COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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HerrReineke
Archduke of Banhammer
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von HerrReineke »

Rince81 hat geschrieben: 17. Jun 2020, 00:30 Wenn die sächsische Ministerin nun befürchtet:
"Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Corona-Warn-App künftig quasi zu einem Passierschein für Läden und Veranstaltungen missbraucht wird – also zur Voraussetzung, diese besuchen zu können. Um dies rechtlich auszuschließen muss der Bund die dazu notwendigen gesetzlichen Regelungen treffen.“
ist das ein völlig anderer Sachverhalt und zwar einer, der bei grundlegender Kenntnis der Funktionsweise der deutschen App an den Haaren herbeigezogen ist. Mehr noch, als Veranstalter müsstest du völlig irre sein um überhaupt auf die Idee zu kommen...
Dem Ergebnis würde ich widersprechen:
Ja, die App verhindert in dem Moment keine Infektionen. Aber bei entsprechendem Verbreitungs- und Nutzungsgrad steigt zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass Nutzer der App in den letzten 14 Tagen keinen Kontakt zu Infizierten hatten, der eine Ansteckung wahrscheinlich gemacht hätte. Denn ansonsten hätte die App den Nutzer ja möglicherweise warnen können. Und desto mehr Geschäfte die Nutzung als Bedingung haben, desto höher dürfte der Verbreitungs- und Nutzungsgrad werden (auch, wenn nur minimal höher).
Wenn man als Veranstalter/Geschäftsinhaber nur Personen einlässt, denen derzeit ein "niedriges Risiko" angezeigt wird und die min. X Tage aktiv waren in der App (wird ja beides direkt angezeigt), dann hätte das durchaus einen Anreiz. Selbst, wenn die Risikoreduktion eine infizierte Person unter den Gästen zu haben nur minimal beeinflusst wird. Was wären die Kosten (wirtschaftlich und PR), wenn jemand auf deiner Veranstaltung sich nachträglich als positiv herausstellt und sich deine Mitarbeiter_innen und alle anderen Gäste in vierzehntägige Quarantäne begeben und Tests unterziehen müssten?

Ich würde auch sagen: Die Kosten sowas durchzusetzen würden den Nutzen nicht übersteigen und ein Nutzen wäre nur sehr gering. Aber ich würde nicht bestreiten wollen, dass man als Inhaber durchaus einen Nutzen erkennen könnte und (je nach eigener wirtschaftlicher Lage) jeden Strohhalm nimmt, den man nehmen kann.
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DickHorner
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DickHorner »

Also, da weiß ich gar nicht was ich sagen soll.
Es scheint fast so, als sollen ums Verrecken Gründe gefunden werden, warum diese App Mist ist.

Das billigste Handy, das die Voraussetzungen erfüllt, kostet ~36,- €
https://geizhals.de/?cat=umtsover&xf=10 ... 48_Android

Und @Huawei: wenn sich jemand ein aktuelles Huawei-Telefon kauft, wird sie sich wohl Gedanken gemacht haben, wie sie an ihre Apps kommt. Gibt ja noch andere Repos als den Play Store.

Es ist gut, dass die App endlich kommt, und es ist gut, dass es keine zentrale Datensammlung gibt.

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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Axel hat geschrieben: 16. Jun 2020, 23:13
Dann hat das Kekule im Podcast noch ein wenig weiter gedacht: Wenn sich rumspricht, dass die App eben auch falsche Alarme sendet, wie ernst werden diese dann noch genommen? Also angenommen jemand hat am Wochenende ne Grillparty und Freitag bekommt er ne Warnung über die App. Wird er die Grillparty absagen im schönstem Sommerwetter? Oder wird sich dann jemand von selbst in eine 14 tägige Quarantäne begeben, wo alle anderen wieder ein halbwegs normales Leben leben? Würde der Arbeitgeber Verständnis zeigen? Solche Überlegungen halt.

