COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Wenn es nicht um Spiele und / oder den Podcast geht, dann stehen die Chancen gut, dass dein Thema hier richtig ist.
WARNUNG: Gerade bei Politik & Co. geht's gerne hoch her. Auch hier gelten die Benimmregeln. Behandelt andere Foren-User immer mit Respekt, selbst wenn ihr deren Meinung nicht respektieren könnt!
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
Benutzeravatar
lipt00n
Beiträge: 1008
Registriert: 11. Dez 2015, 10:01
Wohnort: Frankfurt am Main
Kontaktdaten:

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lipt00n »

Ich habe mich gewundert, wieso bei dem Testzentrum bei mir um die Ecke plötzlich kein Terminkalender mehr für den Bürgertest auftaucht und habe eine Mail geschrieben. Quasi direkt kam eine automatische Antwort, die mir meine Frage auch direkt klärt:
Sehr geehrte Damen und Herren,

Vielen Dank für Ihre Anfrage.

Eine Herausforderung für CoviMedical – wie auch für viele andere Betreiber von Schnelltestzentren – ist die Zwischenfinanzierung der Bürgertests. Das Unternehmen ist seit der Einführung der kostenlosen Bürgertests mit einem höheren siebenstelligen Betrag für aktuell mehr als 300.000 Schnelltests in Vorleistung gegangen.

Ab sofort stoppt CoviMedical nach über 350.000 durchgeführten Tests vorübergehend die Vergabe von neuen kostenlosen Bürgertests, da eine weitere Finanzierung des Verbrauchsmaterials und der Tests aus eigenen Mitteln nicht mehr möglich ist. Die bereits gebuchten Tests werden nach wie vor durchgeführt.

Sollten Sie ein anderes Anliegen gehabt haben so erhalten Sie von uns in Kürze eine Individuelle Antwort.

Viele Grüße,

Ihr CoviMedical-Team
Ist das denn noch zu fassen?
Die "Teststrategie" von Bund und Ländern (haha), die seit über einem Monat läuft, gerät jetzt ins Stocken, weil Bund und Länder die Testzentren nicht bezahlen bzw. sich die Bezahlung, wie alles in Deutschland, über Wochen hinstreckt? Ich kann mir gar nicht so oft gegen die Stirn schlagen, wie die Verantwortlichen Dummheiten fabrizieren, am laufenden Band. Oh man. Wie unfähig und bescheuert kann man eigentlich sein?!

//edit: Ich trage alles mit, seit Anbeginn der Pandemie, inkl. sozialer Vereinsamung, aber diese Unfähigkeit lässt mich langsam auch zum Wutbürger mutieren. Es geht mir nicht in meinen Schädel.
Bild
Benutzeravatar
DickHorner
Beiträge: 958
Registriert: 30. Aug 2018, 10:26

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DickHorner »

Ich bin jetzt von meinem Dienstherren per Anordnung dazu verdonnert, mich 2x wöchentlich zu testen, mit Tests, die mir zur Verfügung gestellt werden, laut Verordnung. Ich darf sonst das Schulgebäude nicht betreten. Nur: Tests gibt's leider keine.
Falls ich mich nicht teste, kann ich suspendiert und/oder mit einem Disziplinarverfahren belohnt werden.

Ich möchte mich an dieser Stelle lipt0On anschließen: "Ich trage alles mit, seit Anbeginn der Pandemie, inkl. sozialer Vereinsamung, aber diese Unfähigkeit lässt mich langsam auch zum Wutbürger mutieren. Es geht mir nicht in meinen Schädel."
Benutzeravatar
Haferbrei
Beiträge: 407
Registriert: 19. Mär 2017, 07:06

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Haferbrei »

Langsam ist es an vielen Fronten einfach nur noch lächerlich. Eine Freundin (Lehrerin in Ausbildung), die an einer Schule vom Kreis finanzierte Nachhilfe gibt, hat mir eben erzählt, dass der Kreis sie für mehrere geleistete Arbeitsstunden nicht bezahlen will. Wieso? Anscheinend wurde intern festgelegt, dass in einem bestimmten Zeitraum keine Präsenznachhilfe gegeben werden darf. Die Schule war jedoch offiziell geöffnet, die Schüler hatten Präsenzpflicht.
Benutzeravatar
lolaldanee
Beiträge: 2093
Registriert: 2. Jun 2016, 14:05

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lolaldanee »

