COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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Terranigma
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Terranigma »

schneeland hat geschrieben: 20. Jun 2020, 19:00Bildungs-Ministerium NRW ist aber auch Difficulty Hard :ugly: (ein Bekannter, der an einer Berufsschule unterrichtet, hat auch schon Geschichten erzählt).
Die beiden Klassiker bisher sind:
(1) "Yo, by the way, hier eine total wichtige Information mit allerlei neuen Vorschriften. Sorry nochmal, dass ihr das erst am Freitagnachmittag erhaltet und die Vorschriften bereits ab nächsten Montag gelten. Ihr macht das schon irgendwie, ciao, schönes Wochenende noch!"

(2) Man erfährt wesentliche Hinweise und Informationen aus der Zeitung, und nicht vom zuständigen Ministerium.


NRW ist schon das NewGame+ der administrativen Inkompetenz.

schneeland hat geschrieben: 20. Jun 2020, 19:00Umgekehrt: wenn man sich Visualisierungen wie diese hier anschaut, dann spricht das für mich schon dafür, dass Covid-19 eben nicht normales Lebensrisiko ist.
Ich meinte dies bezogen im Hinblick auf die aktuelle (!) Wahrscheinlichkeit sich etwa in der Schule anzustecken. In meiner Region lagen die Fallzahlen die letzten Wochen im einstelligen Bereich und gestern gab das Gesundheitsamt die Info raus, dass es derzeit keine aktiven Fälle gibt. Wenn man unter diesen Bedingungen nicht darüber nachdenkt wieder zum regülären Betrieb überzugehen, so wäre halt die Frage: wie muss die Situation aussehen, dass wieder ein regulärer Betrieb möglich ist?

Das Ideal wäre natürlich, dass es einen Impfstoff gibt. Aber das ist leider nicht planbar. Es kann sein, dass es ihn ein paar Wochen gibt. Oder in einigen Monaten. Oder Jahren. Oder auch gar nicht. Wenn einstellige bis keine aktiven Fälle ein zu großes Risiko sind, um zum regulären Schulbetrieb zurückzukehren, so würde dies in der Konsequenz bedeuten, dass die Schulen mindestens noch für Monate im aktuellen Modus verbleiben müssen. Das wäre eine heftige Einschränkung und Zumutung nicht nur für die Schüler/innen, sondern auch Eltern.


Ich will da derzeit auch nicht Entscheidungsträger sein.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Terranigma hat geschrieben: 20. Jun 2020, 19:09 Das Ideal wäre natürlich, dass es einen Impfstoff gibt. Aber das ist leider nicht planbar. Es kann sein, dass es ihn ein paar Wochen gibt. Oder in einigen Monaten. Oder Jahren. Oder auch gar nicht. Wenn einstellige bis keine aktiven Fälle ein zu großes Risiko sind, um zum regulären Schulbetrieb zurückzukehren, so würde dies in der Konsequenz bedeuten, dass die Schulen mindestens noch für Monate im aktuellen Modus verbleiben müssen. Das wäre eine heftige Einschränkung und Zumutung nicht nur für die Schüler/innen, sondern auch Eltern.
Aktuell ist eine Schule in Berlin geschlossen wurden, da haben sich mindestens 5 Schüler und 3 Lehrer infiziert.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/coro ... g8es8UGHQc

Wenn wir eine zweite Welle bekommen oder in die Jahreszeit kommen in dem Erkältungen und Husten völlig normal sind, wie will man dann reagieren?

