solle doch einfach "nur nicht traurig" sein und sich "nicht so anstellen".
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toxic_garden

Re: Die Genderdebatte

Beitrag von toxic_garden »

warum reden hier eigentlich schon wieder nur Blinde über Farben? Wo sind denn die Umfragen, Studien und Analysen über den Anteil der weiblichen Bevölkerung, die sich diese Vollgenderisierung wünschen? Vielleicht ja sogar ein bisschen aufgeschlüsselt nach Alter, Berufsstand und sozialem Gefüge oder so? Gibt es nicht inzwischen zahlreiche "Gender Studies"-Lehrgänge an den Fakultäten?
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Dr. Zoidberg [np]
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Maulwuerfel hat geschrieben:Joa und nur weil es das Phänomen Mansplaining gibt, darf ab jetzt nie wieder ein Mann einer Frau etwas erklären? Nur weil er ein Mann und sie eine Frau ist? Das finde ich extrem sexistisch. Ich hatte es eher so gesehen, dass ein Mensch einem anderen Menschen etwas erklärt.
Du möchtest Frauen erklären, dass ihre Emotionen falsch sind, weil es irgendwo eine Regel gibt, die sagt, wie ihre Emotion eigentlich sein müsste. Wenn das nicht Mansplaining ist, dann weiß ich auch nicht weiter.
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Stuttgarter
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von Stuttgarter »

Maulwuerfel hat geschrieben:
Stuttgarter hat geschrieben: Ja, das mögen Frauen total, wenn man(n) ihnen erklärt, dass ihre Empfindungen total unbegründet sind, weil sie einfach was nicht richtig verstanden haben. Diese liebenswerten Dummerchen. <3
Joa und nur weil es das Phänomen Mansplaining gibt, darf ab jetzt nie wieder ein Mann einer Frau etwas erklären? Nur weil er ein Mann und sie eine Frau ist? Das finde ich extrem sexistisch. Ich hatte es eher so gesehen, dass ein Mensch einem anderen Menschen etwas erklärt.
Du kannst ihr erklären, dass es einen grammatikalischen Grund dafür gibt. Du solltest ihr aber nicht erklären, dass ihr Gefühl deshalb unbegründet sei.

Wie goschi schon schrieb - Sprache wandelt sich. Ständig. Und nur, weil jahrhundertelang die maskuline Form für alle benutzt wurde und somit "richtig" war, heißt das nicht, dass das auch so bleiben muss und immer noch "richtig" ist. Angesichts dessen, welchen Stellenwert Frauen in den letzten Jahrhunderten hatten, wäre evtl. sogar eher der Umkehrschluss zu ziehen: Dass es auch vor Jahrhunderten schon "falsch" war. Nicht grammatikalisch. Aber menschlich.
Stuttgarter
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von Stuttgarter »

toxic_garden hat geschrieben:warum reden hier eigentlich schon wieder nur Blinde über Farben? Wo sind denn die Umfragen, Studien und Analysen über den Anteil der weiblichen Bevölkerung, die sich diese Vollgenderisierung wünschen? Vielleicht ja sogar ein bisschen aufgeschlüsselt nach Alter, Berufsstand und sozialem Gefüge oder so? Gibt es nicht inzwischen zahlreiche "Gender Studies"-Lehrgänge an den Fakultäten?
Und selbst wenn es eine Minderheit von 5 % wäre, dann wäre das trotzdem keine Entscheidung, die von Mehrheitsverhältnissen abhängt. Manche Dinge sind moralisch richtig. Nicht, weil eine Mehrheit das will. Fairer Umgang mit allen Menschen sollte dazugehören.

Edit: Ich geb Dir mit den "Blinden" und "Farben" allerdings insofern recht, dass hier mutmaßlich lauter Blinde (Männer) darüber reden, wie Frauen Farbschattierungen wahrnehmen. Siehe Dr. Zoidberg.
Zuletzt geändert von Stuttgarter am 11. Dez 2017, 11:55, insgesamt 2-mal geändert.
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derFuchsi
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von derFuchsi »

