COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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Tsuran
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Tsuran »

Johpir hat geschrieben: 18. Jan 2021, 17:18 Und genau da liegt doch der Hund begraben. Wenn man jetzt schon nicht im Stande/willig ist, die Einhaltung der bestehenden Regeln zu kontrollieren und Verstöße zu ahnden, wird man das bei weiteren Verschärfungen auch nicht machen. Bestraft werden dann nur wieder diejenigen, die sich eh dran halten.
Sehe ich genauso. Deswegen ärgert mich der aktuelle Zustand ja, weil unsere Gesellschaft ein absolut jämmerliches Bild abgibt. Und anstatt die Leute die nur sich selbst die nächsten sind zu sanktionieren, wird halt der Deckel über alle gestülpt. Mit mehr Rücksichtnahme, weniger Egoismus und einer ordentlichen Portion Demut könnte es allem Anschein nach ganz anders aussehen als aktuell. Aber das scheint ein frommer Wunsch.

Andererseits wird in meiner Stadt schon scharf sowohl durch Polizei als auch Ordnungsämter kontrolliert. Ich vermag nicht zu sagen inwiefern das im Gesamtgeschehen relevant ist, aber Maskenauflagen oder Versammlungsauflagen sollte man nicht brechen, das wird sofort teuer.
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bluttrinker13
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

Tsuran hat geschrieben: 18. Jan 2021, 17:39 Sehe ich genauso. Deswegen ärgert mich der aktuelle Zustand ja, weil unsere Gesellschaft ein absolut jämmerliches Bild abgibt. Und anstatt die Leute die nur sich selbst die nächsten sind zu sanktionieren, wird halt der Deckel über alle gestülpt. Mit mehr Rücksichtnahme, weniger Egoismus und einer ordentlichen Portion Demut könnte es allem Anschein nach ganz anders aussehen als aktuell. Aber das scheint ein frommer Wunsch.
Verstöße im privaten Bereich müssten aber ebenso dort, privat, sanktioniert werden. Dazu sind viele wahrscheinlich nicht bereit, weil das Dissens bedeutet, und auch wieder ein schlechtes Licht auf einen selbst werfen könnte, etc. Vermute ich jedenfalls. Insofern steht sich hier die individualistische Moral vielleicht selbst etwas im Weg.
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Tsuran
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Tsuran »

Andre Peschke hat geschrieben: 18. Jan 2021, 17:35 Kosten sind auch manchmal ein Punkt. Ich kenne Geschichten von Unternehmen, bei denen sich aktuell zB mehrere Mitarbeiter einen Rechner teilen wenn es um bestimmte Arbeiten geht. Schickt man die ins Homeoffice, müsste man zusätzliche Lizenzen anschaffen oder sogar neue Hardware anschaffen (wenn sich zB mehrere einen Rechner zum Videoschnitt teilen). Auch manche Kommunikationssoftware müsste zu Bezahlaccounts upgraded werden zB bei Slack, wo aktuell noch ein Free-Account ausreicht. Das will man dann vermeiden.
[Disclaimer vorab: Ich greife das Argument an, nicht denjenigen der es geposted hat]

Ja, das Kostenargument kommt immer wieder. Es gibt auch selbstverständlich Arbeitsplätze die schlecht ins Homeoffice portiert werden können (Meiner!), im Großen und Ganzen dürfte es aber einige hunderttausend geben die man aus der Gleichung nehmen könnte. Meine Firma hat konsequent die Niederlassungen seit Beginn zugesperrt und macht alles, was irgendwie geht, nur noch auf Distanz. Es ist untersagt sich in den Räumlichkeiten aufzuhalten ohne, dass das vorher in einer speziellen Raumplanung eingetaktet wurde. Wo kein Equipment zu Hause vorhanden war, hat der Arbeitgeber Geräte zur Verfügung gestellt. Das war für die jeweiligen Beteiligten sicher ein großer Kraftakt, mittlerweile interessiert das niemanden mehr. Ich kenne seit Beginn der Pandemie meine Schichtkollegen nur noch vom Telefon, weil wir uns kontaktlos die Schichten übergeben. Wir mussten uns alle umstellen, sowohl privat als auch beruflich. Warum sollten das Unternehmen nicht auch MÜSSEN?

