COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Axel hat geschrieben: 15. Okt 2020, 19:45 Rince81, wie sieht eigentlich Deine persönliche Wohnsituation aus? Nur so zum Verständnis.
18 Jahre lang eine knapp 24 qm² Einraumwohnung mit der Küchenzeile im Wohnzimmer. Lock-In-Effekt sei Dank. Seit September wieder bei meinen Eltern da auf Jobsuche. :ugly: Und nun?
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Rince81 hat geschrieben: 15. Okt 2020, 20:27
Axel hat geschrieben: 15. Okt 2020, 19:45 Rince81, wie sieht eigentlich Deine persönliche Wohnsituation aus? Nur so zum Verständnis.
18 Jahre lang eine knapp 24 qm² Einraumwohnung mit der Küchenzeile im Wohnzimmer. Lock-In-Effekt sei Dank. Seit September wieder bei meinen Eltern da auf Jobsuche. :ugly: Und nun?
Erfahrungswerte in „sozialen“ Netzwerken. Gerne kommen nämlich solche extremistischen Aussagen wie von Dir von Leuten, die auf ihren Profilen wie selbstverständlich Fotos posten, wie sie in ihrem Vorgarten arbeiten oder Fotos aus ihrem Eigentumshaus, u.ä. Die können sich nicht mal vorstellen wie es für ne Familie im Plattenbau sich anfühlt, am besten noch wenn zwei Kinder sich ein Zimmer teilen müssen. Die sind froh, wenn sie mal die Chance haben sich in eine günstige Unterkunft für ein paar Tage im Land einzumieten und auszuspannen. Umgekehrt gilt das für Menschen im Dorf, dass die eben auch mal das Bedürfnis haben mal 2, 3 Tage in die Stadt zu gehen um mal was anderes zu sehen. Und wenn man dann selbst sehr privilegiert ist, weil man sich ein Eigenheim am Stadtrand gebaut hat, dann lässt es sich immer leicht in die Tastatur hauen und die eigene Moral raushängen zu lassen.

Wie ich immer sage: Gesundheitliche Schäden entstehen eben nicht nur durch Corona, sondern auch sowas wie Isolation oder das Gefühl eingesperrt zu sein. Und das können ebenfalls sehr langfristigen Schäden nach sich ziehen. Gab zuletzt erst eine Studie, dass die Depressionen massiv zugenommen haben. Was ich ja auch zu Anfang der Pandemie angenommen habe.
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... en114.html

Hier noch ein guter Artikel zu den psychischen Folgen von Corona. Im wesentlichen das was ich hier schon vor Monaten beschrieben hatte, aber mir wurde das ja immer als „übertrieben“ ausgelegt. ;)
https://www.helios-gesundheit.de/magazi ... epression/

Und wenn jetzt Leute wie der Söder von nem zweiten Lockdown schwadronieren, wenn Menschen die schlicht nicht mehr können in sozialen Medien aggressivst angegangen werden, dann verstärkt das die psychischen Langzeitfolgen nur. Dann reden wir nicht nur über Depressionen, sondern auch Angststörungen, Suizidgedanken, generellen Vertrauensverlust, usw. Und das werden die gesellschaftlichen Probleme nach Corona. Und ich habe nicht den Eindruck, wenn man sich Sprache und Kommunikation von Teilen der Gesellschaft und vielen Politiker anschaut, dass das die Mehrheit auf dem Schirm hat.

Und dazu gehören auch Forderungen wie „Bleibt einfach zu hause.“ Dabei gehört gerade ein Tapetenwechsel für ein paar Tage zu den effektivsten Mitteln mal aufzutanken, sich mal zu entspannen und nahende depressive Episoden vorzubeugen. Im wesentlichen ist der Urlaub nicht einfach nur Spaß, sondern vor allem Gesundheitsschutz.
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bluttrinker13
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

Axel hat geschrieben: 15. Okt 2020, 21:14 Erfahrungswerte in „sozialen“ Netzwerken. Gerne kommen nämlich solche extremistischen Aussagen wie von Dir von Leuten, die auf ihren Profilen wie selbstverständlich Fotos posten, wie sie in ihrem Vorgarten arbeiten oder Fotos aus ihrem Eigentumshaus, u.ä. Die können sich nicht mal vorstellen wie es für ne Familie im Plattenbau sich anfühlt, am besten noch wenn zwei Kinder sich ein Zimmer teilen müssen. Die sind froh, wenn sie mal die Chance haben sich in eine günstige Unterkunft für ein paar Tage im Land einzumieten und auszuspannen. Umgekehrt gilt das für Menschen im Dorf, dass die eben auch mal das Bedürfnis haben mal 2, 3 Tage in die Stadt zu gehen um mal was anderes zu sehen. Und wenn man dann selbst sehr privilegiert ist, weil man sich ein Eigenheim am Stadtrand gebaut hat, dann lässt es sich immer leicht in die Tastatur hauen und die eigene Moral raushängen zu lassen.

