COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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biaaas
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von biaaas »

Axel hat geschrieben: 31. Aug 2020, 19:04 Wird hier in Sachsen nicht gemacht.
Dann haben deine Freunde komische Ärzte. Wir wohnen nämlich auch in Dresden.
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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Axel hat geschrieben: 31. Aug 2020, 14:40
Johpir hat geschrieben: 31. Aug 2020, 14:11 Aber wenn ich schon lese "zusammengefalter" und "laut geworden", ja sorry, wenn mir jemand auf der Arbeit so blöd käme, würde ich den auch nicht für voll nehmen, geschweige denn noch sinnvoll nach ner Lösung des Problems suchen.
Aber Tone Policing ist richtig oder wie? Menschen haben nunmal auch das recht ihre Emotionen freien Lauf zu lassen!
Vor allem ist das ja auch für Kleine nicht schön jetzt wieder daheim rumsitzen zu müssen und nun auch Stoff zu verpassen. Das ist einfach nur ungerecht! Und da wundert es mich dann eben auch nicht mehr, dass die Leute demonstrieren gehen.
Menschen haben eben nicht das Recht einfach andere anzuschreien.
Es ist doch wohl deutlich ungerechter eine ganze Klasse einer möglichen Infektion auszusetzen, weil es ja wenig Fälle gibt und Wetterumschwung war? Komm schon, das ist absurd.
Und das soll dann die Grundlage für Demonstrationen mit Reichsflaggen sein?
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

Axel hat geschrieben: 31. Aug 2020, 14:40 Menschen haben nunmal auch das recht ihre Emotionen freien Lauf zu lassen!
Wot? Erstmal haben alle das Recht auf einen respektvollen Umgang. Dazu gehört ein zivilisierter Tonfall.

Andre
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DickHorner
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DickHorner »

Axel hat geschrieben: 31. Aug 2020, 14:40 Menschen haben nunmal auch das recht ihre Emotionen freien Lauf zu lassen!
:shock: :shock:
Nein.
Voigt
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Voigt »

Menschen dürfen gerne in ihrer eigenen Wohnung oder in der Natur alleine ihren Emotionen Luft machen. Aber es besteht kein grundsätzliches Recht einen anderen Menschen aggressiv anzugehen.
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Leonard Zelig hat geschrieben: 22. Aug 2020, 19:41 Aktuelle Meldung von heute:

In Tschechien sind innerhalb von 24 Stunden 506 Corona-Neuinfektionen registriert worden. Das sei ein neuer Höchstwert, teilte das Gesundheitsministerium in Prag mit. Der bisherige Höchstwert hatte bei 377 gelegen und war am 27. März erreicht worden.

https://www.tagesschau.de/newsticker/li ... -infiziert

Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl von Deutschland wären das 4000 Neuinfektionen, also doppelt so viele wie es tatsächlich sind.
Wie schnell das gehen kann. Tschechien hat jetzt fast eine Woche in Folge mehr als 1000 Neuinfektionen am Tag:
08.09.. 1162
09.09.: 1160
10.09.: 1382
11.09.: 1446
12.09.: 1541

Man hat da also mittlerweile absolut vergleichbare Infektionszahlen wie bei nur etwa 10 Millionen Einwohnern. Prag ist mittlerweile beim RKI als Risikogebiet gelistet.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

DieTomate hat geschrieben: 15. Sep 2020, 17:06 World Health Organization: Bad guy or fall guy?
potholer54
Kontext? Wer ist Potholer54?
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Der Deutschlandfunk hat gestern ein Feature über Kinder und Jugendliche in der Pandemie gebracht:
https://www.deutschlandfunk.de/dlf-audi ... ast_id=106

Das macht mich ehrlich gesagt... ich weiß nicht. Nicht mal wütend. Und auch nicht traurig. Denn Deutschland war schon immer eines der kinderfeindlichsten Länder in Europa, besonders im Vergleich zu den skandinavischen Ländern. Aber wie Politik und Gesellschaft die Bedürfnisse der Kinder so einfach vergessen konnten, das hat dann schon eine neue, traurige Qualität. Den Kleinen mutet man zu wochen- oder gar monatelang quasi eingesperrt zu sein und den Älteren verbietet man öffentliche Plätze. Das macht mir ehrlich gesagt ziemliche Sorgen für die gesellschaftliche Entwicklungen der nächsten 10-15 Jahre. Denn diese Erfahrungen prägen.

