COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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Heretic
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Heretic »

Leonard Zelig hat geschrieben: 8. Aug 2020, 11:32 In Ländern wie Südkorea schaffen es selbst Grundschüler Masken zu tragen, übrigens schon lange vor Corona:
https://www.spiegel.de/fotostrecke/mers ... 27398.html

Und dann soll das hier Kindern an weiterführenden Schulen nicht zumutbar sein?
Ich habe sogar das Gefühl, dass ein Großteil der Kinder mit der Maske besser klarkommt als so mancher Erwachsener. Sie verhalten sich jedenfalls vernünftiger als die Gruppe der feierwütigen Halbstarken. Von den Aluhut-tragenden QAnon-Verschwörungstheoretikern fang' ich gar nicht erst an... :ugly:
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schneeland
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von schneeland »

Mal was Anderes als die Maskenfrage: die FAZ hat sich mal ein bisschen (mit einer Scanner-App) in Frankfurt umgeschaut, wie verbreitet die offizielle Corona-App ist und kam auf Quoten von ungefähr 30%, wobei es - erwartbar - durchaus merkliche Varianten je Viertel und konkreter Location gibt:
Datenrecherche - Fehler im System
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Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

https://www.spiegel.de/wissenschaft/cor ... 8ff9949ba3
Ärzteverband Marburger Bund: Masken im Unterricht ergeben "überhaupt keinen Sinn"
09.30 Uhr: Der Ärzteverband Marburger Bund hat eine Maskenpflicht im Schulunterricht - wie von Nordrhein-Westfalen vorgesehen - als sinnlos kritisiert. "Wenn alle auf ihren Plätzen sitzen und Abstand sichergestellt ist, macht das Tragen von Masken während der Unterrichtsstunden überhaupt keinen Sinn und wäre eine überflüssige Behinderung", sagte die Bundesvorsitzende Susanne Johna im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Sinnvoll ist die Maske dann, wenn es eng wird, etwa beim Verlassen der Klasse, vor dem Schulkiosk oder auf dem Pausenhof, wenn mehrere Klassen gleichzeitig Pause haben
So, da haben wir es! Selbst der Marburger Bund sagt, dass Masken im Unterricht "überhaupt keinen Sinn" ergeben wenn der Abstand sichergestellt ist. :ugly:
Vermutlich hat Frau Johna schon länger mehr keine öffentliche Schule und keinen normalen Klassenraum von innen gesehen... :roll:
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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Andre Peschke hat geschrieben: 8. Aug 2020, 01:18
Alienloeffel hat geschrieben: 8. Aug 2020, 00:45
Axel hat geschrieben: 7. Aug 2020, 23:29 Schade halt, dass Leute wie Drosten nicht davor warnen, wie fatal die gesellschaftlichen Folgen sind, wenn es genau so weitergeht.[/b]
Ja was denn nun? Warum soll Drosten vor gesellschaftlichen Folgen warnen? Nicht seine Aufgabe.
Drosten hat sich vor allem auf einen "ich sag jetzt nur noch was zu meinem Fachgebiet"-Standpunkt zurückgezogen, weil er damals so viel Internet-Hate abbekommen hat.

Ich finde es wirklich sinnvoll, wenn wir regional unterschiedlich mit Augenmaß agieren und all die anderen Faktoren mit einbeziehen. Aber die Maßgabe muss sein, dass ein zweiter Lockdown vermieden wird. Vielleicht ist Lauterbach auch deswegen eher dabei zu ermahnen, weil er fürchtet, dass die Leute jetzt schon ihre Vorsicht zu sehr schleifen lassen.

Wir haben halt in verschiedene Löcher im lecken Schiff Korken gestopft und schauen gerade, welche wir davon gefahrlos wieder rausziehen können. Was okay ist. Aber es gilt immer im Blick zu halten, dass der Ozean hinter den Korken nicht verschwunden ist - wir haben nur gerade ein bisschen Niedrigwasser. Wir leben immer noch in einer der mildesten der möglichen Realitäten.

