COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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Santiago Garcia
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Santiago Garcia »

Wenn ich so sehe und lese, dass Politiker ja noch wer weiß wie viele Interessen und Ziele hätten und die Pandemiebekämpfung erst an dritter on vierter Stelle komme - vielleicht sollte man den Job an Leute geben, die das hauptberuflich machen? Die Fachverstand mitbringen und nicht auf Umfragen schielen oder sich über ihre Kanzlerkandidatur Gedanken machen müssen?

Und nein, ich wünsche mir keine "Gesundheitsdiktatur". Aber auch Institutionen wie die Bundesbank sind nicht gewählt und trotzdem unabhängig gegenüber der Politik. Und es käme auch niemand auf die Idee, Michael Kretschmer nach den möglichen Nebenwirkungen von Impfstoffen zu fragen, dafür gibt's Fachleute von der STIKO und dem Paul-Ehrlich-Institut.

Man wird die Politik nicht raushalten können, wenn's um Kontaktbeschränkungen, Betriebsschließungen oder Ausgangssperren geht, das ist mir klar. Aber für die nächste Pandemie wünsche ich mir, dass politische Erwägungen eine sehr viel kleinere Rolle spielen. Und wissenschaftliche Überlegungen dafür eine sehr viel größere.
Inkognito
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Für wie viele Jahre wandert ein Alfred Sauter eigentlich in den Knast?

300k für die Vermittlung von Schnelltests... für die er hart als CSU-Politiker und Landtagsabgeordneter lobbierte, dass sie in Bayern zugelassen werden. Sogar persönlich bei Söder! Also lobbiert nachdem er das Geld bekommen hat, versteht sich von selbst. Nicht das jemand denkt, er mache dies, weil es das Beste für die Bürger ist... ;)
https://www.sueddeutsche.de/bayern/saut ... duced=true

Man kann wohl davon ausgehen, dass er sein gesamtes Politikerleben Dutzende bis Hunderte solcher "Nebentätigkeiten als Bundes- und Landtagsabgeordneter" bestitten hat.
Ich meine, er bestreitet dies ja nicht mal, sondern im Gegenteil findet das alles absolut in Ordnung.
Klar, hört sich ganz alltäglich an, Gelder über Liechtenstein und die Karibik verschleiern, und dann wieder über die eigenen Kinder und lebenslange Freunde nach Deutschland zurückführen und reinwaschen. Wer macht das nicht???

"Von 2014 bis März 2021 war Sauter Mitglied des CSU-Präsidiums, Mitglied des CSU-Parteivorstands und Vorsitzender der Finanzkommission der CSU."
-> derselbe unbedeutende Einzelfall eines Hinterbänklers ... Wie bei den Dutzenden bekannten(!) anderen unbedeutenden Einzelfällen von Hinterbänklern der Union, nehme ich an.
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Textsortenlinguistik
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Textsortenlinguistik »

Es wird ja immer wieder von der Gefahr des exponentiellen Wachstums gesprochen und insbesondere in den letzten Wochen waren Szenarien bzw. Modellberechnungen mit 1000er-Indizien im Gespräch.

Wieso erreicht das exponentielle Wachstum ohne wesentliche(!) erweiterte oder veränderte Maßnahmen trotzdem immer plötzlich ein Plateau bzw. fängt an zu sinken? Greift dann die gestiegene Sensibilisierung der Bevölkerung?
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XfrogX
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von XfrogX »

Also meiner Meinung nach sollte man das jetzt nicht überbewerten, gerade sind ja wohl zu einem großen Teil Leute weg in Urlaub die wohl in der Masse eher zu denen gehören die wohl weniger Rücksicht nehmen.
Dann muss man aber auch sehen Wochenende macht in Deutschland auch die Pandemie langsamer und nun haben wir halt sehr langes Wochenende.
Auch gibts überall Regionen wo man die Bremse benutzt weil die Zahlen über der inzidenz von 100 liegt. Wird natürlich nicht so berichtet wie darüber wo man das nicht macht.
Auch sind nun Osterferien und zumindest ich kenne einige die ihre Kinder halt schon ein paar Tage früher raus genommen haben. Offiziell natürlich weil sie krank sind.