Und traurig das so ein wichtiges Thema im Deutschlandfunk versteckt wird.


(Off Topic: Was ich in diesem Zusammenhang mal kritisch erwähnen muss, ist die seit wenigen Jahren inflationär übertriebene Nutzung des Füllworts „ein bisschen“. Wie kann man denn Kinder „ein bisschen vergessen“? Gerade Medien tun sich überhaupt keinen Gefallen damit, Sprache so schrecklich zu verweichlichen. Man muss Themen auch mal hart und schonungslos beschreiben können und nicht jeden zweiten Satz „ein bisschen abzuschwächen“. Das ist vom Nervfaktor mittlerweile auf einer Stufe mit der Genderei zu stellen. Bin ich der Einzige, den das so geht?)
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Tengri Lethos
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Tengri Lethos »

Axel hat geschrieben: 20. Sep 2020, 06:02 Der Deutschlandfunk hat gestern ein Feature über Kinder und Jugendliche in der Pandemie gebracht:
https://www.deutschlandfunk.de/dlf-audi ... ast_id=106

Das macht mich ehrlich gesagt... ich weiß nicht. Nicht mal wütend. Und auch nicht traurig. Denn Deutschland war schon immer eines der kinderfeindlichsten Länder in Europa, besonders im Vergleich zu den skandinavischen Ländern. Aber wie Politik und Gesellschaft die Bedürfnisse der Kinder so einfach vergessen konnten, das hat dann schon eine neue, traurige Qualität. Den Kleinen mutet man zu wochen- oder gar monatelang quasi eingesperrt zu sein und den Älteren verbietet man öffentliche Plätze. Das macht mir ehrlich gesagt ziemliche Sorgen für die gesellschaftliche Entwicklungen der nächsten 10-15 Jahre. Denn diese Erfahrungen prägen.

Und traurig das so ein wichtiges Thema im Deutschlandfunk versteckt wird.


(Off Topic: Was ich in diesem Zusammenhang mal kritisch erwähnen muss, ist die seit wenigen Jahren inflationär übertriebene Nutzung des Füllworts „ein bisschen“. Wie kann man denn Kinder „ein bisschen vergessen“? Gerade Medien tun sich überhaupt keinen Gefallen damit, Sprache so schrecklich zu verweichlichen. Man muss Themen auch mal hart und schonungslos beschreiben können und nicht jeden zweiten Satz „ein bisschen abzuschwächen“. Das ist vom Nervfaktor mittlerweile auf einer Stufe mit der Genderei zu stellen. Bin ich der Einzige, den das so geht?)
Um Dir mal ein Beispiel zu geben, wo differenziertere Sprache auch helfen kann: dein Text liest sich so, als ob die gesamte Gesellschaft und alle Politiker nicht an die Kinder denken. Das meinst Du nicht so, oder? Es gibt ja durchaus viele Verbände und auch Politiker, die etwas dazu zu sagen haben, aber vielleicht auch nicht immer so medial repräsentiert sind, wie es ihnen recht wäre.
Bei uns auf der Arbeit wird auch immer wieder dafür geworben, bewusst mit Sprache umzugehen und ganz besonders bei absoluten Wörtern in Kritikgesprächen vorsichtig zu sein. „Sie kommen immer zu spät“, „Du bist nie telefonisch zu erreichen“. Das alleine macht es schon oft schwer Kritik anzunehmen. Und ich ärgere mich sehr oft, wenn mir das wieder passiert.
Ergo: ich wäre froh, wenn mit Sprache differenzierter umgegangen würde. Das bedeutet nicht, dass man dann nicht sagen kann „Selbst wenn es nur in 10% der Fälle passiert, ist es zu viel“ (zum Beispiel bei den fehlerhaften Corona Tests in Bayern). Pauschalierungen helfen selten weiter, auch wenn ich natürlich anerkenne, das viele Menschen aus Leidenschaft gerne mitreißen möchten.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Tengri Lethos hat geschrieben: 20. Sep 2020, 11:51 Um Dir mal ein Beispiel zu geben, wo differenziertere Sprache auch helfen kann: dein Text liest sich so, als ob die gesamte Gesellschaft und alle Politiker nicht an die Kinder denken. Das meinst Du nicht so, oder?
Doch, das ist meine Meinung. Sonst hätte ich es nicht genau so geschrieben. Und das sieht man einfach an so vielen Stellen. Ja, jetzt geht es mal weg von Corona, aber irgendwo auch nicht. Also was meine ich, wenn ich sage Politik und Gesellschaft sind Kinder egal?