...
Sag mal Axel, ich glaube es hakt.
Da fragst du schon nach einem recht intimen Detail, und Rince beantwortet es auch noch freimütig, und dann gehst du nicht mal im Ansatz darauf ein, wohl auch weil du mit deiner Annahme danebenlagst (was, im übrigen, jedem passieren kann) und schreibst einfach was völlig anderes weiter, anstatt dich bspw wenigstens mal für die Offenheit die dir entgegengebracht wurde zu bedanken? Das emfinde ich als einen ungemeinen Mangel an kommunikativer Wertschätzung, unabhängig davon, ob du Rince und seine "extremistischen" Aussagen nun magst oder nicht.

Ich finde: bitte mal hier kurz die Bremse ziehen, nen Schritt zurücktreten und dir euren letzten Austausch mal ganz wertfrei und in Ruhe anschauen, und dann überlegen, ob das nicht vielleicht besser laufen könnte.
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Axel hat geschrieben: 15. Okt 2020, 21:14 Erfahrungswerte in „sozialen“ Netzwerken. Gerne kommen nämlich solche extremistischen Aussagen wie von Dir von Leuten, die auf ihren Profilen wie selbstverständlich Fotos posten, wie sie in ihrem Vorgarten arbeiten oder Fotos aus ihrem Eigentumshaus, u.ä.
Das betrifft mich nun wie?

Und Söder schwadroniert nicht von einem zweiten Lockdown - der ist gerade greifbar nah. Noch ein paar Wochen so weiter wie bisher und wir sind wieder soweit. Unsere Nachbarländer sind gerade wieder bei den Fallzahlen angelangt die massive Einschränkungen, wie Schulschließungen und weitgehendes Runterfahren des öffentlichen Lebens unvermeidlich machen, die Tschechen machen das gerade ganz sicher nicht aus Jux. Wir haben - wieder mal durch viel Glück und härtere Coronaregeln über den Sommer wie schon im Frühjahr wieder ein paar Wochen Vorsprung - und beschweren uns darüber, dass in den Urlaub fahren nicht ohne Komplikationen klappt. Während gleichzeitig Krankenhäuser und Pflegeheime ihre Besuchsregeln wieder massiv verschärfen und wir offensichtlich am Rande der Testkapazität sind... Das ist völlig irre. Ein weitgehender Verzicht auf den Herbsturlaub und ein paar Freizeitaktivitäten ermöglicht es vielleicht die Schulen ein paar Wochen länger aufzuhalten - nein, man muss unbedingt an die Ostsee oder in die Berge oder zur großen Familienfeier - nach uns die zweite Welle.
Es geht nicht darum Leute in ihren Wohnungen einzusperren - es geht darum durch ein paar kollektive Einschränkungen jedes Einzelnen den ganz großen Hammer zu vermeiden. Das ist anscheinend in diesem Land im Herbst 2020 nicht mehr möglich...
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Wudan
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Wudan »

Axel hat geschrieben: 15. Okt 2020, 21:14 Erfahrungswerte in „sozialen“ Netzwerken. Gerne kommen nämlich solche extremistischen Aussagen wie von Dir von Leuten, die auf ihren Profilen wie selbstverständlich Fotos posten, wie sie in ihrem Vorgarten arbeiten oder Fotos aus ihrem Eigentumshaus, u.ä. Die können sich nicht mal vorstellen wie es für ne Familie im Plattenbau sich anfühlt, am besten noch wenn zwei Kinder sich ein Zimmer teilen müssen. Die sind froh, wenn sie mal die Chance haben sich in eine günstige Unterkunft für ein paar Tage im Land einzumieten und auszuspannen. Umgekehrt gilt das für Menschen im Dorf, dass die eben auch mal das Bedürfnis haben mal 2, 3 Tage in die Stadt zu gehen um mal was anderes zu sehen. Und wenn man dann selbst sehr privilegiert ist, weil man sich ein Eigenheim am Stadtrand gebaut hat, dann lässt es sich immer leicht in die Tastatur hauen und die eigene Moral raushängen zu lassen.

Wie ich immer sage: Gesundheitliche Schäden entstehen eben nicht nur durch Corona, sondern auch sowas wie Isolation oder das Gefühl eingesperrt zu sein.
Die Leute werden nicht in Hundezwingern eingesperrt, sie werden angehalten nicht in den Urlaub zu fahren. Mir geht dieses Gejammer der Deutschen über absolute "first world problems" langsam richtig auf den Senkel. Es hat den Anschein dass die schlimmsten Probleme und Sorgen der Deutschen sind ob und wo sie ihren Erholungsurlaub verbringen können und das ja genug Klopapier im Haus ist. Es gibt sehr viele Leute auf der Welt die können nie in den Urlaub fahren. Und bringen die sich alle um? Und weisst du wer in Deutschland meistens am allerwenigsten in den Urlaub fahren kann? Genau, die sozial schwachen die in den von dir angeführten Plattenbauten wohnen, nicht etwa die Leute mit Eigentumshaus. Wenn Leute Depressionen haben, hat das sicherlich viele gute Gründe, aber nicht weil sie mal einen Herbst nicht ins Schwarzwaldhotel fahren können.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