Irgendwie habe ich meine Zweifel, dass man im deutschen Bildungswesen gerade an einem mittel- bis langfristigen Plan B arbeitet um Unterricht zu ermöglichen auch wenn Schüler nicht in der Schule sind. Ich sehe aktuell nicht einen regulären Schulbetrieb nach den Sommerferien - zumindest keinen der sich über den Rest des Schuljahres durchhalten lässt ohne das ihnen das um die Ohren fliegt - was willst du tun bei einem Covid Fall in der Schülerschaft? Die Klasse unter Quarantäne stellen? Bei Kursystem den ganzen Jahrgang? Was wenn ein Lehrer betroffen ist? Dürfen seine Schüler dann zuhause bleiben? Ich möchte da wirklich auch kein Entscheidungsträger sein - regulärer Schulbetrieb ohne Schutzmaßnahmen wie Masken wird aber nicht funktionieren.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rick Wertz »

Der Vergleich mit der Schweiz oder NL ist für Österreich beim Maskentragen nicht ganz passend, denn Österreich hatte bis Anfang dieser Woche eine Maskenpflicht auch außerhalb der Öffis (also in allen Geschäften, Restaurants außer am Tisch und öffentlichen Gebäuden). Ich sehe auch jetzt noch zumindest einen deutlich bemerkbaren Teil der Menschen mit Maske einkaufen (mich inklusive, da ich meine Lungen gerne weiterhin unverflüssigt hätte).

Wie sich die jetzt natürlich schlechtere Maskendisziplin auswirkt wird man erst in einigen Wochen erkennen können.
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Terranigma
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Terranigma »

Rince81 hat geschrieben: 20. Jun 2020, 20:09Irgendwie habe ich meine Zweifel, dass man im deutschen Bildungswesen gerade an einem mittel- bis langfristigen Plan B arbeitet um Unterricht zu ermöglichen auch wenn Schüler nicht in der Schule sind.
Es ist halt schwer, aus unterschiedlichsten Gründen. Die jungen Schüler kannst du kaum via Homeschooling betreuen, da sie einen Erwachsenen brauchen, der ihnen unverzüglich hilft. Insbesondere im Bereich der Grundschule sind das zumeist die Eltern, auf welche die Arbeit somit abgeladen wird. Die werden keinen Nerv dafür haben, dass es auch den Rest des Jahres so weitergeht wie die letzten Monate. In anderen Fällen existiert Zuhause nicht die technische Ausstattung, wie etwa ein PC oder Laptop im Haushalt. Oder es fehlt die räumliche Ausstattung, dass die Kinder in Ruhe ihre Aufgaben erledigen können. Du hast als Lehrer wiederum auch nur begrenzten Zugriff, wenn ein Schüler abtaucht und du nichts von ihm hörst. Für die letzten Wochen lief das bei uns recht gut, und ich persönlich hatte keinerlei Probleme - manche Schüler profitierten sogar davon, dass sie alleine im eigenen Tempo lernen können, und nicht mit 27 weiteren im Raum sitzen. Einige hätten aber eine unmittelbare Betreuung benötigt.

Ist halt eine miese Situation. Wenn dann auch noch die technische Ausstattung an den Schulen und das technische Verständnis beim Personal fehlt, um digitale Ersatzangebote einzurichten - die wiederum nicht verpflichtend sein dürfen, weshalb oftmals gerade die Problemfälle nicht daran teilnehmen - dann ... ja. Ist's noch blöder.
Rince81 hat geschrieben: 20. Jun 2020, 20:09[...] - regulärer Schulbetrieb ohne Schutzmaßnahmen wie Masken wird aber nicht funktionieren.
Weiß ich nicht. Es wird natürlich zu Ausbrüchen kommen, das tut's ja jetzt schon. Und die Anzahl wird am Herbst garantiert steigen. Umgekehrt kann man den Betrieb aber auch nicht wie jetzt auf Dauer fortsetzen in der Hoffnung, dass es eines Tages einen Impfstoff gibt. Das ist wiederum auch keine Option. Ich finde es jedenfalls gut, wenn man diese Entscheidung auf regionale Ebene verlegt. Wenn in einem Landkreis die Infektionszahl niedrig ist, kann man wohl einen regulären Schulbetrieb verantworten. Und wenn's dort für lange Zeit keinen Ausbruch gibt, dann ist's halt eine lange Zeit, in der man eben ordentlich lehren und lernen konnte. Die Vermeidung von jeglichen Ausbrüchen und Infektionen sollte meiner Ansicht nach jedenfalls nicht die Maxime sein; das hält das gesellschaftliche Leben nicht aus, d.h. ein Infektionsgeschehen in einem gewissen Maße werden wir wohl ertragen müssen. Frage halt, ob dieses gewisse Maß im Herbst und Winter nicht überschritten wird. Das wird man erst wissen, wenn's soweit ist.



