Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

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Feamorn
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Feamorn »

Achso, und klar, das ist vor allem eine historische Übung. Ich bewerte die Filme auch nach meinem heutigen Wissen, ist ja sonst witzlos. Hitchcocks Bedeutung für den Film ist ja absolut fraglos, aber da es eben auch ähnlich alte Filme gibt, die bei mir auch unter heutiger Betrachtung noch total einschlagen (z.B. 12 Angry Men, M,...), müssen die Hitchcocks sich dem auch stellen.
Habe z.B. jetzt schon große Zweifel, dass die Vögel bei mir nochmal den Effekt haben werden, wie vor vielen Jahren bei der Erstsichtung. Bin auf jeden Fall gespannt. Hab einfach viel zu viele Filme auf Halde gekauft, bzw. wegen Depressionen etc. viel zu wenig weggeschaut. Eigentlich wollte ich nun auch erst die Tarkowski-Box schauen, die ich zu Weihnachten bekommen hab, da kenne ich nämlich noch gar nix, aber das war mir für heute zu schwer. Hab auch noch Boxen von Bunuel, Fassbender, Goddard, Malle und Bergmann hier stehen... 😅 (Und eben dutzende Einzel-BluRays.) Mal sehen, wie/wann ich das mit Hitchcock durchziehe. Muss auch jeweils Lust drauf haben.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Feamorn hat geschrieben: 5. Apr 2021, 23:34 Habe z.B. jetzt schon große Zweifel, dass die Vögel bei mir nochmal den Effekt haben werdenBin auf jeden Fall gespannt.
Wenn man bei den Tricks 1 1/2 Augen zudrückt kann der immer noch was. Spannend ist der und man kann ihn eigentlich mit einem Zombiefilm vergleichen, was die Dramaturgie anbelangt. Und er hat einfach tolle Einfälle, wie z.B. die Szene mit dem Klettergerüst nach dem sich die Hauptdarstellerin mehrfach umdreht und bei jedem mal mehr Vögel darauf sitzen... oder die berühmte Telefonzelle.
Feamorn hat geschrieben: 5. Apr 2021, 23:34 Eigentlich wollte ich nun auch erst die Tarkowski-Box schauen, die ich zu Weihnachten bekommen hab, da kenne ich nämlich noch gar nix, aber das war mir für heute zu schwer.
Oh ja, der ist noch eine andere Hausnummer. Mit ihm habe ich mich auch schwer getan. Formal und stilistisch ist er ein absolutes Genie und hat sein Podest unter den ganz großen und einflussreichsten Filmemachern absolut verdient. Auch die Fülle und Tiefe an Themen, die in seinen Werken verarbeitet werden sind bemerkenswert. "Solaris" und "Stalker" sind Meisterwerke und gehören neben "2001: A Space Odyssey" in den Olymp der anspruchsvollen Science-Fiction.

Als Atheist, Verfechter einer evidenzbasierten Wissenschaft und ganz allgemein Skeptiker habe ich mich mit seinen Aussagen nie identifizieren können. Denn Tarkovsky ist ein zutiefst gläubiger Christ und seine Filme sind sehr fromm. Wenn ich jetzt ganz gemein bin, vereinfache und verkürze ist die Aussage von ihm, dass der Mensch nur an Gott glauben muss, damit alles gut wird.

Zum Beispiel geht es in "Stalker" um einen verheißungsvollen und verführerischen Ort den alle suchen, den aber keiner erreichen kann und man auf den Weg dorthin verschwindet oder stirbt. Und für Tarkovsky ist dieser Ort eindeutig "das Wissen". Man muss sich teilweise Predigen der Hauptfigur anhören, dass Kunst und Naturwissenschaft sich Gott unterordnen sollten.
Auch in "Solaris" findet man diese Motive, denn die Erforschung des Weltalls bringt nur Unglück und führt dazu, dass sich Menschen selbst verlieren. Es wird das "Lüften der großen Geheimnisse" beklagt.

Wie er das verhandelt ist Weltklasse, aber zu seinen Schlüssen komme ich nicht.
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Dicker
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Dicker »

Eighth Grade
Gilt ja als so ein Indie, Netflix, Coming of Age Geheimtipp, aber mich hat er gar nicht abgeholt.
Es geht um Kayla, 14 Jahre alt, die man in ihren letzten Wochen in der Middleschool begleitet. Sie ist extrem schüchtern, hat vielleicht sogar eine Sozialphobie und hängt viel vor ihrem Handy. Im Film geht es dann um ihre Ängste und Nöte und wie sie für sich selbst einen Weg daraus zu finden sucht.

Es ist diese Art von Filmen, die objektiv gut gemacht sind. Die Schauspieler sind super, er hat einen fast schon dokumentatorischen Stil und erzählt seine Geschichte sehr realistisch. In der Konsequenz heißt das, die Dialoge sind ungeschliffen und die Figuren können ihre Gedanken oft nicht so ausdrücken, wie sie gerne wollen und wie man das aus anderen Filmen mit "gut" geschrieben Dialogen gewohnt ist. Das geht gegen unsere Sehgewohnheiten, ist aber nicht das größte Problem, das ich mit dem Film hatte. Nein, ich fand es sogar angenehm, weil ich zu den Menschen gehöre, die sich am fehlenden Tschüss in Telefongesprächen stören.
Mich störte vielmehr die Herangehensweisen an die Probleme in der Pubertät, die jedes Fettnäpfchen und jede Peinlichkeit bis zum geht nicht mehr auskosten und es so für den Zuschauer erlebbar macht (Fremdschämen deluxe, wenn man so will).
Das muss man mögen oder zumindest schätzen zu wissen. Das war bei mir nicht der Fall. Die erste halbe Stunde ist wirklich schwer zu ertragen. Danach gibt es zumindest so etwas wie ein wenig Hoffnung. Aber von der klassischen Heldenreise kann man sich hier verabschieden.
Dem Film hätte etwas mehr Humor zur Auflockerung vertragen können. Aber er will es seinem Zuschauer wohl nicht so einfach machen.

