COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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Ironic Maiden
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Ironic Maiden »

Dennis Diel hat geschrieben: 1. Nov 2020, 17:54
Wie geht ihr mit negativen Gedanken und Ängsten um?
Auch wenn ich zugeben muss, im Moment wahrscheinlich in einer extrem privilegierten Position zu sein (sicherer Job, große und ruhige Wohnung, keine Angehörigen in Risikogruppen) geht es mir im Moment nicht gut mit der Situation. Insbesondere seitdem die Fallzahlen so steigen und ich gleichzeitig wieder ganz normal Unterricht machen soll, fühle ich mich bei der Arbeit unsicher und ungeschützt und ich habe schon Angst mich anzustecken, weil ich nun täglich mit mindestens 100 Leuten länger Kontakt habe, und nicht mehr wie beim ersten Lockdown mit wöchentlich ungefähr fünf. Es gab auch schon Tage, an denen ich ständig fast am Losheulen war.

Was mir hilft ist, kleinere Projekte anzustreben, die ich auch unter den momentanen Umständen ziemlich sicher verwirklichen kann. Ich habe erst durch Corona angefangen, Pen&Paper online zu spielen, und auch wenn es längst nicht das gleiche ist wie am Spieltisch hilft es mir, ab und zu kleine One-Shots zu spielen und zu leiten. Dadurch habe ich auch immer mal wieder Kontakt zu Leuten, die ich sonst selten gesehen habe, und ich habe auch ein paar neue Leute kennengelernt.
Dazu bin ich im Moment dabei, einen monatlichen Lesekreis über Skype anzuleiern, und das motiviert mich, fokussierter zu lesen und außerdem konkret in die Zukunft zu planen.
Solche Projekte geben mir das Gefühl, noch ein bisschen Kontrolle über die Situation zu haben.

Ich habe auch das Glück, dass im gleichen Haus eine langjährige Freundin von mir wohnt, und wenn mal wieder irgendeine dumme Nachricht reinkommt, kann man sich quasi sofort mit einem Bier oder Kaffee (und Abstand...) im Garten treffen und sich auskotzen. Das ist ziemlich kathartisch.

Ich finde es für mich wichtig, mir auch die negativen Emotionen angesichts der Lage zu gönnen. Wenn ich völlig frustriert, traurig und genervt bin, dann ist das halt so. Ich will dann auch nicht so tun, als wäre alles in Ordnung und mich zusammenreißen und optimistisch sein. Langfristig geht es mir damit besser, als wenn ich ständig versuchen würde, "doch das Gute an der Sache" zu sehen.

Ich habe aber wie gesagt auch das Glück, dass das alles für mich nur ein emotionales, aber kein materielles Problem ist. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie hart das für viele andere sein muss.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Andre Peschke hat geschrieben: 1. Nov 2020, 18:30
Dennis Diel hat geschrieben: 1. Nov 2020, 17:54 Wie geht ihr mit negativen Gedanken und Ängsten um?
Ich finde es beruhigend, wenn man sich mal die konkreten Zahlen für die eigene Region anschaut und sich vergegenwärtigt, wie die Chancen wirklich aussehen. Beispiel München:

"In München wurden für Samstag, 31. Oktober, 108 neue Corona-Fälle gemeldet. Insgesamt sind in der Landeshauptstadt bislang 17.165 Infektionen bestätigt. In dieser Zahl enthalten sind 13.335 Personen" (lt. muenchen.de)

Bedeutet, es gibt nur 3830 aktive Fälle (die bekannt sind). Bei deutlich über 1 Mio Einwohnern... die Chance einem Infizierten zu begegnen, ist immer noch sehr, sehr niedrig. Dann muss die Begegnung auch noch unter den entsprechenden Umständen stattfinden (sowas wie Nahverkehr, was man zusätzlich ja vermeiden kann) und lange genug dauern. Generell ist eigene Umsicht dann ja auch beruhigend im Sinne eines "wo soll das mir überhaupt passiert sein?".

Und DANN kannst du ja noch dazurechnen, dass ein schwerer Verlauf grundsätzlich erstmal selten ist.

