Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

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Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

meieiro hat geschrieben: 3. Jun 2021, 22:03 Ich glaube halt, dass die beiden Filme einfach nicht zu vergleichen sind. Es geht zwar bei beiden um Autos, aber es sind 2 komplett verschiedene Film-Genres.
Geht es denn in den Filmen um Autos? Ich würde behaupten, dass es in beiden nicht darum geht, sondern das nur ein Motiv ist. Fast and Furious ignoriere ich seit Tokyo Drift. Die Reihe soll sich ja extrem verändert haben und heutzutage weniger Autoporn sein und mehr eine Geschichte über Familie und Freundschaft erzählen.
In Drive geht es um eine verlorene Seele, die Erlösung sucht.

Ich mag Drive, halte es aber nicht für das absolute Meisterwerk, das manche darin sehen. Gosling ist mit seinem Stoizismus perfekt für die Rolle. Die Verfolgungsjadgen in ihrer Nüchternheit absolut packend. Die Erlösungsgeschichte rund erzählt, aber mehr wird eben auch nicht erzählt. Und was wohl am meisten zum Kultstatus beiträgt ist natürlich die Elektromusik.
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von meieiro »

Andreas29 hat geschrieben: 6. Jun 2021, 19:57
meieiro hat geschrieben: 3. Jun 2021, 22:03 Ich glaube halt, dass die beiden Filme einfach nicht zu vergleichen sind. Es geht zwar bei beiden um Autos, aber es sind 2 komplett verschiedene Film-Genres.
Geht es denn in den Filmen um Autos? Ich würde behaupten, dass es in beiden nicht darum geht, sondern das nur ein Motiv ist. Fast and Furious ignoriere ich seit Tokyo Drift. Die Reihe soll sich ja extrem verändert haben und heutzutage weniger Autoporn sein und mehr eine Geschichte über Familie und Freundschaft erzählen.
In Drive geht es um eine verlorene Seele, die Erlösung sucht.

Ich mag Drive, halte es aber nicht für das absolute Meisterwerk, das manche darin sehen. Gosling ist mit seinem Stoizismus perfekt für die Rolle. Die Verfolgungsjadgen in ihrer Nüchternheit absolut packend. Die Erlösungsgeschichte rund erzählt, aber mehr wird eben auch nicht erzählt. Und was wohl am meisten zum Kultstatus beiträgt ist natürlich die Elektromusik.
So habe ichs ja auch gemeint. In beiden Filmen spielen Autos ein wichtige Rolle, da enden aber die Gemeinsamkeiten.
Ich würde Fast and Furios fast als Superhelden-Filme bezeichnen
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Heretic
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Heretic »

Valerian - Die Stadt der tausend Planeten

Kunterbuntes Science Fiction-Effektgewitter der unterhaltsamen Sorte. Manchmal etwas drüber (Rihanna...) und inhaltlich ist noch viel Luft nach oben, aber für einen Popcorn-Blockbuster reicht's. In diversen Momenten atmet "Valerian" den Geist von "Das fünfte Element" - der war auch nicht perfekt, aber ausgesprochen spaßig. "Valerian" taugt für einen vergnüglichen Abend, ist aber kein Film, den ich unbedingt ein zweites Mal sehen müsste.
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Feamorn
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Feamorn »

Heretic hat geschrieben: 7. Jun 2021, 09:46 Valerian - Die Stadt der tausend Planeten

Kunterbuntes Science Fiction-Effektgewitter der unterhaltsamen Sorte. Manchmal etwas drüber (Rihanna...) und inhaltlich ist noch viel Luft nach oben, aber für einen Popcorn-Blockbuster reicht's. In diversen Momenten atmet "Valerian" den Geist von "Das fünfte Element" - der war auch nicht perfekt, aber ausgesprochen spaßig. "Valerian" taugt für einen vergnüglichen Abend, ist aber kein Film, den ich unbedingt ein zweites Mal sehen müsste.
Dazu sollte man sagen, dass das Fünfte Element bereits teils den Geist der Comic-Vorlage von Valerian atmete. ;)

Ich bin bin bei der Verfilmung hin und her gerissen, einerseits hab ich mich wahnsinnig gefreut, dass das hier endlich den Weg auf die Leinwand gefunden hat, andererseits hab ich mich geärgert, dass das dann im Writing so schwach blieb und die Stimmung der Comics auch eher nur so semi-gut rüber gebracht hat. Dafür gab es ein wunderbares optisches Gewitter voller kreativer Ideen, weshalb ich den Film am Ende durchaus mochte, mir aber dennoch einen besseren gewünscht hätte... *seufzt*

PS: Die Sachen mit Rihanna fand ich persönlich erfreulich gut! Aber ich mag "drüber" ;) ja oft recht gern :D
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Heretic
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Heretic »

Feamorn hat geschrieben: 7. Jun 2021, 09:52 Dazu sollte man sagen, dass das Fünfte Element bereits teils den Geist der Comic-Vorlage von Valerian atmete. ;)
Das erklärt einiges. Die Comic-Vorlage kenne ich nicht.
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bluttrinker13
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von bluttrinker13 »

