Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Wenn es nicht um Spiele und / oder den Podcast geht, dann stehen die Chancen gut, dass dein Thema hier richtig ist.
WARNUNG: Gerade bei Politik & Co. geht's gerne hoch her. Auch hier gelten die Benimmregeln. Behandelt andere Foren-User immer mit Respekt, selbst wenn ihr deren Meinung nicht respektieren könnt!
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

The Constant Gardener (Der ewige Gärtner)
2005; Regisseur: Fernando Meirelles; SchauspielerInnen: Ralph Fiennes, Rachel Weisz, Bill Nighy; Genre: Politthriller

Justin Quayle ist englischer Diplomat und zuständig für das afrikanische Land Kenya. Bei einem Vortrag in London wird er lautstark von der Aktivistin Tessa angegriffen. Die beiden kommen danach ins Gespräch, verlieben sich und er nimmt sie daraufhin nach Nairobi mit. Während er sich um seine Pflanzen kümmert und den typischen Geschäften eines Diplomaten ganz angepasst an Sachzwängen und Realitäten nachgeht, engagiert sich Tessa weiterhin für die Menschen im Land. Das geht nur so lange gut, bis sie auf etwas stößt, dass den Interessen Englands und somit dem politischen Umfeld ihres Mannes in die Quere kommt. Eines Tages erreicht Justin die erschütternde Nachricht, dass sie – mittlerweile Schwanger - ermordet wurde. Er gibt sich mit der Erklärung, die ihm dargeboten wird, nicht zufrieden und ermittelt auf eigene Faust.

Den Film hatte ich komplett anders in meinem Gedächtnis abgespeichert und deswegen nie gesehen. Zum einen wäre da der Name: "Der ewige Gärtner". Man muss sich wirklich fragen, was man sich in der Vermarktung gedacht hat. Es ist eine Romanverfilmung und das Buch hieß auch so. Aber in Verbindung mit dem zweiten Punkt, dass er oft beim Genre auch unter Romanze läuft, habe ich den unter "Schmalz" abgespeichert und nie weiter beachtet. Bei einem Streamingdienst bin ich aber auf eine Inhaltsangabe gestoßen und da stand dann was von einem Politthriller, also habe ich den kurzerhand mal angeworfen. Und natürlich weil der Regisseur Fernando Meirelles ist, der mit "City of God" für viele Kritiker und auch Cineasten einen der besten Filme aller Zeiten gedreht hat.
Meirelles merkt man auch sofort an der Ästhetik, da er - wie auch in seinem Magnum Opus - in "The Constant Gardener" ruhige und entsättigte Bilder mit hektischen abwechselt, bei denen der Kontrast fast schon in die Übersättigung gedreht wurde. Das ist Gewöhnungsbedürftig, zeigt aber sofort seine eigenwillige Handschrift und wirkt rastlos und aufregend ohne zu unruhig zu sein.
Dann wären da natürlich die absoluten Top-Schauspieler Ralph Fiennes und Rachel Weisz. Weisz ist meine absolute Lieblingsschauspielerin und ich war etwas enttäuscht, dass sie aufgrund ihrer Rolle leider eine nicht so lange Screentime hat. Das ist übrigens kein Spoiler, denn es beginnt bereits der Nachricht ihres Todes. Sie wurde für diese Rolle mit dem Oscar ausgezeichnet und macht das auch sehr gut. Man ist natürlich aufgrund des Themas sofort auf ihrer Seite. Sie spielt allerdings auch wirklich sehr greifbar und man fühlt ihre Wut und die Empörung. Ob das jetzt die beste Leistung ihrer Karriere ist, weiß ich nicht. In "The Lobster" oder "The Favourite" ist sie mindestens genauso gut. Dass Ralph Fiennes den Streifen schultern kann ist natürlich keine große Überraschung. Trotz allem, was er mitmachen muss, spielt er relativ zurückhaltend. Und auch wenn der Film wirklich die Form eines Politthrillers annimmt und er in Gefahr für Leib und Leben gerät, strahlt er immer eine Ruhe und Souveränität aus ohne distanziert zu wirken. Ein richtiger Anti-Bourne. Und somit ist auch klar, dass man sich hier keine großen Hoffnungen auf Action machen sollte.
Es geht vor allem darum eine Verschwörung aufzudecken und hier macht "Der ewige Gärtner" wieder etwas sehr richtig: Es ist kein überkonstruiertes und kompliziertes Netz mit zig Wendungen und Whiteboards mit Fotos, auf denen man Verbindungen mit Fäden zieht. Es ist eigentlich ein sehr einfacher Vorgang, der vollkommen logisch und authentisch ist und man kann sich gut vorstellen, dass Justin auch tief im inneren wusste, dass es genauso läuft. Nur sein Blick war eben versperrt von dem Unwort "Realpolitik", mit dem jede kleine Schweinerei durch "Sachzwänge", "Arbeitsplätze" und "gute Beziehungen" gerechtfertigt wird. Tessa bringt mit ihrem Tod diese Blase zum Platzen, denn sie ist eben auf so eine Schweinerei gestoßen und wurde zum Schweigen gebracht. Ich möchte nur so viel verraten, dass es um die zwielichtige Welt der Pharmakonzerne und deren Treiben in Drittländern geht.
Das ist sehr spannend und immer wieder auch berührend gefilmt, obwohl man sich – nicht nur weil ich gerne mehr von Rachel Weisz gesehen hätte – etwas mehr Zeit mit Tessa und Justin wünschen würde. Aber da schlägt wohl zu Buche, dass es sich um eine Romanverfilmung handelt und man unweigerlich straffen muss.
In der Mitte des Films wird dann doch auch etwas die Suspension of Disbelief getriggert, denn dass man einen gewissen Kommunikationsweg von Tessa bzw. Justin nicht überwacht hat, ist wenig glaubwürdig. Es beißt sich einfach mit dem in Verschwörungsfilmen gern gewählten Stilmittel, dass die Antagonisten immer einen Schritt voraus sind. Aber vielleicht ist das auch einfach authentisch, dass die Geheimdienste nicht immer alles richtig machen.
Am Ende wird es kurz mal sehr pädagogisch und das hätte es gar nicht gebraucht, weil es sonst so authentisch wirkt und man sich gut vorstellen kann, dass es genauso abläuft mit der Entwicklungspolitik. Die Empörung kommt von ganz allein.
Gedreht wurde auch in Berlin und man hört Ralph Fiennes in einer Sequenz im Film erstaunlich gutes Deutsch sprechen. Da hat auch die deutsche Schauspielerin Anneke Kim Sarnau einen kleinen und memorablen Auftritt.

