Only God Forgives (2013)
Was für ein Film... Ich muss sagen, dass ich mich während und auch noch nach dem Schauen irgendwie "schmutzig" gefühlt habe und am liebsten sofort geduscht hätte. Die dargestellte Welt ist dermaßen verkommen, dass es mir wirklich unangenehm war. Ein Sumpf aus Drogen, Prostitution, sexueller Gewalt, Mord und Rache in der thailändischen Unterwelt, gezeigt durch die Sicht einer britischen Drogenhändlerfamilie und eines thailändischen Polizisten, der bei dem Versuch das Geschwür zu tilgen selbst jegliche Grenzen überschreitet. Auf der anderen Seite wird das Gezeigte in derart großartiger Form in Bildern eingefangen, teilweise schon ziemlich surreal, dass es eine wahre Freude ist, jede einzelne Einstellung zu sehen und in sich aufzunehmen. Harte, abstoßende, wunderschöne Kost.
4/5
M - Eine Stadt sucht einen Mörder (1931)
Ich bin ernsthaft baff! Ich hatte nun schon einiges erwartet, aber das was Fritz Lang (und seine Co-Autoren Thea von Harbou (auch an Metropolis und anderen Land-Projekten beteiligt) und Egon Jacobson) hier abziehen ist, gerade in Anbetracht des Alters des Films, der absolute Wahnsinn. Hier wurde vor 88 Jahren ein Film geschaffen, der selbst viele andere "Serienmörderfilm", die (lange) nach ihm kamen locker in die Tasche steckt! Lang versucht eine relativ "realistische" Darstellung der Fahndung zu erreichen, verzichtet komplett auf Musik, einzig das vom Mörder gepfiffene Lied taucht hin und wieder auf. Dazu sind manche Szenen zu weiten Teilen sogar ganz ohne Ton gehalten, so dass der Einsatz von Ton dann noch eine ganz besondere Hervorhebung dieses Geräusches oder der Stimme ist. Ich fand den Film die ganze Laufzeit über gut und spannend, den Ausschlag für meine nun vorhandene absolute Begeisterung ist dann aber sicher die große Szene am Schluss, in der Peter Lorre über sich hinaus wächst und es tatsächlich schafft, dass man mit dem abscheulichen Kindermörder doch tatsächlich so etwas wie Mitleid empfinden kann. Wortwörtlich ganz großes Kino und absolut ein Film für die Ewigkeit!
5/5
World War Z (2013)
Ich weiß nicht genau, warum ich den Film überhaupt noch einmal geschaut habe... Zum einen wollte ich wohl irgendwas "leichtes" für Nebenbei haben, zum anderen habe ich vielleicht doch nach irgendeinem erlösenden Aspekt in diesem Autounfall gesucht. Gefunden habe ich ihn nicht. Ich bin normalerweise relativ großzügig was Buchverfilmungen angeht, aber hier kann ich einfach nicht mehr ignorieren, dass die Macher des Films den ursprünglichen Geist von Max Brooks "World War Z" Roman wirklich völlig verkannt haben. Aus einer Geschichte mit unendlich vielen Einzelperspektiven auf die Katastrophe, in der es eher um den Gesellschaftlichen Verfall als die Krankheit und die Untoten selbst geht, wird eine generische Heldengeschichte, die sich auf einen einzelnen Charakter konzentriert, der am Ende wieder zum Helden mutieren muss, um den Rest seiner Mitmenschen zu retten. Ich halte das Buch tatsächlich für mit den stärksten Beitrag zum Zombie-Genre überhaupt, über alle Medien hinweg, der Film ist leider einer der schlechtesten. Ich fange jetzt gar nicht erst mit dem Fehleraufzählen an, da ich vom Hölzchen auf Stöckchen kommen würde, und mir am Ende, vielleicht zurecht, wohl Vorwürfe der Erbsenzählerei anhören müsste. Die ganzen Fehler wären alle für sich auch gar nicht sooo tragisch, wenn hinter alle dem wenigstens ein solider generischer Zombiefilm stehen würde, aber auch das hat der Film verfehlt, zum Teil sicherlich durch die (gefühlt) absolut konsequente Vermeidung von jeder sichtbarer Gewalt. Ich brauche ansich keine großen Mengen Gore (wobei es helfen kann, wenn der Film ansich Müll ist, so wie hier), aber wenn ein Charakter beispielsweise hektisch versucht seine fest steckende Waffe aus einem Leichnam zu befreien, weil der nächste Infizierte angestürmt kommt, diese aber im Kopf(?) feststeck, und man während der gesamten Szene nicht einmal die Leiche und insbesondere keinen Tropfen Blut zu sehen bekommt, wird es einfach lächerlich...
