Jochen Gebauer hat geschrieben: ↑27. Mär 2023, 21:18
IpsilonZ hat geschrieben: ↑27. Mär 2023, 21:02
Der Problem ist halt, dass eine der beiden Szenarien um ein vielfaches wahrscheinlicher ist als das andere. Ich muss mir nicht ständig Sorgen machen, dass ich nicht genug Vorsichtsmaßnahmen geschaffen habe um nicht Gefahr zu laufen falsch beschuldigt zu werden.
Dementsprechend kann ich mir gut vorstellen, wenn es manchen dann sehr schwer fällt diese Brücke zu schlagen und sie auch nur auf irgendeine Weise als "gleichwertig" zu behandeln.
Das kann ich mir auch gut vorstellen. Und ich will nicht andeuten, dass beide Szenarien gleichwertig sind. Das sind sie nicht. Aber ich glaube, dass man sich auf dieser emotionalen Ebene annähern kann. Die Ängste anderer anzuerkennen, ist oft viel mächtiger als jedes Argument. Auch wenn die Ängste wie in diesem Fall keine sonderlich rationalen sind.
Jupp, die Szenarien sind nicht gleichwertig. Ja, es gibt Fälle, in denen Menschen zu Unrecht beschuldigt werden. Aber die sind sehr, sehr selten.
Umgekehrt sind Belästigungen und Übergriffe sehr häufig. Und ich spreche hier bewusst auch von Taten, die strafrechtlich noch nicht von Belang sind. Bei dem von mir genannten Lehrer war unangenehmes, aber an sich noch nicht strafbares Verhalten, lange bekannt. Wenn sowas nicht totgeschwiegen bzw. nicht ernst genommen würde, würde sowas vielleicht gar nicht so weit eskalieren. Und da kommen dann auch die unberechtigten Beschuldigungen ins Spiel. Es ist etwas anderes, wenn jemand, über den man noch nie was negatives mitbekommen hat, plötzlich eines Übergriffes beschuldigt wird, als wenn es jemanden trifft, der sich schon öfter durch negatives Verhalten, z.B. gegenüber Frauen, ausgezeichnet hat. Es ist ja nicht so, als würden große Teile der männlichen Bevölkerung ständig Frauen belästigen. Es sind wenige Täter, die aber viele Taten verübern. Deswegen muss man auf diese Muster achten, und da sehe ich auch die "anständigen" Männer in der Verantwortung, unangemessenes/übergriffiges Verhalten zu missbilligen und anzusprechen.
Und deswegen ist es wichtig, dass darüber gesprochen wird.
Heretic hat geschrieben: ↑27. Mär 2023, 21:33
Ironic Maiden hat geschrieben: ↑27. Mär 2023, 19:59
Und wenn jetzt einige Männer als ersten Reflex Angst haben, dass es ihnen passieren könnte, selbst zu Unrecht beschuldigt zu werden, dann sollten die vielleicht an ihrem Frauen-/ Menschenbild arbeiten.
Wieso das? Auch diese Fälle gibt es, wenn auch weniger häufig. Es muss ja nichtmal Vorsatz oder Böswilligkeit dahinterstecken. Manchmal reicht als Auslöser womöglich schon ein Missverständnis.
Ich empfehle als Beispiel mal Thomas Vinterbergs Film "Die Jagd".
Lies dir den Thread hier nochmal durch. Mein Eindruck ist, dass bei einigen Leuten als erstes eine Verteidigungshaltung aufkommt, die teilweise auch auf Angst begründet ist. Aber nicht auf Fakten.
Thomas Vinterberg hat übrigens auch den schönen Film "Das Fest" gemacht, wo es darum geht, dass berechtigte Missbrauchsvorwürfe eben nicht geglaubt werden. Und jetzt?
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.