COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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zackzackab
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von zackzackab »

Andre Peschke hat geschrieben: 18. Mär 2020, 16:25 "Es ist ein Privileg, bei sicherem Gehalt Homeoffice betreiben zu können und ebenso die Möglichkeit, "Social Distancing" ohne Begleitschäden durchziehen zu können. Wenn man dann anderen vorwirft - ohne jede Kenntnis von deren Lebenssituation - dass sie sich weniger vorbildlich verhalten als man selbst, gerinnt diese Haltung rasch zur Herablassung. Wie der gruselige Hass und Spott über den "dummen Pöbel", der es nötig hat, mehr Klopapier als sonst zu kaufen. Es handelt sich um Ängste, die man auch ernstnehmen könnte, statt sich darüber lustig zu machen."
Wenn ich aktuell rausgehe, habe ich eher das Gefühl, dass die Menschen achtsamer und rücksichtsvoller miteinander umgehen.
Gespräche über das Befinden an der Supermarktkasse abends wirken zugewandter und aufrichtiger interessiert als sonst.
Und "gruseligen Hass" auf "dummen Pöbel" wegen leerer Klopapierregale habe ich draußen bisher auch noch nicht erlebt.
Verärgerung vielleicht, was ich bei jemandem, der kein Klopapier mehr abbekommt, weil ein anderer vorher mehrere Packungen auf Vorrat gekauft hat, in "Kenntnis" von seiner / ihrer "Lebenssituation" in dem Moment für nachvollziehbar halte. Eine Gleichsetzung von diesem Ärger mit "gruseligem Hass und Spott" über" dummen Pöbel" finde ich undifferenzierten Blödsinn. Erst recht würde ich diesen nachvollziehbaren Ärger nicht mit der fehlenden Bereitschaft gleichsetzen, die Sorgen ernstzunehmen, die aus Hamsterkäufen sprechen. Die Ängste die eigenen Einkäufe nicht mehr erledigen zu können, sind genau so nachvollziehbar wie die, die zu den leeren Regalen führen. Deshalb ist aus meiner Perspektive die von Dir zitierte Passage eher eine provokante Zuspitzung als eine Spiegelung eines so tatsächlich existierenden, schwerwiegenden Missstands. Es wäre schön gewesen, wenn Herr Lobo seine Feststellungen mit konkreten Beispielen unterfüttert hätte. So finde ich es schlicht enttäuschend, wenn Herr Lobo auf der einen Seite (richtigerweise) darauf drängt, das Hamsterkaufverhalten einiger (auch) als Ausdruck einer ernstzunehmenden Sorge interpretiert wird und möchte, dass man auf diese Bevölkerungsteile zugeht, auf der anderen Seite aber im meinetwegen mitunter auch beißenden Spott über leere Klopapierregale keine ebenso legitimen Sorgen erkennen mag und sie sogar noch als Hass und Spott über dummen Pöbel abwertet.
Zuletzt geändert von zackzackab am 18. Mär 2020, 17:17, insgesamt 2-mal geändert.
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johnnyD
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von johnnyD »

Andre Peschke hat geschrieben: 18. Mär 2020, 16:25 ...
Nach hinten raus wird die Ansprache ein wenig rantig und ich habe das Gefühl, dass er da dann seinerseits ein wenig undifferenziert wird. Da biegt er dann ab zur Aushöhlung des Rechtsstaats durch Corona-Sonderverordnungen. Der Logik, dass Präzendenzfälle die in einer solchen Ausnahmesituation geschaffen werden, direkt in den beschriebenen Abgrund führen, mag ich in der Strenge nicht folgen. Aber da das ja eher als Weckruf gedacht sein dürfte und ich in der Sache zustimme: Geschenkt.

Andre
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zackzackab
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von zackzackab »

johnnyD hat geschrieben: 18. Mär 2020, 16:59 Passend dazu, sofern noch nicht geschehen und für jemanden interessant, anbei die Allgemeinverfügung des Freistaats Bayern

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eXodus
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von eXodus »

Sagt mal, ist es denn in euren Regionen noch so, dass Menschen im Freien in größeren Gruppen in Cafés sitzen und sowas?
Mein Vater schickte mir ein Foto aus Leipzig wo heute noch massenhaft Menschen auf dem Marktplatz zusammensaßen. Manche betteln ja förmlich um Ausgangssperren.
In New York ist der Times Square übrigens praktisch leer, die Straßen (Autos ausgenommen natürlich) auch.
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johnnyD
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von johnnyD »

zackzackab hat geschrieben: 18. Mär 2020, 17:06 ...