Andre

Ja, das es da auch Frust auf wissenschaftlicher Seite gibt, hat ja eine längere Vorgeschichte. Meistens hatte die Allgemeinheit aber weniger Kontakt mit den Einschätzungen der Wissenschaftler. Das konnte/kann man auch gut an den Debatten um Gentechnik sehen: Auf naturwissenschaftlicher Seite ist es eigentlich unbestritten, dass Gentechnik (in dem Fall grüne Gentechnik) einen sehr sinvollen Beitrag zur Produktion von Nahrungsmitteln stellen kann, völlig abseits von den regulären Assoziationen wie Massentierhaltung, Knebelverträge mit Bauern über Monsanto etc. Diese Differenzierung war auf wissenschaftlicher Seite immer klar und auch der Fakt, dass Gentechnik selbst einfach nicht böse und unfassba divers ist. Auf der anderen Seite halten Laien Gentechnik aber gerne für Teufelswerk und wollen "keine Tomaten mit Genen drin". Das ist catchy, weshalb Befürwortern eher nicht geglaubt wird.
Diesen Mangel an erfolgreicher Kommunikation gibt es eben schon länger. Jetzt, zur Corona Pandemie, wird aber erst klar wie groß die Lücke zwischen der Bevölkerung und der Wissenschaft mittlerweile wirklich ist, mit absurden Folgen. All die Debatten um bessere Wissenschaftskommunikation die letzten Jahre haben da leider nicht viel gebracht und nichts/wenig wurde geändert/angegangen. Dieses zu wenig tun und auch ein bisschen Elfenbeinturmhaltung hat nun eben dazu geführt, dass man uns entweder nicht glaubt oder eben stark unterschätzt wie komplex Forschung auf molekularer Ebene ist und dann entweder Korruption oder sonstige Agendas unterstellt, wenn es keine klare Antwort gibt.
Axel hat geschrieben: 8. Aug 2020, 02:20
Alienloeffel hat geschrieben: 8. Aug 2020, 00:45 Die Bedenken die er oft genug geäußert hat sind aus einem epidemiologischen Standpunkt heraus sehr einleuchtend.
Aber eben nicht aus psychologischer Sicht! Denn was passiert, wenn man monatelang ein Bedrohungsszenario raushaut, sieht man ja aktuell: Die einen übertreiben es, indem sie beispielsweise Masken im Freien tragen oder dermaßen alles desinfizieren, dass es schlicht ungesund wird und sogar zu Zwangsneurosen führt (siehe Aussage von diversen Ärzten). Während die andere Seite komplett alles ablehnt, sich die Finger in die Ohren hält und nix mehr glaubt. Auch diese ständigen Anfeindungen gegenüber Menschen mit Schwerbehinderung wären lange nicht so extrem wie derzeit. Auch solche Dinge wie, dass Gesundheitsämter von Eltern verlangen ihre Kinder zu isolieren, ist eher eine Folge von Hysterie als pragmatischer Umgang. Auch der oben verlinkte offene Brief der Oberärztin dieser Kinderambulanz zeigt die Nebenwirkungen auf.

Wenn Medien und Politiker ständig ein Horrorszenario nach dem Nächsten verbreiten, dann hat es Aufklärung schwer. Denn was bleibt eher hängen, die Panik oder die Rationalität?

Man hätte schon lange, spätestens seit Mitte April, einen ruhigen, sachlichen Ton anschlagen und so für einen pragmatischen Umgang in der breiten Gesellschaft sorgen müssen. Doch jetzt, mit fortlaufender Dauer, bricht die Gesellschaft auseinander, weil jeder anders mit Horrorszenarien umgeht und jeder es auch anders empfindet. Das sind normale psychologische Reaktionen, die nunmal individuell sind.

Und wie will soll das dann NACH der Pandemie eigentlich werden? Deckel drauf und gut? Weil das ja auch so oft so gut funktioniert hat. Wir werden eine extrem traumatisierte Gesellschaft haben. Und das über Jahrzehnte.
Hast du dich schonmal gefragt wie das eigentlich wäre, wenn diese "Horrorszenarien" gut möglich sind? Und vielleicht ein gutes Stück Glück dabei war das nicht ein guter Teil der Bevölkerung Opfer durch Covid-19 zu beklagen hatte? Das wir bisher recht glimpflig davon gekommen sind ist einfach kein Grund so zu tun, als wäre das keine Gefahr. Warum weigerst du dich so anzuerkennen, dass es abseits aller Debatten um Mundschutz und Schulen und Künstler einfach gut möglich ist, dass es drastische Langzeitfolgen geben kann nach einer Covid19 Infektion? Willst du den Leuten in zehn jahren dann sagen, dass es aber echt wichtig war mal die psychologischen Folgen eines Mundschutzes beim Einkaufen zu bedenken und deswegen hat man das eben abgeschafft, sorry?
Akzeptiere doch einfach mal, dass die Arbeit an einer Lösung für diese Pandemie verdammt schwierig ist während alle Welt gestern einen Impfstoff oder ein Wunder will. Es muss Drosten nicht wichtig sein, welche psychologischen Folgen etwas vergleichsweise triviales wie ein Mundschutz hat. Der Mann ist Wissenschaftler, dessen Aufgabe es ist die Grenze des WIssen so zu erweitern, damit man wieder möglichst so leben kann wie vorher. Und ich wage zu bezweifeln, dass den meisten Leuten klar ist, wie groß/klein die Risiken sind und wie pragmatisch der Umgang damit ist.
Ich bezweifle auch, dass die Maßnahmen die es in Deutschland gibt bisher großer Stoff für Traumata ist. Insbesondere wenn zig Tausend Tote die Alternative wären. Angehörige verlieren traumatisiert mit ziemlicher Sicherheit also frage dich doch mal bitte wie fundiert deine Einschätzungen zu einer Pandekie sind, wenn selbst ein fucking Arbeitsgruppenleiter der Charite, der einer der klügsten Köpfe auf einem sehr spezialisierten Gebiet zu Vorsicht mahnt. Meine Güte.
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Tengri Lethos
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Tengri Lethos »