- Gerade in den Westländern gibt es immer noch kein gutes Netz an Kindergärten. Stattdessen behilft man sich mit Tagesmüttern. Weil die „so günstig“ (also unterbezahlt!) sind. Statt halt einfach mal ordentliche Kindergärten zu bauen. Wie lange haben wir jetzt schon die Wende? 30 Jahre? Da hätte man ja mal das Niveau des Kitas an unser Ost-Niveau anpassen können. Das ist eines der Dinge, wo man der DDR dankbar sein kann und wo die heutigen Ostländer noch davon profitieren.

- In Corona-Zeiten phantasiert man davon, die Schulen zu digitalisieren. Dabei wäre es ja schonmal ein Fortschritt, wenn Haupt-, Grund- und Realschulen nicht so verrotten würden. Das ist nämlich immer noch eines der drängendsten Probleme, dass nach wie vor viel zu wenig Schulgebäude saniert werden.

- Schon vor 15 Jahren hat man davor gewarnt, dass es einen Mangel an Lehr- und Erziehungskräften geben wird. Die Politik hat nur Däumchen gedreht und nix getan. Heute ist die Scheiße am dampfen und man wundert sich.

- Auch die Schulinhalte sind einfach nicht mehr zeitgemäß. In Dänemark beispielsweise ist Empathie ein eigenes Schulfach! Also ein eigenes Schulfach wo es um Mitgefühl, soziale Werte usw. geht. In Schweden gibt es eine neunjährige Grundschule für alle und anschließend eine dreijährige Gymnasialschule die zum großen Teil der Berufsausbildung dient. Hier dagegen separiert man Kinder nach der 4. Klasse, nicht selten spielt hier die soziale Herkunft eine Rolle.

- In den letzten 20 Jahren brachen flächendeckend soziale Einrichtungen wie Kinder- und Jugendclubs weg. Wenn es sie noch gibt, dann weil sie in kirchlicher Hand sind. Aber der Staat hat sich vollkommen zurückgezogen. Früher waren da tatsächlich Menschen angestellt, die ordentlich bezahlt wurden. Heute wird vieles auf das Ehrenamt geschoben. Und Förderungen für etwa Kindervereine werden regelmäßig zusammengestrichen.

- Bevor damals das grundgesetzwidrige Hartz IV eingeführt wurde, haben viele Verbände, Wissenschaftler, Soziologen, etc. protestiert, weil die Folge extreme Kinderarmut sein wird. Und die haben wir heute. Deutschland ist einerseits das reichste Land in Europa und andererseits eines der Länder mit der höchsten Zahl an Kindern die in Armut aufwachsen müssen. Besonders viele Eltern arbeiten dazu im Niedriglohnsektor, alleinerziehende Mütter und Väter haben auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor kaum Chancen, usw. Allgemein geht seit der Agenda 2010 bis heute die Schere zwischen Arm und Reich auseinander.

- Während der Monate des Lockdowns wurden Kinder vergessen. Einfach vergessen. Denn natürlich lebt nicht jede Familie in nen Eigenheim mit Garten. Sondern besonders in Großstädten leben Familien mit 2-3 Kindern auch in Wohnungen mit 2 oder 3 Zimmern. Wenn dann noch Einrichtungen wie die Arche geschlossen haben, dann sitzen die Kinder den ganzen Tag daheim. Häufig in Familien die empfänglich für Gewaltstrukturen sind. Und seien wir ehrlich: Ein Groß der Politik hat es nicht interessiert. Teilweise wurden Kinder von einigen Medien sprachlich als „Virenschleudern“ degradiert und bis heute ist es den Kindern nicht erlaubt altersgerecht miteinander umzugehen. Obwohl man doch weiß, dass das Virus unter Kindern kaum Schaden anrichtet.

