COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Die Infektionsrate an Covid-19 ist im Einzelhandel verschwindend gering.
https://www.mdr.de/nachrichten/panorama ... l-100.html

Auch auf dem Höhepunkt der Infektionen im März und April ist es demnach kaum zu Infektionen gekommen.
Also kann man ja die Maskenpflicht im Einzelhandel durchaus nochmal hinterfragen. ;)

Währenddessen die Branche mit einem Verlust von 40 Milliarden Euro rechnet, aber nur dann, wenn es keine zweite Welle gibt. https://www.mdr.de/nachrichten/panorama ... 9cd8d.html
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Alienloeffel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Alienloeffel »

Im Einzelhandel gab und gibt es aber auch die meisten Maßnahmen und Anstrengungen Infektionen zu vermeiden. Wenn diese gut funktionieren und der Grund sein sollten für die niedrigen Zahlen spricht das ja nur für die Maßnahmen.
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Axel hat geschrieben: 16. Jul 2020, 02:34 Auch auf dem Höhepunkt der Infektionen im März und April ist es demnach kaum zu Infektionen gekommen.
Also kann man ja die Maskenpflicht im Einzelhandel durchaus nochmal hinterfragen. ;)
Was ist das Ziel? Die Ansteckungsrate für Verkäufer/innen zu steigern?

Der Einzelhandel hat in Deutschland extrem früh und proaktiv reagiert - es war klar, dass die Mitarbeiter dort in "erster Reihe" stehen. Gerade die größeren Märkte hatten bereits bis Mitte März an allen Kassen Spuckschutzwände installiert und haben Abstandskonzepte an ihren Kassen umgesetzt, seit Mitte April kam dann die Maskenpflicht hinzu. Das hat offensichtlich hervorragend funktioniert - das ist kein Grund das nun zu hinterfragen, im Gegenteil.
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meieiro
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von meieiro »

Axel hat geschrieben: 16. Jul 2020, 02:34 Die Infektionsrate an Covid-19 ist im Einzelhandel verschwindend gering.
https://www.mdr.de/nachrichten/panorama ... l-100.html

Auch auf dem Höhepunkt der Infektionen im März und April ist es demnach kaum zu Infektionen gekommen.
Also kann man ja die Maskenpflicht im Einzelhandel durchaus nochmal hinterfragen. ;)
Dazu auch interressant ein Bericht aus den USA
Wie zwei Friseure Corona-Übertragungen verhinderten

Das heißt jetzt nicht, dass es nur an den Masken lag, dass die niemanden angesteckt haben. Das wird man nicht nachweisen können. Aber ist definitiv eine interressante Beobachtung und würde dafür sprechen, dass die Masken helfen die Verbreitung einzudämmen.
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

In Frankreich dürfte nun auch eine Maskenpflicht im Einzelhandel kommen.
https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... alfeiertag
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billi
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von billi »

In Leipzig soll nun ein groß angelegter Test / Studie zu Massenveranstaltungen "in Corona Zeiten" durchgeführt werden:

https://www.spiegel.de/panorama/gesells ... 4e82f658ea

Solche Studien sollte es meiner Meinung nach auch in anderen Bereichen geben, das würde viele Spekulationen verhindern.
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Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Zum Thema bei unseren Nachbarn geht es auch ohne Maske beim Einkaufen:

https://www.spiegel.de/wissenschaft/oes ... a85a77b6d5
Aus den Zahlen geht auch hervor, dass im Mittel der vergangenen sieben Tage 104 Menschen positiv getestet wurden. Dieser Durchschnitt ist mehr als viermal so hoch wie am 14. Juni - dem Tag, an dem die Regierung in Wien bekannt gab, die landesweite Maskenpflicht im Handel und teils auch in der Gastronomie abzuschaffen. Nun trägt in diesen Bereichen nur noch ein Bruchteil der Kunden und des Personals freiwillig einen Mund-Nasen-Schutz.

Die Zahl der bestätigten Infektionen pro 100.000 Einwohner war in den vergangenen sieben Tagen in Österreich (8,2) mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland (3,0). Die Zahl der aktiven Covid-19-Fälle ist seit Mitte Juni von unter 400 auf 1315 gestiegen.
Klappt ja super...
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Serdar Somuncu hat zum ganzen Thema den besten Text geschrieben, den ich seit Wochen gelesen habe.
https://www.facebook.com/serdarsomuncu/ ... 0029684793
Corona tötet Kultur!

