Anschlag in Christchurch

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Rince81
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Rince81 »

Vinter hat geschrieben: 16. Mär 2019, 01:45 An dieser Stelle ist es also völlig egal, ob er tatsächlich dahinter steht, oder ob er nur versucht edgy zu sein: Er hat sich zum Symbol von Rechtsextremisten und Gamergate gemacht.

Und wenn du nicht mehr sagen kannst, ob der lediglich versucht anzuecken, oder hinter seinen Worten steht: Spielt der Unterschied noch eine Rolle?
Ja und nein. Ich habe keine Lust ihn vom Haken zu lassen, genauso wenig wie THQ. Nur sind beide natürlich nicht verantwortlich was passiert ist, haben das beide ganz sicher nicht gewollt und verdienen es beide ganz sicher nicht, nun durch die Medien geschleift und in einem Atemzug mit dem Täter genannt zu werden. Und zumindest bei PewDiePie fangen seine Fans bereits ihn an zu verteidigen und als das eigentliche Opfer der Medienberichterstattung zu betrachten. ABER sie tragen Verantwortung und der sind sie bisher eben nicht gerecht geworden und bei THQ kann man nur sagen, schlechtes Timing aber das ist eben so - es wird dringend Zeit ein paar Dinge zu hinterfragen und klarzustellen...
Wir sind alle mehr oder weniger "digitale Natives" und man nutzt diverse Plattformen und es sammelt sich da ein menschlicher Bodensatz aus Rassismus, Antisemitiusmus, Islamphobie, Homophobie und was weiß ich nicht alles und das sind mittlerweile alles fließende Übergänge. Sei es die Kommentarsektion von 9GAG, die Verbindungen der Gamercommunity zu Gamergate und rechten Verschwörungstheorien, Nazigruppen bei Steam oder eben ein PewDiePie, der regelmäßig entsprechende Codes verwendet hat - ob nun gezielt oder aus Dummheit ist mir scheißegal oder eben THQ die es witzig fanden sich mit 8chan einzulassen. Dieses Gift zersetzt ja auch die Kommentarsektion der Gamestar - die heben ja die Diskussionen zu "kontroversen" Themen ja mittlerweile ins Forum, weil sie den Teil ihrer Community durchaus kennen und immer wieder mit Artikeln und News triggern... Wir haben eine Generation, die gerade damit aufwächst und das macht mir echt Angst... Was wir früher im Netz finden konnten war echt harmlos dagegen...
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Jochen

Re: Skandal um THQ

Beitrag von Jochen »

Vinter hat geschrieben: 16. Mär 2019, 01:45Und wenn du nicht mehr sagen kannst, ob der lediglich versucht anzuecken, oder hinter seinen Worten steht: Spielt der Unterschied noch eine Rolle?
Äh. Ja. Sogar eine ziemlich große. Ich kann ja nachvollziehen, wenn jemand sagt: Wer sich so verhält, darf sich nicht wundern, wenn einen andere undifferenziert in diese Schublade stellen. Denn wundern darf man sich dann in der Tat nicht. Aber man muss auch nicht zu den anderen gehören, die undifferenziert in Schubladen stecken. Natürlich macht es einen gewichtigen Unterschied, ob jemand tatsächlich rassistisches Gedankengut hegt oder bloß aus Dummheit, Ignoranz oder Geltungsdrang rassistischen Scheißdreck nachplappert. Letzteres kann und sollte man selbstverständlich verurteilen und moralisch höchst verwerflich finden, aber es ist nun einmal nicht das selbe wie das tatsächliche Gedankengut. Wenn wir (im Sinne einer breiten Öffentlichkeit) solche Differenzierungen aufgeben, operieren wir letztlich mit ähnlichen Mitteln wie die tatsächlichen Faschisten.

