COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Floki hat geschrieben: 30. Jun 2021, 10:00 Es wird der politisch unliebsame Zeitpunkt kommen, an dem wir sagen werden: Auch wenn die Notaufnahmen wieder an ihre Kapazitätsgrenzen kommen werden oder könnten, dann ist das so. Wir werden hier nicht wieder alles runterfahren. Auch wenn Deutschland über solche Szenarien nachdenkt, wird der Rest der Welt dies sicherlich nicht machen.
Der Zeitpunkt wird nicht kommen. Weil eine Notaufnahme/Intensivstation an und über den Kapazitätsgrenzen bedeutet, dass alle möglichen Patienten sterben, nicht nur Impfverweigerer. Es wird daher je nach Inzidenz und aktueller Mutation weiterhin Maßnahmen geben, nur wird bei einer entsprechenden Impfquote ein Lockdown vermutlich nicht mehr nötig sein. Masken, Einschränkungen, etc. aber vielleicht schon.
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XfrogX
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von XfrogX »

Volle Intensivstationen werden immer zu einem lockdown führen egal welche Ursache.
Eben genau weil sonst jeder weitere Notfall nicht behandelt werden kann.
Und diese Menschen sterben lassen nur weil manche sich nicht impfen lassen würde nicht nur bei allen Frust erzeugen sondern wenn man das dann über Monate aufrecht hält auch zu anderen riesigen Problemen für Alltag und Wirtschaft der Bevölkerung.
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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Wie realistisch sind denn überfüllte Intensivstationen, wenn 60-70% der Bevölkerung vollständig geimpft sind? Wenn man keine Zero-Covid-Strategie wie Australien verfolgt, dann muss man eine gewisse Anzahl an Toten akzeptieren. Das macht man ja in anderen Bereichen auch.
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

Leonard Zelig hat geschrieben: 30. Jun 2021, 12:58 Wie realistisch sind denn überfüllte Intensivstationen, wenn 60-70% der Bevölkerung vollständig geimpft sind? Wenn man keine Zero-Covid-Strategie wie Australien verfolgt, dann muss man eine gewisse Anzahl an Toten akzeptieren. Das macht man ja in anderen Bereichen auch.
In GB sehen wir ja Reinfektionen mit Delta bei geimpften. Da sterben auch geimpfte Ältere Menschen dran. 30% unegimpfter Rest sind zudem immer noch Millionen. Weil viele davon jung sind, werden sie zwar seltener schwer krank, liegen aber auch länger auf Intensiv
Wenn also eine wirklich dicke 4. Welle rollt, kann es auf Intensiv wieder voll werden. Das sind ja nicht Hunderttausende Betten, insbesondere nicht mit Personal und sowas wie Ecmo (sp?) eingerechnet.

Ich glaube nicht, dass es nochmal einen richtigen, bundesweiten Lockdown geben wird. Aber Masken, lokale Schulschließungen o.ä. ist schon vorstellbar. Denke das wird sich alles viel lokaler abspielen in Zukunft, wie ja auch zuletzt schon eine Verlagerung dahin stattfand.

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lolaldanee
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lolaldanee »

Es ist vor allem auch nicht so einfach, sterben oder nicht sterben als einzige Frage stehen zu lassen:
Auch die Aussicht vielen vielen Menschen wochenlanges, möglicherweise lebenslanges Leiden zu erspahren, sollte mal erwähnt werden, das kommt mir immer viel zu kurz
So ein Besuch auf der Intensivstation ist kein Spaß, hab ich mir sagen lassen, auch wenn mans überlebt.
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

lolaldanee hat geschrieben: 30. Jun 2021, 13:42 Es ist vor allem auch nicht so einfach, sterben oder nicht sterben als einzige Frage stehen zu lassen:
Auch die Aussicht vielen vielen Menschen wochenlanges, möglicherweise lebenslanges Leiden zu erspahren, sollte mal erwähnt werden, das kommt mir immer viel zu kurz
So ein Besuch auf der Intensivstation ist kein Spaß, hab ich mir sagen lassen, auch wenn mans überlebt.
Ja, oder Long Covid. Aber wir sprachen ja, glaube ich, immer noch über ein Szenario in dem alle geimpft sind die wollen. Der Impfverweigerer muss dieses Risiko dann aushalten. Da ist dann nur relevant, ob Kollateraleffekte wie Überlastung des Gesundheitssystems zu befürchten sind.