Also einerseits ist die Konzeption der App sehr lückenhaft, weil eben nicht auf GPS und WLAN Daten zugegriffen wird um einen etwas näheren Kontext zu erstellen. Und andererseits: Wie gehen die Menschen mit den Warnungen individuell um? Wenn man beides zusammennimmt, dann kann man lt Kekule schon Zweifel haben, ob die App wirklichen Nutzen bringt oder nicht viel eher für ein falsches Sicherheitsgefühl sorgt und die Leute dadurch unvorsichtiger werden.
Macht keinen Unterschied weil die grillparty vermutlich eh nicht erlaubt ist, außerdem sollte man das dann absagen, ja.

Gerade die Konzeption ist doch erstmal ganz schlau, weil es standort Daten eben nicht erfasst. Außerdem ist der größere Nutzen auch nicht gleich da, wenn du weißt wann und wo der vermutliche Kontakt war. Da warst du zb im rewe - null geholfen, dafür gibt's Bewegungsprofile von jedem.
Wenn die Menschen sich damit zu sicher fühlen, liegt das am generellen unterschätzen der Lage. Ich kann mir das nur so erklären, dass die Konsequenzen dieses nicht sichtbaren Problems für Laien zu abstrakt klingen um auf längere Dauer Beschneidungen hinzunehmen. Da scheint es bei manchen dann schlicht egal was Fachleute sagen. Ein zu hohes Sicherheitsgefühl ist da vermutlich an jenen Unwillen gebunden, a la "ich hab doch die app, was wollen die denn noch?".
Kekule scheint oft überkritisch, so als wolle er einfach dagegen sein.
JanTenner
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von JanTenner »

Alexander Kekulé als Corona-Experte entlarvt: „MaiLab“ erklärt das Problem
Und Prof. Kekulé? Hierfür zieht Nguyen-Kim eine Aussage von Wissenschaftsjournalist Volker Stollorz (Leiter des Media Science Centers in Köln) hinzu. Dieser hatte gegenüber „radioeins“ verraten, dass Kekulé in den vergangenen Jahren zum Fortschritt der Virologie „nichts mehr beigetragen“ hat. Mehr noch: „Über Coronaviren hat er faktisch nie publiziert.“

Er nutze seine Autorität als Professor geschickt, um seine Meinung zu äußern und suche das Rampenlicht. Das sei natürlich lukrativ für Journalisten. „MaiLab“ möchte Prof. Kekulé dennoch die „virologische und epidemiologische Fachexpertise“ nicht absprechen: „Grundsätzlich finde ich nicht, dass man selbst an Corona forschen muss, um einer breiten Öffentlichkeit die wissenschaftlichen Grundlagen zu erklären.“

Nur dürfe man Medienpräsenz nicht automatisch gleichsetzen mit Kompetenz. Genau das geschehe aber in der breiten Masse. So fordert „maiLab“: „Je größer die Reichweite, desto verantwortlicher muss man mit seiner Wissenschafts-Kommunikation und seinem Expertenstatus umgehen.“
Sehe Herrn Kekule und seine Aussagen eher kritisch. Zumindest sollte man ihn nicht als einzige Quelle der Wahrheit ansehen.
biaaas
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von biaaas »

JanTenner hat geschrieben: 16. Jun 2020, 21:58 Woher kommt das? Ja vermutlich ist die App nicht perfekt - nicht jeder kann oder will sie benutzen. Aber selbst wenn die App auch nur ein bisschen die weitere Ausbreitung verlangsamt und / oder dadurch ein paar Menschen weniger krank werden oder sogar sterben ist das doch schon ein Erfolg und wert es zu versuchen.
Ganz so einfach ist es leider nicht. Im Moment werden für die App die Playdienste benötigt, damit die App so auf Bluetooth zugreifen kann wie sie es braucht. Erst später soll diese Funktion in den "Kern" wandern. Viele die den Playstore nicht nutzen, nutzen aus naheliegenden Gründen auch keine Playdienste. Die müssen warten. Allerdings ist die Anzahl dieser Menschen so gering...
Zuletzt geändert von biaaas am 17. Jun 2020, 09:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

