Warum Neofolk keine Nazimusik ist!

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Heretic
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Politische Zweckentfremdung von Musik

Beitrag von Heretic »

Ich mache mal einen Thread zur Diskussion um die Band Heilung aus dem Game Awards-Thread auf. Den Threadtitel bitte anpassen, falls er irgendwie am eigentlichen Thema vorbeigeht. Mir ist auf die Schnelle nichts besseres eingefallen.
LlamaCannon hat geschrieben: 16. Dez 2019, 02:31 ja ok, das ist jetzt der übliche Schutzmechanismus, erstmal alles zurückweisen und sich rechtfertigen. Wir können uns aber auch alle vorstellen, dass sich bei weitem mehr Neo-Nazis und andere Neurechte eher für Heilung faszinieren können, als z.B. für den Wu-Tang Clan. Und genau darum geht es. Nämlich wie sich die neue Rechte vermeintlich unpolitische Räume sucht, diesen ideologisiert, um so dann den politischen Diskurs zu untergraben.
Es ist nichts Neues, dass die Rechten Musik instrumentalisieren, um ihre Ideologie zu verbreiten. Sei es Volksmusik, Schlager, Rap, Punk, Pop, Rock, Oi!, Klassik, Neofolk, NDH, Gothic, EBM, Black Metal – man wird überall entsprechende Beispiele finden können. Ich wage aber zu bezweifeln, dass bestimmte Musikgenres geradezu prädestiniert für Leute dieser Gesinnung sind. Dementsprechend sollte man weder die Bands noch die Hörer eines bestimmten Genres über einen Kamm scheren, sondern sich erstmal intensiver mit der Thematik auseinandersetzen. Ebenso sollte man zwielichtig erscheinende Bands und Musiker genauer beäugen und nicht weiter unterstützen, falls sich der Verdacht bestätigen sollte – und sei die Musik auch noch so gut. Sollte offen rechtes Gedankengut in den Texten propagiert werden, disqualifizieren sich die entsprechenden Bands/Musiker eh von selbst.
Voigt
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Re: Politische Zweckentfremdung von Musik

Beitrag von Voigt »

Heretic hat geschrieben: 16. Dez 2019, 13:52 [...]
Ebenso sollte man zwielichtig erscheinende Bands und Musiker genauer beäugen und nicht weiter unterstützen, falls sich der Verdacht bestätigen sollte – und sei die Musik auch noch so gut. Sollte offen rechtes Gedankengut in den Texten propagiert werden, disqualifizieren sich die entsprechenden Bands/Musiker eh von selbst.
Ich kann gut verstehen von du kommst, ich musste bloß erstmal kurz überlegen.. ich höre ganz gerne mal klassische imperiale Musik, sei es Die Wacht am Rhein, oder Farewell of Slavianka als Hymne der Weißen Armee im russischen Bürgerkrieg. Grundsätzlich sind die auch rechts im Ursprung, und Texte nicht unbedingt rassistisch, aber halt imperialistisch.

Aber für mich egal, meine politische Bildung bekomme ich eh außerhalb von meiner gehörten Musik.
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LlamaCannon
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Re: Politische Zweckentfremdung von Musik

Beitrag von LlamaCannon »

Naja ich sehe das etwas schärfer. z.B. wurde Rammstein auch vorgeworfen Musik für Rechte zu machen, da sie wegen ihrer martialischen Live Shows und ihrem Spiel mit faschistischer Ästhetik ziemlich polarisierten. Was die Band aber von einer rechten Ideologie freispricht, ist ihr klares links politisches bekenntnis mit dem Song "links 2,3,4" oder auch "Mein Land" bis hin zu "Deutschland" und selbst in Interviews äußerten sie sich zu ihrer Haltung. Was sie allerdings nicht machen, sie werden nicht politisch aktiv und unterstützen keine politischen Initiativen gegen rechts. Ok immerhin.
Was ich mir wünschen würde ist, dass wenn Bands mit Themen spielen, wo die neue Rechte ala "Blut und Boden" izi andocken kann, sie sich zumindest damit auseinander setzen und im Zweifel Flagge zeigen. Das ist bei Heilung nicht der Fall und daher finde ich ihre Kunst als äußerst problematisch zu konsumieren.
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Heretic
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Re: Politische Zweckentfremdung von Musik

Beitrag von Heretic »

Voigt hat geschrieben: 16. Dez 2019, 14:15 Ich kann gut verstehen von du kommst, ich musste bloß erstmal kurz überlegen.. ich höre ganz gerne mal klassische imperiale Musik, sei es Die Wacht am Rhein, oder Farewell of Slavianka als Hymne der Weißen Armee im russischen Bürgerkrieg. Grundsätzlich sind die auch rechts im Ursprung, und Texte nicht unbedingt rassistisch, aber halt imperialistisch.