Das spiegelt sich auch in den User Reviews wider, die entweder nur eine 1 bis 4/10 oder 9 und 10/10 kennen.
Insofern fällt es mir schwer hier eine Bewertung abzugeben. Vom persönlichen, wie hat er mir gefallen, ist es eine 5/10. Aber das wird dem Film eben nicht gerecht.
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LegendaryAndre
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von LegendaryAndre »

Andreas29 hat geschrieben: 5. Apr 2021, 23:59
Feamorn hat geschrieben: 5. Apr 2021, 23:34 Habe z.B. jetzt schon große Zweifel, dass die Vögel bei mir nochmal den Effekt haben werdenBin auf jeden Fall gespannt.
Wenn man bei den Tricks 1 1/2 Augen zudrückt kann der immer noch was. Spannend ist der und man kann ihn eigentlich mit einem Zombiefilm vergleichen, was die Dramaturgie anbelangt. Und er hat einfach tolle Einfälle, wie z.B. die Szene mit dem Klettergerüst nach dem sich die
Die Vögel gehört zu meinen absoluten Lieblingsfilmen! Ich finde der Film besteht den Test der Zeit abgesehen von den Spezialeffekten (und ein paar Kleinigkeiten) immer noch, weil er viele Dinge beinhaltet die einen "zeitlosen" Klassiker ausmachen. Einer gute Erzählung ist das Alter egal. Klassiker wie dieser vermitteln den damaligen Zeitgeist wunderbar und auch das gelingt Die Vögel aufgrund des detailverliebten Charakteraufbaus der ersten Filmszenen hervorragend. Die langsame Inszenierung ist nahezu perfekt. Hitchcock hatte es einfach drauf! Ich finde viele seiner Filme gut, aber ich würde sie nicht zu meinen Favoriten zählen. Die Vögel gelingt das jedoch, aufgrund des ungewöhnlichen und unverbrauchten Szenarios und der einzigartigen Stimmung. Es ist einer der Filme bei denen ich mir sehnlichst eine gut gemachte Fortsetzung von Hitchcock selbst gewünscht hätte, gleichzeitig aber auch wusste dass das nicht funktionieren würde. Da ich den Film auch erst in den 90-ern gesehen habe, wusste ich bereits dass es eine solche nicht geben wird. Der Film endet aber genau an der richtigen Stelle!
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Dicker hat geschrieben: 6. Apr 2021, 10:52 Eighth Grade

(...)

Das spiegelt sich auch in den User Reviews wider, die entweder nur eine 1 bis 4/10 oder 9 und 10/10 kennen.
Insofern fällt es mir schwer hier eine Bewertung abzugeben. Vom persönlichen, wie hat er mir gefallen, ist es eine 5/10. Aber das wird dem Film eben nicht gerecht.
Das typische Schicksal eines Kritikerlieblings eben. Auch ich fand den großartig, weil das endlich mal Coming of Age mit Ecken und Kanten ist. Man kriegt kein Prinzesschen und keine Außenseiterin, die aber doch eigentlich "hot" und super intelligent ist und im wahren Leben eigentlich zu den Cool Kids gehören würde. Kayla ist weder besonders hübsch noch hässlich, weder schlau noch dumm... sie ist einfach vollkommen normal. Und sowas gab es bisher selten bis gar nicht.
Bei der Szene im Auto, wo ihr der Typ auf die Pelle rückt, habe ich mich vor Angst gewunden; bin mit ihr bei der Szene am Pool, wo sie sich mit den ganzen schlankeren und weiterentwickelteren Körpern der anderen Mädchen vergleicht, vor Charme errötet; und war gerührt als ihr Vater ihr sagt, dass er ihr größter Fan ist.
Und auch der Film selbst folgt keinem Klischee, wo dann am Ende der Abschlussball ist und sich da alle versöhnlich in den Armen liegen und mit dem Love Interest geknutscht wird.
"Eighth Grade" wirkt einfach maximal realistisch und jeder macht diese Phasen durch und kann sich damit identifizieren. Zumindest bei mir war das so, obwohl ich ein Junge war, der andere Befindlichkeiten hatte. Aber die Botschaft ist universell: Erwachsenwerden ist hart und manchmal unfair, aber die aller meisten schaffen es irgendwie.

Deswegen gehen viele Kritiker da so drauf ab.

In Deutschland wurde der Film übrigens nicht ins Kino gebracht und erst mit einiger Verspätung auf Blu-ray und DVD. Deswegen kennt den das breite Publikum hier kaum.
Und es gab eine kleine Kontroverse in den USA, weil der Film ein R-Rating bekommen hat. Wegen 5 mickrigen "Fucks" ist einer der besten und wichtigsten Coming of Age Filme der letzten Jahre für seine eigentliche Zielgruppe offiziell nicht geeignet.
LegendaryAndre hat geschrieben: 6. Apr 2021, 12:46 Ich finde der Film besteht den Test der Zeit abgesehen von den Spezialeffekten (und ein paar Kleinigkeiten) immer noch, weil er viele Dinge beinhaltet die einen "zeitlosen" Klassiker ausmachen.
Das ist übrigens der Grund, warum ich einem Remake gegenüber durchaus offen wäre. Ich würde den gerne mit vernünftigen Effekten sehen.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Hotel Mumbai
2018; Regisseur: Anthony Maras; DarstellerInnen: Dev Patel, Nazanin Boniadi, Jason Isaacs, Armie Hammer; Genre: Thriller/Drama

26. Novemer 2008, Mumbai in Indien: Islamistische Terroristen verüben mehrere Anschläge in der Stadt. Besonders hart trifft es das Taj Mahal Palace Hotel, in dem der Arjun seiner Arbeit nachgeht. Der Russe Vasili, das multikulturelle Paar Zahra and David - sie britisch-iranisch, er amerikanisch – und ihr Baby inklusive Haushäterin Sally gehören an diesem Tag den zahlreichen gut betuchten Gästen an, als die Attentäter in das Hotel eindringen und das Morden beginnt. Die Hotelmitarbeiter unter der Führung des Küchenchefs Hemant setzen alles daran ihre Gäste zu schützen, während die überforderte lokale Polizei, die eigentlich auf Spezialkräfte warten muss, einen kleinen Trupp in das Gebäude schickt, weil man nicht tatenlos zusehen will.