Was kostet es eine Firma wenn einer oder mehrere MItarbeiter (gerne auch gegenseitig angesteckt) mehrere Wochen zu Hause verbringen weil sie krank im Bett liegen?
Was kostet der Produktivitätsverlust wenn einer oder mehrere Mitarbeiter mit den immer häufiger berichteten Folgeproblemen einer COVID-19 Infektion zu kämpfen hat?
Was wird es kosten wenn die Firma amtlich angeordnet zusperren MUSS, und dann kein Konzept vorliegt um schnell auf Home Office umzustellen?

In der Schweiz und in Belgien ist jetzt eine PFLICHT für Homeoffice beschlossen worden. Ich bin mir ziemlich sicher, in den beiden Ländern wird auch das unternehmerische Leben weiter gehen und die Wirtschaft, dem Dauerjammern zum Trotz, keinen langanhaltenden Schaden nehmen.
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Tsuran
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Tsuran »

bluttrinker13 hat geschrieben: 18. Jan 2021, 17:43 Verstöße im privaten Bereich müssten aber ebenso dort, privat, sanktioniert werden. Dazu sind viele wahrscheinlich nicht bereit, weil das Dissens bedeutet, und auch wieder ein schlechtes Licht auf einen selbst werfen könnte, etc. Vermute ich jedenfalls. Insofern steht sich hier die individualistische Moral vielleicht selbst etwas im Weg.
Ich muss nachfragen. Du meinst damit, dass die Leute privat sagen müssten: "Ich finde nicht in Ordnung, dass Du eine Party abhältst?", und das zu Streitereien führen könnte?
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bluttrinker13
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

Tsuran hat geschrieben: 18. Jan 2021, 18:19 Ich muss nachfragen. Du meinst damit, dass die Leute privat sagen müssten: "Ich finde nicht in Ordnung, dass Du eine Party abhältst?", und das zu Streitereien führen könnte?
Ja, genau das. Ist mir etwas unterrepräsentiert in der Debatte um die individuellen Verpflichtungen und auch Egoismus vs Regeltreue. Nicht verwunderlich, aber auch nicht gut.
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Tsuran
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Tsuran »

bluttrinker13 hat geschrieben: 18. Jan 2021, 18:27 Ja, genau das. Ist mir etwas unterrepräsentiert in der Debatte um die individuellen Verpflichtungen und auch Egoismus vs Regeltreue. Nicht verwunderlich, aber auch nicht gut.
Ok, verstanden. Ja. Das sehe ich auch so.
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mart.n
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von mart.n »

Das beste ist doch, dass gerade bei den öffentlichen Verwaltungen noch die absolute Mehrheit an Leuten zur Arbeit erscheinen muss. Alle Freunde, die bei mittel- bzw. großen Unternehmen oder Konzernen arbeiten, sind längst zu Hause. Wer sich nicht dran hält sind oft Patriarchen aus Familienbetrieben ("alles Quatsch, vor allen Dingen Home Office") und unsere Staatsbeschäftigten. Und aus privater Sicht oft die Leute, die mit Kindern zu Hause nicht arbeiten können, meistens aus Platzmangel. Aber das interessiert ja niemand, wer Kinder hat, ist selber schuld.
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Guthwulf
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Guthwulf »