Corona nervt. Nicht nur diejenigen, die mit dem neuen Alltag der Maßnahmen hadern, sondern auch diejenigen, die um ihre zukünftige Existenz bangen. Aber wo stehen wir Künstler, die auf die Bühne müssen. Womit haben wir zu kämpfen. Wie sieht die Zukunft aus, und welche Auswirkungen hat unser Schicksal auf den Rest der Gesellschaft?

Auf der einen Seite wirkt vieles normal. Die Realität 2.0 nach Corona hat schon längst begonnen. Schutzmaßnahmen und Vorsicht sind zwar weiterhin geboten. Viele halten sich daran. Andere murren. Wenige verweigern sich. Die meisten können wieder ihrer Arbeit nachgehen, reisen oder ihr Bier in der Kneipe trinken. Die Medien jonglieren mit einzelnen Zahlen hin und her. Die Politik lobt ihre Bürger und vermittelt Zuversicht. Die große Panik, so scheint es, ist vorbei. Selbst Drosten, Hildmann und Co scheinen die Lust am Weltuntergang verloren zu haben und machen Urlaub. Man hofft auf ein baldiges Ende des ausklingenden Albtraums. Wenn der Impfstoff oder und ein Medikament gefunden werden, sind wir safe und alles geht weiter wie bisher. Daran halten wir uns fest.

Auf der anderen Seite geht fast unmerklich eine ganze Branche zu Grunde. Schauspieler und Musiker sind der Perspektivlosigkeit ausgeliefert. Ihre Kreativität als Lebenselixier ist gelähmt und manch einem geht sprichwörtlich die Puste aus, wie dem Gitarristen Stephan Ullmann, der sich vor wenigen Wochen das Leben genommen hat. Umso zynischer wirkt es, wenn die Spießer, die sich in den Kommentarspalten solcher Artikel gerne als Hüter der relativierenden Gerechtigkeit aufspielen, die leise vonstatten gehende Katastrophe des Niedergangs nicht wahrhaben wollen und uns Künstlern suggerieren, dass wir unser selbstgewähltes Schicksal brav erdulden müssen, statt larmoyant unseren Untergang zu beklagen.

Die Realität sieht anders aus. Faktisch nämlich haben wir Künstler Corona weder bestellt, noch haben wir es verursacht. Dafür erdulden wir das einschneidendste Arbeitsverbot, das es je in unserer Geschichte gab. Während scheinbar systemrelevante Unternehmen, wie die Lufthansa mit Milliarden vollgepumpt werden, reiche Konzerne wie Apple und Amazon weiter Reibach machen dürfen, müssen wir Künstler uns anhören, dass wir welt- und lebensfremde Hallodris seien, die doch gefälligst etwas Anständiges hätten lernen sollen. Offensichtlich führen wir in der Vorstellung mancher immer noch ein Leben in Saus und Braus und sind nur zu faul und zu gierig, um uns von den Pfründen zu lösen, die wir uns im Laufe der Jahre ergaunert haben.

Wenn dem so ist, dann schauen wir uns das Leben nach Corona ohne Kunst doch einmal genauer an. Kein Kino, kein Theater, keine Comedy, keine Konzerte, keine Festivals, keine Opern, kein Circus und kein Varieté. Aber auch keine Podcasts, keine Hörspiele, Zaubershows, Ballett, Lesungen und Kabarattabende. Oder alles nur noch vorgesetzt und zum doppelten Preis. Und wem das zu teuer ist, für den gibt es Serien und TV Sendungen nur noch als X.Wiederholung und wenn live, dann als Stream mit miserablem Sound und schlechter Bildqualität. Dafür aber kostenlos und jederzeit.

