Originalsprache als Hype

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meisterlampe1989

Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von meisterlampe1989 »

Ich glaube nicht, dass einer hier was dagegen hat, dass in einem übersetzten Fantasywerk auch die Eigennamen eingedeutscht werden. Hier geht es schlicht und einfach um die wörtliche Übersetzung und die Stringenz. Gute Übersetzungen übersetzen nicht wörtlich, sondern finden sinngemäß eigene Worte. Und gerade GoT hat ein Problem mit der Stringenz. Schnee als Nachname, OK, geschenkt. Aber dann kann ich ihn nicht Jon nennen und ihn auch noch englisch aussprechen. Casterly ist auch kein deutsches Wort, wird aber trotzdem übernommen und dann Rock mit Stein übersetzt. Greyjoy mit Graufreud zu übersetzen halte ich z.B. für gar nicht mal so schlecht oder den Hound mit dem Bluthund. Da hat man sich ganz kleine Freiheiten genommen und es wirkt sofort besser.
Und man darf die Phonetik nicht unterschätzen. Onion Knight hört sich halt einfach besser an als Zweiebelritter. Das ist auch ein Grund nicht wörtlich zu übersetzen.

Herr der Ringe hat gemeinhin anerkannt eine fantastische Übersetzung. Aus Baggins wird Beutlin, aus Rivendell Bruchtal, aus dem Shire wird das Auenland, aus Helm´s Deep wird Helm´s Klamm.

GoT ist dagegen ein Train Wreck (um einen Anglizismus zu benutzten).
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Wudan
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Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von Wudan »

Naja also ich weiß nicht.. also ich, als jemand der die englische Version von GoT nie gesehen oder gelesen hat, hab überhaupt kein Problem mit den Namen oder Begriffen gehabt. Zumindest gab es nichts woran ich mich erinnern könnte wo ich gedacht hab "huch, das klingt aber komisch, da stimmt was nicht". Jon Snow klingt jetzt auch nicht "cooler" als Jon Schnee. Würde jedoch evtl. merkwürdig klingen wenn man den Vornamen auch eindeutschen würde und vor allem mit der Lippensynchro schwer in Einklang zu bringen sein (Jonathan?). Ich verstehe das Leute die mit der englischen Version vertraut sind irritiert sein mögen wie manche Dinge übersetzt wurden, aber ich finde wenn man nur die deutsche Version kennt gibt es wenig woran man sich stört.
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Vinter
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Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von Vinter »

Der Jon (und gerade eben nicht das englische John) stammt allerdings auch aus dem skandinavischen. Das ist also gar nicht so wahnsinnig unpassend, man darf ihn halt nur nicht zum englischen John machen.
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DexterKane
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Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von DexterKane »

Aber auch nur, wenn Du nur die neue Übersetzung kennst. Ich hab damals noch die Urübersetzung in der Fanpro-Auflage gelesen, die die Originalnamen hatte.

http://www.fanpro.de/romane-bei-fanpro/ ... isenthron/

Ähnlich wie sich Vinter die Fußnägel bei "Jon Snow" hochrollen, geht's mir dann bei "Jon Schnee".Da bleibt dann wohl nur "agree to disagree" :)

Okay, jetzt aber genug GoT Exkurs.
Relax, it's North-Korea. The nation state equivalent of the short-bus. - Sterling Archer
meisterlampe1989

Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von meisterlampe1989 »

Natürlich ist das eine Gewohnheitssache. Ich habe glaube ich 5 Staffeln auf Englisch geguckt und dann abends am TV mal zufällig auf RTL 2 eine Folge draufgezappt. Da denkst du dir dann: "Wo bin ich denn hier gelandet". Ich finde auch, dass man bei den Synchronsprechern teilweise deutlich danebengelangt hat. Wieso hat man Daenerys so eine Fistelstimme gegeben?
Bei GoT gehen dann auch die Akzente verloren. Das Irische vom Onion Knight ist da komplett weg.