Bei Valerian fand ich vor allem die erste Hälfte spaßig, schnelle Verfolgungsjagden und abgefahrene Welten, I like. Nur wenn sie dann sowas wie Story versucht haben aufzubauen wurd's dröge und oll.
meieiro
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von meieiro »

Ironic Maiden hat geschrieben: 5. Jun 2021, 23:48 Eigentlich kein Film, aber 90 Minuten lang und auf Netflix, darum schreibe ich mal hier darüber: Ich habe heute das Bo Burnham-Special Inside angeschaut, weil ich "Army of the Dead" nach 30 Minuten wegen quälender Langeweile ausschalten musste und das Ding so gehypt wird, was mich dann doch neugierig gemacht hat.

Eigentlich mag ich Comedy nicht besonders, zumindest schaue ich mir auf Netflix nicht gezielt irgendwelche Specials an. Ich finde auch Gesang dabei meist nervig. Bo Burnham kannte ich bisher nur als den Regisseur von "8th Grade", den ich ganz ok fand. Insofern waren das alles keine guten Voraussetzungen. Und dann habe ich mich sowas von gut amüsiert! Ich fand das meiste treffend, auch wenn es nicht unbedingt meine persönlichen Pandemie-Erfahrungen reflektiert und die Dramaturgie des ganzen Dings ist extrem gut gelungen. Auch wenn mein Musikgeschmack ansonsten völlig anders ist, fand ich die meisten Lieder toll und ich habe gerade einen fiesen Ohrwurm, gegen den nicht mal ein belegtes Brot mit Schinken (und auch keins mit Ei) hilft.
Ich finde Bo Burnham super. Schon seine 2 vorherigen Specials 'what' und 'make happy' sind großartig.

'Inside' ist noch mal was ganz anderes. Es ist eigentlich kein Comedy Special. Es gibt keine Publikum, nur er alleine in einem Raum, komplett von ihm allein gemacht, allein geschrieben, allein gefilmt, allein geschnitten, usw.
Aber was der aus dem Raum rausholt, das ist wahnsinn. Wieviel Kreativität in dem 1h 30 drin steckt ist heftig.

Aber man sollte evtl. noch ne Warnung aussprechen, dass das nicht immer leichte Kost ist. Das ist kein Special, bei dem man unbedingt mit guter Laune rauskommt. Schon in seinen anderen beiden Specials ist sein mentale Gesundheit immer schon Thema und das ist hier nochmal extremer. Da ist die eine oder andere Sache drin, da kriegst du echt Angst um seine mentale Gesundheit.

Deswegen hat er wohl auch den Post bei Twitter gemacht
https://twitter.com/boburnham/status/14 ... 0871920642

Aber wenn mans noch nicht kennt, kann man sich die anderen beiden Specials anschaun. 'Make Happy' ist auf Netflix und 'what' auf Youtube(von ihm selbst da veröffentlicht, nicht irgendwo abgefilmt). Sind halt klassischere Specials.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Heretic hat geschrieben: 7. Jun 2021, 09:46 Manchmal etwas drüber (Rihanna...)
Soll ich mal was zugeben? Der Tanz von Rihanna war für mich eins der Highlights des Films, weil da das Eigenwillige von Luc Besson mal zum Vorschein kam.

Das absolute Highlight des Films ist aber die Montage am Anfang, in der diese "Stadt der 1000 Planeten" ensteht.

Der Rest ist langweilig. Schwache Story, lahmes Pacing, blasse Darsteller.

War eine riesen Enttäuschung für mich, weil "Das fünfte Element" einer meiner absoluten Lieblinge ist.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Golmo hat geschrieben: 28. Mai 2021, 15:52 Arrival
(...)
Da macht Independence Day defintiv mehr Sinn und Spass. Wenn man Independence Day einfach Arrival 2: Die Rache nennen würde, hätte das schon was lustiges.
Dass ich auf diesen Frevel eingehen muss, ist ja auch klar. Ich halte "Arrival" für einen der besten Filme der 2010er... aber anstatt alles zu wiederholen ist hier mal meine kleine Kritik, die ich vor einiger Zeit hier geschrieben habe:
SpoilerShow
Andreas29 hat geschrieben: 18. Jan 2021, 07:23 Arrival (Rewatch)

Für mich ist das jetzt schon ein moderner Sci-Fi-Klassiker. Ein Film, der sich jedem Klischee von Alien-Invasionsfilmen entzieht und somit zur Antithese von Filmen wie "Independence Day" (no Offense, den mag ich auch, aber anders...) wird. Anstatt um Geballer geht es hier 2 Stunden lang um Kommunikation. Um Sprache und wie das Erlernen anderer Sprachen uns verändert und wenn eine Sprache so grundlegend anders ist - wie die von Außerirdischen -wie sie uns selbst in unserem Sein verändern könnte.
Das Ganze brachial atmosphärisch erzählt mit einem dröhnenden Soundtrack und einer erzählenden Kamera, die dicht bei unserer Heldin bleibt. Grandios zurückhaltend und realistisch gespielt von Amy Adams.
Der Film lässt sich Zeit und man kann ihm seine Gemächlichkeit vorwerfen, aber ich war so absorbiert, dass mir die Laufzeit wesentlich kürzer als angegeben vorkam.
Meiner Meinung nach hat er ebenfalls eine der besten Wendungen - ich schreibe bewusst nicht "Twist" - der Filmgeschichte und ich erinnere mich bis heute an das laute Aufstöhnen im Kinosaal, als der Groschen fällt.

