COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Axel hat geschrieben: 31. Okt 2021, 17:03 Wie wäre es denn mal mit Empathie? Wie wäre es denn mal zu glauben, wenn ein Ortskundiger berichtet anstatt "Ausreden" zu unterstellen?
Darum geht es nicht. Du sagst die mit Abstand bundesweit geringste Impfquote in Sachsen liegt an den riesigen Landkreisen, dem Ärztemangel und dem schlecht ausgebauten ÖPNV. Das sind mit Sicherheit alles Faktoren, die Einfluss auf die Impfquote haben - das dürfte keiner Bestreiten, es hat ein Grund, dass die Stadtstaaten vorne liegen...
Nur hat Sachsen weder die größten Landkreise, noch die geringste Ärztedichte bzw. den größten Mangel, noch einen besonders schlecht ausgebauten ÖPNV. Im Gegenteil, Sachsen schwimmt da meist irgendwo im Bundesschnitt. Es gibt woanders wesentlich größere Landkreise, die noch dazu wesentlich dünner besiedelt sind, die Wege daher wesentlich weiter sind, der ÖPNV dafür aber genauso schlecht ist und wo Ärzte mindestens genauso dringend gesucht werden - nur ist überall die Impfquote signifikant besser.

Das ist nach allen vorhandenen Daten nicht der Grund für die Impfquote in Sachsen.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Rince81 hat geschrieben: 31. Okt 2021, 17:28
Axel hat geschrieben: 31. Okt 2021, 17:03 Wie wäre es denn mal mit Empathie? Wie wäre es denn mal zu glauben, wenn ein Ortskundiger berichtet anstatt "Ausreden" zu unterstellen?
Darum geht es nicht. Du sagst die mit Abstand bundesweit geringste Impfquote in Sachsen liegt an den riesigen Landkreisen, dem Ärztemangel und dem schlecht ausgebauten ÖPNV. Das sind mit Sicherheit alles Faktoren, die Einfluss auf die Impfquote haben - das dürfte keiner Bestreiten, es hat ein Grund, dass die Stadtstaaten vorne liegen...
Nur hat Sachsen weder die größten Landkreise, noch die geringste Ärztedichte bzw. den größten Mangel, noch einen besonders schlecht ausgebauten ÖPNV. Im Gegenteil, Sachsen schwimmt da meist irgendwo im Bundesschnitt. Es gibt woanders wesentlich größere Landkreise, die noch dazu wesentlich dünner besiedelt sind, die Wege daher wesentlich weiter sind, der ÖPNV dafür aber genauso schlecht ist und wo Ärzte mindestens genauso dringend gesucht werden - nur ist überall die Impfquote signifikant besser.

Das ist nach allen vorhandenen Daten nicht der Grund für die Impfquote in Sachsen.
Ich rede nicht von ganz Sachsen, sondern von einem Teil Sachsens. Insbesondere dem Raum rund ums Erzegbirge und Mittelsachsen!


1. Beispiel: ÖPNV! Der einzige Weg hier noch ohne Hausarzt ne Impfung zu bekommen, ist die Ambulanz eines DRK Krankenhauses hier in der Stadt. Auch für die Leute im Umland. Nehmen wir die Kleinstadt Großhartmannsdorf. Immerhin 2.700 Einwohner. Luftlinie von Chemnitz: ca. 30km. Nehmen wir dort jemanden, der im Einzelhandel arbeitet und kein Geld für ein Auto hat. Muss dennoch für die Impfung nach Chemnitz. Dann fährst Du erstmal mit Bus und Bahn knapp zwei Stunden nach Chemnitz, bis man dann hier im Hauptbahnhof aussteigt. Dann darf man noch rund 30 Minuten per ÖPNV zum DRK Krankenhaus. Also insgesamt locker 5 Stunden für jemanden, der in einer Kleinstadt 30km von Chemnitz entfernt wohnt und den ÖPNV nutzen muss. Und ich könnte dir zig solcher Beispiele von Kleinstädten und Dörfern nennen, die auf ähnliche Weise abgeschnitten sind, obwohl sie ja "nur" wenige Kilometer Luftlinie entfernt liegen.

