COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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Peter
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Peter »

Voigt hat geschrieben: 5. Mär 2021, 21:31Ich verstehe bloß aber noch nicht ganz inwiefern 60% weniger in Impfgruppe angesteckt nicht gleichbedeutend 60% Wirkchance des Mittels.
Wie schon oben geschrieben wurde: Das ist nur eine relative Angabe, die sich auf die Anzahl der symptomatischen Infektionen bezieht. Und die Betonung liegt hier auf symptomatisch, denn Ansteckungen ohne Symptome wurden in den Studien gar nicht erfasst. D.h. theoretisch könnte sich trotz des relativen 95%-Schutzes von Biontech in Wirklichkeit ein viel größerer Prozentsatz angesteckt haben, ohne dabei Symptome zu entwickeln. Deswegen weiß man ja auch noch nicht, ob Geimpfte das Virus weiterverbreiten können (wobei erste Indizien Hoffnung geben).
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lipt00n
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lipt00n »

Angeblich verimpft Hessen ab heute (dann auch endlich mal) an Erzieher*Innen, Lehrer*Innen und Co -seltsamerweise habe weder ich noch die anderen 8 bisher ein Zeichen bzgl. der Terminvergabe gehört. Haben uns alle an Tag 1 registriert und sind auch von Alter, Wohnort und Vorerkrankungen weit gefächert. Aber das hier alles ein bisschen länger dauert, sind wir ja schon gewohnt :D

Was anderes: Ich kann das mit den Schnelltests nicht verstehen. Da wird jetzt, effektiv ab Montag, jedem Bundesbürger ein Schnelltest pro Woche versprochen -durchgeführt von geschultem Personal. In den Pressemitteilungen liest man von Arztpraxen, Testcentern und Apotheken. Frage: Wissen diese Leute auch bescheid?
Ich habe den Eindruck, das dem nicht so ist. Hier fehlt irgendwie völlig das Konzept. Wie wird das kontrolliert, wer getestet wurde und wer nicht? Wie soll die Abrechnung erfasst werden? Das sind alles Fragen, deren Antworten seit 6, 9 Monaten als Konzeption in einer Schublade liegen könnten. In der Realität fragt man nach Informationen bei entsprechenden Stellen, die Antwort ist "Wir wissen es noch nicht, sorry!". Ein Witz. Das Testcenter des Kreises Offenbach z.B., was einen Durchsatz von mehreren tausend Menschen am Tag haben könnte hat, laut Aussage von gestern, noch keine Ahnung, wie das alles laufen soll.

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Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Seit heute sind die Selbsttests im Handel. Bei ALDI anscheinend so 10-15 Packungen pro Filiale und sofort vergrifft. Lidl bietet die Online an und ihr Server ist zwischenzeitig völlig in die Knie gegangen. Kostenpunkt ca. 4-5€ pro Test, da in einer Packung fünf Tests sind sind wir bei 22-25€.
https://www.lidl.de/de/5er-set-corona-s ... on/p374797

Wenn ich an die Ankündigungen von Spahn vom 16.02. denke, dass ab März jeder kostenlos getestet werden kann und es Selbsttests für einen Euro geben soll und davon auch genug da sind kommt einem die Galle hoch.

Ein Hoch auf die bundesdeutschen Discounter, Neben Klopapier und FFP2 Masken stellen sie nun die Versorgung mit Schnelltests sicher...
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Kesselflicken
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Kesselflicken »