Wenn es gute Konzepte für Alternativen gäbe, wäre das wünschenswert. Die Kultusministerkonferenz hat sich ja aber darauf verständigt, dass sie auf das Prinzip Hoffnung setzt, nach den Ferien den Laden öffnet und dass sich in den Schulministerien - in NRW sowieso nicht - irgendjemand einen Plan B bereitlegt und praktikable Konzepte entwickelt, nun. Ich drücke es mal so aus: :lol:
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rick Wertz »

Terranigma hat geschrieben: 20. Jun 2020, 21:21Die Vermeidung von jeglichen Ausbrüchen und Infektionen sollte meiner Ansicht nach jedenfalls nicht die Maxime sein; das hält das gesellschaftliche Leben nicht aus, d.h. ein Infektionsgeschehen in einem gewissen Maße werden wir wohl ertragen müssen. Frage halt, ob dieses gewisse Maß im Herbst und Winter nicht überschritten wird. Das wird man erst wissen, wenn's soweit ist.
Ohne Impfstoff oder effektive Behandlung aber de facto die einzige Möglichkeit, dem Virus Herr zu werden (und ganz offensichtlich ja auch machbar): Sollte es keinen wirksamen Impfstoff geben besteht die reelle Gefahr eines neuen endemischen Virus gegen den wir nur für wenige Monate immun sind. Welche Folge das für das gesellschaftliche Leben hätte ist wohl nicht schwer auszumalen.

Aber da wir ohnehin auf diesem Pfad sind bleibt wohl, auf das Beste zu hoffen. Immerhin wird weltweit ja sehr umfangreich geforscht.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Trugschluss »

Rick Wertz hat geschrieben: 20. Jun 2020, 23:34 Welche Folge das für das gesellschaftliche Leben hätte ist wohl nicht schwer auszumalen.
Welche Folgen denn?
Wenn man offiziell zu dem Schluss kommt, dass man gegen COVID19 nicht impfen kann und es kein Heilmittel gibt, sondern nur effektivere Behandlungsmethoden (dank mehr Erfahrung), dann erwarte ich eigentlich das Ende der Maßnahmen und, so hart es klingt, eine Verringerung der allgemeinen Lebenserwartung (da es vor allem Ältere mit Vorerkrankung schwer trifft).
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Filusi
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Filusi »

Dann würden aber Verhältnisse wie in der Lombardei oder NY zum Dauerzustand. Oder verstehe ich jetzt was falsch?

Was erhoffst du dir daraus?
Schweden zeigt ja auch, dass die Wirtschaft auch dann ähnlich hart getroffen wird, wenn man auf die meisten Maßnahmen verzichtet.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Trugschluss »

Filusi hat geschrieben: 21. Jun 2020, 09:37 Dann würden aber Verhältnisse wie in der Lombardei oder NY zum Dauerzustand. Oder verstehe ich jetzt was falsch?
Meiner Meinung nach, ja, du verstehst es falsch.
Es wäre das "Ende mit Schrecken"-Szenario zum neuen Normalzustand/zur neuen Balance. COVID reiht sich zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zu den häufigsten Todesursachen (bei älteren Patienten) ein.

Eine Alternative, was sonst passieren soll, wenn die Suche nach einem Impfstoff/Heilmittel scheitern sollte, hat hier noch keiner genannt, wenn ich mich nicht irre. Eine gescheiterte Suche ist auch nicht so unwahrscheinlich, das Szenario ist aktuell genauso wahrscheinlich wie eine erfolgreiche Suche nach einem Impfstoff.

