COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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lipt00n
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lipt00n »

Diese Regierung ist für mich maximal beschädigt, vor allem nach dieser Rolle rückwärts. Das letzte bisschen Glaubwürdigkeit ist doch jetzt auch noch verspielt...
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ragdel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von ragdel »

Der Lockdown hätte nichts gebracht.

Die Leute hätten alle vorher wieder Hamsterkäufe gemacht für die vielen Tage = Massentreffen in den Märkten.
Sozialschwächere Personen hätten enorme Probleme bekommen überhaupt die Tage über die Runden zu kommen.

Es ist eh fraglich, was diese Tage gebracht hätten, da sicherlich viele diese Tage nutzen um zur Familie zu reisen oder für Kurzurlaube.
Ich kann da die Entscheidung der Kanzlerin schon nachvollziehen.
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lolaldanee
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lolaldanee »

Natürlich waren diese Tage fast sinnlos (was die Pandemie Bekämpfung betrifft zumindest) Aber dann darf man das natürlich niemals ankündigen. Es es einen Tag später direkt wieder zurückzunehmen, das ist nochmal ein anderes Level an Dummheit.
Bei einer Entscheidung die solche Auswirkungen auf 80 Millionen Menschen hat, könnte man schon erwarten, dass EINMAL vorher nachgedacht wird. Und dann aber auch halbwegs konsequent geblieben, wenn sich die Entscheidung nicht als total katastrophal herausstellt. Dieses Hin und Her ist nun wirklich der Gipfel der Lächerlichkeit
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lipt00n
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lipt00n »

Das Ding ist ja nicht die Entscheidung oder ob das sinnhaft ist oder nicht, sondern wie es dazu kam. Nach 12h Stitzung (oder wie lange auch immer) wird diese Osterruhe als bahnbrechende Idee verkauft (was anderes neuartiges ist in der Zeit ja nicht rumgekommen) und heute gibt es die Rolle rückwärts wegen Kritik aus der Industrie. Affig das alles, einfach affig. Hätte man gestern schon wissen können. Dafür werden die doch bezahlt.
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Heretic
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Heretic »

ragdel hat geschrieben: 24. Mär 2021, 12:41 Der Lockdown hätte nichts gebracht.
Stimmt, weil zu kurz.
ragdel hat geschrieben: 24. Mär 2021, 12:41 Die Leute hätten alle vorher wieder Hamsterkäufe gemacht für die vielen Tage = Massentreffen in den Märkten.
Sozialschwächere Personen hätten enorme Probleme bekommen überhaupt die Tage über die Runden zu kommen.
Das größere Problem wären imo eher die Leute, die es bis kurz vor Ostern nicht auf die Kette bekommen haben, sich mit Osterfest-Luxusfressalien einzudecken und dann kurz vor Torschluss die Supermärkte stürmen. Verzicht is' nicht. Das kennt man ja, ist bei allen Feiertagen so. Während einer Pandemie könnte man aber mal etwas vorausschauender planen und handeln und 'ne Woche früher einkaufen. Dann hätten auch die finanziell schlechter gestellten Leute, die ihr Geld erst Ende/Anfang des Monats bekommen, freie Bahn in den Supermärkten. Just my two cents. Aber das Problem hat sich ja jetzt sowieso erledigt... :roll:
meieiro
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von meieiro »

lipt00n hat geschrieben: 24. Mär 2021, 12:48 Das Ding ist ja nicht die Entscheidung oder ob das sinnhaft ist oder nicht, sondern wie es dazu kam. Nach 12h Stitzung (oder wie lange auch immer) wird diese Osterruhe als bahnbrechende Idee verkauft (was anderes neuartiges ist in der Zeit ja nicht rumgekommen) und heute gibt es die Rolle rückwärts wegen Kritik aus der Industrie. Affig das alles, einfach affig. Hätte man gestern schon wissen können. Dafür werden die doch bezahlt.
Ich glaub aber, dass in dem Gremium keiner sitz, der eine Ahnung vom "normalen Leben" hat. Denen kommen solche Problem doch gar nicht in den Sinn.
Es würde wahrscheinlich nicht schaden, wenn da mal ein paar Leute mitreden würde, die keine Berufspolitiker sind
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lipt00n
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lipt00n »

Vor ca. einem Jahr hatte Quarks&Co verschiedene Lock-Down-Modelle vorgestellt. Eines davon war 2 Wochen alles auf, 2 Wochen "alles" zu, 2 Wochen alles auf, 2 Wochen "alles" zu usw.

