COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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bluttrinker13
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

Santiago Garcia hat geschrieben: 16. Jun 2022, 18:39
"profound, negative impact" ist eine ziemlich deutliche Aussage, finde ich.
Aber wo ist da die Relevanz? Die von dir markierten Stellen beziehen sich auf eine Kombination des Wildtyps von 2020 mit Omikron.

Vom Wildtyp wurde hierzulande aber praktisch niemand infiziert, gemessen an den Gesamtinfektionen. Insofern, eher akademisch interessant, als epidemiologisch oder gar gesundheitlich relevant für uns.
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Peter
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Peter »

Ich sehe in den zitierten Stellen noch immer nicht die behauptete Aussage. Man nehme z.B. den ersten Absatz, in dem steht: "Thus, B.1.1.529 (Omicron) infection can boost binding and nAb responses against itself and other VOC in triple-vaccinated previously uninfected infection naïve HCW, but not in the context of immune imprinting following prior Wuhan Hu-1 infection." Also Omikron kann einen Boost liefern, wenn es auf eine Dreifachimpfung ohne vorherige Infektion trifft, nicht aber in Verbindung mit einer vorherigen Infektion mit dem Wildtyp. Dass ein Boost ausbleibt, heißt aber nicht, dass sich die Immunantwort verschlechtert, sie wird halt nicht besser. Im zweiten Absatz steht das gleiche in Bezug auf andere Marker und in der Zusammenfassung auch nochmal.

Das lässt die Studie sogar noch deutlich positiver erscheinen, da dieser Fall, wie bluttrinker schon sagt, nur sehr wenige Leute betrifft. Und für alle anderen kann Omikron dann eben doch einen gewissen Boost liefern.
Rigolax
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rigolax »

Santiago Garcia hat geschrieben: 16. Jun 2022, 18:39 [...]
"profound, negative impact" ist eine ziemlich deutliche Aussage, finde ich.
Ich will jetzt nicht versuchen, das im Detail auszuklamüsern, ich glaube das Problem ist, dass in der Studie teils relativ gesprochen wird und dies als absolut verstanden wird? Etwa: "That previous SARS-CoV-2 infection history can imprint such a profound, negative impact on subsequent protective immunity is an unexpected consequence of COVID-19." -- das meint nicht regelrecht verschlechternd/"negativ", sondern ein Effekt schlechter im Vergleich zu anderen Fallgruppen. -- Wichtig imho auch darauf zu achten, dass gemeint ist, dass ein "enhanced" Effekt ausbleibt, also es bezieht sich auf eine (ausbleibende/schlechtere) Verbesserung, etwa: "Immune imprinting by prior Wuhan Hu-1 infection completely abrogated any enhanced nAb responses against B.1.1.529 (Omicron) and other VOC (Fig. 4E)."
GoodLord
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von GoodLord »

Ich denke, dass ist ein klassische Fall wo man eigentlich einen Experten braucht, der einem erklärt, was die Studie aussagt, was sie nicht aussagt, wo die Unsicherheiten liegen und wie sich das auf unsere Situation auswirkt.

Klingt aber auf jeden Fall interessant (und etwas beunruhigend)
Santiago Garcia
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Santiago Garcia »

Rigolax hat geschrieben: 16. Jun 2022, 23:15 ein Effekt schlechter im Vergleich zu anderen Fallgruppen.
Ja! Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was dem gegenübergestellt wird, wenn es heißt "verschlechtert sich nicht". "Verschlechtert sich nicht" im Vergleich wozu? Wie würde man eine solche "absolute Verschlechterung" experimentell nachweisen?

Im übrigen will ich aus der Studie überhaupt nichts in eine Richtung oder die andere für die reale Welt ableiten. Einmal, weil mir die Expertise fehlt, um sie inhaltlich zu bewerten, zum zweiten weil es doch "nur" eine Laborstudie und zum dritten, weil zumindest einige wirkliche Experten (im Gegensatz zu uns Hobby-Virologen) das Ergebnis nicht für plausibel halten. (z.B. https://twitter.com/florian_krammer/sta ... 9915940865, https://twitter.com/Sander_Lab/status/1 ... 5464928256)
Haplo
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Haplo »

ZiggyStardust hat geschrieben: 16. Jun 2022, 20:08
So kamen Anfang des Monats bei Rock am Ring auf dem Nürburgring in der Eifel 90.000 Feierwütige zusammen. Doch jetzt häufen sich die Meldungen von Corona-Infektionen im Zusammenhang mit dem Festival.