Wenn es minimale Kritikpunkte gibt, die mich zögern lassen die volle Punktzahl zu geben, dann die zwar sensationell inszenierten, aber generischen Cthulu-Aliens und den ebenfalls generischen Feindbildern Russland und China, während man sich - also die USA - als fast schon pazifistisch darstellt.

Wenn man mit der richtigen Erwartungshaltung herangeht, ist das ein echtes Erlebnis und es kann einen wirklich verändern. Es ist ein Marketing-Begriff und auch total ausgelutscht, aber wenn ein Film das Siegel "Thought Provoking" verdient hat, dann "Arrival".

4,5 von 5 Sternen

https://letterboxd.com/film/arrival-2016/
Arrival positioniert sich bewusst als Antithese zu regulären Sci-Fi-Alienstorys, in denen die Kommunikationsbarriere allerhöchstens ein Nebensatz ist. Entweder man scheißt drauf und alle reden Englisch, es gibt einen "Universalübersetzer", es gelingt wahnsinnig schnell die Aliensprache zu lernen, es wird mit Hand und Fuß kommuniziert... oder man spielt in "Unheimliche Begegnung mit der dritten Art" Senso mit den Besuchern. Oder es wird gar nicht kommuniziert, weil die Aliens das absolute Böse sind.

Daran wo Du dich aufhängst, ist doch gerade der Schlüssel dazu, warum der Film so fasziniert. Es liegt außerhalb der Vorstellungskraft und der Erkenntnisebene der Menschen, wie diese Wesen denken... und natürlich auch wie diese lernen. Ich habe an den Heptapoden übrigens noch nicht einmal Augen gesehen. Also einfach was zeigen...

Independence Day - den ich auch sehr mag - macht wesentlich mehr Spaß als Arrival. Ihn aber als schlüssiger zu bezeichnen ist eins der absurdesten Dinge, die ich bisher hier im Forum gelesen habe :ugly: In Independence Day ist die Lösung sich mit einem Windows 95 PC in das hochtechnologisierte Raumschiff einzuhacken und es mit einem Computervirus zu infizieren... das ist so dumm, dass es allein deswegen schon unterhaltend ist.

Außerdem muss man den Film gerade in seiner These oder bzw. Grundthematik nicht allzu wörtlich nehmen und kann ihn eher allegorisch deuten. Hier soll nicht tatsächlich ausgesagt werden, dass wir durch das Erlernen anderer Sprachen irgendwelche neuen Fähigkeiten erlangen. Es geht darum, dass das Erlernen anderer Sprachen und damit anderer Kulturen den eigenen Bewusstseinshorizont erweitert und verbinden kann.
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Jon Zen
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Jon Zen »

meieiro hat geschrieben: 3. Jun 2021, 22:03
Jon Zen hat geschrieben: 3. Jun 2021, 18:38 Wenn man Drive mit Fast & Furious 8 vergleicht, sieht man in welche dumme Lage sich die Macher von F&F 8 gebracht haben:
Wie kann man noch größer, schneller und spektaktulärer Autofahren inszenieren?
Zu Beginn brennen (!) CGI-Motoren, am Ende fahren Autos Rennen mit Atom-U-Booten. Dumm ist ein Euphemismus für diesen Film.
Drive dagegen ist in jeder Sekunde stilsicher, macht lieber weniger als mehr, aber dafür umso intensiver. Erinnert auch ein wenig an Sicario.
Fliegende Autos mit Raketenantrieb

Ich glaube halt, dass die beiden Filme einfach nicht zu vergleichen sind. Es geht zwar bei beiden um Autos, aber es sind 2 komplett verschiedene Film-Genres.
Fast and Furious will gar nicht intelligent sein. Drive ist sicherlich der bessere Film(als alle F&Fs), aber F&F macht halt ein vielfaches an Kohle.

Ja, ich wollte betonen, wie verschieden zwei Filme sein können, die sich das gleiche Thema ausgewählt haben.

