Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

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Feamorn
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Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Feamorn »

Persona (1966)

Ich habe die Angewohnheit, viel mehr BluRays zu kaufen, als ich geschaut bekomme, weshalb sich bei mir mittlerweile ein wirklich massiver "pile of shame" aufgestapelt hat, der im Gegensatz zu seinem äquivalent im Spielebereich auch physisch vorhanden bei mir im Wohnzimmer thront. Viele Filme davon stammen daher, dass ich bei der Amazon "10 für 50"-Aktion gerne mal Filme mitbestelle, von denen ich vorher kaum etwas, oder auch gar nichts, gehört habe, die aber aus irgendwelchen Gründen meine Aufmerksamkeit erregen.
So kam Persona in meine Sammlung. Das war, denke ich, mein erster Bergmann-Film (Das Siebente Siegel liegt noch im Stapel) und ich bin nun regelrecht überfahren. Und gleichzeitig begeistert! Der Film trifft bei mir wirklich so einige Nerven, ich muss aber auch gestehen, dass ich ihn noch lange nicht verstanden habe.
Für Uneingeweihte ein paar Worte zu Inhalt und Form. Das ist ein in Schwarzweiß gedrehtes schwedisches Drama mit starkem Experimentalfilm Einschlag. Es geht um eine Bühnenschauspielerin die, nach dem sie die Rolle der Elektra verkörperte, eines Tages einfach das Sprechen einstellt. Die Ärzte können weder körperliche noch geistige Leiden identifizieren und schicken die Frau schließlich mit einer Krankenschwester in einen Bungalow am Meer. Im Grunde besteht der Großteil des Films daraus, dass die Krankenschwester Alma mit ihrer "Patientin" Elisabeth redet, ohne dass diese Antwortet. Das hat teilweise etwas von einem Kammerspiel. Zu den Experimentalanteilen möchte ich gar nicht viel sagen, außer dass sie da sind und sehr prominent. Ich bin der Meinung, dass solche ein Film gewinnt, wenn man möglichst wenig über ihn weiß.
Ich habe mich vorhin im Nachgang noch etwas bei Wikipedia mit dem Streifen beschäftigt und dabei das Zitat eines Filmprofessors gefunden, dass Persona nach Citizen Kane der Film sein dürfte, über den am meisten geschrieben wurde. Ob das stimmt weiß ich nicht, vorstellen kann ich es mir aber äußerst gut.

Wie oben geschrieben, der Film hat mir sehr gut gefallen, die beiden Hauptdarstellerinnen waren hervorragend und insbesondere Liv Ullmanns (Elisabeth) Gesicht hat sich mir geradezu eingebrannt.
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mausdoadschmatza
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Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von mausdoadschmatza »

Avengers: Infinity War


Für das, was er sein soll sicherlich ein kompetent gemachter Film, der kurzweilig unterhält und auch einiges an Fragen aufwirft. Irgendwas fehlt mir dann doch, irgendein herausragendes Merkmal, dass den Film besonders macht. Die Kämpfe sind schon seit einiger Zeit nicht mehr wirklich spektakulär und mitreißend. Vielleicht sollte man endlich einmal weg, von den Massenschlachten und sich an neuen Einstellungen und Choreographien versuchen. Emotional lassen mich die Filme schön langsam kalt, wirklich intensiv werden sie eher selten, es erinnert mich immer mehr an einen klassische Case of the Week Krimiserie, die man sich wöchentlich gerne zum Abschalten anschaut. Trotzdem finde ich es positiv, dass man fast allen Charakteren einen zwar kurzen aber doch angemessenen Auftritt beschert, obwohl eigentlich gar nicht so viel passiert (trotz radikaler Folgen) und vieles recht schnell von Statten geht. Wie immer bei solchen "halben" Filmen muss der zweite Teil zeigen, was der erste wirklich Wert war oder es am Ende nur ein langes Schneckenrennen darstellt ;) .
Unabhängig davon hoffe ich, dass man bei Marvel langsam mal eine Pause im Blick hat und nicht daran tüftelt in Avengers 5 oder später noch alle X-Men unterzubringen.

Befreiung 1 & 2 (1969)


Eine sowjetische Pentalogie über den Marsch der Sowjetunion gen Westen, angefangen im Frühjahr 43 bis nach Berlin. In den ersten beiden Teilen geht es um die die große Panzerschlacht bei Kursk und die Rückeroberung von Kiew. Dabei werden munter die Perspektiven gewechselt. Primär geht es um eine sowjetische Fronteinheit, die exemplarisch, das Vorrücken der Roten Armee darstellen soll. Immer wieder werden aber im zeitlichen Kontext auch kurze Sequenzen in der Reichskanzlei, im Warschauer Ghetto oder auch die Befreiung Mussolinis gezeigt. Außerdem wird häufig in die Kommandostände auf deutscher und sowjetischer Seite geschaltet, dort die Lage besprochen und dann wieder an die Front gesprungen.

Hier ist auch eines meiner größten Probleme mit den Filmen, sie sind manchmal unübersichtlich. Auf der einen Seite werden regelmäßig Karten des Gebiets eingeblendet auf der anderen Seite sind diese aber zu abstrakt um Orientierung zu bieten. Man hätte trotz des Alters das ein oder andere filmische Mittel gehabt, um Positionen zu verdeutlichen. Mal geht es um die Nordfront, dann wieder die Westfront, da sich die Lage aber bis dahin geändert hat, fällt es teil schwer den Geschehnissen zu folgen. Plötzlich wird die russische Einheit von einem großen deutschen Herr angegriffen, was in seiner Art absolut seltsam wirkt und vom zuvor Erzählten die eigentliche Handlung nicht hergeben sollte. Nun muss ein Film nicht zwangsläufig immer alles erklären und einordnen, diese Reihe präsentiert sich aber als relativ "wahrheitsnahe" Nacherzählung der Geschichte und verwendet zum Teil auch Originalaufnahmen der Wochenschau oder Bilder von befreiten Städten. In diesem Kontext wären einfach mehr Orientierungshilfen wünschenswert gewesen.

Erschwerend hinzu kommt die übertriebene Anzahl an vorgestellten Personen hinzu. Zusätzlich zu den russischen Soldaten werden auf russischer wie auf deutscher Seite jeweils mindestens 10 Generäle vorgestellt, die mehr oder weniger oft auftauchen. Das geschieht allerdings nicht nach und nach organisch mit vernünftigem Aufbau Einzelner, sondern häufig im Block. Im Kontext seiner Zeit mag ein breiteres Wissen über diese Akteure vorhanden gewesen sein, wenn sich dann aber die nicht immer prägnanten Offiziere auch noch gegenseitig mit "Genosse Vorname Vorname" anreden fällt es teils schwer dem zu folgen und wirkt aus heutiger Sicht sperrig.

Das dieser Film ein Prestigeobjekt der beteiligten Regierungen war ist offensichtlich und zeigt sich in den durchaus hohen Produktionswerten. Was teils an Materialschlacht an unterschiedlichen Orten geboten wird, ist immer noch beeindruckend. Das die Reihe gerne als Kriegsspektakel bezeichnet wird kommt nicht von ungefähr. Man kann durchaus über die historischen Ausschweifungen hinwegsehen und sich von der Action unterhalten lassen.