Das alles führt wohl schon dazu das die zahlen runter gehen, fraglich ob das aber wirklich mehr kann als das steigen verlangsamen. Schon ein Stoppen auf Dauer wäre wohl eher überraschend. Und eigentlich müssten wir ja die zahlen wieder runter bringen.
Auch weil nun zwar weniger sterben, dafür aber die Kämpfe auf den Intensivstationen wohl länger dauern und daher trotzdem langsam voll werden.
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

Textsortenlinguistik hat geschrieben: 4. Apr 2021, 16:32 Wieso erreicht das exponentielle Wachstum ohne wesentliche(!) erweiterte oder veränderte Maßnahmen trotzdem immer plötzlich ein Plateau bzw. fängt an zu sinken? Greift dann die gestiegene Sensibilisierung der Bevölkerung?
Aus dem jüngsten RKI-Bericht: "Im Rahmen der tagesaktuellen Berichterstattung können an einzelnen Tagen und auch an wenigen Tagen hintereinander Schwankungen der 7-Tage-Inzidenzen und des R-Werts auftreten, die nicht überbewertet werden sollten. Sichere Aussagen zur Infektionsdynamik sind eher im Wochenvergleich möglich. Zusätzlich ist rund um die Osterfeiertage bei der Interpretation der Fallzahlen zu beachten, dass zum einen meist weniger Personen einen Arzt aufsuchen, dadurch werden weniger Proben genommen und weniger Laboruntersuchungen durchgeführt. Dies führt dazu, dass weniger Erregernachweise an die zuständigen Gesundheitsämter gemeldet werden. Zum anderen kann es sein, dass nicht alle Gesundheitsämter und zuständigen Landesbehörden an allen Tagen an das RKI übermitteln"

Insofern: Zu früh, daraus einen Schluss zu ziehen.

Andre
Voigt
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Voigt »

Wir leben auch zun Glück nichtmehr im Mittelalter wo die Menschen vor der Peat aus Städten fliehen und damit gerade recht die weiterverbreiten.

Wir haben schon gutes Verständnis zur Pandemieausbreitung, und Blockierung von Superspreader Events und Quarantänen (auch wenn teilwekse verzögert und nicht optimal) haben natüelich trotzdem starke positiven Auswirkung. Dadurch sind wir ja weit von dem R0 Wert von 3 von Covid19 weg und damit auch von einer schnellen exponentiellen Ausbreitung.

Stattdessen sind wir ja bei R 1.1 und durch kurzfristige Maßnahmen auch mal unter 1.0 und damit relativ stabil.
Klar ungebremster 1.1 wäre auch lange Sicht auch fatal, aber mit so nah an 1 kann man auch politisch als aus Gesellschaftlich relativ gut auch spontan noch gegensteuren.

Bei einem festen wöchentlichen R Wert von 1.1 hat man nach 12 Wochen eine verdreifachung der Zahlen, daher Inzidenz von 50 aud 150. 12 Wochen sind eine lange Zeit, das sind 3 Monate, daher eigentlich genug Zeit zur Not "spontan" drastischere Maßnahmen einzuleiten.

Wenn man nix macht, erreicht man nach 50 Wochen, also 1 Jahre eine verhundertfachung, also original von mal 2 auf 200 Inzidens, aber von jetzt 150 auf 15 000 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner falls wir das ein Jahr laufen lassen würden. Das wäre extrem dramatisch und halt die Gefahr des exponentiellen Wachstums, aber wie gesagt bei R 1.1 halt noch überschaubar und kontrollierbar.
Santiago Garcia
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Santiago Garcia »

Die seit Ostersonntag in München geltenden schärferen Corona-Regeln werden von Mittwoch an wieder gelockert. Nachdem in der bayerischen Landeshauptstadt an Karfreitag die kritische Inzidenzmarke von 100 am dritten Tag in Folge überschritten war, trat am Ostersonntag die sogenannte Corona-Notbremse in Kraft. Weil aber von Karsamstag bis Ostermontag der Inzidenzwert drei Tage lang wieder unter 100 lag, werden die verschärften Maßnahmen nach Angaben der Stadt von Mittwoch an wieder zurückgenommen. Die nächtliche Ausgangssperre entfällt dann, und Geschäfte, Museen und der Tierpark dürfen wieder öffnen.
https://www.tagesschau.de/newsticker/li ... ert-wieder