Bei einer nicht-repräsentativen Facebook-Umfrage unter 1.300 Personen gaben über 300 an, dass es sie erwischt hat. Überprüfen lässt sich das nicht. "[...] Also zehn Prozent von den Leuten, die wir waren", sagt der Düsseldorfer.
https://www1.wdr.de/nachrichten/rock-am ... a-100.html (Hervorhebung von mir)
Auch wenn der Rest des Zitats weniger reißerisch war, bleiben doch wieder hauptsächlich die Panik induzierenden Aussagen übrig ... Nee, nee, nee. Aber das muss im Journalismus heute wohl so sein. Man hätte auch schreiben können (das wäre auch falsch; weiß ich ...) 'Von 90.000 Feiernden melden sich 0,3% bei Facebook als angesteckt - Open-Air scheint sicher zu sein"
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Peter
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Peter »

Santiago Garcia hat geschrieben: 17. Jun 2022, 08:15 Ja! Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was dem gegenübergestellt wird, wenn es heißt "verschlechtert sich nicht". "Verschlechtert sich nicht" im Vergleich wozu? Wie würde man eine solche "absolute Verschlechterung" experimentell nachweisen?
Eine "absolute Verschlechterung" wäre dann gegeben, wenn die ermittelten Werte von Antikörpern, T-Zellen etc. nach einer Infektion sinken würden, was diese Studie aber eben nicht aussagt.
Santiago Garcia
Master of Fantasy
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Santiago Garcia »

Okay, jetzt verstehe ich.

Das sagt sie natürlich nicht, das ist aber auch eine relativ... banale Feststellung.
ZiggyStardust
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von ZiggyStardust »

Haplo hat geschrieben: 17. Jun 2022, 10:15
ZiggyStardust hat geschrieben: 16. Jun 2022, 20:08
So kamen Anfang des Monats bei Rock am Ring auf dem Nürburgring in der Eifel 90.000 Feierwütige zusammen. Doch jetzt häufen sich die Meldungen von Corona-Infektionen im Zusammenhang mit dem Festival.

Bei einer nicht-repräsentativen Facebook-Umfrage unter 1.300 Personen gaben über 300 an, dass es sie erwischt hat. Überprüfen lässt sich das nicht. "[...] Also zehn Prozent von den Leuten, die wir waren", sagt der Düsseldorfer.
https://www1.wdr.de/nachrichten/rock-am ... a-100.html (Hervorhebung von mir)
Auch wenn der Rest des Zitats weniger reißerisch war, bleiben doch wieder hauptsächlich die Panik induzierenden Aussagen übrig ... Nee, nee, nee. Aber das muss im Journalismus heute wohl so sein. Man hätte auch schreiben können (das wäre auch falsch; weiß ich ...) 'Von 90.000 Feiernden melden sich 0,3% bei Facebook als angesteckt - Open-Air scheint sicher zu sein"
Seit wann sind Infektionen noch ein Grund zur Panik? Ich kenne auch einige Bekannte und Arbeitskollegen, die es in den vergangenen Wochen bei einem Festival oder Konzert erwischt hat. Hatten aber alle einen milden Verlauf. Das Problem bei Open-Air dürften die Zelte und Toiletten sein, weniger die offene Tanzfläche.
tepete
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von tepete »

Moin,
darf ich eine Frage stellen die nicht zur aktuellen Diskussion passt? Wollte eure Meinung wissen zu meiner Art wie ich meine Behauptungen belege, ob ihr das gut findet oder eher nicht.
Habe mir schon vor lange Zeit abgewöhnt, allegemein aber auch bei diesem Corona Thema irgendwelche Studien zu zitieren vom RKI, WHO oder sonst was, auf Ärzte zu verweisen etc. Das bringt nix. Oft kommt dann die Gegenfrage: Kannst du das beweisen dass das kein Schwachsinn ist? Dann stehe ich da wie doof.

Ich stelle immer Gegenfragen, einfache Fragen: Wenn es heißt "die Impfung schadet weil sie nicht lange genug getestet wurde und ich nicht weiß was da wirklich drin ist"

Dann entgegne ich etwa so: 'Weißt du denn auch was in deinem Mikrowellenessen drin ist? Glaubst du dass der Bioapfel wirklich bio ist? Du weißt nie, was in deiner Nahrung drin steckt. Du kannst nicht mal sagen, ob das Leitungswasser irgendwelche Schadstoffe beinhaltet. Du weißt NIE, was du deinem Körpfer zu führst.'

