Gendern in der deutschen Sprache

Wenn es nicht um Spiele und / oder den Podcast geht, dann stehen die Chancen gut, dass dein Thema hier richtig ist.
WARNUNG: Gerade bei Politik & Co. geht's gerne hoch her. Auch hier gelten die Benimmregeln. Behandelt andere Foren-User immer mit Respekt, selbst wenn ihr deren Meinung nicht respektieren könnt!
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Stuttgarter »

billi hat geschrieben: 28. Nov 2018, 20:01 Ist es nicht zutiefst faschistischen, wenn man anderen vorschreiben möchte, was sie zu denken haben? :think:
Ja, so argumentieren Faschisten.
Benutzeravatar
NobodyJPH
Quantifier of Virtues
Beiträge: 629
Registriert: 20. Jul 2016, 06:08

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von NobodyJPH »

Stuttgarter hat geschrieben: 28. Nov 2018, 20:38
billi hat geschrieben: 28. Nov 2018, 20:01 Ist es nicht zutiefst faschistischen, wenn man anderen vorschreiben möchte, was sie zu denken haben? :think:
Ja, so argumentieren Faschisten.
Könnt ihr bitte aufhören euch gegenseitig implizit eine faschistische Einstellung vorzuwerfen. Ihr seid ein bisschen weit abgebogen, daher würde ich es bevorzugen, wenn ihr weiter über das Gendern in der deutschen Sprache diskutieren würdet.

Vielen Dank.
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2887
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Felidae »

Ähm, es sollte nicht vergessen werden, dass die Ideologie bzw. das Gedanken"gut" von Faschisten, Rassisten, Rechtsextremisten oder anderen antidemokratischen Gruppen in sich schon unserem Grundgesetz widerspricht, welches die Gleichheit aller Menschen betont. Es muss doch klar sein, dass Faschismus der Feind einer demokratischen, freien, toleranten Gesellschaft ist und deswegen moralisch falsch sein muss. Faschismus und andere extrem rechte, menschenverachtende Ideologien zielen darauf ab bestimmten Menschengruppen Menschenrechte zu entziehen und anderen Menschengruppen Privilegien zu verschaffen - wie kann diese Haltung nicht verwerflich sein??

In einer offenen demokratischen Gesellschaft wird man für seine Haltung und Art zu denken nicht von staatlicher Seite sanktioniert. Ganz im Gegenteil zu einer Autokratie in der ein diktatorisches Regime das Sagen hat. Wenn einem Menschenrechte also etwas bedeuten, MUSS man faschistisches Denken ablehnen und als falsch bezeichnen.

Um zum Gendern zurückzukommen: es wird keinem etwas aufgezwungen. Wenn man Gendern für unnötig hält, kann ich diese Haltung nicht verstehen, aber so ist das nun mal. Demokratie bedeutet verschiedene Meinungen sind erlaubt und erwünscht. Das heißt aber eben auch, dass man es hinnehmen muss, wenn Leute sich für das Gendern entscheiden.
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2887
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Felidae »

Sorry: Doppelpost...

Und entschuldige Nobody, hab am Handy geschrieben und da brauche ich immer sehr lange für einen Beitrag - habe deinen Hinweis bezüglich des Themas zu spät gelesen.
JayTheKay
Beiträge: 433
Registriert: 26. Feb 2016, 21:17

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von JayTheKay »

Finde das Gendern im Podcast gut und hab mich inzwischen dran gewöhnt. Da stört mich z.B. dieses dauernde geSieze, ironisch gemeint oder nicht, auf Dauer deutlich mehr.
Rektor
Beiträge: 90
Registriert: 1. Mär 2017, 03:09

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Rektor »

ich kann den der binnenlücke zugrundeliegenden sozialkonstruktivismus nicht teilen. aus meiner perspektive führt das grundsätzliche verneinen von biologisch bedingten unterschieden zwischen mann und frau bislang zu keiner wirkmächtigen konsequenz die unsere gesellschaft deutlich voran gebracht hätte. vielmehr entscheiden wir uns damit bewusst auf teile der fakten zu verzichten und kommen dadurch immer zu einer imperfekten lösung.