Ich finde, wenn man sich da vergegenwärtigt, wie die Wahrscheinlichkeiten derzeit noch aussehen, selbst mit Dunkelziffer eingerechnet, dann entspannt das die Wahrnehmung der Gefährdung.

Andre
Um meine Gesundheit mache ich mir auch relativ wenig Sorgen. Verlasse ja sowieso nur selten das Haus, Spaziergänge und Radtouren mal ausgenommen. Und selbst die Grippe habe ich mir trotz überfüllten ÖPNV in Köln noch nie zugezogen. Bin auch relativ zuversichtlich, dass wir die Pandemie mit der Impfung nächstes Jahr in den Griff bekommen.

Die andauernde Arbeitslosigkeit und persönliche Lebenssituation, aber auch andere Probleme wie die Erderwärmung, das Erstarken der Rechten und die zunehmende Polarisierung des Landes belasten mich da schon mehr. Eine Wiederwahl Trumps und ein chaotischer No-Deal-Brexit im Januar würden meine Stimmung auch nicht gerade heben.
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Textsortenlinguistik
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Textsortenlinguistik »

Terranigma hat geschrieben: 1. Nov 2020, 16:10 Bei den Referendaren an meiner Schule ist's derzeit ähnlich: die für die Ausbildung hierher gezogen und außer ihrer Arbeit haben sie unter der Woche derzeit nichts, und verbringen den Rest des Tages alleine in ihrer kleinen Wohnung.
Das hat doch nichts mit Corona zu tun! :D

(Spreche aus eigener Erfahrung)
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TheDarkShadow
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von TheDarkShadow »

Andre Peschke hat geschrieben: 1. Nov 2020, 18:30 Dann muss die Begegnung auch noch unter den entsprechenden Umständen stattfinden (sowas wie Nahverkehr, was man zusätzlich ja vermeiden kann) und lange genug dauern. Generell ist eigene Umsicht dann ja auch beruhigend im Sinne eines "wo soll das mir überhaupt passiert sein?".
Kann man? Das gilt für viele nicht. Ich darf hier jeden Arbeitstag minimun über 2 Stunden im ÖPNV verbringen, dies aktuell sogar eher 6, denn 5 Tage die Woche, da meine Arbeitsbelastung durch Corona eher massiv gestiegen ist. Immer dran denken bei solchen Aussagen, was für Dich leicht vermeidbar ist, ist für andere ein nicht vermeidbares täglich Brot. Und ja, das macht mir persönlich hier in München, auch wenn die totalen Zahlen niedrig erscheinen, sehr wohl angst...
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lipt00n
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lipt00n »

Ironic Maiden hat geschrieben: 1. Nov 2020, 21:04
Auch wenn ich zugeben muss, im Moment wahrscheinlich in einer extrem privilegierten Position zu sein (sicherer Job, große und ruhige Wohnung, keine Angehörigen in Risikogruppen) geht es mir im Moment nicht gut mit der Situation. Insbesondere seitdem die Fallzahlen so steigen und ich gleichzeitig wieder ganz normal Unterricht machen soll, fühle ich mich bei der Arbeit unsicher und ungeschützt und ich habe schon Angst mich anzustecken, weil ich nun täglich mit mindestens 100 Leuten länger Kontakt habe, und nicht mehr wie beim ersten Lockdown mit wöchentlich ungefähr fünf. Es gab auch schon Tage, an denen ich ständig fast am Losheulen war.
Mir geht es da ähnlich.

