Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

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meisterlampe1989

Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von meisterlampe1989 »

Glaubt Ihr hier im Forum, dass Reviews zunehmend auch durch die politische Botschaft oder das politische Statement eines Kunstwerks beeinflusst werden? Und dass sie dadurch selbst eine politische Aussage bekommen? Dass dadurch der Sinn einer Review, nämlich die eigentliche Qualität des Films zu bewerten, vom Subtext überlagert wird?

Darauf komme ich wegen "Black Panther". Der läuft gerade im Kino an. Darin geht es um einen schwarzen Superhelden und die afrikanische Geheimstadt "Vakanda".

Der Film hat natürlich ganz klar einen politischen Subtext. Es geht um Black Power. Es gibt einen äußerst schwarzen Cast. Gerade im Kontext, was in den USA gerade los ist (Polizei erschliesst übermäßig viele Schwarze, struktureller Rassismus, Aufleben des Klu-Klux-Clans etc.), ist der Film ein klar erkennbares politisches Statement. Es sollen schwarze Identifikationsfiguren geschaffen werden.

Das ist alles vollkommen legitim! Ich bin kein Gegner politischer Kunst. Aber inwieweit darf das Reviews beeinflussen?

Der Film räumt sehr viele 9er und 10er ab, gerade in den USA. Oft wird auch ganz konkret und positiv darauf hingewiesen, dass es viele schwarze Charaktere gibt.

Ich habe den Film nicht gesehen, aber Menschen denen ich bei der Bewertung von Filmen sehr vertraue - nämlich den Rocketbeans von Kino+ - sagen allerdings ganz klar, dass der Film ausser seiner politischen Botschaft eher unterdurschnittlicher Marvel-Einerlei ist:
Blasse Hauptfigur, CGI schlecht und zu viel benutzt, langweilige Kulissen, unfreiwillig komische Szenen (auf Nashörnern reiten), Logiklöcher etc..

Da ich dem durchschnittlichen Marvelfilm schon absprechen würde im Spektrum aller Filme besonders gut zu sein, stelle ich jetzt die These auf, dass viele Kritiker, ob bewusst oder unbewusst aufgrund der politischen Botschaft des Films und der aktuellen kulturellen Relevanz des Themas Rassismus tendenziell lieber höhere Wertungen geben.

Das sprechen die Beans auch in der neuen Folge Kino+ (Folge 66) an.

Seht Ihr das hier auch so?
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Feamorn
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Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von Feamorn »

Also ich finde das etwas schwer auseinander zu dividieren, dazu müsste man zu jeder Wertung auch den entsprechenden Text lesen. Meinem Gefühl nach werden sehr viele moderne Blockbuster (und im Zuge dessen auch die meisten Marvel-Filme) von entsprechenden Medien teilweise arg positiv besprochen. Ich weiß nicht, ob das durch die politische Aufladung des Films noch einmal andere Ausmaße annimmt.
Ich weiß aber auch tatsächlich nicht, was da jetzt richtig ist. Gehört der politische Kontext nicht zum Film? Kann ein bestimmtes Statement einen Film nicht am Ende doch größer machen, als er es von seinen sonstigen Qualitäten her eigentlich ist? (Oder auch schlechter? Einen guten Film herunterziehen?)
Ich weiß nicht, was da die korrekte Antwort ist, oder ob es eine korrekte Antwort gibt. Was ich aber erwarte, dass zumindest aus dem Rezensionstext ersichtlich wird, was Sache ist, ob der Film schwächen hat, ob er aber nach Meinung des Kritikers durch die Botschaft transzendiert wird. Das sind dann die Momente, wo Noten oder Punkte (wie so oft) ins Leere laufen.
Jochen

Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von Jochen »

meisterlampe1989 hat geschrieben:Das ist alles vollkommen legitim! Ich bin kein Gegner politischer Kunst. Aber inwieweit darf das Reviews beeinflussen?
Mal andersrum gefragt: Warum sollte es das nicht? Die "Message" ist untrennbarer Bestandteil eines Kunstwerks - was nicht bedeutet, dass jedes Kunstwerk eine besitzt oder besitzen muss. Aber selbstverständlich werden Filme wie "To Kill a Mockingbird" oder 12 Angry Men" u.a. auch deshalb so positiv rezipiert, weil sie eine starke moralische/politische Botschaft besitzen und die überzeugend präsentieren. Umgekehrt würde man ja auch nicht unbedingt ein "Hatred" mit Traumnoten bewerten, selbst wenn es rein mechanisch das beste Spiel aller Zeiten wäre.