Axel hat geschrieben: 8. Aug 2020, 02:20 Und wie will soll das dann NACH der Pandemie eigentlich werden? Deckel drauf und gut? Weil das ja auch so oft so gut funktioniert hat. Wir werden eine extrem traumatisierte Gesellschaft haben. Und das über Jahrzehnte.
Meinst Du wirklich traumatisiert oder vielleicht (auch) sensibilisiert, geprägt? Z.b. hat mich dieser Thread (auch dank deiner Posts) für einige Dinge sensibilisiert. Vielleicht auch empfindlich gemacht, so habe ich letztens im Supermarkt jemanden ohne Maske gesehen, musste sehr an diesen Thread denken, hab meiner Frau (die sich sehr über denjenigen ohne Maske aufgeregt hat) dann energisch versucht nahe zu bringen, dass das ja auch jemand mit psychischen oder physischen Problemen sein könnte nur um dann kurz darauf zu realisieren, dass die Person einfach nur ein Idiot war, die keinen Bock auf diesen "Maskenscheiß" hat und diesin einem zehnminütigen Monolog mit allerlei Verschwörungstheorien demonstriert hat.

Ja, unsere Gesellschaft kann hiernach traumatisiert sein. Und das ist dann die nächste Aufgabe, die wir angehen müssen. Aber gerade jetzt haben wir ein sehr konkretes Problem, dass wir JETZT angehen müssen und zudem uns leider noch die Musterlösung fehlt. Und nachträglich könnte sich rausstellen, dass einige Maßnahmen überzogen waren. Aber ich finde die Alternative viel schlimmer...wenn wir Dinge nicht machen und dadurch mehr Menschen sterben, als es nötig wäre.

Ich finde es wichtig, dass es dann auch Menschen gibt, die darauf hinweisen, wer alles unter diesen Maßnahmen leidet, damit die Gesellschaft dies auch sieht. Insofern auch Dir vielen Dank! (ist wirklich aufrichtig gemeint)

Ich möchte auch wirklich nicht anmaßend sein, aber manchmal habe ich aufgrund deiner Posts den Eindruck, dass Du auch schon vor der Pandemie unsere Gesellschaft sehr negativ gesehen hast, daher meine Frage: Findest Du es überhaupt erstrebenswert, dass die Gesellschaft wieder so ist wie früher? Ich selber wünsche mir irgendwie, dass auch nach dieser schlimmen Zeit ein paar Auswirkungen auf unser Miteinander und unseren Sinn für Relationen bestehen bleiben. Trauma bedeutet ja erstmal "nur" seelische Verletzung (lt. Wikipedia). Aber aus so einer Verletzung kann man ja auch gestärkt wieder kommen, das wünsche ich mir zumindest.

Irgendwie regt sich in mir gerade die Frage, ob nicht jede Gesellschaft der Welt durch landes-/kulturspezifische Erfahrungen traumatisiert wird und dass vielleicht auch eine Aufgabe der Gesellschaft ist, hieraus gestärkt hervorzugehen. Damit will ich sagen, dass man natürlich dann auch dieses Problem aktiv angehen muss. So wie alle Probleme einer Gesellschaft, die auch schon vor der Pandemie bestanden und von denen sich einige jetzt auch relativiert haben.
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Was wären wir nur ohne unsere Provinzfürsten.

In Düsseldorf soll am 04. September ein Konzert stattfinden - gut, ist Open-Air und sowas findet anderswo daher auch statt, es gibt aber einen kleinen Twist dabei - es werden 13.000 Leute erwartet...
https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-0 ... ryan-adams

Schön, der DFL hat man gesagt, dass sie sich ihr Hygienekonzept in den Allerwertesten stecken können und es erstmal keine Zuschauer in den Stadien gibt, kleine Veranstalter und Künstler kämpfen ums wirtschaftliche Überleben, die Infektionszahlen steigen, durch den Schulbeginn sind wir ohnehin in einer neuen Risikophase und in Düsseldorf spielen Bürgermeister und Veranstalter die überraschte Unschuld vom Lande, dass es tatsächlich Leute gibt, die Großkonzerte für ein völlig irres Signal halten...
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HerrReineke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von HerrReineke »

Rince81 hat geschrieben: 11. Aug 2020, 20:01 Was wären wir nur ohne unsere Provinzfürsten.