Vielen Dank an NobodyJPH fürs aufräumen ;).
Um mich auch nochmal zu Wort zu melden, mir ging es ursprünglich alleine um sprachästhetische Gesichtspunkte.
Was derzeit mit der mit der deutschen Sprache im Zuge der Gleichberechtigung angestellt wird gefällt mir einfach nicht. Jetzt bin ich natürlich nur eine Meinung unter vielen aber ich scheine da ja zumindest nicht völlig alleine zu sein.
Maulwuerfel hat geschrieben:
Dr. Zoidberg [np] hat geschrieben: Konkretes Beispiel: Es gab hier zu Anfang des (glaube ich) Magazins durchaus mindestens eine Zuhörerin, die sich ausgeschlossen gefühlt hat, weil nur die Zuhörer adressiert wurden.
Wenn sie das so empfunden hat, muss man das erstmal akzeptieren und respektieren. Allerdings hat sie dann eben die deutsche Grammatik nicht verstanden. Das kann man ihr ja behutsam erklären und ihr klar machen, dass ihr Gefühl unbegründet war.
Das war mein Punkt. Ich behaupte dass durch das ständige Gendern und konsequenter Nennung von weiblichen und männlichen Formen in all den Jahren eine allmähliche Umdeutung des ursprünglich neutralen Oberbegriffs stattgefunden hat (Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer / liebe Leserinnen und Leser). Auch wenn diese tatsächlich zumeist aus generischen Maskulina bestehen (Der Zuhörer und der Leser) war mir jedenfalls immer klar dass hier das grammatikalische Geschlecht (Sexus) gemeint ist und nicht das biologische (Genus). Schließlich gibt es auch männliche Tische und weibliche Türen, da käme auch niemand auf seltsame Ideen. Die deutsche Sprache ist bei den Artikeln nunmal sehr eigenartig und hat schon so manchen Zuwanderer zur Verzweiflung gebracht wie ich selbst oft feststellen durfte. Wer schonmal jemandem zu erklären versuchte warum es "der Wagen" "das Auto" und "die Karre" heißt wird wissen was ich meine.
Bundeskanzler, Arzt, Zuhörer, Leser, Hauptmann... sind Rang- Berufs- oder Tätigkeitsbezeichnungen welche in der Regel Gruppen von Menschen jeglichen Geschlechts zusammenfassen.
Bei der Bundeswehr heißt es meines Wissens tatsächlich noch Frau Hauptmann.
Bei der Amtsbezeichnung Bundeskanzler hat sich allerdings höchst offiziell schon der Gender eingeschlichen. Nach meinem Sprachempfinden wäre die anrede Frau Bundeskanzler richtiger gewesen aber wer bin ich schon der sogar gegen den Duden und die Gesellschaft für deutsche Sprache argumentiert. Hier könnte man bereits aufhören zu diskutieren.

Aber trotzdem weiter im Text. Warum schlecht selbst formulieren wenn man gut Wikipedia zitieren kann. Meine Einwände sind hier auch zusammengefasst zu lesen:
Ein wesentlicher Einwand gegen die geschlechtergerechte Sprache lautet, die nach ihren Prinzipien verfassten Texte seien oft – besonders bei Beidnennung der Geschlechter (Splitting) – schwerer verständlich als Texte, die das generische Maskulinum verwenden.[39] Ein weiteres Problem bestehe darin, dass „gegenderte“ Texte wegen des Einsatzes von schriftbildbezogenen Gestaltungsmitteln wie Schrägstrich und Binnen-I für den mündlichen Vortrag wenig geeignet sind.

Ferner wird kritisiert, dass bei gegenderten Texten der Aspekt des Geschlechtlichen oft in einer Weise in den Vordergrund trete, die von der intendierten Kernaussage ablenke. Beispiel für eine konventionelle Formulierung: Ärzte betrachten den Therapeuten allenfalls als Tröster für ihre Patienten. Geschlechtergerechte Variante: Ärztinnen und Ärzte räumen dem therapeutischen Beruf allenfalls eine tröstende Funktion ein. Gisela Klann-Delius konstatiert, dass hier wesentliche „Ausdrucksnuancen verschwinden“ und der „konkrete Gehalt der Äußerung (Therapeut als Tröster) einer geschlechtergerechten aber weniger lebendigen und konkreten Darstellungsweise“ geopfert werde.[39]