Dann, nimmt einer auf Grund seines Krafttrainings Ergänzungsmittel in Form von Pillen. Als ich fragte, 'ob er denn wisse was da alles drin ist', wird doof geguckt aber dann gesagt, dass das halt die und die INhaltsstoffe sind. Ich frage dann aber, 'woher er denn weiß was diese Inhaltsstoffe wirklich bewirken und wieso er diesen Beschreibungen denn einfach so glauben schenkt und nicht kritisch ist.'
Dann wird nochmals so bissl doof geguckt.

Dann haben die selben Leute natürlich auch Angst vor Gentechnik. Wenn ich dann entgegne dass 'das Hühnchen was du da jeden Tag futterst, in drei bis vier Wochen bereits schlachtreif ist, und das nur möglich ist weil eben spezielles kraftfutter gegebn wird, damit sie eben so schnell wachsen' wird eben falls doof geguckt und dann erwidert, dass man ja irgendwas essen muss. Wenn ich dann aber darauf beharre, dass er ja aber nicht weiß womit das Huhn da gemästet wird, er einfach der Schlachterei vertraut, blind, dann springt das erste mal im Oberstübchen was an.

So gehe ich halt oft vor. Dann wird ja auch behauptet, Pharma macht big money. Und das Ziel ist nur das Geld aber keine Heilung. Dann sage ich aber, warum der Typ sich jedes mal bei Schmerzen eine Aspirin reinwirft, wo es noch vor paar Wochen geheißen hat, dass Forscher entdeckt hatten, dass Aspirin glaube ich Herzinfakte hervorrufen kann. Und außerdem, gibts nach jeder Medizin Werbung den Spruch 'Zu Risiken und Nebenwirkungen....'.
Und außerdem ist eig allgemein bekannt, dass Medikamente keine Bonbons sind und vor allem Antibiotiker eben nicht wie solche gegessen werden dürfen, weil sie eben auch schädlich sind. Also ist die Behauptung, die wollen uns heimlich Gift unter jubeln, auch irgendwie wiederlegt.

Habt ihr verstanden wie ich da vorgehe? Ich halte denen praktisch den Alltag vor die Nase, wie sie da mit DIngen umgehen, und wie sie mit der Impfe umgehen.

Außerdem behaupte ich auch jedes Mal, dass wenn die Regierung gesagt hätte ' hier ist die Impfung, wer will der kann, bitteschön' es gar nicht zu diesen ganzen Debatten gekommen wäre. Denn viele denken sich doch 'was, unter Zwang mach ich das sicherlich nicht'. Gäbe es diesen indirekten Zwang nicht, gäbe es vermutlich viel mehr IMpfwillige.

Kurz: Wenn ich etwas kritisch betrachte auf der einen Seite, aber Dinge laufend anders mache auf der anderen Seite, dann ist das einfach unlogisch.
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Felidae
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Felidae »

tepete hat geschrieben: 22. Jun 2022, 21:14 Kurz: Wenn ich etwas kritisch betrachte auf der einen Seite, aber Dinge laufend anders mache auf der anderen Seite, dann ist das einfach unlogisch.
Man könnte auch sagen - "zutiefst menschlich". :D

Im Prinzip ist Dein Ansatz nicht schlecht - nur hat er zwei Knackpunkte in meinen Augen. Zum einen tatsächlich das Gegenargument, "Ja, aber wenn ich das und das esse/benutze/etc, dann mach ich das freiwillig, nicht unter Zwang". Zum anderen - und das ist der viel größere Knackpunkt: Wer Dir bei anerkannten Institutionen wie dem RKI mit "Aber woher willst Du wissen, dass das stimmt?" kommt, der hat sich eh schon aus der rationalen Welt verabschiedet, den wirst Du höchstwahrscheinlich eh nicht überzeugen können. Diskutieren bringt bei Corona was, wenns darum geht, welche Maßnahmen sinnvoll sein mögen, wie man mit dem Scheißding umgeht etc. Wenn Leute aber schon wissenschaftliche Erkenntnisse an und für sich nicht glauben, bringt auch die längste Diskussion nix.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von tepete »

@Felidae

Zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen: Gucke am liebsten Ösi Tv. OE24 oder Talk im hangar 7 die Talkshows. Wenn es um Kinderimpfung geht, da sagt der eine Kinderarzt ja, der andere Kinderarzt nein. Beide haben das selbe studiert. Wem glaube ich denn da. :)