Aber für mich egal, meine politische Bildung bekomme ich eh außerhalb von meiner gehörten Musik.
Diese Musik hörst du aber nicht wegen der Texte, oder? ;)

Mir geht es eher um Bands/Musiker, die aktuell Musik benutzen, um ihre Ansichten zu verbreiten. Verbrechen die musikalischen Schrott, ist das leicht zu ignorieren und wird außerhalb einer gewissen Szene nicht viel Aufsehen erregen. Schwieriger wird es, wenn die Leute musikalisch etwas draufhaben, ihre Botschaften subtiler an den Mann bringen können und diverse musikalische Szenen quasi "unterwandern", um neue Leute für ihre Sache zu gewinnen.
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DexterKane
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Re: Politische Zweckentfremdung von Musik

Beitrag von DexterKane »

Puh, zu der Thematik hab ich am WE absichtlich nichts geschrieben, weil mich das wahrscheinlich 7 Tage Pause (oder schlimmeres) gekostet hätte.
Auch hier lauf ich jetzt (ohne die 4 Glühwein vom Weihnachtsmarkt) ein bißchen auf Eierschalen.
Generell stimme ich zu, dass man bei Bands durchaus darauf achten sollte, ob da ein gewisser völkischer Ansatz hintersteht.
Ich habe seinerzeit laut geklatscht, als bspw. die Visions sämtliche Zusammenarbeit mit dem With Full Force Festival eingestellt hat, weil Frei.Wild da Headliner waren.
Auch einen Andreas Galbalier finde ich z.B. äußerst bedenklich.

Wo ich aber absolut widersprechen muss, ist die Aussage, das man „weiße Musik“ jetzt erstmal unter Generalverdacht stellt, weil diese ja potentiell für Rechte interessanter ist.

Ein Beispiel: Ich geh in ca. 6 Wochen zum Dropkick Murphys Konzert in Dortmund.
Wer die nicht kennt, das ist eine Bostoner Punk Band mit deutlichen Irish Folk Einflüssen.
Das ist nach dieser Definition auch „weiße Musik für Weiße“, wer sich aber ein bisschen mit der Band auskennt, sieht schnell, dass die sich für potenzielle Bauernfänger aus Neo-Nazi Reihen keinesfalls eignen.

Das hier dann jetzt mal schnell der Generalverdacht ausgemacht wird, man wolle in einen „Schutzmechanismus“ verfallen, empfinde ich ehrlich gesagt als hochgradig beileidigend!
Mir ist schon klar, das da nicht auf mich persönlich gemünzt wurde, aber so wie das da formuliert wurde, liest sich das halt wie ein: „Wer so Musik hört ist eh potentiell rechts (Außerdem bin ich als Rap/ Hip Hop Fan ja unverdächtig)!“

Ist das jetzt wirklich die Ebene auf der diskutiert wird? Dann weiß ich nämlich nicht, ob ich da noch Bock drauf habe.

Zu Heilung habe ich jetzt auf die Schnelle nichts in die eine, wie die andere Richtung finden können.
Jetzt aber zu sagen, wer sich nicht distanziert ist potentiell verdächtig, ist nichts anderes, als zu sagen, jeder muslimische Verband, der sich nicht ausdrücklich von islamischem Terror distanziert, ist potenziell verdächtig.
Das hab ich im Übrigen auf u. a. ZEIT online paraphrasiert schon so gelesen.
Vielleicht sollte man hier einfach mal ein gewisses Fingerspitzengefühl entwickeln, gerade weil die Rechten es in der Regel nicht haben.

So, ich hoffe das ist halbwegs verständlich.
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Axel
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Warum Neofolk keine Nazimusik ist!

Beitrag von Axel »

Ich habe vorhin im Thread zu den Game Awards in Bezug auf die Band Heilung ein paar fürchterliche Aussagen gelesen, die ich so einfach nicht stehen lassen kann. Kurz zu meinem Background: Seit den 90ern in der schwarzen Szene, der Black Metal Szene und der Neofolk-Szene unterwegs. Seit vielen Jahren veröffentliche ich erfolgreich Musikzusammenstellungen zu Neofolk und Neoklassik und bin auch als DJ auf Genre-Partys und Aftershow-Partys von entsprechenden Bands unterwegs.

Ich weiß also nicht nur wovon ich rede, ich habe auch sehr viele Kontakte in diese Szene. Weltweit.

Kurze historische Einordnung
Ja, es ist richtig das besonders in den späten 90ern und frühen 2000ern der Neofolk sehr stark von Neonazis in Mitteleuropa vereinnahmt wurde. Viele denken daher, dass Neofolk inhärent Nazimusik ist. Aber das ist ein blödes Vorurteil. Neofolk entstand Anfang der 80er wie so viele Musikbewegungen und Großbritannien. Nämlich aus dem Psych-Folk der 70er Jahre heraus. Ein früher Interpret und Mitbegründer des Genres wäre beispielsweise Paul Roland. Ein Musiker und Autor aus Kent, der sich seit jeher auf Mythen und Geschichte versierte. Ein Künstler, dem es seit jeher darum ging Geschichten zu erzählen. Makaber und mit dem nötigen britischen Humor. Gleichzeitig gab es in den 80ern aber auch das slowenische Kollektiv Laibach, die mit ihrem kabarettistischen Military Pop ungewollt Ästhetik des Neofolks der 90er quasi in Alleingang etablierten. Dabei ging es Laibach nie darum diese Ästhetik tatsächlich zu etablieren, sondern das Gegenteil: Durch die Überzeichnung von Klischees aus den Diktaturen des 20. Jahrhunderts sollten diese Diktaturen als das demaskiert werden was sie waren: Lächerlich.

