Zuerst einmal: Solltet ihr vertiefende Fragen haben, wendet Euch vertrauensvoll and Matthias Hornschuh auf Facebook:
https://www.facebook.com/matthias.hornschuh - Einfach Eure Fragen in die Kommentare zu einem seiner Postings stellen, er und andere (wie mein guter Freund Markus Rennhack) werden sie mit Engelsgeduld und vor allem leicht verständlich beantworten. Oder alternativ die jetzigen Diskussionen einfach mal lesen, wenn ihr nen Nachmittag Zeit habt.
HerrReineke hat geschrieben: ↑15. Mär 2019, 00:01
Aber ja: wenn der "perfekte Plan" aufgehen würde, dass jede Online-Plattform einen allumfassenden Lizenzvertrag mit allen Urhebern in Form von Kollektivverträgen abschließen würde und diese Kollektivverträge die Nutzer mit einschließen würden, dann wäre das für die Nutzer natürlich super. Aber das wird nicht klappen - allein schon, weil es solche Kollektivverträge nicht gibt. Sogar dann, wenn diese Plattformen mit der GEMA, der VG-Wort, der VG-Bild-Kunst und allen anderen VG Kollektivverträge abschließen würde - längst nicht jeder Urheber ist dort gelistet. Und spätestens da ändert sich dann wieder gar nichts für die Nutzer.
Natürlich gibt es solche Pauschallizenzen. Seit vielen Jahrzehnten! Sonst wären Online-Radios beispielsweise garnicht denkbar. Oder wie gesagt, auch Mixcloud und Soundcloud agieren mit solchen Pauschallizenzen. Das ist ein ganz normaler Vorgang im Lizenzrecht. Und natürlich gibt es viele Urheber, die in keiner VG organisiert sind. Doch da greift Artikel 9a der RL: VGs lizenzieren einfach für sie mit und die entsprechenden Urheber können dann ihrerseits mit der jeweiligen VG Lizenzzahlungen vereinbaren ohne dort Mitglied sein zu müssen. Und diese Regelung gibt es bereits, etwa wenn man auf einer kommerziellen Party GEMA freie Songs spielt. Da lizenziert heute die GEMA auch schon mit. Das kann man natürlich kritisieren, aber anders wird es schlechterdings nicht gehen.
Sobald man also eine derartige Plattform ist, fällt man - egal wie groß oder klein man ist, nach spätestens drei Jahren automatisch da drunter. Wären die Kriterien alternativ würde ich dir vermutlich sogar recht geben - so betrifft es einfach deutlich mehr als "nur" als die Großen (GAFA, FAANG, MAGA oder wie auch immer man sie zusammenfassen will).
Nein. Denn wir reden hier immer noch über eine
Richtlinie, nicht etwa um eine Verordnung. Wenn nächste woche die RL verabschiedet wird, dann heißt das ja gerade
nicht, dass diese dann 1:1 gilt. Sondern danach wird diese Richtlinie innerhalb von 2 Jahren an die nationalen Gesetze der jeweiligen EU-Länder angepasst und die verschiedenen Gesetzestexte gegossen. Das ist ganz wichtig! Denn zum einen gibt es während dieses Vorgangs noch etwas Spielraum und zum anderen HABEN wir ja schon Gesetze die bereits regeln wann eine Seite kommerziell ist und wann nicht, inklusive verschiedener Freibeträge. Das heißt im Klartext: Eine Seite die unter den Freibetrag fällt und somit nicht als kommerziell gilt, für den gilt diese Richtlinie garnicht. Der Text in der RL geht nur nicht näher auf direkte Freibeträge ein, weil diese in jedem EU-Land unterschiedlich sind. Die jetzigen Gesetze dahingehend werden also nicht ersetzt, sondern ergänzt. Das ist in dem Zusammenhang wirklich wichtig zu verstehen.
Panisch ist Solmecke ganz sicher nicht. Wie bereits erwähnt wurde betrifft das sein Geschäftsmodell nur peripher. Full disclosure: Ich habe vor ein paar Jahren mal kurz bei WBS gearbeitet (8 Wochen xD) und auf rein persönlicher Ebene kann ich mit dem Herrn nichts anfangen
Na aber doch. Auch wenn sein Geschäftsmodell darauf basiert User zu verteidigen - auch das wird wegfallen. Wie gesagt: Die Haftung wird vollständig auf User zu den Plattformbetreibern gehen. Daher wären dann ja auch seine ganzen Bücher a la "Was darf ich im Internet und was nicht?" zum großen Teil obsolet.
Korrekt - aber nicht von allen, nicht in dem (befürchteten) Umfang und nicht aus dem selben Grund. Aktuell ist vollkommen egal, wenn das Content-ID-System von Google nicht in jedem Fall anschlägt und in Zweifelsfällen kann man (als Google) gefahrlos sagen, dass man erstmal durchwinkt und auf ein eventuelles Notice-and-Takedown-Verfahren wartet; und dabei gibt es
auch heute schon manchmal Overblocking (
siehe auch). Wenn die Haftung umgedreht bzw. verschärft würde ist die große Frage, ob die sich das weiterhin werden erlauben können oder wollen.
Der Umfang ist größer als Du denkst. Versuch mal ein erotisches Foto auf Facebook zu posten. Das wird nicht funktionieren. Ich kann derzeit sogar meine La Danse Macabre 5 nicht auf Facebook bewerben, weil Facebook sagt, dass das
Cover viel zu schockierend sei und das Erlebnis der Nutzer einschränkt.
Das ist pure Kulturzensur, die da derzeit herrscht. Und sowas wird dann verboten sein, denn die Plattformen sind laut der Richtlinie dazu gezwungen nur noch dann zu sperren, wenn es wirklich einen Grund gibt. Und nicht im vorauseilendem Gehorsam.
Diese Form von Overblocking wird von der RL ja bewusst angegangen, dass das dann eben nicht mehr so einfach möglich ist.
Funfact: Bis zu einem gewissen Grad hat Google ein enormes Interesse daran, dass die Reform durchgeht. Denn dadurch, dass die bereits ein solches System haben, könnten die dieses (gewinnbringend) an kleinere Plattformen lizensieren, die nicht in der Lage sind, sich ein eigenes System aufzubauen.
Dazu braucht es kein Google. Es gibt zig Dienste auf den Markt die man dafür nutzen kann. Tatsächlich ist der Markt schon jetzt recht groß und spielt daher Google garnicht in die Hände. Bekannte Dienstleister in dem Bereich wären etwa
ACRCloud oder
Gracenote. Aber wie gesagt, der Markt ist schon jetzt ziemlich groß in dem Bereich.
Google ist nicht daran interessiert, weil die Kosten für eine Pauschallizenz bei den Einnahmen von YouTube nicht unerheblich sein werden. Das werden sich die VGs -zurecht- vergolden lassen, da Pauschallizenzen nie einen Fixpreis haben - sondern die Preise richten sich in der Regel nach Einnahmen, Reichweiter, Mitarbeiterzahl und andere Faktoren. Die einzige Alternative für Google wäre dann nur noch, YT für Europa abzuschalten. Und das wird man nicht tun, dafür ist der Markt einfach viel zu groß.