In Düsseldorf soll am 04. September ein Konzert stattfinden - gut, ist Open-Air und sowas findet anderswo daher auch statt, es gibt aber einen kleinen Twist dabei - es werden 13.000 Leute erwartet...
https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-0 ... ryan-adams

Schön, der DFL hat man gesagt, dass sie sich ihr Hygienekonzept in den Allerwertesten stecken können und es erstmal keine Zuschauer in den Stadien gibt, kleine Veranstalter und Künstler kämpfen ums wirtschaftliche Überleben, die Infektionszahlen steigen, durch den Schulbeginn sind wir ohnehin in einer neuen Risikophase und in Düsseldorf spielen Bürgermeister und Veranstalter die überraschte Unschuld vom Lande, dass es tatsächlich Leute gibt, die Großkonzerte für ein völlig irres Signal halten...
Fand das auch erst sehr befremdlich. Aber wenn das Hygienekonzept so stimmt, wie es in der Tagesschau berichtet wurde:
Es gebe ein mit den Behörden abgestimmtes Hygienekonzept für das Konzert in Düsseldorf. Das sieht vor, dass alle Zuschauer schon beim Ticketkauf registriert werden und nur in zeitlichen Abständen ins Stadion gelassen werden. Außerdem gilt beim Konzert Maskenpflicht und Alkoholverbot und zwischen den Sitzplätzen gibt es einen Abstand von 1,50 Metern.
Ein Open-Air mit Maskenpflicht, Abstand zwischen den Sitzpltäzen und Alkoholverbot: Das finde ich jetzt zumindest nicht dermaßen bescheuert, dass ich dagegen auf die Barrikaden gehen würde. Von dem einzelnen Konzept abgesehen kann man es aber natürlich trotzdem doof finden, weil es überhaupt eine Normalität suggeriert, die so nicht besteht und zu anderen Effekten führen könnte, die man nicht will. Aber das wäre dann eher ein Politikum, als ein mieses Hygienekonzept.
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lolaldanee
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lolaldanee »

HerrReineke hat geschrieben: 11. Aug 2020, 20:23
Ein Open-Air mit Maskenpflicht, Abstand zwischen den Sitzpltäzen und Alkoholverbot: Das finde ich jetzt zumindest nicht dermaßen bescheuert, dass ich dagegen auf die Barrikaden gehen würde. Von dem einzelnen Konzept abgesehen kann man es aber natürlich trotzdem doof finden, weil es überhaupt eine Normalität suggeriert, die so nicht besteht und zu anderen Effekten führen könnte, die man nicht will. Aber das wäre dann eher ein Politikum, als ein mieses Hygienekonzept.
die Frage ist halt, wie viele der 13k sich an diese Regeln ernsthaft halten. War heute auf einer Beerdigung, das klappt nicht mal mit 30 Menschen auch nur halbwegs, selbst wenn davon die Hälfte zur Hochrisikogruppe zählt. Mir fehlt komplett der Glaube, dass das funkioniert :(
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

HerrReineke hat geschrieben: 11. Aug 2020, 20:23 Ein Open-Air mit Maskenpflicht, Abstand zwischen den Sitzpltäzen und Alkoholverbot: Das finde ich jetzt zumindest nicht dermaßen bescheuert, dass ich dagegen auf die Barrikaden gehen würde.
Ich denke, dass das bereits bei der An- und Abreise anfängt, die natürlich nicht das Problem des Veranstalters ist aber im ÖPNV für volle Züge und Busse sorgen wird. Und wie viele Ordner sollen vor Ort sein um 13.000 Leute in Partystimmung - die selbstverständlich zu einem nicht unerheblichen Teil vorgeglüht haben werden zu kontrollieren und bei Bedarf auch Abstandsregeln und Maskenpflicht durchsetzen sollen. Ich glaube gerne, dass die ein ganz toll ausgearbeitetes Konzept haben werden - ich glaube nur nicht, dass sich die 13.000 Leute so verhalten werden, wie es das Konzept vorsieht...
Wir sehen alle jeden Tag im Kleinen wie wunderbar sich die Leute an die Corona Regeln halten - nun glaubt man ernsthaft, dass das bei 13.000 auf einmal funktioniert? :ugly:

Ich finde es bescheuert - gerade da solche Aktionen drohen eine im Kleineren durchaus erreichbare "Normalität" nachhaltig zu verhindern.
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schneeland
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von schneeland »

Ich muss sagen, dass mich der mittlerweile großflächig laxe Umgang mit der ganzen Sache zunehmend stresst/durchaus in merklichem Ausmaß psychisch belastet - sei es nun der konzeptlose Start ins neue Schuljahr, die Neigung zahlreicher Menschen die Maske unter statt über der Nase zu tragen, der Verzicht auf vernünftigen Abstand (selbst auf der Geburtstagsfeier eines 85-Jährigen mit chronischen Erkrankungen) oder eben solche Großveranstaltungen. Das sorgt bei mir nicht nur für Kopfschütteln, sondern auch ganz persönlich für ein Gefühl erhöhter Bedrohung (denn wenn's mich erwischen sollte, wird das vermutlich aufgrund von Vorerkrankungen nicht glimpflich ausgehen und die Berichte über dauerhafte Organschäden sind auch nicht gerade erheiternd).

Zudem stelle ich fest, dass ich mich zwar mittlerweile ganz gut an 100% Homeoffice gewöhnt habe, aber das auch dafür gesorgt hat, dass mir die Motivation für Computerspiele seit Jahresanfang komplett fehlt. Vielleicht auch, weil wegen der fehlenden Autofahrten mein Podcastkonsum um 90% geschrumpft ist.
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imanzuel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von imanzuel »

HerrReineke hat geschrieben: 11. Aug 2020, 20:23 Ein Open-Air mit Maskenpflicht, Abstand zwischen den Sitzpltäzen und Alkoholverbot: Das finde ich jetzt zumindest nicht dermaßen bescheuert, dass ich dagegen auf die Barrikaden gehen würde.
Es hinterlässt aber zumindest die Frage, warum dann auf einmal Fußballspiele unter exakt den selben Voraussetzungen (teilweise sogar noch strikter, keine Anreise von Gästefans z.B.) nicht stattfinden dürfen. Selbst das Konzert findet in einem Fußballstadion statt.

Es ist absolut lächerlich, jetzt auf einmal auf die Idee zu kommen ein Konzert mit 13.000 Besuchern stattfinden zu lassen. Als ob man nicht andere Probleme hat...
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Trugschluss
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Trugschluss »

Irgendwo muss der Weg in die Normalität wieder beschritten werden und mit dem Konzept ist es nicht einmal das. ÖPNV ist auch im Berufsverkehr voll, da wird eine Welle abends nicht plötzlich zum Hotspot. Ob es direkt 13.000 sein müssen, ist natürlich eine berechtigte Frage, aber für das Stadion ist es ja bei weitem nicht all-in.
schneeland hat geschrieben: 11. Aug 2020, 21:40 Ich muss sagen, dass mich der mittlerweile großflächig laxe Umgang mit der ganzen Sache zunehmend stresst/durchaus in merklichem Ausmaß psychisch belastet - sei es nun der konzeptlose Start ins neue Schuljahr, die Neigung zahlreicher Menschen die Maske unter statt über der Nase zu tragen, der Verzicht auf vernünftigen Abstand (selbst auf der Geburtstagsfeier eines 85-Jährigen mit chronischen Erkrankungen) oder eben solche Großveranstaltungen. Das sorgt bei mir nicht nur für Kopfschütteln, sondern auch ganz persönlich für ein Gefühl erhöhter Bedrohung (denn wenn's mich erwischen sollte, wird das vermutlich aufgrund von Vorerkrankungen nicht glimpflich ausgehen und die Berichte über dauerhafte Organschäden sind auch nicht gerade erheiternd).
Hast du es nicht selber in der Hand?

Ich denke, es ist absolut normal, dass der Umgang der Normalbevölkerung laxer, Richtung Normalität driftend, ist. Aber du kannst doch eine FFP-Maske zum Eigenschutz aufsetzen, tust du vielleicht ja schon. Du kannst den Abstand von Menschen um dich herum überwachen, richtig kritisch wird es aber auch erst nach mehreren Minuten geringer Abstand (es wird sogar immer von 15 Minuten "Kontakt" gesprochen). Du kannst die Teilnahme an Veranstaltungen aussuchen. Der Rest liegt aber doch gar nicht in deinem Ermessen und Verantwortungsbereich, die Geburtstagsfeier doch wohl eher bei der 85jährigen. Will sie mehr Abstand aus Sorge um Corona, kann sie es doch sagen oder ist sie dement/tüdelig oder so? Oder du fragst sie (was du vielleicht getan hast).