JanTenner hat geschrieben: 17. Jun 2020, 09:00 Sehe Herrn Kekule und seine Aussagen eher kritisch. Zumindest sollte man ihn nicht als einzige Quelle der Wahrheit ansehen.
Die Diskussion gab es ja recht heiß, nachdem er Drosten kritisiert hatte. Seine Kritik an Drostens Erstveröffentlichung, war aber - wie ich das mitbekommen habe - durchaus korrekt. Es war nur ein kleiner Tiefschlag, weil Drosten viele der Kritikpunkte schon selbst eingeräumt hatte und Kekulé sich nur an der sehr eindeutigen Art mancher Empfehlungen aufhing.

Wenn es um den Virus an sich geht - zB also, welche Medikamente wirken könnten, wie er sich vermehrt etc - dürfte ihm Drosten als Forscher weit voraus sein. Umgekehrt ist Kekulé AFAIK derjenige von beiden, der sich seit Jahren mit der Logistik von Epedimiebekämpfung befasst. Er dürfte theoretisch also qualifizierter sein, die Eindämmungsmaßnahmen des Bundes zu beurteilen. Konkret bei einer App & moderner Technologie wäre ich dann auch wieder skeptischer. Aber es geht ja nicht um Detailkritik.

Der Einwand von Kekulé erscheint mir ziemlich simpel und logisch nachvollziehbar: Die App verzichtet auf Präzision zugunsten von Datenschutz - wie von vielen von "uns" ja gewünscht. Dadurch kann sie natürlich weniger trennscharf das tatsächliche Risiko identifizieren und wird mehr Warnungen produzieren, als bei einer genaueren Standortbestimmung.

Was er IMO ausklammert ist, dass die von ihm skizzierten Folgen ja nicht zwangsläufig eintreten. Man kann das ja durch mehr Personal für die Hotline abfangen, die eine Art vorab Screening machen etc. Das geschah ja bei der Hotline auch vorher schon. Wenn du da angerufen hast, wurden deine groben Symptome abgefragt, mit wem du Kontakt hattest etc und in den allermeisten Fällen hieß es eben nicht "Ab zum Test!", sondern "Ja, bleib mal daheim und schau, wie sich das entwickelt".

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Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

HerrReineke hat geschrieben: 17. Jun 2020, 08:11 Wenn man als Veranstalter/Geschäftsinhaber nur Personen einlässt, denen derzeit ein "niedriges Risiko" angezeigt wird und die min. X Tage aktiv waren in der App (wird ja beides direkt angezeigt), dann hätte das durchaus einen Anreiz. Selbst, wenn die Risikoreduktion eine infizierte Person unter den Gästen zu haben nur minimal beeinflusst wird. Was wären die Kosten (wirtschaftlich und PR), wenn jemand auf deiner Veranstaltung sich nachträglich als positiv herausstellt und sich deine Mitarbeiter_innen und alle anderen Gäste in vierzehntägige Quarantäne begeben und Tests unterziehen müssten?
Ich komme aus der Kultur/Kino/Veranstaltungsecke. Wir haben in den vergangenen Wochen die von unserer Landesregierung ausgegeben Corona Auflagen komplett umgesetzt, wir haben dabei sogar auf den Datenschutz geachtet - im Gegensatz zu vielen Kollegen aus der Gastronomie. :ugly: Ich behaupte daher, dass ich mit dem Ohr relativ dicht an dem Problem dran bin. Ich kenne die Klagen, Sorgen und Nöte und ich behaupte, dass aktuell kein Geschäftsinhaber oder Veranstalter auf die Idee kommen würde sich zusätzliche Auflagen auszudenken. Das Risiko, dass auf einer Veranstaltung Teilnehmer später positiv getestet werden besteht aktuell immer...
Dazu kommt, dass die Handys der Mitarbeiter von entsprechenden Branchen mit Publikumsverkehr schon rein statisch die ersten sein werden, bei denen das Risiko hochschießen wird sofern die bei der Arbeit das Gerät in der Nähe haben...
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

DickHorner hat geschrieben: 17. Jun 2020, 08:19 Ernsthaft Axel, drei Minuten Faktencheck bevor Du Dein Kopfkino anschmeißt, das würde Dir glaube ich echt viel Frieden bringen.
1. Ich bin friedlich wie lange nicht.
2. Ich mache nur auf die Not der Ärmsten in der Gesellschaft aufmerksam. Sowie einige Politiker der Linken und Grüne, die ich verlinkt habe.