mart.n hat geschrieben: 18. Jan 2021, 19:17 Das beste ist doch, dass gerade bei den öffentlichen Verwaltungen noch die absolute Mehrheit an Leuten zur Arbeit erscheinen muss. Alle Freunde, die bei mittel- bzw. großen Unternehmen oder Konzernen arbeiten, sind längst zu Hause. Wer sich nicht dran hält sind oft Patriarchen aus Familienbetrieben ("alles Quatsch, vor allen Dingen Home Office") und unsere Staatsbeschäftigten. Und aus privater Sicht oft die Leute, die mit Kindern zu Hause nicht arbeiten können, meistens aus Platzmangel. Aber das interessiert ja niemand, wer Kinder hat, ist selber schuld.
Einspruch: Ich arbeite in der öffentlichen Verwaltung in nem Bundesministerium und hier muss bis auf gaaanz wenige Ausnahmen niemand ins Büro kommen. Bin seit Mai durchgehend im Home Office. Die Behörden, mit denen ich im Rahmen meiner Arbeit zu tun hab, handhaben das ebenfalls so. Öffentliche Verwaltung muss hier auch einer gewissen Vorbildfunktion gerecht werden. Kann natürlich nicht sagen, wie es in der Landesverwaltung oder Kommunen aussieht. Das die verbeamteten Lehrer wegen des Schulchaos arm dran sind und Dinge wie Grenzschutz, Feuerwehr oder Polizei schlecht ins Homeoffice gehen können, klammere ich da jetzt mal aus.
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XfrogX
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von XfrogX »

Arbeite in einem Lead Center eines Konzerns, und ja wir haben nun wieder Home Office aber gefühlt nur für die Leute die sowieso im Einzel Büro saßen. Alles was mit der Produktion zu tun hat, und sei es nur 4 mal am Tag neue ausgedruckte Listen bringen ist weiter jeden Tag da. Und am schlimmsten die sind sogar schichtübergreifend da.

Also sie reden mit der Früh und spätschicht. Meetings sind in Räumen verboten, aber jeden Morgen in Ecken Besprechungen der Zahlen vom Vortag müssen wir abhalten, selbst wenn es keine besonderen Vorkommnisse gab, nicht das auf einmal irgendwo 5 Teile weniger produziert worden ohne das dafür einer Rechenschaft ablegen muss.

Wir haben bisher wohl vorallem Glück wegen unserer Lage, generell niedrige Zahlen hier, und dazu dann noch ländlich gelegen, wodurch es den meisten nicht schwer fällt sich mit wenigen fremden Kontakten auszukommen.

Aber ich glaube unserer Firma würde es schon helfen wenn es deutlich härtere Richtlinien gäbe vom Staat.
Und sowas wie man müsste mehr Lizenzen bezahlen trifft auf uns sicher nicht zu. Bei uns hat einfach jeder Arbeitsplatz alle Lizenzen, sehr oft sogar für Sachen die garnicht benutzt werden.
Laut letzter Betriebsversammlung wohl in mittlerer 5stelliger Summe pro Jahr für Sachen die keiner nutzt.
eXodus
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von eXodus »

Mal eine moralisch-ethische Frage.

Ich habe die Möglichkeit, mich impfen zu lassen - wenn ich denn einen Termin bekomme.
Allerdings habe ich mein Arbeitsverhältnis auf den 31.3.2021 gekündigt. Dementsprechend könnte ich ja jemand anderes seinen Impfplatz "wegnehmen", während ich geimpft in der Arbeitslosigkeit sitze.

Was würdet ihr machen?
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Wenn du bis zum Ende März noch in dem Bereich arbeitest halte ich es für völlig legitim sich impfen zu lassen.
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Zoiglbier
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Zoiglbier »

Wenn du bis Ende März da noch normal arbeitest würde ich mich auch impfen lassen. Vor allem in der aktuellen Phase ist denk ich der Schutz von sich selbst und der Personen mit denen man zu tun hat wichtig (noch hohe Infektionszahlen, Mutation, geringe Impfquote). Außerdem denke ich, dass bis April sowieso genug Impfstoff für die komplette oberste Prioritätengruppe da ist, wenn man sich anschaut was a) wahrscheinlich noch zugelassen wird (Johnson und Johnson) und b) welche Liefermenge allein Biontech pro Woche anstrebt (rund 700.000 wöchentlich erstmal bis Mitte Februar, dann evtl. mehr).
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LegendaryAndre
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von LegendaryAndre »

eXodus hat geschrieben: 30. Jan 2021, 21:10 Allerdings habe ich mein Arbeitsverhältnis auf den 31.3.2021 gekündigt. Dementsprechend könnte ich ja jemand anderes seinen Impfplatz "wegnehmen", während ich geimpft in der Arbeitslosigkeit sitze.