Stew_TM hat geschrieben: 5. Mär 2021, 17:43 Ja, als Sachbearbeiter verfügt man da selbstverständlich nur über einen sehr geringen Handlungsspielraum, wenn überhaupt.
Mich würde interessieren, von welcher Stelle bekommt ihr denn diese Vorgabe? Aus der Lokalpolitik/vom Land?
Oh Gott, sag das nicht zu laut. Sonst kommen unsere Damen und Herren Stadträte wirklich noch auf die Idee, dass Sie auch hier mitentscheiden dürfen sollten. :ugly: Die Impfreihenfolge wird eindeutig durch die Coronavirus-Impfverordnung (CoronaImpfV) des Bundes vorgegeben. Die Bundesländer sind daran gebunden. Die Bundesländer haben wiederum die Landkreise bzw. kreisfreien Städte (also alles mit eigenen Gesundheitsamt) damit beauftragt, das Impfen vor Ort zu organisieren. Wir als kreisangehörige Stadt, hatten also bis vor kurzem mit dem Thema Impfen organisatorisch nichts zu tun. Nun werden wir aber bei der Organisation einer dezentralen Impfstrategie durch unseren Landkreis beauftragt an drei Tagen extra Impftermine in einem gesonderten Impfzentrum anzubieten. (Das wird Ende April der Fall sein.)

Die Reihenfolge kann also nur der Bund überarbeiten. Was imo auch richtig so ist. Und der Bund hat nun mal festgelegt, dass der Fokus darauf gelegt werden soll, möglichst viele Leben zu retten (Alte werden zuerst geimpft), statt die Verbreitung des Virus durch Impfungen einzudämmen.(Die mit hoher Mobilität zuerst impfen)
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Cthalin
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Cthalin »

Rince81 hat geschrieben: 6. Mär 2021, 10:23 Seit heute sind die Selbsttests im Handel. Bei ALDI anscheinend so 10-15 Packungen pro Filiale und sofort vergrifft. Lidl bietet die Online an und ihr Server ist zwischenzeitig völlig in die Knie gegangen. Kostenpunkt ca. 4-5€ pro Test, da in einer Packung fünf Tests sind sind wir bei 22-25€.
https://www.lidl.de/de/5er-set-corona-s ... on/p374797

Wenn ich an die Ankündigungen von Spahn vom 16.02. denke, dass ab März jeder kostenlos getestet werden kann und es Selbsttests für einen Euro geben soll und davon auch genug da sind kommt einem die Galle hoch.

Ein Hoch auf die bundesdeutschen Discounter, Neben Klopapier und FFP2 Masken stellen sie nun die Versorgung mit Schnelltests sicher...
Nachdem Spahn's großspuriger Schnellschuss direkt wenige Stunden später vom Kabinett wieder kassiert wurde und man raunte weil "viel zu teuer", hat das hier wieder so das Geschmäckle nach "lasst uns das einfach verspahnen, dann kauft sich der Bürger das schon privat und wir sparen"... :whistle:
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Stew_TM
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Stew_TM »

Varus hat geschrieben: 6. Mär 2021, 12:08 [...]
Die Reihenfolge kann also nur der Bund überarbeiten. Was imo auch richtig so ist. Und der Bund hat nun mal festgelegt, dass der Fokus darauf gelegt werden soll, möglichst viele Leben zu retten (Alte werden zuerst geimpft), statt die Verbreitung des Virus durch Impfungen einzudämmen.(Die mit hoher Mobilität zuerst impfen)
Danke für deine Erläuterungen. Ich bin da bei Christian Drosten - diese Strategie war zu Beginn IMO genau der richtige Weg. Aber für die nun bald anstehende (oder bereits beginnende) zweite Phase, in der ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht, müssen die Prioriäten anders gesetzt werden. Wenn wirklich weiterhin jeder Normalbürger erst auf ein behördliches Schreiben warten muss, glaube ich nicht an eine Impfung für mich vor 2022. ^^

Dass Drosten nun Sorgen über etwaige Versäumnisse bei der Planung dieser zweiten Phase äußert, stimmt mich da schon etwas nachdenklich. V.a. in Verbindung mit den Schnelltests, wie schon weiter oben angesprochen: Es ist Samstag, und ab Montag soll sich jeder testen lassen können. Ich würde das gerne in Anspruch nehmen, aber wo und wie? Keine Ahnung.