Auf der Habenseite bleiben für den Film einige beeindruckende "Zombieschwarm"-Aufnahmen und eine halbwegs spannende Schleichszene zum Ende. Das reicht mir aber nicht.
Bleibt ein wenig die Hoffnung, dass vielleicht doch tatsächlich Fincher irgendwann einen zweiten Teil dreht, und er halbwegs freie Hand dabei hat, dann gebe ich dem Ganzen vielleicht noch einmal eine Chance...
1,5/5
The Wailing (2016)
Ausgelöst durch ein YouTube-Listenvideo habe ich einen kleinen Ausflug in's Südkoreanische Kino begonnen, nachdem mir ja bereits die Rache-Trilogie von Park Chan-wook ganz vorzüglich gemundet hat.
Los ging es nun mit "The Wailing", eine Art Mischung aus Geister- und Besessenheitsgenre. Die Geschichte folgt einem lustlosen und teilweise sogar etwas trotteligen Kleinstadt-(Dorf?)-Polizisten, in dessen Tätigkeitsbereich zunehmend merkwürdige Morde passieren. Der Film lässt sich recht viel Zeit, schafft es damit aber recht gut, seine Charaktere aufzubauen und hat zudem einige großartige Landschaftsaufnahmen zu bieten. Nach dem recht grimmigen Einstieg wird es zunächst tatsächlich fast schon eher komisch, wenn man dem Polizisten bei seinen Nachforschungen folgt, zur zweiten Hälfte nimmt der Film dann aber, verhältnismäßig, an Fahrt auf und verzichtet auf jegliche Komik, stattdessen wird es relativ ernst und brutal. Insgesamt hat mir der Film sehr gut gefallen, wobei er ein wenig mit seinen Tonwechseln zu kämpfen hat, das ist aber kein großes Manko. Dazu kommt, dass er mit zweieinhalb Stunden vielleicht doch etwas zu lang geraten ist, andererseits wüsste ich selbst nun auch nicht, was ich unbedingt kürzen würde.
Zuletzt sei noch gesagt, dass ich schätze, einige Anspielungen auf die koreanische Kultur nicht verstanden zu haben, etwa wenn die Kamera gewisse Dinge in Nahaufnahme einfängt, die mir in dem Kontext erst einmal einfach nichts sagen.
Trotzdem, wer Interesse an langsamen Horrorfilmen mit den genannten Themen hat, und/oder diese Thematiken mal in einem anderen Kulturkreis als sonst üblich erfahren möchte, dem kann ich den Film nur an's Herz legen.
4/5
Train To Busan (2016)
Der nächste Koreanische Film, und gleich einer der besten Zombiefilme, den ich längere Zeit gesehen habe. Hier wird zwar nichts Neues gemacht, aber das was gemacht wird, macht er SEHR gut. Tatsächlich macht der Film das, was ich in Zombiefilmen am liebsten habe, die Untoten sind nur die Leinwand für das menschliche Schicksal. Die ersten dreißig bis vierzig Minuten wären auch eine perfekte Episode für eine GUTE World War Z Verfilmung gewesen. Die Charaktere sind oft sympathisch, teilweise machen sie verdiente Entwicklungen durch und der Film ist fast perfekt inszeniert. Einzig eine Herzschmerzszene am Ende war mir dann doch etwas zu viel. Ach ja, und dann schafft es der Film GANZ am Ende, dass ich tatsächlich noch einmal die Luft anhalten musste... An einigen Stellen scheint auch eine Gesellschaftskritik durch, die jedoch sehr oberflächlich bleibt und kein elementarer Bestandteil des Films wird.
Ich hatte jedenfalls verdammt viel Spaß mit diesem Film und war am Ende einfach nur glücklich und zufrieden! Ich glaube, ich bin ein Freund des koreanischen Kinos.
4/5
Seoul Station (2016)
Meiner Ausgabe von "Train To Busan" lag noch ein Anime-Spielfilm des gleichen Regisseurs (Yeon Sang-ho) bei, der vor dem Hintergrund der gleichen Epidemie spielt, wie der oben besprochene Spielfilm. Im Vergleich zu "Train" fällt die Gesellschaftskritik hier
deutlich expliziter aus, was so weit geht, dass der Film sich mindestens das erste Drittel fast nur damit aufhält, während wir einigen gescheiterten Existenzen folgen, die sich um den Seouler Hauptbahnhof herum treiben. Alles in allem muss ich sagen, dass der Film für mich nicht ganz so gut funktionierte, wie "Train To Busan", was auch daran liegt, dass der Film fast etwas zerteilt wird. Am Anfang eher das Schicksal der Obdachlosen, dann die Zombieepidemie und am Ende plötzlich eine Wendung hin zur Flucht einer Prostituierten, inklusive Vergewaltigung...
