Toll... anekdotische Eindrücke aus der Perspektive deiner Familie begründen Absolutaussagen über eine ganze Gesellschaft. Wenn ich mal in meinen Verwandtenkreis gucke, dann finde ich leider auch genug Leute, die unser heutiges Deutschland ebenfalls als "perverse Ausprägung einer menschenverachtenden Maschinerie, in einer feudalistischen Gesellschaft, in der ein einzelnes Menschenleben (außerhalb der herrschenden Klasse) nicht viel zählt" beschreiben (und die sich viel lieber in ihre gute alte DDR zurücksehnen). Du siehst das Problem mit deinem Argument?DickHorner hat geschrieben: ↑5. Nov 2020, 07:44Sooo, ich oute mich jetzt Mal: Die Hälfte meiner Familie lebt in Korea, sind also Koreaner.
Versuch es doch mal. Ich kann mir ne ganze Menge vorstellen. Wie wäre es mit konkreten statistischen Beispielen und Belegen hierfür?DickHorner hat geschrieben: ↑5. Nov 2020, 07:44Das, was dort mit Kindern und Jugendlichen geschieht, kann man sich als Europäer überhaupt nicht vorstellen.
Quelle? Ich finde keinen Beleg für deine Behauptung, dass die Selbstmordrate unter Jugendlichen "nirgends höher als in Südkorea" ist. Die Statistiken, in die ich geguckt habe, sagen für mich was anderes. Guck dir z.B. mal die Daten von WHO und Statistics Korea (siehe unten) an. "Sampo Generation" bezeichnet ansonsten Trends, die in der koreanischen Kultur besonders ausgeprägt sind, die wir aber auch in anderen Kulturen sehen (relevante Stichworte wären z.B. Millenials, Boomerang Generation oder in Japan die Satori Generation). Ich fürchte Südkorea ist uns da mal wieder ein paar Jahre voraus.DickHorner hat geschrieben: ↑5. Nov 2020, 07:44Es gibt einen Grund dafür, dass die Selbstmordrate unter Jugendlichen nirgends höher als in Südkorea ist, siehe "sampo generation".
Quelle? Sehr ahnliche Aussagen findest du lustiger Weise auch für Deutschland (z.B. hier). Schönes Beispiel für selektive Wahrnehmung.DickHorner hat geschrieben: ↑5. Nov 2020, 07:44Man beachte: In Südkorea sterben mehr Menschen durch Selbstmord als durch Bluthochdruck oder Verkehrsunfälle, und selbst Grundschüler bringen sich schon um.
Ich vermute aber mal, du möchtest darauf hinaus, das Süd Korea eine hohe Selbstmordrate hat? Das stimmt leider.
Aktuelle Zahlen (Quelle) zeigen für 2017 "10 leading causes of death were, in ranking order: malignant neoplasms (cancer); heart diseases; cerebrovascular diseases; pneumonia; intentional self-harm (suicide); diabetes mellitus; liver diseases; chronic lower respiratory diseases; hypertensive diseases; and transport accidents.". In der Altersgruppe der Teenager sind Selbstmorde natürlich ganz oben, da in dem Alter die Wahrscheinlichkeit für andere krankheitsbedingte Todesursachen kleiner ist. Außerdem gilt nach wie vor, dass insgesamt mehr als 80% aller Tode durch chronische Krankheiten wie Krebs oder Herzkreislauferkrankungen verursacht werden (siehe z.B. hier). Die Reihenfolge der Todesursachen ist in Deutschland nicht viel anders, aber Süd Korea ist natürlich weltweit laut WHO (Quelle) immer noch in den Top 10 bei Selbstmorden pro 100.000 Einwohnern (Korea 20.2 im Vergleich zu Deutschland 9.1, USA 13.7, Russland 26.5).