Mir ist nicht klar, wie man sich davon stressen lassen kann trotz deiner Vorerkrankung? Du musst damit doch gar nichts zu tun haben, wenn es dich besorgt, selbst wenn alle um dich herum infiziert sein sollten, bist du mit Eigenmaßnahmen sehr sicher.
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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Trugschluss hat geschrieben: 12. Aug 2020, 09:04 ...

Mir ist nicht klar, wie man sich davon stressen lassen kann trotz deiner Vorerkrankung? Du musst damit doch gar nichts zu tun haben, wenn es dich besorgt, selbst wenn alle um dich herum infiziert sein sollten, bist du mit Eigenmaßnahmen sehr sicher.
Es gibt doch durchaus Fälle wo man das nicht immer kann. Beim Einkaufen zB. Oder im Zug/Bus. Da kann man natüprlich versuchen auf Abstand zu bestehen, aber die wahrscheinlich nachfolgende Diskussion machts dann nur schlimmer.
Insbesondere mit Vorerkrankungen kann ich die Sorge absolut nachvollziehen. Ist ja nicht so, dass die Fallzahlen wieder steigen. Da nach Wegen in die "Normalität" zu suchen mit Konzerten (mit 13k Besuchern, bitte was?) finde ich schon bemerkenswert realitätsfern. Es hat sich an den Möglichkeiten der Behandlung seit dem Frühjahr noch nichts neues entwickelt. Trotzdem tun viele so, als "sei jetzt ja mal gut". Ist es nicht, die Befindlichkeiten einer Gesellschaft sind bei solchen Themen nunmal kein Faktor.
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Ines
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Ines »

Ich kann den Stress auch nachvollziehen, weil man nie ganz sicher gehen kann, dass man sich nicht ansteckt. Solange es insgesamt nur ganz wenige Fälle gibt und alle aufpassen, geht es besser. Es kann ja auch sein, dass Menschen, mit denen man näheren Kontakt hat und zum Beispiel in einem Haushalt lebt, nicht ganz so achtsam sind, wie man selbst. Oder genannte Geburtstagsfeier: wenn die Beteiligten jetzt auch zu anderen Gelegenheiten nicht so sehr auf Abstand achten und mit den Fallzahlen die Wahrscheinlichkeiten steigen, hilft gerade in geschlossenen Räumen nur noch, nicht mehr hinzugehen. Solche Entscheidungen an sich können ja schon stressen. Die kann man dann vielleicht nicht für den Partner, die Kinder, Angehörige, die man unterstützt, treffen. Je mehr Fälle, desto mehr steigt der Druck. Ich kenne Leute, die sich seit Beginn der Pandemie fast komplett isolieren und sogar versuchen, Distanz zu Angehörigen zu wahren, weil die zum Beispiel arbeiten gehen müssen. Mit sinkenden Fallzahlen und wochenlang keiben Infektionen im Kreis ging das dann langsam wieder, aber jetzt geht es eben wieder los.
Wenn eine solche Pandemie grassiert, gibt es immer die Gefahr, sich zu infizieren. Die kann man reduzieren, aber nicht ganz beseitigen. Wer krank wird, hat nicht selbst schuld.
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schneeland
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von schneeland »

Es gibt da zwei Aspekte:
1. Persönlich:
Ich kann absolut akzeptieren, dass meine Risikoabwägung eine andere ist als die von jemandem, der komplett gesund ist - entsprechend verbringe ich mehr Zeit zuhause, gehe nicht mehr ins Fitnessstudio, sondern trainiere im Wohnzimmer, und treffe mich mit Freunden und Familie eher privat und nicht im Biergarten. Den Weg in den öffentlichen Raum kann ich aber nicht komplett vermeiden und zumindest basale soziale Kontakte sind auch für einen vergleichsweise genügsamen Menschen wie mich durchaus wichtig. Solange sich alle grundsätzlich an die Regeln halten, bleibt ein gewisses Restrisiko, aber das ist halt in einer Pandemiephase so. Sinkt die Regeltreue aber ab, erhöht sich dadurch für mich (und Freunde von mir, die z.B. unter Diabetes leiden oder eine Krebsbehandlung hinter sich, und dadurch noch ein weit höheres Risiko haben) signifikant der Aufwand, ein grundlegendes Sozialleben aufrecht zu erhalten.