4 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/the-constant-gardener/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=1l1lzzfpWFU


Ghibli der Woche:

Chihiros Reise ins Zauberland (Rewatch)
2001; Regisseur: Hayao Miyazaki; SprecherInnen: Rumi Hiiragi, Miyo Irino, Mari Natsuki; Genre: Anime

Die junge Chihiro zieht mit ihren Eltern in eine andere Stadt. Am Tag ihrer Ankunft verfahren sie sich mit dem Auto und stoßen in einem Wald auf einen seltsamen Tunnel. Sie hat Angst, aber ihre Eltern sind neugierig und gehen mit ihr hindurch. Auf der anderen Seite stehen mehre verlassene Fressbuden. Weit und breit ist niemand zu sehen, aber das Essen ist frisch und so schlagen Mama und Papa sich den Wanst voll. Chihiro wird ungeduldig und muss schockiert feststellen, dass sich ihre Eltern in Schweine verwandeln. Als die Betreiber der Buden als geistartige Wesen zurückkehren und sie in Panik gerät, trifft sie auf Haku, der sie in ein Badehaus bringt. Dort gehen eigenartige Fantasiewesen als Gäste ein- und aus. Sie begreift in einer Parallelwelt gefangen zu sein. Die einzige Möglichkeit aus dieser zu entkommen ist für die Hexe zu arbeiten, die das Badehaus betreibt.