Bist Du Bundesangestellter (Dein Account-Profil) bei der BA? (Antwort ggf. gerne auch per PM)
Ja, die Agentur für Arbeit ist mein Arbeitgeber :)
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Grumbledook
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Grumbledook »

Schon. Aber als Gegenfrage: Wenn in Teilen Landesregierung und Kommunen alles dafür tun, Restaurants, Cafes, Buchhandlungen, Friseurgeschäfte etc zumindest mit eingeschränkten Öffnungszeiten und unter Auflagen geöffnet zu halten, warum sollte man das dann nicht nutzen? Wozu sind die überhaupt offen? Manche Geschäfte wollen ja jetzt schon schließen, trauen sich aber nicht aus Angst, damit den Anspruch auf vermeintlich unbürokratische Finanzhilfen zu verwirken.
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DickHorner
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DickHorner »

Grumbledook hat geschrieben: 18. Mär 2020, 17:27 warum sollte man das dann nicht nutzen?
Das ist Dir nicht klar?
zackzackab
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von zackzackab »

Wenn jemand in Anbetracht des Ausnahmezustands Fragen zum Thema Jobcenter / ALG II hat, kann er's gerne mit ner PM bei mir versuchen. Da bin ich vom Fach.
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

zackzackab hat geschrieben: 18. Mär 2020, 16:52 Wenn ich aktuell rausgehe, habe ich eher das Gefühl, dass die Menschen achtsamer und rücksichtsvoller miteinander umgehen.
Gespräche über das Befinden an der Supermarktkasse abends wirken zugewandter und aufrichtiger interessiert als sonst.
Ich glaube, das ist wieder das Realwelt vs. Social-Media-Schisma. Lobo ist ja eher Netzkultur-Beobachter, als der freien Wildbahn zugewandt.

Im alltäglichen Umgang bemerke ich offengestanden gar keinen Unterschied. Die von Lobo attestierten Haltungen habe ich online tatsächlich schon sehr, sehr oft gesehen. Ein Nachdenken über eigene Privilegien oder anderer Menschen Benachteiligungen noch nicht. Aus der Richtung hat der Beitrag schon zu mir gesprochen. Auch weil er ja ein wenig an die Diskussionen hier anknüpfte.

Andre
Grumbledook
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Grumbledook »

DickHorner hat geschrieben: 18. Mär 2020, 17:30
Grumbledook hat geschrieben: 18. Mär 2020, 17:27 warum sollte man das dann nicht nutzen?
Das ist Dir nicht klar?
Hm, Missverständnis? Mir geht's eher umgekehrt. Ich frage mich, warum die geöffnet bleiben müssen. Aber ich wundere mich nicht, dass es auch Leute gibt, die das anders sein.
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Andre Peschke hat geschrieben: 18. Mär 2020, 17:36 Ich glaube, das ist wieder das Realwelt vs. Social-Media-Schisma. Lobo ist ja eher Netzkultur-Beobachter, als der freien Wildbahn zugewandt.
Wobei es auch da ein Mittelding gibt. Hier in der Gegend sind drei Blumenläden. Einer hat auf als wäre nix, einer ist mit Verweis auf die angeordnete Schließung zu, der dritte hat die Öffnungszeiten reduziert und bedient nur noch an der Ladentür. Das kann ich kommentieren so laut und lange ich will. Das ist einfach nur Quatsch - wenn es notwendig ist zu schließen ist es notwendig.
Mein Brötchengeber ist auch zu und ab April ist Kurzarbeit angesagt. Finde ich persönlich nicht geil und das wird finanziell mal so richtig weh tun. Zu schließen ist und bleibt aber richtig. Das ändert nichts daran, dass die wirtschaftlichen Risiken bei dieser Pandemie bislang sehr unterschiedlich verteilt sind. Selbstständige Künstler, Schauspieler, Dozenten und ähnliches können sich wirtschaftlich gerade den Strick nehmen bzw. Grundsicherung beantragen. Denen sind auf Schlag sämtliche Einnahmequellen weggebrochen und da gibt es viele, die gerade nicht wissen wie sie die nächste Miete bezahlen sollen. Einzelhändler sitzen in geschlossenen Läden ohne Umsätze bei denen aber z.B. die Mietverpflichtungen einfach weiterlaufen. Da kann der Bund noch so sehr Kredite zur Verfügung stellen - das ändert nichts daran, dass man gerade versucht Unternehmen mit Krediten zu retten die auf irgendwie unbestimmte Zeit 0 Umsatz machen. In 2-3 Monaten gibt das eine gewaltige Pleitewelle.