Sowas ist wirklich sagenhaft dumm. Nächste Woche muss dann wieder die Notbremse gezogen werden.
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Santiago Garcia hat geschrieben: 5. Apr 2021, 12:02 Sowas ist wirklich sagenhaft dumm. Nächste Woche muss dann wieder die Notbremse gezogen werden.
Den Scheiß kann man sich nicht mehr geben. Mal ganz abgesehen davon, dass das loslassen der Notbremse, bei drei Tagen unter 100 im Rahmen der Pandemiebekämpfung von vorneherein ein Witz ist und völliger Humbug ist. Selbst der Einzelhandel und die Gastronomie hat absolut überhaupt kein Interesse daran, auf Zuruf ihre Läden in wie im Ping-Pong Spiel zu Öffnen und ein paar Tage später wieder zu schließen.
Dann die Ostertage als Referenz zu nehmen, haut dann wirklich jedes Restverständnis weg...
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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Wie oft gibt es in eurem Umfeld eigentlich Auseinandersetzungen zu diesem Thema?
Offen gesagt höre ich öfter Kommentare die es mir schwer machen nicht jedes Mal eine Diskussion anzufangen.
Kürzlich ging es um diese möchtegern Modelle zu Öffnungen. Die finde ich mindestens problematisch weil idr keinerlei wissenschaftlicher Unterbau und ergo kein Erkenntnisgewinn, mein Gegenüber aber ganz toll, weil "so wie jetzt kann man doch nicht leben". Ganz so als wäre der jetzige Dauerzustand nicht zu verhindern gewesen. Im gleichen Atemzug wurde gesagt die Union sei die einzige Partei die man gerade ernsthaft wählen könnte.
Inkognito
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Ehrlicherweise gibt es gar keine Konflikte zu dem Thema in meinem Umfeld. Dies ist null polarisierend.
Kenne wahrscheinlich nur vernünftige Leute.

Wo triffst du denn diese Menschen?

Edit: Die Union ist natürlich aber für viele die einzig wählbare Partei. Aber das hat IHMO jetzt nichts mit Corona als Begründung zu tun.
Inkognito
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Ein Portion Good News / Bad News:

Die brasilianische Variante P.1 ist in Deutschland!
Ca. 40%-120% ansteckender als der Wildtyp und auch viel schwerwiegenderer Krankheitsverlauf und höhere Todesrates.
Das Schlimmmste ist aber, dass dagegen (bisher!) kein Impfstoff und keine Immunisierung mit anderen Corona Mutationen wirkt.
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/N ... n=13490888
Aufgrund Anteil Sequentierungen und Suchmuster ist es schwer die Daten zu analysieren. Aber:
Ca. 70x in Deutschland gefunden und 400x Verdacht.
Vorwiegend in Bayern.

Das Gute ist, dass sie sich die letzten Wochen nicht auszubreiten scheint.

Warum liest man darüber nichts in den Medien?
Weiß jemand, ob die englische oder die brasilianische Variante dominanter ist?

Bzw. wie kann man sich das vorstellen, wenn eine Variante eine andere verdrängt?
Da sich jemand ja nicht gleichzeitig mit mehreren Varianten ansteckt, würde das bedeuten, die Mutation kommen zusätzlich? Also wenn es keine Mutation gäbe, hätten wir nur noch 5%-10% der Corona Fälle in Deutschland?
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SebastianStange
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von SebastianStange »

Inkognito hat geschrieben: 5. Apr 2021, 15:46 ...

Das Schlimmmste ist aber, dass dagegen (bisher!) kein Impfstoff und keine Immunisierung mit anderen Corona Mutationen wirkt.

...

Bzw. wie kann man sich das vorstellen, wenn eine Variante eine andere verdrängt?
Da sich jemand ja nicht gleichzeitig mit mehreren Varianten ansteckt, würde das bedeuten, die Mutation kommen zusätzlich? Also wenn es keine Mutation gäbe, hätten wir nur noch 5%-10% der Corona Fälle in Deutschland?
Dass kein Impfstoff gegen P.1 immunisierend wirkt, halte ich für ein Gerücht. Siehe diese Studie zum Thema. (Obacht, pre-print - also noch nicht peer-reviewed) Ich würde da zunächst gelassen bleiben. Freilich ist P.1 mit Vorsicht zu beobachten, genauso weitere Mutationen, die so sicher kommen werden, wie das Amen in der Kirche, bis nicht der allergrößte Teil der Weltbevölkerung durchgeimpft ist.