Ein weiterer Einwand lautet, die geschlechtergerechte Sprache bekräftige die „Relevanz von Geschlecht als sozialer Kategorisierung“ weiter, obwohl die Intention des Gleichstellungsgedankens eigentlich in die gegenteilige Richtung ziele.[39] Durch die fortgesetzte Betonung des eigentlich Selbstverständlichen, der Mehrgeschlechtlichkeit, werde der Unterschied nicht aufgehoben, sondern zementiert.[40]

Kritiker der Verwendung von Partizipien wenden ein, dass das substantivierte Partizip (Studierende) auf eine aktuell ausgeübte Tätigkeit bezogen sei, während das schon im Lateinischen substantivierte Partizip (studens ist das Partizip zu studere) im Wort „Student“ einen Status bezeichne. Nicht alle Studenten seien immer „studierend“ (ständig mit ihrem Studium beschäftigt) und nicht alle, die sich gerade Studien widmeten, seien zwangsläufig auch Studenten oder Studentinnen. Von Max Goldt stammt dazu das folgende Zitat: „Wie lächerlich der Begriff Studierende ist, wird deutlich, wenn man ihn mit einem Partizip Präsens verbindet. Man kann nicht sagen: In der Kneipe sitzen biertrinkende Studierende. Oder nach einem Massaker an einer Universität: Die Bevölkerung beweint die sterbenden Studierenden. Niemand kann gleichzeitig sterben und studieren.“[41]

Der Journalist Ralf Neukirch behauptet, für positiv konnotierte Begriffe werde geschlechtergerechte Sprache häufiger genutzt als für negativ belegte. Paare wie „Gewalttäter und Gewalttäterinnen“ oder „Faschisten und Faschistinnen“ seien wenig verbreitet.[42]

Für den Germanisten und Romanisten Roland Kaehlbrandt ist die geschlechtergerechte Sprache Produkt einer „Bevormundungsgesellschaft“, deren Akteure mit „übertriebener Selbstgewissheit“ ihre sprachpolitische Agenda verfolgten und hierbei eine Art „Moraldeutsch“ ins Leben gerufen hätten. Auch ästhetische Argumente gegen das „Gerechtigkeitsdeutsch“ führt er an und konstatiert Künstlichkeit und den Verlust von Sprachschönheit: „Die sprachlichen Verrenkungen, die aus dem akademischen Milieu in die Öffentlichkeit gelangen, zeugen zwar von Engagement für die Sache, aber leider auch von Weltfremdheit und mangelndem Sprachgefühl.“
Ich kann außerdem zur Lektüre nur nochmal hierauf und hierauf verweisen.

Vermeintliche gute Kompromisse machen die Sache bei näherer Betrachtung auch nicht einfacher.
Um nur mal auf das Generische Partizip Präsens einzugehen, oder einfacher gesagt Wortbildungen wie "Studierende" Statt Studenten/-innen.

Zitat:
Da z. B. die Schüler angeblich die Schülerinnen und die Studenten angeblich die Studentinnen diskriminieren, werden sie durch Lernende und Studierende ersetzt. Diese haben in der Einzahl zwar weiterhin das m-Genus und f-Genus (der Studierende und die Studierende), vermeiden aber die Endung innen. Dieser grandiose Erfolg führt dann zu Sätzen wie: Viele Studierende protestierten heute vor dem Kultusministerium oder: Die Lehrenden verschoben ihre Vorlesungen. Kann man wirklich beim Studieren protestieren und lehren, ohne zu lehren? Sind Studierende nicht eigentlich Menschen, die gerade etwas studieren: etwa eine Zeitungsanzeige, den Grundriß eines Gebäudes, das Verhalten einer Tierart etc. – und ist ein Praktizierender ein Praktikant? Wie unsinnig ein generisches Partizip Präsens ist, beweist Anfang 2015 ein Satz einer Studienleiterin (selbst Germanistin) einer Volkshochschule über Schüler, die Unterricht in Schulabschlußkursen versäumen: "Fehlende Teilnehmende werden in gesonderten Listen pro Unterrichtstag erfasst." Kann man gleichzeitig fehlen und teilnehmen? Sollte das Partizip Präsens ernsthaft einmal als aktuelle Handlung und einmal als generisch zu verstehen sein? Wären auch teilnehmende Fehlende von dieser Gehirnakrobatik gedeckt?
Und das gerade hierzulande offiziell neu entstandene Problem mit der dritten Option ist in der Diskussion noch eine ganz andere Hausnummer was hier in den Beispielen noch garnicht berücksichtigt wurde.