(alles ist in diesem Fall sowas wie unser Novemberlockdown, der bis heute vorherrscht)

Ich glaube fast, sowas wäre die bessere Option gewesen...
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Santiago Garcia
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Santiago Garcia »

Um 2 Uhr nachts, nach 12 Stunden Meeting würde ich auch keine sinnvollen Entscheidungen treffen können. Dieses Gremium der MPK ist einfach strukturell völlig ungeeignet, gute Entscheidungen in kurzer Zeit zu treffen.
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Stew_TM
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Stew_TM »

Ich vermute auch, dass die beiden Tage Osterruhe die Entwicklung der Infektionszahlen nicht entscheidend eingebremst hätten. Wie Sandra Ciesek gestern im NDR-Podcast sagte: Das ist kürzer als die Inkubationszeit des Virus. Und eine solche Maßnahmen konnte in Australien ausreichen, da die vorher schon extrem niedrige Inzidenzen hatten.

Aber mal im Ernst: Das ist nochmal ein neues Level an Planlosigkeit.
Da sitzen die 17 politischen Führungspersonen unseres Landes 12 Stunden zusammen, und die einzige Verschärfung, die die sich abringen können, wird einen Tag später wieder kassiert. Was für ein DESASTER. Hat diesen Vorschlag denn niemand vorher zumindest oberflächlich juristisch geprüft?

Die MPK hat ja nun nicht erst am Montagmorgen erfahren, dass zusätzlich zur Notbremse weitere, schärfere Maßnahmen nötig sein werden, um die Verbreitung von B117 zu stoppen. Es wirkt aber, als hätte die Rundmail so gelautet: Hey, lasst uns doch gleich mal zusammensetzen und ein bisschen brainstormen, was uns noch an Maßnahmen einfällt. :doh:

Ich rechne es Merkel sogar hoch an, diese Maßnahme jetzt zu kassieren und v.a. die Verantwortung dafür zu übernehmen (!). Wenn sich zeigt, dass sie politisch und auch juristisch nicht umsetzbar ist. Aber ich kann es nicht fassen, dass sie dieses Chaos zugelassen hat. Ich habe an ihr vieles zu kritisieren und bin beleibe kein großer Fan, aber als Krisenmanagerin hat sie sich im Vergleich zu den anderen Pappnasen (gerade in ihrer Partei) eigentlich schon mehrfach durch konsequentes Handeln bewährt. Dass sie jetzt auch herumirrt wie ein kopfloses Huhn bzw. das so wirkt, da sie sich gegen die MP nicht mehr politisch durchsetzen konnte, finde ich schockierend.

Vor allem ist meine Frage aber gerade: Und welche anderen Maßnahmen werden jetzt als Ausgleich verschärft?


Edit: Lauterbrach schreibt gerade auch auf Twitter (https://twitter.com/Karl_Lauterbach/sta ... 1412753410)
Merkel übernimmt alleinige Verantwortung für misslungene Osterruhe. Das nötigt Respekt ab. Als jemand, der gegen diesen Vorschlag angekämpft hat, kann ich sagen, dass auch andere beteiligt waren, zB durch Ablehnung von Alternativen wie Ausgangssperren und Arbeitgebertestpflicht
Grumbledook
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Grumbledook »

Finde es persönlich schon ganz okay, dass Merkel das auf ihre Kappe nimmt und auch so kommuniziert. So selbstverständlich ist das nicht, dass Menschen, gerade Politiker, so einen Gesichtsverlust hinnehmen. Vielleicht ist das naiv, aber ich glaube in dem Fall gar nicht, dass da eine Arbeitgeberlobby wegen eines Tages Sturm gelaufen ist. Also ist sie bestimmt, aber so als Laie kann ich mir nicht vorstellen, dass man auf Bundesebene so ad hoc einen Feiertag mit einer Woche Vorlauf aus dem Boden stampfen kann. Es war wahrscheinlich unmöglich, innerhalb einer Woche die ganzen Rahmenbedingungen zu klären. Also wer muss arbeiten, wie wird das angerechnet, müssen Zuschläge gezahlt werden... Zudem der Plan ja etliche andere Konstruktionsfehler hatte wie Hamsterkäufe und "Verlängertes Wochenende? Da fahren wir weg!"