bluttrinker13 hat geschrieben: 15. Okt 2020, 21:21 Sag mal Axel, ich glaube es hakt.
Was soll jetzt dieses Tone Policing? Habe ich nicht langsam auch mal das Recht darauf wütend zu sein?
Meine Freundin hat vor Monaten ihren Job verloren und ist in ne tiefe Depression abgestürzt. Ich habe seit Wochen wieder regelmäßige Probleme mit selbstverletzendes Verhalten und starke Suizidgedanken, das hatte ich das letzte Mal vor 15 Jahren oder so. Unser ganzer Freundeskreis ist zusammengebrochen. Viele in unserem Umfeld haben ihre Existenz verloren, bei anderen sind Familien und Partnerschaften zerbrochen. Unser ganzes soziales Umfeld ist weg!

Und dazu jeden verdammten Tag Panik in den Medien, aggressive Beschimpfungen im Internet uns gegenüber („Ihr seid Schuld“) und immer wieder diese Forderungen, dass es weitergehen soll. Am besten alles noch härter. Lockdown bis zum Sanktnimmerleinstag.

Ich kann einfach nicht mehr. Ich bin raus.
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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Mal nebenbei behaupte ich, dass der Großteil entweder ins Ausland oder in größere Städte fährt, was das unterbinden der Reisen sehr sinnvoll machen sollte.

Die steigenden zahlen müssen ja nicht zwangsweise mit nachlassender Vorsicht zu tun haben. Es sieht aber schon so aus als sei das zumindest ein Faktor.
Ich habe den Eindruck, dass viele schlicht nicht akzeptieren wollen, dass jetzt nunmal eine entbehrliche periode ist. So als könne es gar nicht sein, dass die aktuelle Lage nicht behebbar ist. Anders kann ich mir diesen Unwillen nicht vorstellen.

@Axel Damit hat Rince aber ja nichts zu tun und du hast ihm ohne Anlass extremistische Ideen unterstellt. Ob du das Recht hast wütend zu sein ist ein ganz anderes Thema, du hast auf jeden Fall nicht das Recht deine Wut an anderen auszulassen.
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bluttrinker13
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

Axel hat geschrieben: 15. Okt 2020, 23:24 Was soll jetzt dieses Tone Policing? Habe ich nicht langsam auch mal das Recht darauf wütend zu sein?
Meine Freundin hat vor Monaten ihren Job verloren und ist in ne tiefe Depression abgestürzt. Ich habe seit Wochen wieder regelmäßige Probleme mit selbstverletzendes Verhalten und starke Suizidgedanken, das hatte ich das letzte Mal vor 15 Jahren oder so. Unser ganzer Freundeskreis ist zusammengebrochen. Viele in unserem Umfeld haben ihre Existenz verloren, bei anderen sind Familien und Partnerschaften zerbrochen. Unser ganzes soziales Umfeld ist weg!

Und dazu jeden verdammten Tag Panik in den Medien, aggressive Beschimpfungen im Internet uns gegenüber („Ihr seid Schuld“) und immer wieder diese Forderungen, dass es weitergehen soll. Am besten alles noch härter. Lockdown bis zum Sanktnimmerleinstag.

Ich kann einfach nicht mehr. Ich bin raus.
Aber für all diese schlimmen Sachen kann doch der Rince nichts!
Was du als Tone Policing bezeichnest war ein ehrliches und wohlwollend gemeintes Feedback, dass das einfach mal nicht in Ordnung war, erst nach intimen Details zu fragen und bei deren Beantwortung dann einfach drüber hinweg zu bügeln.

Du vermengst hier Sachen, die doch gar nichts miteinander zu tun haben. Wenn es über deine Kapazitäten geht aktuell, dass zu reflektieren, gut. Dann ist es wahrscheinlich aber auch besser, wenn du eine Pause einlegst. Weil warum denn nicht einfach ein wenig wertschätzender sein, in der Kommunikation hier? Denn wenn du es nicht bist, handelst du dir über den Widerspruch doch nur noch eine Baustelle mehr ein.
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Heretic
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Heretic »

Ich denke, aktuell sollte man auf Feiern, Urlaube und dergleichen verzichten, auch wenn's noch so schwerfällt. Denn sonst ist der nächste Lockdown so sicher wie das Amen in der Kirche. Und spätestens dann ist's eh vorbei mit Urlaub und sonstigen Vergnügungen. Ganz ehrlich: Ich könnte aktuell einen Urlaub nicht wirklich genießen, denn Corona ist allgegenwärtig. Und dank Internet, Smartphone oder - ganz altmodisch - Telefon muss niemand vereinsamt in seiner Butze sitzen. Das ändert nichts daran, dass die aktuelle Situation besch...eiden ist, aber ohne Beatmungsgerät auf 'ner Intensivstation zu verröcheln ist auch nicht gerade erstrebenswert. Wir sollten alles tun, damit es hierzulande nicht soweit kommt. Dafür auf eine Feier oder einen Urlaub zu verzichten, ist meiner Meinung nach ein geringes Opfer...
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Terranigma
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Terranigma »

