GoodLord hat geschrieben: ↑24. Jan 2022, 16:15
Habs jetzt nicht genau verfolgt, aber ist GB da nicht ein Gegenbeispiel? Ich dachte die hätten quasi keine Einschränkungen mehr, hatten eine sehr heftige Welle, aber das Gesundheitssystem ist wohl zumindest nicht Kollabiert (wenn auch schwer belastet). Un die hatten noch nicht mal eine 100% Impfquote (ganz zu schweigen von Bootserung).
Weiß ich jetzt nicht genau, wahrscheinlich hinken meine Ausführungen bzw. basieren zu sehr auf Unsicherheit. Rein mathematisch müsste man annehmen, dass wenn Impfungen im Schnitt zu 90% vor schweren Verläufen schützen, nur die Inzidenzahlen entsprechend hochgedreht werden müssten. Aber gut, dem Virus geht irgendwann der Sauerstoff aus, wie ein Feuer das erstickt, weil ja nur begrenzt viele Leute zu infizieren sind (manche verlassen sehr selten das Haus) und weil auch viele davon ab nicht besonders vulnerabel sind (insb. Altersschnitt). In DE war es ja auch vor allem ein Problem in manchen Bundesländern/Regionen mit niedrigen Impfquoten.
Es wird davon allerdings vielleicht nur noch schwieriger, weil dann ja schon eine 90%-Impfrate evident ausreicht; wie soll man denn dann eine in dem Sinne totalitäre Maßnahme wie eine allgemeine Impfpflicht rechtfertigen, wenn die für manche bestehende, subjektive (tendenziell wahnhafte), Eingriffsintensität enorm hoch ist. Weil schräge Analogien schön sind: Man stellt sich vor, es herrscht potentiell existenzbedrohender Krieg, das eigene Land ist nach gängiger nationaler Meinung nicht der Aggressor, es herrscht allgemeine Wehrpflicht und es gibt nicht hinreichend Freiwillige/Berufssoldaten. Nun entzieht man sich, obwohl man physisch als wehrdiensttauglich eingestuft wird, der Wehrpflicht mit vorgeschobenen Gewissensbegründungen, hat aber tatsächlich einfach nur (hier sogar berechtigt) Angst vor dem Kriegsdienst. Ist das dann eine moralisch verwerfliche Entscheidung, ein im Kant'schen Sinne Verstoß gegen den kategorischen Imperativ? Offenbar schon. Also kann Kriegsdienst zu leisten moralisch verpflichtend sein. Das wirkt auf uns moderne Gesellschaft aber absurd, denn wieso sollte man
mich als autonomes Individuum verpflichten können potentiell zu sterben oder zumindest großes Leid zu erfahren, wenn ich davon nicht persönlich überzeugt bin? Das Argument wäre dann, weil es nicht anders geht, aber ist der Punkt schon erreicht, bei der Impfpflicht? Und ja, der Vergleich hinkt, aber das subjektive Empfinden ist wohl bei einem signifikante Teil (ca. 5%?) nicht unvergleichbar.
Es gibt so einen schön absurden Tweet von Lauterbach von Mai 2020. Jetzt betone ich ja immer auch Fallibilismus und mag es eigentlich nicht, auf alten Aussagen rumzureiten, aber na ja:
https://twitter.com/karl_lauterbach/sta ... 2571145216 "Eine Impflicht [sic] macht bei SarsCov2 so wenig Sinn wie bei Grippe. Wenn die Impfung gut wirkt [sic] wird sie auch freiwillig gemacht. Dann keine Impflicht [sic] nötig. Wenn sie viele Nebenwirkungen hat oder nicht so gut wirkt [sic] verbietet sich Impflicht. [sic] Daher nie sinnvoll" -- Wie gesagt, von Mai 2020 und ein dämlicher Hot-Take, offenkundig keinerlei Antizipation der allgemeinen, seit Ewigkeiten existierenden, irrationalen Impfskepsis in Teilen der Gesellschaft beim heutigen Gesundheitsminister vorhanden gewesen. Aber wie kommt es dann dazu, dass nicht einmal 90% Impfquote bei Erwachsenen erreicht wird? Afaik nicht einmal bei 60+-Jährigen. Es liegt dabei aber, wie gesagt, nicht objektiv an den Impfstoffen. Vielleicht haben wir's gesamtgesellschaftlich auch einfach ein bisschen verkackt?
EDIT: Hatte ein [sic] zu viel ins Zitat eingebaut.