2. Politisch:
Es geht hier zunächst mal um drei wirklich einfache Regeln mit geringem Eingriff in das persönliche Leben: Abstand halten, Händewaschen, Maske tragen. Nicht nur zum Eigenschutz, sondern auch aus gesellschaftlicher Solidarität. Anders als in anderen Ländern (z.B. Italien, Spanien) hatten wir hier ja nicht mal einen echten Lockdown.
Die Tatsache, dass es schon an diesen einfachen Maßnahmen scheitert und aus dem Maskengebot im öffentlichen Raum und regelmäßigen Informationsangeboten der Zeitungen eine politische Unterdrückung konstruiert wird (und zwar weit über den Nachwuchspopulisten A.H. und seine Gefolgschaft hinaus), verstimmt mich nachhaltig und stellt für mich in verstärktem Maße in Frage, ob die Kombination aus Solidarität und Eigenverantwortung überhaupt (noch) funktioniert.
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Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Ines hat geschrieben: 12. Aug 2020, 14:00 Oder genannte Geburtstagsfeier: wenn die Beteiligten jetzt auch zu anderen Gelegenheiten nicht so sehr auf Abstand achten und mit den Fallzahlen die Wahrscheinlichkeiten steigen, hilft gerade in geschlossenen Räumen nur noch, nicht mehr hinzugehen. Solche Entscheidungen an sich können ja schon stressen.
Wir hatten in der Familie vor zweieinhalb Wochen einen 90sten Geburtstag. Mehr als 30 Gäste - angereist aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland und gleich ein gesamtes Wochenende von Freitag bis Sonntag. Der Geburtstag wurde über ein Jahr geplant und der Geburtstagssenior wollte Feiern. Der Stress ist real - nicht einmal weil man gesteigerte Angst um die eigene Gesundheit hat, sondern davor dass es einfach schief geht und man unbewusst andere ansteckt, die rein statistisch betrachtet ein hohes Risiko haben - andererseits kann man nicht ernsthaft seinem Opa zum 90. absagen... Ein Großteil der Familienmitglieder war in den zwei Wochen davor besonders vorsichtig und achtsam und hat alles getan um Kontakte und das Risiko zu minimieren, dann hat noch das Wetter mitgespielt und wir konnten fast die gesamte Zeit außerhalb der Mahlzeiten draußen verbringen. Wir haben trotzdem alle drei Kreuze gemacht als die zwei Wochen um waren ohne das bis dahin etwas passiert ist...
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Vinter
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Vinter »

Die Ironie an der ganzen Geschichte ist ja eigentlich, dass man sich recht gut mit Leuten treffen kann, von denen man weiß, dass sie es ernst nehmen und sich keinesfalls mit Leuten treffen sollte, die behaupten, dass die Pandemie nix ernstes sei. Mit ersteren kann ich mich im Garten treffen, weil ich weiß, die Leute haben auf der Arbeit etc. die Maske auf, halten Abstand, feiern keine Feten in Innenräumen. Bei letzteren hingegen muss ich annehmen, dass sie potentielle Überträger sind, weil sie in ihrer Ignoranz am Wochenende in der Kneipe beim Fußballgucken saßen oder ähnliches.

Und wie schon gesagt: Man muss ja nicht immer vom Tod ausgehen. Die Krankheit kann auch ohne die schlimmstmögliche Konsequenz verheerend sein. Ich bin Asthmatiker, ich komme im Alltag gut zurecht, muss so gut wie nie Sprayen, aber komm mal zu mir, wenn ich nur ein bisschen erkältet bin - sofort bin ich ein hustendes, halb-ersticktes Elend. Weder muss ich also Covid-19 bekommen, weil es mir dann in den paar Wochen der akuten Infektion verdammt schlecht gehen wird, noch hab ich Bock, dass möglicherweise eine weitere langfristige Lungenschädigung eintritt.

Millionen Menschen mit Lungenerkrankungen, Herzerkrankungen und zahlreichen anderen gesundheitlichen Problemen sind darauf angewiesen, dass ihr Risiko für Infektionen möglichst minimal bleibt. Da kann man soviel Eigenverantwortung übernehmen wie man will, der wesentliche Faktor ist, dass die Pandemie eingedämmt wird und das heißt nun mal: Möglichst wenig Leute sind infiziert. Wenn ich beim Einkauf niemandem mit Covid-19 begegne, kann ich mich auch nicht anstecken.