Darf man Filme über reale Katastrophen und Anschläge machen? Oder ist das Ausnutzen des Leids anderer Menschen? Ist das pietätlos gegenüber der Opfer oder ein filmisches Mahn- bzw. Denkmal? Darf man das nach einer gewissen Zeit? Und wie lange muss die sein und wer entscheidet das? Alles Fragen, die ein einzelnes Thema sind und ich hier nicht abhandeln möchte. Was ich tun kann ist den Film zu bewerten, denn er ist nun einmal entstanden. Dass man eine besondere Verantwortung hat, wenn man reale Ereignisse verfilmt ist aber finde ich unumstritten... aber dazu später mehr.
Hotel Mumbai ist in einer Disziplin über fast jeden Zweifel erhaben: Die Inszenierung. Das kühle und menschenverachtende Vorgehen der Täter wird trocken und realistisch inszeniert und wechselt sich mit atmosphärisch wahnsinnig dichten und spannenden Situationen ab, die der Film am laufenden Band kreiert. Die Gewalt ist stets hart, aber nie ausschlachtend; die Shootouts wuchtig, aber realistisch.
Dabei wagt der Film den durchaus mutigen und vielerorts kritisierten Schritt zu gehen, die Attentäter nicht zu dehumanisieren und ihnen ein Gesicht zu geben. Sie sind keine Naturgewalt, die über die Stadt und das Hotel hereinbrechen, sondern es sind Menschen, die für ihre – natürlich falsche und perverse – Überzeugung kämpfen. Man sieht ihre Anspannung, die Angst, man sieht an einer Stelle, wie einer der Terrortisten einen anderen einen Streich spielt, wie sie untereinander streiten und sogar wie sie selbst von einem Drahtzieher am Handy angestachelt und manipuliert werden; aber man sieht eben genauso die Blutrünstigkeit, die Verachtung gegenüber Anders- und Nichtgläubigen und die Mordlust, in die sie sich steigern. Man entwickelt so zu keinem Zeitpunkt Verständnis oder Mitleid für die Täter , aber wird sich eben der traurigen Wahrheit bewusst ,dass das eben auch Menschen sind, die sowas anrichten. Etwas das viel unangenehmer und näher an der Wahrheit ist als es sich so einfach zu machen und solche Terroristen als “Monster” zu bezeichnen.
Den falschen Ton trifft man allerdings bei den Charakteren, mit denen wir mitfiebern sollen. Mit welcher Verve sich das Hotelpersonal als Beschützer der Gäste versteht, denen es nicht nur gilt einen guten Rotwein zu empfehlen, sondern wenn es hart auf hart kommt auch deren Leben mit dem eigenen zu verteidigen, ist wohl der emotionalste Posten des Films. Deswegen funktioniert Arjun, der quasi neben dem Chefkoch in der Hinsicht die Identifikationsfigur ist. Aber auch bei ihm wird genau wie bei Zahra, David und Sally der gleiche Trick angewendet: Ein Baby. Während bei Arjun der Berufsethos im Vordergrund steht und sein Nachwuchs (und seine Frau) nur ein zusätzlicher Antrieb ist aus der ganzen Nummer heil raus zu kommen , ist es bei Zahra, David (und Sally) quasi die einzige Sache, die uns diese sympathisch werden lassen soll und um die wir deswegen zittern sollen. Das sieht man auch daran, dass das Baby bei ihnen auch mit im Hotel ist und quasi zu einem MacGuffin wird. Ansonsten gibt es auch wenig Gründe dieses unfassbar gut aussehende, superreiche Pärchen, das man kaum außerhalb der Extremsituation kennt, sympathisch zu finden.
Ins Klo greift man mit Vasili, der ein vollkommen deplatzierter Larger than Life Charakter ist und besonders dessen später enthüllte Vergangenheit ist fast schon auf groteske Weise "on the Nose"... da kommen wir eben auf die oben genannte Verantwortung bei Filmen mit realem Hintergrund zurück, denn so ein Charakter wie Vasili kratzt an der Glaubwürdigkeit das Projekt wirklich mit allem gebührenden Respekt und Ernst anzutreten.
Auch setzt man auf klischeehafte und vorhersehbare Konflikte unter den Hotelgästen. Es läuft quasi von Anfang an der Countdown, wann Arjun wegen seines Sikh-Turbans angemacht wird und natürlich spricht Zahra irgendwann arabisch und wird sogar gleich für eine der Terroristen gehalten... hätte man sich sparen können. Auch wenn das zu einer relativ schönen Szene zwischen Arjun und einer Frau führt, die diese Anschuldigungen gebracht hat.
Alles in allen ist der Film dennoch so spannend und stark inszeniert, dass er über die Fehler hinwegsehen lässt. Bewegt ist man aber wegen der gesamten Situation und der Gewissheit, dass es annähernd so auch in der Realität passiert ist (wobei Filme nie eine Abbildung der Realität sein können) und weniger wegen der Charaktere... wobei am Ende gibt es etwas Gänsehaut bei einer Szene zwischen Arjun und dem Küchenchef.

3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/hotel-mumbai/genres/
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LegendaryAndre
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von LegendaryAndre »

Andreas29 hat geschrieben: 6. Apr 2021, 13:32
LegendaryAndre hat geschrieben: 6. Apr 2021, 12:46 Ich finde der Film besteht den Test der Zeit abgesehen von den Spezialeffekten (und ein paar Kleinigkeiten) immer noch, weil er viele Dinge beinhaltet die einen "zeitlosen" Klassiker ausmachen.
Das ist übrigens der Grund, warum ich einem Remake gegenüber durchaus offen wäre. Ich würde den gerne mit vernünftigen Effekten sehen.
Wäre interessant, allerdings würde ich dann kein Remake sehen wollen, sondern einfach einen neuen Film, der dieselbe Thematik aufgreift. Hitchcock zu kopieren wäre ein Fehler, aber ein ähnlich gelagerter Film mit der selben Erzählstruktur und zeitgemäßen Effekten hätte schon was, wenn er wirklich gut gemacht wäre und auch ein paar neue Akzente setzen würde. Eine Hommage an Hitchcock's Klassiker, keine Kopie oder Neuinterpretation mit den gleichen Charakteren.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

