1) Ich selbst kann recht gut Englisch, Level C1-C2 habe ich etwa an der Uni mit der Bestnote abgeschlossen und bereits im Gymnasium mittels Cambridge-Advanced-Zertifikat bescheinigt bekommen. Trotzdem tue ich mir bei so manchem Film schwer, sämtliche Sprecher gut zu verstehen. Nicht nur, dass mir einzelne Wörter unbekannt sein können: Diverse Dialekte, Idiome und schleißige Aussprache stellen mich oftmals vor Probleme. Hinzu kommt, insbesondere bei alten Filmen, eine suboptimale Tonqualität. Somit gilt: Auch wenn Nuancen mit der Übersetzung verloren gehen, so gingen sie bisweilen auch im Verständnis der Fremdsprache unter.
2) Selbst wenn mir alle verwendeten Ausdrücke geläufig sind, und ich mir einen Reim darauf machen kann, so verschließen sich mir, als Nicht-Muttersprachler, die feingliedrigeren Konnotationen, die die Wahl eines bestimmten Ausdrucks mit sich bringt. Da Übersetzungen zumeist von Personen erstellt werden, die erstens ein weitaus größeres linguistisches Wissen haben als ich und zweitens einen tieferen Einblick in die Welt der Literatur, müsste man bei einem kompetenten Übersetzer davon ausgehen, dass er mehr von der Intention des Medienschaffenden erhalten kann, als ich in meiner mentalen Übersetzung.
3) Immer wieder erlebe ich, wie sich Leute darüber beschweren, dass in einer Übersetzung auch Eigennamen ins Deutsche tradiert wurden - A Song of Ice and Fire als Musterbeispiel. Die Qualität dieser Übersetzungen lässt sich meiner Meinung nach durchaus kritisieren, jedoch scheint mir das Lesen dieser Übersetzung wesentlich konsistenter und angenehmer, als es bei den alten Übersetzungen (bei diesen wurden Eigennamen im Original belassen) je möglich war. Wenn Menschen, die immer nur Deutsch sprechen, auf einmal in Städte mit englischen Namen agieren, dann erzeugt das eine nicht zu leugnende kognitive Dissonanz und stört mich beim Lesen. Es ergibt einfach keinen Sinn.

4) Zugegeben, dieser Punkt ist höchst spekulativ, aber ich bin mir sicher, wenn man den meisten Verfechtern der Originalsprache ein Videospiel aus Deutschland, das primär auf Deutsch entwickelt wurde, vorsetzen würde, würden die meisten auf Englisch stellen und voller Inbrust behaupten, dass die vermeintliche Originalsprache das bessere Erlebnis wäre. Auch will ich gar nicht wissen, wie viele Deutsche sich etwa Romane von Haruki Murakami auf Englisch kaufen ohne zu merken, dass es sich dabei keineswegs um die Originalversion handelt.
Nun ist es allerdings so, dass ich selbst die meisten Spiele, Bücher, Filme und Serien auf Englisch konsumiere. Letztens habe ich mich richtiggehend geärgert, als ich mir den Director's Cut von Blade Runner auf Google Play gekauft habe und die Sprache fix auf Deutsch gestellt war.