"Chihiros Reise ins Zauberland" ist wohl einer der bekanntesten und beliebtesten Animes aller Zeiten. Er war lange Zeit der finanziell erfolgreichste Film seines Genres und erst "Your Name" konnte ihn vom Thron stoßen. Er wurde mit Preisen hoch dekoriert – u.A. der Oscar als "Best Animated Picture" und der "Goldene Bär" der Berlinale–, bildet für viele den Einstieg in den japanischen Zeichentrick und weckt nostalgische Gefühle bei einer großen Gruppe von Menschen.
Obwohl ich alleine durch die Serien bei RTL2 und Tele 5 von Kindesbeinen an eine große Affinität zu Animes hatte, ist "Chihiro" jedoch bis ins Erwachsenenalter immer an mir vorbeigegangen. Ich kann das auch nicht richtig erklären, aber so ist es nun einmal gelaufen. Vielleicht klang das für einen Teeny wie mich damals zu kindisch oder zu sehr nach "Mädchenzeug". Ich entdeckte nämlich gerade die verbotene Frucht der Horror- und Actionilme.
Und so war ich etwas enttäuscht, als ich ihn das erste Mal gesehen habe und auch jetzt bei der letzten Sichtung. Erstens hatte ich eine EXTREM hohe Erwartungshaltung aufgrund der ganzen Rezeption, die natürlich nicht an mir vorbeigegangen ist. Zweitens habe ich einen komplett anderen Film erwartet. Drittens entfallen bei mir natürlich die nostalgischen Gefühle. Ich dachte es würde sich bei "Chihiros Reise ins Zauberland" um eine epische Heldenreise á la "Herr der Ringe" handeln. Also um einen Fantasyepos. Was ich bekommen habe ist eine relativ kleine und intime Episode, die sich zu 80% im erwähnten Badehaus abspielt.
Auch die Geschichte die erzählt wird ist ziemlich unspektakulär und viele Konflikte lösen sich viel zu leicht oder auch gar nicht auf und haben keine Konsequenzen. Natürlich berücksichtige ich, dass es sich hier um einen Film handelt, der sich vorwiegend an Kinder richtet. Deswegen kann er natürlich nicht allzu dramatische Formen annehmen. Aber ich bin nun einmal erwachsen und mich holt sowas dann nicht mehr ganz ab. Ich denke da schlägt einfach zu, dass ich hier keinerlei nostalgische Verbindung habe, die mich über sowas hinwegsehen lassen könnte - oder ich bin einfach zu zynisch geworden. Besonders am Ende wird mir die Motivation einer Figur überhaupt nicht klar, was ich jetzt aus Spoilergründen nicht vertiefe. Aber ab da verstehe ich auch nicht, wo die Geschichte eigentlich hin will und dann ist es auch schon vorbei.
Ich mochte auch – und jetzt alle Fans ganz tapfer sein – Chihiro als Hauptfigur nicht. Sie wirkt durch den ganzen Verlauf sehr passiv, fast schläfrig und reagiert nur. Ich erwarte nicht von einem kleinen Mädchen überhaupt nicht von so einer Erfahrung überfordert zu sein, aber es findet im Film wirklich kaum Entwicklung statt.
Klar... auch ich verstehe den Subtext, dass es hier um Coming of Age geht, Emanzipation von den Eltern, das erste Mal auf sich allein gestellt sein und seine eigenen Abenteuer zu erleben bzw. seinen eigenen Weg zu gehen. Wenn wir uns an den Anfang des Films zurückerinnern, zieht Chihiro ja auch in eine neue Umgebung, in der sie sich auch fremd fühlt. Auch da kann man ihr Abenteuer metaphorisch lesen. Aber das ist nichts sonderlich neues und wurde meines Erachtens und zuletzt auch durch Ghibli selbst schon besser, greifbarer und zwingender erzählt. So konnte mich das alles nicht berühren und hat mich weitgehend kalt gelassen.
Trotzdem hat es mir im Großen und Ganzen gefallen! Ihr könnt den Wetzstein für eure Messer also wieder einstecken und die Fäuste aus den Taschen holen. Das ist alles eine Kreativitätsexplosion und für mich waren die Highlights eindeutig die vielen Wesen, die Myazaki hier hingezaubert hat. Das "Ohngesicht", der "Flussgeist", die "Rußgeister" und die vielen Gäste des Badehauses und dessen Mitarbeiter sind fantastisch. Von allen Ghiblis ist das meiner Meinung nach der am schönsten
gezeichnete. Auch diese Parallelwelt an sich ist sehr schön, denn deren Ausmaße und Gesetzmäßigkeiten bleiben im Verborgenen. Trotzdem schafft man es mit wenig Mitteln World Building zu betreiben. Das baut eine schöne Mystik auf ohne ganz im Dunkeln zu tappen.
Auch die schrulligen und absurden Charaktere sorgen für einige gute Lacher.
"Chihiro" steht auf vielen Bestenlisten unter den Top 10 der besten Filme aller Zeiten und kassiert fast durchgehend Höchstwertungen. Man fühlt sich immer irgendwie schlecht, wenn man nicht mit einstimmen kann. Aber ich bin eben niemand, der bei sowas mitschwimmt, nur weil es sich "eben so gehört". Ich persönlich (!) konnte diesen Status des Films nicht nachfühlen und nachvollziehen.
So erging es mir auch z.B. mit "Mein Nachbar Totoro", der ähnlichen Legendensatus hat und für mich zwar ein Wohlfühlfilm war, aber mich auch nicht so wie viele andere Menschen erreichen konnte.

3,5 von 5 Sternen

https://letterboxd.com/film/spirited-away/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=CHCUkXUPkFM&t=66s
Zuletzt geändert von Andreas29 am 19. Apr 2021, 16:54, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
bluttrinker13
Beiträge: 4844
Registriert: 4. Jun 2016, 22:44

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von bluttrinker13 »

Andreas29 hat geschrieben: 19. Apr 2021, 16:03 Den Film hatte ich komplett anders in meinem Gedächtnis abgespeichert und deswegen nie gesehen. Zum einen wäre da der Name: "Der ewige Gärtner". Man muss sich wirklich fragen, was man sich in der Vermarktung gedacht hat. Es ist eine Romanverfilmung und das Buch hieß auch so. Aber in Verbindung mit dem zweiten Punkt, dass er oft beim Genre auch unter Romanze läuft, habe ich den unter "Schmalz" abgespeichert und nie weiter beachtet. Bei einem Streamingdienst bin ich aber auf eine Inhaltsangabe gestoßen und da stand dann was von einem Politthriller, also habe ich den kurzerhand mal angeworfen. Und natürlich weil der Regisseur Fernando Meirelles ist, der mit "City of God" für viele Kritiker und auch Cineasten einen der besten Filme aller Zeiten gedreht hat.
Gut getroffen, dieses erste stereotype Urteil hatte mich auch zuerst abgehalten davon diese kleine Perle, wie ich finde, zu schauen. Bei mir war es dann die Erkenntnis, dass das Buch von John Le Carre geschrieben war, welche mich zu der Neueinschätzung und dem sehr belohnenden Anschauen brachte.
Benutzeravatar
Dicker
Beiträge: 2987
Registriert: 20. Mai 2017, 20:29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Dicker »