Die Hygieneregeln haben sich dabei in der Praxis als sehr erfolgreich bewiesen, sowohl bei uns, als auch in positiven wie negativen Anschauungsbeispielen anderer Länder. Da kann es also keine Diskussion geben: Die Faktenlage ist klar. Das es diese Diskussion dennoch gibt, stresst auch mich, weil sie so offensichtlich verkehrt ist. Es kann zu diesem Zeitpunkt keine Rückkehr zur Normalität geben, weil die Realität nun mal nicht unserem "normal" entspricht.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Ines »

Rince81 hat geschrieben: 12. Aug 2020, 14:28 Wir hatten in der Familie vor zweieinhalb Wochen einen 90sten Geburtstag. Mehr als 30 Gäste - angereist aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland und gleich ein gesamtes Wochenende von Freitag bis Sonntag. Der Geburtstag wurde über ein Jahr geplant und der Geburtstagssenior wollte Feiern. Der Stress ist real - nicht einmal weil man gesteigerte Angst um die eigene Gesundheit hat, sondern davor dass es einfach schief geht und man unbewusst andere ansteckt, die rein statistisch betrachtet ein hohes Risiko haben - andererseits kann man nicht ernsthaft seinem Opa zum 90. absagen... Ein Großteil der Familienmitglieder war in den zwei Wochen davor besonders vorsichtig und achtsam und hat alles getan um Kontakte und das Risiko zu minimieren, dann hat noch das Wetter mitgespielt und wir konnten fast die gesamte Zeit außerhalb der Mahlzeiten draußen verbringen. Wir haben trotzdem alle drei Kreuze gemacht als die zwei Wochen um waren ohne das bis dahin etwas passiert ist...
Genau sowas. Und es ist einfach so, dass sich nicht jeder weitgehend isolieren kann. Gerade Menschen mit Vorerkrankungen müssen zum Arzt, müssen vielleicht ÖPNV nutzen. Ich arbeite ja im Gesundheitswesen und da geht das mit Home Office einfach nicht. Im Notfall muss ich vor Ort sein. Normalerweise fahre ich mit der Bahn, jetzt habe ich mir ein Auto gekauft, auch um das Risiko für meine PatientInnen so weit wie möglich zu minimieren. Gerade die älteren PatientInnen brauchen auch den persönlichen Kontakt in der Psychotherapie ganz nötig. Aber das sind eben Risiken, die wir nur eingehen können, wenn das allgemeine Risiko, sich im Bus oder Wartezimmer anzustecken, möglichst gering bleibt.
Wenn ich auf eine Familienfeier eingeladen werden würde, würde ich genau überlegen, ob ich hingehe, weil ich jeden Tag stundenlang mit Leuten rede. Wir halten Abstand und lüften viel, aber letztlich hilft das doch nur statistisch. Und ich weiß letztlich nicht, wie achtsam jeder außerhalb des Therapieraums ist.
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Voigt
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Voigt »

Ich hätte mal eine Frage die mir gestern beim Einkaufen auffiel, als ich wieder jemanden mit Maske ohne der Nase sah.
Wieviele Tröpfchen stößt man denn über die Nase aus?
Daher wenn es primär darum geht die eigenen Tröpfchen aufzufangen, ist ein Mundschutz natürlich gut, da dies die Tröpfchen schon alleine vom Reden aufsammelt.
Aber in der Nase haben wir kein Speichel, und wir atmen primär, mir Nasenhaare welche Schmutzpartikel auffangen.

Klar wäre es trotzdem besser und echt kein großer Aufwand die Maske über die Nase zu ziehen, aber vermute das ist dann eher um sich selbst zu schützen, dass sozusagen fremder Speichel nicht durch die Nase eingatmet wird?

Niesen würde ich davon abseits betrachten, weil das sollte man eh in die Ellenbeuge machen und das fängt das eigentlich gut auf, auch ohne Maske.
Trugschluss
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Trugschluss »

Terranigma hat geschrieben: 7. Aug 2020, 19:23
Trugschluss hat geschrieben: 7. Aug 2020, 18:58Dann haben wir aneinander vorbeigeredet.
Ja, dem wird so sein. In dem Fall kann man wohl sagen: gegen Tröpfcheninfektion helfen Masken, gegen die Bildung von Aerosolen in der Luft regelmäßiges Lüften. Nun, dann sind wir uns wohl erstmalig in einer Sache einig. :D
Dieses Interview hier fand ich sehr erhellend, geführt mit einem Aerosolforscher.
https://www.rnd.de/gesundheit/aerosolfo ... WVIQE.html

Interessant auch seine Einschätzungen zum Regelbetrieb von Schulen. Punkte, die ich mitnehme:

- Aerosole verteilen sich in einem Klassenzimmer im gesamten Raum innerhalb von 2 Minuten
- an den Rändern der Masken gelangen 90% der Aerosole in die Raumluft, werden durch Maske umgelenkt (unbeantwortete Frage: direkt zum Sitznachbarn?)
- Lüften kann auch nichts bringen, wenn es falsch durchgeführt wird
- Kälte bedeutet nicht "Gute Durchlüftung"
- Unterricht ist zu lange bzgl. der Aerosolkonzentration
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