Das der Film mit Sicherheit auch von der Staatspropaganda mitfinanziert wurde sollte man im Hinterkopf behalten, es wird allerdings auch keine übermäßige Schwarz-Weißzeichnung von Deutschen und Sowjets betrieben. Gerade die deutsche Generalität an der Ostfront, insbesondere von Manstein, kommt ziemlich gut weg. Das die DDR koproduziert hat mag dabei eine Rolle gespielt haben. Mit Fritz Diez hat man auch einen der prägenden Hitler Darsteller im Ensemble, der seinen Generälen gerne die Kompetenz abspricht und die Realität zu leugnet. Auch auf Seiten der Sowjets werden nicht nur die "tapferen Helden der Arbeiterschaft" in den Vordergrund gestellt, sondern häufig auch Angst, Desertation und große Verluste gezeigt. Interessant ist, es die Darstellung einzelner ideologische Momente in der Retrospektive zu betrachten. Wenn Stalin fordert, dass Kiew gegen den Rat seiner Generäle einen Monat früher, am Jahrestag der Revolution befreit sein muss, lässt der Film das weitestgehend umkommentiert da stehen. Ob dieser sinnlose Menschverschleiß für ein Symbol wirklich notwendig gewesen wäre, wird nicht thematisiert. Zugleich wird das Symbol aber auch nicht stark genug betont, um die Opfer zu rechtfertigen. Bei allem Pathos, dem man sonst gerne in ähnlichen Filmen und teils auch in diesem findet, wirkt dieser Moment erstaunlich teilnamslos, heutzutage fast schon systemkritisch und das obwohl man in einem ähnlichem früheren Moment die Ideologie sogar noch stärker betont hat.

Zurück bleibt ein meist kurzweiliger Film, der sich nicht immer entscheiden kann, was er sein will, sich teils in Exkursen verliert und zu viel auf einmal will, ohne dass dafür eine Notwendigkeit bestanden hätte. Um historische Akkuratesse zu simulieren, vertieft man sich in Details, die weitestgehend überflüssig waren, glücklicherweise wird dann doch schnell wieder zur Kernhandlung gesprungen, sodass die Exzesse den Erzählfluss zwar hemmen, ihn aber nicht stoppen können.
Für Freunde von alten Kriegsfilmen sicherlich mal eine willkommen Abwechslung.
meisterlampe1989

Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von meisterlampe1989 »

Gangs of New York

Eine sehr simple Rachegeschichte. Hier muss man das Wie bewundern und nicht das Was.

Das Wie wird vor allem durch zwei Dinge ausgemacht: Der historische Kontext und der Ausstattungsporno.

Der Film spielt zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkriegs in New York, in dem es noch keine richtige staatliche Ordnung gibt und sich rivalisierende Gangs gegenseitig massakrieren. Die Frontlinien werden vor allem bei der Herkunft, Religion und Ethnie gezogen. Besonders bekriegen sich katholische Iren und protestantische "Natives". Amsterdam (Leonardo DiCaprio), dessen Vater den katholischen Iren angehörte, ist bei einem blutigen Straßenkampf vor mehr als einem Jahrzehnt vom Führer der protestantischen Natives - dem Butcher (wie immer unfassbar: Daniel Day-Lewis) - vor seinen Augen umgebracht wurde, kehrt zurück um sich zu rächen. Aus diesem Grund schleicht er sich in die Bande des Butchers ein.

Der Star ist hier eindeutig New York. Kulissen und Kostüme sind einfach grandios. Zumindest in diesen Kategorien hätte man dem Film seine 2 Oscars geben können. So ging er trotz 10 (!) Nominierungen leer aus. Desweiteren ist der historische Kontext interessant, denn staatliche Strukturen gibt es zu diesem Zeitpunkt in der Stadt noch nicht wirklich. Es kämpfen nicht nur die Gangs gegeneinander, sondern auch verschiedene Fraktionen von Ordnungshütern. In einer der besten Szenen des Films wird das dadurch dargestellt, dass sich zwei rivalisierende Feuerwehren lieber darum prügeln, wer das brennende Haus löschen darf, als es zu löschen und es während der Prügelei im Hintergrund abbrennt. In dem Film gibt es auch Prügeleien zwischen der State Police und der Metropilitan , die sich wiederum beide gleichzeitig mit den Soldaten der Union bekriegen. Es gibt wütende Proteste gegen den Einzug durch das Militär, weil die dominierenden protestantischen Natives gegen Abraham Lincoln sind und auch zutiefst rassistisch. Währenddessen kommen immer mehr Einwanderer aus Irland.
Es ist ein brodelnder Schmelztiegel.

Die eigentliche Geschichte um Amsterdam tritt da sehr deutlich in den Hintergrund und wird auch noch durch eine ziemlich unnötige Liebesgeschichte erweitert.
Es ist kein Meisterwerk. Wenn er sich auf seinen historischen Kontext verlässt, ist der Film teilweise genial (z.B. eben die Feuerwehr-Szene), aber wenn er sich auf seine eigentlichen Figuren verlässt - die zwar sehr gut gespielt sind - verliert der Film. Solche Rachegeschichten haben Braveheart und Gladiator schon viel viel besser erzählt.

7/10

Das Fenster zum Hof

Ich habe mir eine Blu-Ray Collection von Hitchcock gekauft und möchte jetzt seine Klassiker nachholen.

Angefangen habe ich mit Das Fenster zum Hof von 1954. Muss ich die Story erklären? Ich denke die kennt jeder, deswegen nur kurz: Ein Fotograf - gespielt von James Stewart - hat sich bei einem Unfall während eines Autorennens, bei dem er fotografiert hat, ein Bein gebrochen und muss jetzt daheim das Bett hüten. Seine Zeit verbringt er damit am Fenster zu sitzen und das Treiben in seinem Hinterhof zu beobachten. Eines nachts glaubt er einen Mord zu beobachten, aber Anfangs glaubt ihm weder sein Freund von der Polizei, noch seine Freundin (die von der wunder-, wunder- und ja einer muss noch sein WUNDERschönen Grace Kelly gespielt wird).

Der Film ist durch seine räumliche Beschränktheit zeitlos. Es gibt eigentlich nur zwei Tricks, die wirklich aus der Zeit gefallen sind. Ansonsten ist es reine Spannung mit einem tollen Schauspieler. Ich finde auch, dass Hitchcock schon damals sehr natürliche Dialoge schreiben konnte. In anderen Filmen aus den USA wurde zu dieser Zeit noch sehr viel hölzerner und theatralischer gespielt, was es mir meistens schwer macht, so alte Filme noch zu schauen. Und er war auch einfach mutiger als viele zu seiner Zeit: Alleine ein so bestialisches Verbrechen anzudeuten, war damals neu. Und der durchaus sexuelle Kontext, dass er auch seine junge weibliche Nachbarin ausspannt und sogar einmal ein nackter Rücken gezeigt wird (ja, das war damals "outrageous"!), kannte man damals nicht. Hinzu kommen halt Innovationen bei der Inszenierung, wie z.B. die Kamerafahrten an den Häuserwänden entlang oder das sich die Handlung von einem zentralen Punkt abspielt.