Sonst, danke für dein Statement, hat mich weitergebracht.

gruß
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Felidae
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Felidae »

tepete hat geschrieben: 24. Jun 2022, 16:40 @Felidae

Zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen: Gucke am liebsten Ösi Tv. OE24 oder Talk im hangar 7 die Talkshows. Wenn es um Kinderimpfung geht, da sagt der eine Kinderarzt ja, der andere Kinderarzt nein. Beide haben das selbe studiert. Wem glaube ich denn da. :)

Sonst, danke für dein Statement, hat mich weitergebracht.

gruß
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In dem Fall glaube ich, dass die Wissenschaft schlicht noch keine Antwort hat. Der Kinderarzt selbst muss nämlich auch auf die Wissenschaft warten, was die sagt - er dürfte in der Regel nicht die Expertise haben, selbst zu beurteilen, wie sich bestimmte Impfstoffe auf Kinder auswirken. Sonst wäre er in einem Labor, nicht in einer Praxis.

Dass die Wissenschaft auf manche Fragen noch keine Antwort hat, ist im übrigen ja völlig okay. Erkenntnisse brauchen nun mal Zeit. Aber bei anderen Dingen ist sich die Wissenschaft ja durchaus schon sehr sicher - auch, wenn es auch da natürlich Ausscherler gibt. Die gibt es immer.

Beim menschengemachten Klimawandel ist das ja ganz ähnlich - ja, es gibt Wissenschaftler:innen, die den menschengemachten Klimawandel bestreiten. Aber eine - grade für die Wissenschaft - überwältigende Mehrheit von über 97 % ist sich einig. Damit ist das Ding einfach durch. Überspitzt formuliert: Selbst Newtons Gravitationslehre wird vermutlich nichtmal 100 % aller Wissenschaftler:innen hinter sich haben, dafür sind Wissenschaftler:innen viel zu streitbare Menschen, die ALLES in Frage stellen (was ja grundsätzlich gut ist). Eine Übereinstimmung von 97 % in Wissenschaftskreisen gilt als "Zweifelsfrei erwiesen".

Und auch, wenns jetzt bisschen OT wird: Das ist ja genau das Problem an der false balance. Im TV siehst Du in der Regel zwei Expert:innen, die entgegengesetzte Thesen vertreten. Was Du NICHT siehst - wieviele Expert:innen tatsächlich hinter These A versammelt sind und wieviele hinter These B. So nimmst Du im Zweifel automatisch an, "Okay, die Wahrscheinlichkeit für jede These liegt bei 50 %". Das KANN so sein. Muss es aber absolut nicht.
tepete
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von tepete »

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Rigolax
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rigolax »

Felidae hat geschrieben: 24. Jun 2022, 18:11 Beim menschengemachten Klimawandel ist das ja ganz ähnlich - ja, es gibt Wissenschaftler:innen, die den menschengemachten Klimawandel bestreiten. Aber eine - grade für die Wissenschaft - überwältigende Mehrheit von über 97 % ist sich einig. Damit ist das Ding einfach durch. Überspitzt formuliert: Selbst Newtons Gravitationslehre wird vermutlich nichtmal 100 % aller Wissenschaftler:innen hinter sich haben, dafür sind Wissenschaftler:innen viel zu streitbare Menschen, die ALLES in Frage stellen (was ja grundsätzlich gut ist). Eine Übereinstimmung von 97 % in Wissenschaftskreisen gilt als "Zweifelsfrei erwiesen".
Auch wenn es explizit überspitzt formuliert wurde: Newtons Gravitationsgesetz wird imho wohl grundsätzlich kein Physiker bestreiten, jedenfalls im Kontext des "richtigen" Bezugssystems bzw. als Annährung. Wenn man ganz generell Gravitation beschreiben will, ist Newtons Gravitationslehre an sich dagegen schon obsolet; sie wurde durch Einsteins allgemeine Relativitätstheorie ersetzt bzw. ergänzt. Das heißt nicht, dass Newtons Gesetz gar nicht mehr valide ist: Es kommt auf das Bezugsystem an bzw. wie exakt man es haben will und in ganz vielen Fällen reicht Newton vollkommen aus, da braucht man Einstein nicht.