Ich arbeite in einem Kinderhort mit rund 70 zu betreuenden Kindern von der 1. bis zur 4. Klasse. Dank öffentlicher Dienst und Tarifvertrag diesdas musste und muss ich materiell keine Probleme befürchten.
Auf der anderen Seite habe ich aber die gesamte Pandemie durchgearbeitet, von Tag 1 an, erst Notdienst, dann der erweiterte Notdienst, dann der eingeschränkte Regelbetrieb bis hin zum Regelbetrieb seit Ende der Sommerferien. Auch wenn es zum Teil weniger Kinder waren, so ist die Arbeitsbelastung um ein vielfaches gestiegen. Die ganzen zu führenden Listen, das permanente reinigen und zum Teil desinfizieren von Oberflächen, die gestiegene Lautstärke und Unausgeglichenheit der Kinder (Toben und Bewegen in Innenräumen ist ja nicht mehr...) haben mich im Sommer an meine Grenzen geführt. Dazu kommt diese unmenschliche Distanz. Kindern den ganzen Tag zu erklären, wieso sie sich nicht berühren sollten, wieso kuscheln keine gute Idee ist, wieso man nur im allergrößten Notfall mal in den Arm nimmt -das ist alles so unwirklich und furchtbar und verändert auch viel im pädagogischen Alltag, im Miteinander und, leider, auch im Miteinander unter den Kindern.

Ich persönlich mache mir nur bedingt Sorgen um meine eigene Gesundheit, ich verzichtete im Frühjahr und verzichte auch jetzt seit einigen Wochen wieder auf den Besuch bei meiner seit einem Jahr verwitweten Mutter (da Risikogruppe). Der Kontakt mit den Kindern und meine tägliche Gesamtpendelzeit von zwei Stunden im Frankfurter ÖPNV lassen mich von regelmäßigen Besuchen Abstand nehmen, auch wenn uns das sehr schwer fällt.

Ich kann alle Regelungen und Einschränkungen mittragen und bin da auch recht vernünftig und regelbewusst, halte den Novemberkompromiss aber für nicht umsichtig genug. Naja, die Zeit wird zeigen, was passiert.

Im übrigen stört mich der Begriff "Lockdown" für diese Larifari-Regelungen, mit denen wir hier in Deutschland konfrontiert werden. Meine Freunde in Manila dürfen seit Monaten nur mit Passierschein (1 Person pro Haushalt) vor die Tür, nur wenn unbedingt notwendig, nur auf direktem Weg, Kinder und Alte müssen Zuhause bleiben...da kann man dann auch mal von Lockdown sprechen. Wir haben es noch gut, hier bei uns..
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

TheDarkShadow hat geschrieben: 1. Nov 2020, 22:22 Kann man? Das gilt für viele nicht. Ich darf hier jeden Arbeitstag minimun über 2 Stunden im ÖPNV verbringen, dies aktuell sogar eher 6, denn 5 Tage die Woche, da meine Arbeitsbelastung durch Corona eher massiv gestiegen ist. Immer dran denken bei solchen Aussagen, was für Dich leicht vermeidbar ist, ist für andere ein nicht vermeidbares täglich Brot.
Das ist mir schon klar. Das war ja jetzt nicht die Proklamation allgemeingultiger Verhaltensregeln. Das ich das nicht auf zB Fahrkartenkontrolleure beziehe, ist hoffentlich implizit verständlich. :D

Andre
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XfrogX
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von XfrogX »

Aus meinem Umfeld würde ich sagen das ist wohl bei 95% der Leute so.
Also nicht das die alle ihren Job hassen, das er ihnen nie was gibt. Aber die meisten machen ihn nur so weil es halt das ist womit sie ihr Leben darum so gestalten können wie sie möchten.
Und das betrifft auch Selbstständige, studierte und top ausgebildete genauso wie ungelernt und Quereinsteiger.
Die meiste Zeit ist Arbeit halt dafür da erledigt zu werden und die selten Möglichkeiten wirklich Sachen so zu erfüllen wie man es sich wünscht, sind meistens ja trotzdem zu einem großen Teil von Kompromissen begleitet.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Drosten hat am Wochenende einen Vortag gehalten und die aktuelle Lage und Massnahmen erklärt, eingeordnet und beantwortet Fragen.
https://youtu.be/q9EwA8w-jP8
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
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Peter
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Peter »