Ich glaube, wir befinden uns hier auch in einer Art Filterblase. Dieses Rumgeiere ist ja nicht unverständlich, weil es einen starken Konsens gäbe, sondern eben darin begründet, dass es mittlerweile überhaupt keinen Konsens mehr gibt. Die ganze Pandemie hat ja nicht nur medizinische Dimensionen sondern auch ökonomische, juristische etc. Und da scheinen mir die Forderung nach Lockerungen (oder "kreativen" Lösungen) nicht leiser als die nach Shutdown.

Sind ja nicht nur Einzelhandel und Tourismus, auch der ganze Kulturbetrieb mit Museen, Bibliotheken, bla schreibt sich vor lauter Brandbriefen die Finger wund.

Einen Konsens gibt's da höchstens unter Medizinern.
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HerrReineke
Archduke of Banhammer
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von HerrReineke »

Grumbledook hat geschrieben: 24. Mär 2021, 13:24 Finde es persönlich schon ganz okay, dass Merkel das auf ihre Kappe nimmt und auch so kommuniziert. So selbstverständlich ist das nicht, dass Menschen, gerade Politiker, so einen Gesichtsverlust hinnehmen.
Mein erster Gedanke war an der Stelle: Na klar ist Merkel alleine schuld: Sie ist die einzige, die bei keiner der nächsten Wahlen selbst antritt und daher gewisserweise für die Union (und ggf. alle weiteren Beteiligten) ein potenziell perfektes "Bauernopfer" für die Schuldfrage.
Zweiter Gedanke: Vorher ist sie anscheinend (soweit ich das diversen Tickern rund um die Treffen entnommen habe) mit ihren Wünschen und Forderungen eher gescheitert und hat gerade nichts durchgedrückt bekommen. Und gerade bei der einen Sache die einerseits halbgar und dumm wirkt und zum anderen richtig schief ging, da soll es geklappt haben? :? :lol:

Kann das alles genau so gewesen sein: Auf jeden Fall. Überzeugt mich das. Nope.

Dass die Ruhetage nun doch nicht kommen - da ich für das Infektionsgeschehen keinen nennenswerten Unterschied erwarte ist mir das ziemlich egal. Ich werde da leider immer nur noch zynischer, wenn ich mir anschaue, wie das Krisenmanagement abläuft.
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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Also haben die am Montag da 15 Stunden "diskutiert" und die einzig nennenswerte Maßnahme ist nun wieder gekippt. Das ist mal ein geiler Arbeitsnachweis. Es zeigt einfach nur noch mehr, dass die Bundesregierung und die MP aktuell unfähig sind vernünftig zu regieren.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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Stew_TM
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Stew_TM »

Grumbledook hat geschrieben: 24. Mär 2021, 13:24 Einen Konsens gibt's da höchstens unter Medizinern.
Das ist IMO ein Strohmannargument. Warum sollte man "Medizin" vs. "Wirtschaft" gegeneinander aufwiegen?

Wenn man schon im Oktober und November auf Virologen und Epidemologen gehört und einen richtigen Lockdown verhängt hätte, hätte die Wirtschaft mittelfristig viel weniger Schaden erlitten. Dann hätte es vermutlich wegen B117 trotzdem jetzt einen dritten Lockdown gebraucht, aber EZH und co. hätten von Dezember bis Februar aufhaben können. Die Gesundheitsexperten und Modellierer können doch nichts dafür, wenn in der heutigen Wirtschaftwelt niemand mehr in der Lage ist, mittelfristig zu denken. Da muss die Politik im Umgang mit Branchenvertretern halt entsprechendes Rückgrat und Erklärungsvermögen beweisen.

Und auch wenn das halt deren Job ist, geht mir das Gekrähe und Geseiere der Wirtschaftsverbände richtig auf die Nerven, wenn gleichzeitig der Kulturbetrieb seit einem Jahr quasi durchgehend ausgeknockt ist. Den lässt Deutschland nämlich wirklich einfach am ausgestreckten Arm verhungern.
Voigt
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Voigt »

Man kann schon auf Wirtschaften hören, aber begrenzter.
Daher Mediziner legen verschiedene Konzepte für Lockdowns vor (kurzer harter Lockdown, langgfristige allgemeine Hygienemaßnahmen, wechsel von Lockdown and kein Lockdown) mit klaren Vorteilen je nach Konzept, aber auch Nachteilen von schlechten Konzepten, wie was wir jetzt haben.
Wirtschaft kann dann schon sagen, zwischen den zwei-drei Validen medizinischen Konzepten wäre das wirtschaftlich am ehsten zu verkraften.
Da kann man schon nach einem Konsens suchen