Chihiros Reise ins Zauberland ist so ein schöner Film. Hab den auch erst mit 20 + x Jahren gesehen und war sofort angetan. Scheint bei dir aber die Erwartungshaktung an den Film zu sein. Ich hab mich da einfach, ganz passiv wie Chihiro, verzaubern lassen. Einer meiner liebsten Ghibli. Und das, wo ich viele Filme von ihnen nur ganz OK finde. Aber der hier, Das wandelnde Schloss und Mein Nachbar Totoro sind einfach herzallerliebst und tolle Wohlfühlfilme.
Voigt
Beiträge: 5650
Registriert: 14. Jun 2016, 14:43
Wohnort: Jena

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Voigt »

Mal ne Frage @Andreas29 ich verfolge diesen Thread weniger, aber deine längeren Reviews zu Filmen sind mir schon aufgefallen.
Was mich bloß wundert, hat es einen tieferen Grund, das quasi alle Filme mit 3.5/5 Sternen bewertet werden? ^^
Einfach Zufall, oder eigentlich bloß humoristischer Seitenhieb oder sowas, was ich nicht verstehe?
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Voigt hat geschrieben: 20. Apr 2021, 01:41 Was mich bloß wundert, hat es einen tieferen Grund, das quasi alle Filme mit 3.5/5 Sternen bewertet werden? ^^
Einfach Zufall, oder eigentlich bloß humoristischer Seitenhieb oder sowas, was ich nicht verstehe?
Also zunächst einmal übertreibst Du ein wenig. Seit ich die täglichen längeren Reviews mache (28.März) gebe ich
2,5: 1-mal
3: 3-mal
3,5: 12-mal
4: 5-mal
4,5: 3-mal

Es sind ungefähr die Hälfte der Filme.

Die Häufung ist natürlich da. Aber dafür gibt es eine einfache Erklärung: Da ich mich gut über Filme informiere und nur das schaue, was mich interessiert und schon gute Rezensionen hat, filtere ich die meisten Gurken raus. Ich mache das ja nicht professionell und werde von niemanden gezwungen mir irgendeinen Quatsch anzugucken. Richtig gute Filme gibt es eher seltener und so stößt man meistens auf einen, den man gut findet, einen durchweg unterhält und/oder thematisch etwas interessantes bietet, aber einen nicht so besonders umhaut. Dann vergibt man eben eine Kompromisswertung und die ist bei mir 3,5. Für manche ist sie auch 3.

Ich kenne übrigens KEINEN einzigen Kritiker - egal wie professionell oder unprofessionell - der Wertungen gleichmäßig verteilt gibt. Das sind fast immer Pyramiden, wenn man das in einem Säulendiagramm verarbeitet. Vielleicht minimal nach links oder rechts verschoben je nachdem, wie streng man ist.

Auf der Website "Letterboxd", die ich immer für Infos zum Film verlinke, kann man das einsehen. Und da habe ich bei 766 Einträgen mit deutlichem Abstand 4 Sterne am meisten vergeben.

Diese krasse Häufung in den letzten Reviews ist allerdings in der Tat reiner Zufall.

Also kein Gag :D

BTW: Ich schaue momentan in einem sehr viel höheren Takt Filme, als ich Reviews hier poste. Ich habe gerade mal nachgeschaut: Von den nächsten 31 Filmen, die ich hier reviewen werde, haben lediglich 5 eine Wertung von 3,5 Sternen.
Benutzeravatar
LegendaryAndre
Beiträge: 1488
Registriert: 19. Feb 2017, 09:06
Wohnort: Graz

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von LegendaryAndre »

Andreas29 hat geschrieben: 20. Apr 2021, 03:00 interessiert und schon gute Rezensionen hat, filtere ich die meisten Gurken raus. Ich mache das ja nicht professionell und werde von niemanden gezwungen mir irgendeinen Quatsch anzugucken. Richtig gute Filme gibt es eher seltener und so stößt man meistens auf einen, den man gut findet,
Wäre aber auf jeden Fall eine Überlegung wert es professionell zu machen, da die Qualität deiner Rezensionen gut ist! Zumindest würde ich in Erwägung ziehen alle bisherigen Bewertungen auf einer eigenen Webseite unterzubringen, da es schade wäre wenn sie im Forum "untergehen". Auf einer Webseite mit Bildern und schönem Layout sowie einer Sortierung nach Genre würde ich sie noch lieber lesen wollen. Nur als Denkanstoß! ;)
Benutzeravatar
Peter
Beiträge: 1942
Registriert: 22. Okt 2016, 08:47
Wohnort: Ettlingen
Kontaktdaten:

