COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

JanTenner hat geschrieben: 25. Jun 2020, 08:52 Ich hoffe das Virus nimmt Kenntnis davon und hört auf zu existieren :roll:
Verwarnt. Spöttische Sätzlein als einziger Diskussionsbeitrag sind unerwünscht.

Andre
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Das finde ich tatsächlich sehr interessant: Seit Mitte Juni wurden in Thüringen rund 1.000 größere private Veranstaltungen und Parties bei den Gesundheitsämtern angezeigt. Da gibt es derzeit die Verordnung, dass man Zusammenkünfte von über 30 Personen in geschlossenen Räumen und über 75 Personen im Freien mindestens 48 Stunden vorher dem jeweiligen Gesundheitsamt melden muss. Teilweise waren das Veranstaltungen mit mehr als 200 Personen. Hier der Artikel: https://www.mdr.de/thueringen/corona-fe ... e-100.html

„Soweit, so unvernünftig“ könnte man jetzt meinen. Nein, tatsächlich bleibt das Infektionsgeschehen stabil auf extrem niedrigem Niveau:

Bild


Währenddessen man in Meck-Pomm die Maskenpflicht beenden möchte, zumindest für Geschäfte. Auch Sachsen prüft gerade eine Lockerung der Maskenpflicht.
https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenb ... ht404.html

Ich finde es jedoch unverständlich welchen Gegenwind MV-Wirtschaftsminister Glawe aus ganz Deutschland bekommt. In dem Land gibt es nur noch 9 aktiv Infizierte. 9! Im ganzen Bundesland! Das kann man den Leuten dann auch nicht mehr verkaufen, dass es dann noch gefährlich sei. Weil ja niemand mehr da ist, der Aerosole mit Viruslast ausscheidet.

Ich hoffe, dass Meck-Pomm und Sachsen sich nicht beirren lassen. Auch Thüringen hat übrigens schon angekündigt, nach den Ferien weitere Lockerungen zu prüfen. Ich sehe einfach nicht, wieso die ostdeutschen Länder auf die westdeutschen Länder warten sollen wenn es um weitere Lockerungen und Öffnungen geht. Uns im Osten hat die Pandemie von Anfang an nicht so krass getroffen und lokal wird extrem schnelle und gute Arbeit geleistet, Ausbrüche unter Kontrolle zu bringen, Infketionsketten nach zu verfolgen und dann auch großflächig zu testen wo es Sinn macht. Hier in Sachsen wurden übrigens auch die ganzen Teststationen wieder abgebaut bzw. geschlossen, weil da seit Wochen im Schnitt nur noch ne niedrige einstellige Zahl Menschen hingegangen sind. Das können mittlerweile auch die Hausärzte leisten die Tests vorzunehmen, weil es nur noch so wenige sind.
Wieso können das andere Länder und der Gesundheitsminister nicht einfach mal anerkennen? Vor allem Laschet aus NRW braucht sich da echt nicht aufzuspielen. Hier wird nicht erst ne Woche gewartet wenn es irgendwo zu Ausbrüchen kommt und sich noch rumgestritten wer die Tests bezahlen soll. Muss man auch mal so klar sagen.

Sorry, wenn ich da ein wenig angefressen bin. Aber ich würde mir wünschen, dass man unsere ostdeutschen Länder einfach mal wurschteln lässt.
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Axel hat geschrieben: 5. Jul 2020, 19:33 Ich finde es jedoch unverständlich welchen Gegenwind MV-Wirtschaftsminister Glawe aus ganz Deutschland bekommt. In dem Land gibt es nur noch 9 aktiv Infizierte. 9! Im ganzen Bundesland! Das kann man den Leuten dann auch nicht mehr verkaufen, dass es dann noch gefährlich sei. Weil ja niemand mehr da ist, der Aerosole mit Viruslast ausscheidet.
Als Mecklenburger denke ich da dezidiert anders. Wir haben hier gerade gefühlt halb Deutschland hier an der Ostseeküste Urlaub machen. Das Geschäft brummt da Fernreisen dieses Jahr für die meisten ins Wasser fallen. Ich habe nun von mehreren Seiten gehört, dass unsere Tourismusbranche gerade ein Bombengeschäft macht - das versaute Osterngeschäft wird diesen Sommer locker wieder ausgeglichen wenn die Buchungszahlen so bleiben. Das wir bei dem Ansturm an auswärtigen Gästen im ganzen Land bei 9 aktiven Fällen bleiben werden, wage ich aber dezent zu bezweifeln und ich habe ehrlich gesagt keine sonderlich große Lust Teil eines Freiluftexperiments unseres Wirtschaftsministers zu werden...