2. Beispiel: Hausärzte. Ich habe anfang des Jahres meine langjährige Hausärztin, die ich seit der Kindheit hatte, leider verloren, da sie mit 73 Jahren in Rente gegangen ist. Sie konnte es einfach nicht mehr. Hat jahrelang einen Nachfolger gesucht, vergeblich. Und das wohlgemerkt in Chemnitz! Seitdem versuchen ich, meine ehemalige Freundin und mein Betreuungsdienst was zu finden, was auch praktikabel ist. Unterstützung vom Gesundheitsamt gibt es nicht, die sagen ernsthaft "Versuchen Sie es lieber gleich in Leipzig und Dresden". :shock: Und wir reden hier von nem Hausarzt. Von Fachärzten fang ich garnicht erst an. Ich bräuchte seit Monaten mal einen Termin bei einem Neurologen...
Und wir reden hier von Chemnitz, der fünftgrößten Stadt im Osten! In den beiden angrenzenden Landkreisen sieht es noch schlimmer aus.

Da ist es mir, auf Deutsch gesagt, scheiß egal was irgendwelche "Daten" sagen! Die Lebensrealität sieht anders aus! Diese ganzen Statistiken sehen nur deswegen besser aus, weil die sächsische Landesregierung seit 30 Jahren einseitig Politik für Dresden und vor allem das scheiß Leipzig macht! Wenn Leipzig ruft, dann sind alle da!

Aber wenn Du meinst, ich lüge oder ich übertreibe, bitte... Dann komm doch mal her und suche mir nen Hausarzt. Wir zumindest sind mit dem Latein am Ende.

Du warst nie hier und wirst wahrscheinlich auch nie hier her kommen. Weißt also nichts über die Lebensrealitäten in Sachsen außerhalb der wohlgenährten Speckgürtel rund um Dresden und Leipzig. Warum erlaubst Du Dir dann ein Urteil?
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Guthwulf
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Guthwulf »

Axel hat geschrieben: 31. Okt 2021, 17:03Wie wäre es denn mal mit Empathie?
Tut mir sehr leid, dass es so schwierig bei euch ist. Wünsche dir viel Kraft und Erfolg beim Finden eines neuen Hausarztes den man auch praktikabel erreichen kann. Zum Rest der Diskussion kann ich wenig beitragen.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Guthwulf hat geschrieben: 31. Okt 2021, 18:53 Tut mir sehr leid, dass es so schwierig bei euch ist. Wünsche dir viel Kraft und Erfolg beim Finden eines neuen Hausarztes den man auch praktikabel erreichen kann.
Danke Dir. :)

Ich meine, ich kann Rince ja irgendwo auch verstehen. Von draußen schaut man auf irgendwelche Daten und wundert sich dann und denkt sich: "Was redet der Mann da? Sooo schlimm sieht das nicht aus!" Aber die Daten werden halt verfälscht. Es gibt halt nen riesigen Unterschied zwischen Dresden, Leipzig und den Rest. Ich kann es ja auch noch nichtmal den Ärzten verübeln, dass sie sich nicht hier ansiedeln. Wir haben ja seit 15 Jahren nicht mal ne Anbindung an den Fernverkehr. Und wie gesagt: Schon etliche Ortschaften paar Kilometer weiter im Erzgebirge und Mittelsachsen sind noch heftiger abgeschnitten ohne Auto. Will man halt mit seiner Familie auch nicht hin, wenn man nicht will, dass sich Kinder dann sehr schnell langweilen.

Schuld ist jahrzehntelange falsche Politik, die sehr einseitig nur die Belange von Dresden und Leipzig gesehen hat.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Axel hat geschrieben: 31. Okt 2021, 18:14 1. Beispiel: ÖPNV! Der einzige Weg hier noch ohne Hausarzt ne Impfung zu bekommen, ist die Ambulanz eines DRK Krankenhauses hier in der Stadt. Auch für die Leute im Umland. Nehmen wir die Kleinstadt Großhartmannsdorf. Immerhin 2.700 Einwohner. Luftlinie von Chemnitz: ca. 30km. Nehmen wir dort jemanden, der im Einzelhandel arbeitet und kein Geld für ein Auto hat. Muss dennoch für die Impfung nach Chemnitz. Dann fährst Du erstmal mit Bus und Bahn knapp zwei Stunden nach Chemnitz, bis man dann hier im Hauptbahnhof aussteigt. Dann darf man noch rund 30 Minuten per ÖPNV zum DRK Krankenhaus. Also insgesamt locker 5 Stunden für jemanden, der in einer Kleinstadt 30km von Chemnitz entfernt wohnt und den ÖPNV nutzen muss.
Du nimmst von Ortseingang Großhartmannsdorf den Bus nach Freiberg und von dort den Zug nach Chemnitz Hauptbahnhof, das sind laut DB Navigator je nach Verbindung 53 Minuten oder exakt 1 Stunde, nicht knapp 2.
Die komplette Tour von Großhartmannsdorf zum DRK Krankenhaus inklusive Fußweg und Wartezeit beim Umsteigen liegt bei 1:36 oder 1:45 Stunden, je nach Verbindung. Das ist nicht toll - aber für viele Regionen im ländlichen Raum in Gesamtdeutschland leider völlig normal.