PS: Die "extra Impftermine", die du ansprichst, wären die in eurem Fall dann für jeden buchbar, oder wird da weiterhin nach Prioritätsgruppen vorgegangen?
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Kesselflicken
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Kesselflicken »

Stew_TM hat geschrieben: 6. Mär 2021, 13:05 PS: Die "extra Impftermine", die du ansprichst, wären die in eurem Fall dann für jeden buchbar, oder wird da weiterhin nach Prioritätsgruppen vorgegangen?
Streng nach Prioritätsgruppen. Ziel ist, dass mit dieser Aktion dann die 1. Prioritätengruppe damit in unserem Landkreis durchgeimpft ist bzw. ein Impfangebot erhalten hat.
Inkognito
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Peter hat geschrieben: 5. Mär 2021, 23:13
Voigt hat geschrieben: 5. Mär 2021, 21:31Ich verstehe bloß aber noch nicht ganz inwiefern 60% weniger in Impfgruppe angesteckt nicht gleichbedeutend 60% Wirkchance des Mittels.
Wie schon oben geschrieben wurde: Das ist nur eine relative Angabe, die sich auf die Anzahl der symptomatischen Infektionen bezieht. Und die Betonung liegt hier auf symptomatisch, denn Ansteckungen ohne Symptome wurden in den Studien gar nicht erfasst. D.h. theoretisch könnte sich trotz des relativen 95%-Schutzes von Biontech in Wirklichkeit ein viel größerer Prozentsatz angesteckt haben, ohne dabei Symptome zu entwickeln. Deswegen weiß man ja auch noch nicht, ob Geimpfte das Virus weiterverbreiten können (wobei erste Indizien Hoffnung geben).
Peter, das denke ich nicht mit den Symptomen.

Es gibt Blind A/B Tests. D.h. Niemand außer die Auswertenden weiß, wer die Impfung und wer dss Placebo erhält.
Am Ende der Periode mit je 1.000 Testpersonen gab es 100 Infektionen in der Placebo Gruppe und 10 Infektionen in der Impfgruppe. Also hatte es eine Wirksamkeit von 90%.

In Israel war es dann eine Real-Life Studie mit 90% Wirksamkeit.

Fraglich ist, ob und wie stark man jemandem anstecken kann, wenn z.B. die Viren in deinem Rachen sind, die Impfung wirkt, du also nicht selbst infektiös wirst, aber natürlich die Viren an andere geben kannst.
Gesunder Menschverstand sagt einem, dass diese Ansteckung anderer trotz Impfung gering sein müsste. Hoffentlich. :)
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Peter
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Peter »

Inkognito hat geschrieben: 6. Mär 2021, 16:34 Peter, das denke ich nicht mit den Symptomen.
Ist aber so, lies dir die Studie durch, oder eine Zusammenfassung.
Inkognito
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Hast du da einen Link?

Am interessantesten dürfte sein:
Wann und wie oft wird getestet?
Wenn das die Probanten selbst entscheiden durften, dann könnte es sein, dass in beiden Gruppen je 200 asymptomatische Infizierte waren. Dann wäre die Wirksamkeit nur noch bei 30%. Eine seriöser Studie würde wöchentliche Pflichttests enthalten.

Da es in Israel bestägt wurde, gehe ich davon aus, dass die 90 Prozent stehen. Und das sogar mit der britischen Variante. Aber schicke gerne einen Link rum.
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Wudan
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Wudan »

So, die Einschläge kommen nah.

Mein Neffe hat Covid. Und damit meine Schwester wahrscheinlich auch. Wird am Montag aber erst getestet.
Ihm geht es so mittelmäßig. Fühlt sich krank, Halsweh Kopfweh bisschen Fieber. Strenge Quarantäne jetzt.

