Nach meinem letzten Posting habe ich vergangenes Wochenende noch die übrigen Denis Villeneuve Filme in meiner Sammlung endlich mal geschaut. Das war ein großartiges Filmwochenende!
Prisoners (2013)
Ich muss gestehen, dass mich der Film ohne den Namen des Regisseurs vermutlich nicht so schnell interessiert hätte. Die Story liest sich ziemlich 08/15, und ist es am Ende irgendwie auch. Die jüngsten Mädchen zweier befreundeter und benachbarter Familien verschwinden im Laufe eines gemeinsamen Familienabends auf dem Weg von einem Haus zum anderen. Der Film handelt dann zur einen Hälfte von der Suche des Vaters (Hugh Jackman in seiner besten, von mir gesehenen, Leistung bislang, absolut großartig) sowie den Untersuchungen des zuständigen Polizisten (Jake Gyllenhal, vielleicht noch besser als Jackman?). Was den Film über alle anderen seiner Art schließlich weit hinaus hebt ist die perfekte Inszenierung und eben die genannte schauspielerische Leistung. Trotz seiner Länge (zweieinhalb Stunden) schafft der Film es, die Spannung durchgehend hoch zu halten und das Interesse wach zu halten.
Das eigentliche Hauptthema verkommt stellenweise sogar zur Nebensache, ich bin ab einem gewissen Punkt ohnehin davon ausgegangen, dass die Mädchen tot sind, und das spannende war, wie weit sich der Vater noch mehr von der Situation verleiten lässt, selbst straffällig zu werden, Jackmans Charakter war mir von Anfang an nicht sehr sympathisch, umso interessanter, dass ich dennoch die ganze Zeit mit ihm mitfühlen und trotz seiner abscheulichen Taten auch irgendwie nachvollziehen konnte, wie er dazu kommt. Ganz großes Kino!
4,5/5
Enemy (2013)
Es ist faszinierend, dass Villeneuve diesen Film und Prisoners quasi am Stück gedreht hat (zunächst Enemy, dann Prisoners). Auch hier spielt wieder Gyllenhal die Hauptrolle und wieder ist die Leistung absolut großartig!
Der Film ist von völlig anderer Natur als Prisoners und sehr viel "phantastischer", aber nicht weniger verstörend. Ein "langweiliger" Geschichtslehrer entdeckt durch Zufall einen Schauspieler, der EXAKT so aussieht wie er und beginnt diesen zu verfolgen und zu beobachten.
Der Film biegt fast sofort in eine surreale Richtung ab und ich habe das Gefühl, je mehr ich sage, desto mehr nehme ich von der möglichen Erfahrung von diesem Schmuckstück von einem Film weg. Bei mir hat der Film sofort Rede- bzw. Recherchebedarf geweckt, die Meinung und Interpretation von anderen Zuschauern zu erfahren. Allerdings muss ich warnen, dass der Film bestimmt nicht für jeden geeignet ist, da er sich nicht an die typische Filmstruktur hält und insgesamt auch SEHR ruhig ist.
4,5/5
Sicario (2015)
Von den drei hier besprochenenen Villeneuve-Filmen war Sicario am Ende für mich tatsächlich der "schwächste", wobei das bei dem hier gebotenen Niveau trotzdem eine völlig falsche und irreleitende Vokabel bleibt. Das Thema ging mir einfach wenigsten nah. Es dreht sich um eine FBI-Beamtin, die von anderen Elementen der US-Drogenbekämpfung in eine Operation gegen mexikanische Drogenkartelle hineingezogen wird und dabei nicht nur an die Landesgrenzen, sondern auch an ihre eigenen Grenzen gerät. Wie gewohnt bei Villeneuve ist der Film wirklich fehlerlos in Szene gesetzt und wieder kitzelt der Mann aus seinen Hauptdarstellern wieder absolute Glanzleistungen heraus. Emily Blunt war für mich hier wirklich überirdisch in ihrer Darstellung der Polizistin, Benicio del Toro habe ich auch lange nicht so gut erlebt. In Sachen "realistischer" Action-Filme ist der Film für mich eine Genre-Referenz. Aber das scheint auf jedes Genre zuzutreffen, dem sich Denis Villeneuve annimmt. Bravo!