Aber stimmt: Genug GoT.
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Wudan
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Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von Wudan »

Eins noch! :D
meisterlampe1989 hat geschrieben: 12. Apr 2018, 16:21 Bei GoT gehen dann auch die Akzente verloren. Das Irische vom Onion Knight ist da komplett weg.
Zum Glück sag ich da! Bevor in GoT einzelne Leute plötzlich bayrisch oder *schauder* sächsisch reden, hab ich lieber gar keine Akzente^^
meisterlampe1989

Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von meisterlampe1989 »

Wudan hat geschrieben: 12. Apr 2018, 16:29 Zum Glück sag ich da! Bevor in GoT einzelne Leute plötzlich bayrisch oder *schauder* sächsisch reden, hab ich lieber gar keine Akzente^^
Wie das endet konnte man ja bei Baldur´s Gate sehen, mit den sächsischen Elfen.
toxic_garden

Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von toxic_garden »

Wudan hat geschrieben: 12. Apr 2018, 16:29 Eins noch! :D
meisterlampe1989 hat geschrieben: 12. Apr 2018, 16:21 Bei GoT gehen dann auch die Akzente verloren. Das Irische vom Onion Knight ist da komplett weg.
Zum Glück sag ich da! Bevor in GoT einzelne Leute plötzlich bayrisch oder *schauder* sächsisch reden, hab ich lieber gar keine Akzente^^
sehr gelungen ist hingegen die Eindeutschung von Klaus dem Goldfisch. :lol:
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Wudan
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Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von Wudan »

Nein! :D

Aber zum eigentlichen Thema;
timcbaoth hat geschrieben: 11. Apr 2018, 19:58Mir scheint, dass die überwältigende Mehrheit der deutschsprachigen Bevölkerung heutzutage darauf besteht, alle Medien - sofern möglich - in Originalsprache zu konsumieren.
Das halte ich für grob falsch. Es gibt viele Leute die gerne Dinge in OV konsumieren, aber ganz sicher nicht die Mehrheit und schon gar nicht die überwältigende. Ehrlich gesagt kenne ich außer ein paar komischen Internetleuten so wie ihr^^ oder auch die Podcaster, in meinem RL Freundes und Familienkreis keinen einzigen der das tut.

Ob das bei manchen elitäres Getue ist... kann schon sein. Mir ist mal bei einer englischen Filmvorführung aufgefallen das ein paar Herren immer extra laut gelacht haben an bestimmten Stellen um vorzugeben das sie den englischen hintergründigen Wortwitz voll verstehen, wobei ich mir fast sicher war das sie genau das nicht tun^^

Für mich selbst muss ich sagen: Ich kann sehr gut englisch, ich unterhalte mich täglich zumindest schriftlich auf englisch mit anderen, aber im Medienkonsum bevorzuge ich eigentlich immer die deutsche Version. Auch wenn die ein bisschen schlechter ist. Ich verstehe das englisch zwar weitgehend, aber ich kann einfach entspannter geniessen wenns in meiner Muttersprache ist. Bei englischen Filmen und Spielen wird dann doch immer ein gewisser Teil des Gehirns dazu benötigt zu übersetzen, das geht zwar, aber wie gesagt ich kanns einfach lockerer konsumieren dann und es geht mir besser rein. Gerade wenn es keine Untertitel gibt und man nur auf sein Gehör angewiesen ist tu ich mir schon noch manchmal schwer. Gerade wenn auch Akzente und Dialekte benutzt werden. Bei den GTA spielen z.B wo extrem viel Slang eingesetzt wird muss ich sagen das ich da manchmal Probleme ab alles zu verstehen so schnell wie´s gesprochen wird. Wobei ich da auch einsehe das es einfach nicht gut übersetzt werden kann und wohl besser auch nicht sollte. Jedenfalls, generell lieber Deutsch. Auch wenn es in OV vielleicht besser ist, ich denke da schlägt einfach die Bequemlichkeit durch.