Bevor Einstein ankam, galt Newtons Lehre wohl gemeinhin als sicher bzw. so sicher wie derartige Theorien wohl denkbar waren. AFAIK hat gerade auch Einstein dazu beigetragen, dass die vermeintlich exakten Naturwissenschaften sich dem Fallibilismus hingewandt haben, d.h. dass auch sie immer falsch liegen können, dass keine letzte, abschließende Erkenntnis möglich ist bzw. man nie sicher wissen kann, dass man sicheres Wissen hat.

Der Unterschied zum Klimawandel ist wohl, dass man Newtons Gravitationsgesetz viel besser empirisch, mit Experimenten nachprüfen kann, dass es zumindest vordergründig als "gesichertes" Wissen gelten konnte bzw. teils darf, jedenfalls in einem idealisierten Kontext auch immer noch. Bei Klimawandel/Klimakatastrophe geht es dagegen ja vor allem um Zukunftsprognosen, was immer schwierig ist; aber es gibt auch da, wie geschrieben, einen wissenschaftlichen Konsens, ein solcher "Konsens" muss nicht zwingend 100% Zustimmung aller relevanten Wissenschaftler/Peers bedeuten.
tepete hat geschrieben: 24. Jun 2022, 19:12 Manchmal geht es doch eben nur schwarz oder weiß. Ich kann zwar das Auto kritisieren, aber ich darf es nicht verteufeln. Ich kann ein Auto weniger nutzen und mehr radeln. Wer aber radikal vorgeht, der müsste auch in jeder Hinsicht verzicht üben. Oder verzichten die Aktivisten etwa auf einen Kühlschrank der Jahrelang durchläuft bis er kaputt geht?
FFF und andere Gruppierungen sehen ja afaik schon mehr oder weniger von Konsumentenkritik ab, weil es die Verantwortung von den großen Firmen und Staaten abwälzt auf die Bürger, tendenziell auch dann die, die etwa nicht auf ein Auto verzichten können aus Mobilitätsgründen, sich kein Hybrid/Elektro-Auto leisten können etc. Also totales Mindset wird afaik nicht (mehr?) so konsequent im "Mainstream" vertreten, findet man in manchen Randgruppen vielleicht aber noch. Dennoch wird ja versucht, Bewusstsein für den eigenen Verbrauch zu schaffen, aber es wird halt nicht als so absolute moralische Notwendigkeit kommuniziert; moralisch notwendiges Handeln wird dagegen bei Staaten und großen Firmen gesehen.

Grundsätzlich finde ich es nicht verwerflich, wenn man nicht 100% auf etwas verzichtet, auch wenn man das lieber täte bzw. einen absoluten Verzicht als Norm gut fände und auch durchaus faktisch den Verzicht ausüben könnte; also wenn etwa jemand vertritt, dass man kein Fleisch essen sollte, weil es unethisch sei, aber selbst noch teils Fleisch isst, warum auch immer, sehe ich darin nicht zwingend einen Widerspruch und ich finde es nicht verwerflich, zumindest wenn man damit ehrlich umgeht. Das "richtige" zu wissen und das "richtige" zu tun sind halt verschiedene Dinge und oftmals scheitert es am Handeln, auch wenn man es eigentlich besser machen will und ich fände es grundsätzlich kontraproduktiv, wenn man Leute dafür verurteilt, dass sie an ihren Zielen scheitern.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von tepete »

Rigolax hat geschrieben: 24. Jun 2022, 19:51 Grundsätzlich finde ich es nicht verwerflich, wenn man nicht 100% auf etwas verzichtet, auch wenn man das lieber täte bzw. einen absoluten Verzicht als Norm gut fände und auch durchaus faktisch den Verzicht ausüben könnte; also wenn etwa jemand vertritt, dass man kein Fleisch essen sollte, weil es unethisch sei, aber selbst noch teils Fleisch isst, warum auch immer, sehe ich darin nicht zwingend einen Widerspruch und ich finde es nicht verwerflich, zumindest wenn man damit ehrlich umgeht. Das "richtige" zu wissen und das "richtige" zu tun sind halt verschiedene Dinge und oftmals scheitert es am Handeln, auch wenn man es eigentlich besser machen will und ich fände es grundsätzlich kontraproduktiv, wenn man Leute dafür verurteilt, dass sie an ihren Zielen scheitern.
Ich würde es dann aber anders machen: Ja, wir müssen schauen dass wir in 50 Jahren vllt doch fliegende Autos haben, oder zumindest die Zukunft so vor sich hin summt wie in dem fantastischen Film Demolition man von 1994.
Ich finde elektro Autos toll, in den Ionic 5 hab ich mich direkt verliebt als ich ihn das erste Mal in Autonews gesehen habe. Würde mir direkt sowas vor die Tür stellen, aber eben nicht nur.

