Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

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Siel
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Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von Siel »

Wenn ich mich etwas Wirr ausdrücke, entschuldigt bitte!
Ich bin etwas Müde (Schlaflosigkeit) und hab einen leicht im Tee (Gott sei dank hab ich morgen frei XD)

Ich weiß nicht wie es euch geht, aber was mir mehr und mehr auffällt, angefangen bei sozialen Medien (aka Facebook ect), werden immer mehr Normen der Amerikanischen wertevorstellungen anderen Ländern aufgezwungen!

Angefangen von, es darf kein Nippel gezeigt werden bis hin ach alles easy wird ja nur jemand geköpft!
Der Fall im besonderen ist mir aus persönlicher Erfahrung von Facebook bekannt!
Ich hatte ein Video gemeldet wo eine Frau erst gesteinigt, dann der Kopf abgetrennt wurde und schlussendlich sie verbrannt wurde! Reaktion von Facebook: es widerspricht nicht unseren Standards!

Aber, ich würde mal für ein Geteiltes Cosplay Foto (die Dame war ersichtlich weit ü18) für 24 Stunden gesperrt, weil ein Nippel zu sehen war!

Und in letzter Zeit werden solche "Amerikanisierung" Wertvorstellungen immer häufiger!
Versteht das bitte nicht als Anti Amerikanisch! Aber das Verhalten von Amerikanischen Firmen Kotzt mich mehr als an!
Ein Nippel ist eher zu ertragen als Grausamer Mord! Diese Prüderie aber Ingnoranz gegenüber Gewalt, bringt mich jedesmal auf die Palme!

Es soll kein Hate Thread werden!
Aber findet ihr diesen Standart als Angemessen?
Voigt
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Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von Voigt »

Facebook ist nunmal eine Amerikanische Website, da können die ihre Amerikanischen Richtlinien durchsetzen.
Das Problem ist eher das fast alle IT Firmen und damit das Internet Amerikanisch ist. Wir haben kaum Europäische Unternehmen, und wenn werden die aufgekauft, wie etwas Skype.

Damit Spiel USA seine Soft-Power aus und gestaltet die Welt.
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Feamorn
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Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von Feamorn »

Siel hat geschrieben: Aber findet ihr diesen Standart als Angemessen?
Da ich auch müde bin, halte ich mich auch mal kurz.
Zunächst: Nein, ich finde den US-amerikanischen Standard völlig verkehrt.

Nur wird sich daran nicht wirklich viel ändern lassen. Das Einzige was da, meiner Meinung nach, wirklich Abhilfe schaffen würde, wären solche Services, also soziale Netzwerke etc., in der Hand Europäischer (oder Deutscher) unternehmen (sofern das so schnell passiert, dass die Anpassung der Moralvorstellungen noch nicht vollständig erfolgt ist*). Ich bin froh, dass unsere Sender es bis heute ohne Überpiepsen geschafft haben. (Oder hat sich das mittlerweile geändert? Ich guck' mittlerweile kein TV mehr. ;) ) In den USA ist es ja nun so weit, dass bei Schimpfworten nicht nur das bekannte Piepsen kommt, sondern auch kurz der Mund der jeweils sprechenden Person überdeckt wird. (Zumindest in den YouTube-Videos von Stephen Colbert immer wieder zu sehen.)

Umso wichtiger ist es in meinen Augen, dass man darauf Wert legt, dass die hiesige Politik die entsprechenden Rahmenbedingungen verbessert anstatt sie wie bisher immer weiter zu beschneiden. (So gut die Absichten im Einzelnen sein mögen, aber der jüngste GAU namens Netzwerkdurchsetzungsgesetz oder auch zum Beispiel das Leistungsschutzrecht tragen nicht dazu bei, hier irgendeinen guten Nährboden für junge Unternehmen zu schaffen, die werden eher im Keim erstickt. Gleiches gilt für den Breitbandausbau usw. usf. Wenn das für die aktuelle Politikerriege Neuland ist, schön und gut, dann sollen die sich aber gefälligst die Expertise von außen holen. Und damit meine ich nicht nur die Politikerflüsterer von Springer und Telekom.)