Ich muss aber andererseits auch zugeben das es merklich einfacher wird wenn man sich erstmal reingehört hat ne Weile. Z.B war ich den "Well Played" Podcasts hier immer eher abgeneigt, weil ein englischer Podacst nicht unbedingt das ist was ich nebenbei folgen kann/will, aber dann hab ich gerade beim Interview mit Derek Smart gemerkt das mir nach ca. ner halben Stunde das englisch fast gar nichts mehr ausmacht. Könnte sein das sich das bei Filmen ähnlich verhalten würde.
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Dicker
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Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von Dicker »

Feamorn hat geschrieben:
Dicker hat geschrieben: 11. Apr 2018, 22:23 2) Es ist eine super Gelegenheit sein Englisch zu üben.
Das ist ein ganz wichtiger Faktor, ich bin der Überzeugung, dass ich mein Englisch in den letzten Jahren massiv verbessert, zumindest das Verständnis, das Sprechen kaum, ich stehe noch immer da und mir fallen die richtigen Worte nie ein, obwohl ich sie kenne. ;)
Bücher hingegen empfinde ich auf Englisch meist als zu anstrengend. Dazu greift der erste Grund von oben nicht.
Ich denke das liegt zum Großteil an der Gewöhnung. Ich hab mir Anfangs auch schwer getan Serien auf Englisch zu schauen. Man braucht da einfach eine gewisse Zeit, bis man sich reingehört hat. Aber helfen Untertitel massiv. Über die kann man dann auch gleichzeitig die Rechtschreibung lernen.
Mittlerweile brauche ich Untertitel nicht mehr, ja sie stören sogar.

Ich kann jedem, der eine OV sehen will nur empfehlen mit etwas einfachem anzufangen. Ich hab zum Beispiel Friends geschaut. Das kannte ich schon und die Sprache ist in Sitcoms nicht so kompliziert. Dazu kommt, dass dazwischen immer Zwangspausen aufgrund der Lacher sind, das hilft auch.
Man sollte sich auch davon verabschieden zwanghaft alles verstehen zu wollen. Meine Englischlehrerin hat uns damals schon gesagt, wir sollten in Büchern nicht jedes Wort nachschlagen. Vieles kann man sich über den Kontext erschließen und genau so ist es auch beim Film.

Mein Englisch ist dadurch wirklich signifikant besser geworden, das darf man wirklich nicht unterschätzen. Auch die Aussprache verbessert sich, weil man weiß, wie es sich anhören muss. Ich kann nur jedem raten es mal auszuprobieren.



Zuletzt geändert von Dicker am 12. Apr 2018, 17:32, insgesamt 2-mal geändert.
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Jon Zen
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Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von Jon Zen »

Wudan hat geschrieben: 12. Apr 2018, 16:29 Eins noch! :D
meisterlampe1989 hat geschrieben: 12. Apr 2018, 16:21 Bei GoT gehen dann auch die Akzente verloren. Das Irische vom Onion Knight ist da komplett weg.
Zum Glück sag ich da! Bevor in GoT einzelne Leute plötzlich bayrisch oder *schauder* sächsisch reden, hab ich lieber gar keine Akzente^^
Bei einem in Deutsch gedrehten Film funktionieren die Dialekte meiner Meinung nach genauso gut, wie bei englischen Filmen. Gute Beispiele sind hier Das finstere Tal (Achtung: Trailer spoilert im "zweiten Teil") oder Babylon Berlin.

Ich würde mich zu den pragmatischen Original Sound Zuschauer zählen (situativ wähle ich die Sprache aus):
  • ständig wiederholende Synchronstimmen für verschiedene Schauspieler, vor allem in "Case of the Day" Serien extrem störend
  • schnellerer Zugriff auf Serien, da die Synchronisation häufig einige Monate dauert (verbessert sich)
  • einfachste Methode besser Englisch zu verstehen (durch unzählige verschiedene Sprecher mit individueller Aussprache)
Bei Spielen kommt dazu:
  • Die Community benutzt bei Multiplayerspielen englische Begriffe. Ansonsten müsste man 2 Vokabeln lernen.
  • bessere Lippensynchronität und bei Indietiteln gibt es häufig nur Englisch in guter Übersetzung (gerade bei Early Access Titeln wie z.B. Slay the Spire)
GoT ist wohl das Extrembeispiel. Hier hat man mMn das falsche Synchronstudio gebucht. Andere Serien haben aber sehr gute Synchronisationen, wie z.B. House of Cards, Billions oder auch Legion.
Zuletzt geändert von Jon Zen am 12. Apr 2018, 18:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Jochen

Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von Jochen »

Heretic hat geschrieben: 11. Apr 2018, 20:59Schonmal "Trainspotting" im Original gesehen und auf Anhieb alles verstanden?
Ja :mrgreen:
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Desotho
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Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von Desotho »

meisterlampe1989 hat geschrieben: 12. Apr 2018, 16:34 Wie das endet konnte man ja bei Baldur´s Gate sehen, mit den sächsischen Elfen.
Waren das nicht Zwerge? Egal.
Wobei ich das auch für Gewöhnungssache halte. Aber klingt im ersten Moment einfach "falsch" und provoziert dann eine Abwehrhaltung.
El Psy Kongroo
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Heretic
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Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von Heretic »

Jochen hat geschrieben: 12. Apr 2018, 18:35Ja :mrgreen:
Aye! :D

Ich hab' da schnell aufgegeben, genauso bei "Filth". Schottisch ist echt brutal.

Wobei ich Akzente in Filmen immer gut finde, auch wenn ich nicht alles verstehe. In Synchros wird das aber schnell mal gruselig. Wenn beispielsweise ein Franzose dann deutsch mit französischem Akzent spricht. Oder wenn zu wenige Sprecher verfügbar sind. Welcher Inder klingt in einer deutschen Synchro denn nicht nach Apu oder Koothrappali..? :mrgreen:
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Taro
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Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von Taro »

Ich habe mir mal mit einem Freund der nicht gut englisch kann eine Folge GoT auf deutsch angeschaut, ich habe in den letzten 10 Jahren keinen Horrorfilm gesehen der gruseliger war, lieber lass ich mich mit Elekroschocks behandeln als sowas nochmal ertragen zu müssen.

Ich schaue lange nicht alles auf englisch bzw. im Original, aber bei großen Produktionen, vor allem bei Serien, bevorzuge ich es doch, da bei vielen Synchros so viel verloren geht was Wortspiele, Emotionen und Betonung angeht, da im Original halt auch der Ton direkt beim Spielen aufgenommen wird und nicht Wochen oder Monate später jemand mit einem Skript und oft ohne Kontext in einer isolierten Sprecherkabine steht und völlig unaufgeregt eine Action-Szene nachvertonen muss.

Und was Wortspiele angeht und z.B. ganze Serienfolgen auf einem basieren, da sollte man sich einfach mal die englische und deutsche Version der Southpark-Folge "Cock Magic" anschauen um zu sehen, dass das manchmal einfach nicht funktioniert.

Oder eine Stelle in "The Last Of Us", in der das Sprichwort "Here goes nothing" einfach mit "Hier geht gar nichts" übersetzt wurde. :lol:
Tiir
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Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von Tiir »

Vieles ist der Gewöhnung geschuldet, eine Synchronisierung klingt falsch, kennt man die echten Stimmen der Schauspieler und den weniger Studiohaften Klang der Stimmen und Umgebungsgeräusche. Wer nie OV schaut, hat auch selten mit der Synchronisation Probleme, also am besten nie damit anfangen.

Was ich mich immer frage, wie viel entgeht einem nicht Muttersprachler wirklich? Mal eine andere Perspektive. Ein Ausländer lebt seit 2 Jahren in Deutschland, gebildet, Hochschulabschluss und hatte sogar Deutsch als Fremdsprache in seinem Heimatland. Wie viele Feinheiten der deutschen Sprache entgehen im in einem deutschen Theaterstück? Oder jemand, der vor 40 Jahren als Erwachsener ohne Deutschkenntnisse nach Deutschland kam, wie gut versteht er Deutsch im Gegensatz zu seinen Kindern, die in Deutschland aufgewachsen sind? Beide verstehen sicher besser Deutsch, als die meisten bei uns Englisch. Ich bin mir sicher das der Grund, warum ICH die englischen Versionen meistens als besser empfinde, schlich darauf zurückzuführen ist, das mir viele Ungereimtheiten entgehen, die ein Muttersprachler bemerkt.