Wenn ich als Rezensent der Auffassung bin, dass das "Empowerment" von Schwarzen ein wichtiges gesellschaftliches Anliegen ist und Black Panther das überzeugend transportiert, dann kann ich ihn selbstverständlich nur deshalb toll finden und bewerten. Ebenso gut kann mir die Botschaft egal sein und ich halte ihn vielleicht für einen handwerklich mittelmäßigen Streifen. So lange das nachvollziehbar argumentiert wird, kann man jeden beliebigen Maßstab anlegen.
meisterlampe1989

Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von meisterlampe1989 »

Feamorn hat geschrieben: Ich weiß aber auch tatsächlich nicht, was da jetzt richtig ist. Gehört der politische Kontext nicht zum Film? Kann ein bestimmtes Statement einen Film nicht am Ende doch größer machen, als er es von seinen sonstigen Qualitäten her eigentlich ist? (Oder auch schlechter? Einen guten Film herunterziehen?)
Da liegt der Hase begraben. Ich habe ja schon gesagt, dass für mich Politik zur Kunst gehört und ich geradezu erwarte, dass ein Kritiker bewertet, wie etwaige politische Botschaften eingebettet sind und ob sie dem Film schaden oder nützen.

Das, was ich meine und bei Black Panther beobachte ist aber etwas anderes. Da wirkt sich die politische Botschaft auf die Gesamtqualität aus, die in der Review bewertet wird. Rein qualitative Aspekte werden tendenziell eben positiver bewertet. Die meisten Journalisten sind linksliberal, das wird durch sehr viele Studien bestätigt, die werden sich im politischen Subtext von Black Panter wiederfinden.

Konkret: Vakanda wird in vielen Reviews in den Himmel gelobt, als interessanter und neuartiger Schauplatz. Endlich spielt mal etwas in Afrika.

Laut den Beans wirkt die Stadt aber sehr unbelebt. Als Szenenbild gibt es immer wieder nur einen einzigen Strassenzug und es gibt Logiklöcher. Wofür braucht eine geheime Stadt, Hochgeschwindigkeitzszüge?

Das wird dann für viele Kritiker aber davon überstrahlt, dass es eben eine Stadt in Afrika ist. Die Botschaft (Afrika spielt eine Rolle in Hollywood) überstrahlt die eigentliche kreative und qualitative Leistung.
meisterlampe1989

Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von meisterlampe1989 »

Jochen hat geschrieben:
meisterlampe1989 hat geschrieben:Das ist alles vollkommen legitim! Ich bin kein Gegner politischer Kunst. Aber inwieweit darf das Reviews beeinflussen?
Mal andersrum gefragt: Warum sollte es das nicht?
Weil die politische Botschaft keinerlei Aussage über die eigentlichen qualitativen Merkmale eines Films macht.

Sind die Charaktere gut gezeichnet? Ist die Story innovativ, intelligent und spannend (daszu gehört die Einbettung von Subtext)? Sind die Schauspieler gut? Erzählt die Kamera? Gibt es Logiklöcher oder Plot Convinience? Passt die Musik? Ist der Schnitt kohärent (Anschlussfehler?)? Sind Ausstattung und Kostüme authentisch? Ist das Szenenbild abwechslungsreich? Usw..

Ob mir ein Film gefällt hängt nicht von der politischen Botschaft ab. Es gibt sehr gute und sehr schlechte politische Filme und es gibt sehr gute und sehr schlechte unpolitische Filme.

Es gehört ,wie oben geschrieben, zur Kritik den Subtext einzuordnen. Einzuordnen, wie gut er dargestellt wird. Aber die Aussage des Subtextes sollte keinen Einfluss auf eine qualitative Bewertung haben.

"Ich stimme der politischen/gesellschaftlichen/sozialen Aussage zu, also ist der Film automatisch gut" - Das geht als Konsument, aber nicht als Rezensent.
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Feamorn
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Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von Feamorn »

meisterlampe1989 hat geschrieben: Das, was ich meine und bei Black Panther beobachte ist aber etwas anderes. Da wirkt sich die politische Botschaft auf die Gesamtqualität aus, die in der Review bewertet wird. Rein qualitative Aspekte werden tendenziell eben positiver bewertet. Die meisten Journalisten sind linksliberal, das wird durch sehr viele Studien bestätigt, die werden sich im politischen Subtext von Black Panter wiederfinden.