Wenn wir wieder Auswärtige aussperren können wie glaube ich guten Gewissens auf die Masken verzichten - wenn wir hier jedes Hotelbett mit Touristen belegt haben nicht.
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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Axel hat geschrieben: 5. Jul 2020, 19:33 ...
Ich finde es jedoch unverständlich welchen Gegenwind MV-Wirtschaftsminister Glawe aus ganz Deutschland bekommt. In dem Land gibt es nur noch 9 aktiv Infizierte. 9! Im ganzen Bundesland! Das kann man den Leuten dann auch nicht mehr verkaufen, dass es dann noch gefährlich sei. Weil ja niemand mehr da ist, der Aerosole mit Viruslast ausscheidet.

...
Neun von denen man weiß. Es gibt nach wie vor keinen Impfstoff und keine zielgerichtete Behandlung. Man sollte sich einfach hüten jede Maßnahme jetzt fallen zu lassen.
Wie von Rince erwähnt, ist die Urlaubs-Saison da auch nicht hilfreich.

Klar, das alles ist anstrengend, aber die Leute müssen einfach begreifen, dass es die Natur nicht schert ob Gisela in Meck Pomm von einer Gesichtsmaske beim Einkaufen genervt ist.
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schneeland
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von schneeland »

Dazu kommt, dass immer deutlicher wird, dass Covid-19 eine Multiorgankrankheit ist, die neben Lungen- auch zu Leber- und Nierenschäden führen kann, und ein gesteigertes Risiko für Schlaganfälle durch erhöhte Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln mit sich bringt (wer FAZ-Abonnent ist, findet hier eine gute Zusammenfassung).

Insgesamt ist die Situation glücklicherweise mittlerweile etwas entspannt, aber keineswegs unkritisch.

Bei mir persönlich heißt es daher mindestens weitere 6 Monate Homeoffice (ich rechne sogar eher mit 9 bis 12), Fitnesstraining nur zuhause (Vertrag mittlerweile gekündigt) und keine Urlaubsreisen dieses Jahr abgesehen von Besuchen bei der Familie und ab und an einen Kaffee bei Freunden, die auch den Großteil der Zeit in freiwilliger Quarantäne verbringen.

Und speziell das immer häufiger zu beobachtende Tragen der Maske "auf Halbmast" (Mund bedeckt, Nase aber nicht) geht mir persönlich ordentlich gegen den Strich. Masken, Händewaschen und Abstand sind die drei Sachen mit vertretbarem Aufwand, von denen wir wissen, dass sie wirklich was bringen (speziell zu den Masken und ihrer Effektivität, siehe bspw. diesen Artikel).
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Alienloeffel hat geschrieben: 5. Jul 2020, 22:46 Klar, das alles ist anstrengend, aber die Leute müssen einfach begreifen, dass es die Natur nicht schert ob Gisela in Meck Pomm von einer Gesichtsmaske beim Einkaufen genervt ist.
Nö, aber den Kommunen. Stichwort Gewerbesteuern. Die fallen nämlich nachträglich weg, wenn die ganzen kleinen Läden pleite gehen. Wie im Artikel beschrieben, gehen die Leute mit der Maskenpflicht nicht mehr so unbedingt einkaufen. Nur das allernötigste. Davon überlebt aber kein Blumengeschäft, kein Porzellangeschäft, kein Buchladen, usw. Die haben immer noch hart zu kämpfen. Nun hat Meck-Pomm meines Wissens nach in der Fläche kaum produzierendes Gewerbe, da bleiben für die Kommunen also häufig nur die Gewerbesteuern aus Einzelhandel und ähnliches. Auch der Verweis auf die Touris ist nur zur Hälfte richtig. Denn natürlich besteht das Bundesland nicht nur aus der Ostsee oder der Seenplatte. Ich bin mir sicher, dass es da viel Flächenland gibt, wo kaum ein Tourist hinkommt.

Ich seh das sicherlich auch ein wenig aus sächsischer Sicht. Die Touristen kommen nach Leipzig, Dresden, Sächsische Schweiz und allerhöchstens noch ins Erzgebirge. Der Rest wird so gut wie kaum von Touristen besucht. Vogtland oder Nordsachsen oder... Chemnitz. Oder diese ganzen Kleinstädte wie Stollberg, Oederan, Aue, Mittweida, etc. Hier kommt man auch nicht drumherum sich zu überlegen wie man besonders in den weniger besuchten Orten den Handel wieder auf die Sprünge hilft. Sonst haben wir hier nächstes Jahr spätestens leere Stadtzentren. Die Gewerbesteuereinnahmen brechen zum großen Teil weg, die Kommunen können nicht mehr in Bildung, Digitalisierung, usw. investieren. Das ist dann ein Dominoeffekt.
Viele haben hier Angst, dass es so krass wird wie nach der Wende, wo die Treuhand alles platt gemacht hat und es über 10 Jahre gedauert hat, bis sich die ganzen Landkreise davon wirtschaftlich erholt haben. Daher sollte die Wirtschaft nicht so ganz aus den Augen gelassen werden. Denn haben die Kommunen kein Geld, wird sich nichts mehr Entwickeln in Sachen ÖPNV beispielsweise, Stichwort Verkehrswende.