Übrigens sind immer noch 120 Tafeln bundesweit geschlossen. Und in den letzten Wochen kommen immer mehr junge Menschen zu den Tafeln. https://www.neues-deutschland.de/artike ... afeln.html
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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Axel hat geschrieben: 17. Jun 2020, 00:05
Rince81 hat geschrieben: 16. Jun 2020, 23:52 Mal ganz doof gefragt - wie kommt sie auf diese Idee? Und warum sollte irgendein Supermarkt oder irgendein Veranstalter auf diese Idee kommen? Die Verwendung der App an sich verhindert in dem Moment und vor Ort keine einzige Infektion.
Wahrscheinlich Erfahrung aus der Maskenpflicht. Denn es gibt nicht wenige Läden, Restaurants oder Arbeitgeber die medizinische Ausnahmen (etwa belegt durch einen Attest oder Schwerbehindertenausweis) nicht akzeptieren und die Menschen aussperren. Seit Wochen gibt es da zahlreiche Beschwerden bundesweit bei den Anti-Diskriminierungsstellen.
Die Betreiber verstecken sich dann hinter dem „Hausrecht“.
Manche Kunden fühlen sich unwohl, wenn sie Menschen ohne Maske sehen. Aber sie können nicht sehen, ob jemand die Corona-App auf seinem Handy installiert hat oder nicht. Also kann das den Ladenbetreibern doch egal sein. Die Politik könnte für Großveranstaltungen wie Bundesliga-Spiele oder Konzerte eine App-Pflicht beschließen, aber ganz sicher nicht für Supermärkte oder andere Geschäfte. Das wäre nicht verhältnismäßig.
Andre Peschke hat geschrieben: 17. Jun 2020, 09:34
JanTenner hat geschrieben: 17. Jun 2020, 09:00 Sehe Herrn Kekule und seine Aussagen eher kritisch. Zumindest sollte man ihn nicht als einzige Quelle der Wahrheit ansehen.
Die Diskussion gab es ja recht heiß, nachdem er Drosten kritisiert hatte. Seine Kritik an Drostens Erstveröffentlichung, war aber - wie ich das mitbekommen habe - durchaus korrekt. Es war nur ein kleiner Tiefschlag, weil Drosten viele der Kritikpunkte schon selbst eingeräumt hatte und Kekulé sich nur an der sehr eindeutigen Art mancher Empfehlungen aufhing.
Die Kritik war sachlich begründet, aber hätte niemals in der Öffentlichkeit ausgetragen werden dürfen. Dadurch wurde ein völlig verzerrtes Bild vermittelt. Nicht der Inhalt der Studie wurde kritisiert, sondern die statistischen Methoden. Die dienen grob gesagt den Zufall rauszurechnen. Alle Studien zu Viruslast die danach in anderen Ländern durchgeführt wurden, sind zu dem gleichen Ergebnis gekommen. Möglicherweise ist die Viruslast bei Kindern etwas geringer, aber ob jetzt jemand 9 oder 10 Menschen ansteckt, ist im Grunde irrelevant. In Schweden haben in der Altersklasse der 0-19-Jährigen schon mehr Menschen die Infektion durchgemacht als in der Altersklasse der 20-65-Jährigen. Und das obwohl auch in Schweden für die Schüler der Mittel- und Oberstufe der Unterricht ausgefallen ist.
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HerrReineke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von HerrReineke »