Heretic hat geschrieben: 15. Okt 2020, 23:55Dafür auf eine Feier oder einen Urlaub zu verzichten, ist meiner Meinung nach ein geringes Opfer...
Ich würde nicht einmal von Opfer sprechen, denn mit Hinblick auf die Zahlen ist's finde ich nur naheliegend, dass Urlaub derzeit keine Option ist. Ich verstehe allerdings durchaus, dass man es derzeit in den östlichen Bundesländern noch anders sieht, eben weil die Fallzahlen dort erheblich geringer sind im Durchschnitt. In NRW explodieren die Zahlen seit gut zwei Wochen rapide, sodass die Worte "Urlaub" oder "Reisen" in meiner derzeitigen Lebenswelt an Bedeutung verloren haben und unverständlich sind. Jeden Tag kommen neue Städte hier hinzu, die jenseits der 35er und 50er Grenze liegen. Ich empfinde es nicht als Angst- oder Panikmache, wenn auf diese Entwicklung hingewiesen wird: diese Entwicklung findet ja statt und die Politik ist bzgl. ihrer Entscheidungen nicht für den rasanten Anstieg der Zahlen verantwortlich. Wie gesagt, in anderen Bundesländern sieht's derzeit noch anders aus, weshalb ich's auch vernünftig finde, dass man lokal und nicht bundesweit entscheidet.

Unzufrieden bin ich allerdings damit, dass die Corona-Politik sich weiterhin vor allem auf Einschränkungen und Verbote beschränkt, aber man weiterhin keine langfristige Strategie entwickelt, wie das Leben in den kommenden Wochen und Monaten bei deutlich höheren Fallzahlen aussehen soll. Denn die Zahlen werden steigen und nicht sinken. Ich gehe nicht davon aus, dass man die Zahlen unter dem 35er oder 50er-Wert wird halten können. Nicht im Herbst und Winter. Anstatt jetzt mal'n paar Initiativen anzustoßen, wie man z.B. die Gastronomie über den Herbst und Winter retten kann - z.B. lokale Maßnahmen für Lieferdienste, o.Ä. - und wie man Schulen nebst "Stoßlüften alle 10 Minuten" betreiben kann - z.B. wieder Klassen halbieren, o.Ä. - wird ... naja, nur über lapidare Empfehlungen gesprochen die sich darauf beschränken den Alltag einzuschränken. Was sinnvoll ist. Aber so'n bisschen mehr Unterstützung für die nächste Monate wären angebracht, z.B. ein Anrecht auf Home Office, sofern keine zwingenden Gründe dagegen sprechen.

Die Politik reagiert weiterhin nur, aber sie gestaltet nicht aktiv. Das ist aber dringend notwendig, weil das Virus noch auf Monate hinweg bleiben und sich nun auch erheblich ausbreiten wird.
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Fouriety
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Fouriety »

Terranigma hat geschrieben: 16. Okt 2020, 00:23 Anstatt jetzt mal'n paar Initiativen anzustoßen, wie man z.B. die Gastronomie über den Herbst und Winter retten kann - z.B. lokale Maßnahmen für Lieferdienste, o.Ä. - und wie man Schulen nebst "Stoßlüften alle 10 Minuten" betreiben kann - z.B. wieder Klassen halbieren, o.Ä. - wird ... naja, nur über lapidare Empfehlungen gesprochen die sich darauf beschränken den Alltag einzuschränken. Was sinnvoll ist. Aber so'n bisschen mehr Unterstützung für die nächste Monate wären angebracht, z.B. ein Anrecht auf Home Office, sofern keine zwingenden Gründe dagegen sprechen.

Die Politik reagiert weiterhin nur, aber sie gestaltet nicht aktiv. Das ist aber dringend notwendig, weil das Virus noch auf Monate hinweg bleiben und sich nun auch erheblich ausbreiten wird.
Unser Bildungsministerin hier in NRW hält "eine zusätzliche Jacke und vielleicht einen zusätzlichen Schal" ja schon für einen guten Plan, um über den Winter zu kommen...

Mal sehen, ab November startet auch der Vorlesungsbetrieb an Unis wieder mit Präsenz. Wie das bis Mitte Februar gut gehen soll, mit der totalen Durchmischung, die es am Campus dann so gibt... immerhin werden bei uns die Räume nur zur Hälfte gefüllt, 50 Personen sind die absolute Obergrenze, aktuell müssen alle (auch Lehrende) durchgängig Masken tragen und es gibt vernünftige technische Lösungen zur Nachverfolgung (alle müssen sich am Sitzplatz per QR-Code-Scan ein- und ausloggen). Belüftet wird allerdings auch nur ein sehr geringer Anteil der Seminarräume, die Vorschrift "alle 30 Minuten für 3-5 Minuten lüften" haben wir also auch.
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XfrogX
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von XfrogX »

Ich glaube dieses Initiative zeigen ist halt ganz schwer für die Politiker gerade. Die sitzen halt nicht am Stammtisch und können „einfache“ Ideen rum posaunen.