Es ist an Unverschämtheit und Ignoranz nicht zu überbieten, wenn Menschen die tagtäglich unsere Dienstleistungen wie selbstverständlich in Anspruch nehmen, uns jetzt vorwerfen, wir hätten lange genug wie die Maden im Speck gelebt und uns dazu raten zur Bescheidenheit zurückkehren oder auf Alternativen zurückzugreifen, die ihnen selbst den Konsum erhalten, uns aber finanziell ruinieren.
All diesen Leuten müsste man mal zumuten auch nur einen einzigen Tag in der Ungewissheit zu leben, auf seine Intuition und sein Talent, sein Selbstvertrauen und seine Ausdauer angewiesen und seinen Selbstzweifeln ausgeliefert zu sein, die Hosen runterzulassen zu müssen, statt sich die Taschen vollmachen und davon leben zu können. Kein festes Gehalt am Monatsende, kein Krankenschein, wenn man Fieber hat, keine Altersvorsorge, keine automatische Absicherung durch Hartz 4 und trotzdem volle Steuern und Abgaben bei einer gesellschaftlichen Akzeptanz gleich Null.

Wir Künstler sind die Nutten der Anspruchslosigkeit. Wenn man uns gebrauchen kann, werden wir benutzt und bejubelt, wenn man auf uns verzichten kann, werden wir beschimpft und belächelt. Irgendwie ist das, was wir tun verrucht, aber ganz verzichten will man darauf auch nicht. Weil das, was wir für diese Gesellschaft leisten doch elementarer ist, als man glaubt. Denn wir alle wollen auch lachen und weinen, wir alle wollen auch lieben und leiden. Vor allem aber, wollen wir alle leben!
Schon jetzt liegen mehr als drei Viertel der Branche am Boden. Und auch die Zuschauer fragen sich, wie es weitergehen kann, ob Veranstaltungen verschoben oder abgesagt werden. Großverdiener und Profiteure, wie der Ticketmonopolist Eventim halten mit Duldung des Gesetzgebers ihre Hand auf die Erlöse der bereits verkauften Karten. Die Künstler sind die Gelackmeierten.

Alarmstufe Kultur! Wenn nicht schon sehr bald eine Lösung gefunden wird Veranstaltungen wieder stattfinden zu lassen, ist Schluss mit lustig und auch mit ernst. Denn dann werden wir nach Corona bei Null anfangen müssen und können unsere Unterhaltung aus dümmlichen Konversationen in sozialen Netzwerken beziehen. Eine intellektuelle Auseinandersetzung über das, was uns bewegt oder eine Verarbeitung unserer Ängste und Sorgen der Gegenwart, aber auch die Antwort unserer Dichter und Denker auf die Fragen der Vergangenheit werden wir dann vergeblich suchen. Denn, dann sind wir nur noch ein Torso einer einst hochentwickelten Gesellschaft, die von der Hand in den Mund lebt und nicht vom Verstand in die Vernunft.
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Ein guter und richtiger Text.

Ich denke aber, dass es teilweise nicht gehen wird wie von ihm gefordert
Veranstaltungen wieder stattfinden zu lassen
Ein Teil wird gehen, ein anderer Teil nicht. Hier ist es aber höchste Zeit von staatlicher Seite einzugreifen und zu überbrückend helfen, egal wie - ein zeitlich begrenztes Grundeinkommen für alle Mitglieder der KSK beispielsweise kann bürokratisch nicht so aufwendig sein.
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vicsbier
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von vicsbier »

Axel hat geschrieben: 19. Jul 2020, 15:19 Serdar Somuncu hat zum ganzen Thema den besten Text geschrieben, den ich seit Wochen gelesen habe.
https://www.facebook.com/serdarsomuncu/ ... 0029684793
Corona tötet Kultur!

Corona nervt. Nicht nur diejenigen, die mit dem neuen Alltag der Maßnahmen hadern, sondern auch diejenigen, die um ihre zukünftige Existenz bangen. Aber wo stehen wir Künstler, die auf die Bühne müssen. Womit haben wir zu kämpfen. Wie sieht die Zukunft aus, und welche Auswirkungen hat unser Schicksal auf den Rest der Gesellschaft?

Auf der einen Seite wirkt vieles normal. Die Realität 2.0 nach Corona hat schon längst begonnen. Schutzmaßnahmen und Vorsicht sind zwar weiterhin geboten. Viele halten sich daran. Andere murren. Wenige verweigern sich. Die meisten können wieder ihrer Arbeit nachgehen, reisen oder ihr Bier in der Kneipe trinken. Die Medien jonglieren mit einzelnen Zahlen hin und her. Die Politik lobt ihre Bürger und vermittelt Zuversicht. Die große Panik, so scheint es, ist vorbei. Selbst Drosten, Hildmann und Co scheinen die Lust am Weltuntergang verloren zu haben und machen Urlaub. Man hofft auf ein baldiges Ende des ausklingenden Albtraums. Wenn der Impfstoff oder und ein Medikament gefunden werden, sind wir safe und alles geht weiter wie bisher. Daran halten wir uns fest.