Der Film ist irgendwie "all over the place", wie in anderen Sprachräumen so schön gesagt wird. Gut unterhalten wurde ich dennoch, mehr Fokus hätte dem Film aber gut getan.
3/5
The Girl With All The Gifts (2016)
Man, was war 2016 denn bitte für ein gutes Jahr für Zombiefilme? Der Film war für mich ein Zufallsfund in einer der Amazon-Aktionen und ich frage mich ehrlich, wie der so völlig an mir vorbei gehen konnte. Diesmal sind wir in Großbritannien und die Zombies kommen durch eine Pilzinfektion zustande, die sie zu blutrünstigen Bestien macht. Wir folgen einem jungen Mädchen, Melanie, die zwar selbst infiziert ist, in Gegenwart von gesunden Menschen auch aggressiv wird, im Gegensatz zu den meisten anderen Infizierten, jedoch ihre mentalen Fähigkeiten behalten hat. Die Reise beginnt in einer Forschungseinrichtung, in der das britische Militär versucht, mit Hilfe von Melanie und anderen Kindern eine Impfung gegen den Pilz zu finden. Der Streifen basiert auf einem Roman aus dem Jahr 2014, also ein Jahr nach "The Last Of Us", an das man bei dem Setting natürlich denken kann. Das Spiel steht hier leider noch ungespielt im Regal, aber nach allem was ich weiß, sind die Parallelen sonst eher gering. Ich würde eher Vergleich zu "I am Legend" und Co. ziehen, der Geschichte aber insgesamt ein gesundes Maß an Originalität unterstellen, dazu eine nahezu perfekte Inszenierung und gute Charaktere. Auch hier ist der Fokus wieder nicht auf dem Überlebenskampf gegen die Infizierten selbst, sondern eher auf philosophischeren Themen und den Charakteren.
Dazu sehe ich Paddy Considine grundsätzlich sehr gerne, auch der Rest der Besetzung ist mit Glenn Close, Gemma Arterton und der ersten Rolle für die junge Sennia Nanua ziemlich hochkarätig und trägt zu dieser kleinen Perle im Genre bei.
Ganz prima!
4,5/5
The Road (2009)
Ich hatte den Film bereits vor ein paar Jahren schon einmal angefangen und dann nicht fertig geschaut. Auch diesmal war es gerade zu Beginn wieder ziemliche Arbeit. Der Film ist maximal deprimierend, wir folgen einem Vater und seinem Sohn durch eine postapokalyptische sterbende, nein, eigentlich bereits tote Welt. Mein Hauptproblem mit dem Film ist, dass die Charaktere gerade zu Beginn ziemlich leer bleiben, ich kann keine echte Sympathie aufbauen, gegen Ende wird zwar deutlich besser, aber das ist für mich über die Gesamtlänge dann ehrlich gesagt etwas zu spät. Ich habe gehört, dass die Buchvorlage von Cormac McCarthy da vielleicht etwas mehr zu bieten hat. Der Film hat mich so aber nur so halb überzeugen können. Schauspiel und insbesondere Fotographie sind trotzdem gut, ich sehe das Problem eher mit dem Drehbuch.
3/5
Corvus hat geschrieben: ↑3. Okt 2019, 08:25
Operation Overload
2018 im Kino, heute schon bei Prime, man hätte ahnen können dass da nichts gutes auf einen wartet.
Zur Prämise:
Ein Tag dor dem D-Day und der namensgebenden Operation Overlord, amerikanische Fallschirmjäger springen über einem Dorf in Frankreich ab, um dort vorbereitend für die Landung einen Störsender auszuschalten und treffen dort auf merkwürdige Experimente welche die Deutschen an den Bewohnern durchgeführt haben. Das Ganz soll ein Mix aus Kriegsfilm & Horrorfilm sein.
Ach, passend, den habe ich gestern auch geguckt, ich war aber wohl deutlich zufriedener mit dem Ergebnis.