Aber wenn Du meinst, ich lüge oder ich übertreibe, bitte... Dann komm doch mal her und suche mir nen Hausarzt. Wir zumindest sind mit dem Latein am Ende.
Ich sage nicht, dass Du übertreibst, ich glaube Dir das völlig. Die Situation ist scheiße und ich kann Dir da nur viel Glück bei der Suche wünschen. Das ist aber kein spezifisches Problem deiner Region. Das ist anderswo genauso und darum geht es in der Diskussion eigentlich.
Du warst nie hier und wirst wahrscheinlich auch nie hier her kommen. Weißt also nichts über die Lebensrealitäten in Sachsen außerhalb der wohlgenährten Speckgürtel rund um Dresden und Leipzig. Warum erlaubst Du Dir dann ein Urteil?
Ich habe Verwandschaft in Mittelsachsen und war erst vor fünf Wochen für ein Wochenende bei Freunden in Chemnitz - die Zugfahrt von Leipzig ist jedes mal eine gruslige Zeitreise zurück in die DDR... :ugly:
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lipt00n
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lipt00n »

Axel hat geschrieben: 31. Okt 2021, 17:03 Wie wäre es denn mal mit Empathie?
Habe ich sonst jede Menge, aber ich kann das nicht so unkritisch hinnehmen, tut mir leid.

Dann fahre ich die 30 Kilometer eben mit dem Fahrrad. Oder dem Mofa. Oder frage jemanden. Oder bilde eine Fahrgemeinschaft. Wenn die Infrastruktur so miserabel ist wie du sagst, dann haben sich doch Strukturen etabliert, mit denen das kompensiert werden kann. Oder gab es noch nie den Bedarf, aus dem eigenen Ort herauszukommen?

Ich verstehe in gewisser Weise was du sagst, keine Frage. Ich habe selbst kein Auto, nie gehabt, und habe viele Jahre in einer strukturschwachen Region gelebt (bis zu meinem 22. Lebensjahr) -ohne Auto ist man da oft "aufgeschmissen". Aber es gibt auch dort Wege. Dauert dann eben, klar. Ich finde 5 Stunden Wegstrecke enorm, vor allem für die lächerliche Distanz, aber auf der anderen Seite stehen halt 2 Impfungen. Kann man sich überlegen, ob man den Weg auf sich nimmt, wenn man körperlich in der Lage dazu ist. Lohnt sich auf jeden Fall, wenn man an die Impfung glaubt.
Klar, bei Senioren oder Menschen mit Behinderung etc. sieht das natürlich anders aus, aber ich glaube nicht, dass über 50% der Bevölkerung dort ü70 und stark geistig oder körperlich eingeschränkt sind. Und genau das ist mein Punkt (und ich glaube auch der von Rince): Vielleicht will ich auch einfach gar nicht den Weg auf mich nehmen für die "Scheißimpfung" vom "Scheißstaat" gegen "Scheißcorona"? An irgendwas muss es ja (noch) liegen.

Ich möchte auch nicht über dich persönlich sprechen, das liegt mir fern darüber zu urteilen. Deine Situation kennst du am Besten. Ich bin nur skeptisch was die Beweggründe der "Allegmeinheit" angeht.
Das mit dem Hausarzt ist darüber hinaus natürlich bedauerlich und tut mir leid und ein großes Problem in vielen ländlichen Regionen Deutschlands.
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ragdel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von ragdel »

Manche Bürger haben halt auch eine Erwartungshaltung, dass ihnen die Spritze am besten bis zur Haustür gebracht werden sollte.
Bei uns (Magdeburg) gab es halt da schon Diskussionen, weil es nicht im gleichen Stadtteil ist sondern halt 4-5km weg.