letztlich ist es auch eine definitionsfrage wie man mit menschen umgeht die sich nicht für eines der beiden geschlechter entscheiden wollen. früher galt es als störung und heute eben als gefühlsbedingter aber eben wertungsfreier ist-zustand der eigenen identität. ich habe persönlich nicht den eindruck, dass das simple anerkennen einer unbiologischen genderidentität dazu führen würde, dass das zusammenleben der menschen einfacher und/oder erfolgreicher verläuft. stattdessen entstehen gesellschaftliche kampfplätze wie gendergerechte sprache. wenn es nun bei dieser sprachauseinandersetzung darum geht das denken zu formen und damit non binary people bewusst zu inkludieren verhindert das meiner ansicht nach gleichzeitig eine sinnvolle diskussion darüber wie diesen menschen bei ihrer identitätsfindung geholfen werden kann (funfact; suizidraten bei transpersonen unterscheiden sich bei transpersonen vor und nach einer medizinischen umwandlungsoperation nicht signifikant voneinander, man korrigiere mich wenn ich falsch liege). politsche opportunisten nutzen die gelegenheit um neben transgender, anerkennung für ideen wie transage oder ähnliches einzufordern. statt also auf ein sinnvolles miteinander hinzuarbeiten führt diese ganze identitätsdebatte regelmäßig zu immer absurderen scheindiskussionen.

wenn ich das richtig überblicke ist die motivation hinter der sprachanpassung ja, durch das bewusste miteinbeziehen diverser identitätskonstrukte eine gefühlte diskriminierung dieser personen zu beenden. implizit entnehme ich oft den vorwurf man würde bewusst und in ignoranter art und weise diese diskriminierung in kauf nehmen wenn man auf gendersprachweisen verzichtet. meine wahrnehmung ist aber eher, dass hier eine maßnahme eingefordert wird ohne dass die problemlage ausreichend diskutiert worden ist, geschweige denn, dass man eine genaue vorstellung davon hätte was tatsächlich durch die neuen sprachweisen erreicht wird. bisher sehe ich nur zustimmendes nicken einiger weniger interessierter und extrem viele unnötig irritierte menschen die sich gegenseitig dinge vorwerfen ...

frage mich auch gerade warum ich mich wieder durch diese 17 seiten gegraben habe. ich sehe einfach nicht, wie durch gendern effektiv ein problem angegangen würde, nehme es mehr als eine form von politischem aktivismus wahr
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Stuttgarter »

@Rektor:

Ist es nicht Grund genug, dass sich Menschen, die davon betroffen sind, nun mal diskriminiert fühlen?
Rektor
Beiträge: 90
Registriert: 1. Mär 2017, 03:09

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Rektor »

nein

lang: es muss mehr kriterien geben die an der stelle einen bedarf konstituieren, ansonsten könnte ja jeder kommen und seine extrawurst einfordern und das mit einer selbstevident empfundenen diskriminierung begründen. vielleicht braucht da jemand hilfe und er bekommt stattdessen irgendeine arbiträre maßnahme, manchmal hilft es auch die eigene einstellung zu ändern. klar gibt es formen von diskriminierung gegen die man vorgehen sollte. nicht explizit genannt zu werden zählt für mich nicht dazu
Benutzeravatar
Maxi
Beiträge: 276
Registriert: 15. Aug 2016, 19:03

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Maxi »

Rektor hat geschrieben: 30. Nov 2018, 15:36 nein
Im Grunde hättest du dir die scheinheiligen Begründungen deines ersten Postings auch sparen und eins zu eins mit dieser Antwort ersetzen können.
Rektor
Beiträge: 90
Registriert: 1. Mär 2017, 03:09

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Rektor »

du bist nunher aufgefordert die scheinheiligkeit meines dargelegten gedankengangs zu beschreiben und deine einschätzung zu verargumentieren
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Stuttgarter »

Rektor hat geschrieben: 30. Nov 2018, 15:36 nein

lang: es muss mehr kriterien geben die an der stelle einen bedarf konstituieren, ansonsten könnte ja jeder kommen und seine extrawurst einfordern und das mit einer selbstevident empfundenen diskriminierung begründen. vielleicht braucht da jemand hilfe und er bekommt stattdessen irgendeine arbiträre maßnahme, manchmal hilft es auch die eigene einstellung zu ändern. klar gibt es formen von diskriminierung gegen die man vorgehen sollte. nicht explizit genannt zu werden zählt für mich nicht dazu
Lass mich raten - Du wirst in der Regel immer genannt.