Zumal sie ja leider mit dem Kampf die Beschränkungen nach ihren Interessen zu lenken genug beschäftigt sind.

Aber Beispiel Gastronomie, ich glaube nicht das sie politisch zu retten ist. Klar wird man das aus dem Frühjahr wieder laufen lassen können. Also nur liefern, aber das hat da schon für die wenigsten gereicht zum überleben. Zum einen steigen dabei eher die Ausgaben, fix kosten bleiben, man muss zusätzlich Werbung für sich machen ... dagegen sinken aber eher die Einnahmen, es bestellen einfach weniger Leute als das sie essen gehen, und das lukrative Geschäft mit den Getränken fällt fast ganz weg.

Das heißt sowas als Politiker zu sagen wird viel berechtigte Kritik bringen, viele Forderungen die wahrscheinlich zum großen Teil nicht mal einfach so gemacht werden können.

Auch Schulen, Lehrermangel ist ja nun schon länger ein Thema, auch das schulen technisch nicht gerade auf dem besten Level sind. Klar, kann man da einfach sagen man könnte es doch in Schicht System lösen, aber dann braucht man einfach mal so viel mehr Lehrer. Auch sowas wie ein Teil ist in der Klasse der andere daheim ist nicht so einfach, da muss man technisch auch Leute haben die sowas einrichten, so das Ton und Bild auch passen, das man aus jeder Klasse gleichzeitig einen Stream raus haut. Aber auch sowas wie keinen zu vernachlässigen ist dann für die Lehrer sehr schwer.
Aber auch für Eltern ist beides eine extra Belastung bzw. Kaum möglich. Den schön wenn dein Kind spät Schule hat, aber wenn dein Job diesen Wechsel nicht mit macht hast du in deiner Freizeit dein Kind nicht da, und morgens wenn du zur Arbeit musst ist keiner fürs Kind da.

Und so geht das bei fast allem, am Ende glaube ich, sollte die Politik einfach versuchen das man möglichst viel erlaubt bei einem guten Konzept und ansonsten sollte sie sich darum kümmern das Betroffene Geld bekommen um diese Zeit zu überstehen. Weil die Lösung wahrscheinlich immer eine spezielle ist die individuelle passen muss.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Lauterbach hatte am 21. September in Hart aber fair prognostiziert, dass wenn es so weiter geht, wir in ca. fünf Wochen 7000 Neuinfektionen haben werden. Ihm ist da massive Panikmache vorgeworfen worden - in der Sendung und außerhalb auch.

https://www.fr.de/kultur/tv-kino/hart-a ... 49589.html
https://youtu.be/Bm1tcEUiseM
Die ersten Minuten des Videos reichen, der Rest ist übles Geschwurbel.

Lauterbach lag falsch. Das RKI vermeldete heute 7000 Neuinfektionen - nach nur dreieinhalb Wochen...
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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Er hat das Dilemma der Epidemiologie mal sehr passend beschrieben. Wenn es schlimm wird hat man das nicht gut genug kommuniziert und gegengesteuert, läuft es gut war alles nur Alarmismus.

Überraschend sind die Zahlen eigentlich nicht, eher, dass es in Deutschland so lange recht gut lief.
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Terranigma
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Terranigma »

XfrogX hat geschrieben: 16. Okt 2020, 06:32[...] dagegen sinken aber eher die Einnahmen, es bestellen einfach weniger Leute als das sie essen gehen, und das lukrative Geschäft mit den Getränken fällt fast ganz weg.
Ich sehe da durchaus Ansatzmöglichkeiten, z.B. in denen die Städte etwa lokale Lieferdienste unterstützen und auch die Vermieter anhalten die Mietpreise zu reduzieren. Das allerlei nicht einfach ist, ist klar. Umgekehrt aber: dass der Herbst und Winter schwer wird, das war bereits zum Frühling klar. Man hatte von März bis jetzt etwa sieben Monate Zeit um so etwas wie ein langfristiges Konzept für einzelne Gesellschaftsbereiche zu entwickeln, aber hat diese Zeit nicht genutzt. Nun verfällt man erneut in einen Krisenmodus mit regelmäßigen Treffen, so als wäre man von der Entwicklung überrascht. Aber es gibt erneut keine Strategie. Ich verstand, dass man im März und April auf Sicht gefahren ist, weil niemand die Situation einschätzen konnte. Aber den Sommer hindurch war klar, dass das Virus weiterhin vorhanden ist und es erwartbar mit der kalten Jahreszeit zu starken Anstiegen kommen wird.