Auf der anderen Seite geht fast unmerklich eine ganze Branche zu Grunde. Schauspieler und Musiker sind der Perspektivlosigkeit ausgeliefert. Ihre Kreativität als Lebenselixier ist gelähmt und manch einem geht sprichwörtlich die Puste aus, wie dem Gitarristen Stephan Ullmann, der sich vor wenigen Wochen das Leben genommen hat. Umso zynischer wirkt es, wenn die Spießer, die sich in den Kommentarspalten solcher Artikel gerne als Hüter der relativierenden Gerechtigkeit aufspielen, die leise vonstatten gehende Katastrophe des Niedergangs nicht wahrhaben wollen und uns Künstlern suggerieren, dass wir unser selbstgewähltes Schicksal brav erdulden müssen, statt larmoyant unseren Untergang zu beklagen.

Die Realität sieht anders aus. Faktisch nämlich haben wir Künstler Corona weder bestellt, noch haben wir es verursacht. Dafür erdulden wir das einschneidendste Arbeitsverbot, das es je in unserer Geschichte gab. Während scheinbar systemrelevante Unternehmen, wie die Lufthansa mit Milliarden vollgepumpt werden, reiche Konzerne wie Apple und Amazon weiter Reibach machen dürfen, müssen wir Künstler uns anhören, dass wir welt- und lebensfremde Hallodris seien, die doch gefälligst etwas Anständiges hätten lernen sollen. Offensichtlich führen wir in der Vorstellung mancher immer noch ein Leben in Saus und Braus und sind nur zu faul und zu gierig, um uns von den Pfründen zu lösen, die wir uns im Laufe der Jahre ergaunert haben.

Wenn dem so ist, dann schauen wir uns das Leben nach Corona ohne Kunst doch einmal genauer an. Kein Kino, kein Theater, keine Comedy, keine Konzerte, keine Festivals, keine Opern, kein Circus und kein Varieté. Aber auch keine Podcasts, keine Hörspiele, Zaubershows, Ballett, Lesungen und Kabarattabende. Oder alles nur noch vorgesetzt und zum doppelten Preis. Und wem das zu teuer ist, für den gibt es Serien und TV Sendungen nur noch als X.Wiederholung und wenn live, dann als Stream mit miserablem Sound und schlechter Bildqualität. Dafür aber kostenlos und jederzeit.

Es ist an Unverschämtheit und Ignoranz nicht zu überbieten, wenn Menschen die tagtäglich unsere Dienstleistungen wie selbstverständlich in Anspruch nehmen, uns jetzt vorwerfen, wir hätten lange genug wie die Maden im Speck gelebt und uns dazu raten zur Bescheidenheit zurückkehren oder auf Alternativen zurückzugreifen, die ihnen selbst den Konsum erhalten, uns aber finanziell ruinieren.
All diesen Leuten müsste man mal zumuten auch nur einen einzigen Tag in der Ungewissheit zu leben, auf seine Intuition und sein Talent, sein Selbstvertrauen und seine Ausdauer angewiesen und seinen Selbstzweifeln ausgeliefert zu sein, die Hosen runterzulassen zu müssen, statt sich die Taschen vollmachen und davon leben zu können. Kein festes Gehalt am Monatsende, kein Krankenschein, wenn man Fieber hat, keine Altersvorsorge, keine automatische Absicherung durch Hartz 4 und trotzdem volle Steuern und Abgaben bei einer gesellschaftlichen Akzeptanz gleich Null.

Wir Künstler sind die Nutten der Anspruchslosigkeit. Wenn man uns gebrauchen kann, werden wir benutzt und bejubelt, wenn man auf uns verzichten kann, werden wir beschimpft und belächelt. Irgendwie ist das, was wir tun verrucht, aber ganz verzichten will man darauf auch nicht. Weil das, was wir für diese Gesellschaft leisten doch elementarer ist, als man glaubt. Denn wir alle wollen auch lachen und weinen, wir alle wollen auch lieben und leiden. Vor allem aber, wollen wir alle leben!
Schon jetzt liegen mehr als drei Viertel der Branche am Boden. Und auch die Zuschauer fragen sich, wie es weitergehen kann, ob Veranstaltungen verschoben oder abgesagt werden. Großverdiener und Profiteure, wie der Ticketmonopolist Eventim halten mit Duldung des Gesetzgebers ihre Hand auf die Erlöse der bereits verkauften Karten. Die Künstler sind die Gelackmeierten.