Nun ja. Und was machen Neonazis? Das was sie immer machen: Klauen! Musik von der noch jungen und tatsächlich unpolitischen Neofolk-Bewegung, die Ästhetik von Laibach und fertig war der prototypische Neofolker der 90er.

Die Revolution innerhalb der Szene
Zeitsprung in das Jahr 2002: Nachdem Neofolk und auch der Black Metal über die ganzen 90ern hinweg von Rechtsextremisten vereinnahmt wurden, betrat eine US-Band die Bühne, die wiederum alles verändern sollte: Wolves In The Throne Room. Eine Band aus Olympia, Washington deren Mitglieder bis dahin vor allem in einer radikal-ökologischen Vereinigung aktiv waren. Sie übernahmen die musikalischen Stilmittel des Black Metal und auch des Neofolks der 90er Jahre, füllten diese aber mit bewusst linken, ökologischen Themen. Sie beriefen sich auf die großen US-Romantiker wie Thoreau oder Whitman. Sie transportierten in ihrer Musik Mythen in die Neuzeit, engagierten sich außerhalb der Musik weiterhin für Naturschutz und Tierrechte. Damals galt in den USA schon das als Kommunismus!

Warum war diese Band nun so eine Revolution? Weil sie eine neue Bewegung starteten: Cascadian Black Metal. Naturverbunden, ökologisch, links! Durchaus romantisch, doch ohne auch nur irgendeine andere Person oder Kultur herabzuwürdigen. Das hat viele Menschen regelrecht inspiriert und anschließend folgte eine ganze Welle an ähnlichen Bands. Nicht aus wirtschaftlichen Gründen, WITTR konnten damals noch nicht von ihrer Musik leben und die Mitglieder konnten die Band nur betreiben, weil sie damals (wie heute) autark in einer ökologischen Kommune mit Selbstversorgung lebten. Es waren viel mehr die Ideen hinter der Musik, welche andere Musiker inspirierte: Ökologie, Gleichberechtigung. Kurz: linke Themen.

Natürlich war das in der damaligen Szene ein Skandal und es gab sehr krasse Grabenkämpfe! Dagegen war Gamergate vor ein paar Jahren ein laues Lüftchen und die damaligen Grabenkämpfe gingen über Jahre. Da Black Metal und Neofolk in den 90ern recht nah beieinander waren, schwappten diese Grabenkämpfe auch in die Neofolkszene über. Auch hier gab es immer mehr und mehr neue Musiker und Bands, die auf alte Symbole und Themen verzichteten. Wie im Black Metal wurden diese auch im Neofolk immer zahlreicher, denn es waren vor allem junge Musiker, welche das Genre quasi übernahmen und die Alten herausdrängten.

Der Stand der letzten 10 Jahre
Neonazis gibt es im Black Metal wie im Neofolk kaum noch. Wenn sich jemand als solcher zu erkennen gibt, wird er in der Szene gemieden. Und gleichzeitig sind Black Metal und Neofolk für Neonazis auch unattraktiv geworden. Denn anders als in den 90ern erreicht man mit beiden Musikgenres heute keine jungen Menschen mehr. Wenn man heute Neonazis in der Musik entdecken will, muss man in den Rap oder in den Rave schauen. Neonazis nutzen Musik um an junge Menschen zu kommen, das ist heute genauso wie damals.

Die Folge ist: Ich bin in den letzten Jahren kaum einem Neonazi in der Szene begegnet. Dafür umso mehr Künstler, die sich beispielsweise im lokalen Umweltschutz betätigen und so gut es geht ein einfaches, nachhaltiges Leben zu führen. Das nicht erst seit der Klimadebatte, sondern schon vor vielen Jahren. Und das ist ganz häufig auch das Thema der heutigen Musik im Neofolkbereich: Naturromantik und Ökologie. Aber genauso wieder klassische Mythen und Geschichten wie sie einst oben genannter Paul Roland vorgetragen hat. Heutige Szenekünstler sind sehr international ausgerichtet, lieben es mit Musik verschiedener Kulturen zu experimentieren. Häufig reisen sie durch die Länder und leben ein vergleichsweise freies Leben jenseits neoliberaler Werte.

Antimodern oder doch nur gesund?
Aufgrund des romantischen Hangs zur Natur (der sich aber, wie gesagt, auch häufig aus dem lokalen Umwelt- und Tierschutz speißt) wird der Szene gern Antimodernismus vorgeworfen. Was jedoch nicht stimmt. Vertriebsstrukturen sind genauso digital wie überall anders. Es geht eher um die Frage: Was tut uns als Menschen eigentlich gut? Wenn man sich die Statistiken zu psychischen Krankheiten anschaut, dann ja wohl nicht der neoliberale Gesellschaftsstil mit Leistungsdruck von früh bis spät.
In der Szene begegne ich ganz häufig Menschen, die sehr ruhig und geerdet leben und genau dies auch in ihrer Kunst ausdrücken möchten. Wie überall anders sind hier Träumer und Pragmatiker zuhause. Und ganz häufig Menschen, die mal beispielsweise in der Wirtschaft gearbeitet haben und dann irgendwann „ausgestiegen“ sind. In den USA noch häufiger verbreitet als hier. Während es in Osteuropa schon immer einen großen Hang zur Naturromantik gab.