* Kleine Anekdote: Ich bin gestern zufällig über eine Amazon-Bewertung der BluRay zu einem meiner Lieblingsfilme, "Die fabelhafte Welt der Amélie" ,gestoßen, in der sich jemand (bzw. in den Kommentaren dann mehrere) über die FSK6-Einstufung erregt hat. Der ist hingegangen und hat den Film, ohne vorherige Prüfung, mit seinen Kindern geguckt und war dann ziemlich empört über die "Sex-Szene" (ich setze das in Klammern, da die Szene nur zu Hören ist, nicht zu sehen, sehr laut zu hören, keine Frage). Nun habe ich selbst keine Kinder, aber ich sehe ganz ehrlich nicht, wie ein Kind dadurch irgendwie geschädigt werden sollte, ein Kind wird das vermutlich einfach nicht verstehen. Zwei Leute verschwinden auf die Toilette, es folgt lauter Krach und Schreie und danach kommen beide sehr glücklich wieder hinaus. (Oder bin ich hier völlig falsch gewickelt? Die FSK scheint das ja ähnlich gesehen zu haben.)
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bluttrinker13
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Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von bluttrinker13 »

Mir geht es schon öfter auf den Keks, vor allem da ich gerade noch in den USA lebe.

Aber nicht nur was das mit der "Moral" angeht, da ich ja von fast ausschließlich liberals umgeben bin.

Eher was so generelle Standards von bspw Konsum- Umweltverhalten oder Politik angeht. Hier fühle ich mich immer wieder bemüßigt auf gewisse, als unhinterfragte Standards geltende Dinge hinzuweisen: Nein, ich denke nicht das jeder Student hier ein Auto habe sollte nebst Parkplatz und Pipapo. Nein, ich fahre gerne mit dem Rad zur Uni (trotz Schwitzen) und brauche nicht abgeholt zu werden. Nein, ich denke nicht das die US überall und immer die Guten sind und nur Russland und Assad etc alles voll die Bösen. Nein, ich will nicht an den drive-in ranfahren, sondern mit euch rübergehen und dort in Ruhe essen... etc. pp.

Da gab es schon so einige Konflikte und Kopfschütteln. Gleichzeitig aber auch gute und nachdenkliche Reaktionen. Und letztlich bin ich ja auch nur ein typisch deutscher grumpy Besserwisser. Aber mann, teilweise herrscht hier schon eine isolationistisch geprägte Ignoranz zum Ausderhautfahren. :D

Meine Lieblingsfrage in einem lab meeting war mal warum "Fairtrade"-Schokolade denn nun moralisch besser sei. Das Konzept war unbekannt.
Don Mchawi
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Registriert: 8. Nov 2017, 08:44

Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von Don Mchawi »

Was ich nie so ganz verstanden habe ist, warum bei solchen Wertediskussionen Sexualität/Nacktheit und Gewalt miteinander verglichen werden. Ich meine ich verstehe, dass es eben an den in Deutschland im Vergleich zu den meisten Ländern der Welt gespiegelten ethischen Prinzipien geschuldet ist: Gewalt ist hier sehr negativ belastet, während Ablehnung von Nacktheit eher als spießig, erzkonservativ empfunden wird. In den meisten Ländern der Erde ist zwar Gewalt nicht unbedingt gefeiert, wird aber in der Darstellung als weit weniger kritisch gesehen (auch reale Gewalt), während Nackhtheit im TV etc verboten oder zumindest verpöhnt ist.
Aber trotz dieser Spiegelung stehen die beiden Aspekte doch kaum in Verbindung (von sexualisierter Gewalt natürlich abgesehen).

Ob ich Enthauptungen zeige ist eine Diskussion, ob ich weibliche Brustwarzen zeige eine ganz andere.
Mir fällt nur auf, dass diese Bezugsetzung eigentlich immer in der Wertediskussion auftaucht und ich finde das wenig zielführend, da hier einfach von der eigenen kulturellen Prägung auf eine globalgültige Vernunft geschlossen wird: Es ist doch logisch, dass Nacktheit nicht so schlimm ist wie Gewalt. So sind wir aufgewachsen, so sehen wir das und dem würde ich selbst auch nicht widersprechen. Aber daraus eine globalgültige Regel zu machen finde ich überspitzt gesagt etwas kulturimperialistisch.
Siel, ich möchte das nicht als Vorwurf gegen dich persönlich verstanden wissen. :D
Dir geht es letztlich ja auch darum, dass us-amerikanische Werte via us-amerikanische Unternehmen auch in Deutschland mehr zur Geltung kommen, und das ist ein legitimes Anliegen, bei dem sich natürlich mit den deutschen Werten (puh klingt das nach CSU) argumentieren lässt.
Nur diese Gegenüberstellung von Gewalt und Nacktheit finde ich zusammenhanglos. :D
monieu
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Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von monieu »