Sorry, aber selten soviel Ignoranz auf einem Haufen gelesen. (Und wenn ich dafür verwarnt werden sollte, soll es halt so sein.)
Rektor
Beiträge: 90
Registriert: 1. Mär 2017, 03:09

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Rektor »

entschuldigung, ich muss dein argument überlesen haben. wir sind nicht einer meinung ... überraschung! klar kann man auch mal emotional reagieren, aber das bringt uns am ende auch nicht weiter. ich habe mich bemüht darzulegen wie ich zu meiner ansicht komme und ernte ein entpanntes "du scheinheiliger, ignoranter (ich vermute mal "mensch").

schlussendlich sind es genau diese reaktionen und das zur schau gestellte gefühl von moralischer überlegenheit, weswegen viele menschen diesem moralischen reaktionismus und seinen vertretern mit misstrauen begegnen.

denk doch mal deinen ansatz mit "gefühlte diskriminierung reicht allemal aus" weiter. dann landest du beispielsweise in einer welt in der als mann geborene ringkämpferinnen im zweifel ganze weltmeisterschaften dominieren oder eben allgemein als mann geborene menschen in den frauensparten diverser sportarten - oh wait ...
Benutzeravatar
Dr. Zoidberg [np]
Cronjob of Justice
Beiträge: 3888
Registriert: 7. Jul 2016, 23:28
Kontaktdaten:

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

Stuttgarter hat geschrieben: 30. Nov 2018, 16:43
Rektor hat geschrieben: 30. Nov 2018, 15:36 nein

lang: es muss mehr kriterien geben die an der stelle einen bedarf konstituieren, ansonsten könnte ja jeder kommen und seine extrawurst einfordern und das mit einer selbstevident empfundenen diskriminierung begründen. vielleicht braucht da jemand hilfe und er bekommt stattdessen irgendeine arbiträre maßnahme, manchmal hilft es auch die eigene einstellung zu ändern. klar gibt es formen von diskriminierung gegen die man vorgehen sollte. nicht explizit genannt zu werden zählt für mich nicht dazu
Lass mich raten - Du wirst in der Regel immer genannt.

Sorry, aber selten soviel Ignoranz auf einem Haufen gelesen. (Und wenn ich dafür verwarnt werden sollte, soll es halt so sein.)
Verwarnt nicht, aber ermahnt. Bitte achtet auf respektvollen Umgang auch in diesem emotionalbeladenen Thread. Wenn ihr merkt, dass ihr auf 180 seid, dann schreibt euren Beitrag, macht ne halbe Stunde Pause und überarbeitet ihn dann nochmal. Danke
"I'm still tired from all the crossfit this morning" - "It's pronounced croissant and you ate 4 of them"
Benutzeravatar
lolaldanee
Beiträge: 2093
Registriert: 2. Jun 2016, 14:05

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von lolaldanee »

Ja, ich denke es ist echt Zeit den Bogen wieder zurück zum Gendern zu schlagen, denn dass Faschismus nun wirklich keine akzeptable Meinung ist, darüber zu diskutieren, ist in etwa so sinnvoll, als über die Nässe von Wasser zu diskutieren.
Stuttgarter hat geschrieben: 28. Nov 2018, 11:05 den Bogen zum Gendern schlagen - auch da wird "uns" nix weggenommen. Es erfordert keinen besonderen Aufwand. Nur etwas Empathie und Umgewöhnung.
Diese Aussage ist leider schlichtweg faktisch falsch. Es wird nämlich tatsächlich was weggenommen: Eine funktionierende Sprache, die so ist wie sie ist, weil sie sich über Jahrtausende so entwickelt hat, um unter Nutzung möglichst weniger Resourcen Informationen weiterzugeben. Das Sprachzentrum im Gehirn arbeitet vom logischen Zentrum fast vollständig unabhängig. Menschen die nicht mehr richtig Sprechen können, aufgrund eines Gehirnschadens etwa, können z.B. oft noch hervoragend logisch denken.