Diese Zeit ließ man verstreichen. Auch die Schulen konnten sich erneut kaum vorbereiten, weil es seitens der Landesregierung(en) keine Vorgaben gab, was eigentlich der Plan für die kommenden Monate sei. Dann wiederum haben viele Schulen eine Digitalisierung im Schnellverfahren durchzogen und dürften aktuell deutlich besser darstehen als etwa im April. Aber trotz der starken Anstiege ist weiterhin in jedem Bundesland die Losung, dass der Präsenzunterricht die Norm ist, dabei ist absehbar, dass dies nicht durchzuhalten sein wird, wenn - wie etwa in NRW - quasi das ganze Bundesland in wenigen Tagen die 35er- und bald darauf die 50er-Marke reißt. Ebenso wenn sich allerlei Kiddies dann saisonale Erkältungskrankheiten zuziehen werden, die von COVID19 nicht unterscheidbar sind. Es dürfte einen sehr großen Krankenstand geben. Alles das hätte man doch antizipieren und vorbereiten müssen.

Die Schulen haben ab April für fast zwei Monate mit einem Schichtsystem gearbeitet und es lief, d.h. diese Erfahrung gibt es bereits. Die Politik müsste nun lediglich sagen, was zu tun ist, anstatt an der Illusion des "Normalbetriebs" festzuhalten. Die Zeiten sind nicht normal. Die Situation an Grundschulen ist nicht die an der Sekundarstufe. Die Sekundarstufe II ist nicht die Sekundarstufe I. Es geht sehr viel, wenn die Bürokratie den Weg frei macht und sich auch die Politik endlich eingesteht, dass auch 2021 kein normales Jahr wird und wir damit auf Monate hinweg werden umgehen müssen. Ich arbeite ja an einer Schule und eigentlich jeder hier will endlich das "Go" von Oben bekommen, um endlich alternative Konzepte erarbeiten und umsetzen zu können. Und teilweise liegen die Konzepte ja schon in der Schublade, sie kommen nur nicht zum Einsatz.

Das ist maßlos frustrierend. Quasi hier an der Basis ist jedem klar, dass der Betrieb so nicht weiterlaufen wird, aber von den Entscheidungsträgern hat niemand die Chuzpe der Bevölkerung das zu sagen ...
XfrogX hat geschrieben: 16. Okt 2020, 06:32Weil die Lösung wahrscheinlich immer eine spezielle ist die individuelle passen muss.
Das sehe ich nicht so. Eine Lösung kann nicht auf jeden individuell abgestimmt werden. Wir liegen heute bereits bei 7.000 Fällen pro Tag. Falls der Trend sich so entwickelt sind wir zu Weihnachten problemlos bei 19.000. Dann haben Arbeitgeber und Eltern andere Probleme als ihre Arbeitszeit, weil's dann kaum noch möglich sind wird vulnerable Bevölkerungsgruppen zu schützen und die personellen Ausfälle sehr groß werden. Das Aufzählen von Problemen bei der Umsetzung einer Lösung spricht nicht gegen die Lösung; es zeigt nur, dass sie nicht ideal ist. Aber derzeit ist nichts ideal.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

XfrogX hat geschrieben: 16. Okt 2020, 06:32 Ich glaube dieses Initiative zeigen ist halt ganz schwer für die Politiker gerade. Die sitzen halt nicht am Stammtisch und können „einfache“ Ideen rum posaunen.
Wie Terranigma schon schrieb - keiner erwartet einfache Lösungen - aber sie hatten seit April/Mai Zeit sich auf Herbst und Winter vorzubereiten und praktisch NICHTS ist passiert. Das ist unglaublich frustrierend.
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Ironic Maiden
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Ironic Maiden »

Terranigma hat geschrieben: 16. Okt 2020, 11:12
Diese Zeit ließ man verstreichen. Auch die Schulen konnten sich erneut kaum vorbereiten, weil es seitens der Landesregierung(en) keine Vorgaben gab, was eigentlich der Plan für die kommenden Monate sei. Dann wiederum haben viele Schulen eine Digitalisierung im Schnellverfahren durchzogen und dürften aktuell deutlich besser darstehen als etwa im April. Aber trotz der starken Anstiege ist weiterhin in jedem Bundesland die Losung, dass der Präsenzunterricht die Norm ist, dabei ist absehbar, dass dies nicht durchzuhalten sein wird, wenn - wie etwa in NRW - quasi das ganze Bundesland in wenigen Tagen die 35er- und bald darauf die 50er-Marke reißt. Ebenso wenn sich allerlei Kiddies dann saisonale Erkältungskrankheiten zuziehen werden, die von COVID19 nicht unterscheidbar sind. Es dürfte einen sehr großen Krankenstand geben. Alles das hätte man doch antizipieren und vorbereiten müssen.