Manchmal stehe ich im Stau auf der Bahn, die Abgase sind unerträglich. Ja, also muss die Wissenschaft gucken, dass die Autos den Mist noch besser raus filtern.
Ich heiße das auch alles nicht gut. Aber wenn ich zB Fleischkonsum verteufele, ja dann finde ich es eben falsch es weiter zu essen. Warum kann ich dann nicht drauf verzichten? Ich reduziere zb meinen Fleischkonsum, finde das wichtig. Würde ich veganisch leben wollen, würde ich es aber auch tun. Wenn ich dazu nicht die Kraft habe, dann will ich vllt nur bevormunden?

Es geht mir nicht um die Leute mit einer Meinung, sondern um Leute die etwas radikal durchziehen wollen. Die sind sicih ihrer Sache doch eig bewusst, oder nicht.
'An Zielen scheitern' klingt irgendwie auch zu nett. Menschen die es wollen, so gerne wollen, schaffen es aber nicht.
Ich sehe darin eher Menschen, die mich erziehen wollen, es selbst aber nicht fertig bringen so zu leben.

Hoffe, das war halbwegs verständlich. :)

mfg
Jan
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philoponus
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von philoponus »

Fundierter Blick auf die Pandemie aus österreichischer Perspektive:

https://cms.falter.at/blogs/athurnher/2 ... nes-rauch/
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Smutje187
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Smutje187 »

„Ein kumuliertes Infektionsrisiko von 15% könnte auch in Österreich hinkommen“ - kommt aktuell anekdotisch auch bei mir im Büro hin, inklusive Reinfektionen und Verläufen, bei denen die Kollegen nicht wie ich Anfang Dezember lustig einfach mit bisschen Husten weiterarbeiten konnten, sondern teilweise für eine Woche und mehr ausfallen.
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Felidae
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Felidae »

Bjarne Mädel auf die Frage, wer in der Pandemie am allerwichtigsten war:

"Schauspieler. Einer musste das alles doch mal einordnen - gesellschaftlich, politisch. Und überhaupt."

<3
GoodLord
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von GoodLord »

Übrigens wurde die Studie über verschiedene Immunitäten bei verschiedenen Impf-/Infektionshistorien neulich auch bei NDR Info besprochen (https://www.ndr.de/nachrichten/info/Cor ... us388.html).
Ein wichtiger Punkt zum hier diskutierten Thema, dass eine Omikron infektion evtl. die Immunität verschlechtert: Die Datenlage für die spezielle Konstellation, die scheinbar/vermeintlich zu einer schlechteren Immunität führt ist halt extrem unsicher, weil es da z.T. nur ne einstellige Zahl an Fällen in den Gruppen gab.
Ich glaube, da wo sich die Kontroverse, die angeregte Diskussion in Fachkreisen, aber auch in sozialen Medien, entzündet hat, war, die kommt etwas später in dem Papier: Da hat man eine sehr, sehr kleine Gruppe gegenübergestellt, nämlich jene, die sich zu Beginn mal infiziert hatten und die dann dreimal geimpft wurden und die dann in der Omikron-Welle nochmal infiziert worden sind. Und dann hat man dort die Antikörperspiegel verglichen, die sind ja niedriger als solche, die nicht vorher infiziert waren, dann dreimal geimpft und dann mit Omikron infiziert waren. Also der Vergleich ist im Grunde genommen viermal der Kontakt mit dem Virus versus fünf Mal der Kontakt mit dem Virus.

Dann wurde gesehen, dass in dieser Gruppe die Antikörperspiegel wieder etwas niedriger sind als bei denen, die dreimal geimpft und dann mit Omikron infiziert waren. Dann hat man gesagt, das ist doch ein klarer Beweis für die Antigen-Erbsünde, weil dieser allererste Viruskontakt, der muss ja das Immunsystem so geprägt haben, dass es vollkommen unflexibel ist und dann nicht mehr reagieren kann. Wenn man sich aber diese Abbildung anguckt, um die es geht, da sind die Gruppengrößen wirklich sehr, sehr klein. Das sind teilweise vier, teilweise sechs Probanden pro Gruppe, also vier Proben oder sechs Proben, die man dann gemessen hat, verglichen hat.
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