Mit dieser Kulturkritik bist du mindestens 100 Jahre zu spät. :D Lass mich mal aus "Feindbild Amerika" von Dan Diner zitieren:

S.67
Die im Jahre 1903 publizierte Reisebeschreibung Wilhelm von Polenz’ mit dem diagnostischen Titel: »Das Land der Zukunft« warnt die Deutschen vor jeglicher Nachahmung Amerikas. »Das würde für die Alte Welt und ganz besonders für Deutschland ein Zurücksinken bedeuten von höherer Kulturstufe auf eine niedere. Amerikanisierung der Kultur hieße Veräußerlichung, Mechanisierung, Entgeistigung.«
(Ich wollte nicht gleich das erste Zitat nehmen, wo Amerikanisierung mit "Verjudung" gleichgesetzt wird.)

Okay etwas ernster: Den Thementitel würde ich schon in Frage stellen. Bedeutet die Dominanz US-amerikanischer Internetunternehmen tatsächlich, dass wir deren Werte übernehmen? Haben Jugendliche, die mit Facebook aufgewachsen sind, "amerikanischere" Werte? Ich würde eher sagen, wenn dann werden unsere Werte ein Stück weit aus diesen Räumen verdrängt. Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass das auf Dauer eine Wirkung hat, aber ehrlich gesagt, da würde ich mir über die durch US-amerikanische Populärkultur transportierten Werte, inklusive Spiele seit fünfzig Jahren, eher Sorgen machen. Mit einer Ausnahme: Die geringere Sanktionierung bestimmter strafbarer Äußerungen in sozialen Medien wird mit dem Erstarken rechter Kräfte in Verbindung gebracht. Ist aber eine Hypothese.
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Lightbringer667
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Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von Lightbringer667 »

Die Amerikanisierung der Welt ... ne Nummer kleiner gings nicht, oder? :mrgreen:

Ich denke der starke Einfluss der (US) Amerikanischen Gesellschaft hat viele Gründe. Das Gefühl kommt ja nicht nur durch die Zensur einer weiblichen Brust in sozialen Medien, sondern auch durch viele Andere Dinge. Meiner Meinung nach wird amerikanische Kultur eben hauptsächlich in den Medien, Popkultur und Konsum deutlich. Alle drei Aspekte überschneiden sich und hängen eng zusammen.
Historisch ist es sicherlich so, dass die Amerikaner, nach dem sie Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Isolationismus aufgegeben haben, versucht haben ihre Produkte in die größten Absatzmärkte der Welt zu bringen. Geholfen hat da sicherlich auch, dass Europa gleich zweimal hintereinander im Krieg versunken ist und danach aus eigener Kraft kaum mehr auf die Beine gekommen ist. Die Amerikaner haben hier kräftig investiert, da Europa als wichtiger Absatzmarkt für amerikanische Produkte gesehen wurde. Um Dienstleistungen ging es zu dem Zeitpunkt noch wenig. Verschärfend kam der Kalte Krieg hinzu. Amerikanische Kultur galt im Westen als Symbol der Freiheit in Abgrenzung zu Sozialistischen Ost-Block. Somit hat natürlich auch die europäische Bevölkerung das dankend angenommen - und konsumiert.
Und das ist eben der Knackpunkt: Konsum. Amerkanische Produkte gibt es hier zwar, einige sehr erfolgreiche - doch vergleichsweise wenige. Was aber durchweg erfolgreich ist und war ist amerikanische Unterhaltung. Es ist keine neue Entwicklung das amerikanische Werte und Moralvorstellung via der Medien bei uns landen. Denkt alleine mal an eure Lieblingsfilme. Wieviele davon sind US Amerikanische Produktionen? Eben.
Und durch den Konsum von an den US Markt angepassten Medien, haben wir uns schon seit Jahrzehnten daran gewöhnt, dass auch amerikanische Werte hier fast dauerpräsent sind.
Dennoch: Die Diskussion ist nicht neu. Im deutschen Fernsehen darf geflucht werden, Nacktheit ist kein Tabu, usw. Die europäischen Gesellschaften diskutieren schon immer, wieviel dieser gezeigten Werte sie annehmen wollen. Da wenig einfach unkritisch aufgenommen wird, besteht die Gefahr eines "Aufzwingens" auch nicht.
Die vergleichsweise neue Verbreitung der sozialen Medien, die ja mehrheitlich amerikanisch dominiert sind, macht uns natürlich die kulturellen Unterschiede deutlicher als je zu vor. Das kann einen stören, dass ist sicher auch streitbar, aber zu einer echten "Amerikanisierung" führt das meiner Meinung nach nicht.
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Naitomea
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Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von Naitomea »