Was würdet ihr machen?
Ich halte es für moralisch unbedenklich, wenn du dich impfen lässt! Als eine weitere geimpfte Person trägst du dennoch zur Sicherheit in deinem Umfeld bei und die Impfung steht dir ja aufgrund des Dienstverhältnisses noch zu. Etwas anderes wäre es wenn anstelle von dir eine alte oder immunschwache Person geimpft werden könnte, aber so nimmst du niemandem den Impfstoff weg, der in dringender bräuchte, weil sich diese Frage gar nicht stellt. Da es um die Sicherheit am Arbeitsplatz geht, wird die Person die dich ersetzt zum gegebenen Zeitpunkt sicherlich auch eine Impfung erhalten, sobald Nachlieferungen kommen.
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Peter
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Peter »

Zoiglbier hat geschrieben: 31. Jan 2021, 00:55 Außerdem denke ich, dass bis April sowieso genug Impfstoff für die komplette oberste Prioritätengruppe da ist, wenn man sich anschaut was a) wahrscheinlich noch zugelassen wird (Johnson und Johnson) und b) welche Liefermenge allein Biontech pro Woche anstrebt (rund 700.000 wöchentlich erstmal bis Mitte Februar, dann evtl. mehr).
Schön wärs... Hier in Karlsruhe sieht es so aus: Das Zentrale Impfzentrum hat bis zum 8.2. geschlossen, da überhaupt nichts mehr reinkommt. Das Kreisimpfzentrum sogar bis zum 12.2. und selbst danach kann nur an zwei Tagen pro Woche geimpft werden und daran wird sich voraussichtlich bis Ende März nichts ändern. Und das sogar, obwohl man künftig nicht mehr 50% der Dosen für die Zweitimpfungen zurückhält. Bei meiner Mutter und ihrem Umfeld (alle Ü80) sieht es so aus, dass bisher nur eine Person geimpft wurde und der Rest noch nicht einmal einen Termin bekommen hat.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Peter hat geschrieben: 31. Jan 2021, 08:56 Schön wärs... Hier in Karlsruhe sieht es so aus: Das Zentrale Impfzentrum hat bis zum 8.2. geschlossen, da überhaupt nichts mehr reinkommt. Das Kreisimpfzentrum sogar bis zum 12.2. und selbst danach kann nur an zwei Tagen pro Woche geimpft werden und daran wird sich voraussichtlich bis Ende März nichts ändern. Und das sogar, obwohl man künftig nicht mehr 50% der Dosen für die Zweitimpfungen zurückhält. Bei meiner Mutter und ihrem Umfeld (alle Ü80) sieht es so aus, dass bisher nur eine Person geimpft wurde und der Rest noch nicht einmal einen Termin bekommen hat.
Wenn ich hier jetzt richtig loslege bekomme ich den Account gesperrt... Ich versuche mich daher zurückzuhalten. Ich versuche bisher vergeblich einen Impftermin für meinen Opa zu bekommen. Gut, Impfstoff ist Mangelware und es ist erstmal egal wer dafür verantwortlich ist, es gibt zu wenig und die Bundesländer können dafür nichts. Der absolut unfassbare Haufen an Inkompetenz und Dummheit, der sich in vielen Bundesländern bei der Organisation zeigt geht aber einzig und allein auf deren Kappe und zeigt, dass da da in Verwaltung völlige Ignoranz und Unfähigkeit herrscht. Wie kann man die Impfung eines knappen und möglicherweise lebensrettenden Impfstoffs so dilettantisch verkacken???