Man darf aber nicht die bestehenden Konzepte stark aufgrund der Wirtschaft abändern.
Inkognito
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Welchen "Fehler" übernimmt die Angela Merkel denn?
Sich nicht gegen die Rasselbande der 16 durchgesetzt zu haben?
Vor der Wirtschaftslobby, die sich den Tag vom Staat bezahlen lassen wollte, eingeknickt zu sein?
Sich nicht ein schlagkräftiges und fachlich kompetentes Regierungsteam zusammengestellt zu haben?

Fragen über Fragen.
Weil einen harten Lockdown zu wollen ist ja wohl kein "Fehler".

1 Tag hätte nicht die Welt verändert, richtig.
Aber jeder nicht gemachte Kontakt mit einem Infizierten hilft. Und von daher ist ein Tag mehr besser als kein Tag mehr.
Inkognito
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Stew_TM hat geschrieben: 24. Mär 2021, 13:34
Wenn man schon im Oktober und November auf Virologen und Epidemologen gehört und einen richtigen Lockdown verhängt hätte, hätte die Wirtschaft mittelfristig viel weniger Schaden erlitten.
Vollkommen richtig.
Weiß damals jeder, weiß heute jeder, weiß in Zukunft jeder.

Das ist aber eine andere Definition von Wirtschaft. Gesamtheitlich.

Schau mal nur DAX, MDAX und SDAX an.
Die stehem alle deutlich höher als vor Corona! SDAX ist bis zu 33% höher als All Time High vor Corona.

DAS sind die Lobbys mit Einfluss.
Der Rest hat einfach nur Berufverbot und es interessiert niemanden in der Politik.
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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Während wir uns davor sorgen bald wieder 20.000 neue Fälle pro Tag zu haben, hat Polen schon jetzt knapp 30.000 neue Fälle. :eek:
https://twitter.com/BNODesk/status/1374 ... 58469?s=19
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Tsuran
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Tsuran »

Grumbledook hat geschrieben: 24. Mär 2021, 13:24 Finde es persönlich schon ganz okay, dass Merkel das auf ihre Kappe nimmt und auch so kommuniziert. So selbstverständlich ist das nicht, dass Menschen, gerade Politiker, so einen Gesichtsverlust hinnehmen. Vielleicht ist das naiv, aber ich glaube in dem Fall gar nicht, dass da eine Arbeitgeberlobby wegen eines Tages Sturm gelaufen ist. Also ist sie bestimmt, aber so als Laie kann ich mir nicht vorstellen, dass man auf Bundesebene so ad hoc einen Feiertag mit einer Woche Vorlauf aus dem Boden stampfen kann. Es war wahrscheinlich unmöglich, innerhalb einer Woche die ganzen Rahmenbedingungen zu klären. Also wer muss arbeiten, wie wird das angerechnet, müssen Zuschläge gezahlt werden... Zudem der Plan ja etliche andere Konstruktionsfehler hatte wie Hamsterkäufe und "Verlängertes Wochenende? Da fahren wir weg!"
Das sind alles Ausreden und Scheinargumente die vielleicht bei einem kurzfristigen und nicht planbaren Ereignis greifen. Die Pandemie läuft seit einem Jahr, man sollte meinen, dass eine globale Katastrophe, in einem der wirtschaftsstärksten Länder des Planeten, dazu führt sich umfassend um die Probleme zu kümmern und vorzusorgen. Es war nun ein Jahr Zeit sich Gedanken zu machen welche Gesetze man evtl. anpassen müsste, wie man das Wort "unmöglich" auf ein absolutes Minimum reduziert. Dass es ggf. zu Maßnahmen kommen könnte, die drastische Schritte erfordern ist nun wahrlich kein Geheimnis und für Innenpolitiker eigentlich täglich Brot. Wenn irgendwo ein Irrer extremistisch orientiert einen Anschlag verübt hat man sehr schnell Ideen die man unter "Wir müssen ihre Bürgerrechte weiter aushöhlen, TERROR, sie verstehen..." verkauft. Während dieser Krise aber stellen sich simpelste Maßnahmen als "juristisch, politisch und logistisch nicht umsetzbar" heraus.