Den Wunsch eine schauspielerische Leistung möglichst gut einzuschätzen zu können, hab ich noch nie verstanden. Mich interessiert der fiktionale Charakter, den der Schauspieler verkörpert und nicht der Schauspieler. Sobald ich das Handwerk hinter der Illusion bemerke, ist der Zauber beschädigt und mir ist dann auch egal, wer oder was schuld ist. Ja, eine Synchronisation ist nur eine Interpretation, aber der Schauspieler interpretiert auch nur die Anweisungen aus Drehbuch / Regie und diese sind auch nur Interpretationen des Romans, der oft nicht mal von einen englischsprachigen Schriftsteller stammt. Die Interpretation des Schauspielers ist nur eine unter vielen für einen fiktionalen Charakter und es ist nicht gesagt, das diese besser ist als die des Synchronsprechers, also ist es egal welche ich konsumiere.
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Peter
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Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von Peter »

Tiir hat geschrieben: 14. Apr 2018, 15:38 Vieles ist der Gewöhnung geschuldet, eine Synchronisierung klingt falsch, kennt man die echten Stimmen der Schauspieler und den weniger Studiohaften Klang der Stimmen und Umgebungsgeräusche.
Jep. Ich kann mir inzwischen keine Synchronisationen mehr anschauen, es geht einfach nicht. Wenn ich trotzdem mal muss, z.B. bei Freunden, dann sehe ich da die Schauspieler und höre eine darüber gelegte Studiostimme, die weder Lippensynchron ist noch sonst irgendwie dazu passt. Furchtbar.

Auch Bücher habe ich über 10 Jahre lang nur noch im Original gelesen, bei diesen bin ich jetzt aber wieder zu den deutschen Übersetzungen zurückgekehrt. Aber auch nur deswegen, weil mein kompletter Medienkonsum auf englisch stattgefunden hat, ich dies nicht mehr wollte und Bücher das einzige waren, bei dem ich die deutschen Fassungen einigermaßen gut ertrage. Wobei auch hier die Übersetzungen in den allermeisten Fällen leider nicht an die Originale heranreichen.
Pommesbudenpate

Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von Pommesbudenpate »

Ich bin auf O-Ton auf Grund der Lippenunsynchronität gewechselt. Und kann nur zu stimmen, wenn man sagt das zum Schauspielern nicht nur das Gesehene, sondern auch das Gesprochene gehört. Wo ich einige meiner Lieblingsfilme nochmals auf Englisch gesehen habe zum Beispiel Pulp Fiction oder Serien wie The Wire, musste ich sagen das ist ein vollkommen anderes Erlebnis. Grad die Dialekte gehen oft in der Übersetzung leider verloren.
Bei mir geht es aber mittlerweile soweit, dass ich absolut alles im O-Ton schaue. Seien es japanische, russische oder anderssprachige Filme. Dann zwar mit Untertiteln, die versauen mir aber nicht den Film (wie andere die ich kenne und nur ungerne Untertitel dazu schalten).
Don Mchawi
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Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von Don Mchawi »

Also die These, dass wer einmal mit O-Ton angefangen hat (und erste Anfangsschwierigkeiten überwand), nicht mehr zu einer Synchro zurück möchte, stimmt nicht. Das mag für einige gelten, andere, und da zähle ich mich dazu, haben weniger Probleme, beides zu konsumieren.
Da ich auch im Ausland lebe, sind meine Kinobesuche in der Regel auch im englischen O-Ton. Im Heimkino genieße ich dagegen wenn ich alleine gucke auch die deutsche Synchro. Ich kann beiden etwas abgewinnen, tendiere aber in der Regel lieber zur Synchro, da ich wirklich allesverstehen möchte und mir nicht im Zweifelsfall einzelne Wörter, Slangs oder Dialekte aus dem Kontext erschließen will. Gucke ich einen Film auf Englisch, verstehe ich ihn (wenn jetzt keine harten Muttersprachler-Dialekte tragend sind)ohne Probleme und kannauch den Dialogen leicht folgen. Aber irgendetwas gibt es immer, dass ich dann gerade nicht zu 100% verstanden habe. Und so geht es eigentlichen allen O-Ton-guckern, die ichin meinem persönlichem Umfeld kenne.