Heute hat man natürlich schon viel mehr gesehen, aber man muss eben die Zeit berücksichtigen, in der dieser Film entstanden ist und dafür ist er grandios: 8/10


Lady Vengeance

Der nächste Wook-Film auf meiner Liste und auch dieser Film war wieder der Star meines Filmabends am Samstag.

Eine Frau wird nach 13 Jahren aus dem Knast entlassen, nachdem sie angeblich ein Kind umgebracht hat. Sie wurde aber "geframed" (gibt es dafür ein gutes deutsches Wort?) und möchte jetzt Rache üben.
Mehr will ich nicht verraten; glaubt mir, es ist wichtig, wie sich der Film entfaltet und man sollte es selbst erleben.

Der Film ist vielleicht der sperrigste der Rache-Trilogie von Wook. Wenn man ihn im Original guckt, hat man einiges zu tun. Es gibt eine Erzählerin aus dem Off, die eine Knastkollegin der Hauptfigur war. Dann werden noch die Gedanken der Hauptfigur aus dem Off erzählt. Es werden in den ersten 30 Minuten gefühlt 50 Charaktere eingeführt und es wird wild geschnitten. Dazu kommt später noch im Film, dass auch noch Englisch gesprochen wird und in der Szene übersetzt wird. Ich hatte also teilweise 2 Leute auf dem Bildschirm, bei der eine Koreanisch redet und eine Englisch und dazu koreanische Untertitel und darunter deutsche Untertitel. Da qualmte der Kopf zeitweise.
Aber es lohnt sich SO sehr. Die Kamera ist so verspielt und schafft so tolle Szenenübergänge. Die Schauspieler, allen voran die Hauptdarstellerin, sind FANTASTISCH. Das ist auf den Punkt, was die Frau da abliefert.
Die Geschichte mag nicht so ausgeklügelt sein, wie Oldboy, aber was die emotionale Wucht dieser Geschichte angeht, ist er ganz nah dran.
An einer Stelle im Film, hat es mich sogar kurz gerissen. Ich habe jetzt nicht geweint, aber kurzzeitig schossen mir echt Tränen in die Augen und ich hatte einen dicken Klos im Hals. Das habe ich ganz ganz selten.

9/10
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Walter ODim
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Registriert: 18. Jan 2016, 15:35

Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Walter ODim »

Ich habe mir zuletzt "It comes at night" angesehen und der Film hat mir sehr gefallen.
Ob man ihn jetzt empfehlen kann, oder nicht, liegt sicher im Auge des Betrachters. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um eines jener Werke, mit denen nicht jeder etwas anfangen kann und den man entweder liebt, oder hasst.

Inhalt:
Der Film wirft einen mitten ins Geschehen, ohne sich zu erklären.
Die Welt nach einer Apokalypse, die Menschen werden krank. Paul hat sich mit seiner Familie in eine Hütte, tief in den Wäldern zurückgezogen.
Sie verbarrikadieren sich dort regelrecht. Eines Tages bricht jemand ins Haus ein. Paul kann ihn überwältigen. Wie sich herausstellt ist der andere Mann nicht krank und nur auf der Suche nach Nahrung, für seine Familie.
Man beschließt sich zusammen zu tun, um gemeinsam zu überleben. Doch kann man einander wirklich trauen?

It comes at night ist kein Horrorfilm, wie fälschlicherweise überall zu lesen war. Ich denke deshalb waren auch viele enttäuscht von ihm.
Viel mehr ist es eine Zukunftsdystopie, inszeniert als hintergründiges Kammerspiel.
Am Ende hatte ich mehr Fragen als vorher und einige Theorien dazu, denn der Film legt viele Fährten, die Spielraum für Interpretationen lassen.
Auch das dürfte vielen nicht gefallen. Bei mir dagegen hat es gerade das ausgemacht, denn als der Film zu Ende war, entfaltete er erst seine wirkliche Wucht.
Die Atmosphäre ist unglaublich dicht, die Schauspieler gut ausgewählt. Als Protagonisten handeln sie nachvollziehbar, was in solchen Filmen ja auch immer so eine Sache ist.
Wunderschöne düstere Bilder runden das Bild ab. Der Film wird vielleicht nicht jedem so gut gefallen, wie mir, aber er ist sicher einen Blick wert.
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Filusi
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Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Filusi »

Smal Crimes

Wieder ein sehr interessanter Netflix Film.

Zudem der Jaimi Schauspieler aus GoT mal in einer ihm besser stehenden Rolle als diesem Ägypten Fantasy Quatsch zuvor.

Es ist aber immer wieder schwer bei gewissen Netflix Filmen den Sinn bzw. die Absicht des Drehbuchautors nachzuvollziehen.

Einfach anders aber nicht weniger anregend.


Hab auch vorgestern die Sopranos beendet.

Irgendwie war ich da traurig, man hatte sich halt so an die Familie gewöhnt.

Die Serie hatte echt ihre Längen und ich war nicht immer vollends begeistert, aber sie hatte damit auch ihren ganz eigenen Charme.

Den Hauptcharakter konnte ich nie mögen lernen und hätte ihm normalerweise nur das schlimmste wünschen wollen.

Allerdings war mir seine Famillie so ans Herz gewachsen, dass mir deren Verlust dann doch weh getan hätte und so hatte die Serie dann doch noch ihren ganz eigenen Nachgeschmack ...
meisterlampe1989

Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von meisterlampe1989 »

Tallulah

Netflix-Produktion mit Ellen Page.

Tallulah lebt mit ihrem Freund und einem Van auf der Straße und reißt mit ihm durch die USA. Eines Tages beschließt ihr Freund seine Mutter zu besuchen und haut in einer Nacht und Nebel Aktion einfach ab. Sie reist nach New York, um ihn bei seiner dort lebenden Mutter zu besuchen. Er ist nicht da und seine Mutter lehnt sie erst einfach ab. Die Mutter lebt in einem Apartment-Haus und vor einem benachbarten Apartment wird sie plötzlich von einer jungen Frau aufgehalten, die möchte, dass Tallulah auf ihr Kind aufpasst, während sie Party machen geht. Überrumpelt und von der Gelegenheit das Apartment um Wertsachen und Bargeld zu erleichtern überzeugt, nimmt sie an. Allerdings klaut sie auch das Kind, um es bei der Mutter ihres Freundes als deren Enkel auszugeben, um sich bei ihr Zutritt zu verschaffen.

Den Schauspielern kann man keine Vorwürfe machen, allerdings dem Drehbuchschreiber. Die Mutter des Kindes, das entführt wird, ist so unsympathisch und fast wie eine Karikatur gezeichnet: Sie ist reich und verwöhnt, weil sie einen reichen Mann hat. Sie arbeitet selbst nicht. Sie hurt rum und ist ständig besoffen. Was ihr Kind macht, interessiert sie nur so peripher. Der Film lässt absolut keine Chance einer zwiegespaltenen Bewertung dessen, ob das, was Tallulah macht jetzt gut oder schlecht ist. Man wird ganz klar auf eine Seite gedrängt.