Was deine zweite Frage angeht: Mit der Zeit setzen sich die Mutanten eben durch. Sie entstehen entweder direkt in der Population oder kommen durch externe Faktoren (Reisende, etc.) in die Bevölkerung. Die existieren dann parallel zu den bisherigen Variationen - zunächst aber nur in kleiner Zahl. Wenn sie aber ansteckender sind, sind sie erfolgreicher - haben einen höheren R-Wert. Wo das alte Virus vielleicht durch Kontaktbeschränkungen und andere Schutzmaßnahmen dauerhaft eingedämmt wird (R-Wert unter 1, ein Infizierter steckt im Schnitt weniger als eine Person an), kann sich die Mutante dennoch weiter verbreiten (R-Wert über 1). Und damit setzt sie sich durch. Über Wochen und Monate steigt ihr Anteil an den Positiv-Fällen. Bei B.1.1.7, die zuerst im britischen Kent sequenziert wurde (wird gern britische Mutante genannt, aber wer weiß, wo sie zuerst entstand) sieht man das eindrucksvoll. Binnen weniger Monate wurde die zur häufigsten Variante in vielen Ländern Europas - weil sie so erfolgreich ist.

Kommen die Mutationen zusätzlich? Naja, sie ersetzen die bisherigen, weniger erfolgreichen Varianten. Sie lösen die ab. Und ja, würde es die nicht geben (was aber Wunschdenken ist), hätten wir imho aktuell ein deutlich besseres Infektionsgeschehen. Der Winter-Lockdown wäre weitaus erfolgreicher gewesen. Aber B.1.1.7 hatte halt mehr Bumms als SARS-CoV 2 bisher hatte. Ich finde es gut, dass P.1 aktuell vom RKI beobachtet wird und freue mich auch, dass sich diese Variante zunächst nicht hier durchzusetzen scheint.

So oder so hoffe ich, dass die Impfungen hier auch langsam an Fahrt aufnehmen. Die sind schließlich das eine wirksame Mittel gegen die Verbreitung dieser Viren - abseits von der totalen Abschottung. Derzeit kann froh sein, wer auf einer Insel lebt - siehe Neuseeland/Australien und Co.
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bluttrinker13
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

Inkognito hat geschrieben: 5. Apr 2021, 15:12 Ehrlicherweise gibt es gar keine Konflikte zu dem Thema in meinem Umfeld. Dies ist null polarisierend.
Kenne wahrscheinlich nur vernünftige Leute. (sic!)

Wo triffst du denn diese Menschen (sic!)?
Wenn ich das schon lese...
Sind Diskussionen wo jemand einen anderen Standpunkt vertritt auch gleich Konflikte für dich?

Und wenn jemand mal kritisch (ich rede nicht von querdenkerisch) andere Wege gedanklich beschreitet, oder für Modellversuche oder Öffnungen wäre, ist das gleichsam sofort unvernünftig?

Es kommen durch die Krise noch Kosten auf uns zu, die mit der typischen und auch in der blauäugigen Bewältigung der Pandemie selbst offen zur Schau gestellten Kurzsichtigkeit der Entscheider, der Behörden, oder der Gesellschaft als solches noch gar nicht richtig realisiert werden oder überhaupt in Abwägungen einfließen. Und allein das ist immer eine Diskussion wert. Temporal discounting, und andere Prozesse welche unsere objektive Abschätzung von Werten und Gefahren in der Zukunft verzerren, griff nicht nur bei der Pandemie selbst, sondern greift auch genauso bei deren Bewältigungskosten.