Aber ich kann da Axel verstehen. Man muss sich den Gegebenheiten der Orte anpassen und halt zur Not einfach die Dörfer abklappern.
Wir sind in die ländlicheren Teile der Stadt mit dem mobilen Impfteams gefahren. Da hätte man mehr machen müssen. Aber das war halt oft eine politische Entscheidung aus irgendwelchen Gründen (zumindest bei uns)
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Rince81 hat geschrieben: 31. Okt 2021, 19:16 Du nimmst von Ortseingang Großhartmannsdorf den Bus nach Freiberg und von dort den Zug nach Chemnitz Hauptbahnhof, das sind laut DB Navigator je nach Verbindung 53 Minuten oder exakt 1 Stunde, nicht knapp 2.
Die komplette Tour von Großhartmannsdorf zum DRK Krankenhaus inklusive Fußweg und Wartezeit beim Umsteigen liegt bei 1:36 oder 1:45 Stunden, je nach Verbindung. Das ist nicht toll - aber für viele Regionen im ländlichen Raum in Gesamtdeutschland leider völlig normal.
Und dann halt nochmal zurück. ;) Machen trotzdem rund vier Stunden. Das wird jetzt Kleinteilig. Ich habe beim VMS geguckt. Ist ja auch wieder das tolle: Jede Plattform zeigt dir irgendwelche anderen Wege und Verbindungen.

Was ich eigentlich meine ist folgendes:
ragdel hat geschrieben: 31. Okt 2021, 19:35 Aber ich kann da Axel verstehen. Man muss sich den Gegebenheiten der Orte anpassen und halt zur Not einfach die Dörfer abklappern.
Wir sind in die ländlicheren Teile der Stadt mit dem mobilen Impfteams gefahren. Da hätte man mehr machen müssen. Aber das war halt oft eine politische Entscheidung aus irgendwelchen Gründen (zumindest bei uns)
Ich habe vor Wochen oder Monaten mal gelesen beim MDR oder so, dass die sächsische Landesregierung für ganz Sachsen 30 mobile Impfteams eingesetzt hat. Ob die immer noch aktiv sind, ob die aufgebaut oder abgebaut wurden - keine Ahnung. Das Ding ist jedoch: Die Impfstoffe müssen zu den Leuten. Und da muss man in die Dörfer reinfahren. Auch um die Skeptiker abzuholen. Die nehmen doch kein Weg von zwei Stunden in die nächste Großstadt auf sich um sich dort erst in der DRK Ambulanz überzeugen zu lassen. :ugly:
Rince81 hat geschrieben: 31. Okt 2021, 19:16 Ich habe Verwandschaft in Mittelsachsen und war erst vor fünf Wochen für ein Wochenende bei Freunden in Chemnitz - die Zugfahrt von Leipzig ist jedes mal eine gruslige Zeitreise zurück in die DDR... :ugly:
Nächstes Mal gib Bescheid! :mrgreen:
lipt00n hat geschrieben: 31. Okt 2021, 19:29 Klar, bei Senioren oder Menschen mit Behinderung etc. sieht das natürlich anders aus, aber ich glaube nicht, dass über 50% der Bevölkerung dort ü70 und stark geistig oder körperlich eingeschränkt sind. Und genau das ist mein Punkt (und ich glaube auch der von Rince): Vielleicht will ich auch einfach gar nicht den Weg auf mich nehmen für die "Scheißimpfung" vom "Scheißstaat" gegen "Scheißcorona"? An irgendwas muss es ja (noch) liegen.
Meine Erfahrung aus meiner Bubble, also die Leute die ich dort so kenne, ist folgendes. Die sagen das was ragdel sagt: "Wenn die wollen, dass ich mich impfen lasse, dann sollen die hier in der Nähe ein Angebot machen." Also nicht direkt in jedem Pissdorf. Aber warum gibt es nicht in jeder Kleinstadt eine dauerhafte Impfstelle für jene Kleinstadt und den Dörfern rundherum. Denn natürlich fahren die Leute für Lebensmittel nicht zur nächsten Großstadt, sondern zum nächstgelegenen größeren Ort. Und DA muss das Impfangebot sein.