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Peter »

Da musste ich doch grad mal nachschauen, wie eigentlich meine imdb-Wertungen verteilt sind:
1: 0
2: 8
3: 20
4: 42
5: 89
6: 150
7: 283
8: 253
9: 135
10: 41

Also grob eine Normalverteilung mit dem Median etwas über 7. Dass sich die meisten Wertungen bei 6-9 sammeln, ist aber nicht weiter verwunderlich. Denn man macht ja, wie Andreas schon sagte, eine Vorauswahl und schaut sich normalerweise nur Dinge an, von denen man erwartet, sie würden einem gefallen.
Benutzeravatar
bluttrinker13
Beiträge: 4844
Registriert: 4. Jun 2016, 22:44

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von bluttrinker13 »

Apropos imdb 0-4, schaut hier eigentlich jemand gern die Schlefaze, mit Päter und Olli?

Ich amüsiere mich da regelmäßig sehr gut. Ich finde es unabhängig vom kalauernden Humor auch immer wieder interessant, wie schlecht Filme sein können, und wie schlechte Filme überhaupt aussehen, sodass sie schlecht sind. Also auch wirklich handwerklich schlecht. Da gibt es bei den Schlefazen so viele tolle Beispiele.
Benutzeravatar
Heretic
Beiträge: 4950
Registriert: 20. Mai 2016, 13:30

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Heretic »

LegendaryAndre hat geschrieben: 20. Apr 2021, 07:37 Wäre aber auf jeden Fall eine Überlegung wert es professionell zu machen, da die Qualität deiner Rezensionen gut ist! Zumindest würde ich in Erwägung ziehen alle bisherigen Bewertungen auf einer eigenen Webseite unterzubringen, da es schade wäre wenn sie im Forum "untergehen".
Oder er könnte sie alternativ bei Filmvisionaere.com einstellen, da hat jeder Film einen eigenen Thread, den man bei Bedarf wieder ans Licht ziehen kann und es darf diskutiert werden. Ein wenig Wiederbelebung würde dort aktuell auch ganz gut tun. Ist übrigens keine kommerzielle Seite, sondern ein Projekt von Fans der inzwischen eingestellten Filmzeitschrift "DVD Vision".

Na, Andreas29, wie sieht's aus? *wink wink nudge nudge* :D
Voigt
Beiträge: 5650
Registriert: 14. Jun 2016, 14:43
Wohnort: Jena

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Voigt »

@bluttrinker13
Ein einziges mal gesehen mit Freunden, war sehr langweilig.
Die meinten dann auch, ist eigentlich nur witzig wenn man sich dazu betrinkt.. naja..
Benutzeravatar
Heretic
Beiträge: 4950
Registriert: 20. Mai 2016, 13:30

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Heretic »

bluttrinker13 hat geschrieben: 20. Apr 2021, 10:52 Apropos imdb 0-4, schaut hier eigentlich jemand gern die Schlefaze, mit Päter und Olli?
Hier, ich! "Hentai Kamen" und "Titanic 2" waren echte Highlights.

Ich habe aber wahrlich nicht alle Schlefaze gesehen. Mit gewolltem Trash á la "Sharknado" kann ich meist nicht viel anfangen. Ich bevorzuge echten Trash. :mrgreen:
Benutzeravatar
bluttrinker13
Beiträge: 4844
Registriert: 4. Jun 2016, 22:44

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von bluttrinker13 »

Heretic hat geschrieben: 20. Apr 2021, 11:10 Ich habe aber wahrlich nicht alle Schlefaze gesehen. Mit gewolltem Trash á la "Sharknado" kann ich meist nicht viel anfangen. Ich bevorzuge echten Trash. :mrgreen:
Stimmt, wir treffen da auch immer eine kleine Vorauswahl. Nix von Asylum, zum Bsp, das ist einfach affig. Pet peeve sind so Horror- und Scifi-Sachen aus den 70ern und 80ern, da beeiern wir uns regelmäßig. Richtig hart sind dann so die Bumsfilmchen aus den 60ern, die machen betroffen, sind historisch eventuell aber ganz interessant. Lustigerweise amüsiert sich meine Frau bei denen viel mehr als ich... :think:

@Voigt: natürlich musst du das besoffen schauen! :shock: Deshalb gibt es ja auch jedes mal einen neuen Drink mit Rezept :D (was wir nur einmal nachgebaut haben, lohnt den Aufwand eher nicht, Wodka on the rocks tut's auch) ;)
Benutzeravatar
Peter
Beiträge: 1942
Registriert: 22. Okt 2016, 08:47
Wohnort: Ettlingen
Kontaktdaten:

