COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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Voigt
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Voigt »

Schwangerschaft misst Hormonkonzentration in der Urinausscheidung. Daher im Endeffekt nur in Strahl halten.
Beim Corona Test musst du durch die Nase bis zur Rachenrückseite einen Abstrich machen. Das ist tief im Körper und füf mich sehr verschieden in der Anwendung

Auch hat falscher Schwangerschaftsttest (durch fehlerhafte Anwendung) keine Gefahr der Ansteckung, wenn dann Symptome trotz negativen Tests auftreten kann man weiteren Test, potentiell beim Arzt machen, hat aber in der Zwischenzeit niemanden tödlich durch Ansteckung gefährdet.

Edit: Ah ok 99,7% Spezifität ist schonmal deutlich besser als "mehr als 95%", nich perfekt bei großen Menschenmassen aber damit kann man grundsätzlich arbeiten.
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Fouriety
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Fouriety »

Axel hat geschrieben: 8. Okt 2020, 23:54
Voigt hat geschrieben: 8. Okt 2020, 23:38 Zum einen denke ich mal das 95% Zuverlässigkeit nur bei korrekter Anwendung gelten.
Die sind so einfach wie nen Schwangerschaftstest! Genau dieses Argument haben damals übrigens auch Ärzte angebracht als es darum ging Schwangerschaftstests für die allgemeine Öffentlichkeit freizugeben. Hintergrund war, dass die dann natürlich nichts mehr verdienen konnten.
Gilt der Vergleich mit den Schwangerschaftstests nicht nur im Sinne von: Man gibt die Probe rein und kann nach einer kurzen Wartezeit das Ergebnis einfach ablesen? Für die Antigen-Schnelltests braucht man doch genau wie für die PCR einen Rachenabstrich - deswegen wird der doch bislang auch nur an Fachpersonal ausgegeben.

Edit: Voigt war etwas schneller :)
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Taro
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Taro »

Axel hat geschrieben: 8. Okt 2020, 23:14 Du willst auf ein Konzert oder in einen Club? Am Nachmittag des selben Tages gehst Du zur Apotheke um die Ecke, lässt einen Schnelltest machen, wartest 15 Minuten und hast das Ergebnis was Du Dir mit Stempel der Apotheke schriftlich geben lässt. Einlass nur für die Menschen, die ein negatives Ergebnis vorweisen können.
Ja, und dann infiziert sich nur einer der vielen tausend Konzertbesucher zwischen dem Test und dem Konzert und wird zum Superspreader.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Taro hat geschrieben: 9. Okt 2020, 00:33 Ja, und dann infiziert sich nur einer der vielen tausend Konzertbesucher zwischen dem Test und dem Konzert und wird zum Superspreader.
Aber doch nicht wenn der Schnelltest am selben Tag geschieht. Es ist ja nicht so, dass man sich ansteckt und SOFORT zu nem Sperspreader wird. In dem Fall wären wir ja alle schon durchinfiziert. :mrgreen:

Klar kann es passieren, dass es auch falsch-negative Fälle geben wird. Aber ich spreche ja auch nicht gleich von Konzerten mit zehntausenden Besuchern. Sondern vor allem von kleinen Clubs, Theatern, u.ä. Also der Bereich der gerade am aller dringendsten wieder öffnen muss und wo maximal ein paar hundert Leute zusammenkommen. Auch ist das ja unterschiedlich wie stark jemand Virus ausscheidet. Gibt ja auch schon Studien die sagen, dass Menschen ohne Symptome weniger Virus ausscheiden als Menschen mit Symptomen.
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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Axel hat geschrieben: 9. Okt 2020, 01:01
Taro hat geschrieben: 9. Okt 2020, 00:33 Ja, und dann infiziert sich nur einer der vielen tausend Konzertbesucher zwischen dem Test und dem Konzert und wird zum Superspreader.
Aber doch nicht wenn der Schnelltest am selben Tag geschieht. Es ist ja nicht so, dass man sich ansteckt und SOFORT zu nem Sperspreader wird. In dem Fall wären wir ja alle schon durchinfiziert. :mrgreen:

Klar kann es passieren, dass es auch falsch-negative Fälle geben wird. Aber ich spreche ja auch nicht gleich von Konzerten mit zehntausenden Besuchern. Sondern vor allem von kleinen Clubs, Theatern, u.ä. Also der Bereich der gerade am aller dringendsten wieder öffnen muss und wo maximal ein paar hundert Leute zusammenkommen. Auch ist das ja unterschiedlich wie stark jemand Virus ausscheidet. Gibt ja auch schon Studien die sagen, dass Menschen ohne Symptome weniger Virus ausscheiden als Menschen mit Symptomen.