Man kann sich am tollen Spiel der Schauspieler erfreuen und die Dialoge taugen auch was. Es gibt auch einige sehr schöne Szenen, wo zwischen Charakteren etwas passiert. Und es gibt bei der Inszenierung auch ein paar überraschende Kniffe: Um das Thema "Altes loslassen" zu visualisieren schweben an einigen Stellen die Charaktere zum Himmel.

6/10

Der zerrissene Vorhang

Der nächste aus meiner Hitchcock-Box.

Ein Wissenschaftler (Paul Newman) und seine Assistentin (Julie Andrews) fahren mit einem Schiff zu einem Physiker-Kongress in Kopenhagen. Allerdings stellt sich schnell heraus, dass der Wissenschaftler in die DDR überlaufen will um dort ein in den USA eingestelltes Programm, dass Nuklearsprengköpfe nutzlos machen soll (sowas wie ein Raketen-Schutzschild), dort vollenden zu können. Nach seiner Logik ist es egal, wer das Schild hat, solange es den Kalten Krieg beendet. Seine Assistentin und auch verlobte reist ihm nach Ost-Berlin hinterher und ist erschüttert, als sie das erfährt. Allerdings wird schnell klar und wenn man ehrlich ist, ist das auch sehr vorhersehbar, dass der Wissenschaftler die DDR-Politiker und Wissenschaftler täuscht: Das Programm in den USA kam nicht weiter, wurde aber nicht eingestellt. Er ist jetzt dort, um den DDR-Wissenschaftlern die letzten Details zu entlocken.

Kein Meisterwerk. Er gilt zurecht als einer der schwärzeren Schafe von Hitchcock. Das ist kein schlechter Film, aber eben "für Hitchcock" reicht das nicht. Es ist ein ganz straighter Agententhriller, der im Kalten Krieg spielt und auch in der Zeit entstanden ist, in der der Kalte Krieg ziemlich heiß war. Deswegen war ich auch nicht von dem "Twist" überrascht, dass es dann doch kein Überläufer zur DDR ist. In den USA landete man damals schnell auf der Blacklist in Hollywood, wenn man auch nur kommunistische Tendenzen erkennen lies, ob absichtlich oder weil man die Sache zwischen der Sowjetunion und den USA auch nur etwas ausgeglichener darstellte.
Nur einmal kommt der Meister zum Vorschein, nämlich bei einer Busverfolgung mit einem Linienbus. Das war super spannend.

Übrigens wird selbst im O-Ton fast zu 50% im Film Deutsch gesprochen.

7/10

Conjuring 2

Horror aus dem Hause Blumhouse, die Horrorfilme wie am Fließband produzieren. Der erste Conjuring hatte mir gefallen, deswegen habe ich dem 2. eine Chance gegeben.

Die Story lässt sich wie folgt zusammenfassen: Es ist "Der Exorzist" in einer englischen Kleinstadt. That´s it. Es gibt ein besessenes Mädchen, diesmal von einem Dämon und nicht vom Teufel und anstatt Priestern muss sich das Ehepaar Warren darum kümmern.

Auch der erste Conjuring hat ja nichts Neues erfunden. Was beide Conjuring-Filme ausmacht, ist die filmische Qualität. Es sind quasi Horror-Blockbuster. Auch der Zweite hat wieder eine tolle Kamera und sieht sehr hochwertig aus. Die Schauspieler sind wieder klasse und der Zweite lässt sich als Horrorfilm sehr untypische 130 Minuten (!) für seine Geschichte. Die Effekte sind toll und es gibt auch den ein oder anderen kreativen Schockeffekte... ich sag nur "Hund".
Natürlich setzt man auf Jumpscares, aber ich finde nicht, dass man es übertreibt.

Wenn man darüber hinwegsehen kann, dass es sich hier um ziemlich alten Wein in sehr sehr schönen Schläuchen handelt, wird man seinen Spaß haben.

7/10
Zuletzt geändert von meisterlampe1989 am 21. Mai 2018, 17:59, insgesamt 1-mal geändert.
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muffel
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Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von muffel »

Gestern endlich "Spider-Man Homecoming" und musste schon schmunzeln über diese Kampfansage an Donald Trump und dessen Wähler, die sich ja eine USA der alten weißen Männer zurückwünschen. Denn auf Peter Parkers Schule gehen ja fast gar keine Weißen mehr und in seiner Klasse ist Peter glaube auch sogar der einzige Weiße und ansonsten sind nur Hispanias, Indios, Farbige, Pakistanis, Inder zu sehen und Peters bester Kumpel schein ein etwas übergewichtiger Hawaiianer zu sein, M.J. ist keine weiße rothaarige mehr sondern eine Latina und auch Peters Freundin Liz Allan und sein Rivale Flash sind in dieser neuen Filmreihe keine weißen Blondschöpfe mehr sondern eine Farbige (Liz) und ein Inder (Flash).
Also das war echt schon auffällig wie unterpräsentiert die Weißen in Peters Umfeld waren und wie gesagt, irgendwie habe ich stark den Verdacht der Film war so 'ne Art Protest gegen Trump und seine Wähler und so eine Art Botschaft das die weißen spätestens ab der nächsten Generation aussterben, denn wenn Peter mal irgendwann Nachwuchs mit M.J. oder Liz bekommen sollte, wären die ja auch nicht mehr weiß. :D
In Wirklichkeit ist die Realität ganz anders.
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Heretic
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Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Heretic »

Dunkirk

Definitiv kein Kriegsfilm-Standard. Nolan liefert einmal mehr einen audiovisuell beeindruckenden Film ab, der sich zum Glück nicht an aktuellen, hektisch geschnittenen Effektgewittern orientiert, sondern vielmehr auf ruhige, irgendwie distanziert wirkende Bilder setzt. Eine Distanz spürt man als Zuschauer auch zu sämtlichen Charakteren, die allesamt (gewollt?) blass und austauschbar wirken. Das Spiel mit den drei Zeitebenen ist gut gemacht, aber man hätte es meiner Meinung nach auch weglassen können.

So ganz durchgezogen hat Nolan seinen Arthouse-Kriegsfilm nicht, gegen Ende hin gibt's doch noch ein klein wenig Pathos. Hätte nicht sein müssen, ist aber verzeihbar, da relativ harmlos. Da hat man insbesondere aus den USA schon weit Schlimmeres gesehen.
Singh
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Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Singh »

Ich komme gerade aus dem Double Feature von Deadpool. Erst Teil 1, dann Teil 2 direkt im Anschluss.

Teil 2 ist mMn noch mal eine ganze Ecke witziger und die Anspielungen häufiger und auch offensichtlicher. Das ganze Kino hat sich weggeschmissen, war echt klasse.
meisterlampe1989

Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von meisterlampe1989 »

I´m a Cyborg, but that´s OK

Einer der Unbekannteren von Park Chan-Wook.