Man sieht das ja wunderbar am aktuellen Fall. Warum wird überhaupt über PewDiePie diskutiert? Der hat mit dem Amoklauf nach allen bekannten Fakten nicht das Geringste zu tun. Aber die Medien werfen ihn trotzdem mal in die Gemengelage, weil Klicks und irgendwas mit Gaming, und generieren auf diese Weise nicht nur Publicity für seinen Krempel, sondern bieten ihm auch noch die Opferrolle auf dem Silbertablett, weil er jetzt sagen kann, guckt mal, die Lügenmedien rücken mich in die Ecke eines massenmordenden Amokläufers, da sieht man es mal wieder ... und damit auch noch Recht hätte. Hier geht es nicht um irgendeinen zynischen Youtuber, der am rechten Rand fischt. Hier geht's um den kaltblütigen Mord an beinahe 50 Menschen. Das kann man nicht nur gewaltig differenzieren, das muss man.
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Vinter
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Vinter »

Sehe ich tatsächlich anders: Wenn du von außen nicht mehr sagen kannst, ob jemand nur so tut, als sei er rechtsextrem oder ob er tatsächlich rechtsextrem ist, ist die Wirkung auf die Umwelt und auf die von Rechtsextremismus Betroffenen die selbe. Und vor allem: Wie will man da auch eine Unterscheidung treffen, wenn man selbst nicht mit letzter Sicherheit den Unterschied erkennen kann?

Gerade was die Wirkung angeht: Jede rassistische Bemerkung, ob im Parlament geäußert, am Stammtisch oder "nur" im Internet trägt zu einem gesellschaftlichen Klima bei, in dem sich irgendwann, irgendwo, irgendein Wahnsinniger zu solchen Taten ermutigt fühlt. Deswegen sind Parteien wie die AfD ja so gefährlich: Weil sie alleine durch die Aufmerksamkeit, die sie erhalten, den Diskurs massiv beeinflussen. Dafür müssen die nicht mal in der Regierung sein. Auch aus Deutschland hört man in den letzten Jahren höchst beunruhigendes Zeug von "gerade noch ausgehobenen" rechten Terrorzellen, von rechten Netzwerken bei Polizei und Bundeswehr, von Drohbriefen an türkischstämmige Anwälte, die auf Polizeidaten beruhen.

Jemand, der sich so grenzwertig verhält, dass man nicht mehr mit letzter Sicherheit sagen kann "Rechtsextrem oder nicht?" trägt ebenso zu diesem Klima bei. Deswegen ist PewDiePie ja dieses Symbol. Da ist dann derjenige auch schlicht selbst verantwortlich - mich hält sicher niemand "aus Versehen" für einen Rechtsextremisten.
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Jochen »

Vinter hat geschrieben: 16. Mär 2019, 10:00Jemand, der sich so grenzwertig verhält, dass man nicht mehr mit letzter Sicherheit sagen kann "Rechtsextrem oder nicht?" trägt ebenso zu diesem Klima bei. Deswegen ist PewDiePie ja dieses Symbol. Da ist dann derjenige auch schlicht selbst verantwortlich - mich hält sicher niemand "aus Versehen" für einen Rechtsextremisten.
Nichts davon habe ich verneint. Ich sage "nur", dass es dennoch einen gewichtigen Unterschied zwischen einem tatsächlichen Rassisten und einem Rechtspopulisten gibt und dass es weder der Diskussion noch dem angesprochenen Klima hilft, beides in den selben Topf zu werfen. Denn es ist nicht das selbe. Man beobachtet doch immer wieder, wie man den Rechtspopulisten damit die Legitimation frei Haus liefert.
Jede rassistische Bemerkung, ob im Parlament geäußert, am Stammtisch oder "nur" im Internet trägt zu einem gesellschaftlichen Klima bei, in dem sich irgendwann, irgendwo, irgendein Wahnsinniger zu solchen Taten ermutigt fühlt
Puh. Das geht mir in der Pauschalität zu weit und ist mir auch zu alarmistisch. Hast du dafür irgendeinen seriösen Beleg?
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Vinter »

Einen Unterschied in der Mentalität des Einzelnen, nicht aber in der Wirkung auf seine Umwelt. Und ich finde die Wirkung hier die erhebliche relevantere Messzahl - ob man rassistisch beleidigt wurde, weil der Gegenüber nun Rassist ist oder nur edgy sein will und Rassismus witzig findet, dürfte dem Betroffenen herzlich egal sein. Und mir fällt es zudem schwer mir vorzustellen, wie jemand Rassismus "nur" lustig finden soll, ohne es nicht eigentlich zum Teil auch ernst zu meinen. Einen großen Teil dieser Edgyness halte ich für vorgeschoben.
Puh. Das geht mir in der Pauschalität zu weit und ist mir auch zu alarmistisch. Hast du dafür irgendeinen seriösen Beleg?