Gendern ist aber ein logischer Vorgang im Gehirn, und kein Vorgang im Sprachzentrum, weil wir alle intuitiv dafür trainiert sind, dass das generische Geschlecht im indogermanischen seit tausenden von Jahren eben generisch ist, und überhaupt kein Geschlecht meint. Es muss also bei jedem Satz in dem gegendert wird, umständlich das Sprachzentrum erst das logische Denken aktivieren.

Es erfordert durchaus mehr als nur ein bisschen Aufwand und Empathie, es läuft komplett entgegen der Art und Weise wie unsere Sprache seit tausenden von Jahren erfolgreich funktioniert. Das ist ein bisschen so, als ob man kritisiert, dass Giraffen längere Halse haben, weil das ja total unfair gegenüber der Elefanten sei, mit ihren relativ kurzen Rüsseln.
So ein langer Hals hat halt auch einen ganz anderen Zweck als ein Rüssel.... Genau so wie die Geschlechter im indogermanischen einen ganz anderen Zweck haben, als Männchen und Weibchen und Dinge zu trennen, das machen sie nur AUCH noch nebeinbei, so ein bisschen, und sehr unzuverlässig.

Deppentest:
Polizeibeamte sind häufig begabte Maler.
Polizeibeamte und Polizistinnen sind häufig begabte Maler*innen.

Welches von beiden liest sich doof, und muss man 2 mal lesen um den Satz zu verstehen? Von "Polizeibeamter" GIBT es noch nicht mal eine feminine Form, dehshalb ist es natürlich besonders ungelenk in dem Beispiel.

(versteckter Vorwurf, dass jemand der die Sprache korrekt benutzt, nicht empathisch ist, und nur zu faul zu denken, ist übrigens auch nicht besonders empathisch. NATÜRLICH versucht die Sprache so faul zu sein wie es geht, das macht sie ja eben seit tausenden Jahren. Deshalb sagt auch niemand im englischen "do not" sondern jeder "don't")
Benutzeravatar
Heretic
Beiträge: 4950
Registriert: 20. Mai 2016, 13:30

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Heretic »

lolaldanee hat geschrieben: 30. Nov 2018, 17:28 Deppentest:
Polizeibeamte sind häufig begabte Maler.
Polizeibeamte und Polizistinnen sind häufig begabte Maler*innen.

Welches von beiden liest sich doof, und muss man 2 mal lesen um den Satz zu verstehen? Von "Polizeibeamter" GIBT es noch nicht mal eine feminine Form, dehshalb ist es natürlich besonders ungelenk in dem Beispiel.
Polizeibeamtin? ;)

Ich seh's aber im Grunde genauso: der Gender-Gap kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Ich befürchte sogar, dass er oftmals eher kontraproduktiv ist, indem er Leute unnötig auf die Palme bringt.
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Stuttgarter »

Es gibt selbstverständlich Beamtinnen. Also auch Polizeibeamtinnen.
Stuttgarter
Beiträge: 1634
Registriert: 31. Dez 2016, 22:39

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Stuttgarter »

Und ansonsten - also es gibt Menschen, die das mit dem gendern in der Sprache problemlos hinbekommen. Insofern kann es wohl kaum was sein, was evolutionär total gegen den Strich geht. Ich würde eher vermuten, dass es halt was ist, was man sich aktiv angewöhnen muss. Und es dann nach der Umgewöhnungszeit genauso einfach geht wie das bisher gewohnte. Dass sich Sprache im übrigen ständig wandelt und die heutige Sprache aufgrund allerlei neuer englischer Einflüsse schon sehr anders klingt als in meiner Jugendzeit, von vor 60 Jahren gar nicht erst zu reden - das wurde hier im Forum nun wirklich schon zigmal belegt.

Also wenn jemand mit der Begründung kommt, "der Mensch hat sich das seit Jahrtausenden angewöhnt", dann kann ich nur mit der Aussage "Mancher Mensch ist einfach zu faul, was neues zu lernen" antworten.