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Peter »

bluttrinker13 hat geschrieben: 20. Apr 2021, 10:52 Apropos imdb 0-4, schaut hier eigentlich jemand gern die Schlefaze, mit Päter und Olli?
Ich bin ja ein großer Fan von Kalkofe und Rütten kenne ich auch schon seit der HSS. Aber mit Schlefaz kann ich gar nix anfangen, zweimal habe ich es versucht und fand es eine ziemliche Zeitverschwendung.
Voigt
Beiträge: 5650
Registriert: 14. Jun 2016, 14:43
Wohnort: Jena

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Voigt »

Ich trinke halt kein Alkohol, und dadurch ging es halt nicht. Hatten Blackula geschaut, aber ne bin dann irgendwann gegangen. ^^
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

LegendaryAndre hat geschrieben: 20. Apr 2021, 07:37 Wäre aber auf jeden Fall eine Überlegung wert es professionell zu machen, da die Qualität deiner Rezensionen gut ist!
Das ehrt mich natürlich, aber ich mache mir da wenig vor. Das ist noch weit von irgendeiner Professionalität entfernt.

Das heißt aber nicht, dass ich nicht lernen kann. Ich habe mir das in den letzten Tagen mal etwas angeschaut und analysiert. Ich habe z.B. das Problem der "Filmeritis". In meinen Rezensionen steht viel zu oft "der Film". Deswegen achte ich jetzt darauf Synonyme wie "Streifen" oder "Werk" oder den Titel zu verwenden. Manchmal kann man das auch ganz weglassen, wenn man merkt, dass sich das aus dem Kontext erschließt.
Ich neige zu komplizierten Schachtelsätzen und verwende zu oft Füllwörter wie "trotzdem" oder "einfach". Auch Superlative und Adjektive verwende ich gerne und wenn ich mich recht erinnere ist das auch nicht so gern gesehen.
Ganz von Rechtschreib- und Grammatikfehlern abgesehen... da bin ich jetzt nicht schlecht, aber perfekt ist was anderes.

Wenn meine Rezensionen in einer richtigen Redaktion redigiert werden würden, würde der Rotstift glühen.

Ich habe in der Richtung nie ein Studium oder eine Ausbildung gemacht. Ich habe nicht einmal Abi.
LegendaryAndre hat geschrieben: 20. Apr 2021, 07:37 Zumindest würde ich in Erwägung ziehen alle bisherigen Bewertungen auf einer eigenen Webseite unterzubringen, da es schade wäre wenn sie im Forum "untergehen". Auf einer Webseite mit Bildern und schönem Layout sowie einer Sortierung nach Genre würde ich sie noch lieber lesen wollen. Nur als Denkanstoß! ;)
Also eine eigene Website zu machen steht außer Frage. Ich bin was sowas angeht der reinste Noob. Bilder auf so einer Website zu verwenden wirft wieder rechtliche Fragen auf.

Wenn ich mir irgendetwas professionelles oder sogar Geld erhoffen würde, würde ich das übrigens auch gar nicht mehr schreiben, sondern einen Podcast oder Videos machen. Aber dafür habe ich weder die Stimme noch das Aussehen und schon gar nicht Geld für das Equipment.
Heretic hat geschrieben: 20. Apr 2021, 11:02 Oder er könnte sie alternativ bei Filmvisionaere.com einstellen, da hat jeder Film einen eigenen Thread, den man bei Bedarf wieder ans Licht ziehen kann und es darf diskutiert werden.
Wenn ich mir das so anschaue ist hier wesentlich mehr los als da. Und hier darf man ja auch diskutieren.

Ich bin hier schon zufrieden.
Benutzeravatar
LegendaryAndre
Beiträge: 1488
Registriert: 19. Feb 2017, 09:06
Wohnort: Graz

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von LegendaryAndre »

Andreas29 hat geschrieben: 20. Apr 2021, 12:22 Das ehrt mich natürlich, aber ich mache mir da wenig vor. Das ist noch weit von irgendeiner Professionalität entfernt.

Das heißt aber nicht, dass ich nicht lernen kann. Ich habe mir das in den letzten Tagen mal etwas angeschaut und analysiert. Ich habe z.B. das
...
Ganz von Rechtschreib- und Grammatikfehlern abgesehen... da bin ich jetzt nicht schlecht, aber perfekt ist was anderes.

Wenn meine Rezensionen in einer richtigen Redaktion redigiert werden würden, würde der Rotstift glühen.

Ich habe in der Richtung nie ein Studium oder eine Ausbildung gemacht. Ich habe nicht einmal Abi.

Also eine eigene Website zu machen steht außer Frage. Ich bin was sowas angeht der reinste Noob. Bilder auf so einer Website zu verwenden wirft wieder rechtliche Fragen auf.

