Trugschluss hat geschrieben: ↑5. Aug 2020, 13:07Die Frage ist aber eben nach der Vernunft. "Ergibt eine Maßnahme Sinn?" Vielfach lässt es sich nicht mit einem klaren "Ja" beantworten, häufig sogar mit "Nein", stattdessen entstehen andere Eindrücke wie oben aus dem verlinkten Kommentar bei Axel:
Verstehe den Punkt, aber eine klare Antwort - weder "Ja" noch "Nein" - wirst du derzeit nirgends erhalten. Es gibt allerlei sachliche Argumente für und gegen die eine oder andere politische Entscheidung, so ist's nicht. Ich bezog mich aber explizit auf jene, bei denen man eine Radikalisierung befürchtet. Wobei ich mich frage, inwiefern man sich in einer Sachdiskussion überhaupt radikalisieren kann, da wir hier ja keine Weltbilder diskutieren, sondern eben Sachentscheidungen. Weltbilder sind hier aber wohl das Stichwort, denn von sich aus kommt man kaum auf die Idee, dass Bill Gates die Weltbevölkerung totimpfen und eine Maske ein Mittel der Gedankenkontrolle ist. Das ist krude, und auf so einem Niveau diskutiere ich nicht.
Das Für und Wider der zu treffenden Entscheidungen kann man natürlich sachlich diskutieren. Was etwa die Maskenpflicht im Unterricht angeht bin ich auch kein Fan. Das aber radikalisiert mich nicht. Ich bin eben einer anderer Ansicht in dieser Sachfrage.
Trugschluss hat geschrieben: ↑5. Aug 2020, 13:07Es ergibt eben nicht besonders viel Sinn und zusätzlich bleibt der Eindruck von politischen Spielchen zurück.
Ergibt es durchaus, weil die Argumentation nicht zu der Konklusion führt, die sie suggeriert. Das Argument des Autoren lautet ja:
(1) Maskenpflicht während der Schulzeit soll Ansteckung reduzieren.
(2) Maskenpflicht gilt nicht
überallund Kinder und Jugendliche können sich außerhalb der Schule anders wo anstecken.
Konklusion: die Maskenpflicht während der Schulzeit ist unvernünftig.
Und das ergibt so keinen Sinn, weil die Reduktion der Infektionswahrscheinlichkeit während der Schulzeit ja unabhängig davon ist, dass die Schüler sich in anderen Situationen dennoch infizieren können. Das ist von der Logik her so, als würde man gegen Bademeister im Schwimmbad argumentieren, weil Menschen ja auch anderswo ertrinken könnten, wo kein Bademeister vorgesehen ist. Ja, können sie. Aber dies ändert nichts daran, dass das Risiko durch die Maßnahme gesenkt wird. Ebenso könnte man die Konklusion des Autoren in genau die umgekehrte Richtung drehen: Weil die Kinder und Jugendlichen sich nicht nur in der Schule infizieren können, sondern auch nach der Schulzeit bei Freunden oder im Fitness-Studio, müssen diese Kontakte untersagt werden. Damit wäre der Argumentation des Autoren auch gedient.
Ich bekomme mein Hirn nicht so recht um den Gedankengang des Autoren gewunden, weil er ja lediglich konstantiert, dass nicht überall und in jeder Lebenslage exakt dieselben Regeln gelten. Was korrekt ist. Aber genau das ist doch das ganze Ziel der Maßnahmen und Lockerungen: das man je nach Situation entscheidet. Wenn direkt nach dem Sommerurlaub etwa 30 Personen in einem Raum sitzen und sich Hunderte auf dem Flur begegnen, dann ist dies eine andere Situation als wenn sich zwei Freunde nach der Schulzeit treffen. Schule ist eine tägliche Großveranstaltung in geschlossenen Räumen mit hunderten Personen.
Dass die Entscheidung wohl auch der Selbstprofilierung innerhalb der K-Frage in der Union dient, sehe ich ebenso. Aber dies gilt derzeit in jedwede Richtung. Dass insb. im Hinblick auf die steigenden Fallzahlen sowie die hohe Positivrate bei Urlaubsrückkehrern der Schulbetrieb nicht ohne jeglichen Gesundheitsschutz stattfinden kann in NRW, erscheint mir naheliegend. Die Sachfrage ist eigentlich nur, wie man damit umgeht. Maskenpflicht ist halt eine Möglichkeit, die mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen einhergeht.