Also, was dann? Aktuelle Maßnahmen für immer?
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Terranigma
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Terranigma »

Trugschluss hat geschrieben: 21. Jun 2020, 16:29Es wäre das "Ende mit Schrecken"-Szenario zum neuen Normalzustand/zur neuen Balance. COVID reiht sich zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zu den häufigsten Todesursachen (bei älteren Patienten) ein.
Die Problematik ist allerdings, dass COVID19 anders als Krebs eben von Mensch zu Mensch übertragen wird und die Sterblichkeit für ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen erhöht ist, aber selbst nicht-tödliche Verläufe nach aktuellem Kenntnisstand anhaltende Schädigungen hinterlassen können. Das Wesentliche ist wohl eben, dass COVID19 ansteckend ist und wir hier somit eine Kontrollmöglichkeit haben, die wir bei Krebs nicht haben. Deshalb müssen wir uns bei COVID19 auch die Frage stellen, ob wir die Kontrollmöglichkeiten nutzen oder nicht; und in beiden Fällen müssen wir die Entscheidung begründen und verantworten. Wir können eben die Infektionsrate durch Einschränkungen der Freiheitsrechte senken, und wir können darauf verzichten und eine höhere Infektionsrate in Kauf nehmen. Bei Krebs haben wir diese Möglichkeit nicht, weshalb es wohl leichter ist Krebs gesellschaftlich zu akzeptieren.

In der Sache sehe ich insofern schon maßgebliche Unterschiede, halt weil eine Infektionskrankheit einen ganz anderen Einfluss aufs gesellschaftliche Leben hat und man sich etwa fragen muss, ob z.B. die Schulpflicht für Kinder gilt, wenn Risikopatienten im Haushalt leben. Kann man ein Kind dazu zwingen, am Unterricht teilzunehmen und von ihm erwarten das Risiko einzugehen, womöglich die Eltern oder Großeltern mit einer für sie tödlichen Krankheit zu infizieren - und am Ende ggf. auch für eine Infektion verantwortlich zu sein? Da hängt schon ein Rattenschwanz von Problemen dran, und ich würde gerne auf diese neue Normalität verzichten.


Aber ebenso muss man sich halt auch fragen, wie's in den nächsten Monaten ohne Impfstoff/Heilmittel weitergehen soll und muss einen Plan B für den Fall entwickeln, dass es in absehbarer Zeit oder auch niemals einen Impfstoff geben wird. Im Hinblick auf die aktuellen Fall kann man denke ich'n wenig mehr Normalität wagen. Wenn nicht jetzt, wann schließlich sonst.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Trugschluss hat geschrieben: 21. Jun 2020, 16:29 Meiner Meinung nach, ja, du verstehst es falsch.
Es wäre das "Ende mit Schrecken"-Szenario zum neuen Normalzustand/zur neuen Balance. COVID reiht sich zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zu den häufigsten Todesursachen (bei älteren Patienten) ein.
Hat nicht z.b. New York gezeigt, dass Covid sich nicht auf die Älteren beschränkt? Wir schauen immer nach Italien und der Demografie dort - vielleicht sollten wir auch woanders hin schauen. Nach dem was wir bisher sehen ist eine Akzeptanz bzw. ignorieren des Virus tödlich - zu sehen gerade insbesondere in Brasilien. Und je weiter es sich verbreitet um so gefährlicher wird es für die Masse der Bevölkerung.
Also, was dann? Aktuelle Maßnahmen für immer?
Im Endeffekt - ja. Wenn uns Covid erhalten bleibt und kein Heil- oder Impfstoff gefunden wird, werden wir uns an das Virus anpassen müssen. Wirtschaftlich, kulturell und sozial.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Terranigma hat geschrieben: 21. Jun 2020, 16:59 Aber ebenso muss man sich halt auch fragen, wie's in den nächsten Monaten ohne Impfstoff/Heilmittel weitergehen soll und muss einen Plan B für den Fall entwickeln, dass es in absehbarer Zeit oder auch niemals einen Impfstoff geben wird. Im Hinblick auf die aktuellen Fall kann man denke ich'n wenig mehr Normalität wagen. Wenn nicht jetzt, wann schließlich sonst.
Ich "mag" den Begriff neue Normalität und da werden wir eben sehen müssen, was wir uns als Gesellschaft leisten können und müssen, welche Risiken wir notwendigerweise bereit sind einzugehen und auf was man eben im Rahmen der "neuen" Normalität eben verzichten muss weil das Risiko zu hoch ist. Wir brauchen Unterricht, wir brauchen ein Demonstrationsrecht, wir brauchen öffentlichen Nahverkehr, etc., etc. Das ist unverzichtbar und muss dann an das Virus angepasst und optimiert werden. Wir brauchen auch Kultur, für Theater, Kino und ähnliches wird man hoffentlich Möglichkeiten finden auch in der "neuen" Normalität wirtschaftlich arbeiten zu können - sowas wie Konzertclubs und ähnliches wird es dann aber nicht geben. Dicht gedrängte Menschen in einem schlecht belüfteten Innenraum die schreien und singen? Das können wir uns als Gesellschaft dann eben vielleicht nicht mehr leisten und das wird dann auch Normalität werden...