Auch sehe ich nicht, wo das Weglassen der Maskenpflicht in Geschäften ein Experiment wäre. In Österreich gibt es jetzt seit 4 Wochen keine Pflicht dahingehend mehr. Bis jetzt gab es dort meines Wissens nach keine Ausbrüche die auf den Einzelhandel zurückzuführen wären. Sondern, genauso wie hierzulande, in Fleischverarbeitungsstätten. Allgemein scheint man sich vor allem dann anzustecken, wenn man sehr regelmäßig oder länger mit einem Infizierten Kontakt hat. Das ist im Einzelhandel ja nicht unbedingt der Fall.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Axel hat geschrieben: 5. Jul 2020, 23:45 Auch sehe ich nicht, wo das Weglassen der Maskenpflicht in Geschäften ein Experiment wäre. In Österreich gibt es jetzt seit 4 Wochen keine Pflicht dahingehend mehr. Bis jetzt gab es dort meines Wissens nach keine Ausbrüche die auf den Einzelhandel zurückzuführen wären. Sondern, genauso wie hierzulande, in Fleischverarbeitungsstätten. Allgemein scheint man sich vor allem dann anzustecken, wenn man sehr regelmäßig oder länger mit einem Infizierten Kontakt hat. Das ist im Einzelhandel ja nicht unbedingt der Fall.
Die allgemeinen Fallzahlen in Österreich gehen seit einigen Tagen regional nach oben. Jetzt werden wieder mehr als 100 Neuinfektionen am Tag gezählt - so viele wie seit April nicht mehr und das hat nur minimal mit Schlachthöfen zu tun.
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LegendaryAndre
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von LegendaryAndre »

Rince81 hat geschrieben: 6. Jul 2020, 01:20 Die allgemeinen Fallzahlen in Österreich gehen seit einigen Tagen regional nach oben. Jetzt werden wieder mehr als 100 Neuinfektionen am Tag gezählt - so viele wie seit April nicht mehr und das hat nur minimal mit Schlachthöfen zu tun.
Mich wundert es nicht! So wie ich es derzeit erlebe, geht man auch recht leichtsinnig mit der Situation um. Sie wird verharmlost und deshalb verzichten auch einige auf die empfohlene Distanz. Im Bus gibt es auch immer wieder ein paar Menschen, die sich gar nicht an die Maskenpflicht halten. Abstand zu halten ist teilweise gar nicht möglich.
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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Axel hat geschrieben: 5. Jul 2020, 23:45
Alienloeffel hat geschrieben: 5. Jul 2020, 22:46 Klar, das alles ist anstrengend, aber die Leute müssen einfach begreifen, dass es die Natur nicht schert ob Gisela in Meck Pomm von einer Gesichtsmaske beim Einkaufen genervt ist.
...

Hier kommt man auch nicht drumherum sich zu überlegen wie man besonders in den weniger besuchten Orten den Handel wieder auf die Sprünge hilft. Sonst haben wir hier nächstes Jahr spätestens leere Stadtzentren. Die Gewerbesteuereinnahmen brechen zum großen Teil weg, die Kommunen können nicht mehr in Bildung, Digitalisierung, usw. investieren. Das ist dann ein Dominoeffekt.
Viele haben hier Angst, dass es so krass wird wie nach der Wende, wo die Treuhand alles platt gemacht hat und es über 10 Jahre gedauert hat, bis sich die ganzen Landkreise davon wirtschaftlich erholt haben. Daher sollte die Wirtschaft nicht so ganz aus den Augen gelassen werden. Denn haben die Kommunen kein Geld, wird sich nichts mehr Entwickeln in Sachen ÖPNV beispielsweise, Stichwort Verkehrswende.