- Auch in Sachen Pädagogik war die Pandemie furchtbar: Da haben wir also die größte Pandemie seit 100 Jahren und die Kinder haben nicht mehr die Möglichkeit sich richtig auszutauschen oder gemeinsam mit Lehrern und Sozialarbeitern das alles einzuordnen. Darüber hinaus haben viele Kinder Strukturen verloren und es wurde ihnen das Gefühl gegeben „Ich bin gefährlich“, was für eine gute Entwicklung halt auch alles andere als gesund ist.


Ja natürlich gibt es Sozialverbände, Wissenschaftler, Pädagogen, Kinder- und Elternverbände und auch den einen oder anderen Politiker, die das alles kritisieren. Die auch in den Medien abgebildet werden. Seit Jahren und Jahrzehnten. Trotzdem ändert sich nichts im politischen und gesellschaftlichen Umgang mit Kindern. Allein, dass sich immer noch viele Menschen daran stören, wenn eine Mutter ihr Kind in der Öffentlichkeit stillt spricht doch schon Bände in was für einer Gesellschaft wir leben.
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Tengri Lethos
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Tengri Lethos »

Axel hat geschrieben: 20. Sep 2020, 17:14
Tengri Lethos hat geschrieben: 20. Sep 2020, 11:51 Um Dir mal ein Beispiel zu geben, wo differenziertere Sprache auch helfen kann: dein Text liest sich so, als ob die gesamte Gesellschaft und alle Politiker nicht an die Kinder denken. Das meinst Du nicht so, oder?
Doch, das ist meine Meinung. Sonst hätte ich es nicht genau so geschrieben. Und das sieht man einfach an so vielen Stellen. Ja, jetzt geht es mal weg von Corona, aber irgendwo auch nicht. Also was meine ich, wenn ich sage Politik und Gesellschaft sind Kinder egal?



Ja natürlich gibt es Sozialverbände, Wissenschaftler, Pädagogen, Kinder- und Elternverbände und auch den einen oder anderen Politiker, die das alles kritisieren. Die auch in den Medien abgebildet werden. Seit Jahren und Jahrzehnten. Trotzdem ändert sich nichts im politischen und gesellschaftlichen Umgang mit Kindern. Allein, dass sich immer noch viele Menschen daran stören, wenn eine Mutter ihr Kind in der Öffentlichkeit stillt spricht doch schon Bände in was für einer Gesellschaft wir leben.
Alleine wenn ich diese beiden Sachen aus deiner Aussage gegenüber stelle komme ich weiterhin zu dem Ergebnis, dass Du nicht ALLE meinst, es aber dennoch so schreibst. Und was möchtest Du mit dem letzten Satz ausdrücken? Weil manche Menschen nicht möchten, dass Kinder in der Öffentlichkeit gestillt werden, leben wir in einer furchtbaren Gesellschaft? Was ist, wenn manche Menschen da eine Schamgrenze haben, die anders liegt als deine? Die mit Nacktheit in der Öffentlichkeit ein Problem haben? Diese machen unsere Gesellschaft dann schlechter?
Die letzten Fragen sind eher rethorisch gemeint, worauf ich hinaus will ist das, was Du eigentlich auch z.B. bei Menschen, die keine Masken tragen, sagst: Schaut euch den Einzelfall an, sprecht mit den Menschen. Die meisten sind nämlich nicht total verbohrt, rückständig und prüde, sondern handeln aus (für sie selber) guten Gründen so.
Axel hat geschrieben: 20. Sep 2020, 17:14 Bevor damals das grundgesetzwidrige Hartz IV eingeführt wurde, haben viele Verbände, Wissenschaftler, Soziologen, etc. protestiert, weil die Folge extreme Kinderarmut sein wird.
Ok, auch hier exemplarisch: Hartz IV ist nicht grundgesetzwidrig. Das BVerfG hat sich hinreichend oft damit beschäftigt und auch bei diversen Gelegenheiten Fehler angemahnt bzw. zu deren Abstellung aufgefordert, aber als grundsätzlich rechtskonform erachtet. Du kannst natürlich sagen, dass Du das gesamte Konstrukt blödsinnig, gefährlich oder bedenklich findest (insbesondere vor dem Hintergrund, denn Du aufgezeigt hast), aber was ist denn für Dich der Maßstab für Rechtmäßigkeit?
Ich merke aber, dass das jetzt echt weit vom Thema des Threads weg führt, also: I rest my case.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Tengri Lethos hat geschrieben: 20. Sep 2020, 19:12 Alleine wenn ich diese beiden Sachen aus deiner Aussage gegenüber stelle komme ich weiterhin zu dem Ergebnis, dass Du nicht ALLE meinst, es aber dennoch so schreibst.
Ja, weil es ja so ist meiner Ansicht nach. Also ich empfinde Deutschland als eines der kinderfeindlichsten Staaten in Europa, besonders wenn diese Kinder nicht in finanziell gut aufgestellten Familien geboren werden. Und da sind die Argumente für diese harte Aussage ja erdrückend, wie oben aufgezählt.