@F&F habe mir nun "endlich" das Spin-Off Hobbs & Shaw angeschaut (nachdem ich Teil 8 noch im Kino sah und nicht fassen konnte, wie schlecht er war - 1/10). Meine Erwartungen waren gering, aber zum Glück geht es in diesem Film nicht um Autos, sondern es ist eine reine Komödie. Das funktioniert ziemlich gut im F&F Universum.
Die Action ist Beiwerk, völlig übertrieben und langweilig. Aber die Oneliner ("Ich bin der Böse", "ich wette, wir halten 5 Stromschläge aus!") und die sich ständig kabbelnden Hobbs & Shaw unterhielten mich über den ganzen Film hinweg. Ich mochte Hawaii Five-0 und NCIS L.A. aus den gleichen Gründen.
6/10
https://steamcommunity.com/id/Jon-Zen/ | Unsere Biervorräte schwinden dahin, Sire!
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Auch wenn ich aus Zeitgründen keine Kritiken mehr scheiben kann, wollte ich es mir nicht nehmen lassen mal alle Ghiblis zu ranken, nachdem ich sie jetzt alle durch habe:

1. Prinzessin Mononoke (5 von 5 Sternen)
2. Nausicaä aus dem Tal der Winde (4,5 von 5 Sternen)
3. Die letzten Glühwürmchen (4,5 von 5 Sternen)
4. Die Legende der Prinzessin Kaguya (4,5 von 5 Sternen)
5. Das Schloss im Himmel (4,5 von 5 Sternen)
6. Das wandelnde Schloss (4 von 5 Sternen)
7. Only Yesterday - Tränen der Erinnerung (4 von 5 Sternen)
8. Die rote Schildkröte (4 von 5 Sternen)
9. Pom Poko (4 von 5 Sternen)
10. Chihiros Reise ins Zauberland (3,5 von 5 Sternen)
11. Mein Nachbar Totoro (3,5 von 5 Sternen)
12. Der Mohnblumenberg (3,5 von 5 Sternen)
13. Wie der Wind sich hebt (3,5 von 5 Sternen)
14. Porco Rosso (3,5 von 5 Sternen)
15. Meine Nachbarn die Yamadas (3,5 von 5 Sternen)
16. Erinnerungen an Marnie (3,5 von 5 Sternen)
17. Ponyo (3,5 von 5 Sternen)
18. Whisper of the Heart (3,5 von 5 Sternen)
19. Arietty - Die wundersame Welt der Borger (3,5 von 5 Sternen)
20. Kikis kleiner Lieferservice (3 von 5 Sternen)
21. Die Chroniken vom Erdsee (3 von 5 Sternen)
22. Das Königreich der Katzen (3 von 5 Sternen)
23. Ocean Waves (3 von 5 Sternen)

Bei Sterngleichheit hat dann das Gefühl entschieden.

Fazit: Ein paar echte Klassiker, ein paar sehr gute Filme, viele gute Vertreter und keine Totalausfälle.

Ghibli bzw. (trotz mehrfacher Rücktrittsbekundungen) Miyazaki himself wird ja doch noch einen Film machen. Die 3D-Animationen sind aber höchst umstritten: https://www.youtube.com/watch?v=ZhL7VMhxOEo

Jetzt werde ich alle Disney-Filme mal in der OV nachholen... was deutlich länger als bei Ghibli dauern wird.
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Heretic
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Heretic »

Alexandra's Project

Alexandra und Steve wirken mit ihren zwei Kindern und ihrem Reihenhäuschen von außen betrachtet wie die klassische Durchschnittsfamilie. Ihre Ehe erscheint etwas eingefahren, aber weitgehend intakt. Das hinter den Kulissen etwas schief zu laufen scheint, wird anfangs nur durch kleine Nicklichkeiten zwischen den Eheleute angedeutet. Aber schnell wird klar, dass Alexandra mit der Gesamtsituation mehr als unzufrieden ist und einen Plan im Hinterkopf hat, den sie an Steves Geburtstag schließlich in die Tat umzusetzen gedenkt…

“Alexandra’s Project” ist ein australisches Thriller-Drama mit einer originellen Grundidee, zu der ich aus Spoilergründen nichts weiter schreiben werde. Leider ist die Umsetzung nur mittelprächtig ausgefallen. Was bei diesem Quasi-Kammerspiel (das Geschehen findet größtenteils in einem abgedunkelten Raum statt) nicht am offensichtlich sehr geringen Budget, sondern hauptsächlich an der ziemlich klischeehaft geschriebenen und von einem overactenden Gary Sweet dargebotenen Rolle des Steve liegt. Helen Buday als Alexandra weiß da mehr zu überzeugen. Zusätzlich leidet der Film unter einer wenig überzeugenden deutschen Synchro und absolut mieser Tonqualität. Für einen Low Budget-Streifen geht “Alexandra’s Project” in Ordnung; man will wissen, wie die Sache ausgeht. Aber es bleibt das Gefühl, dass man aus dieser Idee weitaus mehr hätte machen können.
Zuletzt geändert von Heretic am 9. Jun 2021, 15:30, insgesamt 1-mal geändert.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Ach,Leute, es juckt zu sehr in den Fingern...