Das muss man auch immer wieder sagen, wenn wir keinen Impfstoff finden und einmal erkrankte vielleicht nur wenige Monate immun bleiben werden wir meiner Meinung nach nie wieder zu der Vor-Corona Normalität zurück kommen.
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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Rince81 hat geschrieben: 21. Jun 2020, 17:14 Das muss man auch immer wieder sagen, wenn wir keinen Impfstoff finden und einmal erkrankte vielleicht nur wenige Monate immun bleiben werden wir meiner Meinung nach nie wieder zu der Vor-Corona Normalität zurück kommen.
Antikörper sind nicht das einzige Mittel des Immunsystems. Es lohnt sich für ein gesundes Immunsystem einfach nicht für jeden läppischen Virus einen dedizierten Antikörper vorzuhalten.

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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Leonard Zelig hat geschrieben: 21. Jun 2020, 20:42
Rince81 hat geschrieben: 21. Jun 2020, 17:14 Das muss man auch immer wieder sagen, wenn wir keinen Impfstoff finden und einmal erkrankte vielleicht nur wenige Monate immun bleiben werden wir meiner Meinung nach nie wieder zu der Vor-Corona Normalität zurück kommen.
Antikörper sind nicht das einzige Mittel des Immunsystems. Es lohnt sich für ein gesundes Immunsystem einfach nicht für jeden läppischen Virus einen dedizierten Antikörper vorzuhalten.

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Das Argument von Antikörpern zielt aber ja auf ähnliche Mechanismen ;-)

Wurde vorher schonmal gesagt, kann aber nicht oft genug betont werden: schwere Verläufe und Folgen sind nicht auf ältere oder die Risiko gruppen beschränkt. Deswegen ist das "sich eben anpassen" in der Form eventuell gar nicht möglich. Schweden zeigt wie das nach hinten losgehen kann.
Die Lockerungen der Maßnahmen sind vom wissenschaftlichen Standpunkt aus einfach fahrlässig. Lässt sich aber nicht mehr anders halten, weil die Leute ja auch ohne Hemmungen in Zügen essen müssen, oder in wie in Göttingen Quarantäne Maßnahmen nicht befolgen weil nervt ja, wozu sich auch zurück nehmen?
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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Alienloeffel hat geschrieben: 21. Jun 2020, 23:34
Leonard Zelig hat geschrieben: 21. Jun 2020, 20:42
Rince81 hat geschrieben: 21. Jun 2020, 17:14 Das muss man auch immer wieder sagen, wenn wir keinen Impfstoff finden und einmal erkrankte vielleicht nur wenige Monate immun bleiben werden wir meiner Meinung nach nie wieder zu der Vor-Corona Normalität zurück kommen.
Antikörper sind nicht das einzige Mittel des Immunsystems. Es lohnt sich für ein gesundes Immunsystem einfach nicht für jeden läppischen Virus einen dedizierten Antikörper vorzuhalten.