Mein Positivbeispiel ist Mecklenburg. Die klemmen sich den Scheiß nämlich. Die Behörden haben die verdammten Daten jedes Einwohners und wissen genau wer über 80 ist. Die werden angeschrieben und wer angeschrieben wurde kann einen Impftermin machen. Fertig. Kein Stress für niemanden - und bislang gibt die Statistik MV recht - 3,5% der Bevölkerung sind geimpft, aktuell bundesweiter Spitzenreiter und die Impfstoffdosen werden entsprechend der Einwohnerzahl verteilt.

In anderen Bundesländern? In Sachsen kam man auf die Idee, dass die sächsischen Senioren alle Internetaffin sind. Die sind ernsthaft mit einem ausschließlich via Internet erreichbaren Buchungsverfahren gestartet - eine Telefonhotline haben sie erst später gestartet.
Niedersachsen hat vorgestern mit ihrer Impfterminhotline losgelegt:
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Cor ... er806.html
Das Gesundheitsministerium gab an, dass am ersten Tag der Terminvergabe, rund 8,9 Millionen Anrufversuche registriert worden seien. Bis zum Freitagnachmittag haben demnach 10.334 Menschen, die 80 Jahre oder älter sind, Termine für die Erst- und Zweitimpfung vereinbart. Unter der Nummer 0800/998 86 65 sei es auch weiterhin möglich, sich auf die Warteliste für künftige Termine setzen zu lassen, sagte ein Ministeriumssprecher. Auch im Internet werde unter www.impfportal-niedersachsen.de in der kommenden Woche eine Warteliste bereitgestellt.


Fast 9 Millionen (!!!!)Anrufversuche bei vollen 10.000 erfolgreichen Terminvergaben. Das veröffentlichen die auch noch stolz??? Fällt da keinen auf, dass das Verhältnis einfach mal scheiße ist? Gab es da ernsthaft keine bessere Alternative als solch ein Windhundverfahren? Wir reden hier von einem Impfstoff, nicht von einer Playstation 5.

Apropos Windhundverfahren. Mein Opa wohnt ion Sachsen-Anhalt. Da läuft die Imfvergabe über die 116117 oder über die entsprechende Webseite. Ich versuche es seit Wochen. Zweimal hatte ich bereits das "Glück", dass genau EIN Termin frei war den ich gesichert habe. Dann muss man die Daten des zu Impfenden eingeben und das bestätigen. Da war der Termin aber jeweils schon wieder weg. Das Sichern bzw. vorübergehendes blockieren des Termins erfolgt nämlich nicht dann, wenn man ihn zuerst angeklickt hat, sondern dann wenn man im folgenden Popup sämtliche Daten eingetippt hat - das machen natürlich zig Leute parallel die gerade alle hoffen endlich einmal Glück gehabt zu haben nur um dann die Info zu bekommen, dass der Termin bereits vergeben wurde. Was für ein Arschlochsystem. Ich hoffe, dass für die Verantwortlichen dieses "Features" ein ganz besonderer Wartebereich in der Hölle reserviert ist und die Terminvergabe mit ihrem Tool erfolgt...
Als Krönung gibt es da keine Warteliste, das Windhundverfahren beginnt bei jedem einzelnen freigeschalteten Termin von neuem und dafür wünsche ich den Verantwortlichen für dieses System wirklich aus ganzem Herzen alles Schlechte.
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Peter
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Peter »

Oh ja. Ich versuche auch mehrmals täglich für meine Mutter einen Termin zu bekommen und hatte bisher einmal das Glück, dass tatsächlich einer vorhanden war... der natürlich weg war, bis ich die Daten eingegeben hatte. Bei jedem Ticket-Reservierungssystem, das ich kenne (Kino etc), wird bei sowas der Platz für ein paar Minuten reserviert, nur hier nicht.