Konkret: Vakanda wird in vielen Reviews in den Himmel gelobt, als interessanter und neuartiger Schauplatz. Endlich spielt mal etwas in Afrika.

Laut den Beans wirkt die Stadt aber sehr unbelebt. Als Szenenbild gibt es immer wieder nur einen einzigen Strassenzug und es gibt Logiklöcher. Wofür braucht eine geheime Stadt, Hochgeschwindigkeitzszüge?

Das wird dann für viele Kritiker aber davon überstrahlt, dass es eben eine Stadt in Afrika ist. Die Botschaft (Afrika spielt eine Rolle in Hollywood) überstrahlt die eigentliche kreative und qualitative Leistung.
Aber ist die Haltung nicht völlig berechtigt? Endlich spielt mal (solch) ein Film in Afrika! Endlich ist der Cast mal ganz überwiegend Schwarz!
Ich muss zugeben, dass man (immer noch eher beschränktes) Interesse aus dem tatsächlich auch zu einem guten Teil aus diesen Fakten gespeist wird. Deshalb könnte das einer der wenigen Marvel-Filme sein, die ich dann im Kino und nicht später erst daheim sehen werde.
Das ist ja schon ein Ereignis. Und gleichzeitig zeigt die Tatsache, dass es ein Ereignis ist, dass es dringend notwendig war und wohl auch noch öfter notwendig sein wird. Wenn das irgendwann keine Themen mehr sind, kann man die Aufmerksamkeit und Bewertung wieder voll auf die handwerklichen und inhaltlichen Fakten lenken, denn dann ist das ganze kein Politikum mehr.
Für mich ist Black Panter ganz klar als Symbol angelegt. Es ist/wäre schön, wenn dieses Symbol gleichzeitig auch auf allen oder zumindest vielen anderen Ebenen überzeugt. Das muss es aber nicht, schlimm wäre es, wenn es als Film völlig versagt, aber das wird ja auch nicht der Fall sein, so wie ich das bisher sehe.
meisterlampe1989 hat geschrieben: Ob mir ein Film gefällt hängt nicht von der politischen Botschaft ab. Es gibt sehr gute und sehr schlechte politische Filme und es gibt sehr gute und sehr schlechte unpolitische Filme.

Es gehört ,wie oben geschrieben, zur Kritik den Subtext einzuordnen. Einzuordnen, wie gut er dargestellt wird. Aber die Aussage des Subtextes sollte keinen Einfluss auf eine qualitative Bewertung haben.

"Ich stimme der politischen Aussage zu, also ist der Film automatisch gut" - Das geht als Konsument, aber nicht als Rezensent.
Für andere Leute hängt das Gefallen aber durchaus (auch) von der politischen Botschaft ab.
Was Du schreibst klingt für mich so, als würdest Du hier die Möglichkeit einer "objektiven" Filmbewertung in den Raum stellen, die gibt es aber nicht. Du kannst die handwerklichen Aspekte eines Films beurteilen, "der Schnitt ist schlecht", "die Kameraführung ist gut", aber selbst diese Kategorien variieren stark im Kontext des jeweilig betrachteten Films. Die politische Komponente und ihre subjektive Bedeutung für den Kritiker ist davon meiner Meinung nach nicht zu lösen, weil Filme zum Teil durch den Einsatz von Technik schon einen Kommentar abgeben, die Haltung des Kritikers zum Inhalt des Kommentars wiederum bestimmt dann, wie er diesen wahrnimmt.
Es gibt zig Filme denen man handwerklich wenig vorwerfen kann, die am Ende aber trotzdem "schlechter" sind als handwerklich schwächere Filme, und genau dieses "besser" und "schlechter" werden verschiedene Menschen auch immer verschieden einordnen; und durchaus auch abhängig von eventuellen politischen Aussagen eines Films.