Rince81 hat geschrieben: 17. Jun 2020, 09:39 Ich komme aus der Kultur/Kino/Veranstaltungsecke. Wir haben in den vergangenen Wochen die von unserer Landesregierung ausgegeben Corona Auflagen komplett umgesetzt, wir haben dabei sogar auf den Datenschutz geachtet - im Gegensatz zu vielen Kollegen aus der Gastronomie. :ugly: Ich behaupte daher, dass ich mit dem Ohr relativ dicht an dem Problem dran bin. Ich kenne die Klagen, Sorgen und Nöte und ich behaupte, dass aktuell kein Geschäftsinhaber oder Veranstalter auf die Idee kommen würde sich zusätzliche Auflagen auszudenken. Das Risiko, dass auf einer Veranstaltung Teilnehmer später positiv getestet werden besteht aktuell immer...
Dazu kommt, dass die Handys der Mitarbeiter von entsprechenden Branchen mit Publikumsverkehr schon rein statisch die ersten sein werden, bei denen das Risiko hochschießen wird sofern die bei der Arbeit das Gerät in der Nähe haben...
Und ich kenne im Gegenzug Unternehmen, die sehr wohl überlegen, eine Art "App-Pflicht" bei sich einzuführen - oder zumindest ernsthaft drüber nachgedacht haben. Das sind aber keine Sachen mit "Laufkundschaft" wie die Gastronomie, sondern z.B. Tanzschulen, Yogakurse etc. Die sind sehr froh wieder offen zu haben, betrachten die App teilweise als einen "Bonus" an Sicherheit für ihre Kunden und wollen vor allem verhindern, dass Trainer/Lehrer etc. in Quarantäne müssten und damit nicht nur ein Kurs, sondern teilweise sehr viele bis alle Kurse erneut ausfallen und dann entsprechende Verluste entstehen.
Leonard Zelig hat geschrieben: 17. Jun 2020, 11:11 Manche Kunden fühlen sich unwohl, wenn sie Menschen ohne Maske sehen. Aber sie können nicht sehen, ob jemand die Corona-App auf seinem Handy installiert hat oder nicht. Also kann das den Ladenbetreibern doch egal sein. Die Politik könnte für Großveranstaltungen wie Bundesliga-Spiele oder Konzerte eine App-Pflicht beschließen, aber ganz sicher nicht für Supermärkte oder andere Geschäfte. Das wäre nicht verhältnismäßig.
Das "Problem" ist ja weniger, ob sich die Bundes- bzw. Landesregierungen überlegen, bestimmte Veranstaltungen App-Pflichtig zu machen - da glaube ich schlicht nicht, dass das passiert.Es geht eher darum, dass Privatunternehmen hier ihr Hausrecht einsetzen könnten, um das zu erzwingen. Quasi: Die Bundesliga verpflichtet sich freiwillig selbst dazu nur noch Zuschauer mit App einzulassen, damit man wieder vor voll(er)en Rängen spielen kann. Und wenn am Eingang von allen das Risiko in der App kontrolliert und man nur reingelassen wird, wenn man da ein geringes Risiko stehen hat, dann glaube ich schon, dass das Menschen in (falsche) Sicherheit wiegen kann. Man muss nicht sehen, dass jeder andere die App hat. Wenn sowas an Eingängen kontrolliert wird kommt es vermutlich auf das selbe hinaus.

Ob irgendein Unternehmen nun versucht sowas tatsächlich umzusetzen: Ich glaube es eher nicht, weil es trotz allem schwer werden dürfte, dass nach außen hin gut zu "verkaufen". Aber ich kann sofort verstehen, warum Unternehmen darüber ernsthaft nachdenken und man deshalb lieber eine gesetzliche Regelung hätte, die sowas komplett verbietet anstatt nur zu hoffen, dass es schon niemand tun wird.
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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