Er hat sichs sehr sicher auf der Arbeit geholt. Ein Metallbaubetrieb die offensichtlich auf Sicherheitsmaßnahmen scheissen. Er hat erst am 1.3. dort angefangen, 5 aus dem Betrieb haben es, er ist sofort wieder gekündigt worden als der positive Test da war. Einfach weil sie´s halt können in der Probezeit. Kann man sich das vorstellen??

Richtiger Scheiss :cry:
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DickHorner
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DickHorner »

Alter Schwede. Die würden einen höflichen, aber doch sehr bestimmten Brief von meinem Anwalt bekommen.
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lolaldanee
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lolaldanee »

Das ist noch dümmer, als es frech ist. Manchmal fragt man sich ja schon, ob solche Chefs die Grundrechenarten beherschen. Mal ganz abgesehen von der moralischen Komponente, die natürlich unter aller Sau ist, sind allein die Verwaltungskosten für so eine Aktion so hoch, dass es an Dummheit nicht zu glauben ist
meieiro
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von meieiro »

Ein Kumpel von mir wurde jetzt auch positiv getestet und ist auch krank. Nicht schlimm, aber halt bettlägrig.
Ich habe am Wochenende mit ihm geredet.
Er arbeitet als Landschaftsgärtner und hat es sich höchstwahrscheinlich von einem Kollegen geholt, der vor ihm krank wurde.
Der erste Hammer ist schon mal, dass das Gesundheitsamt sich bei ihm gemeldet hat und er von dem Kollegen nicht als Kontaktperson angegeben war, obwohl sie zusammen in einem Auto gefahren sind.
Er hat dann als er das positive Testergebnisse bekommen hatte in seiner Firma angerufen. Sein Chef hat ihm dann gleich mal gesagt, er soll seinen Trupp mit dem er normalerweise unterwegs ist, nicht als Kontaktpersonen angeben, weil er die Leute braucht.
Und das wird wahrscheinlich kein Einzelfall sein.
Bei uns am Land weiß ich zum Beispiel auch, dass es Dörfer gibt, wo sich die Nachbarn auch schon mal zum Kartenspielen oder auf ein, zwei Bier treffen. Und ich bezweifle mal stark, dass da einer bei einem positven Tests die ganze Nachbarschaft als Kontaktperson angibt.

Anderes Thema. Mein Neffe war für, ich glaube, 7 Tage in der Schule. EIner seiner Mitschüler wurde in der Zeit positiv auf Corona getestet und jetzt darf mein Neffe erstmal 10 Tage zuhause in Quarantäne rumsitzen.
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bluttrinker13
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

Diese allgemeine Unverantwortlichkeit ist ja kaum zu glauben.
Krass was ihr da für Geschichten erzählt, mE definitiv keine Einzelfälle wenn die schon in unserer beschränkten Stichprobe multipel auftauchen.

So gern ich auch mit über die Politiker schimpfe (#CDUbestrafenHerbst21), aber es führt einem auch noch mal vor Augen wie breit sich "Schuld" (i. Sinne von vermeidbaren Risiken oder Negativkonsequenzen) in der Gesellschaft eigentlich verteilt.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Wie viel an Corona Strafgeldern hat das Land Berlin denn eingesammelt? Konvergiert gegen 0!

Wie viele Strafen mussten denn Politiker zahlen für Verstöße?
Entweder Nichts (Spahns Wahlkampfdinner) oder als Spende (um es von der Steuer absetzen zu können)

-> Beides politische Probleme!

Wenn wir mitten im Lockdown eine ähnlich hohe Mobilität wie VOR(!) Corona haben, wer trägt hierfür die Verantwortung?
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Tsuran
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Tsuran »

bluttrinker13 hat geschrieben: 8. Mär 2021, 11:43 Diese allgemeine Unverantwortlichkeit ist ja kaum zu glauben.
Krass was ihr da für Geschichten erzählt, mE definitiv keine Einzelfälle wenn die schon in unserer beschränkten Stichprobe multipel auftauchen.