Alarmstufe Kultur! Wenn nicht schon sehr bald eine Lösung gefunden wird Veranstaltungen wieder stattfinden zu lassen, ist Schluss mit lustig und auch mit ernst. Denn dann werden wir nach Corona bei Null anfangen müssen und können unsere Unterhaltung aus dümmlichen Konversationen in sozialen Netzwerken beziehen. Eine intellektuelle Auseinandersetzung über das, was uns bewegt oder eine Verarbeitung unserer Ängste und Sorgen der Gegenwart, aber auch die Antwort unserer Dichter und Denker auf die Fragen der Vergangenheit werden wir dann vergeblich suchen. Denn, dann sind wir nur noch ein Torso einer einst hochentwickelten Gesellschaft, die von der Hand in den Mund lebt und nicht vom Verstand in die Vernunft.
Die Kultur wird wieder auferstehen, die Dichter und Autoren werden nicht verschwunden sein, auch werden Musiker nach einer Erholung in 5 Jahren wieder zu ihrem Instrument in der Öffentlichkeit greifen und Bands gründen. Also entspannt bleiben, eine Kultur verschwindet nicht einfach so und gerade die Deutsche hat mit Sozialisten, Nazis, zwei verlorenen Weltkriegen, spanischer Grippe, Hungersnot uvm schon einiges überstanden.
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Heretic
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Heretic »

vicsbier hat geschrieben: 19. Jul 2020, 15:43 Die Kultur wird wieder auferstehen, die Dichter und Autoren werden nicht verschwunden sein, auch werden Musiker nach einer Erholung in 5 Jahren wieder zu ihrem Instrument in der Öffentlichkeit greifen und Bands gründen. Also entspannt bleiben, eine Kultur verschwindet nicht einfach so und gerade die Deutsche hat mit Sozialisten, Nazis, zwei verlorenen Weltkriegen, spanischer Grippe, Hungersnot uvm schon einiges überstanden.
Erzähl' das mal denjenigen, die jetzt und hier ihren Beruf nur eingeschränkt oder überhaupt nicht ausüben können und dementsprechend ein geringes oder gar kein Einkommen mehr haben.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von vicsbier »

Heretic hat geschrieben: 19. Jul 2020, 17:41
vicsbier hat geschrieben: 19. Jul 2020, 15:43 Die Kultur wird wieder auferstehen, die Dichter und Autoren werden nicht verschwunden sein, auch werden Musiker nach einer Erholung in 5 Jahren wieder zu ihrem Instrument in der Öffentlichkeit greifen und Bands gründen. Also entspannt bleiben, eine Kultur verschwindet nicht einfach so und gerade die Deutsche hat mit Sozialisten, Nazis, zwei verlorenen Weltkriegen, spanischer Grippe, Hungersnot uvm schon einiges überstanden.
Erzähl' das mal denjenigen, die jetzt und hier ihren Beruf nur eingeschränkt oder überhaupt nicht ausüben können und dementsprechend ein geringes oder gar kein Einkommen mehr haben.
Es sind natürlich persönliche Schicksale damit verknüpft, aber von Emotionen sollte man sich nicht lenken lassen, damit kann man schlecht Argumentieren und der Utilitarismus lehrt uns die Schwierigkeit einer Bewertung. Ein Trost mag aber sein, dass niemand in diesem Land in die Existenzlosigkeit fällt.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

vicsbier hat geschrieben: 19. Jul 2020, 21:18 Es sind natürlich persönliche Schicksale damit verknüpft, aber von Emotionen sollte man sich nicht lenken lassen, damit kann man schlecht Argumentieren und der Utilitarismus lehrt uns die Schwierigkeit einer Bewertung. Ein Trost mag aber sein, dass niemand in diesem Land in die Existenzlosigkeit fällt.
Gesprochen wie ein wahrer Sozialdemokrat... /s

Für viele Freiberufliche Kreative und Künstler ist die aktuelle Situation existenzbedrohend. Für die freie Kulturszene, die abseits von staatlichen Subventionen existiert ist die Situation existenzbedrohend.
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vicsbier
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von vicsbier »