Wenn einem die (vermutlich) links-liberale Prägung der Kritiker nicht gefällt, muss man sich aktiv Kritiker suchen, die anders geprägt sind und dementsprechend anders bewerten. Aber einen Kritiker, der jedem Film und jeder Aussage gegenüber völlig neutral gegenüber tritt wird es nach meiner Auffassung nicht geben.
Deshalb helfen Benotung, zumindest von "Fremden", da auch einfach nicht weiter. Weder bei Filmen, noch bei Spielen oder Büchern oder anderen Medien. Die Aussagekraft der Bewertung hängt stets an der Persönlichkeit des Wertenden und ist damit subjektiv und eben auch entsprechend politisch gefärbt.
meisterlampe1989

Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von meisterlampe1989 »

Feamorn hat geschrieben: Was Du schreibst klingt für mich so, als würdest Du hier die Möglichkeit einer "objektiven" Filmbewertung in den Raum stellen, die gibt es aber nicht.
Nö. Ich bin sogar ein recht fanatischer Verfechter von subjektiven Reviews. Es gibt keine objektiven Reviews.

Jeder Mensch hat einen anderen Geschmack. Mir kann der und der Schauspieler gefallen, der Stil dieses Kameramanns und dieses Regisseurs. Mich kann dieses und jenes Thema mehr oder weiniger interessieren. Was andere langweilig finden, finde ich spannend.

Wofür ich allerdings jederzeit eintreten würde ist, dass man handwerkliche Aspekte eines Films nicht nach seiner eigenen politischen Meinung bewertet.

"Szenenbild, Qualität des CGI, Glaubwürdigkeit, alles scheissegal; ist ja in Afrika und das ist gut".

Das geht meiner Meinung nach einfach nicht. So wichtige Themen wie Black Empowerment, für das auch ich jederzeit eintreten würde, haben dann auch einen besseren Film verdient.

Ich muss einen nicht so guten Film nicht schönreden oder mich damit zufrieden geben, nur weil er das Thema anspricht. Ein Film wird nicht allein dadurch, dass er sich ein politisches Thema zutraut besser.
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Desotho
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Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von Desotho »

meisterlampe1989 hat geschrieben:Es gibt keine objektiven Reviews.
Da schließe ich mich an.

Was "Black Panther" angeht: Daran, dass der einen komplett afroamerikanischen Cast hat habe ich erst gedacht als ich einen Review gelesen habe in dem das hervorgehoben wurde. Nach anschauen des Trailers war das nichts was mir aufgefallen ist - was ich gut finde. Das sie das gemacht haben ist erstmal cool.

Aber für mich ist das derzeit ein: Oh, ein weiterer Superhelden Film. *gähn*
Eventuell tue ich dem Film da unrecht, aber diese Superhelden Filme treiben mich persönlich nicht ins Kino. Watchmen fand ich noch gut, der Rest war nur zum Vergessen.
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Don Mchawi
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Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von Don Mchawi »

Was ich häufig auffällig finde, ist das allein die Thematisierung und Besetzung eines Filmes in den Rezensionen diesen als Empowerment, antirassisitsch, feministisch etc labeln lassen.
Ich habe Black Panther nicht gesehen, mich reizt dieses Sci-Fi-Superhelden-Gedöns auch nicht so. Aber interessant fand ich da zB die Perspektive der taz:
http://www.taz.de/!5484101/" onclick="window.open(this.href);return false;

Die geht nämlich darauf ein, welche typischen Stereotypen über 'Afrika' bedient werden und den Rassismus, den diese bedienen.
An anderen Filmen ist mir das auch schon selbst aufgefallen, vor wenigen Jahren erschien mal 'The Good Lie', der auch als antirassistischer Film bezeichnet wurde. Dabei aber so tief rassisitsch ist, dass ich ihn seit dem gerne zu Analysezwecken auf Seminaren verwende. Fängt schon mit dem Filmplakat an (ich kopier es jetzt nicht hier hin, um nicht zu sehr OT zu gehen, findet sich ja mit Google).

Ich finde eine politische Botschaft in die Bewertung mit einfließen zu lassen, legitim (würde da eins zu eins Jochens Beitrag unterschreiben). Aber wenn der Rezensent das möchte, sollte er sich wirklich mit dem Thema auseinander setzen und sich nicht von Oberflächlichkeit und Marketing blenden lassen.
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DexterKane
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Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von DexterKane »

Hat eigentlich irgendwer den Film schon gesehen, oder ist das wieder so eine "Blinde, die über Farben reden" Diskussion.?
RB mögen allgemein die Marvel Filme nicht, die haben auch Thor: Ragnarok deutlich schlechter bewertet als alle anderen Kritiken die ich gelesen hab.