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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Gibt es denn noch Long Covid Fälle bei geimpften Menschen? Im Internet finde ich nur Berichte darüber wie eine Impfung Menschen helfen kann, die bereits unter Long Covid leiden.

Für Menschen, die im Büro arbeiten, wäre ein weiteres halbes Jahr Home Office ab November noch verschmerzbar, aber ich glaube für KITA- und Grundschulkinder wäre ein erneuter Herbst mit geschlossenen KITAs und Schulen nicht gerade förderlich. Und auch für die Eltern wäre das eine hohe Belastung.
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Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Floki hat geschrieben: 30. Jun 2021, 15:05 Genau das meine ich und wie wir uns als Gesellschaft und vor allem die Politik dann aufstellen. Meiner Meinung nach gehört es zu einem verantwortungsvollen Handeln dazu, auch dieses Szenario durchzuspielen. Entweder wir arbeiten mit Zwängen oder wir nehmen solche Schäden hin. Nur werden wir uns denke ich (ich freue mich, wenn ich falsch liegen sollte) hier irgendwann entscheiden müssen.
Nein. Eine Gesellschaft, die Menschen sterben lässt, weil sie sich nicht um sie kümmern will, wird scheitern.

Es gibt da zwei schöne Sätze:
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.
Die sind nicht verhandelbar.
Daher werden wir als Gesellschaft nicht zusehen, wie Kranke sterben, weil sie nicht adäquat behandelt werden können. Weil für den Herzinfaktpatienten kein Bett frei ist, das Unfallopfer nicht versorgt werden kann, etc., etc. Wenn solch eine Situation drohen sollte, wird es Einschränkungen, wie beispielsweise eine Maskenpflicht geben - immer.
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Ironic Maiden
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Ironic Maiden »

Ich mache mir große Sorgen, wie es angesichts der Situation in den Schulen bzw. des mMn leichtfertigen Vorgehens der zuständigen Behörden im Herbst weitergehen wird.

In Hessen ist seit letzter Woche die Maskenpflicht im Unterricht weg, d.h. die Schüler*innen tragen ihre Masken nur noch, wenn sie innerhalb des Gebäudes unterwegs sind. Am Platz darf die Maske abgenommen werden. Dass die Masken damit weg sind, sobald die Schüler*innen unbeaufsichtigt sind, z.B. beim Lehrerwechsel zwischen Stunden, ist ja klar.

Ich trage weiterhin Maske, insbesondere, weil das Gesundheitsamt deutlich gemacht hat, dass bei einem Auftreten der Delta-Variante alle Anwesenden, die keine FFP-2 getragen haben, in Quarantäne müssen, auch Menschen mit vollständiger Impfung. Wie überprüft werden soll, wer wann FFP-2 getragen hat, ist unklar und ich kann mir vorstellen, dass dann plötzlich seeehr viele Schüler*innen angeblich FFP-2 getragen haben, weil die Eltern keinen Bock haben, direkt vor den Sommerferien in Quarantäne zu müssen. Allein das macht mir schon Kopfschmerzen, weil es eine Nachverfolgung von Infektionsketten so erschwert.
Die Schüler*innen gehen damit sehr unterschiedlich um. In der Oberstufe tragen immer noch fast alle immer FFP-2, weil die reflektiert genug sind, um sich nicht die Ferien versauen zu wollen. Aber in der Mittelstufe sitzen jetzt wieder 28 Kinder ohne Maske in einem mäßig zu lüftenden Raum. Luftfilter sollen wir irgendwann demnächst bekommen.