Auch sehe ich nicht, wo das Weglassen der Maskenpflicht in Geschäften ein Experiment wäre. In Österreich gibt es jetzt seit 4 Wochen keine Pflicht dahingehend mehr. Bis jetzt gab es dort meines Wissens nach keine Ausbrüche die auf den Einzelhandel zurückzuführen wären. Sondern, genauso wie hierzulande, in Fleischverarbeitungsstätten. Allgemein scheint man sich vor allem dann anzustecken, wenn man sehr regelmäßig oder länger mit einem Infizierten Kontakt hat. Das ist im Einzelhandel ja nicht unbedingt der Fall.
Ich glaube nicht, dass eine Maskenpflicht so schädlich für den Handel ist wie eine länger anhaltende und unkontrollierbare Pandemie. Ja, die Einschnitte und Folgen sind drastisch, drastischer wäre es aber, wenn Covid-19 einfach überall rumspaziert als wäre nichts. Genau das habe ich mit meinem Kommentar gemeint. Die Leute vergessen oder können sich nicht vorstellen was die Folgen ohne die Maßnahmen wären.
Im übrigen sind gerade Strukturen des Verkehrs ohnehin überarbeitungsbedürftig, da kann man gleich den klimaschutz miteinbeziehen. Das schließt sich nicht aus denke ich.
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Stew_TM
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Stew_TM »

Ich bin etwas skeptisch bezüglich der These, dass das geänderte Einkaufsverhalten mit der Maskenpflicht zusammenhängt. Gibt es diesbezüglich Untersuchungen? Bislang habe zumindest ich allerdings lediglich anekdotische Berichte mitbekommen, auch hier im Forum, dass die Maskenpflicht einzelne Personen davon abhält, shoppen zu gehen. Da kann ich mit meiner eigenen Perspektive dagegenhalten: Ich habe mein Einkaufsverhalten in der Tat massiv geändert, die im Artikel angesprochenen Bummelkäufe mache ich überhaupt nicht mehr, lediglich Zielkäufe, und die auch nur noch selten und gebündelt. Würde es hier in NRW keine Maskenpflicht mehr geben, würde ich sie aber ganz im Gegenteil zu der zugrundeliegenden Annahme nicht häufiger durchführen, sondern noch seltener. Ohne das mir von den Masken der anderen Menschen gegebene Sicherheitsgefühl, würden die Hemnisse beim Einkaufen für mich noch größer sein und damit häufiger überwiegen.
Die Frage ist jetzt, welcher Effekt am Ende den anderen überwiegt. Und in welcher Größenordnung. Denn die Abschaffung der Maskenpflicht lohnt sich ja - rein ökonomisch betrachtet - nur dann, wenn die dadurch genierten Mehreinnahmen die Risiken eines durch die Abschaffung induzierten erneuten Lockdowns inklusive komplettem Umsatzverlust übersteigen, wie von @Alienloeffel bereits erwähnt.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Stew_TM hat geschrieben: 6. Jul 2020, 11:15 Da kann ich mit meiner eigenen Perspektive dagegenhalten: Ich habe mein Einkaufsverhalten in der Tat massiv geändert, die im Artikel angesprochenen Bummelkäufe mache ich überhaupt nicht mehr, lediglich Zielkäufe, und die auch nur noch selten und gebündelt. Würde es hier in NRW keine Maskenpflicht mehr geben, würde ich sie aber ganz im Gegenteil zu der zugrundeliegenden Annahme nicht häufiger durchführen, sondern noch seltener.
Same here. Ich gehe weitgehend normal einkaufen und setz mir eben meine Maske auf, ich klemme mir aber reine Bummeltouren oder in Geschäfte zu gehen um "nur mal zu gucken". Bei einem Wegfall der Maskenpflicht würde ich das massiv reduzieren und noch weiter auf Online verlagern.
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

Rince81 hat geschrieben: 6. Jul 2020, 11:27 Same here. Ich gehe weitgehend normal einkaufen und setz mir eben meine Maske auf, ich klemme mir aber reine Bummeltouren oder in Geschäfte zu gehen um "nur mal zu gucken". Bei einem Wegfall der Maskenpflicht würde ich das massiv reduzieren und noch weiter auf Online verlagern.
Hatte das weiiiit vorher im Thread auch schonmal geschrieben: Sehe ich genauso. Ich glaube, eine Abschaffung der Maskenpflicht ohne gleichzeitig glaubwürdige Versicherung gegenüber der Bevölkerung, dass man sich infolge nicht beim Einkaufen einem höheren Risiko aussetzt, würde IMO den Handel stärker treffen.

Insbesondere, solange zB solche Fragestellungen noch im Raum stehen (wie Viruspartikel - Haha!): https://www.nytimes.com/2020/07/04/heal ... borne.html

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Terranigma
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Terranigma »

Ich wohne direkt an der niederländischen Grenze und ein paar Kilometer gen Westen sieht die Realität allerdings auch sehr anders aus. Dort gibt's bis heute keine Maskenpflicht bzw. eine Maskenpflicht wurde erst anfang dieses Monats für den öffentlichen Nahverkehr eingeführt. In Bus, Bahn, usw. muss man nun also eine tragen, andernfalls allerdings nicht. Führt im Ergebnis dazu, dass die Niederländer hier vor Ort alle eine Maske tragen, wenn die Deutschen wiederum rüber in die Niederlande zum Einkaufen fahren, dort niemand eine trägt - eben weil es diesbezüglich keine Vorschrift gibt. Zeitgleich sind die Fallzahlen in den Niederlanden, sofern ich nichts übersehe, wohl etwa auf dem Niveau von Deutschland. Ob, und in welchem Maße, die Masken etwas bringen, lässt sich wohl nicht seriös beantworten.