Was ich mit meinen Off Topic Rant aber aussagen wollte, ist eigentlich was anderes: Im verlinkten Feature des DLF werden viele Missstände aufgezeigt und kritisiert. Gleichzeitig wird diese Kritik aber auch verwaschen, in dem man ständig solche Füllwörter wie „ein bisschen“ verwendet. Das Ergebnis ist, dass die Kritik fast schon verschwindet und am Ende eigentlich schon der Eindruck entstehen kann „Na, so schlimm ist es ja auch wieder nicht.“

Mir geht diese inflationäre Verwendung von Füllwörtern wie „ein bisschen“, wie gesagt, schon seit wenigen Jahren so auf die Nerven, dass ich dagegen genau so eine Antipathie entwickelt habe wie beim Gendern. Aber in diesem Feature ist mir das inhaltlich ganz besonders aufgefallen, wie sehr dadurch berechtigte Kritik und kritischer Journalismus verwaschen bzw. abgeschwächt wird. Hör dir das Feature mal an und achte mal drauf.

Gerade weil ich mich in den letzten Jahren durch Elisabeth Wehling und anderen Sprachwissenschaftlern ein wenig mit Framing auseinandergesetzt habe, achte ich vermehrt darauf wie Sprache in Medien besonders auch im Bezug auf soziale Themen angewandt wird.
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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Rince81 hat geschrieben: 13. Sep 2020, 12:20
Leonard Zelig hat geschrieben: 22. Aug 2020, 19:41 Aktuelle Meldung von heute:

In Tschechien sind innerhalb von 24 Stunden 506 Corona-Neuinfektionen registriert worden. Das sei ein neuer Höchstwert, teilte das Gesundheitsministerium in Prag mit. Der bisherige Höchstwert hatte bei 377 gelegen und war am 27. März erreicht worden.

https://www.tagesschau.de/newsticker/li ... -infiziert

Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl von Deutschland wären das 4000 Neuinfektionen, also doppelt so viele wie es tatsächlich sind.
Wie schnell das gehen kann. Tschechien hat jetzt fast eine Woche in Folge mehr als 1000 Neuinfektionen am Tag:
08.09.. 1162
09.09.: 1160
10.09.: 1382
11.09.: 1446
12.09.: 1541

Man hat da also mittlerweile absolut vergleichbare Infektionszahlen wie bei nur etwa 10 Millionen Einwohnern. Prag ist mittlerweile beim RKI als Risikogebiet gelistet.
07.10.2020
Die Behörden in Tschechien haben 4457 neue Infektionen mit dem Coronavirus binnen 24 Stunden gemeldet. Erstmals seit Ausbruch der Pandemie meldete das Land damit mehr als 4000 erfasste Fälle innerhalb eines Tages. Insgesamt hat Tschechien seit März 90.022 Infektionen gemeldet und 794 Todesfälle.
https://www.tagesschau.de/newsticker/li ... nach-China

Offenbar hätte ein wenig mehr "Corona-Hype" den Tschechen nicht geschadet:
Axel hat geschrieben: 21. Aug 2020, 22:41 Update zu uns persönlich: Waren die letzten Wochen relativ oft in der Tschechei drüben. Ist immer wieder ein schöner Urlaub. Die Menschen sind nett, locker, gastfreundlich. Niemand trägt Masken, die dortigen Medien schieben nicht so einen Corona-Hype. Haben viele Wälder gesehen, Museen besucht, herzliche Menschen getroffen. Werden wir so weit es geht definitiv weiter machen.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Die Neuinfektionen sagen nichts über die Gefährlichkeit aus. Da hatte sogar die ARD vorgestern mal überraschend differenziert berichtet. https://www.youtube.com/watch?v=P32pM0RuxLo

Wenn nun jeden Tag tausende Neuinfizierungen gemeldet werden, die Kliniken aber dennoch fast leer bleiben und kaum jemand stirbt, dann ist das doch gut?
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

Axel hat geschrieben: 7. Okt 2020, 11:32 Wenn nun jeden Tag tausende Neuinfizierungen gemeldet werden, die Kliniken aber dennoch fast leer bleiben und kaum jemand stirbt, dann ist das doch gut?
Oder halt nur Glück. Mit zunehmender Verbreitung steigt ja das Risiko, dass die Krankheit bei einer Risikogruppe zB in einem Altersheim ankommt.