Wenn ich mir irgendetwas professionelles oder sogar Geld erhoffen würde, würde ich das übrigens auch gar nicht mehr schreiben, sondern einen Podcast oder Videos machen. Aber dafür habe ich weder die Stimme noch das Aussehen und schon gar nicht Geld für das Equipment.
Ich glaube nicht dass du "perfekt" sein musst, um Filmkritiken schreiben zu können. Dass dein eigener Anspruch dahingehend sehr hoch ist, ist im Grunde genommen sogar förderlich für die Qualität deiner Rezensionen, solange du dich damit durch übertriebenen Perfektionismus nicht selbst ausbremst. ;)

Vor allem denke ich dass es in dem Bereich wichtig ist etwas von der Materie verstehst und das ist bestimmt der Fall. Du bekommst im Forum auch Zustimmung von Personen die selbst eine Ahnung auf diesem Gebiet haben und kritisch sind - zum Beispiel von Heretic, der ebenfalls top ist und etwas davon versteht. Ich würde mir da keine zu großen Sorgen machen.

Für meinen Geschmack haben deine Rezensionen (selbst die ausführlicheren) genau die richtige Länge und sind äußerst informativ. Am Ende verstehe ich worum es geht und kann mir ein gutes Bild machen. Auf diese Weise habe ich mir schon den einen oder anderen Film angesehen, den ich mir sonst nicht angeschaut hätte. Schriftliche Rezensionen sind genau dein Ding!

Im Übrigen könnte ich dasselbe auch über Heretic schreiben, dessen Rezensionen ich ebenfalls mit Interesse lese! Ihr kennt euch wirklich gut aus! Ich habe schon "professionelle" Kritiken gelesen, bei denen man genau merkt dass der Kritiker eigentlich keine Ahnung hat worüber er schreibt. Bei euch ist das gewiss nicht der Fall!
Benutzeravatar
bluttrinker13
Beiträge: 4844
Registriert: 4. Jun 2016, 22:44

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von bluttrinker13 »

Voigt hat geschrieben: 20. Apr 2021, 12:01 Ich trinke halt kein Alkohol, und dadurch ging es halt nicht. Hatten Blackula geschaut, aber ne bin dann irgendwann gegangen. ^^
Ach so!
Ja, dann ist das wahrscheinlich hart und wenig spaßig.
Benutzeravatar
Heretic
Beiträge: 4950
Registriert: 20. Mai 2016, 13:30

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Heretic »

Andreas29 hat geschrieben: 20. Apr 2021, 12:22 Wenn ich mir das so anschaue ist hier wesentlich mehr los als da. Und hier darf man ja auch diskutieren.
Deswegen meine "Werbung". :D

Ich bin dort aber auch nicht mehr so aktiv wie früher. Bin leider etwas schreibfaul geworden in letzter Zeit...
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Le scaphandre et le papillon (Schmetterling und Taucherglocke)
2007; Regisseur: Julian Schnabel; DarstellerInnen: Matthieu Amalric, Emmanuelle Seigner, Anne Consigny; Genre: Drama

Jean-Dominique Bauby steht Mitte der 1990er in Frankreich als 43-Jähriger Chefredakteur der Modezeitschrift "Elle" mit vollem Saft im Leben, welches er in vollen Zügen genießt. Besonders die Damenwelt hat es ihm angetan und er lässt nichts anbrennen. Seine Frau und zwei Kinder hat er für eine Affäre verlassen. Dann erleidet er einen Schlaganfall und fällt ins Koma. Als er im Krankenhaus aufwacht, muss er feststellen am äußerst seltenen Locked-In-Syndrom erkrankt zu sein. Der komplette Körper ist bis auf die Augen gelähmt, er behält aber sein volles und uneingeschränktes Bewusstsein. Zunächst verständlicherweise niedergeschlagen beschließt Bauby mithilfe eines Verfahrens seiner Logopädin und einer Assistentin seines Verlags ein autobiografisches Buch zu schreiben.