4 bis 4,5/5
Dieses Wochenende war ich dann endlich nochmal im Kino.
Once Upon A Time In Hollywood (2019)
Hier wurde von anderen Foristen im Grunde schon alles gesagt. Mehr denn je fokusiert sich Tarantino auf den Stil und seine Referenzen und perfektioniert seine von mir eigentlich schon für perfekt gehaltene Form fast noch weiter. Am Ende steht eine Art fiktiver Biopic vor realem Hintergrund mit einer Leistung von DiCaprio und Pitt, die ihres Gleichen sucht.
Ich bin schlicht glücklich aus dem Kino gekommen. Am Ende fehlt mir eine Story aber dann doch ein klitzekleines Bisschen. Dennoch,
chapeau!
4,5/5
Zum Ausklingen des Wochenendes hatte ich eigentlich "The Girl On The Train" angefangen, und auch wenn ich die Schauspieler alle super fand, hat sich die erste halbe Stunde irgendwie gezogen wie Kaugummi, weshalb ich abgebrochen habe, das muss ich wann anders noch einmal probieren... Ich habe dann etwas spannendere Filme eingeschoben.
The Green Room (2015)
Kurz gesagt: einer der besten und intelligentesten Thriller des noch jungen Jahrhunderts. Dabei bietet auch der Film nichts wirklich Neues in dem Sinne. Eine planlose Punkband verirrt sich in einen Neonazi schuppen und muss schließlich um ihr überleben kämpfen. Das ist zwar banal wie es nur geht, aber am Ende eben dermaßen gekonnt umgesetzt, dass ich nicht anders kann, als begeistert zu sein. Ganz groß hier dann auch Patrick Stewart in der ungewohnten Rolle des Anführers der Nazis.
Der Film ist ein absolutes Kleinod, ein wertvolles Schmuckstück seines Genres. Es sei allerdings gewarnt, dass der Film einige SEHR krasse und blutige Aufnahmen beinhaltet, die für den ein oder anderen durchaus zu viel sein könnten. (Ich habe tatsächlich aus Reflex einmal kurz weggeguckt, und das hat mich bei der Menge an Gore-lastigen Sachen, die ich die letzten Monate so geschaut habe schon echt überrascht.)
4/5
Drive (2011)
Mein zweiter Refn-Film. Nun, hm. Ich bin etwas hin und her gerissen und weiß nicht genau, wie gut ich ihn nun wirklich fand. "Nur" gut, oder doch noch besser? Der Stil ist jedenfalls (wieder) voll meins und alleine das rechtfertig für mich schon eine hohe Bewertung, ich muss aber sagen, dass er im Vergleich zu meinen sonstigen Seherlebnissen der letzten Wochen in denen eigentlich bekannte Geschichten sehr gekonnt umgesetzt wurden dann doch ein kleines Bisschen abfällt. Aber das sind eher akademische Beschwerden. Am Ende bleibt ein toll inszenierter, mich stilistisch voll überzeugender Film. Neon Demon hat mir am Ende aber irgendwie deutlich mehr Futter für den Kopf gegeben.
4/5
Nach dieser genialen Reihe von Filmen, die sich die letzten zwei Wochen vor meine Netzhaut verirrt haben, tut mir jeder Film leid, der vielleicht nur gut oder solide ist... (Siehe schon die Sache mit "Girl On The Train" gestern. Ich fürchte, ich werde da eventuell etwas härter bewerten als zuvor, vielleicht zu hart, mal sehen.
Is aber auch wieder ein Film, den man wenn möglich im Original sehen sollte, da die verschiedenen Sprachen (englisch, französisch, deutsch) immer wieder eine Rolle spielen. Und da wurde es nicht so elegant gelöst wie in der deutschen Fassung der "Inglorious Basterds"...
.
. 
Der Film ist unfassbar atmosphärisch und ich denke, dass das genau aus diesem Grund so gewählt ist.