Ich denke, angesichts dessen müsste es im Herbst wieder zu Schulschließungen kommen, bzw. es werden teilweise einfach so viele Schüler*innen und Lehrer*innen in Quarantäne sein, dass der Schulbetrieb an einzelnen Schulen nicht mehr möglich sein wird. Das allein wäre ja noch nicht sooo schlimm, auch wenn ich wirklich keine Lust mehr auf Distanzunterricht habe. Aber Schulschließungen ziehen ja Kreise, weil etwa die Eltern bei der Arbeit ausfallen. Zudem ist es politisch schwer zu vermitteln, warum die Schulen wieder zu sein sollten, aber die Gastronomie (für Geimpfte und Getestete) auf. Also wird wahrscheinlich auch da wieder eingeschränkt werden, selbst wenn das bei einer hohen Quote von erwachsenen Geimpften eigentlich kein Infektionsherd mehr sein sollte.

In meiner Klasse sind 6 von 24 Schüler*innen einfach geimpft. Aber ab Herbst werden Schulen der Ort sein, wo am meisten Ungeimpfte auf engstem Raum zusammenkommen. Gleichzeitig werden Schutzmaßnahmen wie die Maskenpflicht bei erster Gelegenheit über Bord geworfen. Ich bin selbst doppelt geimpft, um eine Infektion mache ich mir keine großen Sorgen mehr. Aber mich nervt diese Fahrlässigkeit und ich habe auch keinen Bock, im Herbst wieder nicht mehr in die Kneipe oder ins Restaurant oder Kino gehen zu können, weil an den Schulen so viel Mist läuft.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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Terranigma
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Terranigma »

Leonard Zelig hat geschrieben: 30. Jun 2021, 15:10Für Menschen, die im Büro arbeiten, wäre ein weiteres halbes Jahr Home Office ab November noch verschmerzbar, aber ich glaube für KITA- und Grundschulkinder wäre ein erneuter Herbst mit geschlossenen KITAs und Schulen nicht gerade förderlich. Und auch für die Eltern wäre das eine hohe Belastung.
Die Defizite sind bereits jetzt enorm. Ich habe zuvor am Gymnasium gearbeitet und mit den Schüler*innen ließ sich auch auf Distanz recht solide arbeiten. Ehrlich gesagt auch: viele meiner Schüler*innen haben mich als Lehrkraft nicht gebraucht. Die sind fit, haben ein stabiles Elternhaus und sehr gute Unterstützung dort, sodass ich mir um die langfristig keine Sorgen mache. Gegenwärtig bin ich an einer Gesamtschule und hier ist die Situation eine völlig andere: viele Kiddies kommen bereits mit viel Ballast zur Schule, Zuhause läuft's bei vielen nicht gut, einige benötigen dringend externe Pädagogen die'n Auge auf sie werfen und der Lockdown von Weihnachten bis Mai hat ihnen erheblich geschadet. Dabei habe ich nicht einmal die fachlichen Leistungen im Blick, die desaströs sind, sondern vor allem auch die emotional-soziale Ebene. Für die meisten Grundschulen dürfte's ähnlich schwer gewesen sein, mit 6- und 7-Jährigen überhaupt auf Unterricht pädagogisch arbeiten zu können. Schule ist ja gerade in diesem Alter weitaus mehr als nur das Lernen von Stoff.

Schon diese Schäden aufzuarbeiten wird meines Eindrucks nach mit den bereitgestellten Mitteln nicht gelingen. Ich hoffe sehr, man wird über'n Sommer nicht so fahrlässig wie's letzte Jahr und es gelingt weitere Schulschließungen zu vermeiden. Die Zahl der Verhaltensauffälligkeiten nach Rückkehr in den vollständigen Präsenzunterricht nach dem Lockdown ist enorm. Dass Laschet in NRW vor dem Hintergrund überhaupt die Idee in den Raum wirft, man könne nach den Ferien bei niedrigen Inzidenzen auf Masken verzichten anstatt genau umgekehrt zu sagen, auch mit Blick auf die Reiserückkehrer wird man erst einmal auf Nummer Sicher gehen und womöglich die ersten zwei Wochen im Wechselunterricht starten, o.Ä. ... in was für Spähren lebt der Mann eigentlich?
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DickHorner
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DickHorner »