Hier in der Nachbarschaft gibt es einen kleinen Geschenkartikel und Einrichtungsladen. Der hatte gerade angefangen sein Sortiment auf Osterartikel und Deko umzustellen und hatte dafür ordentlich eingekauft - jetzt ist der Laden bis nach Ostern zu. Das ist ein Totalverlust...
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

Rince81 hat geschrieben: 18. Mär 2020, 17:50 Da kann der Bund noch so sehr Kredite zur Verfügung stellen - das ändert nichts daran, dass man gerade versucht Unternehmen mit Krediten zu retten die auf irgendwie unbestimmte Zeit 0 Umsatz machen. In 2-3 Monaten gibt das eine gewaltige Pleitewelle.
Altmaier hat ja zumindest versprochen, dass gerade den kleineren Unternehmen und den Selbstständigen auch mit direkten Mitteln (lies: ohne Rückzahlung) geholfen werde, man arbeite da an Maßnahmen etc. Ob/was da tatsächlich kommt, kann ich natürlich nicht beurteilen und dass am Ende nicht doch viele auf der Strecke bleiben, wäre tatsächlich eher überraschend.
Grumbledook hat geschrieben: 18. Mär 2020, 17:27 Schon. Aber als Gegenfrage: Wenn in Teilen Landesregierung und Kommunen alles dafür tun, Restaurants, Cafes, Buchhandlungen, Friseurgeschäfte etc zumindest mit eingeschränkten Öffnungszeiten und unter Auflagen geöffnet zu halten, warum sollte man das dann nicht nutzen?
Zumindest hier in Bayern sind die Öffnungen noch verbunden mit der Verordnung max 30 Personen und 1.5. Meter Mindestabstand. Keine Ahnung, wie das bundesweit ist. Ich vermute, die Politik versuch den volkswirtschaftlichen Schaden zu begrenzen, indem sie bei den Regelungen noch ein paar Luftlöcher lassen, wo sie nur können. Die betroffenen Cafés etc stehen eh vor dem Abgrund und nutzen innerhalb dieses gebotenen Spielraums die Chance noch alles an Umsatz mitzunehmen, was geht. Die Menschen wiederum, sind vermutlich nicht durchgehend gut genug informiert oder verständig genug, um ihrerseits die Einhaltung selbst durchzuziehen und zu sagen: "Okay, da sind schon 30 Leute / da kann ich nicht den Mindestabstand einhalten, dann gehe ich mal weiter".

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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Andre Peschke hat geschrieben: 18. Mär 2020, 17:36 Die von Lobo attestierten Haltungen habe ich online tatsächlich schon sehr, sehr oft gesehen.
Man braucht ja nur mal Twitter zu öffnen und den Hashtag #Ausgangssperre einzugeben. Der HASS der einen „gegen die Pöbel da draußen“ entgegenschlägt ist beängstigend. Ja, ist nur Twitter. Aber auch in meiner Facebook Timeline habe ich lautstarke Forderungen nach Ausgangssperren schon gesehen. Von Leuten, die sonst eher sehr progressiv eingestellt sind. Eigentlich würde man das ja eher aus CDU Kreisen oder so vermuten. Aber gerade da scheint man da noch recht kritisch zu sein.

Auch das was Lobo kurz anreißt mit den Hass auf Müttern, die mit ihren Kindern rausgehen. Ist ner Freundin vorgestern so passiert. Sie war mit Tochter, 4 Jahre, draußen um mit ihr Fahrrad zu fahren. Abseits von irgendwelchen Menschenansammlungen, im Küchwald. Auf dem Weg nach Hause wurde sie dann von nem fremden Typen angeschrien, wie es doch sein kann, so eine „Virenschleuder“ (gemeint war das Kind) noch „auf die Öffentlichkeit loszulassen“. Allgemein müssen sich alleinerziehende Mütter immer wieder beschissene Sprüche anhören. Aber die jetzige Situation scheint bei einigen komplett das Hirn zu grillen.

Wenn man das erzählt bekommt, denkt man immer erstmal „Ach komm, das passiert doch nicht.“ - Aber doch... Gerade hier in Chemnitz kann einem das durchaus passieren, besonders wenn man ein wenig alternativer / punkiger / gruftiger gekleidet ist. :roll:

Ansonsten hat Lobo Recht (dass ich DAS mal schreibe) und gibt im wesentlichen die Bedenken von Rene Schlott in seinem SZ Artikel wieder.