Ich kann dir darauf keine gute Antwort geben, weil ich nicht genau verstehe, was du meinst. Ich halte das Konzept eigentlich für intuitiv relativ leicht verständlich: In einem gesellschaftlichen Klima, in dem Rassismus normalisiert wird, wird es zwangsläufig irgendwann jemanden geben, der - aus Überzeugung oder auch nur auf der Suche nach Anerkennung - diesen Worten Taten folgen lässt.
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Jochen »

Vinter hat geschrieben: 16. Mär 2019, 11:09Einen Unterschied in der Mentalität des Einzelnen, nicht aber in der Wirkung auf seine Umwelt. Und ich finde die Wirkung hier die erhebliche relevantere Messzahl - ob man rassistisch beleidigt wurde, weil der Gegenüber nun Rassist ist oder nur edgy sein will und Rassismus witzig findet, dürfte dem Betroffenen herzlich egal sein. Und mir fällt es zudem schwer mir vorzustellen, wie jemand Rassismus "nur" lustig finden soll, ohne es nicht eigentlich zum Teil auch ernst zu meinen. Einen großen Teil dieses Edgyness halte ich für vorgeschoben.
Jetzt verschiebst du aber schon wieder die Torpfosten: Von der Wirkung auf die Betroffenen war bislang überhaupt nicht die Rede, und auch der Umstand, dass es für die Emotionen der Betroffenen selbstverständlich keinen Unterschied macht, ob die Beleidigung ernst gemeint oder "nur" populistisch ist, ändert nichts daran, dass es einen sachlichen Unterschied gibt, ob jemand Rassist ist oder einen spielt.
Ich kann dir darauf keine gute Antwort geben, weil ich nicht genau verstehe, was du meinst. Ich halte das Konzept eigentlich für intuitiv relativ leicht verständlich: In einem gesellschaftlichen Klima, in dem Rassismus normalisiert wird, wird es zwangsläufig irgendwann jemanden geben, der - aus Überzeugung oder auch nur auf der Suche nach Anerkennung - diesen Worten Taten folgen lässt
Zunächst einmal impliziert die Aussage in diesem Kontext, dass Alltagsrassismus momentan normalisiert werde. In Wahrheit ist aber das Gegenteil der Fall: Alltagsrassismus wird öffentlich so scharf bekämpft wie nie zuvor in der Nachkriegsgeschichte. Nahezu alle politischen Parolen der AfD standen noch vor 15 Jahren wie selbstverständlich im Wahlprogramm der CDU. Und auch in Parlamentsdebatten musst du keine 20 Jahre zurückgehen, um Aussagen zu finden, für die man heute (mit einiger Berechtigung) am öffentlichen Rassistenpranger stünde, ohne dass jemand (die politische Gegenseite inkludiert) das für sonderlich bemerkenswert gehalten hätte. Würde deine These stimmen, es hätte in Nachkriegsdeutschland vor Amokläufern nur so wimmeln müssen. Vielleicht ist das auch eine Generationengeschichte im Sinne von persönlicher Erfahrung, aber was hierzulande vor 20 Jahren an Alltagsrassmismus vollkommen normal und alltäglich war, ist heute überhaupt nicht mehr vorstellbar.

Das Problem ist nicht, dass Rassismus normalisiert wird. Sondern dass er so lange normalisiert war, dass die tatsächlichen Rassisten buchstäblich um ihre Existenz bangen und Ansichten, die lange normal waren plötzlich geächtet werden. Genau das führt zu Wut, Hass und Gewalt. Nicht die Existenz von Filterblasen, sondern das Aufsprengen.
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Vinter
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Vinter »

Lies noch mal nach, ich rede die ganze Zeit von der Wirkung:
Sehe ich tatsächlich anders: Wenn du von außen nicht mehr sagen kannst, ob jemand nur so tut, als sei er rechtsextrem oder ob er tatsächlich rechtsextrem ist, ist die Wirkung auf die Umwelt und auf die von Rechtsextremismus Betroffenen die selbe
Und zur AfD: Nein. Nichts davon war vor zwanzig Jahren bei der CDU sagbar.