Terranigma hat geschrieben: 30. Jun 2021, 15:32
Leonard Zelig hat geschrieben: 30. Jun 2021, 15:10Für Menschen, die im Büro arbeiten, wäre ein weiteres halbes Jahr Home Office ab November noch verschmerzbar, aber ich glaube für KITA- und Grundschulkinder wäre ein erneuter Herbst mit geschlossenen KITAs und Schulen nicht gerade förderlich. Und auch für die Eltern wäre das eine hohe Belastung.
Die Defizite sind bereits jetzt enorm. Ich habe zuvor am Gymnasium gearbeitet und mit den Schüler*innen ließ sich auch auf Distanz recht solide arbeiten. Ehrlich gesagt auch: viele meiner Schüler*innen haben mich als Lehrkraft nicht gebraucht. Die sind fit, haben ein stabiles Elternhaus und sehr gute Unterstützung dort, sodass ich mir um die langfristig keine Sorgen mache. Gegenwärtig bin ich an einer Gesamtschule und hier ist die Situation eine völlig andere: viele Kiddies kommen bereits mit viel Ballast zur Schule, Zuhause läuft's bei vielen nicht gut, einige benötigen dringend externe Pädagogen die'n Auge auf sie werfen und der Lockdown von Weihnachten bis Mai hat ihnen erheblich geschadet. Dabei habe ich nicht einmal die fachlichen Leistungen im Blick, die desaströs sind, sondern vor allem auch die emotional-soziale Ebene. Für die meisten Grundschulen dürfte's ähnlich schwer gewesen sein, mit 6- und 7-Jährigen überhaupt auf Unterricht pädagogisch arbeiten zu können. Schule ist ja gerade in diesem Alter weitaus mehr als nur das Lernen von Stoff.

Schon diese Schäden aufzuarbeiten wird meines Eindrucks nach mit den bereitgestellten Mitteln nicht gelingen. Ich hoffe sehr, man wird über'n Sommer nicht so fahrlässig wie's letzte Jahr und es gelingt weitere Schulschließungen zu vermeiden. Die Zahl der Verhaltensauffälligkeiten nach Rückkehr in den vollständigen Präsenzunterricht nach dem Lockdown ist enorm. Dass Laschet in NRW vor dem Hintergrund überhaupt die Idee in den Raum wirft, man könne nach den Ferien bei niedrigen Inzidenzen auf Masken verzichten anstatt genau umgekehrt zu sagen, auch mit Blick auf die Reiserückkehrer wird man erst einmal auf Nummer Sicher gehen und womöglich die ersten zwei Wochen im Wechselunterricht starten, o.Ä. ... in was für Spähren lebt der Mann eigentlich?
Kann ich so bestätigen. Bin auch an einer Gesamtschule und in einer meiner Klassen bleiben dieses Jahr 9 Kids sitzen, ohne freiwillige Wiederholer. Und ich bzw. die Kollegen haben bei jeder Gelegenheit alle Augen zugedrückt.
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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Terranigma hat geschrieben: 30. Jun 2021, 15:32 Die Defizite sind bereits jetzt enorm. Ich habe zuvor am Gymnasium gearbeitet und mit den Schüler*innen ließ sich auch auf Distanz recht solide arbeiten. Ehrlich gesagt auch: viele meiner Schüler*innen haben mich als Lehrkraft nicht gebraucht. Die sind fit, haben ein stabiles Elternhaus und sehr gute Unterstützung dort, sodass ich mir um die langfristig keine Sorgen mache. Gegenwärtig bin ich an einer Gesamtschule und hier ist die Situation eine völlig andere: viele Kiddies kommen bereits mit viel Ballast zur Schule, Zuhause läuft's bei vielen nicht gut, einige benötigen dringend externe Pädagogen die'n Auge auf sie werfen und der Lockdown von Weihnachten bis Mai hat ihnen erheblich geschadet. D
Es besteht auf alle Fälle die Gefahr, dass sich die Ungleichheit durch die Pandemie verstärken wird. Schon jetzt machen ja vor allem Kinder von Hochschulabsolvent:innen Hochschulabschlüsse. Und in den neuen Bundesländern sieht man auch einen großen Gap zwischen jungen Frauen und jungen Männern. Die gut ausgebildeten Frauen gehen nach der Schule bzw. dem Studium in den Westen und die Männer bleiben oftmals zurück.
DickHorner hat geschrieben: 30. Jun 2021, 15:39 Kann ich so bestätigen. Bin auch an einer Gesamtschule und in einer meiner Klassen bleiben dieses Jahr 9 Kids sitzen, ohne freiwillige Wiederholer. Und ich bzw. die Kollegen haben bei jeder Gelegenheit alle Augen zugedrückt.
Ein anderer Lehrer (aus Niedersachsen. Terranigma wird wissen wer gemeint ist. ;) ) hat gesagt, dass im letzten Schuljahr einfach alle versetzt wurden und niemand sitzenbleiben sollte. Keine Ahnung, ob das diesen Sommer wieder der Fall ist und ob jedes Bundesland das unterschiedlich handhabt. Damit verschiebt man ja nur die Probleme in die Zukunft. Allerspätestens an der Uni fallen die Defizite dann auf.