LegendaryAndre hat geschrieben: 6. Apr 2021, 15:00 Wäre interessant, allerdings würde ich dann kein Remake sehen wollen, sondern einfach einen neuen Film, der dieselbe Thematik aufgreift.
Eine Neuinterpretation gab es ja schon: "Birdemic". Einer der schlechtesten Filme aller Zeiten mit den vielleicht absurdesten Effekten, die man jemals gesehen hat:

https://www.youtube.com/watch?v=LrxZblVUkMU :shock:

Aus Wikipedia:
Der Film hat durch seine ungewöhnlich schlechte Qualität Aufsehen erregt. Kritisiert wurden unter anderem hölzern wirkende Darsteller, schlechte Dialoge, unprofessionelle Kameraführung, unsinnige Handlung und besonders die Spezialeffekte, die gänzlich aus schlecht umgesetzten CGI-Adlern und -Geiern bestehen, welche ungelenke Manöver ausführen (nicht animierte Sprites im Hintergrund rotieren 360° im Flug), Säure spucken und beim Auftreffen auf den Boden explodieren. Birdemic wird verschiedentlich als „schlechtester Film aller Zeiten“ bezeichnet, der Ed Woods Plan 9 aus dem Weltall ablösen könnte.[7][8] In der IMDb war er 2014 als zweitschlechtester Film aller Zeiten gelistet.[9] Mit Stand vom Januar 2018 wurde er in dieser Liste auf den zehnten Platz verdrängt.[10]
Es gab sogar eine Fortsetzung...
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LegendaryAndre
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von LegendaryAndre »

Andreas29 hat geschrieben: 6. Apr 2021, 15:08 Eine Neuinterpretation gab es ja schon: "Birdemic". Einer der schlechtesten Filme aller Zeiten mit den vielleicht absurdesten Effekten, die man jemals gesehen hat:

https://www.youtube.com/watch?v=LrxZblVUkMU :shock:
OMG! ;) Als wäre der Film an einem Nachmittag von denkbar untalentierten Laien gedreht worden ... schrecklich! :angry-screaming:
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von gwei1984 »

Ich hab zuletzt meine "Blind-Spots" aus dem Marvel Universum nachgeholt.

Thor 1-3 (wobei 1 und 2 eher mau sind, 3 aber dank Taika Waititi echt hervorsticht. Einer der unterhaltsamsten Marvel Filme für mich.)
Ant-Man (nett, aber auch nicht mehr)

Und ich hab mit meinem 8 jährigen Sohn nun zum ersten Mal Wall-E gesehen (er, nicht ich ;)) Der Film bleibt für mich das Meisterwerk von Pixar. Es ist so großartig, wie man nahezu die komplette erste Hälfte ohne Sprache auskommt und sooo viel Emotionen erzeugen kann.
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HerrReineke
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von HerrReineke »

gwei1984 hat geschrieben: 6. Apr 2021, 15:50 Und ich hab mit meinem 8 jährigen Sohn nun zum ersten Mal Wall-E gesehen (er, nicht ich ;)) Der Film bleibt für mich das Meisterwerk von Pixar. Es ist so großartig, wie man nahezu die komplette erste Hälfte ohne Sprache auskommt und sooo viel Emotionen erzeugen kann.
Hab tatsächlich die Tage auch zum ersten Mal Wall-E gesehen. Wirklich ein wundervoller Film. Ich war auch fast ein wenig enttäuscht, als dann doch wieder diese nervigen Menschen auftauchen und irgendeine Rolle spielen mussten... :lol:
Quis leget haec?
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gwei1984
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von gwei1984 »

HerrReineke hat geschrieben: 6. Apr 2021, 15:57
gwei1984 hat geschrieben: 6. Apr 2021, 15:50 Und ich hab mit meinem 8 jährigen Sohn nun zum ersten Mal Wall-E gesehen (er, nicht ich ;)) Der Film bleibt für mich das Meisterwerk von Pixar. Es ist so großartig, wie man nahezu die komplette erste Hälfte ohne Sprache auskommt und sooo viel Emotionen erzeugen kann.
Hab tatsächlich die Tage auch zum ersten Mal Wall-E gesehen. Wirklich ein wundervoller Film. Ich war auch fast ein wenig enttäuscht, als dann doch wieder diese nervigen Menschen auftauchen und irgendeine Rolle spielen mussten... :lol:
Stimmt, der zweite Teil fällt wirklich etwas ab. Aber ein kompletter Film ohne Sprache und Menschen war ihnen dann vielleicht doch etwas zu gewagt :D
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Dicker
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Dicker »

Andreas29 hat geschrieben: 6. Apr 2021, 13:32
Dicker hat geschrieben: 6. Apr 2021, 10:52 Eighth Grade

(...)

Das spiegelt sich auch in den User Reviews wider, die entweder nur eine 1 bis 4/10 oder 9 und 10/10 kennen.
Insofern fällt es mir schwer hier eine Bewertung abzugeben. Vom persönlichen, wie hat er mir gefallen, ist es eine 5/10. Aber das wird dem Film eben nicht gerecht.
Das typische Schicksal eines Kritikerlieblings eben. Auch ich fand den großartig, weil das endlich mal Coming of Age mit Ecken und Kanten ist. Man kriegt kein Prinzesschen und keine Außenseiterin, die aber doch eigentlich "hot" und super intelligent ist und im wahren Leben eigentlich zu den Cool Kids gehören würde. Kayla ist weder besonders hübsch noch hässlich, weder schlau noch dumm... sie ist einfach vollkommen normal. Und sowas gab es bisher selten bis gar nicht.
Bei der Szene im Auto, wo ihr der Typ auf die Pelle rückt, habe ich mich vor Angst gewunden; bin mit ihr bei der Szene am Pool, wo sie sich mit den ganzen schlankeren und weiterentwickelteren Körpern der anderen Mädchen vergleicht, vor Charme errötet; und war gerührt als ihr Vater ihr sagt, dass er ihr größter Fan ist.
Und auch der Film selbst folgt keinem Klischee, wo dann am Ende der Abschlussball ist und sich da alle versöhnlich in den Armen liegen und mit dem Love Interest geknutscht wird.
"Eighth Grade" wirkt einfach maximal realistisch und jeder macht diese Phasen durch und kann sich damit identifizieren. Zumindest bei mir war das so, obwohl ich ein Junge war, der andere Befindlichkeiten hatte. Aber die Botschaft ist universell: Erwachsenwerden ist hart und manchmal unfair, aber die aller meisten schaffen es irgendwie.