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Das Argument von Antikörpern zielt aber ja auf ähnliche Mechanismen ;-)

Wurde vorher schonmal gesagt, kann aber nicht oft genug betont werden: schwere Verläufe und Folgen sind nicht auf ältere oder die Risiko gruppen beschränkt. Deswegen ist das "sich eben anpassen" in der Form eventuell gar nicht möglich. Schweden zeigt wie das nach hinten losgehen kann.
Die Lockerungen der Maßnahmen sind vom wissenschaftlichen Standpunkt aus einfach fahrlässig. Lässt sich aber nicht mehr anders halten, weil die Leute ja auch ohne Hemmungen in Zügen essen müssen, oder in wie in Göttingen Quarantäne Maßnahmen nicht befolgen weil nervt ja, wozu sich auch zurück nehmen?
Das Argument ist, dass bei bereits erkrankten Menschen, selbst wenn die Immunität nur wenige Monate nachweisbar ist, diese trotzdem weiterhin bestehen kann. Also bevor wir alle Theater, Opern und Kinos abreißen weil es nie eine Immunität geben wird, sollten wir vielleicht erst einmal abwarten. ;)
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Monitor hat letzte Woche einen Bericht gebracht, dass vor allem soziale Ungleichheit der Pandemie Vorschub leistet. Die Konsequenzen sollten klar sein. https://www1.wdr.de/daserste/monitor/vi ... n-100.html
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Leonard Zelig hat geschrieben: 21. Jun 2020, 23:47
Alienloeffel hat geschrieben: 21. Jun 2020, 23:34
Leonard Zelig hat geschrieben: 21. Jun 2020, 20:42

Antikörper sind nicht das einzige Mittel des Immunsystems. Es lohnt sich für ein gesundes Immunsystem einfach nicht für jeden läppischen Virus einen dedizierten Antikörper vorzuhalten.

https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2 ... ettansicht
Das Argument von Antikörpern zielt aber ja auf ähnliche Mechanismen ;-)

Wurde vorher schonmal gesagt, kann aber nicht oft genug betont werden: schwere Verläufe und Folgen sind nicht auf ältere oder die Risiko gruppen beschränkt. Deswegen ist das "sich eben anpassen" in der Form eventuell gar nicht möglich. Schweden zeigt wie das nach hinten losgehen kann.
Die Lockerungen der Maßnahmen sind vom wissenschaftlichen Standpunkt aus einfach fahrlässig. Lässt sich aber nicht mehr anders halten, weil die Leute ja auch ohne Hemmungen in Zügen essen müssen, oder in wie in Göttingen Quarantäne Maßnahmen nicht befolgen weil nervt ja, wozu sich auch zurück nehmen?
Das Argument ist, dass bei bereits erkrankten Menschen, selbst wenn die Immunität nur wenige Monate nachweisbar ist, diese trotzdem weiterhin bestehen kann. Also bevor wir alle Theater, Opern und Kinos abreißen weil es nie eine Immunität geben wird, sollten wir vielleicht erst einmal abwarten. ;)

Ja kann sie, das hatte Rince aber ja nicht ausgeschlossen. Ich meinte, dass das Argument von Antikörpern/Immunität in Alltagsgesprächen solche Mechanismen oft miteinschließt, bzw nicht unbedingt differenziert wird.

Dazu mal gleich eine Frage: Lassen sich B und T Zellen mittlerweile nicht nachweisen?
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Nyarly362 »