HerrReineke hat geschrieben: 17. Jun 2020, 11:40 Quasi: Die Bundesliga verpflichtet sich freiwillig selbst dazu nur noch Zuschauer mit App einzulassen, damit man wieder vor voll(er)en Rängen spielen kann. Und wenn am Eingang von allen das Risiko in der App kontrolliert und man nur reingelassen wird, wenn man da ein geringes Risiko stehen hat, dann glaube ich schon, dass das Menschen in (falsche) Sicherheit wiegen kann.
Jedem sollte bewusst sein, dass ein Restrisiko immer bestehen wird. Aber solange die Prävalenz so niedrig ist wie aktuell (~6000 aktive Fälle in ganz Deutschland), könnten solche Maßnahmen schon der richtige Kompromiss sein. Dumm ist es mit den Lockerungen zu früh anzufangen, die USA dienen da aktuell sehr gut als abschreckendes Beispiel für den Rest der Welt. Als wir im April mit den Lockerungen angefangen haben, gab es auch viele düstere Prognosen, die aber alle nicht eingetroffen sind. Es ist sicher nicht einfach für die Politik das Risiko immer richtig abzuwägen.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

HerrReineke hat geschrieben: 17. Jun 2020, 11:40 Und ich kenne im Gegenzug Unternehmen, die sehr wohl überlegen, eine Art "App-Pflicht" bei sich einzuführen - oder zumindest ernsthaft drüber nachgedacht haben. Das sind aber keine Sachen mit "Laufkundschaft" wie die Gastronomie, sondern z.B. Tanzschulen, Yogakurse etc. Die sind sehr froh wieder offen zu haben, betrachten die App teilweise als einen "Bonus" an Sicherheit für ihre Kunden und wollen vor allem verhindern, dass Trainer/Lehrer etc. in Quarantäne müssten und damit nicht nur ein Kurs, sondern teilweise sehr viele bis alle Kurse erneut ausfallen und dann entsprechende Verluste entstehen.
Das entspricht aber sicher nicht der diskriminierten Zielgruppe die Axel im Blick hatte. :ugly: Ich verstehe worauf du hinaus willst - nur funktioniert das so einfach nicht und ich denke daher nicht, dass es jemand machen wird.
Wenn man für solche Veranstaltungen das Ansteckungsrisiko minimieren will geht das recht einfach. Abstand halten, Lüften, Masken tragen. etc. und das von Veranstalterseite konsequent umsetzen.
Eine App bei der sich der Risikostatus mit bis zu zwei Wochen Nachlauf auf die konkrete Veranstaltung ändern kann bietet keine zusätzliche Sicherheit - im Gegenteil, wenn sie gut funktioniert erhöht sie sogar das Quarantänerisiko da die App nur sagt, dass man Kontakt mit jemandem hatte, nicht aber wann und wo.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Plankster hat geschrieben: 17. Jun 2020, 12:52 In Ländern mit unregulierterer Regierung und/oder geringeren Datenschutzgesetzen bzw. unmündigeren Bürgern kommst du in urbanen Regionen ohne App in keinen Laden mehr rein. Wie z.B. China oder Indien.
Da gibt es aber auch einen staatlichen Zwang dazu diese Apps zu benutzen und dort sind es Tracking- und nicht Tracing Apps.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Peninsula »

Ja, ist aber von der anderen Seite her gedacht, finde ich es auch paradox: Es ist gang und gäbe und auch gesetzlich erlaubt, dass Clubs dich nicht reinlassen, weil du nicht "cool genug" bist, aber in der gegenwärtigen Ausnahmesituation soll es illegal werden, dass bspw. eine Kneipe verlangt, dass man so eine App am Eingang zeigt?
Meine eigene Meinung habe ich mir da noch nicht so wirklich zu gebildet, aber die Argumente würden mich schon interessieren. Grundversorgung muss natürlich für alle gewährleistet sein, aber wie ist es darüber hinaus?
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Leonard Zelig hat geschrieben: 17. Jun 2020, 11:11 Die Politik könnte für Großveranstaltungen wie Bundesliga-Spiele oder Konzerte eine App-Pflicht beschließen
Dann kannste die ganze Kulturbranche in Deutschland dicht machen. Bin mal gespannt was allgemein nach der Pandemie noch an Theatern, Clubs und Locations geben wird. Die haben alle immer noch Berufsverbot und zumindest hier in Sachsen gab es kaum bis keine Hilfen. So ist zum Beispiel unser international bekanntes Helmnot Theater aus Lichtenstein in existentieller Krise. Ganz unverschuldet. Und so geht es allen in der Kultur. Selbst die legendäre Moritzbastei in Leipzig, eine der wichtigsten Konzertlocations dort, steht unter Druck. Sollte es auch ab Herbst keine normalen Veranstaltungen geben, werden die schließen müssen - für immer. Damit würde Leipzig die wichtigste Location für alternative Kunst und Kultur in der Stadt verlieren!