Statt all diesen sprachlichen Verrenkungen und den damit entstehende neuen Unklarheiten die wieder erklärt werden müssen hätte man meiner Meinung nach besser den Unterschied zwischen Sexus und Genus klar machen sollen. Aber ich fürchte das Kind ist längst in den Brunnen gefallen.

Noch etwas Lesestoff
http://www.taz.de/!5055374/" onclick="window.open(this.href);return false;
http://www.onlinezeitung24.de/article/4128" onclick="window.open(this.href);return false;
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Odradek
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von Odradek »

toxic_garden hat geschrieben:warum reden hier eigentlich schon wieder nur Blinde über Farben? Wo sind denn die Umfragen, Studien und Analysen über den Anteil der weiblichen Bevölkerung, die sich diese Vollgenderisierung wünschen? Vielleicht ja sogar ein bisschen aufgeschlüsselt nach Alter, Berufsstand und sozialem Gefüge oder so? Gibt es nicht inzwischen zahlreiche "Gender Studies"-Lehrgänge an den Fakultäten?

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH *reinwerf*

https://scilogs.spektrum.de/sprachlog/frauen-natuerlich-ausgenommen/ hat geschrieben: Und tatsächlich zeigt eine Reihe von Arbeiten, dass „generische“ Maskulina mehrheitlich eben nicht generisch interpretiert werden. Eine der aktuellsten und methodisch am saubersten gearbeitete Studie ist Gygax et al (2008).

[...]

Mit anderen Worten: Geschlechtergerechte Sprache hat keinen negativen Einfluss auf die Verständlichkeit und Lesbarkeit von Texten. Wohl aber hat sie einen Einfluss auf die Einbildung männlicher Leser.
http://www.sprachlog.de/2015/06/09/geschlechtergerechte-sprache-und-lebensentscheidungen/ hat geschrieben: Besonders interessant wird die Studie aber dadurch, dass die Autor/innen die Kinder zusätzlich fragten, ob sie sich selbst den jeweiligen Beruf zutrauten. Auch hier zeigte sich ein Effekt der jeweiligen sprachlichen Bedingung dergestalt, dass sich Kinder beiderlei Geschlechts einen Beruf eher zutrauen, wenn er in der Paarformel präsentiert wird als wenn er im „generischen“ Maskulinum präsentiert wird.

[....]
Paarformeln wie „Astronautinnen und Astronauten“ führen dazu, dass Kinder den Beruf für leichter zugänglich halten als wenn nur von „Astronauten“ die Rede ist. Gerade bei stereotyp männlichen Berufen beeinflusst das, ob Mädchen sich den betreffenden Beruf überhaupt zutrauen.
https://www.psystudents.org/warum-gendern hat geschrieben:
Horvath & Sczesny (2015) untersuchten zum Beispiel den Einfluss von gendergerechter Sprache auf die wahrgenommene Passung von Frauen und Führungspositionen. Sie beschrieben einen Job mit hohem oder niedrigen Status entweder mit generischem Maskulinum, generischem Maskulinum mit einem (m/f) dahinter, um anzudeuten, dass auch Frauen gemeint sind, oder Wortpaaren. Nur, wenn Wortpaare verwendet wurden, wurden Frauen als genauso passend zu einem Job mit hohem Status wahrgenommen wie Männer, sonst wurden Männer als passender empfunden – obwohl die Kompetenzeinschätzung gleich war. Gendergerechte Sprache kann also dazu beitragen, dass mehr Frauen in Führungspositionen landen.

Verwecken, Hannover & Wolter (2013) testeten dagegen, wie sich gendergerechte Sprache auf Berufwünsche von GrundschülerInnen auswirkt. Frauen sind nach wie vor eine Minderheit in STEM-Berufen, die zu den am besten bezahlten und sichersten Jobs gehören. Zudem gibt es in diesen Berufen oft einen generellen Mangel an MitarbeiterInnen, sodass mehr Frauen in STEM-Berufen sowohl für Frauen als auch für entsprechende Firmen von Vorteil wären. Verwecken, Hannover & Wolter (2013) stellten fest, dass die Präsentation von Berufen in Paaren im Gegensatz zum generischen Maskulinum dazu führt, dass mehr Frauen in diesen Berufen wahrgenommen werden, Erfolg ähnlicher zwischen Männern und Frauen wahrgenommen wird und Grundschülerinnen sich stereotyp männliche Berufe eher zutrauen. Gendergerechte Sprache kann also dazu beitragen, dass Mädchen sich für weniger genderstereotype Berufe interessieren.


AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH *rausrenn*
Stuttgarter
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von Stuttgarter »

Anmerkung noch zu Odradeks Texten: Rein historisch gesehen dürfte das ein Relikt aus der Zeit sein, in der tatsächlich vor allem Männer angesprochen wurden - weil sie die entsprechenden Berufe hatten, sie bei politischen Versammlungen Redner/Zuhörer waren etc. Damals gab es keinen Grund, Frauen sprachlich zu integrieren. Weshalb diese rein maskuline Form in ihrer Entstehungszeit vermutlich nicht neutral gemeint war, sondern eben - männlich. (Und das wurde dann halt auch auf neuere Berufe gedankenlos übernommen.) Da haben wir uns aber Gott sei Dank weiterentwickelt. Sprache sollte diese Entwicklung abbilden.

Oder anders gesagt: Diese hier als Argument angeführte Grammatik entstand in einer strikt patriachalischen Gesellschaft. Insofern ist sie kein besonders günstiges Argument, wenn es darum geht, patriarchalische Strukturen los zu werden.

Edit: Das passt auch hierzu (eins weiter unten). :)
Feamorn hat geschrieben: Das ist für mich der entscheidende Punkt an der ganzen Diskussion hier. Klar, die Grammatik ist in ihren Regeln recht eindeutig, aber vielleicht sind eben einfach die Regeln schon das Problem.
Zuletzt geändert von Stuttgarter am 11. Dez 2017, 12:24, insgesamt 2-mal geändert.
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Feamorn
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von Feamorn »

Stuttgarter hat geschrieben: Wie goschi schon schrieb - Sprache wandelt sich. Ständig. Und nur, weil jahrhundertelang die maskuline Form für alle benutzt wurde und somit "richtig" war, heißt das nicht, dass das auch so bleiben muss und immer noch "richtig" ist. Angesichts dessen, welchen Stellenwert Frauen in den letzten Jahrhunderten hatten, wäre evtl. sogar eher der Umkehrschluss zu ziehen: Dass es auch vor Jahrhunderten schon "falsch" war. Nicht grammatikalisch. Aber menschlich.
Das ist für mich der entscheidende Punkt an der ganzen Diskussion hier. Klar, die Grammatik ist in ihren Regeln recht eindeutig, aber vielleicht sind eben einfach die Regeln schon das Problem.
Mich stört der zur Zeit stattfindende Wildwuchs in Sachen "Gendern" auch, es tut dem Auge oft genug weh. (Deshalb nutze ich, wie Zoidberg auch schon schrieb, schriftlich meist die lange aber wenigstens ästhetisch wohltuende Variante.) Nur verstehe ich, wo die aktuelle Situation ihre Wurzeln hat und anstatt darauf zu pochen, dass es immer so war und die Regeln nun einmal klar definiert sind, ohne die Möglichkeit einzuräumen, dass bereits die Regeln "falsch" sind, könnte man auch versuchen konstruktive Vorschläge für eine bessere Änderung der Sprache und ihrer Regeln zu finden, die möglichst alle einschließt. Im Zweifel eben mit der langen Variante, denn etwas besseres ist mir eben auch noch nicht eingefallen.
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Maulwuerfel
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von Maulwuerfel »

Hm vermutlich sehe ich das Problem einfach nicht, weil für mich der Plural in seiner maskulinen Form ganz selbstverständlich auch Frauen beinhaltet. Allgemein spielt das Geschlecht anderer Personen in den allermeisten alltäglichen Situationen für mich überhaupt keine Rolle. Ich empfinde das explizite Erwähnen der z.B. Zuhörerinnen als unnötige Klassifizierung einer eigentliche homogenen Gruppe in zwei nach Geschlecht getrennten Gruppen.
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Stuttgarter
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von Stuttgarter »