Und die Rassisten leiden auch nicht an ihrer Bekämpfung, sondern erstarken durch ihre Sichtbarkeit.
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Tengri Lethos
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Tengri Lethos »

Vinter hat geschrieben: 16. Mär 2019, 11:09 Und mir fällt es zudem schwer mir vorzustellen, wie jemand Rassismus "nur" lustig finden soll, ohne es nicht eigentlich zum Teil auch ernst zu meinen. Einen großen Teil dieser Edgyness halte ich für vorgeschoben.
Ich haberüber deine Aussage nachgedacht und bin am Beispiel von Kabarettisten hängengeblieben. Oder allgemein Menschen, die komödiantisch wirken wollen. Ich glaube nicht, dass jeder, der einen unbestreitbar rassistischen Witz macht, es zum Teil ernst damit meint. Manchmal dient es der Provokation (z.B. Dieter Nuhr), der Aufmerksamkeitsgenerierung (z.B. Ingo Appelt), dem Publikum einen Spiegel vorhalten (Harald Schmidt) etc. Aber bei keinem der drei könnte ich für mich jetzt sagen, dass ich glaube, die drei würden bestimmte Aussagen aus ihren Programen im Kern ernst meinen. Vielleicht bin ich da auch schrecklich naiv.
Jochen

Re: Skandal um THQ

Beitrag von Jochen »

Vinter hat geschrieben: 16. Mär 2019, 11:47Und zur AfD: Nein. Nichts davon war vor zwanzig Jahren bei der CDU sagbar.
Du verschiebst schon wieder die Torpfosten. Natürlich war davon nichts in der CDU sagbar. Das sagen Gauland, Weidel und Co. heute auch nicht. Aber selbstverständlich gab es das in der CDU. Zuhauf. Ich kenne Ortsverbände der Jungen Union, die jahrelang mehr oder weniger offen Hitlers Geburtstag feierten - in dem Wissen der Orts- und Landesverbände. Das war sogar ziemlich "normal". Wenn heute am 20. April eine Partei gröhlend-saufend durch die Stadt zöge, wäre die öffentliche Reaktion (Gott sei Dank!) eine völlig andere als "so sind die halt".
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Vinter
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Vinter »

Scroll mal runter, Gauland und Weidel sind mehrmals explizit erwähnt. Es werden sowieso nur Parteiobere erwähnt: Abgeordnete, Fraktionsvorsitzende, Landeschefs, Schatzmeister usw usw. Denn natürlich kämen bei Aussagen von Basismitgliedern oder schlichten Sympathisanten die Ausrede, dass die Partei nicht für einzelne Mitglieder verantwortlich ist.

Aber das sind keine verirrten Basismitglieder und Einzelfälle: Die Partei WÄHLT solche Leute auf Posten und Listenplätze. Und das lässt sich nicht wegdiskutieren. Wenn du behauptest, die AfD sei nur wie die CDU wie vor zwanzig Jahren, hast du sie offen gesagt nicht genau genug verfolgt.
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Jochen »

Vinter hat geschrieben: 16. Mär 2019, 12:07Wenn du behauptest, die AfD sei nur wie die CDU wie vor zwanzig Jahren, hast du sie offen gesagt nicht genau genug verfolgt.
Ja, wenn ich das behauptet hätte ;)

Ich fürchte übrigens, du hast eine ziemlich idealisierte Vorstellung davon, wie es früher in CDU/CSU (und durchaus auch in Teilen von FDP und SPD) so zuging. Davon gibt's bloß keine Facebook- oder Whatsapp-Protokolle.
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Vinter
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Vinter »

Haha versteh mich nicht falsch: Wir können uns gerne mal einen Nachmittag treffen und so richtig schön auf CDU und CSU einschlagen. Da bin ich doch sofort dabei. Und ich glaube dir auch und denke ja selbst, dass es solche Gestalten in der Partei gab und bis heute gibt, gerade auch in der jungen Union.