bluttrinker13 hat geschrieben:Mir geht es schon öfter auf den Keks, vor allem da ich gerade noch in den USA lebe.
Welcher Werte haben wir uns in Deutschland denn in letzter Zeit angenommen, die Gäste mitgebracht haben und von deren Richtigkeit wir uns haben überzeugen lassen?
Jochen

Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von Jochen »

Man könnte zum Beispiel untersuchen, ob sich die US-amerikanische Bedeutung und Definition von Meinungsfreiheit inzwischen auch in Deutschland bzw. Europa etabliert und gesellschaftlich die traditionelle Bedeutung verdrängt. Im Gegensatz zu Deutschland, wo Meinungsfreiheit a) positiv (nämlich als Individualrecht) formuliert wird und b) ihr direkt im Anschluss handfeste gesetzliche Grenzen gesetzt werden, ist sie in den USA als Verbot formuliert: Sie darf durch keinerlei staatlichen Eingriff eingeschränkt werden. Das führt dann beispielsweise dazu, dass das US-amerikanische Recht keine Straftat namens Beleidigung kennt - der Staat darf schließlich niemandem vorschreiben, einen anderen nicht "Arschloch" zu nennen. Selbst Verleumdung oder Rufmord sind dort nicht strafrechtlich verboten. Der Geschädigte kann lediglich zivilrechtlich dagegen vorgehen, muss dann aber einen tatsächlichen finanziellen Schaden beweisen.

Zumindest ich beobachte immer häufiger, dass Meinungsfreiheit inzwischen auch hierzulande immer häufiger im US-amerikanischen Sinne verstanden und eingefordert wird, obwohl die deutsche Definition dieses Wertes historisch eine andere ist - und gesellschaftlich auch lange eine andere war. Ob mein Eindruck substanzierbar und möglicherweise auf den jahrelangen Einfluss von US-amerikanischen Medien zurückzuführen ist, müsste man allerdings handfest untersuchen.
monieu
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Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von monieu »

Jochen hat geschrieben:Zumindest ich beobachte immer häufiger, dass Meinungsfreiheit inzwischen auch hierzulande immer häufiger im US-amerikanischen Sinne verstanden und eingefordert wird, obwohl die deutsche Definition dieses Wertes historisch eine andere ist - und gesellschaftlich auch lange eine andere war. Ob mein Eindruck substanzierbar und möglicherweise auf den jahrelangen Einfluss von US-amerikanischen Medien zurückzuführen ist, müsste man allerdings handfest untersuchen.
Ich würde sagen mit dem Internet selbst wurden in einer der ideologischen Deutungen der Technik, für die etwa die Cypherpunks stehen, Vorstellungen von absoluter Zensurresistenz transportiert, die mit der US-Sicht von Redefreiheit kompatibel sind. Ich glaube für die netzpolitische Szene waren diese Vorstellungen anfangs oder in einer vorpolitischen Phase durchaus prägend. Andererseits finde ich sah man gerade in der Hass-auf-Facebook-Diskussion, dass auch diese Szene zur hergebrachten Sichtweise zurückgekommen ist. An der Regulierung strafbarer Äußerungen wird vorallem die Auslagerung an privatwirtschaftliche Akteure kritisiert. Und während man sicherlich nicht zuviel Einmischung will, wird durchaus gesehen, dass "toxische" Umgebungen ihrerseits eine Beeinträchtigung der Meinungsfreiheit und anderer Rechte darstellen. Gegen jeglichen Eingriff sind (unter anderem) weiterhin diejenigen, deren Aussagen häufig von solcher Regulierung betroffen sind.