Es ist naheliegend, dass Masken teilweise den Auswurf abfangen und sie damit grundsätzlich einen Schutz bieten. Allerdings scheint es derzeit keine Ausbreitung in der Fläche zu geben, d.h. das wesentliche Problem stellen derzeit vereinzelte Superspreading Events dar. Ob und in welchem Maße allerdings kurze Kontakte im Einzelhandel, die ja i.d.R. gut belüftet sind, für das Infektionsgeschehen signifikant sind, lässt sich wohl nicht sagen. Mit Blick auf die Niederlande würde ich mal behaupten: nicht allzu sehr. Zumindest kann man hier an der Grenze scheinbar zwei Realitäten beobachten. Eine in der die Maskenpflicht als Erklärung für das Abflachen der Kurve und als notwendige Voraussetzung für die Aufrechterhaltung des aktuell guten Zustandes genutzt wird; auf der anderen Seite ein Land, in dem es keine Maskenpflicht - mit oben genannter Ausnahme - gibt, das aber ähnlich gut darsteht.


Ich würde auch sagen, dass die Maskenpflicht vernünftig ist. Im schlimmsten Fall ist sie im Hinblick auf das Infektionsgeschehen bedeutungslos und man trägt ohne Notwendigkeit beim Einkauf so'n bisschen Stoff vor dem Gesicht. Ich denke da kann man ganz gut mit "Better safe than sorry" argumentieren, auch wenn ich selbst nicht gänzlich überzeugt bin, dass sie notwendig ist. Oder dass eine Abschaffung der Maskenpflicht in Bundesländern bzw. Landkreisen mit derzeit keinen oder einstellingen Fallzahlen zu einem spürbaren Anstieg führen würde. Die Sorge teile ich in dem Maße nicht. Aber das Investment, eine Maske halt aufzusetzen, ist derart gering, dass man sie wohl beibehalten soll.

Denn ich glaube ebenso nicht, dass die Kaufhäuser wieder gefüllt sein werden, wenn man die Maskenpflicht abschafft - immerhin haben die meisten nicht vergessen, dass es das Virus halt weiterhin gibt. Aktuell gehe ich auch nicht mehr Shoppen, aber das würde ich ohne Maskenpflicht ebensowenig. Es wird wohl Menschen geben, die gehen nicht Shoppen, weil sie die Maske störend finden. Und ohne Maskenpflicht gäbe es wohl wiederum Menschen, die nicht Shoppen würden, weil sie sich ohne Maskenpflicht unsicher fühlen. Nun im Teesatz lesen zu wollen, welche Gruppe wohl größer sei und wovon der Handel am Ende mehr profitiert ... pff. Mühselig.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Bei uns ist es so, dass die Leute, die ein Auto haben, derzeit lieber rüber nach Tschechien fahren um dort einzukaufen. Vor allem wegen der Maskenpflicht. Denn wie in den Niederlanden, Dänemark, Österreich und der Schweiz gibt es auch in Tschechien keine Maskenpflicht im Einzelhandel. Beziehungsweise in Tschechien nur dort wo das Infektionsgeschehen höher ist, also derzeit eher im Osten des Landes.

Meine bereits im Thread erwähnte Bekannte die nen eigenen Blumenladen hat, ist auch immer noch nicht übern Berg. Sie hat zwar wieder Aufträge für Brautsträuße und ähnliches, aber diese ganz normale Laufkundschaft kommt nur sehr, sehr langsam zurück. Also diese Spontankäufe etwa. Dass aber die Kaufkraft selbst nicht vermindert ist, zeigt ja die Tatsache wie enorm in den letzten Wochen der Onlinehandel zugelegt hat. Die Kaufkraft ist also noch da.