Ich kann euch nicht sagen wie froh ich bin, grade in einem Job zu arbeiten der nichts mit öffentlicher Verwaltung in irgendeiner Form zu tun hat. Die Geschichten die ihr erzählt müssten eigentlich hinter eine ab 18 Beschränkung. Das ist alles ZU schrecklich
Benutzeravatar
lolaldanee
Beiträge: 2093
Registriert: 2. Jun 2016, 14:05

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lolaldanee »

Die Ausganssperren sind doch auch schon wieder totaler Bullshit oder? Anstatt endlich eine Homeoffice Pflicht für alle bei denen es irgend möglich ist einzuführen, wird weiter das wenige noch draußen mögliche private Leben der Menschen beschnitten, dort wo die Ansteckungsgefahr am kleinsten ist, ausgerechnet :? .

Verpflichtende Tests scheinen sinnvoll, das zumindest sollte was bringen. Was selbst ich, als komplett vom Thema Ahnungloser, mir seit ungefähr letzten August denken kann, nachdem ich ein, zwei Artikel zu dem Thema gelesen habe. Etwas das man von einem Berufsvolksverräter natürlich nicht erwarten kann. Die Schlussfolgerung
"Hauptproblem der Krankheit ist, dass man sie erst spät erkennt, wenn man schon viele angesteckt hat" -> "Viele Tests um früh alle Kranken zu finden"
ist aber auch ZU abwegig
Rince81
Beiträge: 8668
Registriert: 21. Dez 2015, 04:30

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

lolaldanee hat geschrieben: 13. Apr 2021, 13:22 Etwas das man von einem Berufsvolksverräter natürlich nicht erwarten kann.
Ich wäre mit dem Begriff extrem vorsichtig, der ist von den Rechten und Nazis derart vorbelastet, dass man den nicht verwenden sollte.
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
Benutzeravatar
DickHorner
Beiträge: 958
Registriert: 30. Aug 2018, 10:26

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DickHorner »

Wüsste auch nicht, wie man den verwenden kann, wenn man diese Gesinnung nicht teilt...
Rince81
Beiträge: 8668
Registriert: 21. Dez 2015, 04:30

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Ich bin diplomatischer. Stimmt, man sollte den Begriff nicht benutzen, fertig.

Frau Schwesig kündigt gerade auf einer Pressekonferenz für Mecklenburg-Vorpommern eine Option auf den Kauf von Sputnik V ab Juni an, sofern die EMA den Impfstoff zulässt. Rechnen die wirklich ernsthaft damit, dass die EMA in den kommenden Wochen den Sputnik zulässt oder ist das Verzweiflung?

Kleiner Funfakt zu den Ausgangssperren. Wir haben hier in MV Landkreise, die doppelt so groß sind wie das gesamte Saarland - dabei aber extrem dünn besiedelt. Ein größerer lokaler Ausbruch, sagen wir in einem Schlachthof, reicht um die Inzidenz deutlich hoch schießen zu lassen und die Beschränkungen gelten dann für den gesamten Kreis - selbst wenn man über 100km davon weg wohnt...
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
Benutzeravatar
Textsortenlinguistik
Beiträge: 620
Registriert: 28. Jan 2016, 15:41

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Textsortenlinguistik »

Schulen ab 200. Ok.

Die Feuerwehr wird erst gerufen, wenn der Brand 50% des Hauses erfasst hat. Bis dahin bleibt zu hoffen, dass er von selbst wieder ausgeht. MfG Die Feuerwehr
Bild
Benutzeravatar
Boris
Beiträge: 406
Registriert: 30. Jan 2017, 20:54

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Boris »

Rince81 hat geschrieben: 13. Apr 2021, 15:08 Rechnen die wirklich ernsthaft damit, dass die EMA in den kommenden Wochen den Sputnik zulässt oder ist das Verzweiflung?
Klammern an allen verfuegbaren Strohhalmen oder Handlungsfaehigkeit in wenigstens einem Bereich der niemanden wehtut zeigen wollen. Und wenn er nicht zugelassen wird, dann ist die EMA “Schuld”.
Generell sollen sie meinerwegen versuchen alle zugelassenen Impfstoffe zu kaufen. Ich nehme auch Sputnik wenn die EMA ihn zulaesst. Lieber waere mir aber wenn wir eine Politik machen wuerden die nicht so hart am Limit faehrt, dass wir verzweifelt Impfstoff aus Russland kaufen muessen waehrend die moeglicherweise gleichzeitig wieder den Krieg in der Ostukraine aufflammen lassen.