Overlord (2018)
Wolfenstein, der Film, endlich. Für mich war das hier das perfekte Beispiel eines High-Budget-B-Movies, perfekt mit Popcorn und äußerst kurzweilig! Der Film findet genau die richtige Mischung zwischen seinen sympathischen Charakteren und kitschiger Monster-/Nazischlachterei. Natürlich sind das hier am Ende leere Kalorie, aber ich wusste ziemlich genau was mich erwartet und habe genau das geliefert bekommen, noch dazu in perfekter Form. Der Film weiß genau was er will und was er ist und bleibt, vielleicht gerade dadurch, trotz seiner absurden Prämisse noch angenehm geerdet.
Guter, nicht so sauberer, Spaß! Danke!
3,5/5
La Grande Bouffe (1973)
Ein französischer Film über vier reiche, etwas ältere Männer, die ihrem Luxusleben derart müde geworden sind, dass sie sich verabreden, sich an einem Wochenden zu Tode zu Fressen. Einer ist dazu noch sexsüchtig und lädt noch ein paar Prostituierte ein.
Puh. Ich habe es nicht oft, dass ich absolut nicht weiß, was ich zu einem Film sagen soll. Eklig war es (neben dem zu erwartenden gibt es auch eine erstaunlichen Menge an Flatulenzen und Fäkalien!), aber mir fehlt gerade völlig das Gefühl dafür, was der Film nun wirklich wollte. Gerade im aktuellen Kontext mit Trump, Weinstein und Co. ist das Ganze natürlich noch einmal irgendwie eine interessante Perspektive, auch 46 Jahre nach der Veröffentlichung. Ich weiß aber eben nicht wirklich, wie die Macher nun zu der Dargestellten Obszönität stehen. Man man man...
Der Film war übrigens damals ein ziemlicher Skandalfilm, kann ich voll nachvollziehen, wäre er wohl auch heute noch, vielleicht umso mehr.
?/5
Under The Skin (2013)
Zunächst, ich musste diesen schottischen Film leider mit Deutschen Untertiteln schauen, Englische waren nicht auf der BluRay und viele der schottischen Darsteller hätten genau so gut Chinesich reden können (lag zum Teil eher an der Tonqualität als der Sprache selbst). Nun aber zum Film.
Ich sträube mich, das als Sci-Fi zu bezeichnen, wir folgen einer Frau, die durch Schottland fährt und alleinstehende/einsame Männer einsammelt... Mehr will ich eigentlich nicht sagen. Tatsächlich hat mich der Film in seiner oft surrealen Darstellung des öfteren an 2001 erinnert, am Ende geht es auch wieder irgendwie um das Leben, die eigene Identität usw. Denke ich zumindest, denn ich möchte nun nicht behaupten, den Film bisher auch nur Ansatzweise erfasst zu haben. Begeistert bin ich dennoch, und das nicht zu knapp. Was Scarlett Johansson hier, mit kaum Dialog, so rüberbringt ist der absolute Wahnsinn. Dazu die großartige, oft stilisierte und wie erwähnt surreale Darstellung vieler Handlungen und die teilweise echt tollen Effekt, ich bin verliebt in diesen krytischen Rausch!
Die Szene, wo eines der Opfer "ausgesaugt" wird und am Ende nur noch der der "Hautanzug" im schwarz treibt... Wahnsinn!
Nicht gucken, wenn man unbedingt kohärente und leicht zu folgende Handlung braucht, das hier ist schon ziemlich experimentell und gedankenprovozierend, genau deshalb bin ich wohl so verschossen!
4,5/5, vielleicht auch noch mehr...
Contagion (2011)
Nach den ganzen Zombiefilmen habe ich heute Abend spontan Contagion noch einmal aus dem Regal geholt. Und ich muss sagen, dass ich ihn heute noch besser finde als früher. Das ist für mich der perfekte Pandemie-Film, realistisch, langsam, und dennoch fast gefilmt wie ein Actionfilm, mit schnellen Ortswechseln. Die Balance zwischen den einzelnen Orten, Charakteren und Handlungssträngen gelingt Soderbergh hier wirklich quasi in Perfektion. Kein Aspekt der Geschichte bekommt zuviel Gewicht, es wird nie kitschig oder übertrieben. Was soll ich noch schreiben. Ach ja, ich werde wohl, wieder, einige Zeit lang obsessiv Händewaschen und Kontakt mit Menschen meiden.
Ich habe bei Contagion eigentlich nie an einen Höchstwertungsfilm gedacht, aber jetzt wo ich hier sitze, ich weiß einfach nicht, warum ich hier irgendwo einen Punkt abziehen sollte... Das was der Film macht, macht er perfekt und ich sehe da im Grunde absolut keine Luft nach oben.
5/5