Aber:
- Einen Landesvorsitzenden, der gerne "Teile der Bevölkerung aus dem Volk ausschließen" möchte

- Einen stellvertretenden Landesvorsitzenden, der mit Hand auf dem Herzen vor der Wolfsschanze posiert

- einen Vorsitzendem im Haushaltsausschuss des Bundestages, der von "Fremdmächten spricht und damit andeutet, Deutschland sei besetzt und müsse sich befreien

- eine Parteichefin, deren Gäste bei der Besichtigung eines Konzentrationslagers den Holocaust leugnen

- ein weitere Landesvorsitzende, der davon träumt, nach der Machtergreifung auf die Daten der Polizei zuzugreifen, um bei politischen Gegnern aufzuräumen

und so weiter und so weiter, gab es bei der CDU nicht. Bei der CDU haben sie vor 15 Jahren Martin Hohmann wegen einer antisemitischen Rede rausgeschmissen - der übrigens, Ironie, Ironie, nun für die AfD im Bundestag sitzt.
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Heretic
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Heretic »

Jon Zen hat geschrieben: 15. Mär 2019, 22:41 Habe ich die Überschrift richtig verstanden?

49 Tote bei Terroranschlag in Neuseeland --> Information, hätte aber keinen Bezug zur Gamestar
Schütze streamt Attentat auf Facebook --> Wecken von Sensationsgeilheit beim Leser; Bezugsherstellung des Attentats zu Digitale Medien
bittet um Abos für PewDiePie --> Clickbait; Information ist vermutlich nicht relevant für den Anschlag (ich würde annehmen, dass PewDiePie Opfer der Provakation des Täters wurde)

Das Ausnutzen von schrecklichen Ereignissen als Clickbait für News empfinde ich als extrem pietätlos und macht mich ratlos, wie abgestumpft man sein muss, um eine solche Headline zu schreiben und zu veröffentlichen.
Die Überschrift ist reichlich unglücklich, da stimme ich zu. Ansonsten finde ich es aber durchaus richtig, dass auch ein Spielemagazin über diesen Terroranschlag berichtet. 8chan, GamerGate, PewDiePie - da besteht durchaus ein Bezug zum Gaming-Kosmos. Zumindest zu seinen unerfreulichen bis ekelhaften Auswüchsen. Warum sollte also die Gamestar so tun, als wäre nichts geschehen?
Rince81
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Rince81 »

@Vinter

Die Union Anno 1989:
https://youtu.be/AL9KKVlcDEk

Oder etwas her:
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 14318.html

Da lässt sich noch viel mehr finden. Ich denke Jochen hat da sehr Recht...
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Andre Peschke
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Andre Peschke »

Heretic hat geschrieben: 16. Mär 2019, 13:09 da besteht durchaus ein Bezug zum Gaming-Kosmos. Zumindest zu seinen unerfreulichen bis ekelhaften Auswüchsen. Warum sollte also die Gamestar so tun, als wäre nichts geschehen?
Wäre ich mir offengestanden nicht so sicher, ob da ein "Bezug zum Gaming-Kosmos" besteht. Da wird so getan, als wäre "Gaming" irgendwie noch ein konretes, fest umrissenes Ding. 8chan zB sehe ich nicht als "Gamer-Seite". Höchstens GamerGate, was aber ein anderer Schuh ist. So oder so wäre ich mit Berichterstattung einverstanden, wenn die von dir vorgeschlagene Auseinandersetzung stattfindet. Einfach nur zu melden, dass der Täter PewDiePie gesagt hat und auf vergangene Äußerungen zu verweisen - das finde ich dann eben zu dünn. Im gegebenen Kontext.

Wenn man der Ansicht wäre, Kjellberg ist ein Rassist und Antisemit - ok. Dann würde ich das an der Stelle auch so lesen wollen. Und erwarten, dass das auch im Vorfeld schon thematisiert wird - nicht erst, wenn ein Massenmörder seinen "Künstlernamen" in den Mund nimmt. Zumal ich der Ansicht bin, dass die Berichterstattung über diese Art Tat minimiert werden sollte - eben wegen der zuletzt in 10JK diskutierten Nachamungsgefahr und weil man damit ja auch erstmal brav über das Stöckchen springt, dass der Täter hingehalten hat. Gerade ein Spielemagazin braucht IMO einen sehr starken Grund für seine Berichterstattung. Ein PewDiePie-Meme und das der Täter in seinem Geschwurbel ironisch festhält, dass Fortnite ihn nicht zur Tat getrieben habe - das sind Gamingbezüge, ja. Aber solange man den Bezug darüber hinaus nicht weiter substanziieren kann, würde ich persönlich halt sagen: Finger weg.