Rince81 hat geschrieben: 19. Jul 2020, 21:29
vicsbier hat geschrieben: 19. Jul 2020, 21:18 Es sind natürlich persönliche Schicksale damit verknüpft, aber von Emotionen sollte man sich nicht lenken lassen, damit kann man schlecht Argumentieren und der Utilitarismus lehrt uns die Schwierigkeit einer Bewertung. Ein Trost mag aber sein, dass niemand in diesem Land in die Existenzlosigkeit fällt.
Gesprochen wie ein wahrer Sozialdemokrat... /s

Für viele Freiberufliche Kreative und Künstler ist die aktuelle Situation existenzbedrohend. Für die freie Kulturszene, die abseits von staatlichen Subventionen existiert ist die Situation existenzbedrohend.
Nein, ist sie nicht. Es gab einmalige Hilfen und im schlimmsten Falle - es wurde schon von anderen genannt - Hartz IV. Sobald die Krise dann vorbei ist, können die Künstler wieder durchstarten, ihre Fähigkeiten werden ja nicht beeinflusst und die Menschen wollen nach der Krise auch wieder Kultur konsumieren.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

vicsbier hat geschrieben: 19. Jul 2020, 21:54 Es gab einmalige Hilfen und im schlimmsten Falle - es wurde schon von anderen genannt - Hartz IV.
Wow, was für eine Naivität. Warst Du schonmal im Hartz 4 System? Wahrscheinlich nicht. Sonst würdest Du sowas nicht schreiben. Bevor Du nämlich Anspruch auf Hartz 4 hast, heißt es Erspartes aufbrauchen und anschließend „Wertgegenstände“ verkaufen. Bei einem Musiker also Instrumente und anderes Equipment. Dann kannst Du hinterher vieles, aber eben nicht mehr „durchstarten“. Zudem reden wir hier ganz häufig von Familien, die ins Elend gestürzt werden. Oder denkst Du, dass Künstler und Selbstständige im Kulturbereich alleinstehende Nerds wären?

Das ist genau das, was Serdar mit Arroganz meint. Hast Du schonmal mit Angehörigen aus der Kulturbranche gesprochen? Wenn die einmal weg sind, kommen die nicht wieder. Nun mögen ja einige Sozialdemokraten ohne Kultur auskommen können. Oder denken, dass deren Konsum aus der Luft kommt. Aber viele andere wollen eben nicht in einem Land ohne Kultur leben. Wofür würde es sich denn dann noch zu leben lohnen ohne Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen?

Wie hat das Nietzsche mal formuliert? „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von vicsbier »

Axel hat geschrieben: 19. Jul 2020, 22:18
vicsbier hat geschrieben: 19. Jul 2020, 21:54 Es gab einmalige Hilfen und im schlimmsten Falle - es wurde schon von anderen genannt - Hartz IV.
Wow, was für eine Naivität. Warst Du schonmal im Hartz 4 System? Wahrscheinlich nicht. Sonst würdest Du sowas nicht schreiben. Bevor Du nämlich Anspruch auf Hartz 4 hast, heißt es Erspartes aufbrauchen und anschließend „Wertgegenstände“ verkaufen. Bei einem Musiker also Instrumente und anderes Equipment. Dann kannst Du hinterher vieles, aber eben nicht mehr „durchstarten“. Zudem reden wir hier ganz häufig von Familien, die ins Elend gestürzt werden. Oder denkst Du, dass Künstler und Selbstständige im Kulturbereich alleinstehende Nerds wären?

Das ist genau das, was Serdar mit Arroganz meint. Hast Du schonmal mit Angehörigen aus der Kulturbranche gesprochen? Wenn die einmal weg sind, kommen die nicht wieder. Nun mögen ja einige Sozialdemokraten ohne Kultur auskommen können. Oder denken, dass deren Konsum aus der Luft kommt. Aber viele andere wollen eben nicht in einem Land ohne Kultur leben. Wofür würde es sich denn dann noch zu leben lohnen ohne Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen?