Aber diese Impfstoff-Alleingaenge der Bundeslaender sind doch absurd. Was kommt als naechstes? Boris Palmer und gibt nen Vertrag von Tuebingen mit Sinopharm ueber die Lieferung von Impfstoffen bekannt oder was?
Rince81
Beiträge: 8668
Registriert: 21. Dez 2015, 04:30

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Und der Weil schießt mal wieder den Vogel ab
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... a7502.html
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hält die Corona-Notbremse der Bundesregierung grundsätzlich für richtig. Für manche Länder sei sie sinnvoll, für Niedersachsen jedoch nicht notwendig." Andererseits ist sie auch nicht schädlich", sagte der SPD-Landeschef am Dienstag in der Landespressekonferenz in Hannover.
Hat der sie noch alle? Wir reden über eine massive Einschränkung von elementaren Grundrechten. Da möchte ich, dass mir die zuständigen Politiker und damit dafür Verantwortlichen nachvollziehbar erklären, dass dies erforderlich und verhältnismäßig ist und es auch keine milderen Maßnahmen gibt um das Ziel zu erreichen. Der Typ ist Volljurist und stellt sich hin und kommentiert die Notbremse mit Ausgangssperren für die Bürger mit dem Satz: "Andererseits ist sie auch nicht schädlich". Ich fasse es nicht.
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
Inkognito
Beiträge: 519
Registriert: 1. Aug 2020, 14:03

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Rince81 hat geschrieben: 13. Apr 2021, 15:08 Frau Schwesig kündigt gerade auf einer Pressekonferenz für Mecklenburg-Vorpommern eine Option auf den Kauf von Sputnik V ab Juni an, sofern die EMA den Impfstoff zulässt. Rechnen die wirklich ernsthaft damit, dass die EMA in den kommenden Wochen den Sputnik zulässt oder ist das Verzweiflung?
10 Millionen Euro für einen Impfstoff, der dann nicht mehr gebraucht wird ...und der auch keine Zulassung der EMA bekommen wird.

So kann man das Geld natürlich auch zum Fenster rauswerfen.

Da will man offensichtlich nachdem man 12 Monate lang geschlafen hat, jetzt Aktivität vortäuschen.
Unfassbar!!!

Am lustigsten ist natürlich:
Wenn MW 1m Impfdosen braucht...warum nehmen sie die dann nicht von den 5 Millionen die in Deutschland auf Halde liegen?!?!? :doh: :drool:

Edit:
Und warum bezahlt man 10 Euro pro Impfung für etwas was auf dem Weltmarkt 2,50 Euro kostet???
Ist die Differenz für die Beratungs- und Anwaltkosten??? :o
Rince81
Beiträge: 8668
Registriert: 21. Dez 2015, 04:30

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Auch schön, Frau Schwesig sieht nach eigenen Worten "jetzt Handlungsbedarf" in MV und man könne nicht auf das Bundesgesetz warten. Also wird man Freitag und Sonnabend über weitere Schutzmaßnahmen beraten.
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
Benutzeravatar
Andre Peschke
Beiträge: 9735
Registriert: 9. Jan 2016, 16:16
Kontaktdaten:

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

J&J Impfstoff ist nun auch erstmal passé: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unter ... 47ccec35c8

Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu. :D

Positiv immerhin: Zwei Lancet-Studien sagen, die B117-Variante sei, anders als teilweise angenommen, nicht tödlicher, nur eben infektiöser. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ ... er-124936/

Und aus der No-Covid-Ecke gibt es erneut einen ganz lesenswerten Vorschlag, wie man sich dort einen klaren Plan vorstellt. Darin sind auch am Rande ein paar interessante Infos enthalten, zB zur Digitalisierung der Gesundheitsämter bzw. den Hemmnissen bei der dortigen Softwareumstellung: https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2 ... g-mutanten

Das die weiterhin nur die Rufer im Wald bleiben werden, dürfte bei der derzeitigen politischen Lage klar sein. Deren Vorschläge sind aber IMO auch so immer lesenswert, weil sie immer zumindest einen groben 360°-Blick versuchen und man dadurch oft einen besseren Überblick über die vielfältigen, nötigen Erwägungen bekommt, als in vielen anderen Beiträgen.