Dazu passt auch eine Umfrage vom Institut für Handelsforschung Köln:
https://de.statista.com/statistik/daten ... ne-corona/

Auch diverse Industrie- und Handelskammern haben da schon mehrere Umfragen durchgeführt. Demnach ist vor allem der Modebereich noch sehr betroffen. Was nicht heißt, dass die Leute keine Kleidung mehr kaufen. Nur eben online und schicken es dann wieder zurück, wenn es nicht passt. Darf man sich auch die Frage stellen, ob das klimatechnisch so geeignet ist. Besonders wenn sich die Leute daran noch gewöhnen. Denn das ist auch ne Sorge: Dass die Menschen auch nach der Pandemie einfach flächendeckend und in allen Bereichen beim Online-Shopping bleiben. Wollen wir das wirklich?
Meine Meinung geht ja eher dahin, dass für eine klimaneutrale Zukunft das Online-Shopping massiv zurückgefahren werden sollte und die Menschen wieder mehr lokal in Geschäften kaufen.
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Terranigma
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Terranigma »

Axel hat geschrieben: 6. Jul 2020, 14:35Meine Meinung geht ja eher dahin, dass für eine klimaneutrale Zukunft das Online-Shopping massiv zurückgefahren werden sollte und die Menschen wieder mehr lokal in Geschäften kaufen.
Ich wollte dir in dem Punkt gerade zustimmen, aber fragte mich dann wiederum: ist der Onlinehandel eigentlich wirklich so klimaschädlich? Wenn ich so'n paar Augenblicke nachdenke würde ich sagen, dass es doch weitaus mehr CO2 freisetzt, wenn die Leute einzeln mit dem Auto zum Shoppen in die Stadt fahren, als wenn ein DHL-Mitarbeiter allerlei Pakete im Wagen hat und die abliefert. Auch hinterlassen ja die Läden selbst ihren Fußabdruck. So Allgemein kann man's wohl nicht sagen: wenn man zu Fuß oder per Fahrrad in einem Geschäft einkaufen geht, das energieffizient eingerichtet ist, dann wird der eigene Fußabdruck wohl kleiner sein. Wenn man aber umgekehrt mit dem Auto in die Stadt fährt und es dort auf einem eigens zum Shoppen errichteten Parkplatz abstellt, um sich ein paar T-Shirts zu kaufen - nun, im Vergleich dazu ist der Onlineversand ggf. sogar die bessere Alternative. Problem sind wohl die vielen Retouren. So oder so, kann man aber wohl nicht sagen, dass die eine Variante per se klimaschädlicher sei als die andere. Bild


Als Kunde ist's mir aber ehrlich gesagt gleich, ob es in der Innenstadt nun ein C&A gibt oder nicht. Ich rechne dem keinen Wert an sich zu, und kann mir Innenstädte mit weitaus weniger Verkaufsfläche, dafür aber mehr Grün, Parkanlagen und Freizeitmöglichkeiten vorstellen. Wäre anders, aber fände ich nicht grundsätzlich schlechter. Nur halt anders.


... war wohl aber etwas Off-Topic. :D
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Stew_TM
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Stew_TM »

Axel hat geschrieben: 6. Jul 2020, 14:35 Meine Meinung geht ja eher dahin, dass für eine klimaneutrale Zukunft das Online-Shopping massiv zurückgefahren werden sollte und die Menschen wieder mehr lokal in Geschäften kaufen.
Das sehe ich ganz genau so, ich halte den Trend zu Online-Shopping aus mehreren Gesichtspunkten für hoch problematisch, der Umweltaspekt ist nur einer davon. Als angehender Stadtplaner sorgt mich vor allem das von dir ja auch bereits schon ins Spiel gebrachte Ausbluten der Innenstädte.

Aber (es folgt ein kleiner Exkurs): Der Trend ist ja nicht neu, er wird durch den Online-Handel und jetzt die Corona-Krise nur beschleunigt. Viele Innenstädte standen schon vorher kurz vor dem Abgrund, manche sind bereits hinein gefallen. Das hat unmittelbar nichts mit dem Virus zu tun, das liegt an den in der Vergangenheit gemachten Planungsfehlern. Oberhausen ist ein schönes Beispiel für Selbstzerstörungtendenzen der Kommunen. Jetzt haben die zwar dieses (fürchterliche) CentrO da stehen und das generiert bestimmt tolle Gewerbesteuereinnahmen, aber damit eben sie eben auch ihre eigene Innenstadt über den Jordan geschickt. Anstatt lokalen Geschäften machen nun die großen Ketten den Reibach, welche nun mal ausschließlich diese in der Lage sind, die Mieten im Shopping-Center zu bezahlen. (Ja, es ist in der Realität sicher komplexer. Wenn Oberhausen das CentrO nicht hätte, dann würde heute vielleicht in Duisburg eines stehen und Oberhausen hätte keine Innenstadt mehr und zusätzlich noch nichtmal Gewerbesteuereinnahmen. Das zeigt aber nur, wie wichtige interkommunale Kooperation in Zeiten des Strukturwandels sind, besonders in einer Metropolregion wie dem Ruhrgebiet.)
Infolge des Aufblühens der Shopping-Center haben es viele Städte als einzige Chance angesehen, das Shoppingerlebnis in ihren Einkaufszonen ebenso zu "eventisieren", um das Abwandern der Kundschaft zu verhindern. Ich finde, dass wir uns generell die Frage stellen müssen, ob wir derartige Innenstädte überhaupt haben wollen. Denn mit urbanem Leben hat das rein gar nichts zu tun. Wäre ess denn wirklich zu bedauern, wenn z.B. Saturn-Märkte aus den Innenstädten verschwinden würden? Schließlich hat die Metro-Gruppe erst dazu beigetragen, dass viele kleinere Fachgeschäfte schließen mussten und auch in den Innenstädten inzwischen hauptsächlich die großen Ketten ansässig sind. Die urigen lokalen Läden musste man vorher schon mit der Lupe suchen. Wer weiß, vielleicht könnten sich durch die Schließungen von Filialen der großen Player in Verbindung mit der Schaffung von lebenswerteren Innenstädten letztendlich sogar wieder bessere Chancen für die Einzelgeschäfte ergeben?