Deswegen gehen viele Kritiker da so drauf ab.

In Deutschland wurde der Film übrigens nicht ins Kino gebracht und erst mit einiger Verspätung auf Blu-ray und DVD. Deswegen kennt den das breite Publikum hier kaum.
Und es gab eine kleine Kontroverse in den USA, weil der Film ein R-Rating bekommen hat. Wegen 5 mickrigen "Fucks" ist einer der besten und wichtigsten Coming of Age Filme der letzten Jahre für seine eigentliche Zielgruppe offiziell nicht geeignet.
Alles sehr schön beschrieben und in der Theorie klingt das auch alles spannend und interessant. Und als Kritiker muss man die Ambitionen und die Umsetzung dieses Films einfach loben. Die ist auch einfach gut.
Aber der Film selbst hatte mir dann zu viele "Kanten". Er suhlt sich geradezu im Versagen von Kayla. Und anders als du, würde ich sie nicht als normal beschreiben. Jemand, der keine Freunde hat, ist schon wieder so weit weg von normal, wie die Überflieger aus den anderen Coming o Age Filmen. Sie ist klar eine Außenseiterin und das zeigt der Film in all seinen schmerzlichen Facetten.
Und da das oft nur schwer auszuhalten ist, glaube ich kaum, dass sich Teenies diesen Film anschauen würden. Dafür macht er einfach zu wenig Spaß und hält dieser Generation zu sehr den Spiegel vor.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Dicker hat geschrieben: 6. Apr 2021, 17:50 Jemand, der keine Freunde hat, ist schon wieder so weit weg von normal, wie die Überflieger aus den anderen Coming o Age Filmen. Sie ist klar eine Außenseiterin und das zeigt der Film in all seinen schmerzlichen Facetten.
Den Punkt, dass totale Außenseiter ja auch nicht die Regel sind, kann man machen. Allerdings gibt es diese - wie totale Überflieger - ja auch. Ich rechne dem Film hoch an, dass Kayla im Rahmen der Klassifikation normal dargestellt wird. Was meine ich damit? Die aller meisten Filme des Coming of Age Genres drehen sich ja um Außenseiter. Erstens weil Menschen einfach sofort auf der Seite der Underdogs sind und zweitens, weil man dann eine Heldenreise beschreiben kann. Entweder der Aufstieg zu den "Cool Kids", was eher ältere Filme gemacht haben, oder das Abfeiern des Andersseins und seinen eigenen Weg zu gehen, was der eher modernere Ansatz ist. Damit die Außenseiter, die ja im wahren Leben die Leute sind, die bei anderen eigentlich nicht so gut ankommen sympathisch sind, wird ihnen irgendetwas gegeben, was das hervorruft: Entweder sie sind total intelligent, sie haben irgendein musikalisches oder sportliches Talent, werden von ihrem Vater geschlagen, was sie zurückhält etc.. Am besten alles zusammen.
So entsteht der Einduck, dass es unfair ist, wenn sie Außenseiter sind oder der Film stellt es so dar, dass es gar nicht erstrebenswert ist in der Beliebtheitsskala aufzusteigen.
Ein perfektes Beispiel ist für mich da "Easy A" mit Emma Stone. Sie sieht fantastisch aus, ist super intelligent, schlagfertig... so einer kaufe ich doch keine 3 Sekunden ab, dass sie Außenseiterin an der High School ist.

Und "Eighth Grade" verzichtet auf all das und zeigt dadurch, dass es auch einfach richtig scheiße ist Außenseiter zu sein. Dass es daraus keinen einfachen Weg heraus gibt, indem man sich etwas hübscher schminkt, den/das coole(n) Boy/Girl rumkriegt, einen Homerun schlägt oder den Bully K.O. haut; die Erkenntnis, dass man nie beliebt sein wird und seinen eigenen Weg gehen muss ist nicht nur befreiend, sondern eben in erster Linie zunächst auch sehr schmerzhaft und deprimierend. Der Film ist einfach nur brutal ehrlich.

Ich will keinen Seelenstriptease machen, aber vielleicht funktioniert der Film bei mir so gut, weil ich es in meiner Schulzeit genauso schwer hatte. Ich war auch der totale Außenseiter und glaub mir, dass ist wirklich richtig scheiße. Und ein Film wie Eighth Grade hätte mir damals geholfen, denn er zeigt, dass es nicht nur mir so geht. Die weiter oben erwähnten "herkömmlichen" Coming of Age Filme empfinde ich aus der Perspektive fast schon zynisch und noch böser. Ich meine... wenn du wirklich so wie Kayla bist, wie schlecht musst du dich erst fühlen, wenn selbst die Außenseiter in den Filmen cooler sind als du selbst?

Deswegen finde ich, dass "Eighth Grade" sehr wohl etwas für Teenies ist. Es wurde ja schon nicht nur in den USA diskutiert, ob man den an Schulen einsetzt.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Im Reich der Sinne (Rewatch)
1973; Regisseur: Nagisa Ōshima; DarstellerInnen: Eiko Matsuda, Tatsuya Fuji; Genre: Erotikdrama

Sada ist Bedienstete in einem Hotel bzw. eines Geisha-Hauses. Sie verguckt sich in Kichizo den verheirateten Besitzer des Etablissements und die beiden brennen durch. Fast abgeschottet von der Umwelt und nur umgeben von Dienerinnen geben sie sich ihrer Lust hin und steigern sich immer weiter in einen sexuellen Rausch.