The 800
2020; Regisseur: Guan Hu; Darsteller: Wang Qian-Yuan, Zhang Yi, Jiang Wu; Genre: Kriegsaction

1937 befindet sich China mit Japan im Krieg. Die chinesische Armee ist auf dem Rückzug und droht nach schweren Verlusten den Konflikt zu verlieren. Um das strategisch wichtige Shanghai zu halten, besetzt eine Kompanie ein großes Lagerhaus vor der Stadtgrenze. Die Stadt selbst ist ein auf internationaler Ebene ausgehandelter neutraler Boden und darf weder von den Japanern angegriffen noch als Rückzugsort für die chinesischen Truppen genutzt werden. Aufgrund eines großen Treibstofflagers kann man das Lagerhaus nicht mit Artillerie oder aus der Luft angreifen. So kommt es zu einem erbitterten Verteidigungskampf gegen eine Übermacht, während auf der anderen Seite Zivilisten und die internationale Presse zuschauen.

"The 800" ist mit einem Einspielergebnis von 460 Mio. Dollar der erfolgreichste Film des Jahres 2020. Er konnte im von Corona geplagten Kinojahr 100 Mio. Dollar mehr einspielen als der im Westen profilierteste Start "Tenet". Fast die gesamten Einnahmen wurden natürlich in China selbst generiert, wo die Lichtspielhäuser unter weit weniger bis kaum Restriktionen zu leiden hatten.
Wie umgehen mit einem Propagandafilm? Das ist die große Frage, die sich jemandem stellt, wenn er dieses Werk reviewen will. Ansätze einer zumindest an einigen Stellen kritischen Auseinandersetzung des Konflikts wurden von der Zensurbehörde glattgebügelt. Es mussten mehrere Szenen entfernt werden, weil sie der Kommunistischen Partei nicht passten. Da hier mit der "Republik China" ein anderes System als die heutige "VR China" abgebildet wird, soll möglichst der Eindruck entstehen, dass es um das Land generell geht. So mussten Sequenzen entfernt werden, in der das Vorgängersystem "zu positiv" dargestellt wird. So wurden einem sowieso schon nicht besonders kritischem Werk die letzten Kanten abgeschliffen.
Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage muss wohl lauten, dass man ihn auf zwei Ebenen betrachten muss: Einmal auf einer inszenatorischen und dann auf einer inhaltlichen.
Die Inszenierung muss man als ziemlich großartig bezeichnen. Mit riesigem Aufwand ist hier ein handwerklich einwandfreies, spannendes und schonungsloses Schlachtengemälde gelungen, das teilweise atemberaubende Actionsequenzen bietet. Atmosphärisch wird eine große Dichte erreicht, denn durch die räumliche Komponente wird ein beengtes Gefühl erzeugt – auch wenn das Gebäude wirklich sehr groß ist. Beklemmung wird hier auch durch das wuchtige Sounddesign erzeugt, bei dem man oft das Gefühl hat die Kugeln würden einem wirklich um die Ohren fliegen... oder eine Druckwelle von einer Explosionen würde einen erfassen und vom Bildschirm wegfegen. Man fühlt sich mit den handelnden Personen eingeschlossen in dieser Hölle, in der es jeden Moment vorbei sein kann und man mit seinen Gedärmen in der Hand in seinem Blut elendig verreckt. Auf dieser Ebene kann man "The 800" nicht vorwerfen irgendetwas zu idealisieren oder zu verharmlosen. Das ist knüppelhart und nichts für schwache Nerven.
In riesigen und zum größten Teil echt gebauten Sets tummeln sich etliche Statisten. Dabei gibt es immer wieder spektakuläre Kameraeinstellungen und komplizierte Choreografien. Man kann hier definitiv mit den meisten westlichen Kriegsfilmen der letzten Jahre locker mithalten und meiner Meinung nach sogar so manchen Vertreter bei der Intensität deutlich übertreffen. Natürlich ist diese Situation einer kleinen Gruppe entschlossener Männer, die einen übermächtigen Feind abwehren müssen, ein erprobtes Szenario, das grundsätzlich Spannung und Fallhöhe erzeugt – und man ist ganz automatisch auf Seiten des Underdogs. Langeweile kommt durch das gute Pacing, bei dem sich immer Aufregung und Beruhigung in den richtigen Dosen abwechseln, über die stolzen 150 Minuten nie auf.
Charaktere berücksichtigt man dabei leider kaum. Man folgt grob der Geschichte einer kleinen Truppe, die eigentlich desertieren möchte, sich dann aber gezwungenermaßen der Kompanie anschließen muss, die das Lagerhaus verteidigen soll. Hier begleitet man dann noch mal speziell einen jungen Mann und seinem noch jüngeren Bruder, der eigentlich noch ein Kind ist. Emotionen werden aber hauptsächlich dadurch erzeugt, dass diese Vorkommnisse einfach generell erschütternd sind, weil sie sich als so erbarmungslos und lebensfeindlich darstellen.
Um zu der problematischen zweiten Ebene zu kommen, sollen allerdings auch vor allem Emotionen damit geweckt werden, dass das hier Helden des Vaterlandes sind, die es zu verehren gilt. Das will man mit heroischer und getragener Musik, sehr viel Pathos und glorifizierter Opferbereitschaft erreichen. Spätestens an dieser Stelle wird einem klar, dass diese schonungslose Inszenierung nicht dazu dient den Schrecken des Krieges darzustellen, sondern vor allem dazu da ist, das Leid dieser Helden zu zeichnen.
Es gibt immer wieder Szenen, die einem so ein bisschen die Kotze hochsteigen lassen. In einer binden sich zu anschwellendem Score Soldaten Granaten und Sprengsätze um und springen in japanische Truppen hinein. An einer Stelle gilt es die chinesische Flagge auf dem Dach zu hissen und bei dieser Aktion sterben etliche Soldaten – wegen eines Stücks Stoff. Wie mir das gezeigt wird, lässt aber keinen Raum zur Interpretation: Ich soll das richtig finden, ich soll das gut finden und ich soll diese Soldaten und die, die sie dazu befehligt haben, dafür feiern und ehren. Dann als letztlich gesagt wird, dass das "die wahren Chinesen" seien, möchte man eigentlich spätestens abbrechen. Man kann aber nicht, weil es eben so gut inszeniert ist. Ich gebe offen zu, dass der Film am Ende zumindest bei mir aufgrund des Zusammenspiels der Bilder, der Musik und der Situation wirklich zu Gänsehaut geführt hat. Obwohl ich dem ganzen kritisch gegenüber stehe und ich das hinterfrage, ist in mir etwas passiert. Man mag sich also leider nicht wirklich ausmalen wollen, wie effektiv "The 800" wohl als Propagandawerk funktioniert.
Aus handwerklicher Sicht ist das verehrenswert - was man aussagen will verachtenswert. Wer mit dieser Dissonanz leben kann, ist hier an der richtigen Adresse.
Und hier der Disclaimer, dass ich mit westlichen Vertretern natürlich genauso hart ins Gericht gehen würde. Unsere amerikanischen Freunde machen sowas nämlich auch alle Nase lang. "Hacksaw Ridge", "13 Hours" und "American Sniper" und viele andere ähnliche Vertreter boykottiere ich bisher standhaft, obwohl die zum Teil sehr gute Kritiken haben.