Die Schulen haben ab April für fast zwei Monate mit einem Schichtsystem gearbeitet und es lief, d.h. diese Erfahrung gibt es bereits. Die Politik müsste nun lediglich sagen, was zu tun ist, anstatt an der Illusion des "Normalbetriebs" festzuhalten. Die Zeiten sind nicht normal. Die Situation an Grundschulen ist nicht die an der Sekundarstufe. Die Sekundarstufe II ist nicht die Sekundarstufe I. Es geht sehr viel, wenn die Bürokratie den Weg frei macht und sich auch die Politik endlich eingesteht, dass auch 2021 kein normales Jahr wird und wir damit auf Monate hinweg werden umgehen müssen. Ich arbeite ja an einer Schule und eigentlich jeder hier will endlich das "Go" von Oben bekommen, um endlich alternative Konzepte erarbeiten und umsetzen zu können. Und teilweise liegen die Konzepte ja schon in der Schublade, sie kommen nur nicht zum Einsatz.
Genau das finde ich auch so frustrierend. Ich bin ja auch Lehrerin und der Landkreis, in dem ich arbeite, hat gestern die 50er Marke geknackt. Meine eigene Klasse war vor den Herbstferien auch schon zwei Wochen in Quarantäne, um die ich nur herumgekommen bin, weil ich praktischerweise ohnehin krank zu hause war. Aber bei der Gelegenheit musste die Schule dann direkt die gesamte Jahrgangsstufe ins "Distanzlernen" schicken, weil wir mit 5 Kolleg*innen in Quarantäne nicht mehr genug Leute hatten, um den Betrieb für die ganze Schule aufrechtzuerhalten. Und das wird in den nächsten Wochen und Monaten bestimmt nicht besser werden. Von "oben" kommt aber als einzige Anweisung, regelmäßig zu lüften...
Ich bin mir schon bewusst, wie privilegiert ich durch meinen Beamtenjob bin und dass ich wirklich keinen Grund zum Jammern habe, aber was von Seiten der Schulämter und Ministerien kommt dient weder dazu, langfristig Unterricht in irgendeiner Form sicherzustellen, noch dazu, Schüler*innen und Lehrer*innen vor möglichen Ansteckungen zu schützen. Und klar, egal wie gut die Digitalisierung an Schulen voranschreitet, das Betreuungsproblem kann man durch Digitalunterricht nicht lösen (selbst wenn ich alle Schüler*innen zwingen könnte, ständig die Kamera anzuhaben, kann ich jetzt wirklich nicht garantieren, dass Klein-Kevin nicht das Haus abfackelt, während er im Onlineunterricht sitzt...), aber auch da kommt von den zuständigen Behörden keinerlei Konzept, wie das laufen soll.

Im privaten Bereich fühle ich mich durch die Maßnahmen schon sehr belastet. Ich kann die Grundidee hinter dem Beherbergungsverbot schon irgendwie verstehen. Andererseits sehe ich jetzt wirklich nicht das Problem, wenn ich z.B. über Silvester mit zwei Leuten in ein Ferienhaus in der Pampa fahre und da die Zeit mit Biertrinken und Lesen verbringe. Nicht jeder Urlaub bedeutet ja, dass man gleich mit 200 Leuten eine Polonaise durch die Großraumdisco macht. Als jemand ohne Kinder und klassische Kernfamilie sind Treffen mit Freunden und Cafe- und Kneipenbesuche ein wichtiger Bestandteil meiner Freizeitgestaltung und meines Soziallebens. Wenn das, wie im März und April, fast durchgehend wegfällt, geht es mir nicht gut. Auch wenn ich verstehen kann, was die Hintergründe von Kontaktverboten u.ä. sind, fehlt mir ein Stück weit, dass anerkannt wird, dass das für manche Menschen schwerer auszuhalten ist als für andere. Ich habe ehrlich gesagt Angst vor den nächsten 6 Monaten.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
zackzackab
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von zackzackab »

Terranigma hat geschrieben: 16. Okt 2020, 12:14 Auch die Schulen konnten sich erneut kaum vorbereiten, weil es seitens der Landesregierung(en) keine Vorgaben gab, was eigentlich der Plan für die kommenden Monate sei. [...]
Mir ist nicht klar, welche Direktiven von Ministeriumsseite Du Dir in Anbetracht des Problems, vor dem wir stehen, gewünscht hättest. Oder wie man bei "Lehrer*innenknappheit" und der nach Abwägung der Interessen ausgerufenen Zielsetzung, einen "Betreuungsnotstand" durch möglichst weitgehenden Präsenzunterricht zu vermeiden, einen großen Krankenstand antezpieren oder vorbereiten soll. Ich sehe zur Schule als Betreuungsort keine Alternative, wenn man sich weiter darum bemühen will, die Wirtschaft möglichst weitgehend am laufen zu halten, indem man für die Arbeitnehmer*innen mit Kindern ein Angebot hat.
Terranigma hat geschrieben: 16. Okt 2020, 12:14 Es geht sehr viel, wenn die Bürokratie den Weg frei macht und sich auch die Politik endlich eingesteht, dass auch 2021 kein normales Jahr wird und wir damit auf Monate hinweg werden umgehen müssen. Ich arbeite ja an einer Schule und eigentlich jeder hier will endlich das "Go" von Oben bekommen, um endlich alternative Konzepte erarbeiten und umsetzen zu können. Und teilweise liegen die Konzepte ja schon in der Schublade, sie kommen nur nicht zum Einsatz.
Welche alternativen Konzepte sind das? Und mal provokant gefragt: Wenn von oben als einzige Anweisung kommt, regelmäßig zu lüften, was hindert denn dann das Personal an der einzelnen Schule, diese alternativen Konzepte in die Tat umzusetzen?
Terranigma hat geschrieben: 16. Okt 2020, 12:14 Im privaten Bereich fühle ich mich durch die Maßnahmen schon sehr belastet. Ich kann die Grundidee hinter dem Beherbergungsverbot schon irgendwie verstehen. Andererseits sehe ich jetzt wirklich nicht das Problem, wenn ich z.B. über Silvester mit zwei Leuten in ein Ferienhaus in der Pampa fahre und da die Zeit mit Biertrinken und Lesen verbringe.
Derzeit werden die Beherbungsverbote von den OVGen / VGHen fast allerorten gekippt.