... und dann wird gepimpert, gepimpert und nochmals gepimpert. Viel mehr passiert nicht. Und geboren war einer der größten Skandalfilme aller Zeiten. Das besagte Pimpern wird nämlich mit pornografischen Szenen dargestellt: Es gibt einen erigierten Penis, gespreizte Frauenbeine, Blowjobs, Sperma, Penetration, es werden Gegenstände und Essen in Vaginas eingeführt etc.. Der Film konnte nur in Japan entstehen, weil man die Produktion unter französischer Flagge geführt hat. Die Postproduktion fand in Frankreich statt, denn sonst wären die Macher aufgrund der Sittengesetze angeklagt worden. In Japan ist der Film bis heute zensiert. In den USA war er zeitweise verboten, lief dann nur in Schmuddelkinos und ist erst 1990 für das Heimkino erschienen. In England musste ein Sittengesetz geändert werden (Obscene Publications Act) damit der Film gezeigt werden kann und er kam erst 1991 in die Kinos. Erst 2000 gab die britische Freigabeanstalt (BBFC) den Film für das Heimkino ab 18 frei. Eine besonders umstrittene Szene ist bis heute in englischen Publikationen zensiert. In Australien war er bis zum Jahr 2000 verboten, in Belgien bis 1994, in Teilen Kanadas bis 1991, in Israel bis 1987. Bei der Premiere in Deutschland auf der Berlinale 1976 wurde der Film direkt nach der Vorstellung von Polizei und Staatsanwaltschaft einkassiert und wenig später beschlagnahmt. Erst nach einem großen Rechtsstreit und Debatten innerhalb der Freigabeorgane wurde er ohne Einschränkungen ab 18 freigegeben und erhielt sogar das Prädikat “Besonders Wertvoll”. Heute gilt der Film als Klassiker und Kunst.
Und da beginnt meine Geschichte mit “Im Reich der Sinne”, denn der pubertierende Andreas konnte Anfang der 2000er (leider kann ich mich nicht mehr genau daran erinnern) als er eines späten Abends durch das Programm zappte seinen Augen nicht trauen, als auf 3Sat dieser Film lief; denn der war eine etwas andere Nummer als die Sexy Sport Clips. Waren damals die skandalträchtigen Szenen für mich sehr interessant, habe ich im Laufe der Zeit natürlich auch immer mehr erfasst, warum der Film als Kunst gilt und deswegen solche Szenen auch im Fernsehen gezeigt werden dürfen.
Denn der hat eben diese zweite Ebene, die den ganzen expliziten Sex nicht zum Selbstzweck werden lässt. Der ständige Akt wird nämlich - hat man sich einmal an die für einen normalen Film drastische Darstellung gewöhnt - irgendwann einfach ermüdend und langweilig und somit kann man nachvollziehen, dass Sada immer und immer extremer wird. Und dadurch das Kichizo dem erlegen ist, dreht sich auch die Ausgangslage von Herr und Diener; der Film ist durchaus emanzipativ... auch wenn das nicht gut endet.
“Im Reich der Sinne” wurde aus verschieden Richtungen vorgeworfen, dass er sich zu wenig um Liebe dreht und nur der Sex im Mittelpunkt steht. Aber ich sage, dass sich Sada verliebt hat, aber eben nicht in Kichizo als Person, sondern in seinen Penis... und das zeigt der Film am Ende in einer grausamen Konsequenz.
Hier wird der Mann zu einem reinen Sexobjekt erklärt und nur zur Erfüllung der Lust benutzt... im wahrsten Sinne des Wortes. Auch wenn sie ständig nackt aufeinander rumrödeln empfindet man als Zuschauer keinerlei Zärtlichkeit, Intimität oder Leidenschaft zwischen den beidern. Es ist ein reines Abhängigkeitsverhältnis, in der eine Seite etwas verlangt und es ihr gegeben wird oder sie es sich nimmt.
Gerade das Finale, das ich nicht spoilern will, zeigt noch einmal mit einem unerwarteten Schockeffekt die Sinn- und Aussichtslosigkeit eine Beziehung einzig und allein auf Sex aufzubauen und dass (sexuelle) Bedürfnisse möglichst schnell befriedigt werden; wenn die Liebe nur von einem Höhepunkt zum anderen reicht. Auf dem Rausch folgt das Erwachen und man fühlt eine große Leere, die wiederum mit einem noch größerem Rausch beseitigt werden muss, um sie zu ertragen.
Und so kann er die bei dieser Art von Filmen immer wieder geäußerten Vorbehalte der Herrenfantasie oder sich dem direkten Vorwurf nur Pornografie zu sein entziehen.
Perfekt ist das nicht. Der Film macht komische Sprünge, man kann die zeitlichen Dimensionen nie einordnen, man bekommt kein Gefühl in was für einem Ort oder einer Stadt sie sich befinden, das Verhältnis von Kichizo zu seiner Frau wird nie ganz klar und warum er so lange einfach von ihr weg sein kann, wie das Ganze monetär funktionieren soll, wenn die einzige Einnahmequelle ein Freier von Sada ist... der Film ist so fokussiert und zentriert auf die beiden, dass er fast alles andere schleifen lässt. Das mag so gewollt sein, weil ja auch die beiden Hauptfiguren alles um sich herum vergessen. Allerdings tut es dem Film nicht unbedingt gut, wenn der Zuschauer das auch tut.

4 von 5 Sternen.
https://letterboxd.com/film/in-the-realm-of-the-senses/
(wobei hier natürlich ganz klar die Warnung gilt, dass man kein Problem mit explizitem Sex in einem Drama haben sollte und das vielleicht nicht der Film ist, den man mit Mama und Papa guckt)
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Jon Zen
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Jon Zen »

Monty Pythons The Meaning of Life (1983)
Ich fühle mich nicht ermächtigt, über diese geniale, wie wahnsinnige Satire ein Urteil zu fällen. Interpretationen dazu bedürften ganze Bücher für die jeweilige Argumentation. :P
Immer noch sind die behandelten Themen aktuell.
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Feamorn
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Feamorn »

Jon Zen hat geschrieben: 7. Apr 2021, 22:07 Monty Pythons The Meaning of Life (1983)
Ich fühle mich nicht ermächtigt, über diese geniale, wie wahnsinnige Satire ein Urteil zu fällen. Interpretationen dazu bedürften ganze Bücher für die jeweilige Argumentation. :P
Immer noch sind die behandelten Themen aktuell.
Das war tatsächlich im jungen Jahren mein Python-Erstkontakt und, wohl auch dadurch, bis heute im Herzen mein Favorit.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Bad Times at the El Royal
2018; Regisseur: Drew Goddard; DarstellerInnen: Jeff Bridges, Cynthia Erivo, Dakota Johnson, John Hamm, Chris Hemsworth; Genre: Thriller

Wir schreiben das Jahr 1969: Das El Royal Hotel steht genau auf der Grenze von Nevada und Kalifornien und ist zweigeteilt. Das führt z.B. zu der Eigenheit, dass man auf der einen Seite zocken kann und auf der anderen nicht. Eines Tages kommen vier Fremde - ein Priester, ein blasierter Geschäftsmann, eine sehr selbstbewusste und konfrontative Frau und eine Frau, die sehr normal wirkt - ins Hotel, das eigenartig verlassen wirkt. Nur ein Page ist noch vor Ort, der alle Aufgaben erfüllt. Die Gäste scheinen alle ein Geheimnis und eine eigene Agenda zu haben und checken in verschiedene Zimmer ein. Nach und nach kommen sich die Vier in die Quere.