Und natürlich gibt es in der Szene linke alternative Menschen wie auch konservative. Wie überall anders auch.

Aber wisst ihr was? Von allen subkulturellen Musikbewegungen ist der Neofolk tatsächlich die Bewegung mit der größten Geschlechtergerechtigkeit, auch AUF der Bühne! Und damit ist der Neofolk in Wahrheit fortschrittlicher als viele andere Musikgenres. Nicht nur was den thematischen Bezug zum Naturschutz betrifft, sondern auch was den Feminismus betrifft.
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derFuchsi
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Re: Politische Zweckentfremdung von Musik

Beitrag von derFuchsi »

Nur nochmal der Vollständigkeit halber falls hier jemand drüber stolpert der den Original Thread nicht gelesen hat. Ich erwähnte in dem speziellen Fall dass mir die Musik der Kapelle "Heilung" aus dem neuen Hellblade 2 Trailer super gefällt. Worauf LlamaCannon kommentierte
LlamaCannon hat geschrieben: 13. Dez 2019, 23:11 hmmmm, die europäer besinnen sich auf ihre weißen Wurzeln zurück. xDDDD hust* heilung in a nutshell HUST
und später noch aus folgendem Artikel zitierte aus dem Abschnitt "Die uncoolste Musik des Planeten" : https://www.rollingstone.de/der-sound-d ... n-1107335/
womit sich für meinen Geschmack etwas zu schnell Godwin's Law erfüllte ;)

Lustigerweise frönte ich nach erscheinen des Trailers (vor dieser Diskussion) gleich mal einem heimlichen seltsamen kleinen Hobby von mir und schaute nach Reaction Videos von Heilung und wurde sogar fündig. Der Typ sagt hier etwas sehr interessantes passend zu der Diskussion (13:21-14:19 etwa).
Wenn ich das richtig verstehe hat er als nicht betroffener Farbiger anscheinend kein Problem damit bzw befürwortet sogar dass man doch wohl wohl stolz auf seine Abstammung sein dürfe.
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Heretic
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Re: Politische Zweckentfremdung von Musik

Beitrag von Heretic »

LlamaCannon hat geschrieben: 16. Dez 2019, 14:30 Was ich mir wünschen würde ist, dass wenn Bands mit Themen spielen, wo die neue Rechte ala "Blut und Boden" izi andocken kann, sie sich zumindest damit auseinander setzen und im Zweifel Flagge zeigen. Das ist bei Heilung nicht der Fall und daher finde ich ihre Kunst als äußerst problematisch zu konsumieren.
Du wirfst der Band vor, sich Themen zu bedienen, die die rechtsextreme Szene vorgibt, für sich gepachtet zu haben. Inhaltlich sehe ich da aber keinerlei Überschneidungen. Solange die Band nicht an fragwürdigen Veranstaltungen teilnimmt oder bedenkliche Texte absondert, ist doch alles ok. Ich weiß nach wie vor nicht, wo dein Problem liegt. Hältst du auch Bands wie In Extremo oder Corvus Corax für bedenklich?
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LlamaCannon
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Re: Politische Zweckentfremdung von Musik

Beitrag von LlamaCannon »

Rechte haben kein Fingerspitzengefühl? ok NSU, rechte Wehrsportgruppen in der Bundeswehr, eine rechte Partei in so ziemlich allen Landtagen und im Bundestag sitzt. Das ist ja gerade der Punkt, die neue Rechte geht sehr viel subtiler und vorsichtiger vor, als noch z.B. in den 90ern mit der NPD. Sie vernetzen sich bisweilen ganz gut und haben erheblichen einfluss in den sozialen medien und in der öffentlichen politischen debatte.
Den Vergleich mit den muslimischen Verbänden, die sich verdächtig machen, wenn sie sich nicht von islamischen Terror distanzieren, ist imo auch kein guter Vergleich, weil Terror der Vorschlaghammer einer einer Ideologie ist, die so oder so in einer demokratischen Gesellschaft abzulehnen ist. Anders wäre es, wenn diese Verbände versuchen würden den islamistischen Terror zu verallgemeinern. Dann würden sie sich verdächtig machen.
Und es ist ein Unterschied ob es sich z.B. um ein indigenes künstlerische Werk einer Gruppe von amerikanischen Ureinwohner handelt oder um eine pseudo wissenschaftliches musikalisch künstlerisches schamanen Ritual von weißen Nordeuropäern. Eine der beiden Gruppen wurde in der Geschichte und bis heute nämlich stets unterdrückt.
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Sanity Assassin
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Re: Warum Neofolk keine Nazimusik ist!

