Vinter hat geschrieben:Ich weiß ja, wie du tickst. Trotzdem empfinde ich es dann doch einen Schritt zu weit gedacht, Verständnis dafür aufzubringen, dass man bei Pegida sich von Hayali provoziert fühlt.
Ich bringe kein Verständnis auf und schon gar keine Rechtfertigung. Ich liefere nur eine Erklärung, warum es meiner Ansicht nach nicht so hilfreich ist, so zu berichten
Später schreibst du etwas von "entblößen": Ist das der Auftrag einer Journalistin? Besonders wenn sie schon vom ÖR kommt, der sowieso mit seinem Ruf zu kämpfen hat? Man kann durch das Aufzeigen von Fakten etwas aufdecken, aber sich in den Feuersturm zu stellen und dann zu berichten, dass man sich verbrannt hat, ist kein Journalismus.
Ich mag Frau Hayali ja; habe ich ja bereits geschrieben. Deswegen stört es mich ja so, dass sie nicht merkt, dass sie mit der Aktion im Diskurs nicht weiter geholfen hat.
Vinter hat geschrieben:Dass das so ist: Keine Frage. Aber das belegt eher, wie weit entfernt man schon von gemeinsamen Grundwerten ist. Und der Diskurs dreht sich halt immer um die Sorgen und Nöte der besorgten Bürger.
Das ist nicht der Fall. Es wird über Flüchtlinge seit Beginn der Flüchtlingskrise viel und positiv berichtet. Etwas kritischere Berichterstattung gab es erst nach massivster Kritik.
An einem Punkt hat man übrigens auch aus meiner Sicht zu sehr eingelenkt, nämlich mittlerweile wird bei der kleinsten Straftat oder Ordnungsverstoß die Nationalität genannt. Das widerspricht eigentlich immer noch dem Pressekodex, aber aus Angst, dass man der Presse vorwirft etwas zu verschweigen, wird sogar aufgeschrieben, dass es ein Syrer war der in der Tankstelle ein Kaugummi geklaut hat.
Vinter hat geschrieben:Wenn wir jetzt schon so weit sind, sie vor Leuten beschützen zu müssen, die sich dem Humanismus verschrieben haben, anstatt das berechtigte Interesse der Angegriffenen (und UNSERER Interessen) zu verteidigen, dann frag ich mich: Wofür noch kämpfen? Irgendwo müssen auch wir rote Linien ziehen. Wenn jemand diese roten Linien nicht erträgt, dann muss man auch in der Lage sein zu sagen "Pech gehabt". Irgendwo kommt der Punkt, wo man entweder Leute für diese Gesellschaft als verloren akzeptiert, oder eine eigenen Werte aufgibt.
Ich kann meine humanistischen Grundwerte im vollsten Brustton verkünden ohne Andersdenkende abzuwerten. Natürlich habe ich eine rote Linie. Ich habe mich seit Beginn dieser Debatte darum bemüht, z.B. bei PEGIDA zwischen den Organistaoren, den sich einklinkenden AfDlern und NPDlern und den Mitläufern zu unterscheiden. Bei ersteren ist Hopfen und Malz verloren, die haben ein geschlossenes Weltbild. Aber letztere können meiner Ansicht nach immer noch gewonnen werden, auch wenn auch sie rechte Ausfälle haben und Aussagen tätigen die dumm und manchmal hetzerisch sind.
Wie gesagt, ich überhöre lieber mal etwas politisches Unkorrektes, wenn mir im Gegenzug immer noch zugehört wird. Wenn ich merke, dass da tatsächlich rassistisches Gedankengut herrscht, dann hör auch ich auf zu diskutieren.
Vinter hat geschrieben:Doch. Wenn du zu Pegida gehst, wenn du dich da hinstellst und den Extremisten zuhörst, dann gibst du denen durch deine Anwesenheit Legitimation. Dann gibst du denen eine Plattform. Dann sprichst du ihnen Relevanz zu und machst sie hörbar. Dann bist du mit schuld.
Da unterscheiden sich eben unsere Meinungen. Wenn du, warum auch immer in Sachsen, Angst vor Zuwanderung hast und dann von einem Montagsspaziergang hörst, dann da hin gehst und dich von der Masse mitreißen lässt, dann bist du im Diskurs nicht verloren. Dann ist es unser Job diesen Menschen aufzuklären, warum seine Ängste irrational sind. Warum es keine gute Idee ist, sich einer rechten Bewegung anzuschließen und dann müssen wir ihm eine Alternative bieten ohne ihn von Anfang an als "besorgten Bürger" - "Besorgte Bürger" ist quasi das Gegenteil von "Gutmensch", eine Losung mit der man eine Gruppe mit andere Weltanschauung einfach abtun kann - oder gleich als Rechten oder am besten Nazi auszugrenzen.
Dann nimmt er nämlich die Rolle an, die ihm die Gesellschaft gibt und geht erst recht zu den Rattenfängern.