Allein anhand dessen eine wie auch immer geartete Agenda "der Presse" herbeizusinnieren, halte ich für problematisch.

Werd mir BP nächste Woche mal anschauen, dann dazu mehr.
Relax, it's North-Korea. The nation state equivalent of the short-bus. - Sterling Archer
meisterlampe1989

Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von meisterlampe1989 »

Don Mchawi hat geschrieben: Ich finde eine politische Botschaft in die Bewertung mit einfließen zu lassen, legitim (würde da eins zu eins Jochens Beitrag unterschreiben).
Wenn du mit "einfliessen lassen" meinst, dass man bewertet wie gut der Film diese politische Botschaft vermittelt, dann stimme auch ich dir und Jochen zu. Das schreibe ich hier immer wieder.

Es geht mir nur darum, ob ein Rezensent wegen einer etwaigen übereinstimmenden politischen Meinung einen Film besser schreibt, als er eigentlich ist. Ob es nun bewusst oder unterbewusst ist.

Wir können auch ein anderes Beispiel nehmen: Wonder Women. Der wurde in der Presse frenetisch dafür gefeiert, wie feministisch er ist. Das ist er auch und das finde ich toll, der Film hat mir gut gefallen, aber 9er und 10er? Never.

Ich habe eben das Gefühl, dass die Rezensenten den Film für seine Botschaft belohnen, abstatt den eigentlichen Film zu bewerten. Das ist meiner Meinung nach nicht die Aufgabe einer Rezension. Das kann der Journalist ja gern in einer Kolumne schreiben.

Ich bin ja auch links. Ich finde die ganzen Botschaften auch toll, aber ich finde nicht, dass ich dadurch jeden dieser Filme obligatorisch beklatschen muss, weil eine politische Botschaft über die filmischen Aspekte wenig aussagt und "nur" ein Teilaspekt der Story ist.
meisterlampe1989

Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von meisterlampe1989 »

DexterKane hat geschrieben: Allein anhand dessen eine wie auch immer geartete Agenda "der Presse" herbeizusinnieren, halte ich für problematisch.
Das klingt mir zu sehr nach Verschwörungtheorie oder gar nach "Lügenpresse". Ich könnte nicht weiter davon entfernt sein.

Bei dem Thema geht es wohl nicht ohne Disclaimer: Ich halte das nicht für eine Verschwörung!

Es gibt allerdings Studien, dass die aller meisten Journalisten, gerade in den USA und dann noch mal speziell in der Gamesbranche linksliberal sind. Es braucht keine Verschwörung, damit Themen wie Antirassismus positiv besprochen werden.
(WAS ICH SUPER FINDE! Aber eben mit der genannten Einschränkung bei Rezensionen)
Don Mchawi
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Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von Don Mchawi »

meisterlampe1989 hat geschrieben:
Es geht mir nur darum, ob ein Rezensent wegen einer etwaigen übereinstimmenden politischen Meinung einen Film besser schreibt, als er eigentlich ist. Ob es nun bewusst oder unterbewusst ist.

Wir können auch ein anderes Beispiel nehmen: Wonder Women. Der wurde in der Presse frenetisch dafür gefeiert, wie feministisch er ist. Das ist er auch und das finde ich toll, der Film hat mir gut gefallen, aber 9er und 10er? Never.
Aber ist das nicht ebenso der Fall, wenn der Rezensent das Genre des Films mag? Wenn ich Horrorfilme mag, werde ich diese tendentiell immer besser bewerten, als wenn ich nur Komödien mag. Eine politische Färbung ist ja auch irgendwo Teil einer Genredefinition.