So gern ich auch mit über die Politiker schimpfe (#CDUbestrafenHerbst21), aber es führt einem auch noch mal vor Augen wie breit sich "Schuld" (i. Sinne von vermeidbaren Risiken oder Negativkonsequenzen) in der Gesellschaft eigentlich verteilt.
Das ist jetzt für mich nicht sonderlich überraschend. Man muss schon sehr realitätsfern gewesen sein, um zu sehen, dass der sogenannte Lockdown nicht so gelaufen ist wie er sollte, obwohl er auf dem Papier noch drastischer war als der erste. Im Gegensatz dazu haben aber diesmal viele Firmen einfach weiter gemacht, wo sie im Frühjahr 2020 zugesperrt haben. Und selbstverständlich haben sich alle Firmem UND auch alle Mitarbeiter in diesen Firmen :roll: alle an die gebotenen Maßnahmen gehalten.

Was aber "irgendwo" beschlossen wird, und was dann am Ende bei einer Firma in ihren eigenen vier Wänden umgesetzt wird, sind mangels empfindlicher Strafen und Kontrollen zwei vollkommen unterschiedliche Paar Stiefel. Ich bin durch meine persönliche Erfahrung im Berufsleben leider sehr negativ geprägt, aber ein Wort wie Verantwortung ist im Besten Fall ein Buzzword mit dem man sich nach außen gerne schmückt.

Meine Frau hat das mal als "Lockdown des geringsten Widerstandes" definiert. Den kleinen privaten Trottel kann man relativ easy wegregulieren, die kleinsten Firmen entweder mit Auflagen oder ruinöser Strafandrohung bei Verstößen still halten. Erst ab dem Niveau wo genug Power vorhanden ist, dass es kritisch werden könnte (und der Lobbymann in der Bürotür steht), da werden die Maßnahmen dann relativ liberal und "bauen auf die Verantwortung der Unternehmen." Wenn ich diesen Spruch in Deutschland höre, dann heißt das nichts anderes: "Macht, was für euch am Besten ist."
bluttrinker13 hat geschrieben: 8. Mär 2021, 11:43 So gern ich auch mit über die Politiker schimpfe (#CDUbestrafenHerbst21), aber es führt einem auch noch mal vor Augen wie breit sich "Schuld" (i. Sinne von vermeidbaren Risiken oder Negativkonsequenzen) in der Gesellschaft eigentlich verteilt.
Unsere Gesellschaft gibt ein jämmerliches Bild ab, auf mehreren Ebenen. Daran hat aber auch unsere Politiklandschaft einen nicht unterheblichen Anteil, denn, es wird ja vorgelebt. Amthor (Lügen, "Fehler"), Scholz (vergessene Bankgeschäfte), Scheuer (Maut...), Löbel, Nüßlein, Spahn nur um ein paar Beispiele aus der aktuellen Vergangenheit zu nennen. Oder der Abgas"skandal". Das färbt ab, und man braucht sich nicht wundern.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

Tsuran hat geschrieben: 8. Mär 2021, 13:26 Unsere Gesellschaft gibt ein jämmerliches Bild ab, auf mehreren Ebenen. Daran hat aber auch unsere Politiklandschaft einen nicht unterheblichen Anteil, denn, es wird ja vorgelebt. Amthor (Lügen, "Fehler"), Scholz (vergessene Bankgeschäfte), Scheuer (Maut...), Löbel, Nüßlein, Spahn nur um ein paar Beispiele aus der aktuellen Vergangenheit zu nennen. Oder der Abgas"skandal". Das färbt ab, und man braucht sich nicht wundern.
Völlige Zustimmung zu deinem restlichen Post. Allerdings bin ich hier anderer Meinung. Ich glaube nicht, dass das abfärbt, ich glaube eher, das wird zur Legimitation benutzt von den eigenen Schweinereien, die man so anstellt. Im outcome wahrscheinlich fast dasselbe, allerdings halte ich es für illusorisch dass Politiker heutzutage auch noch irgendeine realiter Vorbild- oder Modellfunktion haben.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Tsuran »