3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/the-eight-hundred/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=BbI5IypEBfo
DaFrenz
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von DaFrenz »

Cooles Review. Hab jetzt tatsächlich Interesse daran, mir den Film mal anzusehen.
Was die amerikanischen Filme angeht, da tust du zumindest Hacksaw Ridge etwas unrecht. Der Film versprüht nicht gerade US-Patriotismus.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

DaFrenz hat geschrieben: 10. Jun 2021, 10:30 Was die amerikanischen Filme angeht, da tust du zumindest Hacksaw Ridge etwas unrecht. Der Film versprüht nicht gerade US-Patriotismus.
Wie gesagt kann ich das nicht abschließend beurteilen. Nur Menschen, die ich sehr schätze, wenn es um Filme geht, warnen vor Patriotismus, Militarismus und vor allen Dingen eine ordentlich Ladung religiöses Pathos. Und Mel Gibson ist in der Hinsicht ja auch durchaus schon häufiger aufgefallen. Und wenn man so seine privaten Ansichten im Hinterkopf hat... also ich habe da so meine Bedenken.

Ich bin allerdings auch jemand, der da extrem empfindlich ist.
DaFrenz
Beiträge: 178
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von DaFrenz »

Wie du meinst, ich will dir da nichts aufschwatzen.
Ich selbst hatte nicht den Eindruck, dass die Punkte die du erwähnst übermäßig stark im Film vorkommen. Ja, es ist ein brutaler Kriegsfilm und damit sind gewisse Elemente verbunden, um die auch Hacksaw Ridge nicht herum kommt. Ich fand aber den Kontrast zwischen der allgegenwärtigen Kriegsgewalt und dem pazifistischen Protagonisten ziemlich interessant. Das gibt dem Film eine etwas humanere Note als die üblichen zynischen Kriegs-Metzeleien. Aber ich kann die Kritik deiner Freunde schon verstehen: Es wird einiges unnötig übertrieben und überhöht. Nur nicht so schlimm wie du vielleicht befürchtest.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Martyrs (Rewatch)
2008; Pascal Laugier; Darstellerinnen: Mylène Jampanoï Morjana Alaoui Patricia Tulasne; Genre: Horror

Lucie wird als Kind entführt und scheinbar ohne Grund gequält. Eines Tages gelingt ihr die Flucht. Im Waisenhaus lernt sie Anna kennen und wird ihre beste Freundin. Ihr Traumata verfolgt sie dennoch weiter und sie spricht nicht darüber, was mit ihr passiert ist. Außerdem sieht sie eine Gestalt, die sie verfolgt und immer wieder angreift. 15 Jahre später macht Lucie die Menschen ausfindig, die ihr das angetan haben und übt blutige Rache. Ihre Freundin, die immer noch treu an ihrer Seite steht, stößt auf die grausamen Hintergründe.