Es ist halt eine vertrackte Situation. Auf der einen Seite mache ich mir da keine großen Sorgen, da es in der weiteren Umgebung aktuell keine 1000 Infizierten gibt. Zudem fühle ich mich als jemand, der noch nie eine Grippe hatte, in einer wohl trügerischen Sicherheit. Auf der anderen Seite hatte sich ein Freund von mir so richtig schlimm infiziert und ist nach wochenlangem Kampf gerade noch mal mit seinem Leben davongekommen. Das lässt mich dann doch sehr vorsichtig sein, selbst wenn ich die Gefahr nur für sehr gering erachte.
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Pikachu
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Pikachu »

XfrogX hat geschrieben: 2. Nov 2020, 01:03 Aus meinem Umfeld würde ich sagen das ist wohl bei 95% der Leute so.
Also nicht das die alle ihren Job hassen, das er ihnen nie was gibt. Aber die meisten machen ihn nur so weil es halt das ist womit sie ihr Leben darum so gestalten können wie sie möchten.
Und das betrifft auch Selbstständige, studierte und top ausgebildete genauso wie ungelernt und Quereinsteiger.
Die meiste Zeit ist Arbeit halt dafür da erledigt zu werden und die selten Möglichkeiten wirklich Sachen so zu erfüllen wie man es sich wünscht, sind meistens ja trotzdem zu einem großen Teil von Kompromissen begleitet.
Wirklich? Wow... das klingt ja furchtbar. Ich arbeite als Software-Entwickler und bin in den über 10 Jahren, die ich diesen Beruf jetzt ausübe, nicht einmal ungern zur Arbeit gegangen. Würde man mich nicht dafür bezahlen, wäre es wohl mein Hobby dem ich nach der Arbeit nachginge.

Glaubst du denn es gäbe andere Berufe, die diese Personen ausüben könnten, die sie erfüllen würden? (Die aber eventuell schlechter bezahlt sind / weniger angesehen)
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DexterKane
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DexterKane »

Also wenn ich mal mein Umfeld einschätze, sind es gerade Leute in klassischen Malocher-, Service oder Verwaltungsjobs, die (wie auch ich) mitunter zwar durchaus Spaß an Ihrem Job haben, aber niemand ist , keine Ahnung, Verwaltungsfachangestellter, weil er/sie so gerne Akten bearbeitet.

Eventuell ist das auch ein Generationending (ich hab schon die 4 davor), dass bei uns der Selbstverwirklichungsgedanke nicht so vorherrschend war.
Zumindest für mich hätte ich Schwierigkeiten etwas wirklich erfüllendes (also sein Hobby arbeiten) zu finden, was nicht gleichzeitig bedeuten würde mit größter Wahrscheinlichkeit ein Leben lang an der Armutsgrenze zu leben. Und das mag mit Anfang 20 noch sexy erscheinen, weil man ja wenig braucht und gerade Studenten auch nicht viel haben, für mich persönlich wäre das aber weitaus schlimmer, als einen Job zu haben, den ich nur ok finde.

Und ja, gerade mit dem erneuten Lockdown merke ich, dass es langsam aber sicher an die Substanz geht.
Gerade in Verbindung mit Kurzarbeit seit März, wodurch ich dann teilweise tagelang die Wohnung nicht verlasse(n kann), wirkt sich das alles nicht positiv auf mein Gemüt aus.
Relax, it's North-Korea. The nation state equivalent of the short-bus. - Sterling Archer
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schneeland
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von schneeland »

Pikachu hat geschrieben: 2. Nov 2020, 16:01 Wirklich? Wow... das klingt ja furchtbar. Ich arbeite als Software-Entwickler und bin in den über 10 Jahren, die ich diesen Beruf jetzt ausübe, nicht einmal ungern zur Arbeit gegangen. Würde man mich nicht dafür bezahlen, wäre es wohl mein Hobby dem ich nach der Arbeit nachginge.
Nicht mal ein Tag, an dem Dich der Chef, der Kollegen oder der Stress vor einer wichtigen Deadline genervt hat?
Wenn ja, wärest Du damit m.E. auch in der Software-Entwicklung eine ziemliche Ausnahme.
"Hello, my friend! Pay a while, and listen!" (BlizzCon 2018)
"And now our RPG even has NPCs!" (Bethesda, E3 2019)
"..." (E3 2020, entfallen)
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XfrogX
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von XfrogX »

Pikachu hat geschrieben: 2. Nov 2020, 16:01 Wirklich? Wow... das klingt ja furchtbar. Ich arbeite als Software-Entwickler und bin in den über 10 Jahren, die ich diesen Beruf jetzt ausübe, nicht einmal ungern zur Arbeit gegangen. Würde man mich nicht dafür bezahlen, wäre es wohl mein Hobby dem ich nach der Arbeit nachginge.

