So. Da waren mal wieder einige interessant Filme in der Verlosung
Vergiss mein nicht: Liebesfilme ertrage ich eigentlich nur noch, wenn sie weitgehend ohne Kitsch auskommen.. So wurde mir nach 500 Days of Summer als interessanter Liebesfilm "Vergiss mein nicht" vorgeschlagen. Und ja, das ist genau meine Kragenweite.
Ein Mann erfährt, dass seine Freundin ihn aus ihrem Gedächtnis entfernen lassen hat. Er erträgt es nicht und möchte dasselbe mit seinem Gedächtnis machen. Während der Prozedur erlebt er die Erinnerungen an seine Freundin noch mal. Es entsteht eine verschachtelte Geschichte, mit abgefahrenen visuellen Ideen.
Besetzt ist er auch wunderbar: Jim Carrey in einer seiner seltenen ernsten Rollen funktioniert fantastisch, warum Kate Winslet sie war nominiert) dafür nicht den Oscar bekommen hat, ist ein Skandal. Ebenso dabei: Elijah Wood, Kirsten Dunst und Mark Ruffalo.
Raum: Harter Tobak.
Eine Frau wird 7 Jahre lang in einen Schuppen eingesperrt, missbraucht und bekommt ein Kind, dass 5 Jahre in dem Schuppen lebt und nichts anderes kennt. Die erste Hälfte beschäftigt sich mit dem Leben im Raum und der Flucht, die zweite Hälfte mit dem Leben nach der Flucht. Der Film wechselt vom Thrillerdrama in eine psychologische Studie.
Der Darsteller, der das Kind spielt, ist überragend. Aber Brie Larsson hat, wenn man es so flapsig sagen darf, darstellerisch den Vogel abgeschossen. Ich habe selten so eine starke Performance gesehen. Sie hat 2016 zurecht fast alles abgeräumt, was Rang und Namen hat (Oscar, Globe, British Acedemy, etc..)
Zoomania: Dass dieser Film an diesem Filmabend der kontroverseste wird, hätte ich nicht gedacht.
Über Animationen, Artdesign (besonders Zootropolis) und Vertonung muss man nicht reden. Das ist einsame Spitze. Der Humor, besonders die Situationskomik ist wahnsinnig witzig. Die Story, ein Krimi, nicht besonders kompliziert, aber unterhaltend.
Es gibt eine herrliche Parodie auf den Film "Der Pate" und eine schöne Satire auf das DMV (Department of Motor Vehicles), wo alle Angestellten dort Faultiere sind. Ein schöner Seitenhieb.
Viel wichtiger bei Animations-Filmen, für mich als Erwachsender ist, was sozusagen "unter der Haube" abläuft. Die Botschaft die vermittelt werden soll etc.. Hier hat man sich für einigen sozialen Sprengstoff entschieden. Es geht um Rassismus.
Am Anfang wird das noch unterschwellig dargestellt, indem verschiedene Charaktere immer wieder betonen, dass eine bestimmte Tierart halt so ist (Ein Kaninchen wird kein Polizist, sondern Farmer, ein Fuchs ist immer perfide etc.). In einer Szene möchte ein Elefanten-Eisladen kein Eis an einen Fuchs verkaufen. Die Szene ist ein ganz klarer Verweis auf aktuelle Ereignisse dieser Art in den USA (z.B. Kim Davis etc.)
Im Verlauf der Story wird das Rassismus-Thema immer und immer deutlicher. Es geht darum, dass einige Raubtiere sich wieder zu wilden Tieren zurückentwickeln und dann Stadtbewohner angreifen. Der Film kippt an der Stelle ziemlich deutlich und wird für Disney-Verhältnisse wirklich ernst. Raubtiere verlieren ihren Arbeitsplatz, es gibt Proteste gegen sie, im Bus setzt man sich nicht mehr neben sie. Es werden sogar Internierungslager gefordert (wie z.B. für Japaner in den USA nach Pearl Harbor). Hinzu kommt, dass Raubtiere ja Predator (im O-Ton, den ich gesehen habe) heißen. Was doppeldeutig ist, denn man hat in den USA besonders schwarze, jugendliche Intensivstraftäter häufig als "Predator" bezeichnet.
Allerdings geht die Metapher des Films mit den anthropomorphen Tieren vollkommen nach hinten los. Es wird immer wieder betont, dass ja die "Biologie" und die "DNA" einen halt so programmiert, wie man ist. Und deswegen diese Stereotype zutreffen würden. Dagegen versucht der Film für Toleranz zu werben. Das Problem ist jedoch, dass das bei Tieren und Menschen (die ja eigentlich auch Tiere sind) zutrifft. Ein Fuchs ist darauf programmiert Kaninchen zu jagen. Ein Tiger möchte sich nicht mit einem Schaaf befreunden. Das eine sind Jäger, die anderen Beute. Menschen haben auch eine DNA-Programmierung. So funktioniert die Natur.
Allerdings sind Menschen ein- und dieselbe Spezies. Egal ob schwarz oder weiß. Schwarze und weiße Menschen, haben dasselbe DNA-Grundgerüst und sind rein biologisch nicht verfeindet. Wie ein Vox-Artikel (
https://www.vox.com/2016/3/7/11173620/z ... ew-racism9" onclick="window.open(this.href);return false; beschreibt, können Rassisten daraus sogar lesen, dass Schwarze Jäger sind und Weiße die Beute. Es wird also ein ganz gefährliches False Dilemma aufgemacht.
An der Oberfläche ist es ein wunderbarer Film, der mir aber durch seine schlechte Metapher versaut wurde.