Eine Frau, die in einer Radio-Fabrik arbeitet, steckt sich eines Tag während der Arbeit Kabel in die Pulsadern. Daraufhin wird sie in eine geschlossene psychiatrische Einrichtung eingeliefert. Sie denkt sie wäre ein Cyborg. Sie unterhält sich mit technischen Geräten und anstatt normales Essen zu essen leckt sie an Batterien. Sie trägt das Gebiss ihrer Oma und möchte ihr es bevor diese stirbt noch zurückbringen. Deswegen möchte sie alle Ärzte umbringen und ausbrechen. Allerdings hat sie Hemmungen. Deswegen fragt sie einen Mitinsassen, der Kleptomane ist, ob er ihr das Mitgefühl klaut.

Oh ja. Ihr habt richtig gehört. Der Film lässt sich mit einem Wort beschreiben: SKURRIL. Das ist ganz klar ein Hop- oder Flopfilm. Entweder man findet es absolut genial oder findet keinen Zugang. Als Chan-Wook-Fan, falle ich in die erste Kategorie.
Die kreativen Ideen, die aus diesem Film sprühen sind unfassbar. Was der Mann sich alles einfallen lässt um die psychischen Krankheiten zu visualisieren und wie er mit der Kamera spielt... keine Ahnung wo er das alles her nimmt. Der Film hat diesen typischen trockenen Humor, er ist aber auch traurig. Er ist tragisch, aber hoffnungsvoll.

Hach, ich bin ein richtiger Fanboy von Park Chan-Wook geworden :D Mir fehlen noch JSA, Stoker und Durst. An sein Erstlingswerk "The Sun is... the Moon´s Dream" kommt man nicht ran. An seine Kurzfilme auch nicht. Vielleicht traue ich mich noch an die Filme ran, in denen er "nur" das Drehbuch geschrieben hat. Allerdings werden die deutlich schlechter bewertet.

9/10 (Aber wie gesagt: Das ist sehr subjektiv, weil der Film SEHR speziell ist)

Die Vögel

Klassiker.

Die Story ist schnell erklärt: Eine Frau reist einem Anwalt in eine kleine Küstenstadt nahe San Francisco nach, um ihm "Lovebirds" zu schenken. Dort benehmen sich aber die Vögel eigenartig und im Verlauf des Films drehen sie vollkommen durch und greifen in Massen Menschen an.

Immer noch spannend. Man muss technisch natürlich Abstriche machen. Die Attrappen sind oft deutlich erkennbar. Einmal ist sogar sichtbar, dass eine Möwen-Puppe ins Bild gehalten wird. Allerdings reist einen das Trotzdem nicht raus. Es gibt auch sehr beeindruckende Kameraeinstellungen, wie z.B. in der berühmten Klettergerüst-Szene. Sowas würde ich mir als Bild ins Zimmer hängen; die schwarzen Krähen wirken so bedrohlich.
Die Öko-Botschaft des Films ist natürlich klar erkennbar, da hätte es nicht eine Szene gebraucht, in der einem das über Dialog eingetrichtert wird. Schön zu sehen, dass auch ein Meister wie Hitchcock sich nicht an "show, don´t tell" hält und an einer Filmschule heute mit sowas Ärger bekommen würde.

Bei der Bewertung eines solchen Klassikers tue ich mich schwer. Wenn ich ehrlich bin, ist das nach heutigen Maßstäben nicht mehr mehr als eine 7. Als Cineast verspürt man aber irgendwie den Drang ihm eine 8 oder 9 zu geben, weil er als Klassiker gilt.

Ich bewerte ihn nach heutigen Maßstäben und deswegen: 7/10. Mann kann ja trotzdem wertschätzen, dass das damals Maßstäbe gesetzt hat.

Okja

Netflix-Produktion mit Staraufgebot.

Eine Megacorporation möchte den Welthunger besiegen und züchtet aus diesem Grund "Super-Pigs". Um positive PR zu erzeugen schickt man 24 "Super-Piglets" (also Frischlinge) in die ganze Welt zu Farmern, die diese aufziehen sollen. Nach 10 Jahren soll dann das beste und schönste in den USA bei einem Schönheitswettbewerb gekürt werden, der am selben Tag stattfindet, an dem auch das "Super-Fleisch" in die Läden kommt.. PR halt.
In Korea freundet sich aber eine Farmerstochter, Mija, mit so einem "Super-Pig" namens "Okja" an. Als Okja abgeholt wird, rastet Mija natürlich aus und reist ihr hinterher, um sie zu retten, denn sie soll auch verarbeitet werden. Und da mischt dann auch noch eine Tierrechtsorganisation mit.

Ja. Dieser Film ist wahnsinnig gut produziert und brachial besetzt (Tilda Swinton, Paul Dano, Jake Gyllenhaal). Das Vieh ist super animiert und nach 3 Sekunden im Bild und einem dem Mund entfleuchenden "OOOOOHHHHH" möchte man nicht, dass etwas schlimmes passiert. Aber dieser Film, der freilich eine Kapitalismuskritik mit einer ebenso großen Öko-Botschaft ist, ist dabei leider zu schwarz-weiß. Die bösen Charaktere - die der Mega-Corporation - sind quasi Karikaturen. Man wird auf eine bestimmte Seite geprügelt. Es wird schnell klar, dass die nur auf Profit aus sind. Hier hat man potenzial verschenkt: Was wäre, wenn diese Leute wirklich den Welthunger beseitigen wollen würden und eigentlich auch Wohltäter wären; eben nur mit einem anderen ethischen Kompass. Das wäre viel interessanter gewesen.
Paul Dano zeigt eigentlich, wie es besser hätte sein können, weil seine "Animal Liberation Front" nicht als Engel dargestellt werden.
Der Film hat eine tolle Action-Sequenz und wird am Ende wirklich sehr, sehr hart. Und da muss man großes Lob ansetzen, denn am Ende geht es in die Produktionsfabrik, Ergo: Ins Schlachthaus. Und da gibt es Bilder... bitte trotz des süßen Tierchens NICHT mit Kindern schauen. Da wurde der Klos im Hals ziemlich groß.

7/10

Die Hände meiner Mutter

Deutscher Film.

Markus ist mit seiner Frau auf der Geburtstagsfeier seines Vaters. Plötzlich kommt sein Sohn von der Toilette, auf der er mit seiner Oma Regine war. Er hat eine schramme am Kopf. In Markus wird etwas getriggert und plötzlich erinnert er sich, dass er von seiner Mutter als Kind missbraucht wurde, was er bis dahin aus seiner Erinnerung verdrängt hatte. Das reißt sein Leben ins Chaos. Er kommt nicht mehr mit seiner Frau klar, bleibt seinem Job fern und sucht verzweifelt nach einer wirksamen Therapie und den richtigen Umgang mit der Sache.

Harter Tobak. Allerdings möchte ich jetzt - und das kann ich selbst kaum glauben - diesem deutschen (!) Film die vielleicht natürlichsten Dialoge unterstellen, die ich jemals gehört habe. Es wird genuschelt, es wird sich versprochen, es wird sich unterbrochen... klasse. Kein Theaterdeutsch.
Der Clou ist, dass Markus in den Flashbacks kein Kind ist, sondern sein jetziges Ich. Das visualisiert schön, dass die Taten seiner Mutter auch heute noch auf ihn wirken. Der Film macht wirklich schlechte Laune und endet sehr abrupt. Die Schauspieler sind der Hammer.
Noch eine Besonderheit: Es gibt keine Filmmusik. Wenn es Musik gibt, läuft z.B. ein Fernseher oder Radio in der Szene. Bei dramatischen Szenen wird einem also nicht durch die Musik gesagt, was man fühlen soll. Es wird einfach drauf gehalten.