Als Hauptursache der insgesamt hohen Rate gilt übrigens laut WHO die hohe Rate an Selbstmorden unter älteren Menschen. Aber auch Studenten sind durch den kulturell bedingten hohen Leistungsdruck von Eltern auf ihre Kinder stärker als in anderen Ländern gefährdet. Unter jungen Menschen ist das Problem in den letzten Jahren leider schlimmer geworden auch wenn die Selbstmordrate als Ganzes in Süd Korea rückläufig ist (z.B. um 5% von 2016 auf 2017). Es gibt diverse koreanische Regierungsinitiativen und Mental Health wird langsam in der Gesellschaft enttabuisiert. Sieht man auch an K-Pop, wo es inzwischen stärker akzeptiert wird, dass Idols aufgrund Mental Health Problemen Auszeiten nehmen und auch die Firmen das Thema sehr viel ernster nehmen (siehe z.B. Auszeit von Mina bei Twice).
Aus all dem nun den Schluss zu ziehen, dass "deswegen" K-Pop als Ganzes zu verteufeln ist, finde ich absurd.
Könntest du bitte mal deinen beleidigenden Ton abstellen? Und Polemik ist auch nicht nett. Natürlich unterschreiben Kinder keine Verträge. Das machen die Eltern (hoffentlich nach eigener anwaltlicher Prüfung, ausgiebiger Diskussion mit den Kindern und unter Berücksichtigung dessen, was das Beste für die Kinder ist). Das der Leistungsdruck auf Kinder in der asiatischen Kultur höher ist, haben wir schon oben bei Selbstmorden festgestellt. Die Regierung in Korea hat aber auch bei K-Pop deshalb schon regulierend eingegriffen. Natürlich gibts weiterhin Verbesserungsbedarf. Durch das Aburteilen einer riesigen Industrie und all der darin beschäftigten Menschen als "ausbeuterische Verwertungsindustrie" bist du nur leider auf dem Niveau von Verschwörungstheorien.DickHorner hat geschrieben: ↑5. Nov 2020, 07:44davon zu faseln, dass diese Kinder ja Verträge unterschreiben und sich daher bewusst entscheiden - Schwachsinn. Kinder unterschreiben Verträge und entscheiden sich bewusst? Und weil sie sich ja bewusst entscheiden - Kinder - ist es ok, dass sie dann in der ausbeuterischen Verwertungsindustrie durchgewurstet werden?
Beschissen sieht die Realität in Diktaturen oder armen dritte Welt Ländern ein. Süd Korea ist ein demokratisches Land mit geschützten persönlichen Freiheiten (siehe z.B. hier), hohen Lebens- und Bildungsstandards sowie starker Wirtschaftskraft. Klar gibt es auch in Süd Korea trotzdem mehr als genug Probleme. Deine Überdramatisierung auf Stammtischniveau ist aber nicht besser als Verschwörungstheorien.DickHorner hat geschrieben: ↑5. Nov 2020, 07:44Ich sehe in K-Pop eine perverse Ausprägung einer menschenverachtenden Maschinerie, in einer feudalistischen Gesellschaft, in der ein einzelnes Menschenleben (außerhalb der herrschenden Klasse) nicht viel zählt. In der das anzustrebende Ideal eine abgehobene Plastikwelt ist (Südkorea ist das Land, in dem die meisten Schönheitsoperationen durchgeführt werden - plastische Chirurgen machen dort Plakatwerbung!). Und es ist legitim, das als Ganzes zu verurteilen, denn Missbrauch ist systemimmanent. Das ist keine selektive Skandalisierung asiatischer Idolkultur. Es ist halt kein Fandom und Romantisierung. Die Realität sieht leider einfach ziemlich beschissen aus.
Du stehst sicher nicht unter Verdacht, die K-Pop Industrie verklären zu wollen. Du verteufelst sie stattdessen halt. Das ist trotzdem genauso Schwarz/Weiß-Denken. Sorry... die Welt ist schon ein wenig komplizierter.