Von daher kann man die Krise und das erwartete Wegsterben vieler Einzelhandelsfilialen auch als Chance für die Stadtplanung interpretieren - denn der Trend zu Online wird sich nicht umkehren lassen, und das wäre auch ohne Corona nicht möglich gewesen. Das Virus wird den siechenden Tod vieler Innenstädte lediglich beschleunigen, wodurch sich allerdings die Möglichkeit für eine weniger am Konsum sondern mehr am Menschen orientierte Stadtentwicklung bietet.

Hier noch ein Interview mit einem Stadtforscher zu diesem Thema: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/in ... a-101.html Ganz so positiv sehe ich das selbst zwar nicht, denn die Vergangenheit hat leider auch gezeigt, dass viele Kommunen nicht wirklich in der Lage sind, mit dem Leerstand in ihren Innenstädten adäquat umzugehen. Bleibt zu hoffen, dass man daraus gelernt hat, denn es bieten sich eben auch Chancen.
(Disclaimer: Ich bin mir der persönlichen Schicksale z.B. von Saturn-MitarbeiterInnen durchaus bewusst, aber aus dieser stadtplanerischen Perspektive habe ich sie ausgeblendet.)


Um wieder zum Thema zurückzukehren: Als entschiedener Online-Gegner kann ich dennoch jeden verstehen, der vor dem Hintergrund der aktuellen Situation seinen Einkauf auf Online verlagert. Ich wollte allerdings mit meinem vorangegangenen Posting lediglich die als gegeben hingestellte These in Frage stellen, dass eine Abschaffung der Maskenpflicht zwingend einen positiven Effekt für den Einzelhandel in den Innenstädten haben wird. Dass Andre das vor einigen Seiten schonmal angemerkt hatte, hatte ich nicht mehr auf dem Schirm.


@Terranigma: Interessante Gegenüberstellung, die sich allerdings nach meinem Verständnis nur auf das beim Transport ausgestoßene CO2 bezieht. Den anfallende Verpackungsmüll und die massenhafte Vernichtung von Retoure geschickten Waren ist aus meiner Sicht noch gegen Online anzurechnen.
Zuletzt geändert von Stew_TM am 6. Jul 2020, 15:27, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Terranigma hat geschrieben: 6. Jul 2020, 15:08 Wenn ich so'n paar Augenblicke nachdenke würde ich sagen, dass es doch weitaus mehr CO2 freisetzt, wenn die Leute einzeln mit dem Auto zum Shoppen in die Stadt fahren, als wenn ein DHL-Mitarbeiter allerlei Pakete im Wagen hat und die abliefert.
Wir brauchen da natürlich auch eine Verkehrswende hin zu viel mehr und bezahlbaren ÖPNV, sodass es gerade nicht das Auto braucht. ;) Mein Einwurf war nicht für den luftleeren Raum gedacht. Sondern ich denke halt: Für ne klimaneutrale Zukunft brauchen wir weitgehend autofreie Städte, flächendeckendes ÖPNV Netz und dann eben auch die Mentalität in der Bevölkerung lokal zu kaufen statt sich alles liefern zu lassen. Du gehst ja nicht in ein Einkaufscenter und kaufst nur ein was, sondern halt mehrere Dinge. Hier mal Schuhe, da mal nen T-Shirt, dort mal ein Buch, usw. Und ich denke, das alles vor Ort zu kaufen macht klimatechnisch mehr Sinn als sich alles liefern zu lassen. Also Montag kommt das DHL Auto und liefert Dir Produkt A, Dienstag Produkt B, Mittwoch Produkt C. Dazu Retouren und und und... Gerade das mit den Retouren ist ja heute schon ein großes Problem.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Axel hat geschrieben: 6. Jul 2020, 15:27 Wir brauchen da natürlich auch eine Verkehrswende hin zu viel mehr und bezahlbaren ÖPNV, sodass es gerade nicht das Auto braucht.
Mit Maske oder ohne? Wenn ich per ÖPNV in die Stadt müsste würde ich mir das aktuell nach Möglichkeit auch klemmen wenn es nicht notwendig ist...
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Terranigma »