Glaubst du denn es gäbe andere Berufe, die diese Personen ausüben könnten, die sie erfüllen würden? (Die aber eventuell schlechter bezahlt sind / weniger angesehen)
Glaub bei den wenigsten wäre es der andere Job, sondern eher einfach ein deutlich weniger arbeiten, mit deutlich mehr Freiheiten. Bestes Beispiel mein Vater, heute Rentner arbeitet nun mit fast 70 immer noch in seinem Beruf in dem er früher selbstständig war. Aktuell für 2 Firmen gleichzeitig weil er es halt gut kann. Aber seit er Rentner ist hat er auch schon bei 2 Firmen einfach hin geworfen genau weil die halt von ihm verlangt haben nicht so zu arbeiten wie er es für richtig hält.

Genau das musste er aber als Selbstständiger immer. Er konnte nicht bei scheiss Kunden einfach alles liegen lassen und frei sagen: entweder wir machen das anständig oder garnicht. Wenn der Kunde halt auf Fehlern besteht muss man diese machen. Plus Zeitdruck.

Deswegen ist er die letzten Jahre seiner Selbstständigkeit echt sehr oft ungern zur Arbeit gegangen. Weil er am Ende doch sich nur aufgeregt hat.

Finde das beschriebt bei vielen das Hauptproblem. Sie machen etwas im Kern ganz gerne aber die Art und Weise ist halt dem Zwang untergeordnet Geld zu verdienen. Und wenn man halt immer den Ärger runterschluckt freut man sich halt darauf in der Freizeit etwas zu machen das man halt genießt. Und sei es nur mit Kumpels zusammen zu sein und über die idioten von der Arbeit her zu ziehen. Selbst wenn man dabei die Arbeit macht (z.b. auf dem Bau helfen, für einen der Kumpels was reparieren ...)

Und wenn dann genau vom Staat ein ähnlicher Zwang dazu kommt genau diesen Ausgleich nun nicht wahrnehmen zu dürfen dann ist das halt etwas was für einige wenige sehr hart ist.
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

XfrogX hat geschrieben: 3. Nov 2020, 14:21deutlich weniger arbeiten, mit deutlich mehr Freiheiten.
Ich glaube übrigens, viele unterschätzen das mit den Freiheiten und Gestaltungsspielräumen kolossal. Bzw eben auch einfach mit vernüngtigen Managementstrukturen, die ihnen diese Freiheiten lassen und ihnen nicht unnötige Arbeit schaffen. Vor allem, wenn sie zB Pech gehabt haben mit ihren Vorgesetzten und gar nicht wissen, wie cool ihr Job unter den richtigen Bedingungen sein kann.

Andre
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XfrogX
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von XfrogX »

Andre Peschke hat geschrieben: 3. Nov 2020, 16:04
XfrogX hat geschrieben: 3. Nov 2020, 14:21deutlich weniger arbeiten, mit deutlich mehr Freiheiten.
Ich glaube übrigens, viele unterschätzen das mit den Freiheiten und Gestaltungsspielräumen kolossal. Bzw eben auch einfach mit vernüngtigen Managementstrukturen, die ihnen diese Freiheiten lassen und ihnen nicht unnötige Arbeit schaffen. Vor allem, wenn sie zB Pech gehabt haben mit ihren Vorgesetzten und gar nicht wissen, wie cool ihr Job unter den richtigen Bedingungen sein kann.

Andre
Ja klar, das hat mehr mit der Führung und der Gestaltung zu tun als mit der eigentlichen Arbeitszeit, meinte mit deutlich weniger arbeiten auch weniger die Zeit, als die Menge die in dieser Zeit geleistet werden muss.