Beitrag von Sanity Assassin »

Spannender Einblick, ich weiß aber nicht, ob ich das so ganz zu 100% unterschreiben würde.
Der Einfluss von WITTR auf die amerikanische BM-Szene ist definitiv extrem groß und hat dort besagtes Subgenre geprägt, in Europa sehe ich das etwas anders, bzw. ist es wirklich nicht schwer, auch heute noch jede Menge braune Ränder im BM zu entdecken - selbst bei wirklich großen Namen wie Behemoth, wo sich zwar nach öffentlichem Druck in Statements distanziert wird, Nergal aber trotzdem mit dem Typen von Graveland rumhängt und mit "Black Metal against Antifa"-Shirts meint provozieren zu müssen. Deathspell Omega und Mgla haben auch diverse Verstrickungen in die Richtung, das ist also auch in den erfolgreichen Kreisen der Szene alles andere als ungewöhnlich.
Im Neofolk kenne ich mich zu wenig aus, aber dass man hier ähnlich wie bei BM aufpassen und im Zweifel immer erstmal recherchieren sollte, bevor man in Scheiße fasst, ist ja auch über die Grenzen des Genres bekannt. Mir hat mal eine politisch weit links stehende Kommilitonin Spiritual Front empfohlen, nur um dann ein paar Wochen später leicht betreten zu meinen, dass die wohl auch ziemlich im rechten Sumpf stecken.
Das macht natürlich keines von beiden Genres inherent zu Nazi-Brutstätten. Die Frage, wieso ausgerechnet hier so großes Potential für Grenzverwischungen nach rechts besteht, ist aber auch legitim, und ich hatte die Diskussion im anderen Thread auch in diese Richtung gelesen.

Noch kurz OT zum Schluss:
Axel hat geschrieben: 16. Dez 2019, 14:53 Aber wisst ihr was? Von allen subkulturellen Musikbewegungen ist der Neofolk tatsächlich die Bewegung mit der größten Geschlechtergerechtigkeit, auch AUF der Bühne!
Solche nicht belegbaren, subjektiven absoluten Aussagen sind für die Diskussion eher hinderlich, finde ich.
Voigt
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Re: Politische Zweckentfremdung von Musik

Beitrag von Voigt »

Warum muss man unterdrückt gewesen sein um Folkmusik machen zu dürfen?

Und zu der Frage davor zu imperialien Liedern, klar geht es mir nicht um den Inhalt der dortigen Texte, oft kenne ich die garnicht oder die sind eh relativ unverfänglich, was die nun genau aussagen.
Aber um Leute die wegen Inhalte die Musik hören ging es hier ja auch nie, sondern doch immer nur falls Leute trotz des Textes die Musik hören, weil einem die Musil gefällt.

Und dann die potentielle Gefahr besteht, dass sich Leute von den Texten beeinflussen lassen oder in irgendwelche Szenen reinrutschen.
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Axel
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Re: Warum Neofolk keine Nazimusik ist!

Beitrag von Axel »

Sanity Assassin hat geschrieben: 16. Dez 2019, 15:56 Das macht natürlich keines von beiden Genres inherent zu Nazi-Brutstätten. Die Frage, wieso ausgerechnet hier so großes Potential für Grenzverwischungen nach rechts besteht, ist aber auch legitim, und ich hatte die Diskussion im anderen Thread auch in diese Richtung gelesen.
Weil Romantik immer auch ein Anschlusspunkt für Rechtsextreme sein kann, nicht unbedingt muss. Aber definitiv kann, wenn man da nicht aufpasst. Aber wie gesagt: Gerade was so Neugründungen der letzten ~ 10 Jahre betrifft, sind Musiker vom rechten Rand selten geworden. Die sind nicht alle links, da sind natürlich auch etliche Konservative bei. Aber man muss ja auch unterscheiden zwischen konservativ und rechtsaußen. Gerade auch im aktiven, lokalen Umweltschutz findet man mehr konservativ eingestellte Menschen als man vielleicht denkt. Ist natürlich klar, dass es bei thematisch passender Musik ähnlich ist.

Zu meiner letzten Aussage: Das Buch „Vom Imperiengeschäft“ behandelt auch die Stellung der Musikerinnen in der Mainstreammusik: https://edition-tiamat.de/vom-imperiengeschaeft/

Und was subkulturelle Musik betrifft, sind Folk, Dark Folk und Neofolk tatsächlich sehr weit vorn nicht nur was die bloße Zahl der Musikerinnen allgemein, sondern auch was die Zahl der selbstbestimmten Musikerinnen betrifft. Also die nicht auf „sex sells“ setzen (müssen) oder die Rolle der Frontfrau einnehmen. Da sind echt viele ausgebildete Musikerinnen und auch Produzentinnen unterwegs. Quelle ist da aber nur meine Beobachtung. Da ich jedoch in den letzten 8 Jahren mit über 700 Bands und Musikern zusammengearbeitet habe, kann diese Beobachtung jedoch ganz gut als Querschnitt subkultureller Musikszenen dienen, denke ich.

Edit: Und was ich mich bei der Kritik an HEILUNG frage... wie ist das bei anderen Volksmusikensambles? Nehmen wir mal Tautumeitas aus Lettland: Fröhlich, lebenslustig und einfach nur Musik die Spaß macht. https://www.youtube.com/watch?v=LsgO5OTUsRU
Wo soll hier denn der Anschlusspunkt für Hassfantasien sein? Volksmusik gibt es eben in jedem Land!
In Deutschland gibt es dann Bands wie diese hier (übrigens alle fünf Antifaschisten): https://www.youtube.com/watch?v=sW4UONgsSL0
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Oliver Naujoks
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Re: Warum Neofolk keine Nazimusik ist!