Die Infektion am gleichen abend wird vermutlich (!) weniger relevant sein, trotz allem ein Faktor. Außerdem sind falsch negative durchaus in der Lage zu einem Superspreader event zu führen, nichts anderes ist bei den vorherigen passiert.
Darüber hinaus sind die Schnelltests nicht gerade das Gelbe vom Ei. Knappe 5% Falschrate sind zu viel um diese großflächig zu benutzen (sensitivity ist die rate mit der richtig positive detektiert werden - also ca 5% die nicht erkannt werden trotz Infektion). Dann hast du auch "nur" ine paar hundert Leute auf engstem Raum und schon gehts los.Darüber hinaus ist weiterhin umstritten, dass Sars Cov2 immer eine zuverlässige Antikörperreaktion hervorruft soweit ich weiß.

Aber selbst wenn: Wer soll das denn machen? Dann versammeln sich Hunderte Leute vor den Apotheken um einen Test zu machen? Ich bezweifle, dass dafür Geld und Personal bereitsgestellt wird - ist ja kein Fußball...
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Ines
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Ines »

Bei einer Sensitivität von bis zu 95% würde ich keine Großveranstaltung riskieren. Aber ich denke schon, dass das ein Baustein sein kann. Dann brauchen wir eben gute Statistiker, die Risiken in Abhängigkeit vom aktuellen Infektionsgeschehen ausrechnen. Aber weil bei diesem Virus ja einzelne Infizierte sehr viele andere infizieren ist eben auch der eine, der "durchrutscht" und zur Party geht, eine große Gefahr.
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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Torgau hat geschrieben: 8. Okt 2020, 21:10
Leonard Zelig hat geschrieben: 8. Okt 2020, 20:13 Aktuell denke ich über ein duales Studium als Beamtenanwärter an. Da verdient man selbst im Studium 1500€ Brutto...
.. die man allerdings zurückzahlen muss, falls man das Studium abbricht oder nach erfolgreicher Verbeamtung nicht mindestens 5 Jahre beim Dienstherrn bleibt.
Ohne dir etwas ein-oder ausreden zu wollen, ist das ein sehr spezieller Berufsweg und ich würde an deiner Stelle versuchen mich möglichst umfassend zu informieren, ob er dir auch langfristig liegt!
Die Studiengebühren muss man bei einem dualen Studium immer zurückzahlen, wenn man das Studium abbricht. Die 5 Jahre muss man glaube ich nur im Öffentlichen Dienst beschäftigt sein und nicht bei einem konkreten Dienstherren, aber das ist je nach Bundesland verschieden.

Ich hab in den drei Jahren seit Abschluss meines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums nur in Praktika und über Zeitarbeit gearbeitet und will einfach mal etwas langfristigeres haben, das nicht nach drei Monaten planmäßig zu Ende geht. Dadurch schnuppert man zwar in viele Branchen und Unternehmen mal rein, aber man hat halt nie eine Planungssicherheit.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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DieTomate
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DieTomate »

Rince81 hat geschrieben: 15. Sep 2020, 18:05
DieTomate hat geschrieben: 15. Sep 2020, 17:06 World Health Organization: Bad guy or fall guy?
potholer54
Kontext? Wer ist Potholer54?
Sorry, jetzt erst gelesen.
Ich nahm an, potholer sei etwas bekannter. Er ist wissenschaftlicher Journalist und gehört zu meinen liebsten Kanälen auf YouTube. In seinen Videos nimmt er immer Nachrichten, Behauptungen von z.B. Politikern, Falschmeldungen, usw. zu wissenschaftlichen Themen auseinander und vergleicht sie mit dem tatsächlichen wissenschaftlichen Konsens, immer informativ und sachlich.
Einen speziellen Kontext gibt es nicht. Ich dachte nur, es passt in diesen Thread. Da geht es darum, ob die WHO tatsächlich Fehler gemacht hat, und wenn ja, welche.
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Filusi
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Filusi »

Naja ich muss auch aus der eigenen Erfahrung heraus mitteilen, dass ich selbst bei extra bereitgestellten Personal nicht mehr wirklich sicher bin, ob da alles korrekt gemacht wird.

