Auch wenn ich zugeben muss, im Moment wahrscheinlich in einer extrem privilegierten Position zu sein (sicherer Job, große und ruhige Wohnung, keine Angehörigen in Risikogruppen) geht es mir im Moment nicht gut mit der Situation. Insbesondere seitdem die Fallzahlen so steigen und ich gleichzeitig wieder ganz normal Unterricht machen soll, fühle ich mich bei der Arbeit unsicher und ungeschützt und ich habe schon Angst mich anzustecken, weil ich nun täglich mit mindestens 100 Leuten länger Kontakt habe, und nicht mehr wie beim ersten Lockdown mit wöchentlich ungefähr fünf. Es gab auch schon Tage, an denen ich ständig fast am Losheulen war.Dennis Diel hat geschrieben: ↑1. Nov 2020, 17:54
Wie geht ihr mit negativen Gedanken und Ängsten um?
Was mir hilft ist, kleinere Projekte anzustreben, die ich auch unter den momentanen Umständen ziemlich sicher verwirklichen kann. Ich habe erst durch Corona angefangen, Pen&Paper online zu spielen, und auch wenn es längst nicht das gleiche ist wie am Spieltisch hilft es mir, ab und zu kleine One-Shots zu spielen und zu leiten. Dadurch habe ich auch immer mal wieder Kontakt zu Leuten, die ich sonst selten gesehen habe, und ich habe auch ein paar neue Leute kennengelernt.
Dazu bin ich im Moment dabei, einen monatlichen Lesekreis über Skype anzuleiern, und das motiviert mich, fokussierter zu lesen und außerdem konkret in die Zukunft zu planen.
Solche Projekte geben mir das Gefühl, noch ein bisschen Kontrolle über die Situation zu haben.
Ich habe auch das Glück, dass im gleichen Haus eine langjährige Freundin von mir wohnt, und wenn mal wieder irgendeine dumme Nachricht reinkommt, kann man sich quasi sofort mit einem Bier oder Kaffee (und Abstand...) im Garten treffen und sich auskotzen. Das ist ziemlich kathartisch.
Ich finde es für mich wichtig, mir auch die negativen Emotionen angesichts der Lage zu gönnen. Wenn ich völlig frustriert, traurig und genervt bin, dann ist das halt so. Ich will dann auch nicht so tun, als wäre alles in Ordnung und mich zusammenreißen und optimistisch sein. Langfristig geht es mir damit besser, als wenn ich ständig versuchen würde, "doch das Gute an der Sache" zu sehen.
Ich habe aber wie gesagt auch das Glück, dass das alles für mich nur ein emotionales, aber kein materielles Problem ist. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie hart das für viele andere sein muss.