Und das weiß ich allein schon weil ich Freunde im Umfeld habe, die klug sind und dennoch sehr kritisch allen Maßnahmen gegenüberstehen. Und positiv gegenüber jeglichen Modellversuchen oder neuen Ideen. Die selbstständig tätig sind, im Gesundheitssektor.
Ich nehme da übrigens immer eher (anders als hier) die "Rince"-Rolle ein, und wir fetzen uns dann auf Signal und hauen uns Links und Paper um die Ohren. Aber ich kann dadurch bestätigen, auch wenn ich nicht denke dass er/sie recht hat, so haben sie auch gute und zumindest mal bedenkenswerte Argumente. Einfach mal offen bleiben und ruhig auch zweifeln, heißt nicht dass man dann gleich auf Masken, Abstand und gesunden Menschenverstand verzichtet.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

bluttrinker13 hat geschrieben: 5. Apr 2021, 17:26
Inkognito hat geschrieben: 5. Apr 2021, 15:12 Ehrlicherweise gibt es gar keine Konflikte zu dem Thema in meinem Umfeld. Dies ist null polarisierend.
Kenne wahrscheinlich nur vernünftige Leute. (sic!)

Wo triffst du denn diese Menschen (sic!)?
Wenn ich das schon lese...
Sind Diskussionen wo jemand einen anderen Standpunkt vertritt auch gleich Konflikte für dich?
Grundsätzlich nicht.
Ich fand nur das von Alienloeffel benutze "Auseinandersetzungen" nicht für mich passend.
Hier finde ich aber das Wort Konflikt als sehr zutreffend.

Es gibt einen klaren Interessenkonflikt zwischen der Industrie und allen anderen Gruppen.
Und in Deutschland läuft es ganz klar nach den Interessen ersterer.

Liberale Grundsätze und kritisches Auseinandersetzen sind mir sehr wichtig.
Alles was ich unter gesamtheitlich vernünftig bezeichnen würde für Deutschland, ist weit weg von den tatsächlichen Maßnahmen und wie die Regeln gelebt werden. Insofern ja, man braucht sich nur den Corona-Stab von Laschet ansehen, verbunden mit der Spendentätigkeit dieser Unternehmensvertreter an die CDU und dann kann man sehr eindeutig schlussfolgern, dass diese Corona-Gewinner keine langfristig für die Allgemeinheit "vernünftigen" Vorschläge erarbeiten werden.

Die von Dir beschriebene Kurzsichtigkeit kritisiere ich auch immer aufs Schärfste, weil es kommt so rüber, dass alles was die Spitzenpolitik macht ist "auf Sicht fahren".

Btw: Neuseeland hatte am 15.02.2021 den letzten Toten, der auch an Corona erkrankt ist... den ersten seit Mitte September 2020. Es war sehr traurig.
Stirbt einer ist es eine Tragödie, sterben 80.000 ist es eine Statistik.
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bluttrinker13
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

OK, dann haben wir ja wieder so ziemlich dieselben grundsätzlichen Standpunkte.

Mir kam es so rüber, als ob du Diskussionen oder Konflikte in andere Richtungen zu denken als unvernünftig ablehnst, was ich wiederum unvernünftig finde und ablehne. Aber das war dann wohl nicht so gemeint.
Und ja, die Politik und Behörden fahren ganz klar nur auf Sicht, leider. Ich erinnere mich noch an Aussagen wie "Bei uns kein Problem, aber Afrika wird schlimm!" von Leuten mit Leitungsfunktionen in Bundesbehörden anno Feb 2020. Cognitive biases galore! Hab schon damals mit dem Kopf geschüttelt, hat aber auch keinen interessiert, denn ich bin ja nur der Juniorprof. :D
Und die "Industrie" umfasst leider nur die richtig großen Unternehmen und deren Interessensvertretung, imo. Mittelstand und Selbstständige haben da eher gar nichts mitzumelden, meiner Erfahrung nach.
Es ist zum Heulen, ganz klar. Das dicke Ende kommt erst noch. Und Statistiken wären eigentlich wichtiger denn je, aber selbst da scheitert es ja bei der Politik.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

SebastianStange hat geschrieben: 5. Apr 2021, 16:19
Inkognito hat geschrieben: 5. Apr 2021, 15:46 ...

Das Schlimmmste ist aber, dass dagegen (bisher!) kein Impfstoff und keine Immunisierung mit anderen Corona Mutationen wirkt.

...