Da meine Partnerin Lehrerin ist, hat mich meine Hausärztin sicherheitshalber letzten Freitag zum Test geschickt (ich hatte da in der Nacht extrem starke Halsschmerzen, die sich mittlerweile in einen hartnäckigen Husten + Schnupfen + Kopfschmerzen gewandelt haben, aber nach ner Woche immer noch nicht besser werden).

Und dort hat man mit dem gleichen Stäbchen zuerst in beiden Backen und oberhalb der Zunge abgestrichen. Nicht ansatzweise hinten im Rachen.

Danach waren sie noch in der Nase und ließen mich in eine bestimmte Position kommen und ich musste in einer komischen Art ein und ausatmen. Zuerst sagten sie ich verkrampfe, dann ging es aber doch.

Dies dauerte dann 2-3 Sekunden und war zwar unangenehm. Aber schmerzhaft, so wie ich es immer gelesen oder gehört habe, war es nicht...

Aber gut, den Nasenabstrich kann ich nicht beurteilen, aber der zuvorige Halsabstrich war definitiv falsch.

Mein Ergebnis ist negativ.

Was mich nur etwas stutzig macht ist, dass wir hier im Kreis Nordhausen seit Wochen so gut wie durchgehend 0 Fälle haben.
Aber die Intensivbetten für Coronafälle im Vergleich zu anderen Kreisen drumherum immer eine etwas und zeitweise auch deutlich höhere Auslastung haben.

Das kann natürlich systematisch bedingt sein. Für mich als Nichtwissenden sieht es aber etwas komisch aus.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Andreas Gassen, Bundeschef der Kassenärzte, wirft dem RKI Alarmismus vor, stellt den Grenzwert von 50 Fällen pro 100.00 Einwohner in Frage und kritisiert zudem die neuen Regeln wie Beherbergungsverbot recht drastisch: https://www.mdr.de/nachrichten/politik/ ... n-100.html
ZiggyStardust
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von ZiggyStardust »

Rince81 hat geschrieben: 7. Okt 2020, 22:27 Ich habe langfristig geplant meinen Job Ende August gekündigt in der festen Aussicht was anderes zu finden - der Jobmarkt ist zumindest in meinem Bereich - der nicht Corona relevant ist - leergefegt. Dumm gelaufen gerade... :|
Das dürfte aber die Ausnahme sein, dass Menschen inmitten einer Pandemie den Job kündigen. Aktuell hat nur jeder 200. Arbeitnehmer wegen Corona seinen Job verloren. Da stehen Länder wie die USA viel schlechter da.
Trotz Corona-Krise rechnet der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, nicht mit einer deutlichen Erhöhung der Arbeitslosigkeit. "Der Arbeitsmarkt übersteht die Pandemie erstaunlich gut", sagte er den Zeitungen der "Funke Mediengruppe" .

Bisher hätten 150.000 Menschen wegen Corona ihren Arbeitsplatz verloren. "Das ist für jeden Betroffenen schlimm, aber bei 33,5 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kein Erdrutsch." So lange die Infektionszahlen nicht massiv hochschnellten, werde die Politik lokal intervenieren und nicht mehr flächendeckend. Das werde der Arbeitsmarkt aushalten, betonte Scheele. "Ein kompletter Lockdown wäre furchtbar, aber daran glauben wir nicht."
https://www.tagesschau.de/newsticker/li ... Tschechien

Leidtragende sind aktuell vor allem die Solo-Selbständigen, die kein Pendant zum Kurzarbeitergeld bekommen.
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XfrogX
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von XfrogX »

Axel hat geschrieben: 10. Okt 2020, 14:10 Andreas Gassen, Bundeschef der Kassenärzte, wirft dem RKI Alarmismus vor, stellt den Grenzwert von 50 Fällen pro 100.00 Einwohner in Frage und kritisiert zudem die neuen Regeln wie Beherbergungsverbot recht drastisch: https://www.mdr.de/nachrichten/politik/ ... n-100.html
Naja die Zahl von 50 heißt ja erstmal nur das man nun anfangen muss „etwas“ zu tun. Und das man lieber schnell und frühzeitig etwas tut als zu warten bis die Zahlen anfangen zu explodieren ist doch wohl sehr logisch.