8/10
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Heretic
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Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Heretic »

Colossal

Dramödie und Monster-Movie in einem? Geht das? Ja, das geht! Und es funktioniert sogar erstaunlich gut, denn inhaltlich wird mehr geboten, als man angesichts der Thematik anfangs vermutet. In der zweiten Filmhälfte wird's sogar regelrecht gemein. Einen gewissen Sinn fürs Schräge sollte man aber mitbringen. Wer eine klassische Zerstörungsorgie erwartet, wird womöglich mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf im Fernsehsessel zurückbleiben.
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Ironic Maiden
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Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Ironic Maiden »

Heretic hat geschrieben: 23. Mai 2018, 12:04 Colossal

Dramödie und Monster-Movie in einem? Geht das? Ja, das geht! Und es funktioniert sogar erstaunlich gut, denn inhaltlich wird mehr geboten, als man angesichts der Thematik anfangs vermutet. In der zweiten Filmhälfte wird's sogar regelrecht gemein. Einen gewissen Sinn fürs Schräge sollte man aber mitbringen. Wer eine klassische Zerstörungsorgie erwartet, wird womöglich mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf im Fernsehsessel zurückbleiben.
Hurra, endlich erwähnt mal jemand diesen wunderbaren Film! Es ist wirklich ein Jammer, dass dieser Film als spaßiger Monsterfilm vermarktet wurde, anstatt als Tragikomödie, in der halt auch riesige Monster vorkommen. Kein Wunder, dass Leute, die einen netten Film - am besten noch mit ihren Kindern - anschauen wollten, hinterher enttäuscht waren. Für mich persönlich ist dies einer der besten Filme des letzten Jahres. Ich bin wirklich kein leicht zu rührender Mensch, aber ich fand das Ende so großartig, dass ich Tränen in den Augen hatte.

Also, wer einen Film mit einer an sich ernsthaften, teilweise wirklich finsteren Geschichte ansehen will, in der auch Monster und Witze vorkommen, und der bereit ist, sich auf die seltsame Grundprämisse einzulassen, wird mMn ein Meisterwerk entdecken.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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Heretic
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Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Heretic »

Ironic Maiden hat geschrieben: 23. Mai 2018, 16:40Also, wer einen Film mit einer an sich ernsthaften, teilweise wirklich finsteren Geschichte ansehen will, in der auch Monster und Witze vorkommen, und der bereit ist, sich auf die seltsame Grundprämisse einzulassen, wird mMn ein Meisterwerk entdecken.
Ich bin mit keinerlei Erwartungen oder Vorkenntnissen an den Film herangegangen und wurde mehr als positiv überrascht. Danke, Amazon Prime - ohne dich hätte ich den Film wahrscheinlich nie gesehen. :mrgreen:
meisterlampe1989

Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von meisterlampe1989 »

It (2017)

Nachdem ich das Buch durchgelesen habe, habe ich mir mal den Film angeschaut. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich bevor ich einen Film geschaut habe das Buch gelesen. Und ja, endlich kann ich es auch mal sagen, dass allseits beliebte und snobistische: "Das Buch ist aber besser".

Ich würde zugeben, dass der Film, wenn man die Vorlage nicht kennt, sicher ein solider, vielleicht gar ein überdurchschnittlich guter moderner Horrorfilm ist. Die Schauspieler passen und spielen gut. Die Effekte sind hochwertig, die Designs toll und es wird zügig durch erzählt. Alles geschenkt.

Aber was das Quellenmaterial angeht... Leute... also das fand ich unterste Schublade und fast schon eine Beleidigung des Buches. Vielleicht hätte ich den Film nicht direkt nach dem Lesen des Buches sehen sollen, aber ich war - und ja, das ist kein Fachtermini der Filmkritik - richtig angepisst.

King ist kein Goethe oder Schiller und It kein Faust, aber man hat dem Stoff seinen gesamten Anspruch genommen und daraus einen Krawallfilm gemacht. Den ganzen Subtext hat man quasi vernichtet. Man hat ihn richtig entkernt, verdummt.

Ich habe da einige Beispiele:
SpoilerShow
1. Die Erscheinungsformen von It sind nicht willkürlich. Sie basieren auf Urängsten der Kids: Mike sieht einen riesigen Vogel, weil er als Baby von einer Krähe angegriffen wurde. Bill sieht Georgie wegen der Schuldgefühle, Eddie sieht den Leper (einen Lebrakranken Aussätzigen), weil er Angst vor Krankheiten hat. Beverly sieht Blut, weil sie Angst vor ihrer nahenden Periode hat (das ist zumindest meine Interpretation). Usw.
Im Film bekommt man davon nichts mit. Im Buch, wie im Film sieht Ben eine Mumie. Im Film wirkt das vollkommen willkürlich. Im Buch erfährt man aber, dass er sich gerne im örtlichen Kino Horrorfilme anschaut.
2. Dass die Kids It wegen ihrer bedingungslosen Freundschaft besiegen, wird natürlich auch im Film klar. Allerdings sind ihre Waffen andere. Im Film prügeln sie It einfach zusammen. Im Buch nutzen sie ihre Eigenschaften. Das ist natürlich eine Metapher darauf, dass man nur stark ist, wenn man sich akzeptiert und dazu steht, was man ist. Eddie nutzt z.B. im Buch seinen Asthma-Sprüher gegen It. Richie reißt seine Sprüche und It wird schwächer. Der stotternde Bill gibt ihm sogar den Rest indem er einen Reim aufsagt. Was mich zum nächsten Punkt bringt:
3. Solche Zentralen Dinge wurden - wahrscheinlich als Wink an die Leser - willkürlich eingebaut. Bill´s Reim "He thrust his fist against the post and still insists he sees the ghost", ist ein ganz zentraler Teil im Buch. Dadurch das Bill sein Stottern bricht findet er am Ende erst die Stärke It zu besiegen, weil er diese Verunsicherung besiegt, sein Selbstbewusstsein steigt und er die Angst in den Griff bekommt.
Im Film sagt It den Reim ab und an... soll wohl gruselig sein.
4. Das Ende... ja das Ende. Im Film hat man das Ritual of Chüd komplett ausgelassen. Dieses fast psychedelische Ende, mit einer riesigen Schildkröte als Gott(?) und Anti-It, die den Kindern unterbewusst geholfen und sie gelenkt hat; fliegen durch fremde Dimensionen; verknoteten Zungen usw.: Alles raus! It als riesige Spinne: Raus!. Er wird verprügelt und fällt dann in einen Schacht.
5. Apropos Spinne: Man hat die heutigen Mittel des CGI, lässt aber die besten Monster weg. Im Buch gibt es einen riesigen Vogel, der Mike angreift. Im Tunnel unter der Stadt gibt es einen Kampf gegen ein riesiges Auge mit Tentakeln und der Endkampf im Buch ist eben gegen ein Spinnenmonster.
Das ging wohl vertraglich mit Bill Skarsgard nicht und der Clown ist ja der Selling Point...
6. Die Barrens spielen im Film kaum eine Rolle (ja die Bonding-Szene wo sie alle zusammen schwimmen ist ganz nett). Die Barrens sind aber wichtig. Sie sind fast ein Charakter im Buch. Es ist der Rückzugsort, der Safeplace des Clubs der Loser.
7. Dann gibt es noch Dinge, die man wahrscheinlich in einen Film einbauen muss, aber meiner Meinung nach das Quellenmaterial verzerren. Im Buch wird klar, dass George sofort tot ist und Bill trauert, Schuldgefühle entwickelt und ihn seine Eltern vernachlässigen und kaum noch mit ihm reden. Im Film wird es offen gehalten, ob George tot ist und Bills Antrieb ist es George zu finden, nicht wie im Buch sich für George zu rächen. Vielleicht war das den Produzenten eine zu negative Seite für Helden... k.A.; meiner Meinung nach nimmt es viel Kraft etwa aus den Schuldgefühlen.
Und gegen Ende wird im Film Beverly Marsh von It entführt. Das soll für Spannung sorgen. Der ganze Punkt des Buches ist aber, dass sie als Gruppe fungieren und nur so Erfolg haben. Im Buch wird ihre Einheit fast als magisch beschrieben. Ohne Beverly hätten sie im Buch nichts geschafft, jeder ist ein Baustein.
8. Die Struktur im Buch ist auch eine andere. Es wird viel zwischen der Kinderzeit (die im Buch in den 50ern spielt, im Film in den 80ern; ist ja gerade in) und der Erwachsenenzeit geschwenkt. Sogar innerhalb von Sätzen. Der Film beschäftigt sich nur mit den Kindern. Allerdings hat sich King ja bei der Struktur etwas gedacht. Es gibt sehr viele Wechselwirkungen, die man jetzt nicht mehr mitbekommt und auch im Fortsetzungsfilm nicht mitbekommen wird.
Ein Film ist kein Buch. Man hat weniger Zeit zum erzählen. Aber wenn man die Essenz des Buches nicht vermitteln kann, sollte man es sein lassen.