Edit: Noch was erfreuliches: Heute kam meine Schoki-Nerven-Lieferungn. Man kann auch cooles Zeug hamstern! 8-)
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

Axel hat geschrieben: 18. Mär 2020, 18:21Sie jedenfalls musste sich stark zurückhalten den nicht zusammenzuschlagen und hat es mit einer deftigen Ohrfeige belassen.
Wenn ich sowas lese, kommen mir allerdings sofort Zweifel an der Authentizität einer Geschichte. Das man jemanden auf offener Straße wegen eines ungehobelten Zurufs ohrfeigt, das klingt immer eher nach Fantasie.

Nichtsdestotrotz: Ich beobachte auch, dass sich viel Frustration über "die dummen Menschen" entlädt. Nicht, dass ich das nicht verstehen würde: So langsam wird eben uns allen ein wenig Mulmig zumute. Sowas entlädt sich. Übersensibilität trifft auf Verantwortungslosigkeit trifft auf schwierige Informationslage - alles nicht leicht. Ich fand ja aber gerade eben den Hinweis auf unterschiedliche Lebenssituationen und den Versuch von Empathie durchaus nicht verkehrt.

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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von zackzackab »

Axel hat geschrieben: 18. Mär 2020, 18:21 Man braucht ja nur mal Twitter zu öffnen und den Hashtag #Ausgangssperre einzugeben. Der HASS der einen „gegen die Pöbel da draußen“ entgegenschlägt ist beängstigend.
Tu mir doch mal bitte den Gefallen und zitiere ein paar Bsp. Gerne auch als Link.
Und wenn Du es nicht öffentlich verlinken willst, weil Du das Publikum für solche Wortmeldungen nicht unnötig verbreitern willst, gerne auch als PM. Forderungen nach Ausgangssperren sind noch kein Hass. Frustration darüber, wenn Leute nicht bereit sind, sich zu informieren oder sich an ihnen bekannte Regeln oder Empfehlungen zu halten, ist nachvollziehbar. So wie mit Rücksicht auf die Lebenssituation, Sozialisation, den Bildungshintergrund, eben alle Umstände des Einzelfalls auch nachvollziehbar ist, warum sich manche Menschen nicht vernünftig verhalten. Und ja, es mag auch Fälle geben, in denen verünftiges Verhalten mangels Informationen um die Lage des Kritisierten zu Unrecht als unverantwortlich wahrgenommen wird. Aus meiner Sicht schreibt Sascha Lobo aber mit etwas zu spitzer Feder gegen solche Fälle an. Auf die Weise wirbt man sicher nicht erfolgreich für wechselseitiges Verständnis und Empathie.
Ich persönlich hab mir vorhin erstmal an Herr Reineke ein Bsp genommen und meiner älteren Nachbarin von gegenüber Hilfe bei Besorgungsgängen angeboten. Ob Sie das Angebot annimmt, bleibt abzuwarten. Gefreut hat sie sich auf jeden Fall.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Andre Peschke hat geschrieben: 18. Mär 2020, 18:36 [
Wenn ich sowas lese, kommen mir allerdings sofort Zweifel an der Authentizität einer Geschichte. Das man jemanden auf offener Straße wegen eines ungehobelten Zurufs ohrfeigt, das klingt immer eher nach Fantasie.
Ich finde „Virenschleuder“ durchaus mehr als ungehobelt. Und doch, sie ist so drauf wenn es um ihre Kind geht. Sonst echt ne Liebe, aber geh ihr Kind an und sie wird zur Furie und neigt zu heftigen emotionalen Ausbrüchen. Kann ich nachvollziehen, geht mir mit meinem Kater sehr ähnlich. Aber bei ner Mutter zu ihrem Kind ist es sicherlich nochmal krasser, besonders wenn es das einzig gute ist, was einem im Leben widerfahren ist. Aber lassen wir das, wird sonst zu privat. (Auch ich habe vor vielen Jahren schon eine -berechtigterweise- gescheuert bekommen, ich zweifle daher nicht dran. :mrgreen:)
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Ich bin heute zur Arbeit und habe auf dem Weg aufmerksam geschaut, wer so auf der Straße ist. Ohne Zwang wird das in diesem Land nichts. Dieselben Leute, die gerade zwanghaft Klopapier hamstern kriegen ihren Arsch einfach mal nicht auf die Couch. Das ist jetzt nicht die mal 10 Minuten aus der Einraumwohnung raus Fraktion sondern Leute, die sich nicht anders verhalten als sonst auch. Leute treffen, Party machen, in Cafés gehen und mehr. Das ist gerade aber aktuell maximal unsozial und egoistisch. Ich fände Ausgangssperren jetzt nicht erstrebenswert - bei der aktuellen Entwicklung des Fallzahlen können die aber bereits zum Wochenende notwendig sein um wenigstens irgendwas zu bewirken, noch haben zu viele eine Scheißegal Einstellung. Bis man selbst oder nahe Verwandte oder Freunde auf der Intensivstation liegen...
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