Wie hat das Nietzsche mal formuliert? „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“
Ich kenne Leute die Hartz IV bekommen, ich setze mich sogar privat für Obdachlose ein. Man muss nicht gleich alles verkaufen, es gibt ein Schonvermögen und Arbeitswerkzeug muss man auch nicht abegeben. Also nicht übertreiben.
Die Leute die Kultur machen machen sie auch danach noch. Die sind nicht weg - wohin sollten die denn weg sein? Vielleicht nutzen diese sogar die Krise als Chance und vervollkommnen ihr Portfolio und arbeiten an neuen Ideen? Da würde ich nicht so schwarz sehen.

Was wäre den deine Lösung? Geld ohne Gegenleistung oder gegen einen Arbeitseinsatz als Dienst an der Gemeinschaft?
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

vicsbier hat geschrieben: 19. Jul 2020, 23:06 Ich kenne Leute die Hartz IV bekommen, ich setze mich sogar privat für Obdachlose ein.
Wie könnte es auch anders sein... :roll:
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von vicsbier »

Rince81 hat geschrieben: 19. Jul 2020, 23:12
vicsbier hat geschrieben: 19. Jul 2020, 23:06 Ich kenne Leute die Hartz IV bekommen, ich setze mich sogar privat für Obdachlose ein.
Wie könnte es auch anders sein... :roll:
Lass doch mal das Sticheln, das ist kein guter Diskussionsstil, sondern ist nur gegen Personen gerichtet.
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schneeland
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von schneeland »

In einem Punkt würde ich Rince allerdings zustimmen: versuch' mal vielleicht mal den Teil wegzulassen, wo Du quasi sagst "aber das ist nicht so schlimm, weil ich ja ein netter Kerl bin". Ich glaube Dir das sogar, dass Du ein netter Kerl bist, aber der Diskussion würde es m.E. mehr helfen, wenn Du Dich zu dem marktwirtschaftlichen Ansatz, der aus Deiner Aussage relativ deutlich hervortritt, bekennst, und nicht versuchst, das als sozialdemokratisch auszugeben.

Ich finde, es hilft auch, wenn wir mit konkreten Zahlen operieren. Bspw. beträgt das Schonvermögen für einen Alleinstehenden 40-Jährigen, wenn ich korrekt recherchiert habe, 6000€ (Altersvorsorge außen vor). Er müsste also nicht plötzlich sein Hab- und Gut verkaufen, und auch seine Instrumente nicht. Aber nachdem der Regelsatz bewusst so kalkuliert ist, dass ein hoher Anreiz besteht, jeden Job anzunehmen, ist davon auszugehen, dass bei hinreichend langer Aussetzung der Möglichkeit öffentlich aufzutreten zahlreiche Menschen in der Unterhaltungsbranche diese verlassen müssten.

Jetzt gibt's da zwei Perspektiven drauf:
1. Man betont die Grenzen staatlicher Möglichkeit und sagt: dann müsst Ihr im Zweifelsfall was Anderes machen
2. Man sagt: da muss der Staat ran - im Zweifelsfall finanzieren wir die Leute auch ohne Leistung

Beide haben Vor- und Nachteile. Und man muss dann halt überlegen, wo man sich selbst verortet.

Man kann natürlich auch sagen: riskieren wir's halt - aber wohin zu viel "riskieren wir's halt" führt, sehen wir gerade an der mehr oder weniger freiwilligen "Kontrollgruppe" jenseits des Atlantiks.
"Hello, my friend! Pay a while, and listen!" (BlizzCon 2018)
"And now our RPG even has NPCs!" (Bethesda, E3 2019)
"..." (E3 2020, entfallen)
Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Welche Relevanz hat der Kommentar mit deinem Einsatz für Obdachlose, selbst wenn er stimmen sollte? Diese Art der Argumentationsverstärkung ist für Dich sehr typisch und nebenbei überhaupt kein Diskussionsstil - sondern die beste Art Kritik an Aussagen abzuwürgen. Kritisiert mich nicht als unsozial, ich helfe nämlich Obdachlosen. Ich kann nicht in meiner Trumpsicht nicht voreingenommen sein, ich rufe nämlich nachher meinen demokratischen Freund an, der dazu auch noch schwarz ist. Ich kann keine homophobe Äußerung verfasst haben, ich habe nämlich homosexuelle, grüne, ausländische, migrierte und farbige Freunde. Ich habe keine Ahnung ob du das bewusst oder völlig unbewusst machst - du zeichnest so aber konsequent ein Bild von dir, welches deinen Aussagen hier oft diametral widerspricht.
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