Antikörper: Ja bedingt vorhanden, tendenziell aber bei stärker erkrankten. Es gibt sogar zahlreiche Messungen, dass bei den nicht schwer erkrankten Personen (also den eher Jüngeren) gar keine spezifischen Antikörper nachweisbar sind; spricht ein bißchen dafür, dass dieses Virus für das Imunsystem schwer zu greifen ist, das kommt eventuell wirklich auch daher, dass die meisten regulären Schnupfenviren ja auch Coronaviren sind und man von einer "Gewöhnung" des Immunsystems an diese "Art" ausgehen kann.
B- und T-Zellen sind allgemeiner/unspezifischer und gerade die T-Zellen sind bei diesen eher asymptomitisch Infizierten in größerer Zahl nachgewiesen. Ein Teil des Problems ist aber auch die (von T- und B-Zellen gesteuerte) Überreaktion, die das Immunsystem auslösen kann, das resultiert dann in diesen ungewöhnlich schweren Verläufen auch bei Fitten und Jungen mit den Gerinnungsstörungen (grob gesagt, zuviel "Schlonz" fliegt rum, die Blutgerinnung wird übermäßig getriggert) und den teilweise in der Pathologie dann gesehenen schweren Organschäden. Daher hilft hier (aktuelle Berichte) auch Kortison wieder sehr gut, da es ja das Immunsystem eher bremmst und gerade die Schäden am eigenen Gewebe vorbeugt.
Therapeutisch ist man also mittlerweile relativ gut dabei (Gerinnungshemmer, Remdesivir, Kortison in individueller Kombi), aber wie gut und schnell die Impfstoffe kommen steht in den Sternen. Leider steht eben auch die Langzeitwirkung der durchgemachten Infektion in den Sternen, da wie gesagt Antikörpertests bislang keine großartig verläßliche Prognose erlauben. Wir wissen also auch nicht, ob man nicht doch mehrfach erkranken kann (mit leichterem oder schwererem Verlauf), das hatte sich ja anfangs auch mal in Südkorea angedeutet...
Das Problem ist halt auch, dass man Erreger-Immunsystem-Interaktionen nicht alle über einen Kamm scheren kann, gegen manche brauch man viele zirkulierende Antikörper, bei vielen langt es, dass die B-Zellen im Lymphknoten sich erinnern und dann neue Antikörper gebildet werden.

Allgemein ist es ärgerlich, dass hierzu nicht differenziert berichtet wird und man eigentlich darauf angewiesen ist, z.B. den sehr guten Podcast von Herrn Drosten regelmäßig zu hören... Ich würde mir schon wünschen, dass andere Medien da mehr machen und aufbereiten (gerne mit solch kompetenter Hilfe). Es wird ja zu 3/4 sowieso nur über Corona berichtet, da kann man auch qualitativ besser informieren, finde ich.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Heute Nacht werden bundesweit über 7.000 Gebäude in rote Farbe gehüllt:
https://night-of-light.de/

Damit protestiert die Veranstaltungsbranche gegen die wiederholt ausbleibende Hilfe der Politik. Betroffen sind über 200.000 Firmen, von kleinen Selbstständigen bis zu großen Firmen. Mit direkt Angestellten zwischen 2.5 und 3 Millionen - wobei natürlich Schauspieler, Musiker, Kabarettisten, Regisseure und andere, die diese Bühnen nutzen, da noch garnicht eingerechnet sind. Derzeit sind über 50% der Firmen massiv von der Pleite bedroht. In seiner Zahl der Angestellten und damit der Wirtschaftskraft, gehört die Veranstaltungsbranche knapp hinter der Automobilbranche zum zweit wichtigsten Arbeitgeber in Deutschland und stellt weltweit hinter den USA und China den stärksten Standort dar.

Man stelle sich vor, was für ein volkswirtschaftlicher Schaden entstehen würde, würden über 50% dieser Branche wegbrechen. Es würde Millionen neue Arbeitslose bedeuten. Daher ist es wichtig, dass heute die ganze Branche geschlossen auf sich aufmerksam macht, was sonst schwer möglich ist, weil diese Branche über 150 Berufsbilder in sich vereint und somit extrem heterogen ist.

Gleichzeitig soll diese Aktion auch den Bürgern zeigen, welche vielfältigen Kulturorte sie in den nächsten Wochen und Monaten verlieren werden, sollte die Politik weiter schlafen.
JanTenner
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von JanTenner »

Ich hoffe das Virus nimmt Kenntnis davon und hört auf zu existieren :roll:
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schneeland
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von schneeland »

Ich verstehe den Zynismus, aber lesen wir das vielleicht doch lieber wohlwollend als "Axel wünscht sich mehr staatliche Unterstützung für die Unterhaltungsbranche" ;-)
"Hello, my friend! Pay a while, and listen!" (BlizzCon 2018)
"And now our RPG even has NPCs!" (Bethesda, E3 2019)
"..." (E3 2020, entfallen)
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