Bzw. wie kann man sich das vorstellen, wenn eine Variante eine andere verdrängt?
Da sich jemand ja nicht gleichzeitig mit mehreren Varianten ansteckt, würde das bedeuten, die Mutation kommen zusätzlich? Also wenn es keine Mutation gäbe, hätten wir nur noch 5%-10% der Corona Fälle in Deutschland?
Dass kein Impfstoff gegen P.1 immunisierend wirkt, halte ich für ein Gerücht. Siehe diese Studie zum Thema. (Obacht, pre-print - also noch nicht peer-reviewed) Ich würde da zunächst gelassen bleiben. Freilich ist P.1 mit Vorsicht zu beobachten, genauso weitere Mutationen, die so sicher kommen werden, wie das Amen in der Kirche, bis nicht der allergrößte Teil der Weltbevölkerung durchgeimpft ist.

...
So oder so hoffe ich, dass die Impfungen hier auch langsam an Fahrt aufnehmen. Die sind schließlich das eine wirksame Mittel gegen die Verbreitung dieser Viren - abseits von der totalen Abschottung. Derzeit kann froh sein, wer auf einer Insel lebt - siehe Neuseeland/Australien und Co.
Yep, ich vertraue voll darauf, dass mRNA Impfstoffe für jede Mutante angepasst werden können, deswegen habe ich von "bisher kein Impfstoff" geschrieben.

Von der Studie habe ich noch nichts gehört. Danke.
Gibt wie immer gegenteilige Studien. Siehe diese Harvard-Studie. Auch pre-print. Ist aber gut so, weil alles sehr neu und sich sehr schnell bewegt.
https://t.co/MtHztQlhVR?amp=1
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Inkognito hat geschrieben: 5. Apr 2021, 15:12 Ehrlicherweise gibt es gar keine Konflikte zu dem Thema in meinem Umfeld. Dies ist null polarisierend.
Kenne wahrscheinlich nur vernünftige Leute.

Wo triffst du denn diese Menschen?

Edit: Die Union ist natürlich aber für viele die einzig wählbare Partei. Aber das hat IHMO jetzt nichts mit Corona als Begründung zu tun.
In diesem Fall eine Freundin.
Mir ist das auch noch nicht oft passiert, dass einem so gegensätzliches im eigenen Umfeld begegnet und hatte mich dann eben gefragt wie das bei anderen ist. "Auseinandersetzung" meine ich hier als Diskussion mit sehr unterschiedlichen Standpunkten. Durch die Dringlichkeit werden diese Themen ja ohnehin gerne mit stärkeren Positionen vertreten.

Btw, was Sebastian zu Mutanten schreibt ist korrekt. Es gibt die nicht mutante noch, durch die sehr ähnliche Übertragung fängt man sich die mutante aber eben schneller und das führt mit der Zeit zur Verdrängung des wildtyps.
Santiago Garcia
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Santiago Garcia »

SebastianStange hat geschrieben: 5. Apr 2021, 16:19
Inkognito hat geschrieben: 5. Apr 2021, 15:46 ...

Das Schlimmmste ist aber, dass dagegen (bisher!) kein Impfstoff und keine Immunisierung mit anderen Corona Mutationen wirkt.

...

Bzw. wie kann man sich das vorstellen, wenn eine Variante eine andere verdrängt?
Da sich jemand ja nicht gleichzeitig mit mehreren Varianten ansteckt, würde das bedeuten, die Mutation kommen zusätzlich? Also wenn es keine Mutation gäbe, hätten wir nur noch 5%-10% der Corona Fälle in Deutschland?
Dass kein Impfstoff gegen P.1 immunisierend wirkt, halte ich für ein Gerücht. Siehe diese Studie zum Thema. (Obacht, pre-print - also noch nicht peer-reviewed) Ich würde da zunächst gelassen bleiben. Freilich ist P.1 mit Vorsicht zu beobachten, genauso weitere Mutationen, die so sicher kommen werden, wie das Amen in der Kirche, bis nicht der allergrößte Teil der Weltbevölkerung durchgeimpft ist.
Ja, Inkognitos Post ist Unfug. Überhaupt sollte man sich von dieser Idee, dass es bei der Wirksamkeit von Impfstoffen nur 0 oder 1, wirkt oder wirkt nicht, gibt. Impfstoffe können je nach Variante weniger effektiv sein, aber das sind Abstufungen. Was man bei Studien wie deiner auch im Hinterkopf behalten muss: Antikörper sind auch nur sowas wie die erste Verteidigunslinie der Immunantwort, auch wenn die nicht so gut greifen, ist nicht alles verloren.