Rince81 hat geschrieben: 6. Jul 2020, 15:36Mit Maske oder ohne? Wenn ich per ÖPNV in die Stadt müsste würde ich mir das aktuell nach Möglichkeit auch klemmen wenn es nicht notwendig ist...
Aufgrund der Maske oder aufgrund der Sorge einer Ansteckung? Muss zugeben, dass ich mir bzgl. der Ansteckung keinerlei Sorgen mache. Die Fallzahlen hier sind seit Wochen im einstelligen Bereich und die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich beim Einkauf, im Bus, oder sonstwo anstecke sind zwar nicht null, aber allerlei andere Gefahren im Alltag sind erheblich größer. COVID19 nehme ich nicht als persönliche Gefahr wahr, sondern eher als Hintergrundrauschen und als Problem in anderen Landkreisen. War die Tage auch mal wieder mit'n Zug gefahren. So eine Stunde mit Maske ist zwar lästig, aber gut machbar. Sollten auch im August wieder die Schulen öffnen ohne Sicherheitsabstand so mache ich mir diesbezüglich wenig Sorge. Dann wiederum rechne ich auch fest damit, dass viele Schulen zum Herbst - wenn die Grippesaison einsetzt und man eine Grippe von COVID19 nicht unterscheiden kann - ohnehin reihenweise wieder schließen werden. :D
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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Terranigma hat geschrieben: 6. Jul 2020, 13:40 ...

Ich würde auch sagen, dass die Maskenpflicht vernünftig ist. Im schlimmsten Fall ist sie im Hinblick auf das Infektionsgeschehen bedeutungslos und man trägt ohne Notwendigkeit beim Einkauf so'n bisschen Stoff vor dem Gesicht. Ich denke da kann man ganz gut mit "Better safe than sorry" argumentieren, auch wenn ich selbst nicht gänzlich überzeugt bin, dass sie notwendig ist. Oder dass eine Abschaffung der Maskenpflicht in Bundesländern bzw. Landkreisen mit derzeit keinen oder einstellingen Fallzahlen zu einem spürbaren Anstieg führen würde. Die Sorge teile ich in dem Maße nicht. Aber das Investment, eine Maske halt aufzusetzen, ist derart gering, dass man sie wohl beibehalten soll.

Denn ich glaube ebenso nicht, dass die Kaufhäuser wieder gefüllt sein werden, wenn man die Maskenpflicht abschafft - immerhin haben die meisten nicht vergessen, dass es das Virus halt weiterhin gibt. Aktuell gehe ich auch nicht mehr Shoppen, aber das würde ich ohne Maskenpflicht ebensowenig. Es wird wohl Menschen geben, die gehen nicht Shoppen, weil sie die Maske störend finden. Und ohne Maskenpflicht gäbe es wohl wiederum Menschen, die nicht Shoppen würden, weil sie sich ohne Maskenpflicht unsicher fühlen. Nun im Teesatz lesen zu wollen, welche Gruppe wohl größer sei und wovon der Handel am Ende mehr profitiert ... pff. Mühselig.
Da hast du völlig Recht, die Pflicht ist durchaus vernünftig. Schaut man sich Aufnahmen der Aerosol Verbreitung beim Niesen oder aber schon beim Sprechen an sieht man, dass eben jene Aerosole ständig auftreten. Da diese nunmal die hauptsächliche Infektionsquelle sind, ist die Maske sehr wirkungsvoll. Das einzige, das mehr Schutz bringt ist genereller Abstand.
Eben wegen dem Kontrast des geringen Aufwands gegenüber des großen Nutzens, finde ich die anhaltenden Diskussionen um Maskenpflicht sehr müßig. Es gibt einfach keinen guten Grund gegen eine Schutzmaske außer Bequemlichkeit (in selteneren Fällen gibt es medizinische Gründe keine zu tragen, aber die Betroffenen haben dazu dann auch ein Attest).
Und wenn man dann schön nach Tschechien oder andere angrenzende Länder fährt weil es da keine Maskenpflicht gibt, verliere ich einfach jedes Verständnis. Das ist ignorant und egoistisch. Aber Wissenschaftler haben ja keine Ahnung, insbesondere dann nicht, wenn man den eigenen Trott in Frage stellen muss.
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