Und es kann wohl kaum ein Argument sein, etwas an und für sich richtiges (nämlich inkludierendes) nicht zu tun, nur weil es Leute "unnötig auf die Palme bringt". Das Frauenwahlrecht hat vermutlich auch "einige Leute auf die Palme gebracht" - trotzdem hat sich mit gewissem zeitlichen Abstand gezeigt, dass es funktioniert.
Benutzeravatar
Maxi
Beiträge: 276
Registriert: 15. Aug 2016, 19:03

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Maxi »

lolaldanee hat geschrieben: 30. Nov 2018, 17:28
Gendern ist aber ein logischer Vorgang im Gehirn, und kein Vorgang im Sprachzentrum, weil wir alle intuitiv dafür trainiert sind, dass das generische Geschlecht im indogermanischen seit tausenden von Jahren eben generisch ist, und überhaupt kein Geschlecht meint. Es muss also bei jedem Satz in dem gegendert wird, umständlich das Sprachzentrum erst das logische Denken aktivieren.

Es erfordert durchaus mehr als nur ein bisschen Aufwand und Empathie, es läuft komplett entgegen der Art und Weise wie unsere Sprache seit tausenden von Jahren erfolgreich funktioniert. Das ist ein bisschen so, als ob man kritisiert, dass Giraffen längere Halse haben, weil das ja total unfair gegenüber der Elefanten sei, mit ihren relativ kurzen Rüsseln.
So ein langer Hals hat halt auch einen ganz anderen Zweck als ein Rüssel.... Genau so wie die Geschlechter im indogermanischen einen ganz anderen Zweck haben, als Männchen und Weibchen und Dinge zu trennen, das machen sie nur AUCH noch nebeinbei, so ein bisschen, und sehr unzuverlässig.
Könntest du mal bitte deine Quelle für diese Aussage posten? Wir essen auch seit tausenden Jahren verarbeitetes Getreide, dennoch ist unser Organismus noch nicht darauf eingestellt. Mit derartigen Aussagen hadere ich ohne wissenschaftliche Quelle immer etwas, gerade Sprache ist doch konstant im Fluss, da reicht es schon einige hundert Jahre zurückzugehen.

@Rektor Sorry, ich antworte dir noch etwas ausführlicher später am Abend. Ich hatte allerdings derartig kurz geantwortet, da auch auch Stuttgarters valide Frage einsilbig beantwortet hast.
Benutzeravatar
Heretic
Beiträge: 4950
Registriert: 20. Mai 2016, 13:30

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von Heretic »

Stuttgarter hat geschrieben: 30. Nov 2018, 18:10Und es kann wohl kaum ein Argument sein, etwas an und für sich richtiges (nämlich inkludierendes) nicht zu tun, nur weil es Leute "unnötig auf die Palme bringt". Das Frauenwahlrecht hat vermutlich auch "einige Leute auf die Palme gebracht" - trotzdem hat sich mit gewissem zeitlichen Abstand gezeigt, dass es funktioniert.
Wenn du mich schon indirekt zitierst, dann bitte richtig. Ich sagte, der Gender-Gap könnte kontraproduktiv wirken, weil er Leute unnötig auf die Palme bringt, die der Sache im Grunde positiv gegenüberstehen. Ich sagte nicht, dass man ihn nicht benutzen sollte, weil sich Leute darüber echauffieren. Ist ein Unterschied.

Desweiteren sagte ich, dass der Gender-Gap mir persönlich auf sprachlicher Ebene nicht zusagt. Ich selbst werde ihn daher nicht benutzen, selbst wenn mir dann latent aggressiv Lernresistenz und Faulheit unterstellt werden (kontraproduktiv, you know...). Ich schreibe aber niemandem vor, es mir gleichzutun.
Benutzeravatar
derFuchsi
Beiträge: 4103
Registriert: 11. Nov 2015, 10:00
Wohnort: Hessen

Re: Gendern in der deutschen Sprache

Beitrag von derFuchsi »

Hallo, das ist doch die Selbsthilfegruppe der anonymen Genderallergiker hier?
Der gute Zoidberg hat in einem anderen Thread einen Link zu einem Artikel gepostet von der Art wie sie bei mir intensive Schnappatmung auslösen gefolgt von dem Reflex laut schreiend den Raum zu verlassen nachdem ich wieder Luft bekomme: https://felix-zimmermann.net/de/anders- ... preis-2019 ;)
Lauter Entwicklerinnen und Entwickler, Spielerinnen und Spieler, Zuschauerinnen und Zuschauer, Politikerinnen und Politiker, Preisträgerinnen und Preisträger, Organisatorinnen und Organisatoren... und besonders hervorragend möglichst noch im gleichen Satz mehrfach, einfach herrlich flüssig zu lesen.