Beitrag von Oliver Naujoks »

Danke für den schönen Thread und die Postings. Kann gerade nicht so viel schreiben, außer, dass ich die gerne gelesen habe. Mit Neo-Folk und Black Metal kann ich auch sehr viel anfangen, und, ja, das geht sehr wohl ohne Nazi-Krams.
Spielt: Cyberpunk 2077 (jaja, immer noch, sorry), MLB the Show 24, WWE2k24, Sherlock Holmes: The Awakened
Liest: "The Crooked Hinge", John Dickson Carr // "Fourth Wing", Rebecca Yarros
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Re: Warum Neofolk keine Nazimusik ist!

Beitrag von Rince81 »

Axel hat geschrieben: 16. Dez 2019, 14:53 Die Folge ist: Ich bin in den letzten Jahren kaum einem Neonazi in der Szene begegnet.
Lieber Axel, du hast hier einer eindeutig faschistischen Band aus der schwarzen Ecke rundweg einen Persilschein ausgestellt, ich habe daher nicht so viel Vertrauen in diese Aussage.
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Re: Politische Zweckentfremdung von Musik

Beitrag von IpsilonZ »

Ich bin auch immer sehr skeptisch wenn ich mit so esoterischer Musik oder ihren Szenen konfrontiert werde. Es ist nun mal so, dass es dort viele Idioten gibt und es auch eine gewisse Tendenz zum Rassismus gibt.

Trotzdem finde ich es etwas viel verlangt, als Band die nun mal die Musik macht die sie macht ohne bewusst zu provozieren, immer klare Statements zu hinterlassen. Würde es mich freuen? Klar. Aber ich finde den reinen Generalverdacht, weil die Musik halt in einer gewissen Szene ist die bestimmte Tendenzen hat finde ich hart.

Der Vergleich zu Rammstein ist daher finde ich auch sehr unpassend. Rammstein haben bewusst mit der Nazi-Ästhetik gespielt. Seien es die an Märsche erinnernden stampfenden Rhythmen, das rollende R von Till Lindemann oder natürlich das berüchtigte "Stripped" Video. Das war ja nichts war ja kein Versehen, sondern ganz bewusste Provokation.
Laibach ist ja auch nicht umsonst ein Vorbild für sie, die noch viel weiter in ihren Provokationen gingen und noch viel länger keine klaren Statements abgegeben haben (“We are as much fascists as Hitler was a painter.”).

Ich finde solche Diskussionen ja durchaus interessant aber man muss halt echt aufpassen, dass man nicht anfängt von sämtlichen Bands einer Musikrichtung oder Musikszene vorab eine Erklärung ihrer politischen Ansichten zu verlangen, weil sie mit der Musik auf die sie stehen (und ihrem.. äh.. "Gimmick") eventuell ein merkwürdiges Publikum anziehen.
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Re: Politische Zweckentfremdung von Musik

Beitrag von Axel »

Zudem man bei Heilung ja auch sagen muss, die sind aus dem Umkreis von der dänischen Band Euzen entstanden. Skandinavische Länder haben allgemein weniger Probleme mit Heimatverbundenheit und eben auch Volksmusik. Entsprechende Einflüsse findet man in sehr vielen Bands aus den skandinavischen Ländern, auch in der Pop Musik.

Ich finde es daher schon schwierig aus einer deutschen Perspektive über solche Bands zu urteilen. Auch deswegen passt Rammstein als Vergleich nicht.
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Axel
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Re: Warum Neofolk keine Nazimusik ist!

Beitrag von Axel »

Rince81 hat geschrieben: 16. Dez 2019, 18:32
Axel hat geschrieben: 16. Dez 2019, 14:53 Die Folge ist: Ich bin in den letzten Jahren kaum einem Neonazi in der Szene begegnet.
Lieber Axel, du hast hier einer eindeutig faschistischen Band aus der schwarzen Ecke rundweg einen Persilschein ausgestellt, ich habe daher nicht so viel Vertrauen in diese Aussage.
Ja, das begründe jetzt mal wo Camerata Mediolanense rechtsextrem wären. Bitte mit Interviewaussagen und allem drum und dran. Ich bin gespannt! Kennst Du die Musikerinnen und Musiker persönlich?
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Heretic
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Re: Politische Zweckentfremdung von Musik

Beitrag von Heretic »

Axel hat geschrieben: 16. Dez 2019, 21:19 Zudem man bei Heilung ja auch sagen muss, die sind aus dem Umkreis von der dänischen Band Euzen entstanden.
Jepp, und die beackern musikalisch ein ganz anderes Terrain als Heilung. Sagt mir definitiv mehr zu als der doch sehr archaische Sound von Heilung. :D

Und dann gibt's da noch Valravn, die wiederum anders klingen und Neuinterpretationen von traditionellen Folksongs abliefern:
Valravn - Seersken

Klar, die könnten die fiesesten Texte haben und ich würd's nicht merken. Mein dänischen/isländischen/färöischen Sprachkenntnisse sind begrenzt (um nicht zu sagen: nicht vorhanden). Aber irgendwie glaub' ich's nicht. ;)
Rince81
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Re: Warum Neofolk keine Nazimusik ist!