Es gibt ja viele private Nachhilfeportale. Vielleicht könnte man dafür Gutscheine verteilen, damit auch Kinder einkommensschwacher Eltern Nachhilfe nehmen können. Ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ob man da an kompetente Nachhilfelehrer gerät ist reine Glückssache. Die stellen im Grunde jeden, der sich bewirbt, als Nachhilfelehrer ein. Vielleicht verlangen sie wenigstens ein erweitertes Führungszeugnis, aber die fachliche Kompetenz wird nicht geprüft.
Zuletzt geändert von Leonard Zelig am 30. Jun 2021, 16:39, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Leonard Zelig hat geschrieben: 30. Jun 2021, 16:27 Allerspätestens an der Uni fallen die Defizite dann auf.
Auch in Lehre und Ausbildung...
https://www.spiegel.de/sport/fussball/f ... 4d055d2d4a
Die schottischen Gesundheitsbehörden vermelden rund 2000 neue Coronafälle im Zusammenhang mit der Fußball-EM. 1294 und damit rund zwei Drittel der 1991 Infektionen seien bei Fans aufgetreten, die ihre Nationalmannschaft zur »Battle of Britain« gegen England am 18. Juni nach London begleitet hatten, gab die Gesundheitsbehörde Public Health Scotland bekannt.
:clap: :clap: :clap:
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Floki hat geschrieben: 30. Jun 2021, 17:18 MMn ist genau so ein neuer absoluter Anspruch kein Maßstab, der eine Lösung herbeiführt.
Das sind zwei Sätze aus dem Grundgesetz und zwar von ziemlich weit vorne.
Stell Dir die Oma vor, die dann keine Lungenentzündung bekommt an der sie sonst gestorben wäre.
Darum geht es nicht. Wenn das der Maßstab wäre, hätten wir ein Tempolimit von 5-10km/h und eine Helmpflicht für alle Verkehrsteilnehmer. Der passende Vergleich ist die "Oma", die an einer Lungenentzündung stirbt, weil ein Arzt entschieden hat, dass ihr Leben weniger "wert" ist und sie vermeidbar stirbt, weil statt ihr jemand anders behandelt wird.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von ZiggyStardust »

Wir haben ja noch nicht mal ein allgemeines Tempolimit von 200 km/h auf Autobahnen. Die zehntausenden Toten jedes Jahr durch Krankenhauskeime haben uns als Gesellschaft auch nicht gestört. Und auch Holzöfen in Privatwohnungen haben wir noch nicht verboten, obwohl es für Lungen wohl kaum was schädlicheres gibt als die Emissionen vom verbrannten Holz und Müll. Benziner und Diesel dürfen auch noch über die Straßen fahren, obwohl deren Abgase nachweislich krank machen und es mit E-Autos eine Alternative gäbe. Eine FFP2-Maskenpflicht während schwerer Grippewellen war auch nie Thema, obwohl das viele tausend Leben hätte retten können. Auch Alkohol kann man überall kaufen, obwohl zahlreiche Verkehrsunfälle durch Trunkenheit am Steuer ausgelöst werden. Zigaretten verbietet auch niemand, obwohl die Raucher an den Bushaltestellen meine Gesundheit gefährden.