Es gibt gute Filme, über die man sich freut und es gibt schlechte Filme, von denen man enttäuscht ist. Es gibt aber auch noch eine dritte Art von Filmen, nämlich die, die ihr großes Potenzial nicht ausschöpfen... und über die ärgert man sich. “Bad Times at the El Royal” ist so ein Exemplar. Das Hotel ist richtig schön und atmosphärisch, das Szenenbild wirklich ein hübsch ausgestatteter Hingucker. John Hamm, Jeff Bridges und Dakota Johnson, aber auch gerade die unbekannteren Schauspieler Lewis Pullman (Sohn von Bill) und Cynthia Erivo sind über jeden Zweifel erhaben. Zusammen mit der Optik rundet ein toller zeitgenössischer Soundtrack mit einer Mischung aus bekannten und eher unbekannten Songs der Ära das großartige Late-60s-Feeling ab. Auch der Aufbau des Films – sagen wir die erste Stunde – ist wirklich interessant und initiiert sehr gekonnt mit einer Episodenhaftigkeit inklusive Zeitversetzung die Spannung, was denn nun hinter alledem steckt. Auch der ziemlich frühe Tot einer Figur, die man für eine der Hauptfiguren hält lässt aufhorchen. Der Streifen hat auch mit seinem R-Rating die nötige Härte und hier und da spratzt es ganz ordentlich. Aber dann, ja aber dann... alles was ich geschrieben habe stellt sich als reine Hülle heraus. Auf die große Auflösung, die man durch die clevere Inszenierung zu Anfang erwartet, wie das denn nun alles zusammen hängt und was das alles zu bedeuten hat, wartet man vergebens. Das größte Problem ist allerdings das Pacing... das habe ich wirklich selten erlebt. Akzeptiert man den langsamen und aufbauenden Beginn noch, weil sich Filme eben aufbauen müssen und es legitim ist, wenn das behutsam geschieht, bleibt "Bad Times at the El Royale" bis zum letzten Viertel seiner 140 Minuten in diesem schleppenden Tempo. Ständig wartet man darauf, wann es denn jetzt richtig los geht. Wer wenigstens dann ein temporeiches und spannendes Finale erwartet, hat sich getäuscht, denn dann steht der Film wirklich geradezu still und tritt auf der Stelle. Ab da verlässt man sich auf einen völlig überdrehten und eher peinlich als cool rüberkommenden Chris Hemsworth, der irgendwann auftaucht und den Film vollkommen aus der Bahn wirft und aus dem zunächst clever anmutenden Thriller ein Affentheater macht. Wenigstens darf er für die Ladys konstant im nackten Oberkörper seine durchaus stattliche Figur präsentieren...
Dann werden mir am Ende auch noch Emotionen abverlangt, die so gut sie auch gespielt sein mögen nicht richtig wirken, weil ich zwar mehr über die Charaktere und ihre Vergangenheit erfahren habe, aber deren plötzliche Bindung untereinander kaum nachvollziehbar ist.
Und dieses ja wirklich interessante und seltsam entrückt wirkende Setting des Hotels entpuppt sich als reines Gimmick hinter dem überhaupt gar nichts Tieferes verborgen ist.
Style over Substance in Reinkultur.

2,5 von 5 Sternen.
https://letterboxd.com/film/bad-times-a ... le/genres/
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Heretic
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Heretic »

Immer Ärger mit Grandpa

Rober De Niro, Uma Thurman, Christopher Walken, Jane Seymour, Cheech Marin - bei diesem Aufgebot an (Alt)Stars kann ja nicht viel falsch laufen, oder? Tja, so kann man sich irren. Wie der generische Filmtitel bereits dezent andeutet, quält man sich fast 100 Minuten lang durch bieder-belanglose Flachwitzchen mit nicht zündenden Pointen. Inhalt: Enkel erklärt Großvater den Krieg, weil er sein Zimmer an ihn abtreten und auf den Dachboden ziehen musste. Also spielt man sich gegenseitig Streiche auf "Kevin allein zu Haus"-Niveau. Wobei... nee, diesen Vergleich haben selbst die nach meinem Geschmack grandios unlustigen Kevin-Filme nicht verdient. Die haben immerhin ein paar originelle Momente. Was diesem Streifen hier leider völlig abgeht. De Niro spielt im Standby-Modus den Standard-Opa. Walken, Seymour und Marin werden als Nebenfiguren verheizt und erhalten zuwenig Raum, um in irgendeiner Form glänzen zu können. Und Uma Thurman hätte ich fast nicht erkannt, so bieder und langweilig ist ihre Rolle angelegt. Auch die Jungmimen können dank ihrer Klischeecharaktere nichts mehr reißen. Ein Film zum Vergessen.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Dancer in the Dark
2000; Regisseur: Lars von Trier; DarstellerInnen: Björk, Catherine Deneuve, David Morse, Peter Stormare; Genre: Drama

USA, 60er Jahre: Selma ist aus der Tschechoslowakai eingewandert und lebt mit ihrem Sohn in einfachen Verhältnissen in einem Wohnwagen. Sie ist liebenswert, etwas tollpatschig, Fan von Musicals, spielt selber in einer Laiengruppe mit... und wird bald aufgrund einer Erbkrankheit erblinden. Sie befürchtet, dass ihr Sohn dasselbe Schicksal ereilen wird, was nur durch eine teure Operation zu verhindern ist. Zusammen mit ihrer Freundin Kathy arbeitet sie deshalb in einer Metallfabrik und macht nebenbei kleine Auftragsarbeiten, wie etwa Haarnadeln zu formen oder sie faltet Glückwunschkarten. Der Vermieter, der ihr das Grundstück für ihren Wohnwagen zur Verfügung stellt, gerät jedoch in Geldsorgen und bittet sie darum ihr Geld zu leihen. Natürlich kann sie das nicht, weil es für ihren Sohn ist, aber der Mann gibt sich nicht mit einem Nein zufrieden...