Beitrag von Rince81 »

Axel hat geschrieben: 16. Dez 2019, 21:45 Ja, das begründe jetzt mal wo Camerata Mediolanense rechtsextrem wären. Bitte mit Interviewaussagen und allem drum und dran. Ich bin gespannt! Kennst Du die Musikerinnen und Musiker persönlich?
Tut mir Leid aber die Ausgabe des Blood&Honour Magazins, dem die Band ein Interview gegeben haben, habe ich gerade nicht vorliegen. Ich muss aber grundsätzlich sagen, dass allein die Tatsache sich wirklich schwer mit der Vorstellung verträgt eine unpolitische Band zu sein. Aber hey, ein Interview der Band im deutschen Blood&Honour Magazin hat vermutlich nichts zu bedeuten...

Beleg:
https://www.apabiz.de/2000/rechtsextrem ... n-spanien/
Sängerin der italienischen Gruppe Ataraxia ist Francesca Nicoli, die in der Vergangenheit auch in der Formation Camerata Mediolanense mitwirkte. Deren von faschistischen Vordenkern wie Julius Evola inspirierte Weltanschauung kann in der aktuellen Ausgabe der deutschen Zeitschrift Blood&Honour (Ausgabe 9, S.6) nachgelesen werden. Dieses Interview in einer der führenden neofaschistischen Zeitschriften Deutschlands zeigt anschaulich, wie groß die ideologischen Überschneidungen des extrem rechten Flügels der Darkwave-Szene mit diesen Kreisen sind.
Julius Evola? Doch nicht etwa dieser?
https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Evola
Evola wurde Ideengeber einerseits für den rechtsextremen italienischen Untergrund,[5] andererseits beginnend in den 1980er Jahren für die metapolitische gesamteuropäische Neue Rechte.
In der Zeit des faschistischen Italien, mit dessen System er sympathisierte (und gleichzeitig die Fasci aus seiner aristokratisch-traditionalen Perspektive kritisierte), interessierte er sich zunehmend für Politik und polemisierte unterdessen gegen die katholische Kirche und das Christentum an sich. Bis 1934 entwickelte er seine Adaption des Traditionalismus, welche Hauptinhalt seines Wirkens wurde und die von Forschern als idiosynkratisch-faschistisch bewertet wird.[1] Obwohl Evola insgesamt bis zum Ende des Mussolini-Regimes eine relativ marginale Figur blieb,[2] war er ein pro-faschistischer spiritueller Rassist und Antisemit, der die Regime in Italien und Deutschland beeinflussen wollte. Von 1931 an unterhielt Evola im Deutschen Reich Beziehungen zu Exponenten der Konservativen Revolution und zur SS, in Rumänien zur Eisernen Garde.
Im April 1951 wurde Evola wegen „Verherrlichung des Faschismus“ und wegen „Bildung einer faschistischen Verschwörung“ verhaftet, in einem aufsehenerregenden Prozess jedoch freigesprochen. In der Folgezeit wurde Evola zum Vordenker des radikalen Flügels des neofaschistischen Movimento Sociale Italiano um Giorgio Almirante und Pino Rauti, aus dem die spätere Terrororganisation Ordine Nuovo hervorgehen sollte. Evola bekannte sich offen zu dem Einfluss, den er auf Ordine Nuovo ausgeübt hatte.
Uff, mit so einem würde ein so völlig unpolitische Band vermutlich nicht gerne assoziert werden, oder? Da würde man vermutlich nie im Leben an einem "Tributsampler" teilnehmen, oder? Schon gar nicht, wenn die anderen Titel von einem Who is Who des rechtsextremen Neofolk stammen. Würde man nicht oder? Aber natürlich würde man:
https://www.amazon.de/Cavalcare-Tigre-J ... B00BUVES24
Zusammen mit Von Thronstahl und Blood Axis - weitere völlig unpolitische Neo-Folk Bands.
https://de.wikipedia.org/wiki/Von_Thronstahl
Zu Kontroversen führt, dass sich die Gruppe offen zu nationalistischem Gedankengut bekennt, NS-Ästhetik und martialische Liedtitel wie Heimaterde, Mutterboden, Vaterland oder Das neue Reich verwendet. Ebenso werden auch die Rutenbündel (fasces) verwendet, die als Symbol des italienischen Faschismus bekannt wurden. Fasci-Anstecker wurden auf der Seite der Band als „[d]ezenter kleiner Gesinnungshinweis“ verkauft, ebenso wie Canzoniere fascista.[3] Die Gruppe verwendet ferner auch Sprachsamples, bspw. des rechtskonservativen Pfarrers Hans Milch oder des Rechtsextremisten Horst Mahler als Stilmittel, und veröffentlichte Lieder auf Tributalben zu Corneliu Zelea Codreanu, Leni Riefenstahl und Julius Evola, auf denen auch eindeutig rechtsextreme Interpreten vertreten waren, sowie der Kompilation Prezent! – Compilație de muzică nationalistă der rumänischen rechtsextremen Organisation Noua Dreaptă von Claudiu Mihuțiu.
https://de.wikipedia.org/wiki/Blood_Axis
Blood Axis und im Besonderen Michael Moynihan beziehen sich laut kritischen Analysen positiv auf faschistische beziehungsweise nationalsozialistische Ideologien und deren okkultes Umfeld.
Aber hey, wird daraus schon auf irgendwie rechte Tendenzen schließen, oder?

