Rince81 hat geschrieben: ↑31. Okt 2021, 17:28
Axel hat geschrieben: ↑31. Okt 2021, 17:03
Wie wäre es denn mal mit Empathie? Wie wäre es denn mal zu glauben, wenn ein Ortskundiger berichtet anstatt "Ausreden" zu unterstellen?
Darum geht es nicht. Du sagst die mit Abstand bundesweit geringste Impfquote in Sachsen liegt an den riesigen Landkreisen, dem Ärztemangel und dem schlecht ausgebauten ÖPNV. Das sind mit Sicherheit alles Faktoren, die Einfluss auf die Impfquote haben - das dürfte keiner Bestreiten, es hat ein Grund, dass die Stadtstaaten vorne liegen...
Nur hat Sachsen weder die größten Landkreise, noch die geringste Ärztedichte bzw. den größten Mangel, noch einen besonders schlecht ausgebauten ÖPNV. Im Gegenteil, Sachsen schwimmt da meist irgendwo im Bundesschnitt. Es gibt woanders wesentlich größere Landkreise, die noch dazu wesentlich dünner besiedelt sind, die Wege daher wesentlich weiter sind, der ÖPNV dafür aber genauso schlecht ist und wo Ärzte mindestens genauso dringend gesucht werden - nur ist überall die Impfquote signifikant besser.
Das ist nach allen vorhandenen Daten nicht der Grund für die Impfquote in Sachsen.
Ich rede nicht von ganz Sachsen, sondern von einem Teil Sachsens. Insbesondere dem Raum rund ums Erzegbirge und Mittelsachsen!
1. Beispiel: ÖPNV! Der einzige Weg hier noch ohne Hausarzt ne Impfung zu bekommen, ist die Ambulanz eines DRK Krankenhauses hier in der Stadt. Auch für die Leute im Umland. Nehmen wir die Kleinstadt Großhartmannsdorf. Immerhin 2.700 Einwohner. Luftlinie von Chemnitz: ca. 30km. Nehmen wir dort jemanden, der im Einzelhandel arbeitet und kein Geld für ein Auto hat. Muss dennoch für die Impfung nach Chemnitz. Dann fährst Du erstmal mit Bus und Bahn knapp zwei Stunden nach Chemnitz, bis man dann hier im Hauptbahnhof aussteigt. Dann darf man noch rund 30 Minuten per ÖPNV zum DRK Krankenhaus. Also insgesamt locker 5 Stunden für jemanden, der in einer Kleinstadt 30km von Chemnitz entfernt wohnt und den ÖPNV nutzen muss. Und ich könnte dir zig solcher Beispiele von Kleinstädten und Dörfern nennen, die auf ähnliche Weise abgeschnitten sind, obwohl sie ja "nur" wenige Kilometer Luftlinie entfernt liegen.
2. Beispiel: Hausärzte. Ich habe anfang des Jahres meine langjährige Hausärztin, die ich seit der Kindheit hatte, leider verloren, da sie mit 73 Jahren in Rente gegangen ist. Sie konnte es einfach nicht mehr. Hat jahrelang einen Nachfolger gesucht, vergeblich. Und das wohlgemerkt in Chemnitz! Seitdem versuchen ich, meine ehemalige Freundin und mein Betreuungsdienst was zu finden, was auch praktikabel ist. Unterstützung vom Gesundheitsamt gibt es nicht, die sagen ernsthaft "Versuchen Sie es lieber gleich in Leipzig und Dresden".
Und wir reden hier von nem Hausarzt. Von Fachärzten fang ich garnicht erst an. Ich bräuchte seit Monaten mal einen Termin bei einem Neurologen...
Und wir reden hier von Chemnitz, der fünftgrößten Stadt im Osten! In den beiden angrenzenden Landkreisen sieht es noch schlimmer aus.
Da ist es mir, auf Deutsch gesagt, scheiß egal was irgendwelche "Daten" sagen! Die Lebensrealität sieht anders aus! Diese ganzen Statistiken sehen nur deswegen besser aus, weil die sächsische Landesregierung seit 30 Jahren einseitig Politik für Dresden und vor allem das scheiß Leipzig macht! Wenn Leipzig ruft, dann sind alle da!
Aber wenn Du meinst, ich lüge oder ich übertreibe, bitte... Dann komm doch mal her und suche mir nen Hausarzt. Wir zumindest sind mit dem Latein am Ende.
Du warst nie hier und wirst wahrscheinlich auch nie hier her kommen. Weißt also nichts über die Lebensrealitäten in Sachsen außerhalb der wohlgenährten Speckgürtel rund um Dresden und Leipzig. Warum erlaubst Du Dir dann ein Urteil?