- Zitate nachträglich berichtigt. Sorry.
Zuletzt geändert von zackzackab am 16. Okt 2020, 18:10, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Terranigma »

Falsch zitiert, aber ich fühle mich angesprochen! :D
zackzackab hat geschrieben: 16. Okt 2020, 17:28Mir ist nicht klar, welche Direktiven von Ministeriumsseite Du Dir in Anbetracht des Problems, vor dem wir stehen, gewünscht hättest.
Stellenausschreibungen. Es gibt keinen allgemeinen Lehrermangel. Dies wird in den Medien häufig verkürzt und der Sache nach falsch dargestellt. Ich kann nur für NRW sprechen, aber: es gibt einen Mangel für Lehrkräfte an der Grundschule. That's it. An den weiterführenden Schulen gibt es entweder eine solide Entsprechung - z.B. Realschulen - oder ein absolutes Überangebot an Lehrkräften - z.B. am Gymnasium. Auch Vertretungsstellen werden derzeit keine in größerer Zahl ausgeschrieben. Wenn ich auf's entsprechende Online-Portal nachschaue, finde ich keine ausgeschriebenen Plan- oder Vertretungsstellen für meine Region, dabei weiß ich, dass es an den Schulen einen Mangel an Lehrkräften gibt. Der Grund ist einfach und'n Klassiker: kostet Geld.
Ironic Maiden hat geschrieben: 16. Okt 2020, 12:14Welche alternativen Konzepte sind das? Und mal provoant gefragt: Wenn von oben als einzige Anweisung kommt, regelmäßig zu lüften, was hindert denn dann das Personal an der einzelnen Schule, diese alternativen Konzepte in die Tat umzusetzen?
So provokant ist die Frage gar nicht, und die Antwort sehr einfach: weil die Schulleitungen und Kollegien weisungsgebunden sind und nicht tun und lassen können, was sie wollen. Die Maßgabe lautet derzeit, dass der Normalfall der vollständige Präsenzunterricht ist. Eine Reduktion der Stundentafel, die Auslagerung von Fächern - z.B. Erkunde, Politik, Geschichte - in fachübergreifende Projektarbeiten, die auch ohne Hilfe der Eltern (!) Zuhause bearbeitet werden sollen und rollierende Verfahren mit halbierten Klassen wie im April/Mai sind derzeit nicht zulässig. Damit konnte man im April/Mai aber durchaus leben und nach einer Eingewöhnungszeit für Lehrer, Eltern und Schüler lief das in meiner (überschaubaren) Erfahrung durchaus solide. Toll war's für niemanden, aber wenn fast jeder Landkreis in NRW demnächst über dem 35/50er-Wert liegt, dann wird man nicht 30 Personen über Stunden in einen winzigen Raum stecken können. Ich kann mir vorstellen, dass einige Eltern sich da durchaus Gedanken bzgl. der Gesundheit ihres Kindes machen - und ihrer eigenen.

Es gibt allerlei Verwaltungsinstanzen, die in den Schulalltag reinregieren: die Stadtverwaltung, welche für die Gebäude zuständig ist und auch ggf. für die Anmietung weiterer Räume. Das Schulministerium bzgl. der Umsetzung der Lehrpläne und der allgeminen Durchführung des Unterrichts sowie die Schulleitung, welche zwischen allen Stühlen sitzt und mit den vorhandenen Mitteln die vorgegebenen Ziele erreichen soll. Selbst so Kleinigkeiten wie eine Maskenpflicht im Unterricht - was im Hinblick auf die Zahlen wieder eine Überlegung wert wäre - lässt sich nicht gegen Willen der Schüler und Eltern rechtskonform durchsetzen, solange es diesbezüglich keine Rechtsgrundlage seitens des Bundeslandes gibt. Und die gibt's bisher nicht.
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grows by itself.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von zackzackab »

Terranigma hat geschrieben: 16. Okt 2020, 18:02 Stellenausschreibungen.
https://rp-online.de/nrw/landespolitik/ ... d-52389509
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