Die Band verwendet als Cover eins ihrer Alben ein Bild einer zerstörten Kirche.
https://www.discogs.com/Camerata-Mediol ... ster/35957

Bestimmt von einem Erdbeben zerstört und kulturell wertvoll, oder? Ne, das ist die Sant’Ambrogio Kirche in Mailand, nach einem Alliierten Bombenangriff im zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. Passt diese Bildwahl zu einem unpolitischen Kammerorchester? Würde man einer deutschen Band, die sich in irgendwelchen rechten Dunstkreisen bewegt, ernsthaft glauben, sie wäre unpolitisch wenn auf ihrem Albumcover die Ruinen der Frauenkirche in Dresden wäre? Vermutlich nur in Sachsen - außerhalb vermutlich nicht...

Du hast bei der "Verteidigung der Band folgendes Geschrieben:
Oder mein Lieblingsbeispiel: Der italienischen Neoklassik Band Camerata Mediolanense wurde seitens deutscher Antifaschisten ebenfalls bereits vorgeworfen faschistisch zu sein. Weil jene „Antifaschisten“ meinten Camerata allen ernstes mit Kameradschaft zu „übersetzen“. Dabei ist eine Camerata einfach nur ein Kammerorchester.

Beide Übersetzungen stimmen. Es gibt übrigens noch eine Verwendung des Begriffs "Camerata". Ein Camerata war ein Mitglied der faschistischen Partei in Italien.
Siehe:
https://dict.leo.org/italienisch-deutsch/camerata

Hmm. Was liegt hier nun vor? Eine arme harmlose missverstandene Neoklassikband oder ein weiteres Beispiel der berühmten "Dog-Whistle" und der üblichen Zweideutigkeiten, die man aber natürlich nicht SO gemeint hat? Das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.

Aber hey, privat sind die vielleicht ganz nett und Nein, ich kenne sie nicht persönlich - ich lege aber auf Bekanntschaft mit Neofaschisten keinen besonderen Wert...

Da liegt das Problem bei diesem Thread über Neofolk oder dem Post über diese Band. Du behauptest, dich mit diesem Thema sehr gut auszukennen und hey, das glaube ich dir. Du kennst dich in der Szene offensichtlich verdammt gut aus - gut für dich. Nur warum kommen dann solche Posts, bei denen du Dinge unterschlägst, die mit wenigen Minuten Google zu finden sind - die aber deiner Argumentation nicht gerade förderlich sind und absichtlich oder nicht rechtsextreme Tendenzen verleugnen und verharmlosen?

Hier machst du eine historische Abhandlung des Neofolk und begründest, dass der seit seiner Gründung quasi antifaschistisch ist. Wie kann man eine "historische Einordung des Neofolk" machen ohne zumindest Death in June zu erwähnen? Und bei der Gelegenheit Tony Wakeford? Das sind Wegbereiter des Genres...
https://de.wikipedia.org/wiki/Death_in_June
https://de.wikipedia.org/wiki/Tony_Wakeford

Mein Musikgeschmack reicht durch den guten alten Mittelalter Rock, Neo- und Paganfolk manchmal ganz leicht in diese Szene rein und ich bin jedesmal wieder entgeistert, wie sehr man da aufpassen muss, weil es da wirklich schnell unappetitlich werden kann.

Ich bin völlig bei Dir, Neofolk ist keine Nazimusik. Nur bei deiner Argumentationweise und -sicht sind auf einmal auch die erkennbaren Rechtsextremen in der Szene auf einmal keine Rechtsextreme mehr - und hier hört bei mir jedes Verständnis auf.
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Axel
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Re: Warum Neofolk keine Nazimusik ist!

Beitrag von Axel »

Rince81 hat geschrieben: 16. Dez 2019, 22:58 ...
Des Pudels Kern:
Sängerin der italienischen Gruppe Ataraxia ist Francesca Nicoli, die in der Vergangenheit auch in der Formation Camerata Mediolanense mitwirkte.
Nenn mir mal irgendwelche Kontroversen aus den letzten sagen wir mal 10 Jahren. Als ob sich ein Mensch wie Elena Previdi nicht einfach mal weiterentwickeln und verändern kann. Da hat man mal vor 20 Jahren oder so mit falschen Leuten zusammengearbeitet und dann hängt einem das noch Jahrzehnte hinterher...

Und warum Du mir jetzt in einem Thread, wo es mit um die heutige Szene geht mit Death in June kommst, bleibt auch Dein Geheimnis. Denn ich habe ja oben explizit drauf hingewiesen, dass die Szene in den 90ern und 2000ern von Neonazis unterwandert wurde. Mir geht es aber vor allem um die Entwicklung des letzten Jahrzehnts. Da zählt ein brasilianischer Gitarrist genauso zum Spektrum des Genres wie eine Anarcho-Punkerin aus den USA. Und wenn Du Tony Wakeford, der seit vielen Jahren nix mehr gebacken bekommt, sagst, dann sage ich Jérôme Reuter - der mit seiner Band ROME sich seit vielen Jahren klar links positioniert und hier in Mitteleuropa sehr viel für die Entwicklung des Genres macht.
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