Derweilen konnte man sich hier in Chemnitz die ganze Zeit in ner großen Sporthalle und jetzt in nem Krankenhaus impfen lassen. Gleichzeitig hat man hier mobile Impfangenote im Vita Center, in der Sachsenallee, in der Innenstadt und sonstwo. Aber warum hier und nicht in den Kleinstädten drumrum?

Oder sowas hier: https://www.sachsen-fernsehen.de/anstur ... en-982860/#
Hat Dresden keine Krankenhäuser wo man sich die Impfungen holen kann? Warum sind solche Teams in den Großstädten und nicht in den Dörfern und Kleinstädten?
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Axel hat geschrieben: 31. Okt 2021, 19:57 Nächstes Mal gib Bescheid! :mrgreen:
Mach ich. ;)
Derweilen konnte man sich hier in Chemnitz die ganze Zeit in ner großen Sporthalle und jetzt in nem Krankenhaus impfen lassen. Gleichzeitig hat man hier mobile Impfangenote im Vita Center, in der Sachsenallee, in der Innenstadt und sonstwo. Aber warum hier und nicht in den Kleinstädten drumrum?
Das DRK ist täglich unterwegs:
https://drksachsen.de/impfaktionen.html

Ich sehe hier primär ein Kommunikationsproblem, insbesondere für die Senioren, die man eigentlich mit Boostern erreichen müsste. Da ist vermutlich selbst ein weiter entferntes stationäres und täglich erreichbares Impfzentrum besser als Termine "nur" so aus dem Netz zu erfahren.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Rince81 hat geschrieben: 31. Okt 2021, 20:22 [insbesondere für die Senioren
Nicht nur bei denen. Ich glaube es ist am Ende halt eine Mischung aus allem. Aus fehlender Information (lange nicht jeder konsumiert Medien wie den MDR), fehlender räumlicher Nähe und dann halt die Skepsis. Kann man immer sehr schön bei den Hörerfragen in Kekules Podcast sehen, was die Leute so für Ängste haben.

Es geht mir am Ende halt darum diesen AfD-Vorurteil zu begegnen. Dieses herablässige "Sind ja eh alles Nazis dort!". Dabei hat die AfD hier "nur" ein reales Wählerklientel von 20% bei Landtags- und Kommunalwahlen. Und ich denke, dass dieser Druck in der Öffentlichkeit ebenfalls nicht hilft. Kenne auch etliche die sich aus puren Trotz nicht impfen lassen.
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Felidae
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Felidae »

Axel hat geschrieben: 31. Okt 2021, 19:57 "Wenn die wollen, dass ich mich impfen lasse, dann sollen die hier in der Nähe ein Angebot machen."

Aber DAS ist doch letztlich genau das, was kritisiert wird. Um es ganz klar zu sagen: In meiner Bubble wollten ALLE geimpft werden. Nicht, weil irgendwelche "die" das wollten (wer auch immer "die" sind) - sondern weil sie es selbst wollten. Einfach, um geimpft zu sein. Und sie haben da zum Teil genauso lange Fahrten auf sich genommen, weil ein Impftermin halt nur sehr weit entfernt verfügbar war. Letztlich bestätigt Deine Bubble also das Bild "Sachsen, die keinen Sinn in der Impfung sehen".
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lipt00n
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von lipt00n »

Felidae hat geschrieben: 31. Okt 2021, 21:13
Axel hat geschrieben: 31. Okt 2021, 19:57 "Wenn die wollen, dass ich mich impfen lasse, dann sollen die hier in der Nähe ein Angebot machen."

Aber DAS ist doch letztlich genau das, was kritisiert wird. Um es ganz klar zu sagen: In meiner Bubble wollten ALLE geimpft werden. Nicht, weil irgendwelche "die" das wollten (wer auch immer "die" sind) - sondern weil sie es selbst wollten. Einfach, um geimpft zu sein. Und sie haben da zum Teil genauso lange Fahrten auf sich genommen, weil ein Impftermin halt nur sehr weit entfernt verfügbar war. Letztlich bestätigt Deine Bubble also das Bild "Sachsen, die keinen Sinn in der Impfung sehen".
Danke, exakt darum geht es mir.
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ragdel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von ragdel »

Felidae hat geschrieben: 31. Okt 2021, 21:13
Axel hat geschrieben: 31. Okt 2021, 19:57 "Wenn die wollen, dass ich mich impfen lasse, dann sollen die hier in der Nähe ein Angebot machen."