Das mit dem beherberungsverbot halte ich auch für Quatsch, aber verstehe völlig woher er kommt.

Man muss etwas tun, und das hat man auf die kleinste Stelle abgewälzt, weil ja die großen Politiker sich aus der Schusslinie nehmen wollen. So nun haben diese kleinen Stellen aber das Problem das sie etwas ändern müssen, das am besten aber weder etwas ganz neues braucht noch das personal usw. stark belastet.

Dieses beherberungsverbot erfüllt genau das. Man gibt die Aufgabe einfach nochmal weiter, kein Ordnungsamt muss etwas kontrollieren, keine Polizei sich mit Leuten rum ärgern sondern man sagt einfach den Hotels ihr guckt wo die Leute her sind und wenn sie von xyz kommen, dann dürft ihr sie nicht aufnehmen. Und sollte halt was passieren gucken wir in euere Daten und bestrafen euch.

Eigentlich wäre die einzige wirkliche Maßnahme die es braucht, mehr Kontrollen der aha regeln, dafür braucht es aber vorallem eins, mehr Personal und das ist erstens nicht so leicht, und zweitens kostet es richtig Geld. Geld das von oben kommen müsste, statt das man ihnen nur die Aufgabe gibt verhindert Infektionen.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

ZiggyStardust hat geschrieben: 10. Okt 2020, 16:23 Das dürfte aber die Ausnahme sein, dass Menschen inmitten einer Pandemie den Job kündigen. Aktuell hat nur jeder 200. Arbeitnehmer wegen Corona seinen Job verloren. Da stehen Länder wie die USA viel schlechter da.
Ja, weil wir diese Arbeitslosenquote mit Kurzarbeitergeld kaschieren. Im August waren mehr als 4,55 Millionen Menschen in Deutschland in Kurzarbeit - im August 2019 waren es 54.000. Das wir besser dastehen als andere Länder würde ich vorsichtig bezweifeln - unsere Bundesregierung hat aber aktuell beschlossen, dass Problem mit Geld zu bewerfen - realistisch stehen wir aber imho nicht besser da...
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Rince81 hat geschrieben: 11. Okt 2020, 00:36 Das wir besser dastehen als andere Länder würde ich vorsichtig bezweifeln - unsere Bundesregierung hat aber aktuell beschlossen, dass Problem mit Geld zu bewerfen - realistisch stehen wir aber imho nicht besser da...
Nein, tun wir auch nicht. Da stimme ich Dir zu. Realistisch hätten wir jetzt ohne das Kurzarbeitergeld rund 8 Millionen Arbeitslose (das wäre eine Arbeitslosenquote von rund 20%, damit wären wir EU weit auf der Spitzenposition!). Die tatsächlichen Zahlen lagen im September bei 3,596 Millionen Personen und das Kurzarbeitergeld bei 4,24 Millionen Personen. Zum Vergleich: Im April lag die Kurzarbeiterzahl bei 5,96 Millionen Menschen. Die Quote schmilzt also nur langsam. Und je nachdem welche Einschränkungen nun noch kommen (Lauterbach hat ja beispielsweise schon nach der Absage von Weihnachtsmärkten gekräht, was besonders die sächsische und thüringische Binnenwirtschaft für viele Jahre sehr hart treffen würde!), wird die Quote auch wieder steigen. Naja, und spätestens wenn die Firmen nächstes Jahr Konkurs anmelden müssen, dann wird es „lustig“.