Würde ich das Buch nicht kennen, hätte ich wahrscheinlich eine 7/10 gegeben. Als Film funktioniert er ja. Nur wenn man das Buch kennt, ist das ganz fürchterlich. Meiner Meinung nach. Warum keine Mini-Serie, in der man sich Zeit lassen kann? Serien sind doch eh gerade der heiße Scheiß...

Naja. Mit dem Disclaimer des totalen Buch-Fanboys gebe ich dem Film höchstens 3/10. Sorry.
PrinzEisenerz
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Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von PrinzEisenerz »

Heretic hat geschrieben: 23. Mai 2018, 20:03
Ironic Maiden hat geschrieben: 23. Mai 2018, 16:40Also, wer einen Film mit einer an sich ernsthaften, teilweise wirklich finsteren Geschichte ansehen will, in der auch Monster und Witze vorkommen, und der bereit ist, sich auf die seltsame Grundprämisse einzulassen, wird mMn ein Meisterwerk entdecken.
Ich bin mit keinerlei Erwartungen oder Vorkenntnissen an den Film herangegangen und wurde mehr als positiv überrascht. Danke, Amazon Prime - ohne dich hätte ich den Film wahrscheinlich nie gesehen. :mrgreen:

Mir hat er auch gut gefallen, von einem Meisterwerk würde ich aber nicht sprechen.
meisterlampe1989

Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von meisterlampe1989 »

Darf ich mal anmerken, dass man, wenn man anderen Menschen einen Film den man mag näher bringen möchte, nicht übertreiben darf?

Ich hab mir angewöhnt da viele Disclaimer zu benutzen und auf keinen Fall das Wort "Meisterwerk" zu benutzen.

Mich haben schon so viele eigentlich sehr gute Filme enttäuscht, weil sie mir als Second Coming of Christ angekündigt wurden.

Colossal steht auch lange auf meiner Liste. Ich finde Anne Heatheway so süß...
akaTwoFace2309
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Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von akaTwoFace2309 »

Rampage

Was für eine geile Scheiße! :lol:

Da ich mit 0 Erwartungen in den Film hinein bin und ich das Schlimmste vom Schlimmsten alá Transformers erwartet habe hat mich der Film doch recht positiv überrascht, als das was er ist und sein will - ein absolutes Actionspektakel.

Die Story ist total vorausschaubar und sogar bei Dialogen sind The Rocks Einzeiler 3 Meilen gegen den Wind zu erahnen.
Aber die Action, gerade beim Endkampf, ist dermaßen überdreht und witzig dass ich richtig Spaß im Kino hatte und oft laut lachen musste durch die Übertriebenheit.

Wenn man auf King Kong, Pacific Rim, Transformers etc. steht kann man sich das durchaus angucken. Ansonsten ist das alles natürlich absoluter Murks.
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Ironic Maiden
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Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Ironic Maiden »

meisterlampe1989 hat geschrieben: 25. Mai 2018, 03:48 Darf ich mal anmerken, dass man, wenn man anderen Menschen einen Film den man mag näher bringen möchte, nicht übertreiben darf?

Ich hab mir angewöhnt da viele Disclaimer zu benutzen und auf keinen Fall das Wort "Meisterwerk" zu benutzen.

Mich haben schon so viele eigentlich sehr gute Filme enttäuscht, weil sie mir als Second Coming of Christ angekündigt wurden.

Colossal steht auch lange auf meiner Liste. Ich finde Anne Heatheway so süß...
Daher habe ich ja deutlich gemacht, dass es sich um meine persönliche Meinung handelt, und da ich kein Großkritiker bin und hoffe, dass niemand seine Erwartungen an einen Film einzig und allein auf Grundlage der Ansichten einer ihm unbekannten Person aus dem Internet hegt, beharre ich auf meiner Aussage, dass "Colossal" mMn ein Meisterwerk ist. :) (Wer weiss, wenn du ihn dir angeschaut hast, kommst du vielleicht zu dem gleichen Urteil...)

Man kann die Bezeichnung natürlich für übertrieben halten, deswegen führe ich mal kurz aus, wie ich darauf komme. Würde ich Stern- oder Zahlenwerte für relevant halten, würde ich "Colossal" 10/10 oder fünf Sterne geben, also die höchstmögliche Wertung.