Wie auch immer - manchmal finde ich die deutschen Versionen sogar gelungener (schöner, ästhetischer, manchmal auch vom Stimmenklang (klassisches Beispiel Manfred Lehmanns Stimme vs Bruce Willis Stimme)). Beispiel Herr der Ringe (Filme), finde ich im Deutschen deutlich schöner als im Englischen Original.
Das in der Diskussion oft (und ja auch hier) angesprochene Game of Thrones habe ich in beiden Versionen durch gesehen und finde beide sehr gut. Die deutschen Übersetzungen finde ich überwiegend sehr gelungen, auch das viel gescholtene Königsmund, perfekt. Die Mündung, an der der König landete - eine absolut glaubwürdige Benennung einer Stadt im Deutschen. Passt, klingt zudem gut.
Kritik an Casterlystein kann ich auch nicht ganz nachvollziehen. Casterly ist ein Eigenname ohne direkte Bedeutung (wie zB Snow-Schnee), korrigiert mich, wenn ich irre. Stein ist im klassischen Sinne auch eine Bezeichunng für einen Felsen, da ist nichts niedlich daran - im Gegenteil, viele echte Burgen tragen nicht aus Zufall 'Stein' stolz im Namen. 'Fels' dagegen findet sich eher selten. Dazu kommt natürlich die passendere Phonetik.
Bei den Sprechern finde ich manche Originalsprecher besser, manche Deutsche. Sehr unterschiedlich bei Game of Thrones. Ich gehe komplett ins Gegenteil zu Meisterlampe was bspw Daeny betrifft. Finde die Originalstimme furchtbar langweilig zickig-amerikanisch (assoziiert), die deutsche weit besser. Tormund finde ich auch im Deutschen besser. Ramsey finde ich beide gut, die englische ist aber einfach überragend. Tywin etwa hat eine weit eindrucksvollere und damit passendere Stimme im O-Ton.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich finde gar nicht, dass man zwangsläufig zu einem Lager gehören muss. Die Punkte, die der Threadersteller aufgelistet hat, sind aber für mich persönlich genau die, weshalb ich tendentiell lieber zu einer (wenn gut gemacht, bei billigeren Produktionen gibt es natürlich auch einige Totalausfälle) Synchro greife.
Doppeldeutigkeiten und Wortwitze sind dabei sicher der größte Verlust...
meisterlampe1989

Re: Originalsprache als Hype

Beitrag von meisterlampe1989 »

Don Mchawi hat geschrieben: 19. Apr 2018, 16:45 Also die These, dass wer einmal mit O-Ton angefangen hat (und erste Anfangsschwierigkeiten überwand), nicht mehr zu einer Synchro zurück möchte, stimmt nicht.
Das muss ja auch nicht immer gelten, aber ich glaube, dass das die Regel ist.

Wenn du länger O-Ton schaust, dann stören dich Synchros ganz einfach. Das hat auch gar nichts mit Snobismus, der einem als O-Ton-Gucker ja ständig vorgeworfen wird, zu tun. Es ist einfach Gewohnheit. Und das hat eigentlich gar nicht so viel mit den offensichtlichen Gründen zu tun, wie künstlerische Intention, Übersetzungsfehler oder verlorene gegangene Gags.

1. Gewöhnst du dich an die Stimmen der Schauspieler. Wenn du eine Synchro hörst, ist das ganz einfach fremd.
2. Synchros sind grundsätzlich zu laut. Umgebungsgeräusche und damit Atmosphäre wird verfremdet. Es wird mehr zu einem Hörspiel mit Bild.
3. Man sieht einfach irgendwann, wenn man sich an O-Töne gewöhnt hat, dass die Lippenbewegungen nicht zum Ton passen.
Grund dafür ist u.A. Punkt 1. In Deutschland ist das weltweit vielleicht am besten gemacht, dennoch merkt man es ganz einfach.

Ich schaue ab und an mit meiner Familie noch Synchros, aber ich komme damit einfach nicht mehr klar. Man hat ständig diese Dissonanz, es wirkt irgendwie alles unterdrückt... wie ein Ferrari in der 30er-Zone.
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