Übrigens, wenn man sich die Diskussion um safe spaces an US-Universitäten anschaut, konzeptuell ähnlich, frage ich mich, ob das vielleicht ein Beispiel für eine inverse Werteübernahme darstellt?
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bluttrinker13
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Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von bluttrinker13 »

Naitomea hat geschrieben: Welcher Werte haben wir uns in Deutschland denn in letzter Zeit angenommen, die Gäste mitgebracht haben und von deren Richtigkeit wir uns haben überzeugen lassen?
Hm, verstehe nicht so ganz was die Frage mit meinem Post zu tun hat. Ich habe weniger über "Werte" geschrieben, mehr über konkrete Handlungs- und Glaubensweisen. Und die kann und darf man immer hinterfragen, gerade auch weil ich dieselben auch in D hinterfrage.

Wenn du auf den Punkt der eigenen, und natürlich auch tlw ignoranten, Überlegenheit hinauswillst, gut den kann man immer machen, stimmt. Genau deshalb hatte ich aber oben auch den "Besserwisser" einfliessen lassen.
Aber das war doch nicht mein Hauptpunkt. Die Ignoranz gegenüber Energieverschwendung und politischen Realitäten bleibt davon unbenommen doch kritikwürdig. Wenn nicht - hallo whataboutism.

Und ich persönlich lasse mich gern von Handlungen und der "Überlegenheit" anderer Nationen inspirieren oder belehren, vor allem informiert durch einen befreundeten Humangeografen der davon viel weiß. Holland und die skandinavischen Staaten stehen dabei ganz oben. Aber letztens noch jemanden aus Costa Rica hier getroffen und der hat mir erklärt wie sie als kleines Land dem es ganz gut geht massiv die Ökoschiene fahren (fast aller Strom jetzt wohl regenerativ) und einfach mal komplett ihr Militär abgeschafft haben, und das Geld für Soziales verwenden. "Kritisch sein" mal beiseite gelassen - sowas würde ich gerne übernehmen!

Reicht dir das? ;)
Rince81
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Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von Rince81 »

Siel hat geschrieben: Ich weiß nicht wie es euch geht, aber was mir mehr und mehr auffällt, angefangen bei sozialen Medien (aka Facebook ect), werden immer mehr Normen der Amerikanischen wertevorstellungen anderen Ländern aufgezwungen!
Ich finde man sollte hier nicht verallgemeinern. Das sind die Nutzungbedingungen von Facebook, die ein Publikum ab 13 ansprechen wollen. Andere Netzwerke wie Twitter haben teilweise sogar mit Material, was bei uns als Pornographie durchgehen würde kein Problem.
Reddit ist dann wieder ein Thema für sich:
Do not post content that encourages, glorifies, incites, or calls for violence or physical harm against an individual or a group of people; likewise, do not post content that glorifies or encourages the abuse of animals. We understand there are sometimes reasons to post violent content (e.g., educational, newsworthy, artistic, satire, documentary, etc.) so if you’re going to post something violent in nature that does not violate these terms, ensure you provide context to the viewer so the reason for posting is clear.
Was Nacktheit und Pornographie angeht:
Content that contains nudity, pornography, or profanity, which a reasonable viewer may not want to be seen accessing in a public or formal setting such as in a workplace should be tagged as NSFW. This tag can be applied to individual pieces of content or to entire communities.
Reddit ist auch ein US-amerikanisches Unternehmen und die Regeln sind völlig anders.
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Naitomea
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Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von Naitomea »

bluttrinker13 hat geschrieben:
Naitomea hat geschrieben: Welcher Werte haben wir uns in Deutschland denn in letzter Zeit angenommen, die Gäste mitgebracht haben und von deren Richtigkeit wir uns haben überzeugen lassen?
Hm, verstehe nicht so ganz was die Frage mit meinem Post zu tun hat.
Ok, dann hatte ich den Zusammenhang von deinem Post mit dem Thread-Titel falsch verstanden.
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bluttrinker13
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Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von bluttrinker13 »

Naitomea hat geschrieben:
bluttrinker13 hat geschrieben:
Ok, dann hatte ich den Zusammenhang von deinem Post mit dem Thread-Titel falsch verstanden.
No prob dude. :D

Ich hatte den thread auch nur genutzt um mal ein bisschen "was loszuwerden". Das braucht man manchmal, in der Ferne. 100% auf Thema war ich sicherlich nicht damit.
Rince81
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Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von Rince81 »

keberhardt hat geschrieben:Hallo!