Andre
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Heretic
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Heretic »

Irgendwie habe ich die Vermutung, dass der Gamestar noch die Vorwürfe bezüglich ihrer späten Berichterstattung über das THQ-Dingens im Hinterkopf herumgingen und man deshalb vielleicht etwas zu früh eine Newsmeldung rausgehauen hat. Womöglich wäre ein ausführlicher Artikel zu einem späteren Zeitpunkt besser gewesen. Grundsätzlich halte ich die Berichterstattung aber für richtig, selbst wenn einer fiesen kleinen Plattform wie 8chan eventuell zuviel Aufmerksamkeit zuteil wird. Ich kannte 8chan bis zum THQ-Vorfall nicht, weiß aber jetzt, dass ich dieses Portal garantiert niemals aufsuchen werde. Ob PewDiePie nur ein schlechter Komiker oder tatsächlich eine rechte Socke ist, kann ich nicht beurteilen. Wenn ersteres zutrifft, sollte er spätestens jetzt begriffen haben, welches Klientel er mit diversen Aussagen in sein Boot gelockt hat.

Erschreckend fand ich auch einige Kommentare im GSPB, die sich durch die Meldung in ihrer heilen Gaming-Welt gestört gefühlt haben. Zumindest kam das in einigen Postings so rüber. Ich finde, dass ein Spielemagazin auch schwierige Themen nicht totschweigen sollte. Ob das in diesem speziellen Fall angemessen geschehen ist, darüber kann man sicherlich streiten. Ich glaube ja, dass die sehr nach Clickbait anmutende Headline dem Versuch geschuldet ist, den Gaming-Bezug bereits in der Überschrift zu platzieren. Da ist der Herr Odak wohl etwas übers Ziel hinausgeschossen.
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Leonard Zelig
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Leonard Zelig »

Jochen hat geschrieben: 16. Mär 2019, 09:31 Warum wird überhaupt über PewDiePie diskutiert?
PewDiePie hat 90 Millionen Abonnenten auf YouTube und in der Vergangenheit mehrfach mit der Alt-Right-"Kultur" geflirtet. Die Folgen könnten gravierend sein.

Der Amokläufer hat eine furchtbare Tat begangen, aber wird den Rest seines Lebens im Knast versauern und schon bald vergessen sein. Man sollte ihm keinerlei Aufmerksamkeit mehr schenken. Bei PewDiePie ist das genau wie bei Trump leider nicht so simpel.
Jochen hat geschrieben: 16. Mär 2019, 11:43 Nahezu alle politischen Parolen der AfD standen noch vor 15 Jahren wie selbstverständlich im Wahlprogramm der CDU.
Die AfD will raus aus der EU und dem Euro. Die CDU hingegen möchte, dass Deutschland in der EU und Euro bleibt. Kohl war Pro-Europäer, die AfD besteht aus Anti-Europäern. Helmut Kohl schuf eine Klammer zwischen den sozialen Schichten. In den Städten wurde er vom wohlhabenden Bürgertum gewählt, auf dem Land dagegen oft von jenen, die keinen akademischen Abschluss hatten und sozial schlechter gestellt waren als die lokalen, bisweilen linksliberalen Beamteneliten. In seiner Amtszeit gab es nur wenige Menschen, die sich wirklich "abgehängt" fühlten. Die AfD macht das genaue Gegenteil, sie spaltet die Gesellschaft. Die spöttische Art, mit der die SPD dem "Saumagenfreund" aus "Oggersheim" begegnete, spricht übrigens Bände über den Wandel von der alten Arbeiterpartei hin zu einer Interessenvertretung der gesellschaftsliberalen Besserverdiener, was die acht Jahre Rot-Grün ja auch eindrucksvoll bewiesen haben. Auf das Konto von Kohl gehen natürlich auch 16 Jahre verfehlte Integrationspolitik und die bis heute bestehende Orientierungslosigkeit, was die Steuerung der aus demografischen Gründen dringend benötigten Zuwanderung betrifft.