Die höheren Impfquoten einzelner Bundesländer sind übrigens nur Augenwischerei. Hier in BW wurden bisher 50% der Dosen zurückgelegt, was in MV nicht passiert. Das hat natürlich zur Folge, dass in MV dann, wenn die zweiten Impfungen anstehen, weniger Erstimpfungen stattfinden können.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Zoiglbier »

Peter hat geschrieben: 31. Jan 2021, 08:56
Zoiglbier hat geschrieben: 31. Jan 2021, 00:55 Außerdem denke ich, dass bis April sowieso genug Impfstoff für die komplette oberste Prioritätengruppe da ist, wenn man sich anschaut was a) wahrscheinlich noch zugelassen wird (Johnson und Johnson) und b) welche Liefermenge allein Biontech pro Woche anstrebt (rund 700.000 wöchentlich erstmal bis Mitte Februar, dann evtl. mehr).
Schön wärs... Hier in Karlsruhe sieht es so aus: Das Zentrale Impfzentrum hat bis zum 8.2. geschlossen, da überhaupt nichts mehr reinkommt. Das Kreisimpfzentrum sogar bis zum 12.2. und selbst danach kann nur an zwei Tagen pro Woche geimpft werden und daran wird sich voraussichtlich bis Ende März nichts ändern. Und das sogar, obwohl man künftig nicht mehr 50% der Dosen für die Zweitimpfungen zurückhält. Bei meiner Mutter und ihrem Umfeld (alle Ü80) sieht es so aus, dass bisher nur eine Person geimpft wurde und der Rest noch nicht einmal einen Termin bekommen hat.
Dass da aktuell einiges schief läuft will ich nicht bestreiten. Dennoch gehe ich schon davon aus, dass Anfang April in der Gruppe alle geimpft werden können die es wollen. Sofern die Liefermengen so auch bestehen bleiben und nicht nochmal einbrechen...
Zuletzt geändert von Zoiglbier am 31. Jan 2021, 11:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Peter hat geschrieben: 31. Jan 2021, 11:49 Die höheren Impfquoten einzelner Bundesländer sind übrigens nur Augenwischerei. Hier in BW wurden bisher 50% der Dosen zurückgelegt, was in MV nicht passiert.
Sämtliche mit bekannten Aussagen aus MV besagen, dass auch hier Reserven für die Zweitimpfungen vorhanden sind.
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Peter
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Peter »

Zoiglbier hat geschrieben: 31. Jan 2021, 11:57 Dass da aktuell einiges schief läuft will ich nicht bestreiten. Dennoch gehe ich schon davon aus, dass Anfang April in der Gruppe alle geimpft werden können die es wollen. Sofern die Liefermengen so auch bestehen bleiben und nicht nochmal einbrechen...
Für BW habe ich es ausgerechnet, danach würde es nach den offiziellen Angaben, wie viel Impfstoff bisher und in nächster Zeit (März) verfügbar ist 9-10 Monate dauern, bis die erste Gruppe komplett geimpft ist. Bei einer Impfquote von 70% also 6-7 Monate.
Rince81 hat geschrieben: 31. Jan 2021, 11:57 Sämtliche mit bekannten Aussagen aus MV besagen, dass auch hier Reserven für die Zweitimpfungen vorhanden sind.
Ja, es gibt Reserven, aber es werden nicht 50% zurückgelegt, wie in einigen anderen Bundesländern. Die Reserven werden hier mit Verzögerung aufgebaut. Dementsprechend hatte man am Anfang mehr Dosen zur Verfügung.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Inkognito »

Zoiglbier hat geschrieben: 31. Jan 2021, 11:57 Dennoch gehe ich schon davon aus, dass Anfang April in der Gruppe alle geimpft werden können die es wollen. Sofern die Liefermengen so auch bestehen bleiben und nicht nochmal einbrechen...
Das glaube ich kaum.

Hat jemand Daten zur Impfkapazität?
Letzte Infos sagen unter Vollast 300.000 Impfungen pro Arbeitstag. Also 550 Arbeitstage. :?
Wird also 2 Jahre dauern.

Nach etwas mehr als einem Monat haben wir immerhin schon 1,3% der Impfungen geschafft... :doh:

Kann man ja in Zukunft aufstocken, aber wenn ich die Geschichten hier lese, darf man die logistische Kompetenz wohl nicht überschätzen.
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