Andre
Voigt
Beiträge: 5653
Registriert: 14. Jun 2016, 14:43
Wohnort: Jena

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Voigt »

Ich warte ja insbesondere auf die Novavax Impfung, vom technischen was ich so las scheint die gut zu sein, und wenn in Indien entwickelt dann hoffentlich auch sehr günstig.
Mal schaun wann die durch Trial3 durch sind.
biaaas
Beiträge: 720
Registriert: 1. Sep 2016, 22:28

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von biaaas »

Novavax ist doch eine amerikanische Firma und auch der Impfstoff ist in den USA entwickelt.
Die Studien wurden teilweise in Indien gemacht und es gibt einen Vertrag den Impfstoff auch in Indien zu produzieren.
Rince81
Beiträge: 8668
Registriert: 21. Dez 2015, 04:30

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Andre Peschke hat geschrieben: 13. Apr 2021, 16:47 Das die weiterhin nur die Rufer im Wald bleiben werden, dürfte bei der derzeitigen politischen Lage klar sein. Deren Vorschläge sind aber IMO auch so immer lesenswert, weil sie immer zumindest einen groben 360°-Blick versuchen und man dadurch oft einen besseren Überblick über die vielfältigen, nötigen Erwägungen bekommt, als in vielen anderen Beiträgen.
Ist ein Plan - das ist wesentlich mehr, als unsere Regierenden gerade hinbekommen.
Die "Gesendet von meinem HTC11 Life mit Tapatalk"-Signatur
Santiago Garcia
Master of Fantasy
Beiträge: 832
Registriert: 13. Feb 2016, 15:56

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Santiago Garcia »

Ich fürchte ja, diese Bundesnotbremse ist nur ein viel zu kleiner Schritt. Meinetwegen auch ein Schritt in die richtige Richtung, aber auf jeden Fall zu klein. Inhaltlich ist ja nicht viel Neues drin, bis auf Ausgangssperren und Testangebotspflicht. Immerhin wird damit irgendwelchen "findigen" Bürgermeistern und Ministerpräsidenten ein Riegel vorgeschoben.

Dass Arbeitgeber verpflichtet werden sollen, Tests anzubieten, ist erstmal positiv. Auch dass die Arbeitgeber die Test selber bezahlen sollen, ist zu begrüßen. Wer dazu nicht bereit ist, dem ist die Gesundheit seiner Mitarbeiter offensichtlich nicht viel wert. Und die Einlassungen von diversen Arbeitgeber- und Industrieverbänden zu dem Thema schwanken irgendwo zwischen dummdreist und erbärmlich. Aber gerade mal 1 Test pro Woche, in Ausnahmefällen auch mal 2, davon erhoffe ich mir nicht viel, gerade bei der geringen Sensitivität von Antigentests.

Was nächtliche Ausgangssperren angeht, bin ich erstmal skeptisch, was die Effektivität angeht. Aber da lasse ich mich auch vom Gegenteil überzeugen. Das Gegenargument, draußen kann man sich kaum anstecken, ist zwar erstmal richtig, überzeugt mich aber trotzdem nicht. Wenn das Ziel sein soll, private Treffen in Innenräumen zu unterbinden, dann hab ich noch keinen besseren Vorschlag gehört, wie das kontrolliert werden soll außer indem man die Hin- und Rückwege abschneidet. Dass das Ordnungsamt nachts seine Runden dreht und in jeder Wohnung nachschaut, kann sich ja keiner ernsthaft wünschen.

Aber dass bei dieser Maßnahme wieder *ausschließlich* auf den privaten Bereich abgezielt wird, wenn ~80% der Mobilität am Tag stattfindet, also auf dem Weg zur und von der Arbeit, das ist schwer zu ertragen. Was soll ich denn daraus schließen? "Wenn du schon zum Infektionsgeschehen beiträgst, dann sollst du auch was erwirtschaften?" Na schönen Dank auch.

Am schlimmsten wird's aber, wenn man sich die Frage nach der Zielsetzung stellt. Angenommen, die Notbremse wirkt wie erhofft und greift kurz nach dem die Inzidenz die 100 übersteigt. Dann fällt sie für ein paar Tage unter die 100, es wird wieder gelockert und die Zahlen steigen wieder. Dieses Modellprojekt hat in München schon so gut funktioniert, das machen wir jetzt bundesweit. Irgendwann pendeln sich die meisten Landkreise um die 100 ein und wir haben 83.000 Neuinfektionen pro Woche. Und das wäre wie gesagt der *best case*. Im schlimmsten Fall löst sie nur einmal aus und kann erst sehr viel später wieder losgelassen werden.
Inkognito
Beiträge: 519
Registriert: 1. Aug 2020, 14:03