Aber gerade mein Vater als jemand der selbstständig war in etwas das er liebt und super kann, bekam dann halt von den Kunden aufgetragen. Jetzt als Rentner mit dem Komfort einfach zu sagen so mache ich das nicht arbeitet er teilweise viel mehr.
Coti86
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Coti86 »

In Dänemark ist eine neue SARS-CoV-2 Variante aufgetreten, die von Nerzen auf den Menschen übertragen wurde. Der genaue Hergang ist noch unklar, es wird vermutet, dass die Tiere irgendwie mit dem ursprünglichen SARS-CoV-2 Virus infiziert wurden, dort kam es dann zu einer Mutation, und nun ist es wieder auf den Menschen übergesprungen.
Das erschreckende daran ist, dass offenbar bereits entwickelte SARS-CoV-2 Antikörper nur schwach bis kaum auf das neue Virus reagieren. Sollte sich dieser Stamm weiter ausbreiten, dürfte das der bisherige Impfstoffentwicklung einen empfindlichen Schlag versetzen, um es mal vorsichtig zu formulieren.
Genau deswegen wird jetzt zu drastischen Mitteln gegriffen und die Tötung von knap 17 Millionen Nerzen angeordnet.
Bisher gibt es erst wenige nachgewiesene Fälle beim Menschen, das heißt, dass Eindämmung durchaus noch realistisch ist.

Aber ungeachtet dessen, sowas kann jederzeit irgendwo auf der Welt passieren und nicht alle Länder haben die Mittel regelmäßiges Sequencing zu betreiben.

https://www.diepresse.com/5892642/coron ... alle-nerze
Zuletzt geändert von Coti86 am 4. Nov 2020, 23:00, insgesamt 1-mal geändert.
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bluttrinker13
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

Wait a minute, die züchten da Nerze im Umfang von 17 MILLIONEN??

Und dabei war mir Dänemark bisher sympathisch... :snooty: :hand:
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Guthwulf
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Guthwulf »

Vielleicht bin ich ja zu blöd, aber wie kann in Deutschland grad die Reproduktionszahl (der berühmt berüchtigte R-Faktor) sinken bei gleichzeitig steigenden Zuwachsraten (und täglichen neuen Rekorden für Neuinfektionen)? Sind schon so viele angesteckt, dass nu die Wahrscheinlichkeit dafür sinkt, dass ein Infizierter noch Gesunde zum Anstecken findet? Was sagt der R-Faktor überhaupt aus (bzw. wie valide ist dessen Schätzung)?
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Coti86
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Coti86 »

Guthwulf hat geschrieben: 5. Nov 2020, 16:17 Vielleicht bin ich ja zu blöd, aber wie kann in Deutschland grad die Reproduktionszahl (der berühmt berüchtigte R-Faktor) sinken bei gleichzeitig steigenden Zuwachsraten (und täglichen neuen Rekorden für Neuinfektionen)? Sind schon so viele angesteckt, dass nu die Wahrscheinlichkeit dafür sinkt, dass ein Infizierter noch Gesunde zum Anstecken findet? Was sagt der R-Faktor überhaupt aus (bzw. wie valide ist dessen Schätzung)?
Der R-Faktor sagt aus wieviele weitere Leute im Durchschnitt ein Infizierter ansteckt. Dass dieser Wert sinkt während die Zahl der neu Infizierten zunächst noch steigt kann unter anderem daran liegen, dass ja die Gesamtmenge der Infizierten höher ist, weswegen auch ein kleinerer für Wert höhere Neuinfektionen sorgen kann. Liegt der Wert aber mittel bis- langfristig unter 1 bedeutet das, dass auch irgendwann die Zahl der Neuinfizierten abnehmen wird.

EDIT: so habe ich es zumindest verstanden. Man möge mich korrigieren.
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Peter
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Peter »

Ja, solange der R-Faktor über 1 ist, nimmt die Anzahl der Infizierten immer weiter zu und solange wird es auch immer neue Rekordwerte geben. Erst wenn der R-Faktor unter 1 fällt, nimmt auch die Anzahl der Infizierten wieder ab.
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