P.1 ist übrigens schon längst in Deutschland, hat sich nur gegen B.1.1.7 nicht durchsetzen können. Gut möglich, dass in den nächsten Monaten eine andere Variante mit höherem Immunescape dominieren wird, wenn viel mehr Menschen geimpft sind. Aber ob das P.1, B.1.351 oder noch was ganz Anderes sein wird, werden wir alle abwarten müssen.

Sehenswertes Video zu dem Thema übrigens: https://www.youtube.com/watch?v=Up_CvnlwLL8
Inkognito
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Santiago Garcia hat geschrieben: 5. Apr 2021, 18:11
Ja, Inkognitos Post ist Unfug. Überhaupt sollte man sich von dieser Idee, dass es bei der Wirksamkeit von Impfstoffen nur 0 oder 1, wirkt oder wirkt nicht, gibt. Impfstoffe können je nach Variante weniger effektiv sein, aber das sind Abstufungen. Was man bei Studien wie deiner auch im Hinterkopf behalten muss: Antikörper sind auch nur sowas wie die erste Verteidigunslinie der Immunantwort, auch wenn die nicht so gut greifen, ist nicht alles verloren.

P.1 ist übrigens schon längst in Deutschland, hat sich nur gegen B.1.1.7 nicht durchsetzen können. Gut möglich, dass in den nächsten Monaten eine andere Variante mit höherem Immunescape dominieren wird, wenn viel mehr Menschen geimpft sind. Aber ob das P.1, B.1.351 oder noch was ganz Anderes sein wird, werden wir alle abwarten müssen.

Sehenswertes Video zu dem Thema übrigens: https://www.youtube.com/watch?v=Up_CvnlwLL8
Unfug würde ich das nicht nennen, wenn ich Studien von sehr anerkannten Institutionen zitiere.... ;)

Das es nicht 0 und 1 gibt, sieht man auch schön an der geposteten Grafik.

Ich weiß es ist Wortgebraucht "sich gegen B117 durchsetzen".
Wenn ich das richtig verstehe, ist es Blue Ocean bei 80 Millionen in Deutschland. Also die britische kann 10.000 Infektionen am Tag haben, die brasilianische aber auch 10.000 am Tag, weil die eine der anderen ja nichts wegnimmt bzw. wegnehmen muss.

Aber wie gesagt, das Positive ist, dass die RKI Daten zu den Sequentierungen zu dem Schluss kommen:
B117 -> sehr schnelle Ausbreitung
B1351 -> schnelle Ausbreitung
P1 -> nicht so schnelle Ausbreitung

Und das überrascht einen, weil die Annahme zur Infektiösität war: P1 > B1351 > B117 > Wildtyp
Dafür wird es einen Grund geben.

Edit:
Und zu dem Video:
Das ist gut und verständlich.
Aber der sagt und zeigt doch sehr deutlich, dass die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen P1 3x geringer ist. Nur weil B1351 9x weniger wirksam ist im Vergleich oder weil man sich auch von P1 eine noch geringere Wirksamkeit erwartet hat, ist das aber für mich alles nicht als Erfolg zu verbuchen.

Um das zu verdeutlichen:
AZ/Biontech hat eine Wirkung gegen Wildtyp von 60%/90% (Annahme) -> Gegen P1 3x weniger wirksam -> Wirskamkeit von 20%/30% -> ergo unwirksam
Die Rechnung mit Südafrika und 9x weniger wirksam kann man sich sparen, denke ich.

Die oben verlinkte Harvard-Studie erkennt eine verringerte Wirksamkeit gegen P1 von 6x (Biontech) bzw. 3x (Moderna).
Gegenüber der südafrikanischen von 20x-40x je nach Subvariante und Impfstoff.

Kann ja jeder selbst entscheiden, wie er wirksam definiert. :?
Lassen wir uns mal weiter positiv überraschen. :)
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Wudan
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Wudan »

Rezo im Ragemode: https://youtu.be/o3ksvjoTsgY

Spricht mir ziemlich aus der Seele.
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