Maulwuerfel hat geschrieben:Hm vermutlich sehe ich das Problem einfach nicht, weil für mich der Plural in seiner maskulinen Form ganz selbstverständlich auch Frauen beinhaltet. Allgemein spielt das Geschlecht anderer Personen in den allermeisten alltäglichen Situationen für mich überhaupt keine Rolle. Ich empfinde das explizite Erwähnen der z.B. Zuhörerinnen als unnötige Klassifizierung einer eigentliche homogenen Gruppe in zwei nach Geschlecht getrennten Gruppen.
Ich nehme an, Du bist männlich. Insofern ist es logisch, dass Du kein Problem siehst.
Stuttgarter
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von Stuttgarter »

Maulwuerfel hat geschrieben:Jo vermute das ruhig mal. Oder du liest einfach meine Begründung
Es ist eine männliche Begründung. Von jemand, der eben nicht ausgeschlossen wird.

Ist es echt so schwer, zu verstehen, dass man als Person, die nicht strukturell diskriminiert wird (egal ob wegen Geschlecht, Sexualität, Herkunft), sich ziemlich leicht in schönen Theorien ergehen kann, während die anderen aus ihrer alltäglichen Erfahrung heraus für eine Verbesserung kämpfen? Odradek hat oben einige Texte zitiert, die zeigen, dass sich maskuline Sprache aufs Eigenbewusstsein auswirkt.
toxic_garden

Re: Die Genderdebatte

Beitrag von toxic_garden »

Stuttgarter hat geschrieben:Ich nehme an, Du bist männlich. Insofern ist es logisch, dass Du kein Problem siehst.
man darf also als Mann nur für eine Änderung sein, weil man ansonsten ja keine Ahnung hat? Das klingt für mich ein bisschen merkwürdig. Die Stimme derer, die sagen "mich stört das" wird immer mit den selben Argumenten abgewürgt. "DIe Mehrheit" hätte halt nicht immer recht, man sei ja Teil des Problems, weil man die Probleme nicht sehe, Grammatik müsse sich der Ethik halt unterordnen (wtf?!) usw.
Die Optionen zur Meinungsfindung, die man als durchschnittlich alter Mann in dieser Diskussion hat, sind doch schon arg beschränkt. :lol:
Stuttgarter
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von Stuttgarter »

toxic_garden hat geschrieben:
Stuttgarter hat geschrieben:Ich nehme an, Du bist männlich. Insofern ist es logisch, dass Du kein Problem siehst.
man darf also als Mann nur für eine Änderung sein, weil man ansonsten ja keine Ahnung hat? Das klingt für mich ein bisschen merkwürdig. Die Stimme derer, die sagen "mich stört das" wird immer mit den selben Argumenten abgewürgt. "DIe Mehrheit" hätte halt nicht immer recht, man sei ja Teil des Problems, weil man die Probleme nicht sehe, Grammatik müsse sich der Ethik halt unterordnen (wtf?!) usw.
Die Optionen zur Meinungsfindung, die man als durchschnittlich alter Mann in dieser Diskussion hat, sind doch schon arg beschränkt. :lol:
Und ich denke halt, dass es Themengebiete gibt, wo bestimmte Gruppen gern eine Meinung haben dürfen, die aber letztlich irrelevant ist. :)

Besonders dann, wenn es um wie auch immer geartete Arten der Unterdrückung geht. Dass die Unterdrückenenden nicht zwangsläufig ein Interesse daran haben, den Status quo zu ändern, ist nachvollziehbar. Es ist ein altes Klischee, aber es läuft halt drauf raus, dass man auch nicht dreißig Wölfe und neunundzwanzig Schafe drüber abstimmen lässt, was es zum Abendessen gibt.
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von W8JcyyU »

Was schnell passiert ist, dass die eigene subjektive Meinung zur Richtlinie für andere hochdeklariert wird. Wenn man sich etwa (beim Schriftbild) an bestimmten Formen stört, muss ich damit nicht unbedingt das Ziel haben, die Fürsprecher dieser Formen zu diskreditieren. Vielleicht ist mir die Sichtweise der Gegenseite nicht bekannt oder bewusst, da noch nicht selbst erlebt. (Dieser Punkt findet sich u.a. in den Postings von Stuttgarter, Odradek oder Zoidberg).

Deswegen kann man (als Mann) natürlich die Meinung haben, dass sich Gendern und Sprachregeln beissen. Allerdings muss man auch berücksichtigen, dass das eine privilegierte Sichtweise ist, wenn man als Mann (wahrscheinlich noch) nicht (bzw. im selben Maß) Opfer von sexueller Bevormundung wurde.