Das hat SPON 2005 zum Wahlprogramm der CDU geschrieben:
Berlin - Das Regierungs- und Wahlprogramm der Union müsse deutlich machen, dass es "nicht nur punktueller Änderungen" bedürfe, etwa im Steuer- oder Arbeitsrecht, sondern "dass wir grundsätzlich die Dinge so verändern müssen, dass wir fit für das 21. Jahrhundert werden", sagte sie der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Nach den Diskussionen der vergangenen Jahre seien sich CDU und CSU einig, dass "dieser Weg der grundsätzlichen Neuausrichtung" gegangen werde.

Für das Steuersystem bedeute das nicht eine höhere Besteuerung von "vermeintlich Reichen", wohl aber deren Belastung dadurch, dass Ausnahmen eingedämmt würden. "Wir haben heute Spitzensteuersätze, die viele gar nicht zahlen, weil es zahlreiche Ausnahmetatbestände gibt", sagte Merkel. Eine Vereinfachung des Steuersystems könne deshalb zu mehr Steuereinnahmen führen. Zum Thema Mehrwertsteuer machte sie keine konkreten Aussagen.

Rentenkürzungen schloss Merkel aus. Eine Entlastung der Lohnzusatzkosten und des Haushalts könne durch "Wachstumsmaßnahmen" erreicht werden, "die nichts kosten". Die Kanzlerkandidatin nannte Bürokratieabbau, Veränderungen des Arbeitsrechts und "Innovationsgesetze".

Teil der Neuausrichtung müsse außerdem eine Entkoppelung der Arbeits- von den Sozialkosten sein, sagte Merkel. Das leiste insbesondere die Gesundheitsprämie. Damit werde das Sozialstaatsprinzip nicht verletzt. "Wir sagen auch im Prämienmodell: Niemand soll mehr als sieben Prozent seines Einkommens für die Kosten der Gesundheit ausgeben."

Die CDU-Chefin kündigte an, im Wahlkampf mit einem "Kompetenzteam" anzutreten. Ein Schattenkabinett wolle sie allerdings nicht vorstellen. Merkel äußerte Verständnis für den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Edmund Stoiber, der sich vorläufig nicht festlegen will, ob er im Falle eines Wahlsiegs für ein Amt in Berlin zur Verfügung steht. "Ich habe mich 2002 auch als Parteivorsitzende keiner speziellen Verantwortung zuordnen lassen", sagte sie.

Nach der Bundestagswahl werde es keine große Koalition mit der SPD geben. Ihr gesamter "Anspruch, es wirklich grundlegend anders zu machen", lasse sich mit einer großen Koalition nicht einlösen.
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 61902.html

Ich sehe da keinen Zusammenhang zu den politischen Parolen von AfD-Spitzenpolitikern auf Twitter. Sie ist eine radikale, völkische Partei und hat mit konservativen Werten nicht viel am Hut. "Konservativ" und "rechts" sind keine Synonyme. Natürlich gab es auch in der CDU vor 15 Jahren Menschen mit völkischen oder extremistischen Gedankengut, aber sie waren nicht die Wortführer der Partei. Martin Hohmann wurde vor 15 Jahren ausgeschlossen aus der CDU wegen antisemitischer Äußerungen, für die AfD sitzt er aktuell im deutschen Bundestag.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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Stuttgarter
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Stuttgarter »

Es ist schon richtig, dass die AfD in Teilen altes CDU-Denken aufnimmt - und der berühmte Satz von Strauß, es dürfe keine Partei rechts der CSU geben, war natürlich zu einem gewissen Grad auch Verpflichtung. Grade bei Themen wie "Familienbild", "Ökologie", stellenweise auch "Kultur" sind heutige AfD-Positionen in der Tat nicht weit weg von der Prä-Merkel-Union. Was die AfD aber dennoch einzigartig macht, ist der ständige Tabubruch. Viele Unionspolitiker haben vermutlich ein Problem mit homosexuellen Menschen - die AfD stellt aber Anfragen, wieviele es denn tatsächlich gibt. Für CSU-Minister gibt es immerhin auch "wunderbare Neger" - für einen Gauland ist klar, dass "niemand neben einem Boateng wohnen will". Ein auf dem Papier grüner (aber eigentlich sehr schwarzer) Tübinger OB antwortet auf eine Interviewanfrage zur Sicherung der europäischen Außengrenzen, ob die Grenzbeamte bewaffnet sein müssten mit "Ja" - die Storch rutscht von sich aus auf der Maus aus und will auf Frauen und Kinder schießen lassen. Von sämtlichen Höbbels-Verfehlungen gar nicht erst zu reden - genauso wenig wie von Hitler-grüßenden AfD-Abgeordneten.