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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von biaaas »

Außerdem sollte man dir nicht die Spätfolgen einer Infektion vergessen.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Andre Peschke hat geschrieben: 7. Okt 2020, 12:35 Mit zunehmender Verbreitung steigt ja das Risiko, dass die Krankheit bei einer Risikogruppe zB in einem Altersheim ankommt.
Da gibt es ganz andere Probleme: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... en114.html

Kann ich auch mit Anekdoten aus meinem Umfeld unterfüttern: Meine Haushaltshilfe arbeitet ja in der Altenpflege. Und da ist es seit Wochen so, dass viel weniger Angehörige kommen, vor allem kommen jungen Angehörigen nicht mehr. Die Bewohner sind zunehmend allein und sind teilweise auch nicht mehr in der Lage zu verstehen, warum ihre Kinder sie nicht mehr besuchen. Die Mitarbeiter haben da mal bei den Angehörigen nachgefragt und es ist fast immer Angst. Also Angst sie zu infizieren. Und man denkt, man schützt die Alten. Aber das tut man nicht, denn Einsamkeit tötet ja ebenfalls.

Ein anderes Phänomen, was mir meine neue „Sachbearbeiterin“ (weiß jetzt den genauen Ausdruck nicht) vom Gesundheitsamt (sozialpsychiatrischer Dienst) erzählt hat: Viele Leute gehen nicht mehr zu ihren Hausärzten oder in die Kliniken wenn etwas ist. Also sie lassen beispielsweise notwendige Untersuchungen aus und sowas. Das ist auch so ein gesellschaftlicher Schaden, der zumindest viel zu wenig in den Medien thematisiert wird.

Das sind so zwei Dinge, die ich schon länger befürchtet habe und jetzt eingetreten sind. Deswegen finde ich auch dieses tägliche Starren auf irgendwelche Infektionszahlen falsch. Weil es die Panik am laufen hält. Ich meine: Anfangs ging es mal darum, dass die Kliniken nicht überlastet sind. Als das nicht geschah ging es um die Stabilhaltung des R-Werts. Dieser ist seit Monaten auf konstantem Niveau. Irgendwann hat man angefangen auf die Infektionszahlen zu starren und daran alles zu koppeln. Jetzt erlässt man Sperrstunden, man diskutiert darüber, dass man Menschen aus anderen Bundesländern nicht mehr übernachten lässt, man stellt Weihnachtsmärkte in Frage oder erlässt wieder harte Kontaktbeschränkungen.


Und da felt mir derzeit einfach nur noch jegliche Erklärung auf welcher Grundlage das alles noch geschieht und wie lange das noch gehen soll? Wo ist die Exit-Strategie bzw. der Übertritt zu einem Leben mit dem Virus? Die gesellschaftlichen Schäden werden jetzt sichtbar. Nicht nur die enormen Anstiege von Depressionen oder das die Menschen nicht mehr zu den Ärzten gehen. Sondern auch fehlendes Vertrauen in Politik und staatliche Stellen. Auch der Umgang der Menschen untereinander hat sich sehr verändert, ist kälter geworden. Und welche Langzeitfolgen das alles auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen hat, werden wir in ein paar Jahren erst sehen. Von den wirtschaftlichen Schäden garnicht zu sprechen. Mein halber Freundeskreis, halt die Leute aus der Kulturbranche, entweder die kochen nur noch vor Wut oder sie sind resigniert geworden. Da sind sogar in den letzten Monaten Ehen und Familien auseinander gebrochen. Bei Leuten, wo man das nie erwartet hätte. Klar, weil die unverschuldet ihre ganzen Lebensleistungen verloren haben.