Aber DAS ist doch letztlich genau das, was kritisiert wird. Um es ganz klar zu sagen: In meiner Bubble wollten ALLE geimpft werden. Nicht, weil irgendwelche "die" das wollten (wer auch immer "die" sind) - sondern weil sie es selbst wollten. Einfach, um geimpft zu sein. Und sie haben da zum Teil genauso lange Fahrten auf sich genommen, weil ein Impftermin halt nur sehr weit entfernt verfügbar war. Letztlich bestätigt Deine Bubble also das Bild "Sachsen, die keinen Sinn in der Impfung sehen".
Unsinn.... Mit solchen Vorurteilen ist halt niemanden geholfen.
Nicht jeder ist mobil. Manche scheuen sich davor. Gibt auch viele die einfach Angst vorm Impfzentrum hatten.
Niederschwellige Angebote haben nix mit "Sehen keinen Sinn in der Impfung".
Man muss den Leuten einfach entgegen kommen.
Bürgerbüros gibt es ja auch oft mehrere in der Stadt oder Stadtteilbibliotheken.
Einfach weil man auf die Bedürfnisse verschiedenster Menschen eingehen muss.
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Felidae
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Felidae »

ragdel hat geschrieben: 31. Okt 2021, 21:25
Unsinn.... Mit solchen Vorurteilen ist halt niemanden geholfen.
Nicht jeder ist mobil. Manche scheuen sich davor. Gibt auch viele die einfach Angst vorm Impfzentrum hatten.
Niederschwellige Angebote haben nix mit "Sehen keinen Sinn in der Impfung".
Man muss den Leuten einfach entgegen kommen.
Bürgerbüros gibt es ja auch oft mehrere in der Stadt oder Stadtteilbibliotheken.
Einfach weil man auf die Bedürfnisse verschiedenster Menschen eingehen muss.
Warum Unsinn? Es ist doch letztlich exakt das, was Axel geschrieben hat: Seine Bubble lässt sich nicht aus eigenem Interesse impfen, sondern weil "die" das wollen. Und deshalb hat seine Bubble keine Motivation, selbst irgendwas dafür zu machen, sondern "die" sollen bis vor die Haustür kommen. Das ist also kein Vorurteil, sondern nur das, was Axel aus seiner eignen Umgebung berichtet.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Guthwulf »

Vielleicht ist ja folgendes konsensfähig:

Es gibt überall Menschen, die sich aus verschiedenen irrationalen Gründen einer Impfung verweigern (egal wie weit/nah oder schwer/einfach eine Impfung zu besorgen wäre) und die sich auch nicht werden informieren, belehren oder überzeugen lassen. Genauso gibt es Menschen, die aufgrund eines realen medizinischen Grundes keine Impfung bekommen können, selbst wenn sie es wollen. Und natürlich gibt es Menschen, die aufgrund von persönlichen Einschränkungen (Psychische Erkrankung, Eingeschränkte Mobilität etc.) ggf. vor echten Problemen stehen, eine Impfstation zu erreichen und denen man mit "Impfung zum Menschen an die Haustür bringen", tatsächlich helfen könnte. Natürlich gibts abschließend auch die, die sich weder in Fernsehen, Radio, Zeitung noch Internet informieren oder die es einfach nicht besser wissen, deren Ängste und Sorgen man aber vielleicht beheben könnte, wann man konstruktiv mit Ihnen spricht und sie ernst nimmt.

In der Pauschalisierung anekdotischer Beobachtungen aus dem persönlichen Umfeld liegen genauso Tücken wie in der Interpretation von Statistiken (die man nicht selber gefälscht hat). Über beides kann man trefflich endlos streiten und diskutieren, ohne wirklich weiter zu kommen.

Fakt ist: Bei den offiziellen Angaben zur Impfquote ist Sachsen das traurige Schlußlicht unter den deutschen Bundesländern.