Es liegt mir wirklich fern, die Union in irgend einer Weise verteidigen zu wollen. Als wir in BaWü 2011 nach 60 Jahren die CDU zum Teufel gejagt haben, war das "Independence Day". Aber selbst unser Sonnenknödel Mappus hat zwar Schüler verprügeln lassen, dem CSD kein Grußwort zukommen lassen und die Landesverfassung gebrochen - aber er war kein so blaubraunes Brechmittel wie der durchschnittliche AfD-Politiker.

Die unabhängige Internetzeitung "kontext" hat Chats von einem für AfD-Abgeordnete arbeitenden Mitarbeiter veröffentlicht. Wer sich ekeln will, bitteschön: https://www.kontextwochenzeitung.de/pol ... -5077.html
Jochen

Re: Skandal um THQ

Beitrag von Jochen »

Leonard Zelig hat geschrieben: 16. Mär 2019, 22:52"Konservativ" und "rechts" sind keine Synonyme.
Ach was? :mrgreen:

Zum Wahlprogramm: Kleine Kostprobe aus 2002 (ist 17 Jahre her, nicht 15, mea culpa!):

"Deutschland soll seine Identität bewahren. Die von Rot-Grün betriebene Umgestaltung in eine multikulturelle Einwanderergesellschaft lehnen wir ab"

"In den Großstädten bilden sich bereits Parallelgesellschaften. Der hohe Ausländeranteil vor allem in Großstädten wie Frankfurt a. M. mit rund 28 % oder München mit rund 22 % führt bereits zu partiellen Minderheitssituationen für Deutsche"

Dass es damals nicht zu Social Media-Ausfällen wie heute kam, ist mir wohl bewusst. Unter anderem deshalb, weil Politiker damals selten bis gar nicht soziale Medien nutzten. Das hinderte Roland Koch freilich nicht, mit Kinder statt Inder Wahlkampf zu machen. Oder die baden-würtembergische CDU daran, 2003 ihrem "Man wird ja wohl noch mal junge Menschen, die nicht sinnlos sterben wollen, im Namen des Führers zum Tode verurteilen und hinrichten lassen dürfen"-Ex-Ministerpräsidenten die förmliche Aufwartung zu machen. Oder oder oder.

Wenn du denkst, ich wolle die CDU pauschal zu Rechten erklären, verstehst du mich falsch. Ich sage lediglich, dass gewichtige Teile der CDU noch vor 15 (oder 17) Jahren vielen der heutigen AfD-Positionen deckungsgleich gegenüberstanden. Nicht umsonst stammen viele der heutigen AfD-Spitzenleute aus der CDU und sagen offen, dass ihnen die einfach nicht mehr rechts genug war - so wie früher. Das macht nicht die ganze Partei zu Rechten und es setzt auch nicht konservativ mit rechts gleich. Man kann das eine ohne das andere sein. Die CDU hat unter Merkel diesbezüglich ohnehin einen durchaus respektablen Erneuerungsprozess hinter sich. Aber diese moderne Behauptung, die AfD und ihre Positionen und Ressentiments seien in irgendeiner Weise neu, ist historisch nicht haltbar. Die CDU (nicht alleine aber im Besonderen) war über Jahrezehnte ein Auffangbecken nicht nur für Rechtspopulisten, sondern für Amts- und Würdenträger der NSDAP. Einem Filbinger gegenüber ist Gauland ein kleines, ärmliches Licht.
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Re: Skandal um THQ

Beitrag von Rince81 »

Rüttgers war das mit den Kindern. :)
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