Ich habe es schon mal in diesem Thread geschrieben: Es gibt einfach keine Entschuldigung für dieses strukturelle Versagen auf allen Ebenen. Das geht auf kommunaler Ebene los und hört bei der EU auf. Es geht NICHT um allgemeine Schuldzuweisungen. sondern die Forderung, dass eine Regierung bzw. EU so arbeitet wie es der Situation angemessen ist. Menschen sterben zu tausenden aufgrund einer biologischen Bedrohung jeden Tag zusätzlich weil schlecht/realtitätsfern/lobbyfreundlich entschieden wird. Das muss endlich aufhören.
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Andre Peschke hat geschrieben: 24. Mär 2021, 12:37 Das ist echt verrückt. Ist schon irgendwie klar, was da passiert ist?
Die Wirtschaft wird (völlig zurecht) sehr deutlich gemacht haben, dass die Aktion so kurzfristig für einen einzigen Tag einen riesigen Volkswirtschaftlichen Schaden verursacht und sämtliche Planungen und Lieferketten zerschießt und ich vermute auch entsprechend mit Schadenersatzforderungen gedroht haben.

Jetzt mal ganz nüchtern betrachtet. Wo stehen wir denn jetzt? Die Beschlussvorlage von Dienstag Nacht ist sieben Seiten lang. Wesentlicher Einigungspunkt war die "Osterruhe". Die ist, so unsinnig sie auch war, ersatzlos gestrichen.
Die Kirchen spielen bei der Bitte auf Präsenzgottesdienste zu verzichten anscheinend ebenfalls nicht mit, mir voller Unterstützung des Innenministers, der sich hinstellt und auf die "tadellos funktionierenden" Hygienekonzepte der Kirchen verweist. Das ist einerseits nach diversen Superspreaderevents nach Gottesdiensten in Deutschland ein schlechter Witz, zum anderen ist die Botschaft bei den Kino- und Theatermachern angekommen. Die haben nämlich tatsächlich funktionierende Hygienekonzepte und gehen in der kommenden Woche in den sechsten(!) Schließungsmonat.
Ansonsten hat man Beschlossen, sich jetzt wirklich an die Notbremsenbeschluss vom 03.03. zu halten und ohnehin noch nicht umgesetzte Lockerungen nach Ostern verschoben. Also im Endeffekt nichts substanzielles.

Das ist wirklich atemberaubend angesichts der eigenen(!!!!) Einschätzung der Lage:
Die Bundeskanzlerin und die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder
danken den Bürgerinnen und Bürger für ihre Solidarität im Kampf gegen die Pandemie
bei den derzeit erforderlichen Beschränkungen. Nach deutlich sichtbaren Erfolgen bei
der Eindämmung des Infektionsgeschehens im Januar und Februar zeigt die aktuelle
Entwicklung – insbesondere aufgrund der hohen Verbreitung von Covid-19-Variante
B.1.1.7 – wieder ein starkes Infektionsgeschehen und eine exponentielle Dynamik.
Das bedeutet, dass ohne Maßnahmen, die den Anstieg der Neuinfektionen begrenzen,
bereits im April eine Überlastung des Gesundheitswesens wahrscheinlich ist.
Denn
auch wenn bereits ein relevanter Teil der älteren Bevölkerung geimpft werden konnte,
trägt die -nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen- deutlich höhere
Sterblichkeit der in Deutschland nun führenden Mutante B.1.1.7 und die Tatsache, dass
jüngere Patienten generell eine längere Verweildauer auf der Intensivstation haben,
dazu bei, dass in der aktuellen Situation die Belastungsgrenze des
Gesundheitssystems zwar nicht mehr bei der gleichen Inzidenzen wie bisher, aber bei
exponentiellem Wachstum auch zeitlich nicht sehr viel später erreicht wird, als vor der
Impfung der älteren Bevölkerung
Nun ist der Minimalkonsens, mit dem man irgendwie symbolisch gegensteuern wollte auch vom Tisch. Was für ein unglaubliches politisches Versagen. Ich bin völlig fassungslos was da passiert.
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Stew_TM
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Stew_TM »

Wow, "die Tatsache, dass jüngere Patienten generell eine längere Verweildauer auf der Intensivstation haben", ist aber auch eine nette Umschreibung für "die sterben uns nicht so schnell die Betten frei wie die älteren" :?
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