bluttrinker13 hat geschrieben: 8. Mär 2021, 13:33 Völlige Zustimmung zu deinem restlichen Post. Allerdings bin ich hier anderer Meinung. Ich glaube nicht, dass das abfärbt, ich glaube eher, das wird zur Legimitation benutzt von den eigenen Schweinereien, die man so anstellt. Im outcome wahrscheinlich fast dasselbe, allerdings halte ich es für illusorisch dass Politiker heutzutage auch noch irgendeine realiter Vorbild- oder Modellfunktion haben.
Hmmh, meinst? Läuft auf ein Henne <-> Ei Ding raus. Ein Politiker kann heute schon ein Vorbild sein, aber halt vermutlich nicht für die Dinge, die sich der gemeine Bürger so vorstellt. Das ein Politiker in entsprechenden Machtgefilden aber sein Handeln danach abbildet was der normaler Bürger vorlebt - das glaube ich nicht. Andererseits ist die Person ja auch irgendwo aufgewachsen und wurde so von der Gesellschaft geprägt. Irgendwann muss das angefangen haben, und die Auswüchse kommen jetzt halt raus. ODER es war schon immer so, aber es wurde nicht so publik.

In meinem Umfeld stelle ich aber schon fest, dass immer mehr Menschen für sich sagen: "Schau Dir das an, aber mir erzählen wollen [Steuermoral, usw. hier einfügen]". Am krassesten sehe ich das bei meinem Vater. Sein ganzes Berufsleben ein Verwaltungsbeamter (Sozialversicherung). Vom deutschen Staat und seinem System überzeugt. Ich erinnere mich noch gut daran als Kind/Jugendlicher wie er mir bestimmte Systeme und deren Ideen dahinter erklärt hat. Heute? "Finger weg von allem wo der Staat seine Finger drin hat."
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

Nee, was ich meinte, war quasi ein katalytischer Effekt des Fehlverhaltens von Politikern auf Bürger, welche eh schon nah dran sind, unethische Scheisse zu bauen, oder sich in einer Grauzone bewegen, bspw was das eigene Geschäftsgebaren angeht. Anders gesagt, existierende Leute mit dem Mindset ala "Man muss sich nehmen, was einem zusteht, sonst ist man der Gekniffene" / "Jeder ist sich selbst der nächste" / "Hilft jeder sich selbst ist allen geholfen" usw. fühlen sich durch das Fehlverhalten von bspw. Politikern noch mehr legitimiert, oder auch indirekt unter Handlungsdruck gesetzt, jetzt auch selbst mal zuzugreifen, bevor's zu spät ist. Würde mich auch nicht wundern, das wenn dann mal die Abrechnung dafür kommt, dann auch gleich eine Art Rechtfertigung mitgeliefert wird der Marke "Aber die anderen tun doch auch...".

Für Leute die nicht so drauf sind, und bspw viel moralischer und wertebetont, würde das Politiker-Fehlverhalten wiederum eher zu Ablehnung und Abwendung führen (wie bei deinem Vater?), wenn nur von sowas wie CDU, ok be my guest, aber wenn von Politik allgemein, problematisch. Deshalb lese ich auch Lobo's "Groll"-Erklärung eher mit demokratischer Sorge, da sind Anklänge von unguten Tendenzen drin, aber situativ wohl nachvollziehbar. Naja, anderes, schwieriges Thema.

Das man wenn man in die CDU eintritt Bock auf Geld hat, sehe ich mal als gegeben an. Gibt sicherlich auch ehrliche, "richtige" Konservative, für welche Moral und (Selbst-)Verantwortung noch Teil ihrer polit. Ideologie sind. Allein, ich kenne keinen. Ich kenne nur so Spacken wie den Amthor. :D
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