Wonder Woman passt genau zu dem, was ich schrieb. Ist der Film wirklich feministisch, nur weil hinter und vor der Kamera Frauen führend waren? Bedient er nicht die selben Bilder von Halbnackten Frauen, die eigentlich hilflos sind, wenn ihnen in diesem Fall nicht einer Super-Frau (bzw Amazonin) zu Hilfe kommt? Es gibt halt eine starke Frauengruppe mit den Amazonen im Film. Aber sonst? Ich finde das irgendwie zu unkritisch, um feministisch zu sein. Zumal, wie gesagt, Wonder Woman im Vergleich zu den männlichen Mainstreamsuperhelden halbnackt rumläuft.
Aber wahrscheinlich kommen wir damit zuweit OT. Wobei, ist dein Thread, du bist der Boss. :D
Voigt
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Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von Voigt »

Jochen hat geschrieben:Mal andersrum gefragt: Warum sollte es das nicht? Die "Message" ist untrennbarer Bestandteil eines Kunstwerks - was nicht bedeutet, dass jedes Kunstwerk eine besitzt oder besitzen muss. Aber selbstverständlich werden Filme wie "To Kill a Mockingbird" oder 12 Angry Men" u.a. auch deshalb so positiv rezipiert, weil sie eine starke moralische/politische Botschaft besitzen und die überzeugend präsentieren. Umgekehrt würde man ja auch nicht unbedingt ein "Hatred" mit Traumnoten bewerten, selbst wenn es rein mechanisch das beste Spiel aller Zeiten wäre.
mhm, ich dachte man wertet To Kill a Mochbird weil er seine Botschaft halt "überzeugend präsentiert", nicht weil diese vorhanden ist. Auch dachte ich, würde man einem Hatred 90+ Wertung geben, wenn es Mechanisch perfekt wäre, und spielerisch verdammt viel Spaß machen würde, wenn einem die Botschaft nicht stört?
meisterlampe1989

Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von meisterlampe1989 »

Don Mchawi hat geschrieben: Aber ist das nicht ebenso der Fall, wenn der Rezensent das Genre des Films mag?
Auch ich habe ja bereits gesagt, dass auch ich nicht an vollkommen objektive Rezensionen glaube. Aber ob man ein Genre mag ist eine in der Filmkritik inherente Präferenz. Wenn das zur Bewertung des Films herangezogen wird ("Wie gut wird das Genre bedient?") ist das kein Problem.

Wenn es aber dazu führt, dass man unabhängig von der Qualität einfach mal 2 Punkte in der Review drauf packt, weil es halt das Lieblingsgenre ist, bekomme ich auch Pickel.

"Ich mag Superheldenfilme und die bekommen bei mir automatisch 7+x " - Das ist doch keine vernünftige Rezension mehr, oder?
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Heretic
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Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von Heretic »

Ich würde sogar behaupten, es ist unmöglich, einen Film objektiv zu besprechen. Farbgebung, Schnitt, Kulisse, oder gar die Wahl der Schauspieler - alles ist irgendwo Geschmacksache. Und so manche Trashperle wird gerade durch völligen Dilettantismus erst richtig gut. Ebenso gibt es Filme, die zwar handwerklich gut gemacht sind, einem aber inhaltlich sauer aufstoßen. Mich verlangt es beispielsweise direkt nach einem Kotzeimer, wenn ich an "Wir waren Helden" oder "300" denke. Bei diversen Selbstjustiz-Streifen geht's mir ebenso. Auf der anderen Seite finde ich z. B. "Spring Breakers" super. Ich sehe den als Satire, andere nicht. ;)
Don Mchawi
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Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von Don Mchawi »

meisterlampe1989 hat geschrieben:

"Ich mag Superheldenfilme und die bekommen bei mir automatisch 7+x " - Das ist doch keine vernünftige Rezension mehr, oder?
Weiß nicht, vielleicht ist es auch einfach nur eine gute Selbsteinschätzung und Ehrlichkeit. Du drückst es natürlich zugespitzt aus, glaube keiner würde so argumentieren. Aber sich einzugestehen, dass man Superheldenfilme warum auch immer besonders mag und im Vergleich überdurchschnittlich bewertet, finde ich erstmal nur transparent.

Diese ganzen Probleme entstehen eigentlich auch erst, weil es Wertungen mit Zahlen gibt. Ich bin eigentlich ein Freund von Wertungszahlen bei Filmen und Spielen. Aber genau so Diskussionen zeigen ihren Schwachstellen.