Irgendwie haben die USA doch schon länger daran, sich überall auf der Welt einzumischen. Dies ist auch ein Aufzwingen der eigenen Wertvorstellungen. Im 2. WK war es ja gut, aber ansonsten???

Gru?, Klaus!
Aufzwingen ist gut. Eifert nicht ein Großteil der Welt freiwillig den USA nach, weil viele ein erstrebenswertes Beispiel sehen? Völlig gleich ob es Konsumartikel sind - Leute wollen Apple und Coca-Cola. Ob es Medienerzeugnisse sind, niemand wird ins Kino gezwungen wenn die neuesten US-Streifen laufen? Warum ist der Super Bowl sogar in Deutschland ein Ding? Oder eben auch Werten wie Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit.*
Ein Großteil dieses "Aufzwingens" ist einfaches aktives Vorleben und das machen die USA in vielen Bereichen nicht schlecht und man will ihnen folgen. Und als jemand der in der DDR geboren wurde, lieber folge ich dem Vorbild der USA und damit dem der westlichen Demokratien als den Alternativen China oder Russland...

*Klar da kann man jetzt ein Fass aufmachen von der NSA über Guantanamo zum Irak-Krieg und dem aktuellen Trump-Chaos. Das große Leitbild der USA und ihre Ausstrahlung ist aber eine andere.
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Alienloeffel
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Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von Alienloeffel »

Ich finde das Thema entweder etwas verfehlt oder sehr versimplifiziert. Zum einen hält der einzug US amerikanischer "Werte" und Prinzipien seit Jahrzehnten Einzug in europäische Gefilde, schon allein durch den kalten Krieg gab es da genug. Zum anderen sind gerade die genannten Beispiele an US amerikanische Unternehmen und Plattformen gebunden und die müssen sich nunmal an jene Gesetze halten und haben die dortigen gesellschaftlichen Normen natürlich verinnerlicht.

Also wenn du den ersten Punkt meinst, kommst du m.E. ein paar Jährchen zu spät (Stichwort McDonald's in so ziemlich jedem Land vorhanden) und solltest du den zweiten Punkt meinen würde ich vermuten, dass du eigentlich die Globalisierung meinst, die nunmal kein einfaches Thema ist und in dem Fall wäre mir der Ausgangspost irgendwie zu seicht ;)
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derblaueClaus
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Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von derblaueClaus »

Jochen hat geschrieben:Man könnte zum Beispiel untersuchen, ob sich die US-amerikanische Bedeutung und Definition von Meinungsfreiheit inzwischen auch in Deutschland bzw. Europa etabliert und gesellschaftlich die traditionelle Bedeutung verdrängt. Im Gegensatz zu Deutschland, wo Meinungsfreiheit a) positiv (nämlich als Individualrecht) formuliert wird und b) ihr direkt im Anschluss handfeste gesetzliche Grenzen gesetzt werden, ist sie in den USA als Verbot formuliert: Sie darf durch keinerlei staatlichen Eingriff eingeschränkt werden. Das führt dann beispielsweise dazu, dass das US-amerikanische Recht keine Straftat namens Beleidigung kennt - der Staat darf schließlich niemandem vorschreiben, einen anderen nicht "Arschloch" zu nennen. Selbst Verleumdung oder Rufmord sind dort nicht strafrechtlich verboten. Der Geschädigte kann lediglich zivilrechtlich dagegen vorgehen, muss dann aber einen tatsächlichen finanziellen Schaden beweisen.
Mit Recht und "die USA" wäre ich immer vorsichtig, weil die USA (hier ist es mal ungfährlich ;) ) ein noch fördraleres Land sind als Deutschland. Das führt z.B. dazu, dass das Strafrecht wie ein Flickenteppich ist, da jeder Staat sein eigenes Strafrecht hat. Für Beleidigung gilt z.B.:
However, on the state level, 17 states and 2 territories have criminal defamation laws on the books.