Es handelt sich hier um eine wahre Geschichte, die so tatsächlich passiert ist.
Wie verfilmt man sowas? Der Regisseur Julian Schnabel hat dafür den Haus- und Hofkameramann von Steven Spielberg (Oscars für "Schindler's List" und "Saving Private Ryan") verpflichtet: Janusz Kamiński.
Zusammen schaffen sie es die zur Passivität verdammte Hauptfigur äußerst aktiv und präsent darzustellen. Gefilmt wurde nämlich zu gut drei Vierteln aus der Egoperspektive des am LiS erkrankten, der seine Gedanken fast während der gesamten Laufzeit aus dem Off spricht. Das ist gewöhnungsbedürftig und dürfte viele abschrecken, aber ich fand diese Erfahrung sehr lohnenswert.
Zunächst einmal ist das sehr gut gesprochen bzw. gespielt, denn die Hauptrolle übernimmt kein geringerer als Matthieu Amalric. Einer der wahrscheinlich bekanntesten und besten Schauspieler Frankreichs, den die meisten aber wohl als Bösewicht des zweiten Craig-Bonds "Quantum of Solace" kennen dürften. In den wenigen Szenen, in denen man ihn als Patient von außen sieht, kann er auch physisch überzeugen. Dann sieht das wirklich ziemlich schockierend und echt wirkend aus. Dennoch wollen Schnabel und Kamiński kein Mitleid erregen, was sie in einer meiner Lieblingsszenen eindrucksvoll beweisen: Zwei Mitarbeiter der französischen Telekom kommen in Baubys Zimmer um ein Telefon zu installieren. Seine Logopädin steht neben dem Bett als einer der beiden einen schwarzhumorigen Witz über ihn reißt, weil er natürlich das Telefon nicht auf herkömmliche Weise benutzen kann. Sie ist empört und vertreibt die Servicearbeiter aufgebracht. Wir aber hören, wie Bauby sich selber über den Witz kaputt lacht. Er behält immer seine Würde und so gerät das Werk nicht zum kitschigen Mitleidskino.
Die Verzweiflung und im ersten Moment auch die Panik und Wut, dass er paralysiert ist und keiner hören kann was er sagt, kann man trotzdem jederzeit nachfühlen. Dem ausgeliefert zu sein zu erfahren, dass er den Rest seines Lebens auf andere Menschen und deren Hilfe und Fürsorge angewiesen sein wird, ist sehr bitter für den Lebemann. Es wird auch kein Zweifel daran gelassen, wie sehr es ihn verletzt nicht mehr direkt angesprochen zu werden, obwohl er physisch und psychisch anwesend ist.
Es entsteht mit ganz wenigen Mitteln ein dreidimensionaler Charakter.
Das wird durch den Kniff der subjektiven Kamera sehr unmittelbar und beklemmend dargestellt und man steckt deswegen sofort selbst in der Haut des Hauptcharakters. Er wird zu einem Avatar, in den man sich hineinprojiziert. Vor allen Dingen wird gezeigt, wie schnell in unserem Leben von einem auf den anderen Wimpernschlag alles anders sein kann. Und das berührt jeden, weil es jeden treffen kann. Egal wo und in jedem Moment.
Aber auch außerhalb der Egoperspektive merkt man, dass hier ein Meister an der Kamera ist. Kamiński findet stets metaphorisch-poetische und elegische Bilder, die einen ganz automatisch über die Situation und deren Tragik sinnieren lassen.
Die Schwerpunktsetzung ist dabei etwas unausgewogen geraten, denn Schnabel würde schon gerne eine Biografie des gesamten Lebens von Bauby machen. Die Rückblicke geraten jedoch sehr breit gestreut und sehr kurz.
Wo "Schmetterling und Taucherglocke" für viele auf der Kippe stehen wird sind die inneren Monologe. Ich fand es tatsächlich ganz gut nachvollziehbar, denn die Hauptfigur ist ja Autor gewesen, dem man es abnimmt in verschnörkelten Metaphern, Sprachbildern und prosaischen Motiven zu denken. Andere werden sagen, dass es sich zu einem nicht ganz geringen Teil um prätentiöses Geschwurbel handelt.
Wenig zu diskutieren gibt es aber über die vielen guten und positiven Charaktere, von denen mal ganz erfrischend keiner irgendwelche bösen Absichten oder Hintergedanken hat. Es gibt tatsächlich keinen Bösewicht und den braucht es auch nicht, weil die Situation an sich schon genug Fallhöhe mit sich bringt.
Konfliktfrei ist das natürlich trotzdem nicht, denn es wird einem aufgezeigt, dass man Meinungsverschiedenheiten und ungeklärte Gefühle nicht stehen und gären lassen sollte. Denn man weiß nie, ob man die Gelegenheit bekommt hier einen befriedigenden Abschluss zu finden.
Aber auch wenn es auf jeden Fall schwerer für ihn wird, der mit Vater und Frau nicht im reinen ist, gibt es einen positiven Ausweg. Trotz allem muss nicht immer alles verloren sein.
Ein eigenwilliger und sperriger Film, der zutiefst berührt und traurig, aber dennoch lebensbejahend ist.

4 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/the-diving- ... butterfly/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=eawGsbRLzHQ
Zuletzt geändert von Andreas29 am 27. Apr 2021, 16:12, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Smutje187
Beiträge: 2129
Registriert: 8. Mär 2021, 14:44
Wohnort: Edinburgh

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Smutje187 »

Love and Monsters - ich kann nur hoffen, dass die Monster in irgendeiner Weise wiederverwertet werden. Die Schnecken! Der Tausendfüßler! Der Regenwurm (?)! Einfach großartig.

Die Geschichte plus dem unnötigen nachgelagerten dramatischen Höhepunkt fand ich wie schon beschrieben heutzutage absolut vorhersehbar, aber wie bei Leinwandliebe auch schon gesagt ist es halt ein Familienfilm, nun ja. Von den Logiklöchern und ungeklärten Fragen
SpoilerShow
Boys Frauchen/Kleid und sein „Deus Ex Machina“-wiederauftauchen
mal ganz abgesehen, aber vielleicht passt das ja in eine Fortsetzung :D
Antworten