Anfang der 2000er begann im französischen Horrorkino die "Harte Welle". Mit Werken wie "Haute Tension", "Frontiers" und "Inside" wurden die Grenzen der Gewalt deutlich verschoben und man schockte das damalige Publikum bis auf das Mark. "Martyrs" hat darunter noch einmal eine Sonderstellung, gilt als Magnum Opus dieser Ära und ist zu einem Kultstreifen unter Genrefans geworden. Ebenso gilt er als Mutprobe, denn nicht wenige bezeichnen ihn als "härtesten Film" aller Zeiten.
Das ist natürlich einiges, was da an Vorschusslorbeeren aufgeboten wird für Menschen, die auf der Suche nach Grenzerfahrungen bei Filmen sind – wie mich. Die Erwartungen waren entsprechend hoch, als ich ihn dann endlich vor etwa einem Jahr mal sehen konnte und das Werk wurde seinem Ruf ziemlich gerecht. In Besprechungen über "Martyrs" ist mir aber immer mal wieder aufgefallen, dass ich das Ende etwas anders interpretiert habe, als viele Fans. Meine erste Theorie ist zwar eine eine der beliebtesten, aber nicht die einzige und ich finde mindestens eine weitere recht überzeugend. Deswegen stand er jetzt nochmal bei mir auf der Liste. Zu meiner Verteidigung: Beim ersten Mal ist man auch ein bisschen überfordert, denn die versprochene Härte ist wirklich vorhanden und so konnte ich nicht so sehr auf jede Implikation achten. Die Gewalt muss man auch als erstes besprechen, denn das ist in doppelter Hinsicht einfach richtig fies. Zunächst ist es zwar stellenweise sehr blutig, aber anstatt auf übertriebenen Splatter und Blutfontänen zu setzen, bleibt man auf einer sehr realistischen Ebene. Das greift einen an, weil es authentisches Leid ist, was Filme oft auslassen, weil es für den Zuschauer so unangenehm ist. Nur aus dem Grund kann es ja solche Genres geben wie "Splatter". In vielleicht einer der einprägsamsten Szenen, wird einer Frau eine Apparatur vom Kopf genommen, die in ihrem Schädel mit übergroßen Tackernadeln befestigt ist. Das Entfernen dieser und die unerträglichen Schmerzensschreie werden bei einem bleiben – da zieht sich alles zusammen. Andererseits geht es ganz generell in "Martyrs" um Qual und Leid und was diese mit dem Menschen und seiner Psyche anstellen. Während in den meisten Horrorfilmen gekillt wird, geht es hier darum, dass Menschen gebrochen werden sollen. Das bringt eine ganz unangenehme psychologische Komponente hinein. Ich weiß nicht was genau, aber "Martyrs" drückt einfach ein paar Knöpfe und fasst einen an stellen an, wo man nicht angefasst werden möchte und was in dem Genre eigentlich nicht gemacht wird. Höchstens Hanekes' "Funny Games" funktioniert auf ähnliche Weise. Es gibt eine Sequenz in der eine Frau fast 20 Minuten lang immer wieder verprügelt wird. Nicht nur sie, sondern auch wir als Zuschauer sollen gebrochen werden - und zu einer höheren Erkenntnis gelangen? Denn das ist die Frage, die hier gestellt wird. Und da wird unsere Moral und Ethik durchaus auch auf die Probe gestellt, denn – und das soll man nach meiner Beschreibung der Gewalt gar nicht glauben – schafft es der Film auch noch ambivalent zu bleiben. Das verstört zutiefst, weil man so sehr mitleidet und einfache Antworten möchte. Man bekommt auch noch eine Erklärung für diese Taten und die ist nicht dumm, wie sie es in so vielen anderen Horrorfilmen ist. Hinter alledem steht ein Grund bzw. ein Motiv, dass man aus der Sicht der Täter nachvollziehen kann, aber deren Mittel natürlich für absolut pervers hält.
Welche Interpretation der Auflösung denn am Ende die richtige ist, weiß ich übrigens immer noch nicht. Vielleicht möchte jemand hier darüber diskutieren, deswegen mache ich mal ausnahmsweise einen Spoilerteil:
SpoilerShow

Meine erste Theorie (bei dieser bleibe ich auch) war, dass Anna das "Leben nach dem Tod" oder irgendetwas anderes erleuchtendes sieht, aber die Medemoiselle anlügt und die sich deswegen umbringt, weil ihr Lebenswerk zerstört wird. Die Frage ist, warum sie dann überhaupt das Treffen dieser ganzen Gesellschaft einberuft. Allerdings passt hier das "Keep Doubting" sehr gut.

Was auch geht: Anna sagt der Mademoiselle die Wahrheit. Die will schnellstmöglich dahin und gibt sich die Kugel. Da sie aber immer noch nicht ganz sicher sein kann, aber den ersten Schritt macht, sagt sie dem Mann noch er soll weiter zweifeln.

Es gibt auch noch ganz andere Interpretationen: Eine nimmt an, dass Anna die Hölle sieht, aber der Mademoiselle sagt, sie habe den Himmel gesehen und die sich mit falschen Erwartungen dorthin befördert. Das klingt mir aber eher nach etwas, dass man sich als Zuschauer einfach wünscht, weil man eine möglichst harte Bestrafung will.