Aber auch Einzelhändler sind noch lange nicht übern Berg. Ne Freundin von mir ist Blumenhändlerin und die hat hier in Sachsen - in einer mittelgroßen Kleinstadt im Erzgebirge - seit 2 Monaten wieder auf. Im Vergleich zum Vorjahr hat sie immer noch rund 50% Einnahmeausfall und auch 2 Monate nach Öffnung wollen die Leute nicht so recht kommen. Das liegt auch an der Maskenpflicht. Denn die sorgt dafür, dass die Leute aus den Innenstädten fern und zuhause bleiben. Zudem kommt bei ihr speziell auch noch dazu, dass die Aufträge für Brautstrauße und sowas weggefallen sind. Sie sagt auch, dass sie noch rund 3 Monate durchhalten kann, dann sind ihre ganzen Ersparnisse (die eigentlich mal für die Altersvorsorge gedacht waren) aufgebraucht. Sollte es dann nicht besser werden, war es das mit ihrer Selbstständigkeit. Ihre Mitarbeiterin die sie sonst hat muss nach wie vor in Kurzarbeit bleiben. Und auch sie wird da wohl kein Einzelfall sein.

Das sind alles so Folgen, die mir in den Medien - besonders in den ÖR - viel zu kurz kommen. Da gibt es kaum kritische Auseinandersetzungen mit den gesellschaftlichen Folgen. Besonders was Kultur und den kleinen Mittelstand betrifft.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Leonard Zelig hat geschrieben: 17. Jun 2020, 11:11 Die Politik könnte für Großveranstaltungen wie Bundesliga-Spiele oder Konzerte eine App-Pflicht beschließen, aber ganz sicher nicht für Supermärkte oder andere Geschäfte. Das wäre nicht verhältnismäßig.
Das sind potenzielle Super-Spreader Events. Vor einer Impfung oder einem Heilmittel she ich für Club-Konzerte und volle Stadien schwarz - ob mit App oder ohne.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Axel hat geschrieben: 17. Jun 2020, 14:26 Aber auch Einzelhändler sind noch lange nicht übern Berg. Ne Freundin von mir ist Blumenhändlerin und die hat hier in Sachsen - in einer mittelgroßen Kleinstadt im Erzgebirge - seit 2 Monaten wieder auf. Im Vergleich zum Vorjahr hat sie immer noch rund 50% Einnahmeausfall und auch 2 Monate nach Öffnung wollen die Leute nicht so recht kommen. Das liegt auch an der Maskenpflicht.
Nein. Ganz klar nein. Das liegt daran, dass die Leute, gerade ältere Angst vor einer Ansteckung haben und sich Fahrten in die Stadt, bummeln und ähnliches nach Möglichkeit klemmen. Wenn man jetzt die Maskenpflicht aufheben würde, dann würden die Umsätze sicher noch mehr einbrechen weil sich die Leute noch unsicherer fühlen würden.
Dann kannste die ganze Kulturbranche in Deutschland dicht machen. Bin mal gespannt was allgemein nach der Pandemie noch an Theatern, Clubs und Locations geben wird.
Hier wird es höchste Zeit, dass der Staat eingreift und bis auf weiteres zumindest die Fixkosten übernimmt. Sonst ist da 2021 wirklich kaum noch jemand da. Da sorgen mich eher weniger die Theater, die haben eine recht starke politische Lobby aber alles was als freie oder alternative Kulturszene unterwegs ist steht gerade wirklich mit dem Rücken zur Wand.
Zuletzt geändert von Rince81 am 17. Jun 2020, 14:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von jogspr »