Zunächst ist "Colossal" selbstverständlich kein "Citizen Kane" oder "Vertigo". Filmgeschichtlich gesehen wird er vermutlich keine jahrzehntelange Spur hinterlassen. Dennoch macht er etwas, was viele Filme versuchen, aber nur wenige schaffen: Er erzählt eine Geschichte durch eine phantastische Metapher. Das Monster funktioniert sowohl als in der Filmwelt vorhandenes Monster, als auch als Symbol für Vorgänge im Inneren der Figuren. Und in diesem Fall gelingt es, beide Seiten gleichermaßen überzeugend darzustellen. So albern die Prämisse erscheinen mag, sie ergibt innerhalb der Welt des Filmes Sinn und wird konsequent umgesetzt. Und im Gegensatz zu anderen Filmen, die ebenfalls eine stark metaphorische Ebene aufweisen (mir würde hier "It Follows" einfallen), wird der Bezug zwischen Monster und Psyche zwar sofort offensichtlich und verlangt vom Zuschauer keine analytische Leistung, aber es wirkt dennoch nicht aufgesetzt oder platt. Zudem schafft es der Film, einen konsistenten Ton beizubehalten. Ja, es gibt Komik und Albernheiten, aber dadurch wird das Leiden der Protagonistin nicht abgewertet oder in den Hintergrund gedrängt. Beides erscheint als gleichberechtigt und ergänzt sich, anstatt sich aufzuheben.
Die Besetzung ist sehr gelungen, aber auch die Darstellung der und der Umgang mit den Figuren ist ausbalanciert und differenziert. Natürlich finden viele Zuschauer Anne Hathaway "süß", insofern ist sie für diese Rolle prädestiniert. Aber es wird auch deutlich, dass sie im Film kein guter Mensch ist. Wir können Mitleid mit ihr haben, da ihre Situation nicht gut ist, aber der Film entschuldigt ihre negativen Handlungen nie. Er verlangt vom Zuschauer, eine differenzierte Haltung gegenüber der Protagonistin einzunehmen. Ich möchte hier nicht spoilern, aber es gibt im Film mehrere Situationen, in denen der Zuschauer seine Einstellung gegenüber Figuren verändern muss. Diese Umschwünge sind aber immer begründet und aus der Handlung heraus motiviert.

Als letzten Punkt für meine Einschätzung des Filmes noch ein rein subjektiver Punkt. (Aber ich verteidige ja gerade auch eine subjektive Aussage, darum sei mir das erlaubt...) Der Film behandelt ein Thema, dass in Filmen abseits von Arthouse-Melodramen nicht häufig aufgegriffen wird, das aber dennoch viele Leute betrifft. Für mich war der Film insofern besonders relevant, ich habe darin Situationen aus meinem eigenen Leben wiedergefunden, aber in einer Form, die mich auch in meinen anderen Interessen (riesige Monster!!!) anspricht. Das mag nicht für jeden Zuschauer so sein, aber es mindert meine Meinung über den Film nicht, wenn diese persönliche Ansprache nicht universell auf alle Menschen übertragbar ist. Wie viele Menschen denken genau so über "Donnie Darko", den ich für überschätzt halte, von dem ich aber anerkennen muss, dass er für viele Leute ein Film von hoher persönlicher Relevanz ist, da er ihnen wichtige Themen in einer Ästhetik anspricht, die für sie besonders relevant ist...

Die Kombiantion aus der filmischen Qualität und der persönlichen Relevanz führt mich damit zu der rein subjektiven Aussage, dass ich "Colossal" für ein Meisterwerk halte.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
meisterlampe1989

Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von meisterlampe1989 »

Ironic Maiden hat geschrieben: 25. Mai 2018, 08:21 Daher habe ich ja deutlich gemacht, dass es sich um meine persönliche Meinung handelt, und da ich kein Großkritiker bin und hoffe, dass niemand seine Erwartungen an einen Film einzig und allein auf Grundlage der Ansichten einer ihm unbekannten Person aus dem Internet hegt, beharre ich auf meiner Aussage, dass "Colossal" mMn ein Meisterwerk ist. :) (Wer weiss, wenn du ihn dir angeschaut hast, kommst du vielleicht zu dem gleichen Urteil...)
Es ging ja gar nicht darum, Dir diese Bewertung des Films streitig zu machen. Kann ich ja gar nicht, weil ich ihn nicht gesehen habe. Allerdings hast Du das hier ja rein geschrieben, weil Du dir erhoffst, dass auch andere diesen Film sehen und ihn auch mögen. Jeder, der öffentlich über Filme schreibt, hat diese Intention, auch ich (guckt euch Oldboy an verdammt nochmal!!!).

Und da finde ich es eben wichtig nicht zu sehr zu überdrehen, was positive Kritik angeht.

So ging es mir z.B. bei "Split" oder "Get Out"; die wurden so in den Himmel gelobt, dass ich am Ende beider Filme nur mit den Schultern gezuckt habe. Jetzt mit etwas Abstand würde ich aber durchaus sagen, dass die gar nicht mal so schlecht sind. "Get Out" vielleicht sogar richtig gut. Aber zuerst haben sie mich enttäuscht.
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Xyxyx
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Re: Welche Filme, habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Xyxyx »

Habe den Star Wars Han Solo-Solo-Film „Solo -A Star Wars Story“ gesehen. Spätvorstellung am Donnerstag in 2D. Keine 10 Leute im Kino. Fand den Film sehr mittelmäßig. Die schauspielerische Leistung des Solo-Darstellers ist überraschend gut (und die deutsche Synchronisation ist genial), Lando präsentiert sich auch gut, nur Hans Love-Interest Qi‘ra enttäuscht etwas, das liegt aber nicht an ihr, sondern an einem mittelmäßigen Skript, das ihre Entwicklung ausblendet.

Am Anfang war ich entsetzt, Fan-Service in Form von Han Solo-Zitaten - sowohl wörtlich als auch cineastisch - ohne irgendwas. Das entwickelt sich dann zu einer Art „Lonesome Cowboy“ in einem dark‘n‘gritty Star Wars-Universum. Hätte man mehr draus machen können, war aber unterhaltsam, nur ein zwanghaft lustiger Roboter hat genervt.

Am Ende kommt es aber zu einem Cliffhanger, den ich unnötig finde und der eine unnötige Fortsetzung anteasert.
SpoilerShow
Am Anfang wird viel zu viel gesetzt. Hans Glückswürfel: Schon da, Love Interest: Schon da. Was mich wirklich interessiert, nämlich wie Han auf der Imperialen Akademie zum besten Piloten wird, kommt im Film nicht vor. Stattdessen düsteres Star Wars und Fanservice.

Aus dem Coup hätte man sowohl in Sachen Weltraum-Action als auch beim Überfall auf den Planeten, etwa in Oceans Eleven-Art, mehr machen können.

Qi‘ra, Solos Love-Interest, kommt immer wieder als neue Figur vor, ihre Entwicklung wird nicht gezeigt.

Die anfängliche Banditen-Bande, mit der Hsn unterwegs ist, hat Potential. Wird zu schnell verheizt.

Landos lustiger Roboter war nur peinlich und nervig, vielleicht liegt es an der deutschen Synchronisation.

So cool ich die Darstellung von Lando fand, so langweilig war das Spiel um den Falken. Macht da dich mehr raus, wenn ihr schon Film habt.

Und am Ende Darth Maul? Wirklich? Ok, der wurde in den Prequels nicht genug genutzt, aber nach den Animationsserien nervt er mich.

Film unterhält, teilweise doof und ein durchaus solide Mittelteil wird für mich durch doofen Anfang und doofes Ende eben etwas doof.
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