Schreibe ich: 'Der Film beeindruckt durch sein unverbrauchtes Szenario, das dem weißen Übergewicht Hollywoods die schwarze Faust entgegenstreckt und ein wahres Fest an schwarzer Schauspielkunst bietet'
oder schreibe ich: 'Der Film beeindruckt durch sein unverbrauchtes Szenario, das dem weißen Übergewicht Hollywoods die schwarze Faust entgegenstreckt und ein wahres Fest an schwarzer Schauspielkunst bietet - 4,5 von 5 Sternen'
Der Unterschied ist nur die Wertung, die aber hier sehr wichtig ist. Ohne Wertung weiß ich, was dem Autor gefällt. Finde ich das alleine schon spannend, wird mich der Film wohl auch interessieren. Trifft das nicht zu, gucke ich nach einer weiteren Meinung - oder bin eben schon abgeschreckt.
Variante 2 dagegen lässt mich von einem super Film ausgehen, der per se gut ist und den Autor zusätzlich vielleicht durch das Szenario beeindruckt.
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Terranigma
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Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von Terranigma »

meisterlampe1989 hat geschrieben:Weil die politische Botschaft keinerlei Aussage über die eigentlichen qualitativen Merkmale eines Films macht.
Sofern man die Message für sich aber als Qualitätsmaßstab definiert, dann ist's einer. Eine Rezension ist eine kritische Besprechung eines Werkes, und welche Perspektiven und Maßstäbe man dafür anlegt, das obliegt dem Rezensenten. Am Ende steht ja: "Hat mir gefallen" oder "Hat mir nicht gefallen." Und für dieses Ge- bzw. Missfallen können das Bühnenbild genauso relevant sein wie die Dialogregie, das CGI, der Cast, aber auch die Message. Das hängt vom Befinden des jeweiligen Rezensenten ab. Ich würde auch nicht sagen, dass ein Film mit einer "gehaltvollen Message" +2 Punkte bekommen sollte. Aber es kann sein, dass ein Film mit einer "gehaltvollen Message" - welche das sei, sei mal dahingestellt - das eigene Erleben des Films positiv beeinflusst, und das man dem Film wegen dem positiven Erleben +2 Punkte gibt.
Voigt hat geschrieben:Auch dachte ich, würde man einem Hatred 90+ Wertung geben, wenn es Mechanisch perfekt wäre, und spielerisch verdammt viel Spaß machen würde, wenn einem die Botschaft nicht stört?
Eben: Wenn sie nicht stört.
Sitting quietly and doing nothing,
Spring comes, and the grass
grows by itself.
meisterlampe1989

Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von meisterlampe1989 »

Don Mchawi hat geschrieben: Weiß nicht, vielleicht ist es auch einfach nur eine gute Selbsteinschätzung und Ehrlichkeit. Du drückst es natürlich zugespitzt aus, glaube keiner würde so argumentieren. Aber sich einzugestehen, dass man Superheldenfilme warum auch immer besonders mag und im Vergleich überdurchschnittlich bewertet, finde ich erstmal nur transparent.
Und in welcher Review wird das schon so offengelegt?

Ich weiss ja auch um die Subjektivität einer Bewertung, deswegen habe ich mir schon vor langer Zeit angewöhnt mir Reviewer zu suchen, die meinen Geschmack haben.

Bei Videospielen z.B. Andre und Jochen.

Aber wer macht das schon? Die meisten lesen auf grossen Seiten wie IGN oder in Deutschland z.B Moviepilot. Wie viele Leser können da wohl die Subjektivität des Rezensenten für sich beurteilen? Und deswegen sollte man sich als Rezensent auf solchen grossen Outlets wenigsten bemühen nicht allzu subjektiv zu sein und andere Sichtweisen einzubeziehen.
meisterlampe1989

Re: Die politische Review - Am Beispiel "Black Panther"

Beitrag von meisterlampe1989 »

Terranigma hat geschrieben:
meisterlampe1989 hat geschrieben:Weil die politische Botschaft keinerlei Aussage über die eigentlichen qualitativen Merkmale eines Films macht.
Sofern man die Message für sich aber als Qualitätsmaßstab definiert, dann ist's einer.
Natürlich ist das ein Qualitätsmassstab. Aber die Bewertung sollte sich danach ausrichten, wie diese Message eingebettet ist, ob sie rüber kommt, ob sie zur Geschichte passt etc..

Aber die Bewertung des Film sollte nicht wohlwollender sein, nur weil er meine persönliche Meinung als Rezensent bestätigt.
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