Axel hat geschrieben: 17. Jun 2020, 14:26 Das liegt auch an der Maskenpflicht. Denn die sorgt dafür, dass die Leute aus den Innenstädten fern und zuhause bleiben.
Ich bezweifle stark, dass es die Maskenpflicht ist, die die Leute aus den Innenstädte hält, als vielmehr die Pandemie und das social distancing als Reaktion darauf.
Gruß
Jo
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DexterKane
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DexterKane »

Vor leidet ja auch nicht nur die Einzelhändler, bei vielen Leuten fehlt im Moment eben auch Geld zum shoppen.

Ich bin jetzt im dritten Monat in 50% Kurzarbeit und da ist mein Arbeitgeber noch nett, die 2 Wochen, die ich im Monat da bin (wie jetzt) ist kaum was zu tun. Daran wird sich auch (wir sind ein mittelständischer Anlagenbauer) auch wahrscheinlich bis zum Ende des Jahres wenig ändern, da unsere Kundschaft aufgrund der Krise halt auch erst mal die Füße stillhält und jetzt eher nicht investiert.

Folglich werde ich einen Teufel tun und jetzt irgendwelche Shoppingtouren machen, wo Geld eh grad knapp ist. Das hat nun wirklich nichts mit einer Maskenpflicht zu tun, sondern ist einfach wirtschaftliche Realität.
Relax, it's North-Korea. The nation state equivalent of the short-bus. - Sterling Archer
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Rince81 hat geschrieben: 17. Jun 2020, 14:37 Da sorgen mich eher weniger die Theater, die haben eine recht starke politische Lobby aber alles was als freie oder alternative Kulturszene unterwegs ist steht gerade wirklich mit dem Rücken zur Wand.
Als ob es keine Theater in der alternative Kulturszene gibt. ;)

Zum Thema Maskenpflicht und ausbleibende Kundschaft gab es schon vereinzelt Medienberichte, z.B.:
https://www.nordbayern.de/wirtschaft/ku ... 1.10160542?

Und das ist auch das, was auch besagte Floristin von ihren Kunden ständig hört: Solange es diese Pflicht gibt, werden diese nur das nötigste machen.

Angst vor dem Virus hat hier in Sachsen dagegen wirklich kaum jemand. Warum auch? Wir haben extrem niedriges Infektionsgeschehen - in manchen Landkreisen seit Wochen auch gar keines mehr. Oder wenn dann halt 4 oder 5 Infektionen pro Woche. Hier die aktuellen Zahlen: https://www.mdr.de/sachsen/corona-covid ... k-100.html

Ich höre das auch immer wieder aus meinem engeren und erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis: Vor dem Virus hat niemand Angst. Weder Jüngere noch Ältere. Die sehen ja auch das niedrige Infektionsgeschehen. Angst hat man viel mehr davor, dass nach der Pandemie keine Kultur und kein Einzelhandel mehr vor Ort da ist. Man muss ja sehen, dass wir in Sachsen viele ländliche Regionen haben. Wo es in den letzten Jahren schon ein Kampf war, dass sich diverse Einzelhändler in so Kleinstädten ansiedeln. Wenn da jetzt aber viele Gefahr laufen wieder dicht zu machen, dann wirft das ganze Regionen zurück.

Wahrscheinlich liegt das auch daran, dass unsere Gesundheitsministerin Petra Köpping gestern in der PK für den Juli in Aussicht gestellt hat die Maskenpflicht für den Einzelhandel wieder aufzuheben. Und eben auch an den dauerhaft wirklich niedrigen Zahlen.
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