Gründe dafür wirds viele geben. Hätte die Regierung in Sachsen mehr tun müssen? Bestimmt! Spielen regionale Besonderheiten (Infrastruktur in ländlichen Gegenden etc.) eine Rolle? Bestimmt! Hat die Bevölkerungsstruktur einschl. dort vorhandener politischer Tendenzen einen Einfluss? Bestimmt (siehe USA)! Damit behauptet niemand das in Sachsen "alles Nazis" sind oder das es keine anderen sehr realen (und vermeidbaren) Gründe geben kann, warum Leute Impfangebote in Sachsen schlechter erreichen / annehmen als in den anderen Bundesländern. Aber einen Einfluss wird das schon auch haben.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Peter »

In der jüngst veröffentlichten großen Umfrage unter Ungeimpften spielen Gründe wie schlechte Erreichbarkeit, zu zeitaufwändig o.ä. nahezu keine Rolle (1%, wenn überhaupt). Da geht es hauptsächlich um Dinge wie Langzeitfolgen, Nebenwirkungen etc und sekundär auch um Trotz. Und 88% haben angegeben, dass sie sich zumindest in den nächsten 8 Wochen nicht impfen lassen werden.

Die Impfquote ist jetzt so wie sie ist und sie wird sich auch nicht mehr spürbar erhöhen lassen, egal was man macht. Da wird kein Druck mehr etwas bringen, keine Anreize, keine Erklärungen, kein "Man muss den Leuten entgegenkommen". Und das trifft auf alle Ungeimpften zu, egal wo sie wohnen.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Peter hat geschrieben: 31. Okt 2021, 22:44 In der jüngst veröffentlichten großen Umfrage unter Ungeimpften spielen Gründe wie schlechte Erreichbarkeit, zu zeitaufwändig o.ä. nahezu keine Rolle (1%, wenn überhaupt).
Kommt drauf an, wem man fragt. Wenn man überproportional Städter befragt, wird es solche Angaben nicht geben. Also: Wie sind die Befragten zusammengesetzt? Mehr Städter oder mehr Menschen auf dem Land? Und wenn ja, welches Land? Wie sind die äußeren Umstände, etc?

Schaut Euch doch mal die Impfquoten aufgeschlüsselt nach Landkreisen an: https://www.coronavirus.sachsen.de/uebe ... -9874.html

Da sieht man:
- Ein spürbares Gefälle zwischen Stadt und Land
- Dass man sich mal angucken müsste, was der Vogtland in seiner Organisation der Impfkampagne anders (und offensichtlich richtig) macht
- Je ländlicher die Landkreise, d.h. ohne mehrere größere Städte, desto niedriger die Impfquote

Ragdel hat es aus seiner Arbeit heraus ja schön beschrieben: Wenn man mit den Menschen persönlich redet, kann man ihnen Ängste und Sorgen nehmen. Aber da muss man eben auch zu den Leuten aktiv hin!
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Peter hat geschrieben: 31. Okt 2021, 22:44 Die Impfquote ist jetzt so wie sie ist und sie wird sich auch nicht mehr spürbar erhöhen lassen, egal was man macht. Da wird kein Druck mehr etwas bringen, keine Anreize, keine Erklärungen, kein "Man muss den Leuten entgegenkommen". Und das trifft auf alle Ungeimpften zu, egal wo sie wohnen.
Solange Politikerinnen wie Frau Wagenknecht zur Primetime bei Anne Will Skepsis an der Impfung schüren dürfen, darf man sich über die stagnierende Impfquote hierzulande nicht wundern.
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Santiago Garcia
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Santiago Garcia »

Ohje, was hat Schwurbelknecht diesmal wieder für nen Unsinn in die Welt gesetzt?
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Ende September:
Die meisten Impfzentren schließen. Die sind häufig in Messe- und Veranstaltungshallen, die ab Oktober wieder ihr normalen Geschäftsbetrieb aufnehmen und die Mitarbeiter kümmern sich nach Möglichkeit um neue Jobs.
Anfang November:
https://www.tagesschau.de/inland/impfzentren-151.html
Angesichts stark steigender Corona-Zahlen fordert der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Länder auf, ihre Impfzentren wieder hochzufahren. "Um möglichst vielen möglichst schnell eine Auffrischungsimpfung zu ermöglichen, sollten die Länder die Impfzentren, die sie seit Ende September in Standby bereithalten, nun wieder startbereit machen", sagte er der "Rheinischen Post".
Einmal in dieser Pandemie mehr als ein paar Wochen vorzuplanen ist wirklich völlig unmöglich...
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