...und ab da geht es abwärts. Das ist kein Spoiler, denn der Film ist vom “Meister des Verstörenden und Pessimistischen” Lars von Trier und somit weiß man, dass man hier keine Aufsteigergeschichte und ein Happy End erwarten kann.
Der Film ist manipulativ, übelst manipulativ. Man soll Selma lieben, damit der Tritt in die Magengrube möglichst schmerzhaft ist; man weiß das, aber man kann sich dem trotzdem nicht erwehren. Sie ist einfach zu zuckersüß, so naiv, arm dran und trotzdem lebensfroh, herzensgut, treu und dann hat sie auch noch eine Behinderung und als Zuckerguss oben drauf schuftet sie für ihren Sohn. Und es liegt daran, dass die Sängerin Björk einfach unfassbar gut spielt und zurecht für einen Golden Globe nominiert wurde und die Goldene Palme für ihre Leistung bekommen hat. Völlig unverständlich wurde sie allerdings nicht einmal für den Oscar nominiert. Das Ganze ohne schauspielerische Ausbildung und mehr oder weniger spontan, denn sie sollte ursprünglich nur die Musik machen, als sie von Trier fragte, ob sie die Rolle verkörpern möchte.
Und dann wird ihrer Figur in diesem Film übel mitgespielt und zwar so übel, dass es einen emotional unangespitzt in den Boden rammt. Dabei positioniert "Dancer in the Dark" sich nicht nur als Dekonstruktion von Musicals, sondern als richtiges Anti-Musical. Es gibt Gesangs- und Tanzeinlagen, die ziemlich eigenartig und deplatziert wirken, aber das sollen sie. Selma sagt an einer Stelle im Film, dass sie Musicals mag, weil “nichts Schlimmes passiert, wenn gesungen wird”. Aber der Film holt einen stets auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn die Musik verstummt und die Spirale in den Abgrund dreht sich weiter. So werden diese fröhlichen Gesangseinlagen zum zynischen Kommentar. Mit etwas Singen ist es in der Realität eben nicht getan, will uns von Trier zeigen.
Die letzten ca. 15 Minuten des Films sind sehr schwer anzuschauen und werden meine Netzhaut wahrscheinlich nie mehr verlassen, weil Lars von Trier hier knallhart in Aussage und Konsequenz auf Linie bleibt. Nur ein ganz kleiner Hoffnungsschimmer wird uns gegeben, aber auch da kann man sich nicht ganz sicher sein. Auch das allerletzte Bild des Films bleibt sich treu und blendet einen optimistischen Satz ein, wie er am Ende eines Musicals stehen könnte, während uns gerade genau das Gegenteil gezeigt wurde und ihn damit in den bitterbösen Zynismus verschiebt.
Aufgrund der nüchternen und dokumentarischen Kamera wirkt der Film sehr real und naturalistisch – besonders in den Dialogen - und somit auch authentisch, was einen noch mal zusätzlich näher an die Figuren bringt und einen noch mehr mitfühlen lässt. Die Charaktere sind immer nachvollziehbar und als was sich der ein oder andere Charakter heraus stellt, ist durchaus überraschend.
Auch wird der sogenannte "Red Scare" in den USA der 60er Jahre verhandelt, denn auch ohne zu spoilern kann man sagen, dass das Herkunftsland von Selma ihr nicht zum Vorteil gereichen wird.
"Dancer in the Dark" und Lars von Trier selber sind angreifbar... keine Farge. Viele reden von “Sad Porn”, "Misery Porn", Zynismus, Sadismus gegen den Zuschauer oder gegen die geschaffenen Charaktere oder man wirft von Trier vor ein Menschenfeind zu sein. Aber um jemanden so sehr emotional mitnehmen zu können, muss man Charaktere erschaffen können, die einem am Herzen liegen. Das hat er in diesem Film getan und das könnte keiner, der Menschen hasst. Und auch wenn der Film einen mit Depressionen zurücklassen kann, ist man in der guten Gewissheit, dass es ja wirklich Menschen wie Selma da draußen gibt, denen das nicht passiert, was sie im Film mitmacht. Das spendet einen gewissen Trost, dass man hier eben nur den Fall sieht, wo wirklich alle schief läuft.
Der Film wurde übrigens insgesamt bei den Oscars fast komplett außen vor gelassen; nur ein Filmsong von Björk wurde nominiert. Dabei hätte man nicht nur Björk für das Schauspiel, sondern auch Catherine Deneuve ruhig wenigstens nominieren können. Und das Drehbuch und die Regie hätten auch eine Nominierung verdient, sowie eine als bester Film. Aber das befeuert nur die Vermutung, dass pessimistische Filme eher nicht bei der Academy funktionieren (siehe den sträflich verschmähten “Nightcrawler”).
Dennoch möchte ich keine uneingeschränkte Empfehlung geben. Ich habe von nicht wenigen Menschen gelesen und gehört, die der der Film wirklich richtig platt gemacht hat. “Dancer in the Dark” ist vollkommen zurecht im Internet auf vielen Toplisten der Marke “Saddest Movies of all Time”, “Movies that make us cry”, “Most disturbing Movies”, “Darkest Movies of all Time” oder “Movies you can only watch once”.
Also: Wissen worauf man sich einlässt und nicht gucken, wenn man sowieso schon schlecht drauf ist. Lars von Trier ist ein Filmemacher, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, dass sich das Publikum möglichst unwohl fühlt. Ich kann nur noch einmal wiederholen: Der Film steht ständig auf der Kippe zum manipulativen Tränendrücker, aber er ist so gut gespielt, inszeniert, abgründig böse und konsequent, dass es trotzdem funktioniert. Und das ist äußerst bemerkenswert.

Und übrigens auch mal Grüße an die FSK, die diesen Film ab 12 freigegeben hat. Puh. Bin da eigentlich ziemlich liberal und rein von der Gewalt ist da nix, was man beanstanden kann. Aber psychologisch ist der Film für das Alter viel zu bedrückend.

4,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/dancer-in-the-dark/
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