zackzackab hat geschrieben: 18. Mär 2020, 18:36 Aus meiner Sicht schreibt Sascha Lobo aber mit etwas zu spitzer Feder gegen solche Fälle an. Auf die Weise wirbt man sicher nicht erfolgreich für wechselseitiges Verständnis und Empathie.
Aber vielleicht regt er zum nachdenken an. Gerade in dieser netzaffinen Bubble wird er ja sehr rege gelesen. Und ich denke, dass drastische Sprache (oder „spitze Feder“) sicherlich wirksamer ist, als ein trocken vorgetragener Text.

Ich kann die Frustration irgendwo auch nachvollziehen und verstehen. Jedoch sind wir Menschen nunmal auch soziale Wesen. Und für viele sind Freunde vielleicht auch der einzige Halt. Rein logisch mag eine Bitte „bleibt fern voneinander“ ankommen. Aber emotional sieht das bei vielen anders aus. Wir im Freundeskreis werden das auch nicht durchhalten können. Und uns dann je nachdem wenn das Wetter schön ist vielleicht auch in ner größeren Freundesgruppe im Wald oder so treffen, wo sonst keine Leute sind. Isolation ist sehr hart, besonders in Single-Haushalten. Was man halt machen kann ist zu versuchen fremde Menschen nicht reinzuziehen. Und je nachdem wie lange die Maßnahmen gehen, kriegt man das vielleicht auch ohne hin. Aber wenn es länger als 3-4 Wochen oder so dauert, dann muss das irgendwann sein. Allein um sich gegenseitig ein wenig Kraft aufzutanken.

Und was man ja auch nicht vergessen darf: Manche Menschen vermeiden Nachrichten und Medien allgemein. Gerade wenn so ein Thema seit wochen stakkatoartig einprasselt. Da machen manche komplett dicht. Öffnen kein Facebook mehr, gucken keine Tagesschau. Da kann etwa das RKI oder später die Bundeskanzlerin noch so viel aufrufen. Das wird einige garnicht wirklich erreichen. Hier haben IMO irgendwo auch die Medien schuld, weil es sonst ja gar kein anderes Thema mehr gibt.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von TheGameOli »

Axel hat geschrieben: 18. Mär 2020, 19:24 Was soll eine alleinerziehende Mutter beispielsweise anderes machen als das Kind mit zum einkaufen zu nehmen? Gerade kleine Kinder lässt man nicht allein. Und sollen Kinder nun allgemein wochenlang eingeschlossen bleiben? Das ist doch Wahnsinn! Kinder MÜSSEN raus! Sich austoben, sich bewegen. Alles andere wäre nachhaltig schädigend für die Entwicklung eines Kindes.
Wenn man nur das Beispiel Schule nimmt dann kann auch eine alleinerziehende Mutter das Kind sehr wohl für eine gewisse Zeit alleine lassen, Kinder im allgemeinen sind ja auch nicht blöd oder Fackeln dir sofort die Bude ab. Nur weil die Schulen dicht sind brauchen Kinder keine 24 Stunden rundum Betreuung der Eltern.

Beispiel: Meine Mutter arbeitet in einem Lebensmittelgeschäft und da kommt dann ne Mutti mit ihren 2 Kindern rein (beide älter als 10) tatschen alles im Laden an und gekauft wird 1 Sache. Sorry Axel aber diese Mutter hat nicht alle Latten auf dem Zaun und dann sind's in dem Moment mobile Seucheneinheiten.
Und wieso überhaupt aufregen? 1 Post vorher hast du gesagt das wenn man etwas drastischer ist (spitze Feder und so), das dann wirksamer ist.

Und wenn ich Mütter und Väter mit ihren Kindern sehe wie sie bei dem schönen Wetter auf dem Spielplatz spielen, sorry dann frag ich mich auch ob die Eltern rein gar nichts verstanden haben. Und dann ist die Regierung nicht schuld wenn es eine Ausgangssperre gibt, dann kann man sich bei diesen Eltern gerne beschweren.
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

Leute, ich erinnere daran: Es gibt in Jochens Abwesenheit hier keine Diskussionen über Jochen. Das gilt auch hier. Zwingt mich nicht das alles zu löschen. Da ist eine strikte Abmachung und darüber lasse ich auch keine Diskussion zu.
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