Wo ich mir dann persönlich die Frage stellen muss, ob das eigene ästhetische Empfinden wichtiger ist als der respektvolle Umgang bzw. das respektvolle Miteinander.
Stuttgarter
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von Stuttgarter »

W8JcyyU hat geschrieben:Was schnell passiert ist, dass die eigene subjektive Meinung zur Richtlinie für andere hochdeklariert wird. Wenn man sich etwa (beim Schriftbild) an bestimmten Formen stört, muss ich damit nicht unbedingt das Ziel haben, die Fürsprecher dieser Formen zu diskreditieren. Vielleicht ist mir die Sichtweise der Gegenseite nicht bekannt oder bewusst, da noch nicht selbst erlebt. (Dieser Punkt findet sich u.a. in den Postings von Stuttgarter, Odradek oder Zoidberg).

Deswegen kann man (als Mann) natürlich die Meinung haben, dass sich Gendern und Sprachregeln beissen. Allerdings muss man auch berücksichtigen, dass das eine privilegierte Sichtweise ist, wenn man als Mann (wahrscheinlich noch) nicht (bzw. im selben Maß) Opfer von sexueller Bevormundung wurde.

Wo ich mir dann persönlich die Frage stellen muss, ob das eigene ästhetische Empfinden wichtiger ist als der respektvolle Umgang bzw. das respektvolle Miteinander.
Danke. Das trifft es ziemlich gut.
toxic_garden

Re: Die Genderdebatte

Beitrag von toxic_garden »

W8JcyyU hat geschrieben:Wo ich mir dann persönlich die Frage stellen muss, ob das eigene ästhetische Empfinden wichtiger ist als der respektvolle Umgang bzw. das respektvolle Miteinander.
ich werfe mal eine dritte, mir persönlich deutlich nähere Option in die Runde:

Ich bin der Meinung, dass der respektvolle Umgang miteinander durch solche Modifikationen der Sprache nicht maßgeblich zum Besseren beeinflusst wird und der Aufwand beim Lesenden (bzw. Hörenden) in einem unangemessenen Verhältnis zu dem erwarteten Effekt steht.
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Feamorn
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von Feamorn »

toxic_garden hat geschrieben:
W8JcyyU hat geschrieben:Wo ich mir dann persönlich die Frage stellen muss, ob das eigene ästhetische Empfinden wichtiger ist als der respektvolle Umgang bzw. das respektvolle Miteinander.
ich werfe mal eine dritte, mir persönlich deutlich nähere Option in die Runde:

Ich bin der Meinung, dass der respektvolle Umgang miteinander durch solche Modifikationen der Sprache nicht maßgeblich zum Besseren beeinflusst wird und der Aufwand beim Lesenden (bzw. Hörenden) in einem unangemessenen Verhältnis zu dem erwarteten Effekt steht.
Die oben von Odradek zitierten Studien zeigen da allerdings in eine entgegengesetzte Richtung.

Das ist eben ein Problem, aus einer persönlichen Warte mag da vieles überflüssig scheinen. Ich persönlich bräuchte auch keine Verdeutlichung, dass alle gemeint sind (denke ich zumindest, die Beziehung zwischen Selbstwahrnehmung und tatsächlicher Realität ist ja noch ein ganz anderer Schuh).
Die Untersuchungen scheinen aber doch zumindest für die Allgemeinheit eine andere Realität nahe zu legen. Ich beuge mich dann ehrlich gesagt lieber der mir bekannten Faktenlage als darauf zu beharren, dass ich es ja korrekt wahrnehme und das daher alles Unnötig ist.
Stuttgarter
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Re: Die Genderdebatte

Beitrag von Stuttgarter »

toxic_garden hat geschrieben: ich werfe mal eine dritte, mir persönlich deutlich nähere Option in die Runde:

Ich bin der Meinung, dass der respektvolle Umgang miteinander durch solche Modifikationen der Sprache nicht maßgeblich zum Besseren beeinflusst wird und der Aufwand beim Lesenden (bzw. Hörenden) in einem unangemessenen Verhältnis zu dem erwarteten Effekt steht.
Sorry, aber wofür hast Du überhaupt nach Quellen/Studien gefragt, wenn Du sie danach doch ignorieren willst?
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