Da kann man schon mal nach der Grundlage fragen, die all diese Folgen auf gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und persönlicher Ebene rechtfertigen. Selbst die Virologen sind sich ja mittlerweile uneinig. Die einen sagen das, die anderen wieder was anderes. Die einen denken, dass es nächstes Jahr ein Impfstoff gibt, die anderen denken, dass das noch Jahre so weitergehen wird, und und und. Da blickt doch nun echt niemand mehr durch!
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

Axel hat geschrieben: 7. Okt 2020, 13:30
Andre Peschke hat geschrieben: 7. Okt 2020, 12:35 Mit zunehmender Verbreitung steigt ja das Risiko, dass die Krankheit bei einer Risikogruppe zB in einem Altersheim ankommt.
Da gibt es ganz andere Probleme: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... en114.html
Du hast gefragt "Ist das nicht gut", mit den vielen Infektionen bei zugleich niedriger Hospitalisierung. Darauf habe ich geantwortet. Ich sehe den Zusammenhang zu diesem Schwenk Richtung Depressionszunahme daher nicht.
Axel hat geschrieben: 7. Okt 2020, 13:30Deswegen finde ich auch dieses tägliche Starren auf irgendwelche Infektionszahlen falsch. Weil es die Panik am laufen hält.
Wer macht das hier denn, es gibt ja nichtmal mehr tägliche Beiträge im Thread. "Dank" Trump gibt es nichtmal mehr tägliche Presseberichte über die hiesigen Infektionszahlen. Ich sehe nirgends Anzeichen für Panik und vielmehr Anzeichen für einen deutlich gelasseneren Umgang, zumindest in meiner Realitäts-Bubble.

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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Axel hat geschrieben: 7. Okt 2020, 13:30 Von den wirtschaftlichen Schäden garnicht zu sprechen. Mein halber Freundeskreis, halt die Leute aus der Kulturbranche, entweder die kochen nur noch vor Wut oder sie sind resigniert geworden. Da sind sogar in den letzten Monaten Ehen und Familien auseinander gebrochen. Bei Leuten, wo man das nie erwartet hätte. Klar, weil die unverschuldet ihre ganzen Lebensleistungen verloren haben.
Die Belastungen sind sicher je nach Branche unterschiedlich, aber allgemein scheinen die Deutschen recht gut durch die Krise zu kommen.
Die Angst vor Jobverlust: gering. Der Blick in die Zukunft: recht optimistisch. Die Stimmung der Deutschen ist fast wieder so gut wie vor der Coronakrise.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/sozia ... 7936da18de

Auch gab es nicht mehr Suizide wegen Corona:
Vor einem halben Jahr veränderte die Corona-Pandemie das Leben in Deutschland innerhalb weniger Tage grundsätzlich. Das bereitete auch psychisch stabilen Persönlichkeiten Stress – und führte schnell zu Spekulationen, die unsichere und von vielen als bedrohlich empfundene Situation werde zu mehr Suiziden führen. Doch Ulrich Hegerl, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe mit Sitz in Leipzig, kennt keine Statistik von Polizei oder Pathologie, die einen Hinweis auf erhöhte Suizidzahlen gäbe.
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaf ... 45558.html
Axel hat geschrieben: 7. Okt 2020, 11:32 Die Neuinfektionen sagen nichts über die Gefährlichkeit aus. Da hatte sogar die ARD vorgestern mal überraschend differenziert berichtet. https://www.youtube.com/watch?v=P32pM0RuxLo

Wenn nun jeden Tag tausende Neuinfizierungen gemeldet werden, die Kliniken aber dennoch fast leer bleiben und kaum jemand stirbt, dann ist das doch gut?
Die Infektionssterblichkeit liegt bei 0,8%. Zwar wird das Virus durch mehr Neuinfizierungen nicht gefährlicher, aber es gibt dann mehr Betroffene. Zum Vergleich, die letzte Grippewelle in den USA hatte eine Infektionssterblichkeit von 0,05%.
https://www.rnd.de/gesundheit/corona-vs ... ISISY.html

Es hängt sehr stark vom Alter ab, ob man hospitalisiert werden muss oder nicht. Aber die Konsequenz kann ja nicht sein, dass sich die Alten zu Hause einsperren und vereinsamen und die Jungen alle Party machen. Es gibt Menschen, die haben seit über zehn Jahren keinen Urlaub mehr gemacht und da regen sich Leute auf, dass sie in den Herbstferien nicht ins Ausland fahren sollen.
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