So kann man aber noch das Lügenmärchen verbreiten, dass wir „gut durch die Krise“ kommen. Aber ihr wisst, wem am Ende die Rechnung präsentiert wird und wo der Staat die vielen Milliarden wieder zurückholen wird. Definitiv nicht bei den Reichen, Konzernen und Eliten.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Voigt »

Also Kurzarbeiterstellen kann man nun wirklich nich 1:1 in *eigentlich Arbeitslose* umrechnen.
Kurzarbeit wird ja in Firmen viel breiter eingesetzt, ist ja gerade das es aud vielen Schulteen getragen werden. Viele arbeiten/verdienen eine Zeit lang weniger in einem Betrieb, damit keine Stellen gekündigt werden müssen.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Voigt hat geschrieben: 11. Okt 2020, 01:31 Also Kurzarbeiterstellen kann man nun wirklich nich 1:1 in *eigentlich Arbeitslose* umrechnen.
Normalerweise natürlich nicht. In diesem Jahr aber schon, weil es ja Bereiche der Wirtschaft betrifft wie die Industrie, die sonst einfach die Menschen entlassen hätten. Weil die Firmen keine Aufträge mehr hatten und somit hätte man die Mitarbeiter nicht bezahlen können. Schau Dir beispielsweise mal den Maschinenbau an oder Zulieferfirmen für die Luftfahrt. Die haben immer noch hohe Kurzarbeiterzahlen. Das sind ja keine großen Konzerne, sondern mittelständische Betriebe mit 100 bis 200 Mitarbeiter. Manchmal mehr, machmal weniger. Aber der Punkt ist: Sowas kann kein Mittelstand länger als 2 Monate selbst finanzieren ohne oder mit nur wenigen Aufträgen.

Noch drastischer sieht es nach wie vor in der Gastronomie und Hotellerie aus. Derzeit kommen vermehrt Vorstellungen der Konjunkturumfragen der IHK. Je nach Region betragen die Kurzarbeitquoten mal 80% oder 90%. Selten weniger. Auch das sind rein mittelständische Unternehmen, die kein halbes Jahr Mitarbeiter durchtragen können. Es gab in vielen Regionen kaum Tourismus, die Zahl der innerstädtischen Urlaube sind im Vergleich zum Vorjahr im Sommer drastisch zurückgegangen. Fehlende Geschäftsreisen oder der Ausfall von kulturellen Veranstaltungen machen sich auch bemerkbar. Hier hätte es ohne Kurzarbeitergeld ebenfalls Massenentlassungen gegeben.

Hier beispielsweise mal die Zahlen der IHK in Lübbecke: https://www.westfalen-blatt.de/OWL/Krei ... -getroffen

Es betrifft eben Branchen, die nicht so einfach zur Normalität können. Und es betrifft vor allem den Mittelstand.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von XfrogX »

1:1 ist Quatsch, in meinem Umfeld haben fast alle Betriebe Kurzarbeit angemeldet was grob überschlagen rund 1500-2000 Menschen sind keiner hat aber auch nur 50% Kurzarbeit gemacht. Sondern eher etwas zwischen 15-35% und viele Firmen haben das dann sogar noch „ausgenutzt“

Und selbst mit 8 Millionen wären wir nicht bei 20% sondern bei 17% und damit nicht spitze, zumal ich nicht mal davon ausgehen würde das nur Deutschland bei diesen Zahlen es schön Rechnet.

Also mal bitte nicht immer so auf Dramaturgie spielen.

Und gerade wenn du deine Annahme glaubst: alle Firmen wären schon bankrott ohne Kurzarbeiter Geld, statt einfach das sie nur mit weniger personal weiter machen würden, dann spricht das ja völlig dafür das Deutschland super durch die Krise kommt, den die Pandemie ist ja da egal was Deutschland macht, und nun haben wir sogar die Jobs gerettet statt Arbeitslosen Geld zu bezahlen.

Woher also das wir sind nicht gut bisher durch die Krise gekommen? Hätte irgendwer mehr Geld ohne die Kurzarbeiter Lösung? Wäre irgendwer noch am Leben wenn wir garnichts gemacht hätten statt sinnvolle Maßnahmen zu ergreifen womit wir die Pandemie im Zaum halten und Risikogruppen schützen?