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Andre Peschke hat geschrieben: 13. Apr 2021, 16:47
Und aus der No-Covid-Ecke gibt es erneut einen ganz lesenswerten Vorschlag, wie man sich dort einen klaren Plan vorstellt. Darin sind auch am Rande ein paar interessante Infos enthalten, zB zur Digitalisierung der Gesundheitsämter bzw. den Hemmnissen bei der dortigen Softwareumstellung: https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2 ... g-mutanten

Das die weiterhin nur die Rufer im Wald bleiben werden, dürfte bei der derzeitigen politischen Lage klar sein.
"Oder will man Leben und Gesundheit schützen, weitere Lockdowns vermeiden, die Gesellschaft und die gesamte Wirtschaft weniger schädigen? ­Dann kann es nur ein Ziel geben: eine dauerhafte Niedriginzidenz. Ein Blick in die Niedriginzidenz-Länder Australien, Vietnam, Thailand, China, Südkorea, Japan, Finnland, Norwegen und Island macht schnell deutlich, welcher Kurs der bessere ist."

Das wird denselben Impact haben wie die x Paper, y Studien, z Zeitungsartikel, abc Beratungen von Politikern die sowohl von der No Covid als auch der Zero Covid Ecke kommen.
-> Also gar keinen.
oilrumsick
Beiträge: 122
Registriert: 7. Okt 2019, 19:37

Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von oilrumsick »

"Oder will man Leben und Gesundheit schützen, weitere Lockdowns vermeiden, die Gesellschaft und die gesamte Wirtschaft weniger schädigen? ­Dann kann es nur ein Ziel geben: eine dauerhafte Niedriginzidenz. Ein Blick in die Niedriginzidenz-Länder Australien, Vietnam, Thailand, China, Südkorea, Japan, Finnland, Norwegen und Island macht schnell deutlich, welcher Kurs der bessere ist."

Irgendwie überzeugt mich das nicht. Es ist ja nicht nur Deutschland, dass es nicht hinbekommt diese Zero-Covid-Strategie zu verfolgen, sondern noch viele anderen Länder - sollten da überall nur wahlweise unfähige Idioten oder zynische Arschlöcher an der Macht sein? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Es scheint mir eher, als ob die Umsetzung für viele Länder doch nicht so einfach ist, wie suggeriert wird. Und wie haben es die aufgezählten Länder denn geschafft? Da steckt ja auch keine einheitliche Strategie dahinter, die man übernehmen könnte. Fast alle Länder in der Liste hatten niemals auch nur annähernd so hohe Zahlen wie wir jetzt, sondern haben das Ganze früh und/oder bei niedrigen Inzidenzzahlen in den Griff bekommen - das ist gut, hilft aber dem rest der Welt nicht als Vorbild.
Und fast alle Länder auf der Liste sind entweder Inseln (Südkorea ist eine Halbinsel, aber durch die Situation mit dem Nachbarn im Norden ist es quasi eine Insel) oder Diktaturen (oder beides) oder liegen am Rand der Zivilisation (Norwegen, Finnland - wobei ich deren Nennung nicht ganz verstehe, da die Inzidenzwerte dort ähnlich zu unseren sind).

Ich sehe da halt nichts zum Abschauen für die meisten Industrieländer, ausser der Tatsache, dass es besser ist, geringe Infektionszahlen zu haben. Die Herausforderung ist ja aber dorthin zu kommen. Testen ist ja gut und schön, aber wer soll die Auswertung und Nachverfolgung übernehmen? Wer soll die Quarantänen durchsetzen und Ausgangssperren kontrollieren? Wer soll die vorgeschlagene psychologische Betreuung der Betroffenen bzw. die Unterbringung übernehmen? Und wer soll die Tests überhaupt durchführen bzw. nachkontrollieren, wer noch getestet werden muss? Das ist bei niedrigen Zahlen vielleicht machbar, aber in der aktuellen Situation sehe ich das nicht.

Und wie gesagt: Es ist ja nicht nur Deutschland, sondern fast alle Länder mit unterschiedlichsten Regierungen, Regierungsformen und Gesellschaften, die an diesem Hindernis scheitern. Ich fürchte es läuft darauf hinaus, auf die Impfung zu setzen und die Opfer in Kauf zu nehmen. Was bei der aktuellen zeitschiene den abstrusen Effekt haben könnte, dass es der bestehenden Regierung pünktlich zur Bundestagswahl einen ordentlichen Schub verleiht, da man im Monat davor eine schöne "Wir haben Covid besiegt"-Show abziehen kann (siehe UK).
Antworten