Unter denen ist übrigens auch Florida. Falls du also Jake Cutler beschimpfen willst (wofür du mein vollstes Verständnis hättest), solltest du das nicht bei Heimpsielen der Dolphins tun. ;)
Jochen

Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von Jochen »

derblaueClaus hat geschrieben:Unter denen ist übrigens auch Florida. Falls du also Jake Cutler beschimpfen willst (wofür du mein vollstes Verständnis hättest), solltest du das nicht bei Heimpsielen der Dolphins tun
Doch, doch, das kann ich auch bei Heimspielen tun. Denn das Defamation Law in Florida (und nach meinem Wissen auch in den anderen Bundesstaaten) ist im Falle von Personen* eben kein Strafrecht, sondern Zivilrecht. Strafrechtlich könnte ich Jay Cutler nicht einmal dann beleidigen, wenn ich mich wirklich anstrengen würde. Und zivilrechtlich müsste Jay Cutler nachweisen, dass meine Beleidigung a) falsch war, b) ich wusste, dass sie falsch war, c) einer Öffentlichkeit zugänglich war und ihm d) tatsächliche, handfeste Schäden entstanden sind.

* Der Criminal-Teil bezieht sich in Florida auf Banken und Finanzinstitute
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Terranigma
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Re: Amerikanisierung der Welt und Aufzwingungen deren Moralvorstellung!

Beitrag von Terranigma »

Rince81 hat geschrieben:Ob es Medienerzeugnisse sind, niemand wird ins Kino gezwungen wenn die neuesten US-Streifen laufen?
In der Tat. Gleichwohl könnte man sagen: es gibt auch kaum einen vergleichbaren europäischen Filmmarkt - oder asiatischen, afrikanischen, o.Ä. Ich sehe auch nicht, dass die USA anderen Ländern hier ihre Moralvorstellungen aufzwingen, sondern sehe vielmehr eine kulturelle Hegemonie der USA, zu der es kaum Gegengewichte gibt. Dass US-Amerikanische Unternehmen sich auch an geltendes US-Gesetz halten, erscheint mir nicht kritikwürdig und naheliegend. Problematisch könnte man es eher sehen, dass es US-Unternehmen quasi ein Monopol im Internet einnehmen, und US-Recht damit de facto der geltende Maßstab für die größten Internetplattformen wird. Aber auch da würde ich den US-Unternehmen nicht vorwerfen, dass sie erfolgreich sind. Selbiges kann man bei Musik oder Film sagen, wo die US-Kultur unserer Popkultur prägt. Die USA sind wohl der größte weltweite Kulturexporteur und üben auf diese Art natürlich auch Einfluss aus - aber auch das würde ich ihnen nicht vorwerfen, denn es jedwedes andere Land darf gerne den Wettkampf aufnehmen. Mit "Dark" und "Babylon Berlin" gibt es ja nun zumindest schon einmal zwei deutsche Serien, die international durchaus gut ankommen.

Bzgl. Kulturexporteur fällt mir ansonsten nur Japan ein, dass mit Anime/Manga und Videospielen durchaus konkurrenzfähig ist. Da die Kulturprodukte aber größtenteils im fiktiven und phantastischen Bereich angesiedelt sind, kann man wohl allerlei Anime sehen, Manga lesen und jp. Videospiele spielen, ohne aber ein Verständnis von jp. "Moralvorstellungen" oder dem "Japanese Way of Life" zu erhalten. Anders ist es bei US-Amerikanischen Produktionen, wo Serien und Filme ja häufig als Slice of Life tiefe Einblicke in die US-Amerikanische Gesellschaft, Kultur und aktuelle Diskurse bietet.


Würde auch einfach mal die These aufstellen, dass das US-Amerikanische Ideal des Individualismus auch in Deutschland (a) stark an Einfluss gewinnt und (b) dies über US-Amerikanische Kulturprodukte geschiet. Zumindest mein Eindruck ist, dass Individualität als Gut in Deutschland vergleichsweise stark an Attraktivität gewinnt bei jüngeren Generationen - meiner eingeschlossen - und hier US-Amerikanische Moralvorstellungen eher zum Maßstab werden. Umgekehrt glaube ich nicht, dass jemand dem japanischen Ideal des Kollektivismus etwas abgewinnt - oder überhaupt eine Vorstellung von Moralvorstellungen und Alltagskultur in Japan erhält - alleine weil man "Dragonball", "Naruto", usw. schaut oder "Zelda" und "Mario" spielt.
Sitting quietly and doing nothing,
Spring comes, and the grass
grows by itself.
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