Klar hätten wir das Jahr ohne Pandemie besser geschafft, aber das ist halt keine Option.
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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Warum ist der Ausfall von Weihnachtsmärkten insbesondere hart für Sachsen und Thüringen?
Man sieht doch gerade wie das Normalisieren und vermutlich auch der Herbst die Fälle nach oben treibt. Wenn diese Entwicklung anhält wäre es aggressive Ignoranz irgendwo Weihnachtsmärkte zu veranstalten.
Karl Lauterbach sagt viel unangenehmes, aber vieles davon ist eben auch angemessen.
Die Pandemie ist einfach nicht vorbei. Genervtes verlangen von Alltag beendet das auch nicht und man wird nicht ohne Schaden rauskommen. Das halte ich aber für besser als immernoch mit Schaden und deutlich mehr Toten aus der Pandemie zu kommen.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Voigt »

Vermute weil wir ja sonst nix haben wirtschaftlich in Thüringen und Sachsen, Weihnachtszeit mit Weihnachtsmarkt ist dann zumindest guter Binnenkonsum.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Alienloeffel hat geschrieben: 11. Okt 2020, 07:50 Warum ist der Ausfall von Weihnachtsmärkten insbesondere hart für Sachsen und Thüringen?
Man sieht doch gerade wie das Normalisieren und vermutlich auch der Herbst die Fälle nach oben treibt. Wenn diese Entwicklung anhält wäre es aggressive Ignoranz irgendwo Weihnachtsmärkte zu veranstalten.
Karl Lauterbach sagt viel unangenehmes, aber vieles davon ist eben auch angemessen.
Die Pandemie ist einfach nicht vorbei. Genervtes verlangen von Alltag beendet das auch nicht und man wird nicht ohne Schaden rauskommen. Das halte ich aber für besser als immernoch mit Schaden und deutlich mehr Toten aus der Pandemie zu kommen.
Weil wir hier in Sachsen kaum große Westfirmen haben. In Thüringen sieht es ganz ähnlich aus. Viele Händler und Schausteller erwirtschaften häufig die Hälfte ihres Jahresumsatzes auf Weihnachtsmärkten. Das sind dann eben häufig auch klassischen Familienbetriebe. Wenn die weggehen, kommen die nicht wieder. Und besonders für Sachsen gilt auch: Gerade in den Regionen Erzgebirge und Sächsische Schweiz haben wir immer noch eine vergleichsweise große Zahl traditioneller Kunsthandwerksbetriebe die Schwibbögen und anderen Weihnachtsschmuck herstellen. Für die sind die Weihnachtsmärkte besonders überlebenswichtig. Verschwinden die, verschwindet auch eines der prägendsten kulturellen Traditionen Sachsens. Man kann nicht hoch genug bewerten wie enorm wichtig Weihnachtsmärkte für die hiesige Binnenwirtschaft sind. Mag in ner westdeutschen Großstadt vielleicht anders sein, hier hängen teilweise ganze Regionen dran.

Außerdem darf man jetzt den Menschen nicht noch Weihnachten verbieten. Viele Menschen hatten jetzt ein so schweres Jahr voller Einschränkungen, nehmt denen nicht noch Weihnachten! Ich finde Weihnachten und Weihnachtsmärkte gehören so dermaßen zu unserer kulturellen DNA, das zu verbieten wäre für viele wohl grausam. Und ganz persönlich hoffe ich durch Corona endlich mal wieder einen schönen Weihnachtsmarkt OHNE Glühweinstände erleben zu dürfen. Die inflationäre Ausbreitung von Glühweinständen haben Weihnachtsmärkte in den letzten ca. 10 Jahren eher zu einem Massenbesäufnis werden lassen. Vielleicht könnte Corona dazu führen, dass es da auch mal eine Trendwende gibt.

Und noch was habe ich im Blick: Die Landtagswahl 2024. Traktiert man die Menschen jetzt mit immer neuen Verboten und würde die sächsische (sowie thüringische) Binnenwirtschaft großen Schaden nehmen, kann ich Dir eine Partei nennen, die langfristig davon profitieren wird: die AfD! Und ich habe keine Lust, dass die hier mit 30+ Prozent in die Regierung kommen! Das wäre schlicht grausam. In Thüringen gäbe es wohl ähnliche Folgen wie hier.

Infektionsschutz schön und gut, aber ich habe keine Lust, dass mein schönes Sachsen deswegen geopfert wird.
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