Ich weiß nicht so recht warum mich das jedes mal so triggert wenn ich sowas sehe oder höre (Sogar Nina mit ihrem eigentlich elegant eingeflochtenem kaum hörbaren "Spieler-innen" lässt mich innerlich mit den Augen rollen) außer dass meine Schulzeit schon ein paar Jahrzehnte her ist, Deutsch damals mein Lieblingsfach war und wir damals noch den Unterschied zwischen Sexus und Genus beigebracht bekamen (Jedenfalls diejenigen welche damals aufgepasst haben was offensichtlich nicht besonders viele waren).
Neulich habe ich mich über LeserInnenbriefe aufgeregt... seufz :roll:

Ich verstehe natürlich das ehrenhafte Ziel und weiß natürlich warum man das heute so macht und dass Frauen mit Hilfe des (falsch verwendeten) generischen Maskulinums früher gerne unterdrückt wurden.
Ich weiß auch dass es für einen Kreuzzug gegen diesen Sprachvandalismus mindestens 20 Jahre zu spät ist und ich da sowieso bestimmt nichts mehr an der Entwicklung ändere wenn ich mich auch darüber aufrege.
Trotzdem regt es mich nunmal auf, es fühlt sich für mich einfach falsch an. Es widerspricht allem was ich gelernt habe und es sieht in der Regel unästhetisch aus und die Texte sind spätestens beim vorlesen meist unglaublich holprig. Dass man sich (noch) nicht auf einen Standard beim gendern einigen kann hilft da auch nicht. Binnen-I, ausschreiben, Sternchen oder neutrale Begriffe und was weiß ich was noch alles zum Teil im selben Text durcheinandergewürfelt wird. Mit den neutralen Begriffen kann ich mich noch am ehesten anfreunden, auch wenn die sprachlich auch nicht wirklich korrekt sind. Immerhin klingt es (für mich) nicht ganz so grausam. Wenn Autofahrende Studierende Unfälle bauen wirds zwar auch wieder kompliziert aber irgendwas ist ja immer...
Außerdem kann das zu Missverständnissen führen. Folgende Schlagzeile hatte ich tatsächlich mal im ersten Augenblick falsch verstanden weil ich dachte es ging um Regisseure oder so XD "Diese 10 Filmenden waren fürs Kino viel zu extrem"

Jetzt gibt es sogar offiziell mehr als 2 Geschlechter, bzw Menschen die sich keinem Geschlecht zuordnen. Das wurde meines Wissens noch garnicht sprachlich berücksichtigt. Man macht alles immer komplizierter.

Wie schön wäre es doch wenn es eine Möglichkeit gäbe alle Geschlechter sprachlich unter einen Hut zu kriegen wo jeder gemeint ist, egal welches Geschlecht, Hautfarbe oder gar von welchem Planeten. Wie einfach könnte alles sein. Oh wait... hat man ja gerade abgeschafft.

Man versucht meiner Meinung nach das richtige Ziel mit den falschen Mitteln zu erreichen. Wenn sich Menschen(gruppen) diskriminiert fühlen dann ist die (gefühlte) sprachliche Diskriminierung nur eine Auswirkung aber nicht die Ursache. Diese Menschen fühlen sich diskriminiert weil sie im echten Leben diskriminiert werden. Das herumbasteln an der Sprache ist für mich das Problem von der falschen Seite angegangen. Für mich klingt das wie wenn man eine Entzündung mit Schmerzmitteln heilen wollte anstatt die Entzündung selbst zu bekämpfen.

Nebenbei nerven mich auch andere Sprachvergewaltigungen wie das in der Grundschule für einige Jahre beliebte "schreiben nach Gehör" oder sowas wie buchstabieren heute "F" "G" "H" statt "Eff" "Ge" "Ha" (Eltern wissen was ich meine) das hat nicht nur was mit dem Geschlechterthema zu tun und letzteres scheint ja auch zu funktionieren.
Zuletzt geändert von derFuchsi am 14. Apr 2019, 11:15, insgesamt 1-mal geändert.
BildBild Bild
Gamer since ~1987 (C64 C / A 2000 / A1200 / PC)
Gesperrt