Diese Ambiguität ist aber auf jeden Fall gewollt, egal was richtig ist. Denn sonst hätte Laugier uns das hören lassen, was Anna der Mademoiselle zuflüstert.
Die Schauspielerinnen gilt es ebenfalls hervorzuheben, die zu der Authentizität beitragen. Man kann sich nur vorstellen wie anstrengend es sein muss in fast allen Szenen im absoluten emotionalen Ausnahmezustand zu sein. Morjana Alaoui (Anna) und Mylène Jampanoï (Lucie) haben allerdings beide danach kaum noch etwas gemacht. Letztere hatte zwar noch mehrere Prohekte, konnte aber nicht mehr an den Erfolg von Martyrs anknüpfen.
"Martyrs" ist trotzdem nicht perfekt. Das Tempo ist am Anfang hoch und es werden einige wirklich überraschende Haken geschlagen, wenn es darum geht herauszufinden, was das denn überhaupt für ein Film ist und worum es geht. Dann wird es aber irgendwann immer schleppender. Dann tritt manb durchaus auf der Stelle - besonders in der schon genannten Prügel-Sequenz. Das ist Absicht, aber es ändert nichts daran, dass man hier trotz der 95 Minuten in der zweiten Hälfte ein paar Längen spürt.
Trotzdem: Wenn man sich zutraut das auszuhalten, sollte man sich das mal angesehen haben. Und wenn auch nur um mal auszutesten, wo für einen tatsächlich die Grenzen liegen.

4 von 5 Sterne
https://letterboxd.com/film/martyrs/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=F8RDYD6VhpI (aufgepasst, auch der Trailer ist nicht ohne)

Um mal einen der Unterschied in der Film- und Kinokultur im Vergleich zwischen Deutschland und Frankreich herauszuheben: In unserem Land wurden alle Filme der französischen "Harten Welle" von der BPjM indiziert oder sogar von Gerichten beschlagnahmt. "Martyrs" hat in Frankreich zunächst eine Freigabe ab 18 Jahren bekommen, was in deren System bedeutet, dass er nicht im Free-TV oder im Kino gezeigt werden darf. Diese Freigabe bekommen dort eigentlich nur Pornos. Die damalige Kulturministerin Christine Albanel setzte sich jedoch für den Film ein, es gab eine erneute Prüfung und er wurde ab 16 freigegeben.
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bluttrinker13
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von bluttrinker13 »

Ich fand Martyrs hart, vor allem zum Ende hin, aber längst nicht so schlimm wie andere Sachen, bspw Inside oder Menschenfeind oder sowas.

Auf jeden Fall fand ich ihn vom Storybogen her, und dann dem geilen Schluss (Peng!), sehr sehr gut. Hat mich bewegt und sehr nachdenklich gestimmt, schaffen Horrorfilme bei mir selten.
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Feamorn
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Feamorn »

Ich fand Martyrs auch echt gut, klar, hart (aber eher inhaltlich, als optisch, glaub ich, ist schon eine Weile her), aber eben gut und mit Substanz zum drüber nachdenken.
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Ironic Maiden
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Ironic Maiden »

Ich mag "Martyrs" sehr gerne und finde, dass es tatsächlich mal ein Film ist, der die Härte der Gewaltdarstellungen zwingend braucht. Leider war ich schon komplett gespoilert, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Ohne das hätte ich ihn vielleicht noch besser gefunden, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich ihn dann zu Ende geschaut hätte, da der letzte Akt sich mMn sehr zieht. Ich habe eine geschnittene Fassung gesehen, in der einige Minuten aus dem letzten Teil fehlen, und ich fand ihn dann trotzdem irgendwie nicht mehr schmerzhaft, sondern nur zu langsam.

Ich habe den Film immer auch als Kritik am (französischen) Klassensystem gesehen, da Lucie und Anna nicht nur arm sind, sondern anscheinend auch einen nordafrikanischen (algerischen?) Hintergrund haben. Und die Oberschicht missbraucht diese Frauen, um ihre überspannten Theorien zu beweisen und in den Besitz von Wissen zu gelangen, auf das sie glauben ein Anrecht zu haben.

Meine Theorie über das Ende ist - glaube ich - eine der verbreitetsten
SpoilerShow
nämlich, dass es tatsächlich einen Himmel gibt, aber Mademoiselle und ihre Anhänger durch ihre Taten den Zutritt dazu verwirkt haben. Sie haben also aufgrund ihres Einflusses das ersehnte Wissen erlangt, aber gerade weil sie diese Macht haben und sie missbraucht haben, nützt ihnen dieses Wissen gar nichts. Und es gibt für diese Menschen damit zum ersten Mal etwas, das sie einfach nicht bekommen können.
Es gibt eine sehr schöne Folge der "Faculty of Horror" über "Martyrs" und "Calvaire", aus der auch viele meiner oben genannten Ideen stammen, und die ich nur wärmstens empfehlen kann. https://www.facultyofhorror.com/tag/martyrs/
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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