Bei überlasteten Intensivstationen muss man natürlich reagieren, aber doch nicht weil die Querdenker, die AfD wählen, die Delta-Variante mit ihrem tollen Immunsystem doch nicht so gut wegstecken wie sie immer behauptet haben. Sonst können wir in Zukunft jeden Herbst Lockdown machen, weil die Impfgegner ja nicht einfach so verschwinden und wir nie eine Impfquote von 100% erreichen werden.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

ZiggyStardust hat geschrieben: 30. Jun 2021, 17:59 Bei überlasteten Intensivstationen muss man natürlich reagieren, aber doch nicht weil die Querdenker, die AfD wählen, die Delta-Variante mit ihrem tollen Immunsystem doch nicht so gut wegstecken wie sie immer behauptet haben. Sonst können wir in Zukunft jeden Herbst Lockdown machen, weil die Impfgegner ja nicht einfach so verschwinden und wir nie eine Impfquote von 100% erreichen werden.
Das sagt keiner. Die Fraktion, die sich trotz Möglichkeit nicht impfen lassen will und dann die Fallzahlen hochtreibt ist KEIN Grund für einen neuen Lockdown. Wenn diese dann das Gesundheitssystem überlasten ist das ein Grund. Da geht es auch nicht nur im Betten oder Beatmungsgeräte, sondern auch um die Menschen, die sich dort den Arsch aufreißen.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Felidae »

Floki hat geschrieben: 1. Jul 2021, 10:29
Da kommen wir doch zum Pudels Kern: Wir haben die Impfverweigerer, die aufgrund den fehlenden Kettenzerschlagung die Zahlen in die Höhe treiben können(!, wir zeichnen ja nur Szenarien auf) und das vielleicht auch werden und deswegen sollen wir wieder mit FFP2 Masken und Lockdowns arbeiten in einer ewigen Schleife. Das soll die Lösung sein?
Solange die Impfverweigerer die Macht haben, dem Gesundheitssystem den Todesstoß zu versetzen, MUSS das eine potentielle Lösung sein.

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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Wenn geimpfte entsprechend behandelt werden würden, wäre das alles ganz schnell kein Problem mehr. Aber solange geimpfte in einen Sack mit Impfverweigerern gesteckt werden, siehe 14 Tage Quarantäne, muss man sich nicht wundern wenn das endlos so weiter geht.
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DickHorner
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DickHorner »

Leonard Zelig hat geschrieben: 30. Jun 2021, 16:27Allerspätestens an der Uni fallen die Defizite dann auf.
Das Problem wird sich 90% unserer Kiddos eher nicht stellen.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Felidae »

Floki hat geschrieben: 1. Jul 2021, 11:00 Deswegen sage ich ja: Entweder wir nehmen die Zahlen und Konsequenzen hin und legen keinen Fokus mehr auf Inzidenzen oder wir arbeiten mit einem Impfzwang. Dies ist zum Beispiel der Ansatz von Tschechien, also mit Zwang arbeiten. Ich versteh auch nicht, wieso man auf diese Spinner noch hört und da nicht einfach mal klare Regeln schafft.
In den USA wird gerade überlegt, ob die Arbeitgeber den Impfunwilligen kündigen sollen, damit so Druck aufgebaut wird und wir verstehen uns hier als Sperrspitze der Meinungsfreiheit, obwohl es hier um die "Volksgesundheit" (blödes Wort) geht.
Da fallen mit die Sopranos ein, bei einem Meeting sagte Johnny Zack: "Ist das hier die verkackte UNO, hat hier jeder Arsch 'ne Meinung?". ;-)
Ein Impfzwang könnte grundgesetzlich betrachtet ein ziemliches Problem darstellen - das Recht auf körperliche Unversehrtheit, das ja Rince schon weiter oben angeführt hat. Und niemand ist geholfen, wenn die Bundesregierung so ein Gesetz raushaut (zumal sie von Anfang an betont hat, dass es keinen Impfzwang geben wird) - und Karlsruhe das dann sofort kassiert.

Das wird sich im Lauf der Zeit über die freie Wirtschaft/Vertragsfreiheit regeln müssen. Wenn genügend Veranstalter/Gastronom:innen sagen, "Zutritt nur mit Impfnachweis", dann wird das auf lange Sicht einen positiven Nutzen haben. Aber es dauert halt länger.
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